Karl Gutzkow
Der Zauberer von Rom, I. Buch
Karl Gutzkow

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

107 19.

Haß und Bewunderung, Fluch und Segen setzt sich auch auf dem neuen Schauplatz seines Lebens an die Fersen eines Mädchens, das durch stetes Verpflanzen aus einer Lebenssituation in die andere eine seltene geistige Kraft gewinnt. Erst siebzehnjährig, entwickelt sich Lucinde doch nicht mehr in ihrer Aeußerlichkeit. Im Gegentheil nehmen die sanften und runden Formen, die dem halben Kinde schön standen, einen scharfen Charakter an. Schultern und Hüften gewinnen eine hervorspringende Bestimmtheit, ja, sie fängt an zu magern, wodurch das Feuer ihrer Augen um so brennender wird.

Die ganze Stadt ist mit ihrem Erscheinen beschäftigt. Man definirt ihren Reiz nicht, man nimmt ihn als den einer aparten Natur hin. In den Offizierskreisen sagt man: Sie hat Rasse! Das deutsche Pferde-Arabien, Mecklenburg, lag nahe genug und entschuldigte einen Ausdruck, der vom Stalle kam. Für eine Spanierin besaß sie zu wenig Schwärmerei im Aufblick der Augen. Für eine Italienerin hatte sie das Phlegma und die äußere Kälte nicht. Einer Griechin entsprachen, wie es bei den Frauen allgemein hieß, die falschen Augen. Ein Wort ward eine Zeit lang entscheidend. Ein dänischer Offizier, Dichter und Freund jenes Prinzen, hatte sie eine künftige Sibylle genannt. Ihre 108 Feindinnen machen sogleich eine Hexe, Indifferente eine Zigeunerin daraus. Sie trägt sich in grellen Farben, liebt schwere Stoffe, bunten Schmuck. Bald zeigt sie sich zu Wagen, bald zu Roß. Als Amazone durch die Alleen des Schloßgartens sprengend, begleitet von den Männern, die sich um eine weibliche Erscheinung, die sich fühlt und zu geben weiß, von selbst finden, ohne herangezogen zu werden, macht sie einen Eindruck der fesselndsten Art. Ein runder Herrenhut sitzt ihr tief im Nacken. Ein langes silbergraues Tuchkleid hängt fast bis zu den Hufen des Rosses herab. – – So geht es eine Weile fort.

Endlich kam Klingsohr.

Daß Klingsohr bald nach dem Wiedersehen, das innerhalb der Festung stattfinden mußte, in Verzweiflung gerieth, läßt sich denken bei einem solchen Genuß ihrer Freiheit, wie sich ihn Lucinde gestattete. Die Eifersucht verzehrte ihn. Obgleich auf die Festung beschränkt, hatte er die volle Freiheit bekommen, Besuche zu empfangen. Auch stellte sich Lucinde anfangs fast täglich bei ihm ein, wandelte mit ihm auf dem Glacis Arm in Arm; bald aber verdroß sie die Beobachtung und der auf den Mienen der Offiziere sichtbare Spott.

Als Klingsohr nach einigen Wochen schon die Erlaubniß bekommen hatte, einige Stunden des Tags auf Ehrenwort in der Stadt zu verweilen, gab es, wenn er in ihrer Wohnung vergebens auf sie wartete, bald die aufgeregtesten Scenen. Mußte er mit dem Glockenschlag Neun seine Rückwanderung antreten und sie war von irgendeiner Zerstreuung noch nicht wieder da, so ergrimmte er in Zorn und Verzweiflung. Jener Prinz war es vorzugsweise, der Lucinden mit Leidenschaft auszuzeichnen angefangen hatte. Sie ließ sich seine Huldigung wie die der andern gefallen. Aus dem angenommenen System, keinen zu erhören, trat sie um so weniger heraus, als sie den Ruf des Hauses, in 109 dem sie wohnte, zu schonen, die bereits begonnene Empfindlichkeit ihrer nächsten Beschützer zu beruhigen hatte.

Klingsohr wollte sie in Anfällen seiner Eifersucht oft einschließen, wie nach seinem Ausdruck jener Ritter mit seiner Melusine that. Er nannte sie in wüthenden Zornausbrüchen ein Weib ohne menschliches Blut, ein Halbgeschöpf von Feuer und von Wasser, eine Fischnatur; er hätte sie täglich in einen Kasten schließen mögen, dessen Schlüssel er zurückbehielt und mit sich in die Festung nahm. Die Verzweiflung, sich nach allen Seiten hin gebunden zu fühlen, trieb ihn, wenn sie im Theater war, wo er nicht erscheinen durfte, wieder zu der alten akademischen Lebensweise zurück. Wieder gab es auch hier, in der Stadt und in der Festung, Bewunderer, die seinen Orakelsprüchen lauschten. Wieder schrieb er zwanzig Bücher zu gleicher Zeit. Wieder hatte er Systeme erfunden, die noch um einige Jahre zu früh kamen, wenn er sie jetzt schon hätte veröffentlichen wollen. Oft mußte ihn die militärische Runde aus der Festung noch in der Stadt aufsuchen und fand ihn schon wieder da, wo die Staaten beim Klopfen der zinnernen Deckel erschüttert werden. Wie haßte sie ihn, wenn sie davon erfuhr oder er selbst noch kam, um sie mit den Folgen solcher Geselligkeit zu begrüßen! Gab sie ihre Fischnatur vollkommen zu, so war es, weil sie dem Berauschten sagen konnte: Ich mache mich anheischig, vierzehn Tage lang nur von Wasser zu leben!

Der Winter brachte Gesellschaften, Bälle.

Allgemein erzählte man sich von einer Geschichte, die anfangs nur zu lachen gab. Lucinde hatte jenen Prinzen so sicher gemacht, daß sie ihm sogar scheinbar die Zusage zu einem von ihm aufs dringendste erbetenen Stelldichein gab. Der Prinz bewohnte eine Villa, eine halbe Stunde von der Stadt entfernt. Briefe, mündliche Botschaften, Vermittelungen von Beauftragten sollten 110 an einem bestimmten Abend an dem Thor, das nach Bellevue, von dort nach der Villa des Prinzen führte, einen Wagen harren lassen, welchem eine Verschleierte zur bestimmten Stunde sich nähern würde. Der Wagen würde dann dem in der Villa harrenden Prinzen die so dringend und heiß ersehnte Eroberung zuführen. Schon seit einigen Wochen hatte dieser Kampf gegenseitiger Bitten und Ablehnungen gedauert. Lucinde, die keine Uebereilung der Sinne kannte, legte eine Intrigue an, die ihrer Lust an Spuk und Schadenfreude entsprach. Eine große Vorliebe, die sie für das nicht ganz schlechte Theater der Stadt gefaßt, hatte sie mit einigen Mitgliedern desselben bekannt gemacht. Unter dem weiblichen Personal befand sich eine Sängerin für jugendliche Partieen, eine Erscheinung vom allerkleinsten Wuchse und von um so größerer Gefallsucht. Sie hieß Henriette und wurde von den Studenten spottweise, in Beziehung auf die berühmte Henriette Sontag, Henriette Montag genannt. Dieser Bekanntschaft theilte Lucinde unter veränderter Adresse schon lange jene Briefe des Prinzen mit, die an sie selbst gerichtet waren. Am Schluß bezeichnete sie regelmäßig mit nachgeahmter Handschrift einen Ort, an welchem der Prinz seine Antworten zu erhalten wünschte. Wie vorauszusehen war, kamen die geschmeicheltsten von der Welt. Diese stellte sie wieder dem Prinzen als die ihrigen zu. So gingen diese Briefe hin und her. Immer näher durfte der Prinz sich seinem Ziele gekommen glauben und so war der Briefwechsel zwischen ihm und Lucinden eines Tages so weit, daß er jenes Rendezvous vorzuschlagen wagte. Auch dieser Brief ging an die Sängerin. Um die siebente Abendstunde stieg eines Tages an dem genannten Thore eine verschleierte Dame in den bewußten dort harrenden Wagen und fuhr, ohne Zweifel einem demüthigenden Schicksal entgegen, zur Villa.

