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Im Schnee

Nun war der Winter eingekehrt und hatte schon vor Weihnachten viel Schnee und Frost gebracht.

»Fräulein, bleiben Sie nicht im Schnee stecken«, riefen die Kinder ihrer Erzieherin zu, als Frieda etwa acht Tage vor Weihnachten in den Schlitten steigen wollte, der sie an die Bahn bringen sollte.

»Eine Schlittenfahrt ist etwas Schönes«, rief sie den Kindern zu und deckte sich die schöne warme Pelzdecke über, nachdem sie ihre Füße in einem Fußsack gesteckt hatte. Sie winkte den Kindern, die in der Halle standen, fröhlich ein Lebewohl zu, grüßte noch einmal Frau Mehnert, die oben am Fenster stand, und fort sauste der Schlitten dem nahen Städtchen zu. Es hatte wieder tüchtig geschneit, aber jetzt war ruhiges klares Wetter, die Fahrt im Schlitten auf der Landstraße ein wirkliches Vergnügen, und Frieda war in froher Stimmung. Sie hatte in dem Vierteljahr manches Schwere, aber auch viel Gutes erlebt. Die Hauptsache war ihr, daß sie die Liebe der Kinder besaß. Und dann hatte sie das erste selbst verdiente Geld in der Tasche. Bisher war sie immer nur von der Gnade anderer Menschen abhängig gewesen, jetzt stand sie auf eigenen Füßen und konnte von selbst verdientem Gelde für die Lieben in Buschrode Weihnachtsgeschenke kaufen. Sie sollten alle etwas haben, die Eltern, Martha, die Tanten, auch Großtante Kathinka, die immer so lieb und freundlich mit ihr war.

In Holtenow kam sie gerade zur rechten Zeit, um ihr Gepäck zu besorgen und die Fahrkarten zu lösen. Sie trug dem Kutscher viele Grüße an die Grünbacher Kinder auf.

»Fräulein, bleiben Sie nur nicht unterwegs stecken, wir bekommen noch viel Schnee«, sagte er und zeigte mit der Peitsche nach dem Himmel.

Der blaue Himmel hatte sich verdunkelt. Dicke graue Wolken zogen sich zusammen, wobei ein Wind aus Nordwesten sich erhoben hatte. »Gut, daß ich im trocknen bin«, dachte Frieda, als sie in einem Abteil zweiter Klasse saß. »Es gibt noch viel Schnee«, sagte jemand. Und wirklich, als der Zug davonfuhr, schneite es schon ganz tüchtig, dabei ließ sich ein heulender Ton wie von daherbrausendem Winde hören. Doch Frieda achtete nicht weiter darauf. Sie saß im warmen Abteil und freute sich zunächst auf die Hauptstadt, wo sie einen Tag bei Frau Zeller bleiben wollte, um Einkäufe zu machen. Dann sollte es nach Neuburg gehen, wo Christian sie und Tante Kathinka am Tag vor Weihnachten abholen würde. Sie freute sich sehr, zumal Martha und die Eltern so freundlich und herzlich geschrieben hatten.

Nach mehrstündiger Fahrt kamen sie in der Hauptstadt an. Es schneite noch immer, Häuser und Bäume lagen im dicksten Schnee, und auf den Straßen waren viele Arbeiter beschäftigt, um Bahn zu machen, sonderlich jetzt, wo die Stadt mit Fremden angefüllt war, die alle zum Fest Einkäufe machen wollten. Frau Zeller empfing Frieda freundlich, machte aber ein besorgtes Gesicht. »Fräulein Frieda, wenn ich Ihnen raten soll, fahren Sie womöglich noch heute weiter. Man prophezeit noch mehr Schneefälle. Ihr Zug könnte morgen stecken bleiben.«

»I wo«, sagte Frieda vergnügt, »sehen Sie doch nicht so schwarz. Ich muß heute und auch morgen vormittag viele Besorgungen machen. Morgen nachmittag fahre ich dann nach Neuburg.«

