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Cap. I. deutet seiner Composition nach offenbar auf die strengste Zeit des Lehrwesens hin, ist aber mit etwas orientalischer Decoration ausgestattet. Seite 2. Z. 6. v. unten habe ich die vestis adriatica im Texte, wie ich glaube richtig, durch: ein Kleid von feinstem Gewebe, übersetzt, da adria in der Bedeutung von adula, d. h. caput lini, Flachs-Knoten nachgewiesen ist in Ducange Glossar. Med. Latin. T. I. p. 92. [ed. Paris. 1841.].
Cap. II. -- IV. enthalten fingirte casuistische Fälle.
Cap. V. ist, was die Befreiung des Jünglings angeht, offenbar die 236ste Nacht in der morgenländischen 1001 Nacht.
Cap. VI. gehört ebenfalls ins Gebiet der Casuistik, eingewebt ist aber die bekannte Sitte der indischen Frauen sich nach dem Tode ihres Mannes mit diesem verbrennen zu lassen, (s. Diod. Sic. XIX. 33. Solin, c. 17. Bohlen Alt. Ind. Bd. I. p. 293. sq.)
Cap. VII. gleichfalls casuistisch mit Einwebung der biblischen Parabel vom verlornen Sohne aus Lucas. XV. 11. sq.
Cap. VIII., welches von Gower in einem bei Swan T. I., p. 283-291. mitgetheilten englischen Gedichte bearbeitet wurde, stützt sich auf einige von Dionysius, dem bekannten Tyrannen von Syracus, erzählte Streiche ähnlicher Art beim Valer. Maxim. I., 1, 3. Aehnlich ist Cento Nov. Ant. nr. VI.
Cap. IX. gleichfalls casuistisch, erinnert auch an die Geschichte vom verlornen Sohne.
Cap. X. Vermutlich hat der Verfasser das was Psell. de Lapid. c. 7. vom Galactites erzählt, im Sinne gehabt.
Cap. XI. ist nach Warten History of Engl, poetry T. I., p. CXIV. sq. aus Aristot. Secretum secretor. c. 28. gezogen. Aehnliches findet sich bei Plin. XXV. 3. s. Gell. XVII. 16. vom Mithridates, erzählt, s. a. Schmidt zu P. Alphonsus p. 107.
Cap. XII. bezieht auf eins der Hauptdogmen der katholischen Kirche de operante in opere operato.
Cap. XIII. hat einige Aehnlichkeit mit der Geschichte vom Oedipus, und findet sich ziemlich gleichlautend erzählt bei Vincent. Bellov. Specul. Hist. VII., 93. sq. f. 86. b. ed. Venet.
Cap. XIV. ebenfalls der Casuistik angehörig.
Cap. XV. ist die bekannte Legende vom H. Alexius, die sich in mehreren Redactionen in d. Act. SS. Antverp. Julius T. IV., p. 238-262. wiederfindet, von Vincent. Bellov. XVIII. 43. sq. f. 241. b. erzählt wird, auch in Caxton's Gold. Legend, ed. 1479. fol. nr. LXXXIX. p. CLVIII. (abgedruckt bei Swan T. I., p. 300-311.) vorkommt u. in metrischer altenglischer Bearbeitung mitgetheilt ist von Warton T. I., p. CXLVI sq. Ein lateinisches Gedicht in 145 gereimten vierzeiligen Strophen bei Hoffmann Altdeutsche Blätter Bd. II., p. 273-287. Endlich dichtete auch Conrad von Würzburg einen Heiligen Alexius, von dem zuerst Oberlin Diatr, de Conr. Herbipol, p. 10-11. 33-35. Bruchstücke mittheilte, der aber jetzt gedruckt ist in Meyer und Mooyer Sammlung altdeutscher Dichtungen. Quedlinburg 1833. Heft I. Ein holländisches Volkslied erwähnt über diesen Gegenstand Mone Uebers. d. niederländ. Volkslitt. p. 193.
Cap. XVI. abermals eine in das Gebiet der Casuistik streifende Erzählung, nur daß zuletzt orientalische Mythe mit christlicher Mystik zusammengesetzt ist. In der deutschen Ausgabe, wo sich die Geschichte auch findet, verrichtet der arme Mann nur fünf Dienste.
Cap. XVII ist nach Warton I. I. T. I. p. CXLVIII. sq. die Geschichte d. H. Julianus Hospitator, welche sich nach Antonius erzählt findet bei d. Act. SS. Antverp. Januar. T. II., p. 974. sq. Jac. de Voragine Legenda aurea nr. XXXII. f. LXII. und in d. Golden Legend. f. 90. [ed. 1493. und f. 85. ed. 1527.]Auch Boccaccio. G. I. nov. II.spielt auf dieselbe an. Ich bemerke noch, daß das Ende der Erzählung große Aehnlichkeit hat mit der Legende vom großen Christoph und ihrer Entwickelung. Eine ähnliche indische Geschichte steht englisch in d. Asiatick. Miscell. T. II., p.462. und französisch hinter den MIjours p. Loiseleur Deslongchamps. Paris 1838. 4. p. 643. sq.
Cap. XVIII. ist die sonderbar erzählte Geschichte der Feindschaft zwischen Cäsar und Pompejus und des Uebergangs des Erstern über den Rubico.
Cap. XX. soll die fabelhaften Schicksale Kaisers Heinrich III. und seine wunderbare Behütung vor den Nachstellungen des Kaisers Conrad darstellen, die Grimm deutsche Sagen Bd. II. nr. 480. ( Veillées Allemand. T. II. p. 210. sq.) nach Gotfr. Viterb. Chron. p. 333. sq. u. A. mitgetheilt hat. Dieselbe Geschichte findet sich nach Warton T. I. p. CL. sq. als das Leben des H. Papstes Pelagius erzählt in Caxton's Golden Legend, f. CCCLXXXXVII. s. a. Jacob, de Vorag. Leg. Aurea f. CCCXV. Dieselbe Erzählung ist von mir unten Bd. II. p. 198-206. nach der viel weitläufigeren Redaction in d. deutsch. Gestis c. 26. nochmals erzählt worden.
Cap. XXI. ist aus Justin. L. II. c. 10. genommen und bezieht sich auf den spartanischen König Demaratus.
Cap. XXII. ist nach Augustinus de civ. Dei. XVIII. 5. erzählt. So auch Cap. XXIII., was ich aber im Augustinus nicht wiederfinde; hierzu vergleicht noch Swan T. I., p. 341 sq., Plin. Hist. Nat. XXIX. 4.
Cap. XXIV. vergleicht hiermit Swan T. I., p. 342. sq. c. 90. der Voyages and Travels of Sir J. Mandevile.
Cap. XXV. scheint selbst erfunden zu seyn.
Cap. XXVI. abermals zur Erörterung eines casuistischen Satzes geschrieben.
Cap. XXVII. ist selbst erfunden, wird aber durch die dazu gehörige Moralisatio des Textes gut erklärt; dort heißt es im Allgemeinen so: der Kaiser ist unser Herr Jesus Christus, seine Tochter ist die als Bild desselben erschaffene Seele, ihre fünf Wächter sind die fünf Sinne, der Hund ist das Fleisch, welcher Tag und Nacht bemüht ist den Geist zu verderben, seine erste Kette ist die Furcht vor Gott, die zweite ist die Liebe zu Gott und die dritte die Schaam des Menschen, vor den Augen Gottes eine Sünde zu begehen, der Seneschall ist der Mensch, welchem Gott die Seele, den Leib und die fünf Sinne gegeben hat, der aber liebt Gott nicht, zerbricht seine drei Ketten und wird dafür in das ewige Feuer geschleudert.
Cap. XXVIII. dieselbe Geschichte kommt auch bei Alphonsus de disciplina cleric. c. 14. [ed. Schmidt. Berlin. 1828. p. 51. als c. XI. in d. ed. Paris. 1824. T. I. p. 75] vor und Swan (T. I. p. 347.) vergleicht dazu Boccaccio G. V. nov. 8. Uebrigens ist die ganze Erzählung mit Ausnahme des Schlusses, der verändert ist, aus dem Griechischen [??? Sõíôßðá?] [ed. Boissonnade. Paris. 1832. 8.] p. 51.und bei Schmidt I. I. p. 127. genommen, dessen Verfasser sie vielleicht wiederum aus dem großen Indischen Fabelwerke Vrihat Katha (in Katha Sarit Sagara. Sanskrit u. Deutsch, v. H. Brockhaus. Leipz. 1839. 8. p. 56. sq.) schöpfte. Nachahmungen derselben Geschichte s. b. Loiseleur Deslongchamps Essai 8. I. Fables Indienn. p. 106. sq. Schmidt Beitr. zur Gesch. der rom. Poesie p. 69-72. und zu Alphons. I. I. p. 129. sq. Legrand Fahl, et Cent. T. IV. p. 50. du Meril Hist, de la poesie Scandinave p. 353 sq. (zu Boccaccio VII. 6.) angeführt.
Cap. XXIX. ist selbst erfunden und ohne mir bekannte Quelle.
Cap. XXX. ist eine Verarbeitung der bekannten Sitte bei den alten Römern, daß Sclaven bei den Saturnalien und Soldaten bei den Triumphzügen das Recht hatten, alles Nachtheilige, wenn es nur der Wahrheit gemäß war, von ihren Anführern und Herren zu sagen. Dasselbe wird fast wörtlich, jedoch unter den Anführungsworten »refert Tullius quod quando aliqui consules Romam redibant victores, triplex honor fiebat iis« nacherzählt im Dialog, creat. c. 60.
Cap. XXXI. ist aus dem letzten Capitel De sepultura Alexandri des bekannten Liber Alexandri de proeliis fast wörtlich entnommen und steht auch als c. 38. in des Alphonsus discipl. cler. (s. Schmidt I.I. p. 166. sq.) Aus letzterem ist sie unter den Anführungsworten » recitat Alphonsus in tractatu suo de prudentia« übergegangen in d. Dial. creatur. c. 122.
Cap. XXXII. ist aus Seneca Quaest. Natur. II. 32. entlehnt.
Cap. XXXIII. ist aus Cicero de Orat. II., 69., 278. entlehnt, findet sich aber bei Valer. Max. nicht. Vergleichen kann man die bei Plutarch. Anton. c. 70. von Timon erzählte Anecdote.
