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Bidasari

Vor tausend oder mehr Jahren wurde in der klangreichen Malayensprache die Legende von Bidasari gedichtet, in dem Silbenmaß, das heilige Fakire, deren Namen niemand mehr kennt, SJAR genannt haben … Der Dichter scheint nicht Ruhm für sich gesucht zu haben; – am Ende seines Werkes finden wir die sonderbaren Worte: – »Schwach und fehlerhaft sind diese Verse, weil mein Herz Erlösung von seinen Kümmernissen suchte. Viel schrieb ich nicht, ich war zu unglücklich und verstört; da ich aber das Werk vollendet hatte, empfing ich viel Segen und Dank dafür …« Und das Gedicht war ursprünglich in sechs Teile geteilt.

Einst lebte in Indrapoora, der Stadt mit den Palmendächern, ein Kaufmann namens Lila Djouhara, dem tausend javanische Sklaven neben vielen aus anderen Ländern zu eigen waren, und Reichtümer größer denn irgendein anderer seines Ranges im Lande hatte. Das Leben floß für ihn glatt und süß dahin wie ein Strom ungemischten Honigs; alles, was er begehrte, war sein, – bis auf eines, ein Kind! Denn obgleich er junge und schöne Frauen hatte, dieser Segen war ihm vom Schöpfer der Erde und des Meeres versagt worden.

Eines Tages begab es sich, daß Lila Djouhara mit der geliebtesten seiner Frauen frühmorgens an das Flußgestade kam, gerade als die gelbe Stirn der Sonne sich über die fächrigen Wipfel der Bambus' erhob. Und Lila Djouhara hörte die Stimme eines Kindes – einen süßen Ton, und hell wie der einer Flöte; und eine kleine Barke glitt den Strom herab. Da schwamm der Kaufmann schnell zu dem Schifflein hinaus und zog es ans Ufer; sie fanden aber ein kleines Mädchen darin, das ein wundervolles Antlitz hatte. Groß war die Freude des Kaufmanns und seiner Frau; sie nahmen das Kind und trugen es heim; und im ganzen Hause war eitel Freude. Vier schöne Sklaven wurden bestimmt, dem Kinde aufzuwarten, und zwei Ammen, es bei Tag und Nacht zu pflegen; die Wohnung Lila Djouharas wurde geschmückt wie zum Empfang eines Sultanserben; und alle Räume wurden mit orangefarbenen Stoffen und mit Vorhängen von derselben Farbe behängt. Vor allen anderen aber wurde das Gemach mit Behängen und Lichtern und Wohlgerüchen bedacht, welches das Kindlein aufnehmen sollte; denn es schien von Gott als Antwort auf heißes Flehen gesandt zu sein. Daher fühlten Lila Djouhara und sein Weib ihre Herzen sich dem Kinde zuwenden, als wäre es ihr eigen Fleisch und Blut. So anmutig waren des Kindes Züge, so über alle irdische Schönheit, daß die das Mädchen sahen, ihr Antlitz dem Mendoudaris, der Gemahlin Ravanas, verglichen, und ihre Glieder denen der Widhodaris, – die die Nymphen des Himmels sind; und es ward ihr der Name Bidasari gegeben, – das bedeutet im Malayischen »Wundersame Blume«.

Dann ging der Kaufmann Lila Djouhara fort und fing einen Fisch, der in allen Regenbogenfarben glitzerte; und der Lebensgeist des Fisches wurde durch geheimen Kunstgriff mit dem Lebensgeist Bidasaris vertauscht, so daß das Kind mit dem Leben des Fisches lebte, und der Fisch mit dem Leben des Kindes. Denn so war der Brauch im Malayenland unter denen, die an die Kraft des Avatara glauben, und an das geheimnisvolle Vermögen, auf solche Weise eine wunderbare Beziehung zwischen zwei Geschöpfen herzustellen, deren Schicksale so miteinander verknüpft werden. (Und es ist auch nichts Seltsames, daß ein menschliches Wesen mit dem Leben eines Fisches leben soll, oder ein Fisch mit dem Leben eines menschlichen Wesens; sind doch alle Lebewesen, so verschieden sie dem Scheine nach auch sein mögen, gleiche Emanationen des Höchsten Wesens.)

