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Ruhelose Tote

» A negotio perambulante in tenebris, libera nos, Domine« – Befreie uns, o Herr, von dem Unreinen, das da einhergehet in der Finsternis.

Es wäre ein Irrtum anzunehmen, daß der gewiß altmodische Geisterglaube durch die Abkehr des modernen Spiritismus vom althergebrachten Gespensterwesen seiner Schrecken beraubt worden sei. Und wirklich sind es sehr matte Geister, die vom Okkultisten unserer Tage zitiert werden; sie können ihre Gegenwart nur durch den eigentümlichen Prozeß der Materialisation kundtun; dazu bedarf es vieler Mühe und Plage, und wenn sie glücklich materialisiert sind, hängen sie noch für dieses bißchen Dasein von der Gnade ihres Mediums ab. Sie können weder richtig fürchten machen, noch ihren übernatürlichen Kräften ehrerbietigen Respekt verschaffen. Kurz, die Geister des Spiritismus sind sozusagen gezähmt und aus diesem Grunde harmlos. Aber das altmodische Gespenst läßt nicht ab, die Nacht mit Grauen zu erfüllen, die Häuser unbewohnbar zu machen und den Geisterbeschwörern Trotz zu bieten; und viele, die sich über den modernen Okkultismus lustig machen, wagen es nicht, über die Schrecken der Finsternis zu spotten. Obgleich der Spiritismus den Anspruch erhebt, die Lebenden an vertrauten Umgang mit den Toten zu gewöhnen, hat er es nicht zuwege gebracht, dem Abergläubischen die Furcht vor der Nacht zu nehmen; aber einen gefährlichen Feind haben die Gespenster, den modernen Architekten. Koboldspuk und Hexenwesen blühten im gotischen Mittelalter, – in der Zeit der Burgen, der mächtigen Kathedralen und unermeßlichen Paläste mit ihren abgrundtiefen Verließen, dämmerigen Hallen und geheimen Gemächern, – mit ihren Wandbekleidungen, grotesken Schnitzereien und Wappenemblemen, ihren Wasserspeiern und Ungeheuern aus Holz und Stein. Die helle und sachliche Anlage unserer modernen Wohnungen läßt für Gespenster wenig Platz übrig und gibt der Phantasie kaum Gelegenheit, sich Frankensteinsche Scheusale auszudenken. Übertriebene Höhen- und Breitenmaße sind aus unseren Bauplänen so gut wie verschwunden; Groteskschnitzerei ist eine fast vergessene Kunst, und der Hausrat, den sie geschaffen hat, ist zum alten Gerümpel geworfen; moderne Portraits steigen nicht mutwillig aus ihren Rahmen, um nächtlicherweile im Hause umherzuwandeln; und Gespenster haben eine Aversion gegen Gaslicht. Und doch soll es mitten im nüchternen, schweinefleischverpackenden Cincinnati nicht geheuere Plätze geben, wo die Toten die Lebenden nicht in Ruhe lassen. Aber es scheint, daß die Geister nur selten sich herablassen, für einige Bevorzugte in Erscheinung zu treten; immerhin haben sie eine rücksichtslose Art, bei Nacht treppauf, treppab zu schleichen, besonders über Stiegen, deren vierte oder fünfte Stufe knarrt; auch fahren sie den Schläfern mit kalter Hand übers Gesicht, rascheln mit den Kleidern, ziehen die Bettdecke weg; sie richten weiße Laken ganz unheimlich her, daß man glauben muß, etwas Entsetzliches sei darunter verborgen, oder sie erzeugen mitten in der Nacht ganz ekelhafte Geräusche. – Von vier Gespenstergeschichten, die uns kürzlich erzählt wurden, versuchten wir aus verständlichen Gründen nur einer nachzugehen; aber interessant sind alle.