Cap. XXXIV. ist nach Warton T. I. p. CLII. aus dem Secretum secretorum, das man unter des Aristoteles Namen hat, genommen. In der zum Text gehörigen Moralisatio werden diese sieben Regeln so erklärt: die Wage ist = dem menschlichen Leben, und der Spruch bedeutet: wünsche Dir nicht mehr, als was zu der Erhaltung desselben nothwendig ist, der zweite: das Feuer nicht mit Stahl zu erhitzen, ist = reitze einen Jähzornigen nicht noch mehr durch Worte; der dritte: nie an einem Kranze zu pflücken = tadele nicht die Gesetze Deiner Mitbürger. Der vierte: nie von einem Vogelherzen zu essen = lasse durch kein zeitliches Unglück Trauer, Haß und Neid in Deinem Herzen aufkommen; der fünfte: nach einmal angetretener Reise nicht wieder umzukehren = wenn Du einmal aus dem Stande der Sündhaftigkeit getreten bist, kehre nicht in denselben zurück; der sechste: nie auf der Heerstraße zu wandeln = die Heerstraße ist der Weg der Sünde, auf welcher, weil sie breit ist, der größte Theil der Menschen wandelt; und der siebente: keine geschwätzige Schwalbe im Hause zu dulden = dulde nicht die sündhaften Gedanken in Deinem Herzen, mit welchen das Gewissen beständig im Streite liegt.
Cap. XXXV. rein mystische Verbindung alttestamentlicher und christlicher Ansichten.
Cap. XXXVI. rein casuistisch und nach Art einer Homilie eingekleidet: die Geschichte vom Bucephalus ist verändert ausgenommen aus Solin, c. 45., der sie wiederum aus Plin. Hist. N. VIII., 64., 42. entlehnte. Aehnliches erzählen darüber Arrian. Hist. Alex. V. 19. Plut. Alex. c. 6. und 61. Gell. Noct. Att. V. 2.
Cap. XXXVII. die hier erzählte Geschichte findet sich im Plinius nicht wieder, der unter dem Namen Perna (in meiner Ausgabe heißt die Schlange Parnas) eine Art Muschel beschreibt L. XXXII. 11. cf. XVII. 10., dagegen ist das Ende der Geschichte von den Kräften des Achatsteins allerdings aus Plin. XXXVII. 10.
Cap. XXXVIII. ist hieraus übergegangen in Grimms deutsche Sagen Bd. II. nr. 478. ( Veill. All. T.II. p. 208.)
Cap. XXXIX. ist eine selbsterfundene Geschichte, ebenso c. XL., die sich bei Macrobius Saturn. nicht wiederfindet.
Cap. XLI. ist die bekannte Geschichte des atheniensischen Königs Codrus b. Justin. II. 6. u. 7., allein c. XLII. findet sich beim Valer. Maximus nicht und scheint erfunden.
Cap. XLIII. ist die bekannte Geschichte vom Marcus Curtius, der sich 392 u. c. oder 362 n. Chr. in einen auf der Mitte des Forums zu Rom entstandenen Schlund freiwillig gestürzt haben soll; s. Liv. VII. 6. August, de civ. Dei. V. 18. Plin. XV. 18.
Cap. XLIV. ist aus Plin. H. N. XXXVI. 26. genommen, dem dann Isidor. Orig. XVI. 15. u. Agrippa De vanit. sei ent. c. 90. nacherzählt haben.
Cap. XLV. ist eine Verarbeitung der bekannten Geschichte v. Salomos Urtheil. Mehr b. Douce T. II. p. 387. sq.
Cap. XLVI. findet sich nicht beim Plinius.
Cap. XLVII. ist eine Episode aus der Legende von den heiligen drei Königen.
Cap. XLVIII. ist aus Valer. Max. IX. 2. 9. genommen: indessen ist auch das letzte Citat aus Ovidius richtig, denn es heißt bei ihm De arte amandi L. I. v. 653. sq. so: Et Phalaris tauro violenti membra Perilli Torruit; infelix imbuit auctor opus. Justus uterque fuit; neque enim lex aequior ulla Quam necis artifices arte perire sua.
Cap. XLIX. diese Geschichte ist allerdings aus Paul. Diacon. Histor. Longobard. IV. 28., doch heißt dort der König Cacan und ist Gebieter der Hunnen, die Herzogin aber Romilda.
Cap. L. ist aus Valer. Max. VI., 5., 3. entlehnt und der Name »Zaleucus« hier in Zelongus verändert.
Cap. LI. angeblich aus Josephus.
Cap. LII. findet sich hier dem Valer. Maximus IV, 8., 1 nacherzählt.
Cap. LIII. ist gleichfalls aus Valer. Maxim. VI., 2., 2. genommen.
Cap. LIV. ist eine wahrhafte Beschreibung des Marmorthores Friedrichs II. bei Capua.
Cap. LV. ist selbst erfunden und casuistisch.
Cap. LVI. ist aus Paul. Diac. Longob. II. 28. genommen und bezieht sich dort auf den Lombardenkönig Alboin und seine Frau Rosamunde. Eine Partie ähnlicher Büßergeschichten habe ich zusammengestellt in meiner Allg. Literargesch. Dresden 1837. sq. Bd. II. 2: Ueber die Verbreitung der Sage von der Frau, welche das Herz ihres Geliebten essen mußte, p. 1120-1123. u. Schmidt. Taschenb. Deutsch. Romanzen. Berlin. 1826. 8. p. 131 sq.
Cap. LVII. ist nach Warton T. I., p. CLVI. aus dem englischen Volksbuche vom Zauberer Virgilius genommen.
Cap. LVIII. ist selbst erfunden, doch theilt Grimm Kinder- und Hausmährchen Bd. III. (Berlin 1822. 12.) p. 373. sq. eine ähnliche Sage mit.
Cap. LIX. eine ähnliche Geschichte berichtet ein altenglischer versificierter Roman des 13ten Jhdt. King Robert of Sicily betitelt, von welchem Warton T. I., p. 183. sq. Bruchstücke mitgetheilt hat, so wie einen Auszug Ellis Specim. of early Engl. metr. Rom. Lond. 1805. 8. T. III. p. 143-152. u. b. Swan. T. I. p. 364 bis 373. Eine englische Morality unter dem Titel Robert Cycyll ward 1529 zu High Croß in Chester aufgeführt, ist aber nicht gedruckt (f. Jones Biogr. Dram. T. III. p. 214.). Eine französische Moralité unter dem Titel: L'orgueil et presomption de l'empereur Jovinien Lyon. 1581. 8. vergleicht Warton T. I., p. 193. Sonst kann man noch wegen ähnlichen Zügen hierher ziehen die Geschichte des Königs von Thibet und der Fürstin der Naimans in d. MI. jours (ed. Loiseleur Deslongchamps. p.33. sq.) jours XIX. Bekanntlich hat diesen Stoff Hans Rosenplüt in. s. König im Bade behandelt (s. meine Liter. Gesch. Bd. II. 2. p. 964. Keller z. Kaiser Diocletian p. 48. u. z. Rom. d. VII. Sages p. CLVI. sq.).
Cap. LX. ist die Umarbeitung der bekannten Sage von der Atalante bei Apollod. III., 9., 2. Hygin. fab. 99. 174. 185. 270. u. Ovid. Metam. X. 560. sq.
Cap. LXI. sonderbare Verarbeitung classischer und orientalischer Traditionen. Swan T. II. p. 542. vergleicht hiermit den letzten Apolog aus P. Alphons. Disc, cleric.
Cap. LXII. selbsterfundene Erzählung.
Cap. LXIII. ist eine sonderbare Verarbeitung der Schicksale des Theseus und der Ariadne und der Vertilgung des Minotaurus durch Erstern.
Cap. LXIV. ein ziemlich sonderbar erfundenes Vexirmährchen.
Cap. LXV. selbsterfundene casuistische Erzählung.
Cap. LXVI. ist fast dieselbe Erzählung wie Cap. XXV., nur daß die Auflösung geradezu entgegengesetzt ist.
Cap. LXVII. selbsterfundene Erzählung mit casuistischer und mystischer Scenerie.
Cap. LXVIII. zuerst Erwähnung des Verständnisses der Vogelsprache bei Menschen, auf die schon im Koran. 8. 27. (s. Sale Not T. II. p. 223.) hingewiesen ist. Verspottet ist diese Sage in der Fabel von den zwei Eulen, in d. Contes Tures bei Loiseleur Deslongchanips Edit. d. MI. jours p. 338. Eine andere Erzählung ähnlicher Art s. unten unter den deutschen Gest. p. 191. Eine große Menge hierher gehöriger Stellen s. b. Schmidt zu d. Mährchen d. Straparola p. 323 sq.
Cap. LXIX. diese Erzählung hat einen orientalischen Ursprung und ist von Galland in d. Revue retrospective See. Serie T. XII. p. 11. u. b. Loiseleur Deslongchamps I. I., p. 641. mitgetheilt aus dem türkischen Fabelwerke Farage bada alchidda. Der Zusatz in unserer Geschichte von der Keuschheitsprobe ist gleichfalls aus dem Oriente hergenommen, wie ich in vielen Beispielen gezeigt habe in meiner Allgem. Literargesch. Bd. III. 1. p. 185 sq.
Cap. LXX. eine Art Räthselmährchen, welches Grimm Kinder- und Hausmährchen Bd. III. p. 376. sq. ganz kurz a. e. Hdschr. mittheilt, allein sonderbarer Weise bemerkt, daß es in den lateinischen gedruckten Ausgaben fehle.
Cap. LXXI. die bekannte Fabel vom Lahmen und Blinden, die einander forthelfen.
Cap. LXXII. eine selbsterfundene Geschichte zur Belehrung der Eltern, welche ihr Vermögen bei ihren Lebzeiten an ihre Kinder abtreten wollen.
Cap. LXXIII. selbsterfunden und casuistisch.
Cap. LXXIV. der Anfang scheint selbsterfunden, allein die Episode von dem König, der nur ein Jahr regiert, ist aus dem arabischen moralischen Romane des Tophail Hai Ebn Yokdan. Daraus ist sie dann auch übergegangen in den Conde Lucanor c. 40.
Cap. LXXV. bezieht sich auf die katholischen Lehrsätze von der Sündhaftigkeit des Eingehens einer zweiten Ehe: gleicher Art ist Cap. LXXVIII.
Cap. LXXVI. selbsterfunden. Ebenso Cap. LXXVII.