»Ich behalte Sie gern, Fräulein Frieda, das wissen Sie. Ich hielt es nur für meine Pflicht, Sie zu warnen.«

Am Nachmittag hörte es wieder auf zu schneien, auch der Wind legte sich, so daß Frieda ihre Einkäufe erledigen konnte. Aber schon am Abend setzte wieder ein Schneesturm ein, und das ging die Nacht durch, so daß man am andern Morgen schon von Verwehungen sprach, auch hörte man von Steckenbleiben der Züge. Nun wurde Frieda ängstlich. »Es ist doch vielleicht richtiger, ich fahre heute morgen mit dem 10-Uhr-Zug, es könnte mir sonst passieren, daß ich Neuburg nicht mehr erreiche.«

Frau Zeller konnte nur zureden. Sie begleitete Frieda durch Schnee und Wind an den Bahnhof. Da entrollte sich ein interessantes, aber auch tragisches Bild. Von allen möglichen Orten gingen Depeschen ein über Zugverspätungen, oder daß die Züge überhaupt nicht angekommen seien, sondern im Schnee steckten. Infolgedessen konnten keine neuen Züge abgelassen werden. Da sah man Schüler mit mißmutigen Gesichtern stehen; Schülerinnen, die in der Großstadt in Pension waren und sich auf die Weihnachtsferien gefreut hatten, liefen weinend umher, weil sie nicht reisen konnten. Die Aussicht, Weihnachten in der Pension zuzubringen, statt daheim bei Eltern und Geschwistern, war zu trostlos. Geschäftsleute, die an einen bestimmten Termin gebunden waren, standen ratlos umher, stundenlang hatten sie schon mit dem Gepäck gewartet, immer in der Hoffnung, noch fortzukommen. Mütter, die zu Einkäufen in die Stadt gekommen, sahen keine Möglichkeit, ihr Heim wieder zu erreichen, denn fast nach allen Richtungen wurde kein Zug mehr abgelassen.

Da plötzlich hieß es: »Richtung Neuburg, Wiesental einsteigen, die Bahn ist ziemlich frei.«

Wer war glücklicher als Frieda! »Wie schön, Frau Zeller, sehen Sie, ich komme doch noch fort.«

Frau Zeller, die nicht viel Hoffnung auf glückliches Gelingen der Reise hatte, war froh, daß sie selbst in diesem Jahr die Fahrt nicht mit ihren Kindern zu machen brauchte, wünschte aber Frieda von ganzem Herzen eine Heimkehr ohne Hindernisse.

Eine Masse von Menschen stürzte auf den Zug zu, es war, als ob eine Festung erstürmt werden sollte. Frieda mußte eilen, daß sie überhaupt noch einen Platz bekam. Eng aneinander gedrängt saßen die Frauen mit ihren Paketen und Sachen, kaum konnte man sich rühren. Aber alle sahen erlöst aus, als sie nun endlich saßen, und waren dankbar, daß es nun wirklich heimgehen sollte.

Was Frieda aber von den verschiedenen Mitreisenden hörte, war nicht dazu angetan, ihr Mut zu machen. Man erzählte sich, daß ein Zug mit seinen Insassen zwei Tage im Schnee gesteckt habe, bis sich endlich einige Schlitten durchgearbeitet hatten, um die halbverhungerten Passagiere zu erlösen. Eine Dame berichtete, daß fast sämtliche Milchwagen in der Hauptstadt ausgeblieben seien, was viele Einwohner in Verlegenheit gesetzt habe, gerade in diesen Tagen, da die Hauptbäckereien vorgenommen werden sollten.