Dann wurde der kleine Fisch in ein kostbares Kästchen getan, und das Kästchen wurde auf den Grund eines wunderbaren Fischweihers versenkt, der eigens auf Lila Djouharas Befehl angelegt wurde, mit aller Art Zierwerk nach der Mode des Pelanggamlandes. Und der Weiher war in der Mitte des lieblichsten Gartens gelegen.

Bidasari wuchs in des Kaufmanns Hause auf und wurde mit jedem Tage schöner. Sie hatte alles, was ihr Herz begehrte, denn Lila Djouhara konnte ihr nichts versagen. Sie kleideten sie in prächtige Gewänder, prächtiger, als jemals eine Prinzessin auf Java getragen hatte, aber es war, als gäben sie dem köstlichsten der Diamanten eine Fassung von Glas. Und als sie zur Jungfrau erblüht war, gab es keine im Lande, ihr vergleichbar an Schönheit und Anmut und edlem Wuchs; – ihre Haut war gelb wie das lauterste Gold; ihre Glieder waren geschmeidig wie die Stengel der padi, und in königlicher Fülle flutete ihr schwarzes Haar zu den kleinen Füßen herab. Und die ihre Augen erschauten, verstummten inmitten der Rede; – aber holdseliger als der Blick ihrer Augen war die Güte ihres Herzens.

In diesen Tagen war Djouhan Mengindra Sultan über Indrapoora, – ein großmütiger Monarch in der Kraft der Jugend, vermählt mit der Prinzessin Lila Sari. Und die Liebe dieser beiden glich der Vereinigung der Seele mit dem Leib. Nun geschah es eines Nachts, nachdem der Sultan Lila Sari seine Liebe zum tausendsten Male beteuert hatte, daß sie ihn mutwillig fragte und also sprach: – »Lieber, wenn Du ein Weib erblicken solltest, schöner als ich, würde nicht Dein Herz für sie entbrennen? – würdest Du nicht wünschen, Dich ihr zu vermählen?«

Aber der Sultan lächelte nur und erwiderte nichts. – Da glitt ein Schatten über Lila Saris Glück, wie wenn eine Fledermaus an der Sonne vorüberfliegt. – Vielleicht gibt es ein Weib, das noch schöner ist als ich. Deshalb beharrte sie und sagte: »Da Du schweigst, muß es sein, wie ich gesagt habe … Warum also schwatzest Du von Deiner Liebe für mich?«

Da erwiderte der Sultan, vorsichtig und zögernd: – »Meine Einzigschöne, wie könnte es in der ganzen Welt noch eine geben, die so lieblich wäre wie Du? Doch gäbe es solch eine, o mein Herz, o lauteres Gold meiner Seele, Dir von Geburt so ebenbürtig wie an Schönheit, sicherlich machte ich sie zur Gefährtin Deiner Schicksale.«

Als die Prinzessin diese Worte hörte, ward ihr Herz kalt, und sie erzitterte zu innerst vor wildem Leid; und einen langen ernsten Blick auf des Sultans Gesicht werfend, erhob sie sich von ihrem Sitz. Aber Djouhan Mengindra folgte ihr und schlang seine Arme um ihren Leib und trug sie zurück und setzte sie auf seinen Schoß, liebkoste sie und sprach: – »Rubin meines Herzens, Gold meiner Seele, zürne nicht wegen meiner Worte! – Licht meiner Augen, wende Dich nicht von mir ab, weil ich Deine Frage der Wahrheit getreu beantwortet habe …«

Und unter den Küssen seiner Lippen schien das Antlitz der Prinzessin zu erglänzen wie das Antlitz des Mondes, wenn die Winde die Wolken, die es verhüllt haben, verjagen. Aber sie lächelte nur, weil sie Furcht vor ihrem Herrn hatte; und ihr Frauenherz hörte nicht auf, ob der Kränkung zu bluten; und bei sich selbst dachte sie: »Wenn da im ganzen Lande ein Mädchen ist, schöner als ich, mit Ränken werde ich sie hierher in meine Gewalt bringen, und mit Listen werde ich sie töten.« Solches beschloß sie bei sich; und als der Sultan gegangen war, verbarg sie sich und weinte.