Cap. LXXIX. nur Redaction einer aesopischen Fabel. ( nr. CCCLXVII. ed. Furia.)
Cap. LXXX. Original, aber in englischen Versen nachgeahmt von dem Dichter Parnell. Seine Erzählung The Hermit steht bei Swan T. I. p. 376-386.
Cap. LXXXI. ist die bekannte Sage von Gregor auf dem Steine, die Nachbildung der Geschichte des Oedipus, über die von mir in meiner Litt. Gesch. Bd. II. 2. p.953. sq. die wichtigsten Nachweisungen gegeben sind.
Cap. LXXXII. ist selbsterfunden und kommt Cap. CLXXXI. nochmals, so wie auch in der oben Bd. II. p. 237. erzählten Geschichte aus den Englischen Gest. wieder vor.
Cap. LXXXIII. selbsterfunden und casuistischen Inhalts.
Cap. LXXXIV. ist selbsterfunden und das Gegenstück zu der Geschichte von der widerspenstigen Frau bei den italiänischen Novellisten.
Cap. LXXXV. eine ähnliche Geschichte von dem Fischer, der den Fischen pfeift, steht im Aesop. fab. XXXIV.
Cap. LXXXVI. selbsterfunden.
Cap. LXXXVII. ist die bekannte Geschichte vom Augustus und dem Soldaten, der bei Actium gekämpft hatte.
Cap. LXXXVIII. scheint selbst erfunden.
Cap. LXXXIX. ist die bekannte Erzählung von den drei Ringen im Decameron G. I. nov. 3. u. Cento novelle nr. LXXII. s. Edel. du Meril. Hist. de la poesie Scandinave p. 344. sq. Schmidt zu d. Mährchen d. Straparola p. 336.
Cap. XC. selbst erfunden und kasuistisch; ebenso c. XCI., obgleich hierzu Swan T. II., p. 543. sq. eine Aesopische Fabel von einem Vater und seinen drei Kindern vergleicht, desgleichen Cap. XCII., XCIII. und XCIV., von denen jedoch Cap. XCII. und XCIV. orientalischen Ursprungs sind. Ebenso Cap. XCVI., mit dem wieder Cap. XCVIII. stimmt, wogegen Cap. XCV. u. XCVII. sonderbare Verdrehungen der ächten römischen Geschichte enthalten.
Cap. XCIX. abermals eine Geschichte von der Dankbarkeit einer Schlange: die Sage von der Feindschaft derselben mit den Kröten ist aus Plin. Hist. Nat. X. c. 84. XX. c. 13.
Cap. C. durchaus casuistisch.
Cap. CI. der Anfang der Geschichte ist aus Justin. II. 7. genommen, die weitere Entwickelung wird aber in der zum Texte gehörigen Moralisatio so erörtert: Ganterus ist der gute Christ, der, wenn er eine Sünde begehen will, auf das Bett mit den Thieren, d. h. auf die Kürze seines Lebens, wenn er eine andere, auf die Scheermesser, d. i. die Hölle, sehen soll. Der Mann mit dem Stabe ist der Heiland, der ihn zu der Leiter mit sieben Sprossen, d. i. den sieben Werken der Barmherzigkeit, führen wird; dann wird er an das Himmelsthor pochen und dieses wird ihm auf drei Schläge, d. h. Reue, Beichte und Buße, aufgethan werden durch ihren Pförtner, d. h. durch die göttliche Gnade.
Cap. CII. bezieht sich auf den Glauben des Mittelalters von den Wachsbildern, ihrem Gebrauche bei Zaubereien, schon bei Theocr. Id. II. v. 28. Virgil. Eclog. VIII. v. 73. sq. und Horat. Sat. V., 8. v. 30. nachgewiesen. Dergleichen Dinge finden sich auch erzählt im Malleus maleficarum c. XI. und XII. f. LXVI. b. u. f. LXVIII b. Andere Beispiele s. b. Swan T. II., p. 73. sq. Warton T. I. p. CLXII. sq. Dobeneck des deutsch. Mittelalt. Volksglaub. Bd. II., p. 20 --28.
Cap. CIII. ein orientalisches Mährchen aus der Geschichte der 40 Vizire La Sultane d. Perse et les Visirs. (Contes turcs trad. en franc. p. Petis de la Croix. Paris 1707. 12. p. 398. u. b. Loiseleur Deslongchamps. 1.1. p. 366. sq., englisch bei Swan T. II., p. 411 sq.), wo es den Namen Histoire d'un roi, d'un sofi et d'un chirurgien führt. Merkwürdiger Weise ist ganz nach dem türkischen Muster, wo nur die erste Geschichte vom Barbier steht, ganz ebenso dieses Mährchen ohne die beiden andern Fälle unseren Gesta nacherzählt im Dialog. creat. c. 93. Aehnliches steht im Conde Lucanor. c. 48. s. a. Schmidt zu P. Alphons Disc. cler. c. 19. p. 141 sq.
Cap. CIV. ist die bekannte Geschichte von Androclus aus Gellius Noct. Att. V. 14.
Cap. CV. abermals eine Geschichte von einer Schlange, die einen magischen Stein bringt, wie deren mehrere Beispiele Schmidt zu d. Mährchen d. Straparola. Berlin. 1817. 8. p. 281. sq. mittheilt. Die Sage, deren Quelle weder Warton noch Swan entdecken konnten, wird in der hdschr. Deutschen Kaiserchronik von Karl dem Großen erzählt und soll zu Zürich vorgefallen seyn, s. Scheuchzer Itiner. Alpina T. III., p. 381. Cento noveile ant. c. 49. Grimm Deutsche Sagen Bd. II. nr. 453. (Veillées Allemand. T. H., p. 155. sq.).
Cap. CVI. selbsterfundener Schwank, der auch bei Alphons. Disc. der. c. 20. steht. Indessen ist auch hiervon das orientalische Original nachgewiesen durch einen von Hammer Rosenöl Bd. II., p. 303 sq. mitgetheilten Apolog. Ueber a. Bearbeit. s. Schmidt I. I. p. 142 sq.
Cap. CVII. Es erzählt diese Geschichte n. Warton T. I. p. CLXX. sq. bereits Gulielm. Malmesb. De gest. reg. angl. L. II. c. 10. p. 36. vom Papste Gerbert und nach ihm Vincent. Bellov. Spec. Hist. XXIV. c. 98. sq. p. 344.
Cap. CVIII. ist die bekannte Geschichte vom Damon und Pythias bei Cicer. Tuscul. V. 22. u. de Offic. III. 10. u. Valer. Maxim. IV., 7., 1. Darnach auch im Dial. creatur. c. 56. Im Allgem. s. Schmidt Taschenb. Deutsch. Romanz. p. 225-237.
Cap. CIX. ist aus Barlaam und Josaphat (in Joh. Damasc. Opera p. 824. u. hinter d. Edit. Basil. 1548. p. 12.) gezogen, darnach in Boccaccio's Decamer. X. 1. u. d. Cento novelle ant. nr. LXV. übergegangen. Anderes s. b. Du Méril Hist. de le poes. Scand. p. 357. und Warton I. I. T. I. p. CLXXIII. sq.
Cap. CX. enthält die Legende vom H. Eustachius, seiner Frau Theopista und seiner Söhne Agapius u. Theopistus und ihre Begebenheiten unter Vespasian, Titus, Trajan und Hadrian. Ihr Märtyrertod wird auf den 20sten Septbr. 120 n. Chr. gesetzt; s. Act. et martyrium S. Eustachii, gr. et lat. ed. Combefis Illustr. Christi martyr. triumphi. Paris 1660. 8. p. 1-44. Nicetae Paphlagon. Laudatio SS. Eustathii, Agapii, Theopisti et Theopistes, gr. et lat. ib. p. 45-87. Latine ex Simone Metaphrasta, b. Surins Act. SS. 20. Septbr. p. 209. sq. bei Caxton Golden Legend, f. CCCXXIII. G. B. Manzini Vita di S. Eustachio martire. Venez. 1653. 12. 1668. 12. Ath. Kircheri Historia Eustachio -- Mariana, qua admiranda D. Eustachi! sociorumque vita ex var. auct. collecta, locus in quo eidem in monte Vultarello Christus inter cornua cervi apparuit, ecclesia B. Mariae eodem in loco a Constantino M. condita etc. in publ. lucis bonum educuntur. Rom. 1605. 4. Die höchst ähnliche Geschichte vom Hubertus, dem andern Schutzpatron der Jäger, einem Sohne Bertrands, Herzogs von Guienne, der 727-730 als Bischoff von Lüttich starb und dessen Fest den 3. Nov. gefeiert wird, steht gleichfalls bei Surius Act. SS. 3. Nov. p. 13. sq. darnach: Vie de St. Hubert, s. 1. et a. Guill. Eustace. 8. cf. Mercure galant. 1680. p. 27. sq. Mercure de France 1725. p. 67. sq. Le Beuf im Bullet, du Biblioph. 1841. p. 793-809. Als ähnlich vergleicht Swan T.II. p. 430. sq. den altenglischen versificirten Roman Sir Isumbras (bei Utterson Sel. piec. of early popul. poetry. Lond. 1817. T.I. p.73. sq. Ellis Specim. of early Engi. metr. Rom. T. III. p. 153-175. ausgezogen, f. Warton T. II. p. 368.) und eine ähnliche Bekehrungsgeschichte ( p. 424. sq.) aus Doddridge Life of Colonel Gardiner p. 45. sq.
Cap. CXI. ist eine sonderbare Redaction der altgriechischen Mythe vom Mereurius und Argus, dem Wächter der Io, bei Ovid. Metam. I. v. 624 sq. Ziemlich ähnlich ist in d. Conts Tures die Histoire du Grand Ecuyer Saddyk bei Loiseleur Deslongchamps. p. 315. sq., mit der wiederum Straparola Notte piacevole III., 5 stimmt.
Cap. CXII. scheint eine Nachahmung des den sieben weisen Meistern zum Grunde liegenden Stoffes zu seyn.
Cap. CXIII. eine einfache Episode aus einem Turniere.
Cap. CXIV. eine selbsterfundene Geschichte, abermals auf die Kräfte gewisser Steine hindeutend.
Cap. CXV. dieselbe Geschichte findet sich im Dialog, creatur. c. 89. wieder erzählt und wird dort mit folgenden Worten citirt: » narrat scriptura quae continet veteruin historias«.