Der Schauplatz der ersten ist die Wohnung eines sehr populären, wohlhabenden Bürgers, Vaters vieler erwachsener Kinder, – eines Mannes, der früher einmal für seinen Skeptizismus in allem, was mit Spiritismus zusammenhängt, bekannt war. Vor einigen Jahren starb seine einzige Tochter, eine schöne und gebildete junge Frau; und die luxuriöse Wohnung wurde zu einer Stätte der Trauer, still wie ein großes Mausoleum. Man glaubte aber, das Haus würde bald wieder werden, was es früher war, ein Mittelpunkt heiteren, geselligen Lebens. Das geschah nicht. Kaum waren die sterblichen Überreste unter dem Rasen von Spring Grove geborgen und der Trauerflor von der Tür genommen, als einige Dienstboten behaupteten, daß Miß – nachts in den schweigenden Räumen umgehe, in ihrem Lieblingskleid und noch

»– schön und stattlich,
Aber bleich, wie die Toten sind.«

Die Familie wollte nichts glauben und blieb auch noch skeptisch, als eines der Mädchen aus purer Angst seine Stelle gekündigt hatte. Dann sollen seltsamere Dinge sich ereignet haben. Spät in der Nacht, wenn alles schlief, wurde auf dem Klavier im Salon mit leichter und gewandter Hand gespielt. Aber die Salontür war versperrt, und das Klavier war nach dem Begräbnis verschlossen worden, nachdem seine weißen Tasten, wochenlang unberührt, verstaubt waren, da die Dienstmädchen, von der Pflege der Kranken und der Bedienung der Ärzte zu sehr in Anspruch genommen, nicht ans Abstauben der Möbel denken konnten. Doch die Musik klang deutlich durch das Haus, als spielte jemand geläufig, aber kraftlos auf dem Instrument.

Die Familie stand auf, ging mit Kerzen zur Salontür und lauschte dem gespenstischen Spiel. Es war klar und fließend, doch klang es unheimlich und unwirklich wie Geräusche im Halbschlaf. Sie sperrten die Tür auf, und augenblicklich brach es ab. Im selben Moment strich ein eisiger Lufthauch vorbei und verlöschte das Licht, ein Geräusch wie raschelndes Nachschleifen von Seide auf dem Boden ging vom Salon durch den Korridor. Der rote Schein der Kohlenglut auf dem Feuerrost genügte, die Möbel und andere Gegenstände deutlich sichtbar zu machen. Aber niemand war da. Das Klavier war noch verschlossen, und als man den Deckel aufhob, fand man den Staub unverwischt auf den Elfenbeintasten. Als die Tür wieder geschlossen war, hub das Spiel von neuem an, und die Dienstboten liefen entsetzt davon.

Nacht für Nacht wiederholte sich dasselbe, und schließlich sprach man gar nicht mehr davon. Das summende Geräusch einer Nähmaschine, das Aufgehen und Zuschlagen von Türen, der leichte Schritt von Frauenfüßen auf den Treppen, das Tasten ihrer Finger an Fenstern, das Rascheln ihres Seidenkleides die Korridore entlang, – es waren allnächtliche Ereignisse geworden. Einige wollen sie gesehen haben und erzählen, sie habe keinen Schatten, und ihr Gesicht sei wie in Nebel gehüllt. Schließlich wurde dieser Teil des Hauses abgeschlossen, und niemand hat ihn seit Jahren betreten.