 

Als der Morgen, rosig und hold, wiedergekommen war, entbot Lila Sari ihre vier Dayangs zu sich, ihre vier anmutigen Mägde; und sie gab ihnen einen wunderbaren Fächer, von Gold gemacht, mit Juwelen von hunderterlei Tönungen besetzt, und sagte: »Tragt diesen Fächer, meine getreuen Dayangs, in alle Viertel der Stadt Indrapoora, als wolltet Ihr ihn feilbieten; – doch sprecht nicht von seinem Preis, bis Ihr ein junges Mädchen seht, das schöner ist denn ich. Und wenn Ihr eine solche findet, so ersinnet eine List, sie in meinen Palast zu locken, auf daß ich sie sehe …«

So besuchten die Dayangs alle Viertel der Stadt, und die Kampongs der Mantris und die Kampongs der Priester und die der Fremden und die der Kaufleute. Mehr denn tausend schöne Frauen fragten nach dem Fächer, aber keine von diesen erhielt Antwort, denn keine war schön wie die Prinzessin. Bis durch das Kampong der Kaufleute heraufkommend, Bidasari vor ihnen stand, nach dem Fächer zu fragen. Die Mägde aber verstummten, denn Bidasaris Schönheit erglänzte vor ihnen, wie wenn sich der Himmel auftut. Sie trug einen Sijrash, bestickt mit Ornamenten aus Pekanblüten, – und ein geblümtes goldgefranstes Atlaskleid aus dem Abendland, darüber ein Oberkleid aus orangefarbener Seide, mit Knöpfen, auf denen goldene Schlangen ruhten; – um ihren Nacken hing ein Halsband aus Gold, und ihre Ohren waren mit goldenen Ringen geschmückt, die Rädern im Laufe glichen. Und die Anmut ihrer Gestalt, der Glanz ihrer Kleidung, der Duft ihrer Jugend machten sie der köstlichsten unter den Blumen gleich, die aus kostbarer Vase die Süße ihrer Düfte aussendet, so weit, als sterbliche Augen sie sehen können.

So kam es, daß die Dayangs ein junges Mädchen fanden, das noch schöner als die Prinzessin war; und ihr nannten sie den Preis des Fächers; und sie folgten ihr zu dem Haus ihrer Pflegeeltern und bewerkstelligten mit List, daß sie mit ihnen vor das Antlitz Lila Saris ging.

 

Aber beim Anblick Bidasaris verfinsterten sich die Augen der Prinzessin, und auf ihrer Zunge lastete das Schweigen wie ein Stein, denn kein Abbild einer Göttin war vergleichbar der Anmut von Bidasaris Leib, – niemals hatte eine Blüte sich erschlossen so leuchtend wie Bidasaris Angesicht. Eifersucht raste im Herzen der Prinzessin, und sie nahm Bidasari allein mit sich in einen abgelegenen Teil des Palastes, dort schloß sie das Mädchen heimlich ein; sie selbst aber setzte sich nieder, um in Muße nachzusinnen, wie sie sie töten könnte, ohne daß der Sultan Kenntnis davon bekäme.

Und am folgenden Tage, während der König auf der Jagd war, trat die Prinzessin in das Gemach, in dem Bidasari vergeblich weinte, – und schrie ihr ins Gesicht: – »O Du verhaßtes und boshaftes Geschöpf, ich weiß, daß Du Dir vorgesetzt hast, in Deiner verruchten Schönheit zu prunken! Doch denke nicht, Du könntest meine Nebenbuhlerin werden oder Du könntest dem Sultan Dich vermählen, oder auch nur, Du könntest lebend diesen Mauern entrinnen; denn ich, die Prinzessin, hasse Dich und will Dich töten! Und je lauter Du schreist, desto gräßlicher werden die Qualen sein, die ich für Dich ersinnen werde …« Und da sie mit Worten allein ihrer Wut nicht genug tun konnte, fügte sie grausame Schläge zu ihren haßerfüllten Reden und marterte Bidasari, bis die Arme vor ihren Augen ohnmächtig ward. Sie aber ließ nicht ab, das Mädchen zu schlagen, – und in blinder Wut trat sie ihren Leib mit Füßen, so daß Bidasari gewißlich gestorben wäre, hätte sie nicht die fremde Lebenskraft gehabt, ihr ehedem gegeben durch den kleinen Fisch, der noch immer im Weiher Lila Djouharas lebte.