Cap. CXVI. sonderbare mit nichts historisch zu beweisende Geschichte, von Grimm Bd. II., nr. 436. unter seine deutschen Sagen ausgenommen ( Veillées Allemand. T. II. p. 119. sq.).
Cap. CXVII. selbst erfundene Geschichte um ein Gesetz, daß, wer ein geraubtes Mädchen rettet, sie heirathen dürfe, zu erklären.
Cap. CXVIII. ist orientalischen Ursprungs und findet sich wenig verändert bei Cardonne Melang. de litter. Orient. T. I. p. 62. und Loiseleur Deslongchamps Edit. des MI. jours p. 652. sq. Aus derselben Quelle entnahm sie Alphons. Discipl. cleric. c. 16. ( ed. Paris. T. I. p. 91.) Darnach bearbeitete sie der Verfasser eines altfranzösischen Fabliau bei Barbazan T. II. p. 107. sq. und Legrand Fabl. et Cont. T. III. p. 248. sq. so wie auch die Cento nov. antiche nov. LXXIV. und Boccaccio VIII. 10. s. a. d. Meril. Hist, de la poes. Scand. p. 356. Schmidt zu P. Alphons. p. 137.
Cap. CXIX. ist gleichfalls orientalischen Ursprungs und die Geschichte vom Juwelier und dem Reisenden in dem Arabischen Romane Calilah ve Dimnah ( translat. from the Arabic by Windham Knatchbull. Oxford. 1819. 8. p. 346. Französisch bei Loiseleur Deslongchamps I. I. p. 543. sq.), so wie in der griechischen Übersetzung desselben Werkes durch Simeon Sethus ( Spec. sapient. Indor. p. 444.) und kommt wieder als die Fabel: Le Brahme, le Serpent, le Tigre, le Voyageur et l'Orfèvre (in Le Pantchatantra ou les cinq Enses -- trad. p. Dubois. Paris 1826. 8. p. 121.) Dieselbe Fabel soll Richard Löwenherz bei seiner Rückkehr aus Palästina 1195 n. Chr. öffentlich erzählt haben (s. Matthaeus Paris. Lond. 1571. fol. p. 240-242.) und nach Swan T. II. p. 440. sq. findet sie sich auch bei Cower Confessio Amantis. L. V. f. 111. sq.
Cap. CXX. ist das bekannte Mährchen vom Fortunatus und seinem Wünschhütlein, über dessen Quellen und Verbreitung nachzusehen ist meine Allg. Liter. Gesch. Bd. III. 1. p. 191-195.
Cap. CXXI. ist dieselbe Geschichte, welche Marie de France in einem ihrer Lais, Laustic betitelt, besungen hat ( Oeuvres ed. Roquefort T. I. p. 314. sq.) Darnach Boccaccio. V. 4. s. du Meril p. 351. Schmidt Beitr. z. Gesch. d. rom. Poesie p. 50.
Cap. CXXII. aus Petr. Alphons. discipl. der. c. X, 7. s. Schmidt l. l. p. 123.
Cap. CXXIII. gleichfalls aus P. Alphons. discipl. cleric. c. XI. und den griechischen Óõíôßðáò p. 29. s. Schmidt l. l. p. 126. Die Grundlage beider Erzählungen ist die Hitopadesa L. II. nr. 6. Loiseleur Deslongchamps Essai sur les Fabl. Ind. p. 76. 77. 100. sq.
Cap. CXXIV. Dieselbe Erzählung findet sich in d. Cento novelle antiche c. C. ( Firenze. 1724. p. 105.) und fast ganz ähnlich in Herberts Dolopathos (b. Loiseleur Deslongchamps Essai sur les fabl. Indienn. p. 191. sq. cf. p. 125. sq.) Anderes s. b. Schmidt zu d. Mährchen d. Straparola p. 292.
Cap. CXXV. sonderbar erfundener Schwank, von welchem Swan T. I. p. 444. sq. eine englische Nachahmung des Dr. Byrom The three black crows aus dess. Miscell. Poems. T. I. p. 31. sq. mittheilt. Uebrigens ist in dieses Capitel, wenn auch ganz kurz, eine andere Geschichte mit hineingewebt, die unter Bd. II., p. 145. sq. aus d. Deutschen Gestis als cap. 3 mitgetheilt ist.
Cap. CXXVI. ist aus Macrob. Saturn. L. II. c. 6. de origine ac usu praetextae genommen.
Cap. CXXVII. ist eine dem 80sten Capitel ähnliche selbst erfundene Erzählung.
Cap. CXXVIII. scheint selbst erfunden und nach einem orientalischen Muster verändert.
Cap. CXXIX. ist dieselbe Geschichte, welche sich auch im Dialog. creatur. c. 56. u. Alphons. Discipl. cleric. c. 2. wiederfindet. Einem dieser Muster ist sie nacherzählt im Conde Lucanor. c. 37. Mehr b. Schmidt zu Alphonsus p. 93. sq.
Cap. CXXX-CXXXII. scheinen selbst erfunden. Aehnliche Prellereien wie c. CXXXII. führt Schmidt zu d. Mährchen der Straparola p. 309. an.
Cap. CXXXIII. findet sich auch im Conde Lucanor. c. IX., nur daß dort zwei Pferde die Stelle der Hunde vertreten.
Cap. CXXXIV. findet sich nicht bei Seneca wieder, obgleich er als Gewährsmann citirt ist.
Cap. CXXXV. die Geschichte von der Lucretia aus Augustin, de civ. Dei. I. 19.
Cap. CXXXVI. findet sich auch bei P. Alphons. Discipl. cleric. c. 25. (b. Schmidt p. 70. u. ed. Paris. T. I p. 149.) und darnach bei dem Verfasser eines altfranzösischen Fabliau (in Barbazan Fabl. T. II. p. 148. sq. u. Legrand Fabl. et Cont. T. III. p. 253. sq.). Grundlage ist das vierte Capitel des Arabischen Calilah ve Dimnah. s. a. Schmidt I. I. p. 156. sq.
Cap. CXXXVII. ist offenbar die sonderbar verdrehte Geschichte vom Koriolanus a. Valer. Max. V., 4, 1.
Cap. CXXXVIII. wahrscheinlich nach einer orientalischen Sage erfunden, wenn nicht etwa gar die Begebenheiten des Alcibiades auf seiner Rückkehr von den Lacedämoniern in sein Vaterland zum Grunde liegen.
Cap. CXXXIX. wahrscheinlich aus Aelian. Hist. An. XV. 21. genommen. Aehnliches erzählt Vincent. Bellov. Specul. hist. IV. 1. f. 41. sq. Ueber den Basiliskenblick s. Plin. H. N. VIII. 21. Berger de Xivrey Tradit. teratolog. p. 540. sq. Schmidt zu d. Mährchen d. Straparola p. 288. Zu uns. Cap. s. c. 145. u. Xivrey p. 389. sq.
Cap. CXL. ist auch aus Seneca de Ira. 1.8. gezogen.
Cap. CXLI. nach Swan T. II. p. 454. sq. aus dem lateinischen Aesopus ( ed. 1658. p. 80. im Aesop. ed. Coray. fab. 141. p. 83.) gezogen. Allein die Quelle ist das indische Fabelwerk Pantcha Tantra, aus welchem das Mährchen als: Le Brahmane et le Serpent übersetzt ist von Loiseleur Deslongchamps hinter s. Ausg. d. Mille et Un jours p. 624. sq. Dieselbe Fabel findet sich unter denen der Marie de France in ihren Oeuvr. T. II. p. 267. und bei Legrand d'Aussy Fabl. T. IV. p. 389. sq. s. a. Loiseleur Deslongchamps Essai sur les fabl. indienn. p. 47. sq.
Cap. CXLII. ist eine sonderbare mystisch-moralische Erzählung, die jedoch durch die Moralisatio recht gut erklärt wird, wo es heißt: der König ist unser Herrgott, der mit einer Mauer umgebene Forst aber die Welt, die durch die Gebote Gottes eingeschränkt ist, oder die Kirche, die durch Christi Leiden und seine Diener beschützt wird. Der Verräther ist der Teufel, der die Menschen, die dem frommen Leben untreu werden, in den Netzen der Weltlust fängt. Seine zwei ersten Hunde Richer und Emuleym sind der Reichthum und die Wollust, nach welchen die Menschen jagen, der dritte Hund Hanegiff: d. h. habe und gieb, jagt den Clerikern nach, welche um gute Pfründe zu bekommen, Andere bestechen, der vierte Hund Bandin jagt die Advocaten, welche das Gesetz umgehen, der fünfte Crismel, die nieden Geistlichen und Bettelmönche, die Von dem erhaltenen Almosen einen schlechten und eigennützigen Gebrauch machen, der sechste Hund Egofin oder Belyn jagt die Kaufleute und Wucherer, der siebente Beamys ist die Wollust, die ohne Unterschied viele Menschen dem Teufel zuführt. Der Sohn aber ist Jesus Christus, den uns Gott Vater durch die Jungfrau, d. h. die Maria, zugeschickt hat, um uns von jenem Seelenjäger zu befreien.
Cap. CXLIII. ist aus Barlaam et Josaphat ( Op. p. 12. s. auch Swan T. II. Notes p. 458. sp.) gezogen, von welchem sie wiederum Vinc. Bellov. Specul. Hist, p. CXXIII. und Gower Confessio Amant. L. I. f. XIX. b. aufgenommen haben (f. Warton I. I. CLXXX. sq.) Mir scheint jedoch im Ganzen die Geschichte vom Damocles bei Cic. Tuscul. V. 21. u. Macrob. Somn. Scip. I. 10. zum Grunde zu liegen.
Cap. CXLV. ist zwar aus Albert. Stadens. Chronicon angeblich entlehnt, offenbar aber nicht wieder zu finden, vielmehr a. Albert. M. de anim. XXXV. p. 668. Dagegen ist c. CXLIV. geradezu erfunden und mystisch.
Cap. CXLVI. allerdings aus August, de civit. Dei. L. LI. c. 4. und nacherzählt im Dial. creatur. c. 79.
Cap. CXLVII. selbsterfundene Geschichte, wenn sie nicht auf irgend eine classische Tradition basirt ist.
Cap. CXLVIII. die bekannte Geschichte vom Arion aus Gell. Noct. Att. XVI. 19., der sie Herod. I. 23. nacherzählt.
Cap. CXLIX. ist aus Valer. Max. VIII., 14., 4. genommen, wo der Mörder Hermocles heißt.