Aber diese Geschichte verblaßt neben gewissen Dingen, die man sich aus Longworth Street erzählt. Irgendwo in dieser Straße steht ein Ziegelbau, der eine Geschichte hat. Es sind neun Zimmer im Haus, von denen eines seit Jahren unbewohnt ist; dann gibt es da einen finsteren Hinterhof und einen sehr tiefen Keller. Wie das House of Usher hat dieses Gebäude seine eigene Atmosphäre, eine schwere, Ekel erregende Atmosphäre voll widerlicher Gerüche, die sich jedem Versuch einer Analyse oder auch nur einer Definition zu entziehen scheinen. Man hat behauptet, daß diese Gerüche aus dem feuchten, finsteren Keller kommen. Sicher ist, daß der Keller ein höchst unheimlicher Ort ist; von seinen aussätzigen Wänden tropft giftiges Naß; seine Steine schwitzen eine eisige und tödliche Feuchtigkeit aus; seine Deckengewölbe und Wände sind mit fahlen Schwammgewächsen überwuchert; scheußliche Dünste steigen aus seinem Boden auf; und alles, was man dort unten läßt, ist in wenigen Tagen mit einer dicken Schicht Meltau wie mit starkem Reif bedeckt. »Kalken, kalken, lieber Mann!« riet ein neunmal Kluger kürzlich einem verdrossenen Hausbewohner. »Kalken, jawoll, kalken! Ganze Fässer von Kalk hab ich in den verfluchten Keller gegossen,« war die Antwort, »aber die Dünste bleiben und der Schwamm wächst weiter, der Meltau hört überhaupt nicht auf, und die Wände wollen eben schwitzen. Nicht eine Maus oder Ratte gibts im ganzen Haus; keine Katze will dableiben; und Hunde heulen schon vor Angst, wenn sie bloß in den Hof gebracht werden. Ich kann und kann die Idee nicht loswerden, daß da unterm Kellerboden irgendwas liegt, – da muß was eingegraben sein, – verfaulen muß da langsam was, – und die Würmer müssen da zwischen den Knochen herumkriechen; aber ich hab nicht die Courage gehabt, 'runterzugraben und nachzusehn.« »Ach, Sie verdammter Trottel Sie!« erwiderte der kluge Mann, sagte: »Eehkelhaffft!!«, wandte sich angewidert ab und ging.

Vielleicht hatte er recht; aber der widerwärtigste Teil der Geschichte kommt erst. Wir hatten bereits erwähnt, daß eines der Zimmer unbewohnbar ist. Es liegt im oberen Stockwerk, nach hinten heraus, eine kleine, niedrige, schmale Kammer, von zwei durchgehenden Kaminen in Winkel gebrochen und von einem paar kleiner Fenster nur schwach erhellt. Mehrfach ist der Versuch gemacht worden, dieses Zimmer zu vermieten; zuerst als einzelnes Schlafzimmer, dann in Verbindung mit anderen Räumen des gleichen Stockwerks als Familienwohnung. Aber niemand hielt es länger als wenige Wochen darin aus; immer wollten die Mieter ganz plötzlich und ohne sich zu erklären weg und schenkten dem Wirt die Miete. Schließlich blieb der Raum den Spinnen, den Tausendfüßlern und dem ganzen ekelhaften Insektenvolk überlassen, das ghulisch und gefräßig auf Unrat sich mästet und auch vor den Wohnstätten der Toten nicht halt macht.

Und was war eigentlich los? Es stellte sich heraus, daß etwas so besonders Grausiges niemals gesehen worden war; wohl aber hätten Tote dort ihr Wesen getrieben und die Bewohner beunruhigt. An Schlafen war nicht zu denken. Immer wurde den Schläfern das Bettzeug weggezogen, Hände fuhren ihnen übers Gesicht und unerklärliche Geräusche waren jede Nacht zu hören. Man beschrieb uns diese Hände als klein und dürftig wie die Hände ungeborener Kinder, und auch jene Laute sollen dem Wimmern von Kindern ähnlich gewesen sein.

Also war das Unwesen wohl das Werk von Baby-Gespenstern, die den Leuten mit ihren Händchen ins Gesicht patschten und schrien, weil es für sie auch in der Geisterwelt keine Mutter gab. Arme kleine Baby-Gespenster! – Das einzige, was wir sonst noch über dieses Spukzimmer erfahren konnten, ist die Tatsache, daß vor vielen Jahren eine Engelmacherin dort ihr Gewerbe getrieben hatte.