Man war jedoch froh, jetzt sicher im Zug zu sitzen und wahrzunehmen, daß er ruhig seinen Weg nahm durch die zu beiden Seiten aufgetürmten Schneeschanzen. Aber es schneite unentwegt weiter, der Wind pfiff und heulte und trieb den Schnee vor sich her. Plötzlich ließ das Tempo des Zuges merklich nach. Man hatte schon mehrere Stationen glücklich passiert und befand sich genau zwischen zwei Stationen, da hielt er. »Festgefahren«, hörte man eine Stimme rufen. Man konnte kaum zum Fenster heraussehen, so trieb der Wind die Schneeflocken vor sich her. Die Männer in den anstoßenden Abteilen stiegen aus und sprachen mit den Schaffnern, die sorgenvoll den Kopf schüttelten. »Wir haben es gleich gesagt, es geht nicht. Nun sitzen wir in der Patsche.«

»Ja«, meinte einer, »wenn wir nur Geräte da hätten, Schnee schaufeln wollten wir wohl –«

»Schaufeln hätten wir, damit haben wir uns versehen. Wenn die Herren helfen wollten –«

»Natürlich, nur her damit.« Bald sah man eine ganze Schar mit Schaufeln Bewaffneter am Werk. Man atmete auf, aber nur langsam schritt die Arbeit fort. Kaum hatte man eine Schanze bezwungen, bot sich schon ein neues Hindernis. Nach mehrstündiger Arbeit aber erlahmten sichtlich die Kräfte. Man löste sich ab, doch erzwingen ließ es sich nicht. Da hieß es plötzlich, einige Männer hätten sich nach der verlassenen Station aufgemacht, um Schlitten zu holen, mit dem Zug sei im Augenblick nicht durchzukommen. Neue Hoffnung belebte die Reisenden, aber Stunde um Stunde verrann, es ließ sich nichts hören noch sehen. Schon dunkelte es, der Abend kam heran, der Kleinmut stieg.

»Meine armen Kinder, mein armer Mann«, jammerte eine Mutter, »wie werden sie sich ängstigen, wenn ich nicht komme.« »Um mich«, sagt eine andere, »sorgt sich eine alte Mutter; wenn ich zur Nacht nicht da bin, wird sie krank vor Unruhe«.

»Mich hungert, Mutter«, klagt ein kleines Mädchen, und sah verlangend nach der großen Reisetasche. »Da sind nur Weihnachtssachen drin«, war die Antwort. »Wir wären ja sonst am Nachmittag zur Kaffeezeit zu Hause gewesen, nun habe ich kein Brot und keine Semmel bei mir.« Frieda, die mit einem Paket von Butterbroten versorgt war, bot der Kleinen eins an, was mit großem Dank angenommen wurde. Auch ihr fing es an unbehaglich zu werden. Sie dachte an Großtante Kathinka, die sie am Abend erwartete; sie hatte ihr geschrieben, daß sie nachmittags von der Hauptstadt abreisen würde. Wann konnte sie in Neuburg sein? Sie sah nach der Uhr. Schon bald Mitternacht, also über zwölf Stunden unterwegs.

»Wir müssen gewiß die ganze Nacht hier zubringen, o wäre ich daheim geblieben«, klagte eine alte Frau. »Aber die Kinder baten so sehr, ich solle Weihnachten mit ihnen feiern, dies wird mein Ende sein.« Frieda suchte sie zu trösten. »Sehen Sie, jetzt geht der Mond auf, das Schneien hat aufgehört, wir bekommen eine helle klare Nacht. Ich schlage vor, wir versuchen zu schlafen, da vergeht die Zeit, und die Erlösung kommt um so schneller.«

»Sie haben gut reden, Sie junges Kind! Wer kann bei solcher Aufregung schlafen.« Frieda zeigte auf ihr Gegenüber, eine korpulente Frau, die laut schnarchte. »Die hat das beste Teil erwählt«, stöhnte eine andere. »Ich wollte, ich könnte auch schlafen, aber das lassen meine aufgeregten Nerven nicht zu.«

So wurde geklagt und gejammert, aber besser wurde die Sache dadurch nicht.

Endlich ertönte Schellengeläute. »Jetzt kommen die Schlitten, Gott sei Dank!« hieß es von allen Seiten. Und wirklich, eine ganze Reihe von Schlitten zog herauf, zum Teil große Leiterwagen, die auf Kufen gesetzt waren.