Cap. CL. hierzu kann man nur vergleichsweise Plin. H. N. II. 103. u. XXXI. 2. anführen.
Cap. CLI. sonderbare Beschreibung von der Ansteckung des Aussatzes nach Art der Syphilis: dabei wie gewöhnlich fabelhafte Einwirkung einer Schlange.
Cap. CLII. könnten vielleicht die Begebenheiten des Clonymus, des Sohnes des spartanischen Königs Cleomenes zu Grunde liegen.
Cap. CLIII. ist die bekannte Sage vom König Apollonius, über deren Verbreitung nachzusehen ist meine Allg. Lit. Gesch. Bd. III. 1. p. 457-460.
Cap. CLIV. ist die bekannte Geschichte vom Bilde Christi zu Edessa, welche auch, jedoch nicht mit solchen Nebenumständen Euseb. H. E. I. 13. Evagr. IV. 27. Constantin. Prophyrog. de imagine Edess. u. A. erzählen s. a. Boissonnade Anced. T. IV. p. 471. sq. lieber den von ihm angeblich geschriebenen Brief an den dortigen Toparchen Abgarus s. meine Allg. Lit. Gesch. Bd. I. 2. p. 884. Unser Cap. ist a. Gervas. Tilb. III. 26. p. 969.
Cap. CLV. ist gleichfalls aus Gervas. Tilbur. Otia. Imperial. III. 59. b. Leibnitz Script. Brunsw. T. I. p. 977. Eine ähnliche Geschichte theilt SwanP. II. p. 496. sq. mit aus W. Scott Mannion. Notes, p. 245. sq. Eine andere b. Temme Volkssag. Ostpreußens p. 79.
Cap. CLVI. ist die bekannte Geschichte der Entdeckung des Achilles bei der Deidamia durch Ulysses bei Apollod. III., 13., 7. und Hygin. fab. 96.
Cap. CLVII. findet sich auch in P. Alphonsi Disc, cleric. c. 8. und Cento nov. ant. nr. 50 (53) s. a. Schmidt zu P. Alphons. p. 120. sq.
Cap. CLVIII. sonderbare Vermischung der zwei Sagen bon Pallas, dem Sohne Evanders, der Aeneas zu Hilfe gezogen war und von Turnus, dem Könige der Rutuler, getödtet ward (s. Virg. Aen. VIII. 104. sq.) und einem andern Pallas, dem Sohne des Tartarus und der Gäa, welchen Minerva tödtete und dessen Haut sie umhing. ( Apollod. III. 12.)
Cap. CLIX. soll zwar aus Josephus genommen seyn, findet sich aber dort nicht, vielmehr ist nach Warton T. I. p. CLXXXV. diese sonderbare Geschichte aus einer Jüdischen Tradition bei Fabric. Codex Pseudepigr. Vet. Testam. T. I. p. 275. entlehnt. Die Geschichte von dem Fangen der Affen durch bleierne Schuhe ist bekannt (s. Aelian H. An. XVII. 25.).
Cap. CLX. ist a. Gervas. Tilb. Dec. III. c. 57. p. 978. und spielt a. d. Schlosse Espervel b. Arles. Einiges Aehnliche theilt Swan T. I. p. 501. sq. mit, so wie Dobeneck I. I. Bd. I. p. 28. sq.
Cap. CLXI. eine sonderbare aus Gervasius von Tilbury D. III. c. 60. p. 980. gezogene Sage, ebenso Cap. CLXII. a. III. 66. p. 982., aber CLXIII., wo gar Alexander dem Großen ein Sohn angedichtet wird, scheint erfunden.
Cap. CLXIV. und CLXV. sind selbst erfunden und rein mystisch, eben so auch Cap. CLVI. vom Schachspiel, welches hier mit seiner Moralisation abgedruckt werden mußte, aber so viel mir bekannt, von Maßmanns Geschichte des mittelalterlichen Schachspiels. Quedlinb. 1839. 8. übersehen worden ist.
Cap. CLXVII. diese Fabel, welche auch im Dial. creatur. c. 100. (hier auch aus Barlaam) steht, ist aus Barlaam et Josaphat ( Op. p. 22. u. b. Boissonnad. Anecd. T. IV. p. 79) genommen und hieraus in Caxton Golden Legend, f. CCCLXXXXII. u. Alphonsi Discipl. cleric. c. 23. übergegangen. Hieraus ist das berühmte Altfranzösische Lai de l'Oiselet (b. Barbazan T. III. p. 114. sq. u. Legrand Fabl. et Cont. T. IV. p. 26.) entstanden. Die Grundlage ist in den Fabeln des Bidpai (b. Loiseleur Deslongchamps hinter d. MI. jours. p. 448. sq.) und in dem Anvari Soheyli (s. Livre des Lumières p. 114.) enthalten cf. Loiseleur Deslongchamps Essai sur les Fabl. Indienn. p. 71. sq. Anderes b. Schmidt I. I. p. 150 sq.
Cap. CLXVIII. ist aus Barlaam et Josaphat ( I. I. p. 31. und in Boissonnade Anecd. T. IV. p. 112.) Die Quelle ist das IV. Capitel des Calilah ve Dininah (bei Loiseleur Deslongchamps Essai sur les Fabl. Indienn. p. 64. sq. und hinter s. Ausg. d. MI. jours p. 377. sq.)
Cap. CLIX. ist offenbar die Geschichte Solons zum Grunde gelegt.
Cap. CLXX. ist aus der Lebensgeschichte des Heil. Bernhard von Clairvaux genommen und steht in der Golden Legend, f. CCXVIII. (CCXXIX.): daraus bei Swan T. II. p. 514. sq.
Cap. CLXXI. ist, wie es auch zu Anfänge heißt, aus P. Alphons. Discipl. cler. c. 3. gezogen, darnach hat sie auch Boccaccio in seinen Decameron. X. nr. 8. aufgenommen. Auch hier scheint die Quelle orientalisch und zwar entweder bei Cazotte Fortsetzung der 1001 Nacht im Cabin. d. Fées T. XXXVIII. p. 162. sq. und Caussin de Perceval MI. Nuits. Paris 1806. 16. T. IX. p. 1. sq. und bei Hagen Uebers. der 1001 Nacht Bd. IX. p. 1. sq. in der Geschichte Attafs oder d. Edelmüthigen, oder in den MI. jours. nr. CMLXXVI. sq. (bei Loiseleur Deslongchamps p. 257. sq.), in der Histoire de Nasiraddolé roi de Moussel, d'Abderrahmane, marchand de Bagdad et de la belle Zeyneb zu suchen. Ueber a. Bearbeit. s. Schmidt zu P. Alphons. p. 98. sq. u. Beitr. z. Gesch. d. rom. Poesie p. 110 sq. u. Du Meril Hist. de la poes. Scand. p. 358. sq. Warton T. I. p. CLXXXVII. sq.
Cap. CLXXII. ist die Geschichte des Grafen Gui von Warwick, aus der einen Auszug mittheilt Swan T. II. p. 518-527. Ueber diesen altenglischen Roman s. meine Allgem. Lit. Gesch. Bd. III. 1. p. 255. sq.
Cap. CLXXIII. zu dieser mystischen Geschichte vergleicht Warton T. I. p. CXC. den Matth. Paris ed. Watts, p. 927., 40. und p. 751., 10.
Cap. CLXXIV. findet sich auch bei P. Alphons. Disc, cleric. c. 7. Nach Swan T. II. p. 528. sq. ist das Vorbild im Aesop zu suchen (fab. 170.), allein auch hier müssen wir uns in den Orient wenden und finden dort in den Fabeln des Bidpai (b. Loiseleur Deslongchamps hinter d. MI. jours p. 479. sq.) und dem Anwari Soheyli (s. Livre des Lumières p. 204.) die hierher gehörige Fabel vom Fuchse und der Schlange. Eine andere Fabel des Indischen Fabelwerks Pantcha Tantra (trad. p. Dubois p. 49-54): Le Brame, le Crocodile l'Arbre, la Vache et le Renard hat dieselbe Moral, ebenso auch die 29ste Erzählung im Tootinameh. Mehr bei Schmidt l. l. p. 118. sq.
Cap. CLXXV. ist aus lauter einzelnen sonderbaren Nachrichten bei Plinius und Mandeville componirt. Die erste Notiz von den hundsköpfigen Menschen ist aus Herod. IV. 191. (s. Baehr, ad Ctesiain. p. 198. 320. Leemans ad Horapoll 1.14. p. 196. sq. Cont. Tures p. 355. und Plin. H. N. VII. 2. und Mandeville p. 196; die zweite von den Einaugen, abgesehen von den Cyclopen, aus Plin. VII. 2. VI. 30. und V. 8. und Mandeville p. 203.; die dritte aus Plin. I. I. und Mandeville p. 204. u. d. Contes Tures, p. 361.; die vierte von den gerücheliebenden Menschen aus der Sage von den Astomen b. Plin. VII. 2. und Mandeville I. I. p. 205.; die fünfte von den Menschen ohne Nase b. Mandeville I. I. p. 204.; die sechste von den Menschen mit langen Nasen aus Mandeville p. 205.; die siebente von den wie Thiere gehenden Leuten aus Plin. VII. 2. und Mandeville I. I.; die achte von den Leuten mit Bocksfüßen aus Mandeville I. I. p. 274; die neunte von den einbeinigen Leuten bei Mandeville I. I. p. 157. und Plin. VII. 2., wo sie Sciopodes heißen; die zehnte von den Pygmäen aus Plin. H. N. VII. 2. Aelian. XV. 29. und Mandeville p. 205. 211.; die eilfte von den sechsfingerigen Leuten aus Mandeville p. 206. und Plin. V. 8.; die zwölfte von den bärtigen Weibern bei Plin. VI. 30. und Gerv. III., 76. und die dreizehnte von den Menschen mit Kranichgesichtern aus d. Contes Tures. b. Loiseleur Deslongchamps. MI. Jours p. 361. u. Mandeville p. 223. Ueberhaupt cf. B. de Xivrey Tradit. Teratol. p. 67-112.