Doch auch am nächsten Tage, und am übernächsten, und viele Tage hintereinander fuhr die Prinzessin in der schrecklichen Marter fort, – derweilen wunderte sie sich, wie das Mädchen all dies ertragen und am Leben bleiben konnte, zumal ihr weder Speise noch Trank gegeben wurde. Im Weiher Lila Djouharas wurde der schöne Fisch immer siecher und schwächer; seine Farben bekamen feurige Töne, seine Augen flackerten gleich Feuerkreisen. Dennoch wußte der reiche Kaufmann nicht, was seinem geliebten Kind getan wurde.

Schließlich fühlte Bidasari, daß selbst der Tod einer solchen Folter vorzuziehen sei; und sie sprach zur Prinzessin, und sie sprach so zu ihr, daß sie sie anhören mußte: – »O Prinzessin, das Leben hat keinerlei Wert für den Elenden; und obgleich ich mir keines Unrechts gegen Dich bewußt bin, so habe ich doch zu Gott gebetet, daß ich sterben möge, um Dir zu dienen und um von meinen Leiden erlöst zu werden. Wenn Du noch meinen Tod wünschest, o erhabene Herrin, so lasse Deine Dayangs das Kästchen herbringen, das meinen Semangat verwahrt, – das Kästchen, in dem der kleine Fisch schwimmt, mit dessen Leben ich gegen Deinen Willen lebe.«

Also sandte die Prinzessin ihre Dayangs zu Lila Djouharas Fischweiher, und sie brachten den Fisch im Kästchen – einen Fisch schimmernd gleich Gold, einen Fisch mit vielerlei wechselnden Farben und mit Augen, die runden Flammen glichen. Und Bidasari sagte: »O Prinzessin, die Seele meines Lebens wohnt in diesem kleinen Fisch. Jeden Morgen sollst Du ihn aus dem Wasser nehmen, und ihn jeden Abend wieder hineinsetzen. Und wenn Du so tust, wird es geschehen, daß ich in wenigen Monden sterbe.« Dann nahm Lila Sari den Fisch aus dem Kästchen und befestigte ein Bändchen an seinem Leib und hing es um ihren Hals. Und fast im selben Augenblick glich Bidasari einer Toten.

Da war die Freude der Prinzessin groß, und sie hieß ihre Dayangs: »Bringt sie in ihres Vaters Haus.«

So trugen sie die Dayangs zu ihren Eltern zurück, die sie mit lautem Wehklagen empfingen, im Glauben, sie wäre tot. Als aber die Dayangs gegangen waren, entdeckten jene, daß Bidasaris Semangat aus dem Weiher fortgenommen war; und da sie den grausamen Grund errieten, brachten sie aus Furcht vor neuen Anschlägen das Mädchen an einen verborgenen Platz tief im Wald; doch vor der Welt beweinten sie die Jungfrau als eine Tote. Nicht tot war Bidasari; aber jeden Morgen fiel sie in tödliche Mattheit und lag bis zum Abend ohne Bewußtsein. Nur bei Nacht lebte sie; dann kamen ihre Freunde und brachten ihr Nahrung, Siri und Penang.