»Demüthigend« hatte Lucinde gedacht.

111 Was erlebte sie?

Der gespielte Streich kam zwar zur allgemeinen und belustigenden Kunde; der Prinz jedoch, allem Spott sich entziehend, verschwand auf einige Zeit, nahm seinen Abschied und ließ die kleine Henriette Montag von der Bühne zurücktreten. Er kaufte ihr in entlegener Gegend des Landes eine Besitzung, verschaffte ihr einen adeligen Namen und heirathete sie zuletzt in der legitimsten Form.

Der Eindruck, den Lucinden diese unerwartete und schnell aufeinander folgende Wendung machte, war eindringlich genug. Er steigerte sich bis zum offenbaren Verdruß. Zwar legte sich mit der Zeit der Neid, der sie erfüllte, aber sie verweilte desto länger bei der Ueberlegung, worin das Fesselnde hier hatte liegen können, in welchem weiblichen Reize, in welcher Kunst des Gefallens, in welcher Macht, die Frauen auf Männer, allerdings hier auf einen Mann von nur wenig Geist, auszuüben im Stande sind? Es war dies eine Betrachtung, wie sie Lucinde schon als halbwüchsiges Mädchen über die Erfahrung bei dem Kaufmann Guthmann angestellt hatte.

Das allgemeine Aufsehen, das dieser Vorfall nach sich zog, und das ungünstige Licht, worin dabei durch die gespielte Intrigue Lucinde erschien, wurde für sie Veranlassung zu Mismuth jeder Art. Sie erhielt den längern Aufenthalt in der achtbaren Familie, die sie aufgenommen hatte, gekündigt. Sie konnte froh sein. daß wenigstens Klingsohr über den Scherz mit dem Prinzen lachte. Ihm that der Vorfall als Beweis ihrer »Treue« wohl. Klingsohr's Haft, die in der That auf dem Gnadenwege bis zu einem Jahre gekürzt wurde, nahete sich ihrem Ende – aber auch in Lucindens Leben trat eine entscheidende Krisis ein. Gefahrvoll ist es einer gerade auf die Wolken zugehenden Lebensbahn, wenn sie in den Motiven ihrer Handlungen einmal 112 wechselt. Wer immer mit dem Verstande vorauswühlt, wohin er mit Hand und Fuß zur That nachschreiten soll, der verschüttet sich den Weg, wenn er plötzlich den Einfall bekommt, nicht dem Verstande, sondern dem Herzen folgen zu wollen. Denn Eins darf man nur festhalten, entweder den Ruhm oder die Ueberzeugung, das Gute oder das Böse. Alles zugleich erstreben, verdirbt eins das andere. Um nur den Ruhm zu nehmen – wer den will, soll – die Weltphilosophie lehrt es – das Gewissen nicht hören; wer das Glück will, muß auf die Ueberzeugung verzichten. So unser Leben. Die Menschen, die wie auf den Rennbahnen des Alterthums mit vier Rossen zu gleicher Zeit dahinsprengen können, von denen eins die Begeisterung, das andere die Mäßigung, das dritte die Tapferkeit, das vierte die Tugend ist, und die, so verschiedenartig auch die Rosse anziehen, doch zu einem großen Ziele kommen, gibt es nicht, außer sie werden auf Thronen geboren. Herrscher, geborene Herrscher, die können alle Kränze des edelsten Strebens zu gleicher Zeit gewinnen. Wie beklagenswerth, wenn sie den großen Vorsprung, den ihnen die Ordnung der Dinge für das Große, Gute und Ideale zu gleicher Zeit gelassen, nicht zu benutzen wissen und sie entweder nur beim Beschränkten stehen bleiben oder beim Gewaltthätigen!

Die Vortheile einer Lebensstellung, die Lucinden schon beinahe bis zur Gattin eines Prinzen hätten erheben können, verlor sie, als sie einmal statt aus dem Verstande – aus dem Herzen handelte. In jener Schauspielertruppe, der die zur Gemahlin eines Prinzen erhobene »Zwergin«, so nannte man die kleine Sängerin sogleich mit Uebertreibung, angehörte, zeichnete sich eine nicht mehr junge Schauspielerin aus, die sich Madame Serlo nannte, obgleich sie, wie man sagte, mit dem Helden und Liebhaber der Truppe, der diesen Namen führte, nicht verheirathet 113 war. Madame Serlo war groß, von majestätischer, fast zu imposanter Haltung; denn nicht jede Rolle stand ihr und für die majestätischen fehlte ihr wieder die Größe der Empfindung, der Phantasie, des Schwunges. So blieben ihr nur die kalten Salondamen, in denen sie theilweise allerdings bewundert wurde. Das ehemalige Fräulein Leonhardi oder Madame Serlo hatte eine Art, im Lustspiel mit einfachen Mitteln Wirkungen hervorzubringen, die ihr das Ansehen einer Künstlerin gaben. Mit zwei oder drei Rollen des Conversationsstücks blendete sie alles und schon war manches große Hoftheater in die Falle gegangen und hatte diese unübertreffliche Frau von Waldhüll im »Letzten Mittel«, diese Baronin von Wiburg in »Stille Wasser sind tief« engagirt, bis nach der vierten oder fünften Rolle sich die gänzliche Unbrauchbarkeit einer »Semiramis« ohne Leidenschaft herausstellte. Zu ihrer Figur paßte schon allein ihr Kopf, der zu klein war, nicht. Die etwas stumpfe Nase, das gespaltene Kinn, die blauen Augen, alles war ausdruckslos. Bei alledem machte das Ensemble ihrer Erscheinung sich noch immer im Salonstück interessant und war eine Weile in dieser Sphäre für jeden einnehmend. Man rühmte ihre »Formen«, man verglich sie mit den Gestalten, die Tizian als Venus malte. Ihr Haar war blond, ihre Haut hatte eine Incarnation, auf die der Ausdruck Mischung von Milch und Blut im vollkommenen Sinne paßte.

