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Antwort

Ja, Freund, in Deinem Sans-Souci,
Wo, bey der Musen Harmonie,
Die finstere Philosophie,
An Lied und Scherz und Kuß gewöhnet,
Mit Huldgöttinnen sich versöhnet,
Wo neben Dir Dein Amor sitzt,
Und spielend einen Plato schnitzt, Auf einer Gemme in Lippert's Daktyliothek ist es der Kopf des Socrates; allein Plato war gewiß der Lieblingsphilosoph der Liebesgötter.
Da lassen Dich erhab'ne Freuden
Kein fürstlich Sans-Souci beneiden:
Da ruft den ungetäuschten Blick
Von der Palläste stolzen Mauern
Die Weisheit freundschaftlich zurück,
Und lehrt Dich, Könige bedauern.

Sie scherzen nicht mit uns im Hain,
Sie ladet nicht der Rasen ein,
Kaum sehen sie das Veilchen blühen,
Die Sonne hinter Bergen glühen,
Den Hügel, den Aurora mahlt,
Und wie der Mond auf Teiche strahlt.
Kein Vogel singt für sie Gesänge;
Die kleine Philomele schweigt,
Wenn sich in rauschendem Gepränge
Der Herr von ihren Wäldern zeigt.
Mit unterbroch'nen Tönen steigt
Die Lerche, wo der Frohsinn weicht,
Und bang, mit leisem Murmeln schleicht
Der ungegrüßte Bach vorüber.
Das Echo sagt erschrocken nach,
Was ein Monarch im Purpur sprach,
Und hört des Hirten Stimme lieber.

Uns, bester Gleim, uns liebt das Thal;
Dort, wo wir seine Rosen pflücken,
Und den gefüllten Becher schmücken,
Verachten wir Lucullus Mahl.
Es trank aus goldenem Pokale
Nur selten die Zufriedenheit;
Nur selten wohnt im Marmorsaale
Das Glück der wahren Zärtlichkeit.
Ihr Fürsten! sah man, unter Küssen,
Von euren Wangen Thränen fließen?
Für uns als Götter aufgestellt,
Vom Diadem das Haupt umwunden,
Was hilft euch eine ganze Welt,
In der ihr keinen Freund gefunden?

Nur dann, wenn am verlass'nen Herd
Die Unschuld ihre Hände ringet,
Bis zum Pallast die Stimme dringet
Euch Väter nennt, und Schutz begehrt:
Dann seyd ihr uns des Neides werth.
Doch nein! von unzählbaren Schätzen
Den Raub der Bosheit zu ersetzen,
Ist das ein himmlisches Ergetzen,
Ist das der Tugend höchster Ruhm?
Was wir, o Freund, der Armuth geben
Von uns'rem kleinen Eigenthum,
Muß über Fürsten uns erheben!

Wenn einst die gold'nen Wände beben,
Der Styx in banger Nähe schreckt,
Und dicke Nacht den Thron bedeckt:
Dann sieht, in wilden Phantasien,
Auf seinem Lager noch der Held
Ein grauses, leichenvolles Feld;

Sieht überwund'ne Feinde knien,
Und Angstgeschrey, das Gnade! ruft,
Ertönet laut um seine Gruft.

Und wir? Bekränzt kommt er hernieder
Von Grazien, der letzte Tag;
Umarmet singen wir ihm Lieder:
Ein zärtlich Mädchen singt sie nach.


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