Aber unsere nächste Geschichte ist nicht ganz geheuer. Sie spielt in einem wohlbekannten fashionabeln Haus, in Plum Street, das sich nicht gerade des besten Rufes erfreut. Auch sie hat mit einem Keller zu tun. Man erzählt sich, daß der Geist eines Mädels, eines hübschen und leichtfertigen Dings, in weißem, ärmellosem Kleid und Goldschuhen, das lange blonde Haar offen, über die Treppen und durch die Räume streicht, daß es in den »Nachmitternachtsstündchen« durch die Schlüssellöcher guckt, ab und zu aufkreischend, und verschwindet, sowie es im Osten graut. Es soll der Geist einer sein, die hier gelebt, gesündigt und geendet hat, und auf ihre eigene Bitte im Keller begraben wurde – wahrscheinlich, um sich gelegentlich mit einem Schluck Sherry stärken zu können. Aber das mit dem Grab im Keller ist denn doch etwas zu albern. – – –

Es ist jetzt vier Jahre her, daß ein Gerücht in aller Munde war, nach dem das Ausstellungsgebäude eine Art Gespensterzirkus sein sollte – ein Sammelplatz für Geister; die Wächter wurden auf alle erdenkliche Weise von Toten geplagt, die den schlechten Einfall hatten, zur Nachtzeit ihre bequemen Gräber zu verlassen. Und da die Gespenster auch durch häufige Wiederkehr die Wächter nicht an sich gewöhnen konnten, – da sie sich unwahrscheinlich rücksichtslos benahmen – und da wirklich eine Menge guter Gründe für den Spuk im Ausstellungsgebäude anzuführen sind, möchten wir über unsere Nachforschungen in dieser Angelegenheit berichten.

Zunächst ist darauf aufmerksam zu machen, daß das Gelände, auf dem heute die Gebäude stehen, kein anderes ist als das ehemalige Potter's Field, das sich früher im Westen über den Kanal hinaus erstreckte. Als das Kanalbett ausgehoben wurde, zeigte sich, daß der Boden an vielen Stellen Menschenknochen barg; über hundert Skelette mußten damals weggeschafft werden, und man brachte sie auf den schon überfüllten Massenfriedhof, über dem sich jetzt die Bauten erheben. Als der Dampfer Moselle – im Jahr 1838, glauben wir – in der Gegend der heutigen Wasserwerke in die Luft flog, wurden durch den Druck der Explosion Schädel und Rümpfe seiner Passagiere über die ganze Stadt geschleudert; die Überreste der Opfer wurden gesammelt und an der Stelle begraben, die heute der Südflügel der Gartenbauhalle einnimmt. Beim Bau des Ausstellungsaufzugs in der Maschinenhalle wurden Schädel und Knochen in Menge zu Tage gefördert und unter einem anderen Teil des Gebäudes wieder vergraben. Da, wo heute die Blumen- und die Kunsthalle stehen, war früher ein Waisenhaus, das im Sezessionskrieg als Militärlazarett verwendet wurde. Kurz, auf dem Ausstellungsgelände gab es kein Fleckchen, unter dem nicht Knochen moderten, – Menschenknochen, an denen die Würmer längst ihre Arbeit getan hatten.

Es war nur zu erklärlich, daß die Geister der aus dem Kanalbett Vertriebenen und der in der Aufzuggrube Ausgescharrten keine Ruhe mehr finden konnten. Auch war zu erwarten, daß die Geister aus den namenlosen Gräbern unter den riesigen Holzbauten gegen einen Spektakel protestieren würden, wie ihn Militärparaden, Polizeikommandos, Jubiläumstees, Feuerwehrbälle usw. mit sich bringen.

Sicherlich ist das Gebäude in langen Winternächten ein unheimlicher Ort für den einsamen Wächter. Eine trübe Lampe und der Widerschein der Straßenlaternen in den Fenstern geben nur wenig Licht, und in der Dämmerung scheint sich das Dach in unermeßliche Höhe zu verlieren; die tausend Holzpfeiler mit ihren Verstrebungen schimmern wie Riesenknochen der Vorzeit, und in dem fürchterlichen Schweigen könnte man glauben, in einem ungeheueren Skelett umherzugehen.