Gezwungen, niederzusteigen in die Sphäre, wo man sich, kalt und empfindungslos dargestellt, auch eine Jungfrau von Orleans, eine Julia, eine Luise Millerin gefallen lassen muß, wenn nur die Gestalt genügt und Costüme sowol wie eine gewisse Tournure die andern Mängel vergessen lassen, hatte Madame Serlo einen jungen Mann mit sich in ihre Sphäre gezogen, der einen kurzen Augenblick zu glänzenden Hoffnungen berechtigt schien. Serlo war aus einer der ehemaligen geistlichen Residenzstädte 114 Deutschlands gebürtig und anfangs zum Priester bestimmt. Aus dem Seminar war er kurz vor der letzten Vorbereitung zum Empfange der Weihen entflohen und hatte theils aus Abneigung gegen den Stand überhaupt, für welchen ihn seine armen Aeltern bestimmt hatten, theils aus Unvermögen, irgendwie einen andern Beruf zu wählen, der ihn erhielt, theils endlich aus wirklicher Neigung die Bühnenlaufbahn eingeschlagen.

Serlo's Wege waren anfangs die allerdornenvollsten. Nur um ein Mittagbrot zu gewinnen, schloß er sich reisenden Gesellschaften an, die ihre Vorstellungen in Scheunen gaben; selbst bei Gauklern und Taschenspielern leistete er auf Tage und Wochen Hülfe, nur um nicht zu verhungern. Von Hause mit dem väterlichen Fluch und mit Steckbriefen verfolgt, mußte er deshalb schon bald in dieses, bald in jenes Verhältniß treten, nur um den Verfolgern seine Fährte abzuschneiden. Mit der Zeit milderte sich der Haß der Seinigen, die Vexation der Behörden. Einige Gesellschaften fand er, die das Leben ihrer Mitglieder auf Rechnung der »dramatischen Kunst« in etwas anständigern Formen fristeten.

Serlo's schöne Mittel gewannen ihm allmählich ein Vertrauen, das er freilich durch sein Talent noch nicht rechtfertigte. Schlank gebaut, von dunkeln, feurigen Augen, schwarzem Haar, frischer Farbe, die sich nur leider bald, auch infolge der Entbehrungen und Anstrengungen, als trügerisch erwies und der lachende Widerschein einer kranken Brust war, führte er ein bewegtes, abenteuerliches Leben. Aber schon in diesen ersten Anfängen seiner Laufbahn geschah es ihm zweimal, daß er auf der hessischen Bergstraße, ein andermal in der Gegend zwischen dem badischen Freiburg und Basel – wo wandern nicht diese armen Heloten der deutschen dramatischen Muse! – von einem Blutsturz befallen wurde und hülflos und verlassen in kleinen Städten 115 liegen bleiben mußte. Die vornehmste Bühne, auf welcher er, leidlich genesen, im Fache der Liebhaber zum ersten mal wieder auftreten konnte, war St.-Gallen.

Serlo spielte in St.-Gallen den Mortimer. Doch er erlebte immer noch, daß selbst eine so kleine Stadt wie diese schweizerische ihn auslachte. In Lindau am Bodensee ging es ihm nicht besser und in den kleinsten Städten werden jetzt schon Recensionen und nach auswärts Correspondenzen geschrieben. Um diese seine beiden Niederlagen zu decken, wählte er statt seines eigentlichen Namens Firmian Neumeister nun den Namen Serlo und gerade Serlo mit Bewußtsein aus Goethe's Wilhelm Meister. Gebildet durch Schulunterricht und die Vorbereitungen zum Priesterstande, hatte er vorzugsweise beide male, wo ihm nach seinen Blutstürzen Schonung anempfohlen wurde und die Pflege guter Menschen ihm eine Zeit lang Muße gewährte, sein Wissen zu erweitern und zu vervollkommnen gesucht. Durch seine geistige Bedeutung ragte er unter seinen Standesgenossen bei weitem hervor und endlich konnte er sich, mit dem Namen Serlo, auch in Passau, Regensburg, ja selbst mit der Zeit in Nürnberg behaupten.

Hatte Serlo einen Erfolg errungen, so warf ihn leider sein körperliches Befinden immer wieder zurück, nahm ihm feste Stellungen, zwang ihn, monatelang zu pausiren und wieder in den Bädern Erholung und Stärkung zu suchen. Darüber erfüllte sich seine Gemüthsstimmung mit großer Bitterkeit und dieser Bitterkeit konnte er einen geistigen, polemischen Ausdruck geben. Ueberall sah er die Erfolge der »Talentlosigkeit, der Intrigue, des schlechten Geschmacks«. Er, mit ungleich größern Ansprüchen auf die Gunst der Musen, mußte zurückstehen. Schon war ihm geschehen, daß er an irgendeinem glücklichen Abend irgendeinem durchreisenden Kunstkenner in kleinen Städten aufgefallen war und einen Ruf nach einem großen Hoftheater bekommen hatte; kaum 116 dort angelangt, überfiel ihn eine Heiserkeit, die ihm entweder das Auftreten ganz untersagte oder ihn, wenn er spielen konnte, außer Benutzung seiner Mittel setzte. Trotz dieser bittern Erfahrungen hatte sich etwa fünf Jahre lang seine Lage günstiger gestaltet. Er bekleidete erste Fächer an großen Stadttheatern und hatte Erfolge, Erfolge sowol auf der Bühne wie in der Gesellschaft. Es umgab ihn ein eigener Reiz des Geheimnißvollen, den seine liebenswürdige und angenehme Persönlichkeit unterstützte. Serlo gehörte keineswegs zu denen, die sich der bösen Welt gegenüber unbewaffnet betreffen lassen. Das Unglück hatte ihn längst mehr scharf als schartig gemacht und im Glück gab er seine Weise keineswegs auf und verwundete da auch wol zuerst, fehlten ihm doch Urtheil und Ueberzeugungseifer nicht. Die Macht, die er überall durch Intrigue erstrebt und durch sie dann auch erobert sah, reizte ihn, auch seinerseits nicht die Hände in den Schoos zu legen oder, wie er zu sagen pflegte, unter Gaunern der einzige ehrliche Mann zu bleiben. Serlo schien sogar gefährlich; das ist wahr, er rührte sich nach Kräften, zerriß hier eine Fessel, um dort eine andere zu vortheilhafterm Dienst sich anzulegen, stieß fort, was ihm im Wege stand, ja unterdrückte mit Gewalt Gemüth und Reue, zwei Begriffe, die für diese »elende und erbärmliche Welt« nicht paßten und »die Krähen da einließen, wo die Adler wohnen sollten«, wie er, in der den Schauspielern eigenen Reminiscenzenweise, mit Shakspeare sprach. Geist, Bildung, Intrigue, Talent und ein bei alledem nicht zu verwindender gemüthlicher Zug machten aus Serlo eine Erscheinung, die zum Höchsten berufen schien, wenn nur die Natur und – auch das Glück dasselbe gewollt hätten.