Cap. CLXXVI. finden sich nach Swan T. II. p. 338. angeblich in den Fabeln des Poggius ( ed. 1648.): ich habe dessen Facetiae (ed. Lond. 1798.) T. I. p. 42. verglichen, hier steht zwar die Geschichte eines Meerungeheuers, allein es stimmt nicht mit der hier gegebenen Beschreibung. Dagegen steht etwas Aehnliches bei Jul. Obsequens De prodig. c. 111. Die Geschichte von der Schlange bezieht sich doch wohl auf das, was Plin. H. N. VIII. 23. von der Jaculus genannten Schlange erzählt.
Cap. CLXXVII. ist die sonderbar verdrehte Geschichte von der Esther.
Cap. CLXXVIII. scheint selbst erfunden und Schilderung irgend einer alten Tapetenstickerei zu seyn,
Cap. CLXXIX. scheint aus irgend einer Homilie des bekannten Moralisten Cäsarius genommen.
Cap. CLXXX. ist aus Paul. Diacon. Hist. Longobard. V. c. 2., wo aber der Herzog Bertavidus und sein getreuer Ritter Genulfus heißt.
Cap. CLXXXI. s. oben zu cap. LXXXII.
Die aus der Grimmischen Handschrift, den deutschen Gestis und der englischen Redaction aufgenommenen Erzählungen.
Cap. I. die bekannte Geschichte von Alexander und Diogenes a. Val. Max. IV. 3, 4.
Cap. II., III., V. völlig mystisch und selbsterfunden, ebenso cap. IV. wahrscheinlich aus einem alten Alexanderromane. Uebrigens ist cap. V. ähnlich der Erzählung der lateinischen Gesta, wo die drei Söhne nach dem Leichname ihres Vaters schießen, cap. XLV.
Cap. VI. ist ähnlich mit c. CXXIII. der lateinischen Gesta und aus dem Griechischen [??? Óõíôßðá?] p. 29. genommen, s. Loiseleur Deslongchamps Essai sur les Fabl. Indienn. p. 100. sq.
Cap. VII. diese Geschichte ist offenbar, wiewohl zu Ende verändert, übergegangen aus P. Alphons. Discipl. cleric. c. XVII. Hieraus hat sie dann Stainhöwel Esop. Fabel III. Bl. 92. übersetzt, dessen Auflösung wir jedoch zum Vergleich mit der unsrigen, da sie ganz nach Alphonsus gemacht ist, hierher setzen wollen. Es heißt da so: »So sprich ich das zu recht das alles das lauter Oel der fünf vollen Vas sol abgelassen werden von den Heffen und soll darnach die Heffen gemessen werden. Darnach söllen die halb volle Vass auch also abgelassen werden und die selben Heffen auch gemessen. Dann soll man merken ob die Heffen von den halb vollen Vassen den Heffen der volle Vass geleich sind. Und sind sy geleicher Mass, so ist wol zu mercken, daß der Jüngling dz Oel gemyndert hat: ist aber der halb volle Vass Heffen nit mer dann halb sovil als der vollen, so soll man den Knaben seiner Anklag unschuldig sagen.« Dieselbe Geschichte hat Schmidt, wie er I. I. p. 138. sagt, in der Regenburger Hdschr. der Gesta Romanorum gefunden. Ein ähnliches Altfranzösisches Fabliau bei Legrand Fahl, et Cent. T. III. p. 62. sq. als Le jugement sur les barrils d'huile mis en depôt (aus Barbazan Fabl. T. II. p. 113. sq.). Wahrscheinlich liegt jedoch auch hier irgend ein orientalisches Mährlein zu Grunde, wie das Urtheil des Ali Cogia vom Oliventopfe aus der 1001 Nacht ( nr. 386. sq. Bd. IX. p. 55. sq. d. Hagensch. U.).
Cap. VIII. ist die gänzlich vereinfachte Geschichte vom Octavianus, über welche nachzusehen ist meine Allg. Liter. Gesch. Bd. III. 1. p. 279. sq.
Cap. IX. findet sich auch in der englischen Redaction, als cap. XVIII.
Cap. X. ist die bekannte Erzählung, welche nach des Ser. Giovanni Pecorone nr. IV. Shakespeare seinem Kaufmann von Venedig zu Grunde gelegt hat. Da sie sich auch in Herber's Dolopathos findet (b. Loiseleur Deslongchamps Essai T. II. p. 208. sq. cf. p. 127. sq.), so meint Loiseleur Deslongchamps p. 130. sq. daß sie aus diesem in die englischen Gesta übergegangen sey: allein da sie sich, wie wir hier sehen, auch hier findet, dürfte sich nunmehro die Untersuchung anders stellen, s. a. Simrock Quell, d. Shakesp. Bd. III. p. 183-199.
Cap. XI. findet sich ebenfalls in den englischen Gestis (s. oben p. 225. sq.)
Cap. XII. ist selbst erfunden und scheint am Ende abgebrochen. Aehnliches s. b. Grimm Anmerk. z. Kindermärchen Bd. III. 68. p. 121. sq.
Cap. XIII. ist eine besondere Redaction der sieben weisen Meister, über deren Quellen hinlänglich berichtet ist von Keller in der Einleitung zu s. Ausg. des Roman des VII. Sages. Tübing. 1836. 8. p. I -- CCXLVI. und zum: Kaiser Dyocletianus von dem Büheler. Quedlinburg 1841. p. 7-64., weshalb ich hier nur bemerke, daß ich darin nicht wieder gefunden habe (S. 186.) die Geschichte von dem Diebe (diese ist aus Aesop. fab. CLIX. ed. Furia, wo aber statt des Vaters die Mutter vorkommt), von dem Ritter und der Schlange (s 190. sq.) Unter der in letzter Geschichte vorkommenden Spinne, welche den Tod bringt, ist ohne Zweifel die Tarantel gemeint, der man solche Kräfte zuschreibt (f. a. Plin. XXIX., 27., 11. sq.)
Cap. XIV. ist aus Valer. Maxim. III., 3., 1.
Cap. XV. hängt weiter unten mit Cap. XXI. zusammen und ist ebenfalls aus den weisen Meistern gezogen.
Cap. XVI. ist die bereits oben in den lateinischen Gest. c. 20. kurz erzählte Geschichte, s. a. Dronke I. I. p. 113. sq.
Cap. XVIII. ist eine sonderbare Geschichte, jedenfalls selbst erfunden und zu Ende der Sage vom wilden Jäger ähnlich: ebenso cap. XVII., welches nebenbei casuistisch ist.
Cap. XIX. ist fast dieselbe Geschichte mit cap. XXVI. und völlig mystisch; ebenso cap. XX., gleichfalls schon genannt (p. 166.), als cap. 81. d. Engl. Gesta.
Cap. XXI. ist aus den sieben weisen Meistern s. Keller zu Kaiser Dyocletianus p. 57. sq. und zu d. Roman des VII. Sages p. CCIII. sq.
Cap. XXII. gleichfalls aus den sieben weisen Meistern s. Keller z. Diocletianus p. 61. und zu d. Roman des VII. Sages p. CCXX. sq.
Cap. XXIII. und XXIV. völlig mystisch, cap. XXV. dieselbe Erzählung mit cap. 39. der wahren Gesta, cap. XXVII. und XXVIII. beide völlig mystisch, nur daß letzteres übereinkommt mit den wahren lateinischen Gestis c. 46. Zu ersterem über die Quellen cf. Arist. de Mirabil. c. 127. 130. und Antig. Caryst. de Mir. c. 148. sq.und Gervas. Tilb. III. c. 124-129.
Cap. XXIX. aus Valer. Max. V., 4., 1. von der Pero, die ihren Vater Cimon mit der Milch ihrer Brüste ernährte.
Cap. XXX. die bekannte, jedoch hier verdrehte Erzählung von den Sirenen aus Homer. Odyss. XII., p. 167. sq. s. a. Ger v. Tilb. III. 64. p. 981.
Die aus der englischen Redaction der Gesta Romanorum entlehnten Geschichten.
Cap. 1. enthält die bekannte Sage von der Liebe des Storches zu seinen Jungen, worüber Aelian. Hist, anim. III. 23. nachzusehen ist, s. a. Phile de animal, cap. VII. Hier ist Gerv. Tilb. III. 104. die Quelle, wo der Wurm Tanir heißt.
Cap. II. ist die bekannte Sage, welche des Shakespeare König Lear zu Grunde liegt, s. darüber Swan T. I. p. LXXV. Simrock Quell, d. Shakesp. Bd. III. p. 269. sq. u. m. Lit. Gesch. Bd. III. 1. p. 99. sq.
Cap. III. scheint selbst erfunden und ist ähnlich mit cap. 88. der lateinischen Gesta.
Cap. IV. ist Sacchetti Novell, nr. IV. nachgeahmt. Viele Beispiele der Art, wo aber das Muster aller, diese Stelle fehlt, s. b. Schmidt Taschenb. Deutsch. Romanz. p. 83. sq. Grimm Kindermährchen Bd. III. d. 245. sq.
Cap. V. wahrscheinlich selbst erfunden.
Cap. VI. ist aus einer Redaction der sieben weisen Meister genommen s. Loiseleur Deslongchamps Essai sur les fabl. Indienn. p. 156. sq. Swan. I. I. p. LXXX. sq. Ellis Specim. of early Engi. metr. R. T. IH. p. 78. Douce T. I. p. 378. sq. Keller zu Kaiser Dyocletian p. 61. und zu Rom. d. VII. Sages p. CCXXIII. sq.
Cap. VII. selbst erfunden.
Cap. VIII. hat zu Anfange große Aehnlichkeit mit des Ritter Geoffroi de la Tour bekanntem Löwenabenteuer, dann aber scheint es eine wirkliche Thatsache zu berichten. Nicht unwichtig ist darin der Beweis, daß auch die Minstrels die Stelle der Lustigmacher und Gaukler betrieben, was man sonst gewöhnlich nur von den Jongleurs annimmt.
Cap. IX. ist die oben in der lat. Gest. e. 101. sich findende Geschichte des Ganterus.
Cap. X. abermals eine Wunderquelle. Arist. Hist. Anim. VI. 2., 9. erzählt schon vom Baden der Weibchen der Vögel nach dem Beischlafe. Die ganze Geschichte soll aber eine Eigenthümlichkeit des Storches schildern, s. Swan. T. II. p. 542. sq. Gleiches erzählt v. Schwan Gervas. Tilb. III. 96. p. 993.
Cap. XI. wahrscheinlich selbst erfunden und auf einer Volkssage beruhend, ebenso cap. XII. theilweise mystisch, theils orientalisches Gepräge tragend. Auch hier ist die Geschichte vom Androclus eingeflochten.