Plötzlich wurde die Tür des Abteils, in dem Frieda saß, aufgerissen, zwei Männer sahen herein und forderten die Frauen, die nach Neuburg und Wiesental wollten, auf, ihnen zu folgen, es sei ein Schlitten da für diese Ortschaften. Fast alle wollten dahin, nur die Frau mit dem kleinen Mädchen wollte nach einer früheren Station, weshalb ihr gesagt wurde, nach dem zweiten Schlitten zu gehen. Alle stiegen mit großer Geschwindigkeit aus, in der Angst, der Schlitten möchte ohne sie abfahren. Nur Frieda rührte sich nicht. Sie war ganz blaß geworden und drückte sich ganz in die Ecke, als wollte sie nicht gesehen werden, dabei sah sie starr auf einen Punkt. Das Geschwirre der Aussteigenden tönte an ihr Ohr, aber ihre Gedanken waren weit weg. Sie waren am Neuburger See, sie hatte eben den Herrn wieder erkannt, der das Taschentuch von ihr verlangt hatte, um es dem Verwundeten als Verband aufzulegen. Schon die Stimme war ihr bekannt vorgekommen, und als nun der Schein der Lampe hell in sein Gesicht schien, da sah und hörte sie nichts weiter. Das war ja der Herr, der ihr oft in Gedanken und im Traum erschienen war! Nein, ihm wollte sie sich nicht anvertrauen!

Alle hatten bereits das Abteil verlassen, und sie dachte eben darüber nach, daß sie die Tür schließen wollte und sich behaglich der Nachtruhe hingeben, da hörte sie draußen die Stimme laut sagen: »Es war doch noch eine Dame im Abteil, man sagte mir, ein junges Mädchen, das nach Neuburg wollte.« Und der Herr stand abermals an der noch offenen Tür.

»Die Dame will nach Neuburg, höre ich. Bitte, schnell auszusteigen, der Schlitten fährt gleich ab.«

»Ich kann warten«, sagte Frieda beklommen. »Der Zug wird doch jedenfalls morgen freikommen.«

»Und dann wollen Sie allein hier nächtigen. Ein großer Unsinn, liebes Fräulein. Seien Sie dankbar, daß für Beförderung gesorgt ist. Es hat uns Mühe und Kosten genug gemacht.« Mit diesen Worten hatte er energisch ihre Hand gefaßt, sie mußte folgen, sie mochte wollen oder nicht. Er hatte etwas Zwingendes. Der Schlitten stand einige Schritte weiter auf der neben den Schienen herlaufenden Landstraße. Alle Frauen des Abteils saßen schon darauf und waren damit beschäftigt, sich in die warmen Decken, die vorsorglich im Wagen lagen, oder die man selbst hatte, zu hüllen. Er hielt Frieda noch immer an der Hand, als fürchte er, sie könne ihm entschlüpfen. Nun war er ihr beim Aufsteigen behilflich, und als er sie oben hatte, sagte er freundlich: »Sehen Sie, es geht ganz schön, und nun hole ich schnell Ihre Sachen, denn die haben Sie alle im Abteil gelassen, und dann kann die Reise losgehen.«

Hurtig lief er zurück und überreichte ihr Tasche, Pakete und Schirm, alles mit ritterlichem Anstand und freundlicher Miene. Dann setzte er sich neben den Kutscher und rief: »So, nun vorwärts.«

Der Schlitten glitt sanft dahin über die große winterliche Fläche, der Mond erleuchtete alles, es war blendend hell. Das fröhliche Schellengeläute, das Traben der Pferde durch den Schnee, und die Hoffnung weiterzukommen, belebte alle. Nur Frieda war es wie ein Traum, immer wieder mußte sie nach dem Herrn schauen, der da vorn beim Kutscher saß und sich eifrig mit ihm unterhielt. Er sah gar nicht danach aus, als ob er Schweres auf dem Gewissen hatte. Sein ganzes Benehmen hatte nichts, was das Licht scheute, im Gegenteil, er hatte etwas so Sicheres, beinahe Vetrauenerweckendes. Es war ihr, als träumte sie, während alle andern schwatzten, lachten und sich über die Hilfe freuten.