Die Natur hatte Firmian Neumeister, genannt Serlo, zu einem frühen Tode bestimmt. Glücklich war er endlich zu einem der ersten Hoftheater emporgeklommen, hatte sich drei Jahre 117 behauptet, begehrte einen Contract, der ihn nach fernern fünf Jahren hätte pensionsfähig machen müssen; da kam wiederum sein Misgeschick, das jedoch in seinem Charakter lag. Man wollte ihm nur einen kürzern Contract geben, der diese Pensionsfähigkeit ausschloß; bei dem darüber entstandenen Streite vergaß sich Serlo in den Formen, in denen sein Chef sich behandelt zu sehen berechtigt war. Serlo erhielt seine augenblickliche Entlassung. Damals traf er in gleicher Stimmung jenes Fräulein Leonhardi. Man hatte an demselben Hoftheater geglaubt, nach einer von ihr gespielten Donna Diana, in ihr eine der ersten, nur bisher noch nicht entdeckten Künstlerinnen zu gewinnen, und fand bald, daß sie eine Rolle wie die andere gab, die Lady Macbeth von demselben zuckersüßen Lächeln begleitet, wie sie Bauernfeld'sche junge Witwen spielte. So verließen beide zu gleicher Zeit dieselbe Stadt mit denselben Empfindungen, den Empfindungen der Bitterkeit, und auch mit demselben Uebermuth, der die Verzweiflung wegzulügen sucht. Später sprach Serlo oft von dieser Verbindung mit Lionel's Worten: »Glück zu dem Frieden, den die Furie stiftet!«

Nach einem halben Jahre, wo beide zusammen auf Gastrollen reisten, mußte schon Serlo für seine Begleiterin sorgen, als wäre sie seine Gattin. War sie dies oder war sie es nicht, vorläufig konnte sie kein Engagement annehmen. Serlo mußte sie und ein erwartetes Kind ernähren. So nahm er die erste beste Stellung, die nur etwas Brot gab. Er nahm sie in einer Form, die sich später nur zu oft wiederholte. Er erzählte sie Lucinden einmal gelegentlich: Es ging zum Herbst. Die Entbehrungen, die von einem Gastspielreisen ohne Ruf und Resultat unzertrennlich sind, hatten ihn aufs Krankenlager geworfen. In einer Mittelstadt Norddeutschlands, wo Fräulein Leonhardi noch Verehrer von sonst besaß, traf sie, ihren Zustand möglichst verbergend, bei einem derselben mit einem durchreisenden Director einer Bühne 118 zusammen, der einen Liebhaber zu engagiren wünschte. In einem Augenblick, wo der Director, nach irgendeinem Gegenstand auf der Straße zu sehen, ans Fenster trat, besaß sie die Geistesgegenwart, dem alten Freunde rasch zuzuflüstern: Schicken Sie in unser Hotel! Serlo soll sich ankleiden! . . . Wie? fragte der Director und wandte sich. Sie sprachen ja eben von Serlo. Ist Serlo hier? . . . Im Goldenen Adler! hieß es . . . Schade, daß er kränkelt! antwortete der Director . . . Kränkelt? erwiderte die Leonhardi. Serlo ist so gesund wie ein Fisch! . . . Ich möchte ihn wol sprechen; ich könnte ihn brauchen – ließ schon überlegend der Director fallen. Der alte Verehrer des Fräuleins, ein wohlhabender Theaterliebhaber, der sich darin gefiel, im Orte die seltensten Weine zu halten, hielt ihn zurück: Nein, nein, nein! Sie bleiben! Ein Glas Tokayer! Der Director schützte Eile vor, blieb jedoch, um wenigstens auf baldiges Wiedersehen anzustoßen. Damit fand der Kunstfreund einen freien Moment, hinauszuspringen und seinem Bedienten zu sagen: Lauf in den Goldenen Adler! Herr Serlo soll sich ins Zeug werfen, ein Director kommt, um ihn zu engagiren! . . . Nachdem bietet er der Künstlerin und dem Director ein improvisirtes Frühstück. Dem Director, der gefürchtet hatte, mit Fräulein Leonhardi, die er schon einmal sechs Wochen im Engagement gehabt, auf neue Verpflichtungen zu gerathen, ergab sich bald, wie Serlo zu Fräulein Leonhardi stand. »Madame Serlo? Ei der Tausend!« – »Ja, Madame Serlo. Doch nimmt mein Mann auch Engagement für sich allein an« . . . Eine halbe Stunde verfließt. Zuletzt begleitet der Director Madame Serlo in den Goldenen Adler. Dort, wo noch eben im abgetragenen Schlafrock, mit einem großen wollenen Tuch um den leidenden Hals, ein armer Kranker, leichenblaß, auf dem Bette gelegen hatte; dort, wo alles ringsum in der größten Unordnung gewesen, wo Arzneigläser am kühlenden Fenster standen, 119 Wäsche am Ofen hing, um erwärmt zu werden; dort, wo ein hinfälliger Kranker, einem Greise ähnlich, das dunstige Zimmer mit Seufzern und Verwünschungen über sein Geschick erfüllte, hatte nach der Meldung des Dieners im Nu eine Verwandlung stattgefunden. Die Gläser wurden entfernt, das Bett wurde durch einen Schirm verdeckt, die Wäsche hinweggenommen, die größte Ordnung herrschte. Der Kranke, der Lebensüberdrüssige, Hinfällige, Hustende stand in dem einzigen Frack, den er noch besaß, mit eng anschließenden Beinkleidern, gefirnißten Stiefeln, weißer Weste, über welche eine Lorgnette niederhing, mit buntem, lose umgeschlungenen Halstuche, eben den Hut aufsetzend, eben helle Handschuhe anziehend, eben noch die Cigarre im Munde, um sie gleichsam rasch auszurauchen, ein Liedchen trällernd und die Thür öffnend. Wohl hatte er das Gefühl, als wenn ihm die Füße versagten. Die Hände flogen noch vor Fieberfrost, die Lippen zuckten, der ganze Körper zitterte. Nun aber hört er kommen – jetzt eine Arie geträllert, laut eine Tirade gesprochen und: Was zum Henker, Sie Director? Was führt Sie in das vermaledeite Nest, wo ich einen alten Freund besuchen mußte? . . . Bravaden folgten auf Bravaden, Bravaden über den langweiligen Aufenthalt, die baldige Abreise, seine rüstige Jugendkraft. Man plaudert, man scherzt, man bietet Cigarren. Der Director engagirt den unverwüstlichen, interessanten Serlo für die Wintersaison. Die Contracte, wie dies Sitte, waren sogleich gedruckt zur Hand. Ein Griff in die Rocktasche, noch einige Debatten über die Gage, dann beiderseitige Unterschrift . . . Beim Scheiden sagte der Director scherzend, mit einem Blick auf Madame Serlo: Serlo! Serlo! Die grauen Härchen an den Schläfen! Schonung! Schonung! . . . Diese grauen Härchen hatte der Leidende in der Eile zu färben vergessen. Madame Serlo versprach mit einem Lächeln, das auch nur ihr angehörte, zu 120 sorgen, daß die Härchen nicht umsichgriffen. Das Uebrige ist Ihre Sache! sagte sie mit der Süßigkeit des Conversationstons, mit dem sie ihre ersten Eroberungen machte . . . Als der Director fort war, sank Serlo, der eine Stunde lang mit der äußersten Anstrengung die Rolle eines Gesunden und Frohgemuthen durchgeführt hatte, ohnmächtig zusammen. Und die Gefährtin seines Lebens sprach den ganzen Tag nur – von dem Glück, solche Freunde zu besitzen, als sie in jenem Kunstfreund! Es war, sagte Serlo, als er diese Scene eines Abends, wo seine Gattin spielte, Lucinden erzählte, nicht das erste mal, daß ich gut gespielt hatte und – ohne Beifall blieb!