»Vor vier Jahren,« erzählte uns ein Wächter, »trat ich meinen Dienst im Gebäude an, und es kam ein böses Jahr für mich. Die unerklärlichsten und befremdlichsten Geräusche wiederholten sich jede Nacht. Es rappelte an der Decke, unterm Fußboden, an Türen und Fenstern; das Tappen leichter Tritte hinter mir, das Dröhnen lauter Schritte vor mir; ein Krachen, wie wenn schwere Hölzer von der Decke heruntergeworfen werden, ein Klirren wie von splitterndem Glas, ein schweres Schleifen, als würde etwas über den Boden gezerrt – das alles machte mich krank, und nur in den Tagen der Ausstellung hatte ich Ruhe. Sooft ich ein Geräusch hörte, ging ich sofort zu der Stelle, von der es herzukommen schien; aber ich konnte nie etwas finden. Keine Glasscherben, alle Sparren dort, wo sie hingehörten, niemand an der Tür. Einmal hörte ich anhaltendes, lautes Klopfen an der Tür, in einer Winternacht, als draußen der Schnee vier Fuß hoch lag und der Wind durch alle Fugen der Bretterwand pfiff. Ich ging zur Tür und sah nach, aber niemand war da, auch im Schnee keine Spur, nur der Wind heulte und trieb den Schnee vor sich her, und vom frostklaren Himmel glitzerten die Sterne. Ich stellte mich hinter die Tür, wartete, bis das Klopfen sich wiederholte – dann riß ich die Tür auf. Nichts. Man will mir einreden, daß an diesen Geräuschen das Schrumpfen und Dehnen des Holzes, das Sacken des Gebäudes und noch alles mögliche andere schuld ist. Aber ich weiß da Bescheid, denn ich war früher selber Baumeister, und ich kann das Krachen von platzendem Holz sehr gut von dem Lärm unterscheiden, den diese – Wesen machen.

»Sie fassen mich nie an, aber ich merke es immer, wenn sie in meiner Nähe sind, an einem eisigen Schauer, an einer Art von elektrischem Schlag; ich bekomme dann eine Gänsehaut, peau de poulet, wie der Franzose sagt. Jetzt stören sie mich nicht mehr mit ihrem Klopfen und Rappeln, ich habe mich schon ganz daran gewöhnt. Ja, manchmal ging ich gar nicht aufmachen, wenn wirklich Leute an der Tür klopften, weil ich glaubte, es wären bloß die Toten, die wieder klopften und klopften.

»Aber nicht gewöhnen kann ich mich an dieses leise Gehen hinter mir, das mich überallhin verfolgt. Wenn ich eine Treppe hinaufgehe, geht es mit; wenn ich auf eine knarrende Stufe trete, kommt es nach, und die Stufe knarrt noch einmal, nur leiser, als träte eine leichtere Person darauf. Dann hat es eine schreckliche Art, laut und ekelhaft ächzend zu atmen, – ›O-o-o-o-ah-h-ho‹, wie jemand in grausiger Angst; und manchmal glaubte ich seinen Atem im Genick zu fühlen, kalt – hhh, – so kalt.

»Ich bin kein Spiritist, aber ich muß doch meinen eigenen Sinnen glauben. Hunde bleiben nur da, wenn sie dazu gezwungen werden, und auch dann heulen sie die ganze Nacht vor Angst und gehen mir nicht von den Füßen. In der Haupthalle ist etwas, das mit schallendem Soldatenschritt auf und ab geht; und manchmal höre ich ein Geräusch wie das Aufstoßen eines Musketenkolbens auf dem Boden. Einmal war ein Medium da, das sagte, es wäre der Geist eines Soldaten, und sie könnte ganz schwach, wie im Traum, seine Uniform sehen, und ab und zu das phosphoreszierende Aufleuchten eines Gespensterbajonetts. Aber ich habe ebenso gute Augen wie das Medium, und ich habe zwischen mir und dem Spukwesen eine Laterne auf den Boden gestellt; ich hörte noch die Schritte, laute, militärische Schritte, auch bei Licht; aber ich konnte absolut nichts sehen. Es hat keine Gestalt und keinen Schatten.«

So weit die Erzählung unseres Gewährsmannes, eines gesunden, vernünftigen Menschen, der nicht im mindesten neurasthenisch oder abergläubisch ist. Seine Geschichte ist merkwürdigerweise in jeder Hinsicht wohl bestätigt.


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