Cap. XIII. ist theilweise mystisch, theilweise vermuthlich auf irgend ein wahres Ereigniß dieser Art aus der rohesten Feudalzeit gegründet, welches in Ritson Collect. of old Ballads T. I. nr. 13. A warning piece of England or the fall of queen Elisabeth poetisch bearbeitet ist.
Cap. XIV. selbst erfunden und abermals eine Probe von einem wunderbaren Steine, worunter man nach Marbod. de Lapid. c. 6. den Saphir zu verstehen hat.
Cap. XV. ist aus dem Arabischen Roman der sieben Vezire entlehnt, s. Loiseleur Deslongchamps hinter d. MI. jours p. 287. sq. und Essai sur les fabl. Ind. p. 132. sq. Keller zu Kaiser Dyocletianus p. 44. sq. Schmidt Taschenb. Deutsch. Romanz. p. 191. sq. Auch nacherzählt im Dialog, creat. c. 120.
Cap. XVI. ist die bekannte Geschichte vom Darius aus Valor. Max. VII., 3., 2.
Cap. XVII. ist die bekannte, von Shakespeare seinem Kaufmann von Venedig eingerückte Erzählung von den drei Kästchen, die a. Boccaccio X. 1.nachahmte, s. Schmidt Beitr. p. 101. Simrock Quell, d. Shak. Bd. III. p. 201. sq.
*) Zu cap. 68. u. 91. u. 118. u. 119. d. lat. Gesta vergl. noch Grimm Kindermährchen Bd. III. p. 192. sq. 244. 206. sq. 191. sq.
Ich enthalte mich des kleinen mir zugemessenen Raumes wegen auch hier, wie bei den Anmerkungen, wo ich immer nur die erste Quelle oder erste Nachahmung mit Uebergehung aller weitern Verarbeitungen der einzelnen Sagen angeführt habe, alles unnützen Citatenapparats, führe daher S. 287. sq. bei der Aufzählung der den Gestis ähnlichen Schriften nur immer eine Ausgabe an, alles Weitere der Ausführung in meiner Allgem. Liter. Geschichte überlassend. Ebenso bleiben natürlich alle Untersuchungen etc. über die Handschriften weg.
Wenn irgend ein anonymes Werk des Mittelalters den Literarhistorikern und Bibliographen Schwierigkeiten in Bezug auf die Ermittelung seines Ursprungs gemacht hat, so sind es gewiß die Gesta Romanorum gewesen, ein Werk, welches nach Anfang der Buchdruckerkunst ungeheuer oft gedruckt, in sehr vielen Handschriften verbreitet und in Jedermanns Händen gewesen zu seyn scheint, allein in den ersten Decennien nach der Reformation sonderbarer Weise ganz in den Hintergrund gedrängt und in manchem seiner Exemplare vertilgt worden seyn mag, was die Seltenheit derselben im Widerspruche mit der großen Verbreitung desselben in früherer Zeit genugsam documentirt. Es ging dem Buche so, wie allen ähnlichen seiner Art, die donnernden, sich lediglich nur an das Wort der Schrift haltenden, alle andern Parabeln zurückweisenden Predigten der Reformatoren verdrängten die Predigtbücher und Exempelsammlungen des 14ten und 15ten Jahrhunderts, und wie diese blieben sie lediglich nur noch Eigenthum und Lectüre der Klöster, bis ihre Herrschaft auch hier theils aus äußern, theils aus innern Gründen aufhörte und sie in die staubigen Fächer der Klosterbibliotheken verwiesen wurden, wo sie unberührt einer langen Ruhe genossen, bis die neuere Zeit, arm an originellen und wahrhaft poetischen Schöpfungen, sie aus ihrer Vergessenheit wieder hervorrief und ihrem schmucklosen, aber tiefsinnigen Inhalte Geschmack abgewann. Worin der Reiz dieses Buches liegt, läßt sich schwerlich mit Worten angeben, es enthält nur kurze Erzählungen ohne allen rednerischen Prunk, ohne den Putz weitläufiger Natur- und Menschenschilderungen, ohne lange Dialogen, ohne tragische Scenerie, kurz nichts von dem, was in unsern Tagen ein zur Unterhaltung bestimmtes Werk enthalten soll, und doch müssen diese kleinen, zuweilen kindisch scheinenden Geschichten Jeden anziehen, mag nun ihr Zauber in ihrer Naivität und Kindlichkeit, in ihrer frommen Einfalt oder zuweilen tiefsinnigen Mystik liegen. Dieß ist der Grund gewesen, warum eine Uebertragung dieses Buches in unsere Muttersprache wünschenswerth erschien, abgerechnet des hohen Interesses, welches dasselbe als Quelle so mancher romantischen Fictionen des Mittelalters hat, und es ist daher hier nur noch übrig, ganz kurz, wie es der enge Raum dieses Orts verstattet, Einiges über seine Entstehung hinzuzufügen.
Es ist von Anbeginn des Christenthums an Gewohnheit der Männer gewesen, welche andere Ungebildete in den Wahrheiten der Moral und Glaubenslehre desselben unterrichten wollten, sich zur Erleichterung des Verständnisses der Beispiele, Parabeln und Allegorieen zu bedienen, wie schon unser Herr und Heiland Jesus Christus gethan hat. Diese Sitte erhielt sich die ganzen Jahrhunderte des Mittelalters hindurch, wie sich aus den Schriften sämmtlicher Kirchenlehrer, die Moral und Sittenlehre zur Aufgabe ihrer literarischen Thätigkeit machten, ergiebt, und war, was man auch aus verkehrtem Parteihaß dagegen einwenden mag, eine nützliche und heilbringende, indem sie bei dem ungebildeten Laien natürlich oft von weit durchgreifenderem Erfolge war, als es die schärfste Logik und Beredsamkeit ohne dieselbe gewesen seyn würde. Ein solches Beispiel findet sich bereits bei Vincent. Bellov. Spec. Hist. IV. 8., wo eine Aesopische Fabel als in eine Predigt verwebt vorkommt. Später scheint freilich diese Gewohnheit profane Beispiele in Homilien und Sermonen anzubringen, vorzüglich als seit den Kreuzzügen orientalische Fictionen nach Europa drangen, mehr und mehr überhand genommen zu haben, und so kam es denn, daß nicht blos eine große Anzahl von Predigern ihren Reden dergleichen Apologen und Parabeln einverleibten, sondern auch geradezu Beispielsammlungen zum Gebrauch derselben verfertigt wurden. Doch kann man alle diese Arbeiten in zwei Klassen scheiden, nehmlich:
α) in solche Sammlungen von Beispielen, welche nur zum practischen Gebrauche für Prediger angelegt waren, und
β) in solche, welche eine unterhaltende und belehrende Privatlectüre der Mönche für sich oder zum Vorlesen in den Refectorien bestimmt waren.
In die erste Classe gehören nun offenbar die unter dem Namen des Discipuli bekannten Predigten Herolds Johannes Herolt lebte um 1470 zu Basel, s. meine Lit. Gesch. Bd. II. 2. p. 169. Warton T. I., p. CCIV. sq. seine (Discipnli) Sermones de Sanctis et tempore cum exemplorum promtuario ac miraculis B. Virginia. s. 1. et a. Hagen. 1512. fol., die Summa praedicantium des Johann Bromyard Professor der Theologie zu Cambridge † 1410. s. meine Lit. Gesch. Bd. II. 2. p. 166. sq. Seine Summa praedicatorum s. 1. et a. fol., die Sermonen des Guilielmus Hilacensis Ein englischer Prediger und Minorit um 1469. (s. Pitseus de Ser. Angl. p. 856.) Seine Sermones in orationem dominicam. Paris. 1494. 12., des Stephan Barons Minorit unter Heinrich VIII. in England (s. Douce T. II. p. 342.). Seine Sermones quadragesimales. Wynkyn de Worde s. 1. et a. fol. Paris, s. a. fol., und der spätem französischen Kanzelredner Menot Michel Menot, Capuziner und Prediger † 1518 zu Paris, aber bereits unter Ludwig XI. thätig. Seine Sermones quadragesimales olim (1518.) Turonis declamat. Paris 1519. 1525. 8., Maillard Olivier Maillard, Doctor der Sorbonne, berühmter Theolog und Prediger zu Paris, 1502 b. Toulouse verstorben. Sermones. Lugd. 1503. fol., Raulin Johannes Raulin aus Toul und 1415 als Reformator des Benedictinerordens gestorben, (s. meine Lit. Gesch. Bd. II. 2. p. 171.). Sermones de adventu (Lugd. 1519. 4.), Serm. quadragesimales (Paris 1523. 4.), Sermon, de festivitatibus Sanctorum (Paris 1524. 4.) und Itinerarium paradisi complectens sermon. de poenitentia (Venet. 1585. 4.)., Ferrerius Vincentus Ferreri aus Valencia † 1416 als Hauptstifter der Geißelfahrten. (s. meine Lit. Gesch. Bd. II. 2. p. 85.). Conciones de tempore et sanctis Ulm. 1475. 8. Venet. 1600. 8., Pierre de Boves Petrus Bovinus, ein französischer Minorit schrieb: Sermones. Lugd. 1521. 4. u. A., zu denen man auch den bekannten Barletta Gabriel Barletta aus Aquino (s meine Lit. Gesch. Bd. II. 2. p. 169.) schrieb Sermones per annum (Venet. 1470. Hagen. 1518. 8.) rechnen kann. In die zweite gehören des Petrus Berchorius Reduetorium morale Ueber ihn s. meine Lit. Gesch. Bd. II. 2. p. 470., des Thomas von Cantimpré Apiarius Ueber ihn s. Fabric. Bibi. Med. Lat. T. VI. p. 694. sq. Liber qui inscribitur bonum universale de proprietatibus apum s. l. et a. fol. Duaci 1597.1605. 8., das Speculum exemplorum Speculum exemplorum ex diversis libris in unum laboriose collectum. Daventr. 1481. fol. Hagen. 1509. fol. s. Ebert Bd. II. nr. 81588. Freytag Anal. litt. p. 885. sq., der Dialogus creaturarum Dialogus creaturarum optime moralizatus jucundis fabulis plenus et omni materiae morali applicabilis. Goudae 1480. fol. Paris 1510. 