In eine Verbindung mit diesen Schauspielern trat Lucinde durch Zufall. Voller Unmuth über die ihr gewordene Kündigung hatte sie eine Wohnung gesucht. Sie erhielt das Anerbieten derjenigen, die Serlo verlassen wollte; die Saison war zu Ende, mit ihr das Engagement. Es machte ihr damals einen wunderlichen Eindruck, die Menschen, die sie in dem von ihr immer heiß geliebten Theater nur im bunten Flitter, geschminkt und in wallenden Locken gesehen hatte, hier unter lärmenden Kindern, trotz artiger Formen verdrießlich und aller Hülfsmittel zu täuschen entkleidet wiederzufinden. Die stadtkundige Geschichte des Prinzen und der Soubrette hatte eine Anknüpfung nähern Gesprächs gegeben. Serlo sagte, daß sich daraus ein Lustspiel machen ließe und Madame Serlo vertheilte schon die Rollen. Lucinde hörte nur. Der Einblick in diese neue und, wie sie sogleich sah, leidenschaftlich bewegte Welt reizte sie. Zwar miethete sie die Wohnung nicht, kam aber wieder und machte sich, wie dies in ihrer Art war, mit den Kindern zu schaffen. Diese waren hübsch und von viel aufgeregterer Natur, als Kinder in solchem Alter zu sein pflegen. Sie waren selbst schon Schauspieler.

Auch Klingsohr hatte anfangs Gefallen an dieser 121 Bekanntschaft, die ihm Lucinde mittheilte und in die sie ihn einführte. Ihm hatte diese Sphäre ganz bewußt und in poetischer Wahrheit den Reiz, der in Wilhelm Meister nur künstlich um sie gebreitet ist. Lucinde fühlte sich tastend, doch sicher und desto verhängnißvoller hinein. Bedrängt und verurtheilt von der öffentlichen Meinung, hatte sie bei Madame Serlo ein Asyl gefunden, wo sie sich aussprechen und in ihrer Art ganz gehen lassen konnte. Ihr Scharfsinn entdeckte bald den geheimen Schaden dieser unglücklichen Künstlerverbindung. Serlo litt unter der Kälte und Herzlosigkeit seiner Lebensgefährtin bis zur Verzweiflung. Das ganze Leben dieser Frau war ein einziger Vorwurf gegen den Vater ihrer Kinder. Sie behauptete, wegen seiner die glänzendste Künstlerlaufbahn verfehlt zu haben, während Serlo doch nur ein Opfer seiner Begegnung mit ihr geworden. Lucinde wurde, wie dies dann geschieht, die Vertraute, die Rathgeberin beider, die Vermittlerin zweier Gegensätze, die mit höchst ungleichen Waffen kämpften. Dort die kalte frischeste Gesundheit, hier ein Siechthum, das Schonung und Liebe bedurfte.

Lucindens Empfindungen über Klingsohr wurden von der listigen Madame Serlo bald errathen. Sie verurtheilte den Doctor Klingsohr, wie sie ihrerseits alle Männer verurtheilte, ausgenommen die, die ihr huldigten. Lucinde fand für alles, was sie an Klingsohr instinctiv nicht mochte, jetzt den weltgewandtesten Ausdruck. Kaum stand es fest, daß sie Klingsohr nicht mehr liebte, so hatte Madame Serlo auch schon den Plan fertig, das räthselhafte, schöne und aus unbekannten Hülfsquellen reich mit Mitteln ausgestattete Mädchen an sich zu ziehen. Sie schmeichelte ihr zunächst mit dem unverkennbaren »Urtheil, das sie über die Bühne hätte«, dann sogar mit einem »Berufe« für sie. Sie löste Lucinden immer mehr von den Beziehungen ab, die sie noch hier und da in der Gesellschaft hatte. Als der 122 Augenblick der Auflösung des Theaters heranrückte und von einem kleinen Seebade gesprochen wurde, wo die Trümmer der Gesellschaft im Sommer Vorstellungen geben wollten, bedurfte es bei Lucinden keiner langen Ueberredung. Sie entschloß sich eine Stadt zu verlassen, die ihr sowol durch Klingsohr wie durch die stete Erörterung ihrer Intrigue mit dem Prinzen unerträglich geworden.

Ueber Klingsohr hatte ihr Madame Serlo, die das Leben kannte, ein Bild entworfen, dessen Wahrheit sich nicht widerlegen ließ. In voller Gewißheit ging ihr auf, daß die Ueberschwenglichkeit dieses zu so Edlem berufenen und bedeutsamen Mannes eine Folge der Aufregung war, die ihren Ursprung in der Gewohnheit unmäßigen Trinkens hatte. Die Trunksucht war bei Klingsohr entstanden wie im Traum, wie bewußtlos, wie die natürliche Begleiterin genialer Ueberspannung. Wie auch diese Unart gekommen, sie war da, und Madame Serlo schonte die Farben nicht, diesen Zustand auszumalen. Sie kannte die Nachtseiten des Lebens und sparte keinen Zug an dem Bilde der Zukunft, das sie für Klingsohr aufrollte. Ja, sie behauptete sogar, schon gehört zu haben, daß Klingsohr Opium nähme; sie schilderte die Folgen dieser Neigung in einer Weise, welche die zum ersten male von solchen Dingen Hörende nicht an der Wahrheit des Gerüchtes zweifeln ließ. Hatte sie doch oft genug schon gesehen, wie Klingsohr, ging er mit ihr, sie starr betrachtete und sie ihn unmuthig anrufen mußte, um ihn zur Besinnung zu bringen. Nun bekam die Abneigung, die sie immer tiefer gegen ihn empfand, Grund und Ausdruck. Da sie es wußte, wie er nach ihr verlangen, sie verfolgen würde, so hüllte sie die Entfernung von Kiel, die sie in der That drei Monate vor Ende der Gefangenschaft Klingsohr's ausführte, gerade so weit in Dunkel, als ihr mit Beistand jener verschmitzten Frau möglich wurde.

123 Mit ihren noch ausreichenden Mitteln, mit dem reichen Schatz ihrer Kleider und Schmucksachen war sie Madame Serlo willkommen wie ein Engel des Lichts. Die andern Schauspieler reisten ab, geradeswegs nach jenem Bade. Nach einigem Hin- und Herreisen, um ihre Spur zu verbergen, erschien auch Lucinde in jenem noch menschenleeren Strandort. Von dieser Zeit an war sie in diesen neuen Kreis, zunächst aus Furcht vor Klingsohr, wie gebannt. Von ihrer eigenen Vergangenheit deckte sie nichts auf; überhaupt gehörte Verschwiegenheit zu ihren Tugenden. Daß sie aber schon ein bewegtes Leben geführt, wurde sogleich erkannt, wie auch der Name des Kronsyndikus haften blieb als desjenigen, vor welchem sich Lucinde zu rechtfertigen hätte, wenn ihre Flucht entdeckt wäre, und auf dessen Gunst und Entschuldigung hier alles ankam. Die sich mehrenden Spuren der Nachforschungen, die um sie angestellt wurden, veranlaßten das engste Zusammenwohnen Lucindens mit der Serlo'schen Familie. Dabei gab sie uneigennützig, was sie besaß. Madame Serlo war eine Meisterin in der Kunst der Ueberredung und des Schmeichelns. Sie hatte jetzt das sehnsüchtigste Verlangen wieder nach einem Engagement an solchen Plätzen, wo sie den reichen Schmuck und die kostbaren Kleiderstoffe, die ihr Lucinde gern zu Gebote stellte, verwerthen konnte.