»Nun, Fräulein, Sie sind ja ganz verstummt«, sagte eine der Frauen. »Sie wären wohl am liebsten tagelang im Zug sitzen geblieben.« Da wandte sich der Herr um und fragte besorgt: »Hat das junge Fräulein auch eine Decke«, worauf einige Damen erwiderten: »Jawohl, gewiß, wir sind alle schönstens versorgt.«

Aber ganz glatt ging auch die Schlittenfahrt nicht ab. Es kamen Schneeverwehungen, so daß man einige Male gezwungen wurde auszusteigen, da der Schlitten festsaß. Nun mußte wieder mit der Schaufel gearbeitet werden, es gab Zeitverlust, und nasse Füße waren unvermeidlich.

Endlich tauchte die Station Neuburg auf, nicht lange dauerte es, so fuhren sie mit Schellengeläute in die Stadt. Es war etwa zwischen sechs und sieben Uhr morgens. Auf dem Markt wurde halt gemacht. »Wir können nicht jeden vor die Haustür fahren, denn wir müssen eilen, nach Wiesental zu kommen«, sagte der Unbekannte. Er war den Damen beim Absteigen behilflich, sie umringten ihn und dankten. Auch Frieda versuchte schüchtern ihren Dank anzubringen, aber er hörte es kaum, denn da kam ein Herr gelaufen, der den Schlitten hatte vorüberfahren sehen und seine Frau erkannt hatte. Auch andere eilten herbei, und es war so ein Auflauf, daß Frieda unbemerkt entschlüpfen konnte. Sie war ganz steif und konnte kaum die Füße bewegen; es war nur gut, daß das Haus der Tante nicht weit war. Dort im Eckhaus im ersten Stockwerk brannte Licht, sie war schon auf, da stand Frieda nicht vor verschlossener Tür. Unten im Flur hörte Frieda eine Frau rufen: »Eben ist ein Schlitten angekommen, er bringt die Reisenden, die im Zug eingeschneit sind, da ist das Fräulein, das Sie gestern erwarteten, gewiß mit dabei.«

Sie vollendete kaum den Satz, als Frieda schon in der Tür stand. »Gott sei Dank, daß Sie da sind, die Tante hat sich so sehr gesorgt, sie hat diese Nacht fast kein Auge zugetan.« Das Hausmädchen nahm die Sachen und sagte, als Frieda mühsam die Treppe hinaufschlich: »Fräulein, Sie werden gewiß noch krank, so eine Schlittenfahrt im Winter und dann bei Nacht!«

Großtante Kathinka, die das Reden unten gehört hatte, erwartete Frieda schon. »Kind, bist du da? Aber wie siehst du aus!« Frieda sank halb ohnmächtig auf einen Stuhl und weinte bitterlich, gerade wie damals, als sie von dem aufregenden Spaziergang kam.

»Sie ist krank, Marie, wir müssen sie schleunigst zu Bett bringen. Diese Reise war zu viel für das junge Mädchen.« Es währte nicht lange, so lag sie in Tante Kathinkas Bett. Sie ließ alles über sich ergehen, obwohl sie sich bis zum äußersten beherrschen konnte, hatte sie sich doch bei der ganzen Geschichte sehr aufgeregt, auch hatte sie sich eine tüchtige Erkältung geholt, so daß ihr alles, was man jetzt mit ihr machte, gleichgültig war.

Als das kleine Gastzimmer geheizt und das Bett gewärmt war, wurde sie umquartiert und der Arzt gerufen. Der ordnete einige Tage Bettruhe an, es sei eine tüchtige Grippe im Anzug, die leicht eine Lungenentzündung nach sich ziehen könne, wenn nicht strenge Schonung geübt werde.

»Nun, dann bleiben wir hübsch zu Hause, und ich pflege das Kind«, sagte Tante Kathinka zu ihrer Marie, schrieb schleunigst einen Brief nach Buschrode mit der Bitte, den Christian nicht zu schicken, weil Frieda krank bei ihr angekommen sei, und sie beide nicht an eine Reise zu ihnen denken könnten.


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