 

Durch den Willen Gottes geschah es, daß der Sultan Djouhan Mengindra und seine Leute auf der Jagd im Walde den Weg verloren – nicht lange, nachdem dieses sich begeben hatte; und das Schicksal führte seine Füße zu dem Sommerhaus, in dem Bidasari von ihrem Vater verborgen gehalten wurde. Groß war des Königs Erstaunen, als er ein so vornehmes Kampong im Herzen des großen Waldes, überschattet von riesigen Bäumen und hinter verschlungenen Lianen halb versteckt, erblickte. Alles war verschlossen und verriegelt, kein Bewohner war zu sehen, kein Ton zu hören, nur die Stimmen der Vögel und der Waldestiere waren laut. Neugier erfüllte den Sultan angesichts eines so seltsamen Dinges; und trotz der Bitten seiner Mantris, den Platz zu verlassen, der vielleicht von Dämonen bewohnt sei, hieß er seine Houloubalangs, sie sollten die Riegel zerschmettern und die Schlösser erbrechen. Da dies getan war, drang er allein ins Haus.

Drinnen war alles reich und voller Luxus, aber Grabesstille herrschte in den Räumen, und das Licht war dämmrig wie in einem Tempel. Zimmer um Zimmer durchschritt der Sultan, lautlos bewegten seine Füße sich über weiche dicke Matten; und so kam er zum letzten Gemach; das war von Lampen erleuchtet, die mit duftendem Öl gespeist waren, und in der sanften Helle stand ein drachenförmiges, von seidenen Vorhängen verhülltes Bett. Reiche Gewänder lagen zu Füßen des Lagers und zierliche Schuhe, wie Frauen sie tragen. Über all dem verwunderte sich der Sultan sehr; doch als er die Seidenbehänge zur Seite zog und die Schönheit der schlummernden Bidasari erblickte, legten sich Schleier vor seine Augen, und sein Herz hielt den Schlag an. Auch im Traume hatte Djouhan Mengindra solchen Liebreiz noch nicht erschaut.

Als er wieder zu sich kam, setzte er sich auf das Drachenbett, und des Mädchens duftendes Haupt auf seinen Schoß hebend, liebkoste er Bidasari und küßte sie tausend Male, nannte sie sein Juwel, seinen Rubin, das Gold seines Herzens, den Edelstein seines Lebens, und wunderte sich, daß sie nicht erwachte. Noch wagten die Mantris draußen aus Furcht vor Dämonen nicht einzutreten.

Und wie noch Djouhan Mengindra sich wunderte und wartete, bezaubert von der himmlischen Anmut Bidasaris, kam die Nacht und erhob sich der Mond, – in seiner Schöne nicht so reich wie das Antlitz auf des Sultans Knien. Da öffnete Bidasari ihre Widhodariaugen; und der Sultan bedeckte ihr Gesicht mit Küssen, und bat sie, sich nicht zu fürchten und seinen Fragen die Antwort nicht zu versagen.

Nun bedurfte es aller Überredungskünste und aller Liebe, ja sogar der Sultanswürde, um Bidasaris Ängste zu beschwichtigen, und sie dahin zu bringen, daß sie alles erzählte, was ihr widerfahren war. Und als der Sultan solches hörte, ergrimmte er gegen die Prinzessin; doch zärtlich die Arme um Bidasari legend, sagte er: »Juwel meines Lebens, Dir soll Gerechtigkeit werden! Rubin meines Herzens, freue Dich! – ich werde Dir Dein Semangat bringen! – ich werde Dich zu meiner Königin machen … Du gleichst Mendoudari; Du gleichst Souprobo, der Königin der Widhodaris! – Niemand soll Dir je mehr ein Leid tun, Blüte meines Herzens! Idol von jungfräulichem Golde!«

Und so geschah es gerade durch die Arglist der bösen Prinzessin, daß Bidasari vom Sultan gesehen und seiner Liebe teilhaftig wurde; er nahm den kleinen Fisch von Lila Saris Busen und gab ihn seiner neuen Königin wieder. Und über kurze Zeit entdeckte man, daß Bidasari auch die Tochter eines großen Fürsten war, des Sultans von Kembajat, der sie bei ihrer Geburt ausgesetzt hatte, nicht eigenem Willen, sondern dem Willen Gottes folgend. Denn sicherlich stand es im göttlichen Ratschluß, daß alles so geschehe, wie es hier verzeichnet steht, auf daß die Herzen derer, von denen in dieser Geschichte die Rede ist, alle glücklich würden, – nur Lila Sari ausgenommen, die verdammt war, allein zu leben mit der Bitternis ihres Herzens.


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