Die eigentliche Fessel aber, die diese Eroberung festhielt, war in der That der von Lucinden gepflegte und gegen die Kälte der Frau geschützte Mann. Serlo hatte etwas Vergeistigtes. Er besaß ganz jene verklärte Schönheit, die sich bei Brustleidenden bis an das Ende ihrer Tage zu steigern pflegt. Sein Auge blickte voll sanfter Glut, wenn er am wenigsten beobachtet wurde. Die Formen seines Antlitzes waren so edel, daß sie den Meißel des Bildhauers hätten herausfordern können. Das Haar mit seinem grauen Silberschimmer, wenn es nicht gefärbt wurde der 124 »Komödie« wegen, hing lang in den Nacken. Alles, was Serlo sprach, war der Brust wie mit Anstrengung abgerungen, aber auch gewichtvoll und fest und nie unnütz. Einen Ueberfluß an Worten, wie ihn seine Gattin sich bekommen ließ, kannte er nicht. Die Bitterkeit seiner Aeußerungen zog Lucinden an; war sie doch schon in ähnlicher Stimmung. Dazu kam die Furcht, sich von Klingsohr entdeckt zu sehen oder sich vor dem Kronsyndikus verantworten zu müssen.

Da Madame Serlo sie darum drängte, hatte sie nach Neuhof geschrieben und um neue Geldmittel gebeten. Dieser Brief war entweder nicht an seine Adresse gekommen oder wurde absichtlich unbeantwortet gelassen. Lucinde gerieth in immer größere Unruhe und sah mit Schrecken, daß sie bald über ihr Leben würde einen entscheidenden Entschluß fassen müssen.

In der unendlich elegischen Stimmung, die Serlo täglich beherrschte, ironisirte er sich und sogar die Anhänglichkeit der Familie an Lucinden. Wenn sie ihm dankte für alles, was er in stillen Stunden von seiner Jugend ihr erzählen mußte, von Menschen, Gegenden, die er gesehen, sagte er bitter lächelnd: Kind wir ziehen uns gegenseitig aus! Darüber hatte sie die ganz klare Vorstellung, daß Madame Serlo die Klugheit alternder Theaterdamen befolgte, sich an ein frisches, aufblühendes Talent anzuklammern, es stets zu bewundern und solange als nur irgend möglich die Erträgnisse desselben für sich zu behalten. Lucinde durchschaute alles; weniger die Schmeichelei über ihr Talent. Sie wollte die Bühne betreten.

Madame Serlo begann eine Art Unterricht; sie glaubte vielleicht aufrichtig, der Geistesschärfe ihres Zöglings, dem Wagemuth, dem noch zuweilen aufsprudelnden Humor desselben entspräche das gleiche Vermögen auch auf der Bühne. Selbst Serlo glaubte dies und ergänzte in geistvoller Rede die Anleitungen, 125 die seine routinirte Gattin gab. Von Klingsohr unbehelligt, ging dies plötzlich veränderte Leben einige Monate so hin. Von ihrer Höhe war Lucinde völlig herabgestiegen. Wo war die Amazone geblieben, die auf den Rossen des Universitätsstallmeisters stolzirt hatte! Serlo fühlte dies und sagte zu ihr: Bestes Fräulein, wie beklage ich Sie! Wie hat das alles möglich werden können! Du sublime au ridicule il n'y a qu'un pas!

Napoleon sagte das! erwiderte sie, stolz den gesenkten Kopf erhebend.

Das ist wahr, entgegnete Serlo erglühend. Die großen Geister wandeln regellos. Bitter lächelnd setzte er hinzu: Nur die Hofräthe fallen nie aus der Rolle! Die sind ewig erhaben!

Die Familie reiste mit ihrer Eroberung hierhin und dorthin. Die Seebadsaison war des schlechten Wetters wegen nicht eingeschlagen. Der Kronsyndikus antwortete nicht, selbst da nicht, als Madame Serlo zuletzt selbst schrieb. Sie that sich auf ihr Talent, mit den Großen zu verkehren, etwas zugute. Es erfolgte aber auch für sie keine Antwort. Man wollte in Neuhof entweder ganz abbrechen oder strafen – oder durch Schweigen vielleicht auf Besserung hoffen.

Eines Tages erschien Klingsohr. Es war in Lüneburg auf der Heide. Man hatte gehofft, für den Winter dort eine Unterkunft zu finden. Von dem Versiegen ihrer Hülfsmittel, von den Anstrengungen der Reise und den Erlebnissen innerhalb der Familie Serlo war Lucinde schon so muthlos geworden, daß sie Klingsohr in das kleine Gasthofzimmer, das sie bewohnte, mit einem leisen und furchtsamen Aufschrei eintreten sah. In früherer Zeit wäre sie ruhiger gewesen und hätte ihn entweder mit Verstellung oder einer offenen Kündigung ihres Verhältnisses zu ihm begrüßt.

Klingsohr trat auf sie zu, gleichsam um sich zu überzeugen, 126 ob sie es denn wirklich wäre. Dann fragte er, während sie langsam aus der Sophaecke sich erhob: Warum hast du mir das gethan?

Sie begann keine Erörterungen, sondern erwiderte kleinlaut und durch die Schule des Lebens gedemüthigt: Wann bist du angekommen?

Auf dem Gebiet gleichgültiger Gespräche fand man sich zuletzt so leidlich wieder zurecht. Ja auch aus der Theatersphäre und Verstellungskunst heraus war dieser scheinbare und so schnell geschlossene Friede zu erklären. Wenn Madame Serlo eben noch jemand im Geiste vergiftet hatte, konnte sie, wenn er zufällig selbst erschien, ihm den Stuhl hinrücken, diesen abstäuben und das ganze Arsenal ihrer Liebenswürdigkeiten spielen lassen. Und das Beste, sagte oft Serlo, ist dann die wirkliche Freundschaft für diese vergiftete Person, wenn sie zuletzt geht! Die Judasküsse wurden echte, wenigstens auf so lange, als der Nachgeschmack des dabei genossenen Kaffees und das gemüthliche Interesse einer bei dieser Gelegenheit geschlossenen gemeinschaftlichen Intrigue dauert! . . . Für solche, von dem Kranken, der dabei lang auf dem Sopha ausgestreckt lag und das schöne bleiche Antlitz aufstützte, immer mit schneidender Bitterkeit hingeworfene Aeußerungen erntete er von seiner Lebensgefährtin Schmähungen, von Lucinden ein vertrauliches Zunicken der Uebereinstimmung.

Klingsohr kam ohne Geld. Die kluge Madame Serlo bekam bald heraus, daß er in einem Briefe, in welchen der Kronsyndikus auch einen, diesen aber voll ernster Mahnungen, an Lucinden eingelegt hatte, dessen übergenug empfangen. Das Suchen nach Ihnen, liebe Lucinde, sagte sie spitzig, muß viel Ausgaben verursacht haben!

Klingsohr hatte immer schon eine Zuneigung für diese Familie gehabt und hatte ihr Leben oft genug »romantisch« genannt. Man 127 verständigte sich, vergab sich einander, was gegenseitig etwa gefehlt war, und bald entspann sich auf einige Tage ein Zusammenleben, in dessen Hintergrunde der Entschluß Lucindens zu stehen schien, daß sie Klingsohr wieder nach Schloß Neuhof begleiten wollte. Es bekümmerte sie, daß der Kronsyndikus so kalt geantwortet hatte.

Schloß Neuhof betret' ich mit keinem Fuße mehr! sagte Klingsohr. Doch will ich dich – bis Lüdicke begleiten!

Madame Serlo horchte nur immer. Sie sollte ihre Eroberung aufgeben? Lucinde reisen lassen? Besaß doch Lucinde noch Kleider und Schmuck genug, um sie alle ein ganzes Jahr davon erhalten zu können. Die Frau blinzelte ihr Ermuthigung zur Standhaftigkeit zu.

Drei Tage war Klingsohr in Lüneburg, als er auch dort sein gewohntes Leben anfing. Er fand göttinger Freunde, entzückte durch den Dämmer der Poesie, womit er sich theils durch Reminiscenzen aus den beliebtesten Dichtern, theils durch die Gabe eigener Improvisation zu umgeben wußte, er erntete, wenn er sprach oder schwieg, die gewohnte Bewunderung, streifte die Aermel seines Rockes wieder im heiß gewordenen Gespräch empor wie einer, der auf die Mensur zu treten bereit ist, und war der Titane, dessen Zukunft niemand berechnen konnte.

Dabei beobachtete Madame Serlo scharf. Am Nachmittag des vierten Tages, als Lucinde eben an den Kronsyndikus schreiben wollte, öffnete sie leise das Zimmer, winkte bedeutungsvoll mit der Hand und rief wispernd, Lucinde möchte ihr auf die Nummer folgen, die Klingsohr bewohnte. Das Zimmer fanden sie unverschlossen. Madame Serlo hatte es aufgedrückt und zeigte auf Klingsohr, der über sein Bett auf dem Rücken ausgestreckt lag, eine kleine Cigarrenpfeife in der Hand hielt und zu schlafen schien.

128 Er hat Opium geraucht! sagte Madame Serlo. Sehen Sie nur! Nun träumt er! Nun ist er im siebenten Paradiese!

Lucinde beobachtete den Unglücklichen, der mit offenen Augen lag und doch völlig abwesend schien. Er hatte den rechten Arm unter den Kopf gelegt, die linke hing schlaff vom Bett hernieder, er hielt die kleine Pfeife, aus welcher er, wol möglich, ein Opiat geraucht haben konnte. Auf dem Fußboden lagen die Gedichte Coleridge's, jenes englischen Dichters, der bekanntlich am Opium zu Grunde ging.

Lucinde war berechtigt, durchaus an diese Deutung zu glauben. Die offenen Augen, die blassen und krampfhaften Gesichtszüge, verbunden mit einem zuckenden Hüpfen der Nerven, bestätigten, was ihr schon von beiden Serlo's über die Wirkungen dieser Betäubung bekannt geworden. Es ergriff sie ein solcher Grad von Abneigung gegen Klingsohr, daß sie bat, den Ort, der ohnehin für die Bühne keine Hoffnung bot, sofort, ohne sein Erwachen abzuwarten, zu verlassen.

Madame Serlo hatte erreicht, was sie wollte. Serlo, den man hinzurief, sprach theilnehmender und rieth zur Versöhnung, zur Heilung des sonst vielleicht Verlorenen. Serlo hatte dem Klosterleben, dem Leben der Entsagung nahe gestanden, er kannte die Verirrungen der Phantasie. Aber Lucinde nahm keine Beruhigung an. Sie forderte die Rechnungen ein, gab von den Geschenken, die ihr der Kronsyndikus noch beim letzten Abschied in Kiel gegeben, einen werthvollen Ring zur Ausgleichung der Zeche und wollte schon in einer Stunde fort. Madame Serlo machte sie aufmerksam, man müsse Klingsohr einschließen; er könnte bestohlen werden. Sie zeigte auf ein Portefeuille, das ihm aus seiner Brusttasche entglitten war und auf dem Bette neben ihm lag. Es war ein Geschenk, das ihm Lucinde selbst gefertigt; eine Stickerei von ihrer Hand zierte beide Deckel. Nichts vom 129 Inhalt, nur das Portefeuille selbst wollte sie an sich nehmen. Sie öffnete, warf einiges Geld, einige kleine Schlüssel, Bleistifte, sogar zerknitterte Briefe, alles, was darinnen lag, hinaus, warf es ungeprüft und ungelesen auf die Bettdecke, behielt ihr Geschenk, das Portefeuille, schloß die Thür zu und ließ, wie sie bitter wiederholte, Klingsohr im »siebenten Paradiese«. Es wird schöner sein als das Dante'sche! setzte sie zu Serlo hinzu. Sie wußten beide, daß Klingsohr über Dante gelesen und des Florentiners Hölle fesselnder und anziehender genannt hatte als seinen Himmel. Serlo hatte aus physischer Schwäche seiner Gattin gegenüber keinen Willen. Er sorgte nur immer, auch beim Reisen, beim Ankommen und Abgehen, für die Kinder. Der Handel mit dem Wirthe wurde abgeschlossen. Man hatte noch einen guten Ueberschuß und accordirte einen Wagen. Er sollte sie der obern Elbe zuführen.

Schon war man im Packen begriffen, als sich in Klingsohr's Zimmer ein entsetzliches Pochen vernehmen ließ. Man gab dem Kellner den Schlüssel, mit dem geöffnet werden konnte. Zugleich sprang Lucinde in ihr Zimmer, Madame Serlo folgte, beide verriegelten sich. Aus dem Corridor hörte man Klingsohr nach seinem Portefeuille rufen. Da er den richtigen Inhalt des Portefeuille gefunden hatte, konnte von keinem Diebstahl die Rede sein. Er rief zuerst nach Serlo; dieser wies ihn von seinem Zimmer aus an die Frauen.

Am Schlüsselloch des Nebenzimmers lauschte Madame Serlo. Lucinde betrachtete ruhig ihre auf dem Portefeuille angebrachte Stickerei. Es war Winter; sie sah sich nach dem Ofen um, um das Portefeuille zu verbrennen. Madame Serlo hinderte sie und öffnete wenigstens noch einmal das schöne Geschenk. Alles das geschah, während Klingsohr draußen an der Thür rüttelte und pochte und im wildesten Ungestüm sein Eigenthum zurückverlangte.

130 Serlo erklärte ihm ruhig und offen das Vorgefallene und machte ihm in lateinischer Sprache Vorwürfe über seine Verirrung, die Klingsohr nicht in Abrede stellte. Ihr habt gut sprechen! entgegnete er. Wer das Bedürfniß des Glückes hat, sucht es, wo er's findet! Ich wünsche Euch nicht meine Nächte oder die Träume, die mir mein kurzer Schlaf schenkt! In mildern Worten bat er Lucinden um die Rückgabe des Portefeuille.

Klingsohr! sprach diese mit fester Stimme dicht an der Thür nebenan, wo Klingsohr im Zimmer war; wandeln Sie Ihre Bahn! Wir sind geschieden! Auf ewig!

Lucinde –! lautete sein Flehen.

Das Portefeuille wird auf Ihrer Brust entweiht! Ich behalte es!

Nimmermehr! rief Klingsohr und schlug gegen die Thür.

Was ist nur ein so besonderer Werth damit? flüsterte Madame Serlo und betrachtete das Portefeuille wiederholt von allen Seiten. Sie las auf dem inwendigen und befestigten Pergament eine Menge kurzer Bemerkungen, Namen, abgerissene Titel von Schriften, Citate, gelehrte Dinge, die ihren Horizont überstiegen. Dennoch hielt sie die Blätter nicht für unwichtig. Wer weiß, flüsterte sie, welche Geheimnisse sie enthalten!

Als Klingsohr nicht endete und behauptete, er würde das Haus in Brand stecken, wenn er das Portefeuille nicht zurückbekäme – schon wurde durch den Lärm der Wirth herbeigezogen – las ihm Madame Serlo höhnend einige Worte vor, die vielleicht die Seite des Pergaments bezeichneten, an der ihm vorzugsweise gelegen wäre.

Weib, schweige! rief er und schien nur aus Rücksicht auf Serlo, der mit den ängstlichen Kindern hinter ihm stand, weitere Bezeichnungen zu unterdrücken.

Bitter höhnend klang es, als Madame Serlo buchstabirte: 131 »Weltordnung – Dante's Hölle – Buschbeck – siebentes Paradies – Johannes von Zeesen – Regina Coeli – neun Zeitalter – Schön Hedwig – Hubertus – Rom – die Katakomben – –«

Tod und Teufel! schrie Klingsohr und schlug mit einem Stuhl gegen die Thür. In jener ganzen Wildheit zeigte er sich, die Lucinde an ihm kannte. Serlo bat um Ruhe, der Wirth befahl Ruhe, Lucinde selbst rieth zum Nachgeben.

Was ist ihm nur so gelegen an dem Ding? wiederholte Madame Serlo. Sie untersuchte, während Lucinde die herausgenommenen Blätter überflog, den übrigen Inhalt. Sie fand, daß eins der kleinen Täschchen verschlossen war. Sie bog das Leder etwas zurück und fühlte hinein, da man nichts sehen konnte. Hin- und herstreifend mit dem kleinen Finger, der allein Platz hatte, entdeckte sie drinnen etwas, was sich rauh anfühlte – vielleicht ein Stück Tuch – Seltsam, sagte Madame Serlo zu Lucinden. Was kann ihm an einem Fetzen Tuch gelegen sein?

An Lucinden lief eine Erinnerung hin wie das Wort am elektrischen Drahte. Der Gedanke, daß sich hier der Tuchstreifen vorfand, der einst an der Leiche des Deichgrafen gefunden wurde und später durch sein plötzliches Verschwinden den erst vor kurzem wegen Mangel an Beweisen freigesprochenen Stephan Lengenich ins Gefängniß gebracht hatte, zuckte in ihr auf. Die Farbe des Tuches ließ sich nicht erkennen, nur der Stoff sich fühlen. Sie stand träumerisch und auch Madame Serlo merkte die jähe Flucht der Gedanken, die ihr eben durch den Kopf schossen.

Klingsohr hatte inzwischen sein Benehmen geändert. Seine Art das. Noch eben ein Ungethüm, vor dem man alles entfernen mußte, was sich etwa zertrümmern ließ, wurde er plötzlich weich wie ein Kind, ja feig sogar, und ließ sich auf 132 Nachgiebigkeiten betreffen, die mit seinem sonst so reizbaren Ehrgefühl im vollsten Widerspruche standen. Lucinde! sprach er mit weicher Stimme durchs Schlüsselloch. Gib mir mein Portefeuille zurück! Es hängt die Ruhe meines Lebens daran!

Gut, Klingsohr! sagte Lucinde, die ihre Gedanken an die Schreckensscenen von Schloß Neuhof jetzt am wenigsten festhalten mochte, weil sie ohnehin zu ihren quälendsten Erinnerungen gehörten; wenn das ist, so geb' ich dir's unter der Bedingung zurück, daß ich's behalte, bis wir in dem unten befindlichen Wagen sitzen und abfahren! Aber du versprichst mir auf deine Ehre, mich von diesem Augenblick an nicht mehr zu kennen, nie und nirgends, hörst du, nie und nirgends mehr! Du versprichst mir, mich meine Lebensbahn ziehen zu lassen, wie und wohin ich will! Leiste mir diesen Schwur! Thust du es nicht, so ist hier noch so viel Glut im Ofen nebenan, daß dein Portefeuille im Augenblick von den Flammen verzehrt ist!

Um Gottes willen nein! rief Klingsohr. Dann schwieg er eine Weile. Daß Lucinde wahr gesprochen und im Stande war, ihre Drohung auszuführen, schien er nicht zu bezweifeln. Er überlegte, welchen Werth für ihn die beiden Gegensätze der gestellten Alternative hatten.

Lucinde wiederholte mit fester Stimme, was sie eben gesprochen, während Madame Serlo's listiges Auge vergebens in die so wunderbaren und unglaublichen Geheimnisse des Täschchens zu dringen suchte. Statt Klingsohr's antwortete jetzt Serlo. Zuletzt hörte man das leise und schmerzlich ausgestoßene Wort des erstern: Ich gebe – mein Ehrenwort! Nun verlangte Lucinde, daß sich Klingsohr bis zur Abreise, die sogleich erfolgen würde, entfernte. In die Brieftasche ließ sie die Neugier der Madame Serlo nicht weiter einblicken.

Die Anstalten der Abreise waren zu Ende. Klingsohr stand 133 am Wagenschlag und nahm sein Portefeuille mit einer Hast zurück, als hinge die Ruhe seines Lebens daran. Wenn er um einen solchen Preis Lucinden zu entsagen im Stande war, mußte dies wol der Fall sein. Noch wollte er mit der Geliebten reden, reichte ihr die Hand in den Rücksitz, den sie so lange einnahm, bis sie die Stadt verlassen – später duldete sie nicht, daß Serlo irgendeine Bequemlichkeit entbehrte – aber sie lehnte diese Hand ab.

Klingsohr bat wiederholt um die Hand und zog die seine nicht zurück. Damit seine dargereichte Rechte nicht ohne Erwiderung blieb, nahm sie die Hände des einen der Kinder und legte diese in die seinige. So wurde die von ihr so heiß ersehnte Trennung wirklich vollzogen.


 << zurück weiter >>