8. s. meine Lit. Gesch. Bd. II. 2. p. 714., die Gesta Romanorum, die Legenda aurea Des Jacobus a Voragine † 1298. Historia Lombard. oder Legenda aurea. Ueber ihn u. d. Ausg. s. meine Allgem. Lit. Gesch. Bd. II. 2. p. 445. sq. u. Melang. tir. d'une gr. Bibl. T. IV. p. 152. sq., die Moralisationen über Ovids Metamorphoses s. darüber Douce T. II. p. 340. sq., des Petrus Alphonsus Disciplina clericalis s. meine Lit. Gesch. Bd. II. 2. p. 717. sq., des Hugo von Ceriton Parabolae und Brutarium s. meine Lit. Gesch. Bd. II. 3. p. 463. sq. Douce T. II. p. 339. sq. 343. sp., des Hugues Farsit und Gautier de Coincy Contes devots s. meine Lit. Gesch. Bd. II. 3. p. 463. sq. Douce T. II. p. 339. sq. 343. sp., des Robert Holcot Moralisationes historiarum (c. Thom. Aquin. Sup. Evangel. Paris. 1510. 8. s. m. Lit. Gesch. Bd. II. p. 304. 103. 145., des Johannes Ryder Formicarius (Argent. 1517. 4. Duaci 1602. 8. s. m. Lit. Gesch. Bd. II. p. 304. 103. 145. u. A., wiewohl auch diese den Predigern hin u. wieder als Beispielsammlung gedient haben mögen, da z. B. Schelhorn Amoen. Eccles. T. l. p. 807. v. einer Hdschr. d. Gesta Rom. v. 1499, die er besaß, erzählt, daß an dem Rande der einzelnen Erzählungen von ihren früheren Besitzern bemerkt sey, wann sie dieselben in ihre Predigten aufgenommen hätten. Freilich mag allerdings vorzüglich von den herumziehenden Predigern der Dominicaner und Capuziner hier wohl des Guten zu viel gethan worden seyn, sonst hätte Erasmus in seinem Laus stultitiae. Basil. 1780. 8. p. 261. nicht sagen können: » Hic mihi stultam aliquam et indoctam fabulam ex speculo opinor historali aut Gestis Romanorum in medium adferunt et eandem interpretantur allegorice, tropologice et anagogice.« Dieß war der Grund, warum auch das Volk zuletzt den Geschmack an solchen Predigten verlor, zumal da sich leider manche dieser öffentlichen Redner durch unanständige Erzählungen beinahe bis zu Possenreißern erniedrigten und die Würde ihres Amtes und ihre Aufgabe gänzlich verkannten. In Italien blieb indessen diese Sitte bis auf die neueste Zeit, und Grosley Observat. on Italy. T. II. p. 108. erzählt (nach Douce T. II. p. 343.) selbst noch ein Beispiel davon. Allerdings gehörte ein ziemlich richtiger Takt dazu, aus einer leider, wie im Specul. Exemplorum, theilweise ganz ohne Auswahl zusammengesetzten Sammlung von Beispielen immer das Richtige zu treffen und nicht durch unpassende Wahl seinem Zwecke selbst Eintrag zu thun. Dieß konnte jedoch in den ältern Arbeiten dieser Art, wie eben die Gesta, die Disciplina clericalis u. a. dergl. sind, nicht geschehen, und daher die weitere und häufigere Verbreitung derselben.
Die Wichtigkeit des Buches hat nun aber Veranlassung gegeben, eine Untersuchung anzustellen, wer denn der eigentliche Verfasser desselben seyn möge, und man hat sich daher bisher begnügt, da alle nähern Angaben oder Hinweisungen theils im Buche selbst, theils bei andern Schriftstellern, welche sie citiren, zu fehlen schienen, nach Warton History of Engl. poetry T. I. p. CC. sq. (ed. I. p. LXXXVI.) den Petrus Berchorius als den Verfasser derselben anzusehen. Dazu ist aber kein anderer Grund vorhanden gewesen, als daß Salomon Glaß, der bekannte Theolog, in seiner 1623 geschriebenen Philologia Sacra (ed. III. Frcft. et Hamburg 1653, 4.) L. II. P. I. Tract. II. Sect. III. Artic. VIII. p. 312. bemerkt hat: » Hoc in studio excelluit quidam Petrus Berchorius, Pictaviensis, ordinis divi Benedicti, qui peculiari libro, Gesta Romanorum, nec non Legendas Patrum, aliasque aniles fabulas, allegorice ac mystice exposuit.« Außerdem hat Warton, da er merkte, wie vag im Ganzen sein Anhaltepunct sey, da doch eigentlich dieses Citat auf gar nichts Reellem beruht, noch folgende innere Gründe beigebracht:
α) Ähnlichkeit des Reductorium super bibliam und der Gesta im Inhalte.
β) Ähnlichkeit des Titels Nur scheinbar, denn wenn auch einige Handschr. zu Anfange d. W. Reductorium enthalten, so ist doch dieses Wort vom Ende derselben durch die Abschreiber vorgenommen worden, da es daselbst zuweilen heißt: ex gestis Romanorum recollectorium oder reductorium. Uebrigens findet sich der Titel Gesta Romanorum bereits in den ältesten Hdschr., z. B. in einem Wolfenbüttler Mscr. a. d. 15ten Jhdt. Cod. August. Q. 14. 5. s. a. Montfaucon Bibl. mss. T. I. p. 17. nr. 172..
γ) Wiederfinden von vier Geschichten der Gesta in des Berchorius Repertorium morale, nehmlich aus den Gest. c. 158. die Geschichte vom Pallas = Repert. XIV. 49. f. 643., wo aber eine Chronica citirt und die Auffindung unter Heinrich II. gesetzt ist; die Geschichte von dem unterirdischen Palast, Gest. c. CVII. = Repert. XIV. 72. f. 689., wo Guilielmus Malmesbur. als Gewährsmann citirt ist, die Geschichte von dem Englischen Ritter c. CLV. der Gesta = Repert. XIV. f. 610., wo Gervasius Tilburiensis als Quelle genannt wird, und endlich Gest. c. LXI. von dem wunderbaren Horn = Repert. I. I. f. 610. gleichfalls nach Gervas. Tilbur. Hierbei ist auch hier jedesmal eine Moralisatio mit den Anfangsworten Carissimi, wie in d. Gesta beigefügt.
δ) Daß Berchorius auch hdschr. hinterlassen hat: einen Commentarius moralis s. Allegoriae in libros quindecim Ovidii Metamorphoseon (s. Oudin Comment. de script. eccl. T. III. p. 1064.) und
ε) daß er in seinem Diction. Moral. P. III. Vol. II. f. 274. sich auf seine Uebersetzung des Livius ins Französische (über diese s. Paulin Paris Manuscr. franc. de la bibl. du Roi T. II. p. 285-293. 1. p. 32-39.) beruft, wozu man noch fügen kann
ζ) gemeinschaftliche Citate aus Plinius, Seneca, Solinus und Gervasius,
η) übereinstimmende Lebenszeit beider Autoren. Denn Petrus Berchorius starb als Prior einer Benedictinerabtei 1362 zu Paris, und der jüngste in der Gest. Rom. citirte Schriftsteller ( cap. 145.) ist Albertus Stadensis, wie Swan u. Warton glauben, nicht, sondern A. d. Große † 1280., weshalb Tyrwhitt's zu Chaucer Canterb. Tales T. IV. p. 331. gemachte Vermuthung, daß die Gesta Romanorum ins 12te oder Anfang des 13ten Jahrhunderts fallen, sich von selbst erledigt.
Nichts destoweniger hat aber trotz diesen anscheinend wichtigen Gründen bereits Douce Illustr. of Shakespeare T. II. p. 351. sq. denselben folgende andere entgegengestellt:
α) es konnte ein anderer Schriftsteller dem Berchorius, oder umgekehrt Berchorius dem Verfasser der Gesta nachahmen;
β) die vier bei Berchorius vorkommenden Geschichten aus den Gest. Rom. sind anders erzählt und anders moralisirt. Ich füge noch hinzu, daß ja auch andere Schriftsteller von einander Geschichten entlehnen, ebenso der Dialogus Creaturarum aus den Gestis, und es darum noch Niemandem eingefallen ist, erstern für ein Werk des Verfassers des letztern anzusehen;
γ) der Name des Berchorius findet sich in keiner Hdschr. als Verfasser der Gesta angegeben.
δ) Berchorius gedenkt dieser seiner angeblichen Arbeit weder in der Vorrede zum Reductorium noch zu seiner französischen Uebersetzung des Livius (s. P. Paris 1. 1. T. I. p. 33.);
ε) es finden sich durchaus keine Gallicismen in den Gestis. (s. aber unten p. 302.)
ζ) werden häufig deutsche Quellen erwähnt, Cäsarius, Albertus Magnus, selbst Gervasius von Tilbury schrieben in Deutschland, (was jedoch gegen Berchorius nichts beweisen würde). Aber auch von England ist oft die Rede z. B. c. 154. 155. 161. 162. 172.
η) in der Moralisatio zu cap. 144. findet sich in den meisten Ausgaben ein deutsches Sprichwort ( p. 225.1. 10. ed. Keller heißt es: » vulgariter der weuel will fliegen hohe als der are, aquila«. In meiner Ausg. dagegen s. 1. (Norimberg) 1494. 8. f. LXXX. col. b. »Tercium corabola vulgariter die schnock vil flyegen also hoch als der adler. Ideo etc.«) und c. 142. finden sich deutsche Hundenamen: Richer, Emuleym, Hanegiff, Bandyn, Crismel, Egofyn, Beamis und Reuelin, wozu in der Moralisatio noch ein Belyn kommt.
θ) Die ältesten Ausgaben der Gesta sind in Deutschland gemacht. Ich füge hinzu, daß
ι) Conrad v. Ammenhusen schon 1357. viele Geschichten aus d. Gestis in s. Schachzabelbuch aufnahm (s. Maßmann G. d. Schachsp. p. 109.)
Man sieht demnach, daß sich auch gegen die innern Gründe Warton's Manches einwenden läßt, wenn man nur will, allein dem Schreiber dieses scheint es aufbehalten zu seyn, zu zeigen, wie alle diese an sich schon unnütz sind, da die ganze Annahme Wartons über Petrus Berchorius nur auf einem Mißverständniß beruht. Offenbar hat der gelehrte Literarhistoriker die Worte des Glassius ganz falsch verstanden und den Gebrauch des necnon ganz übersehen. Denn was kann denn jene Stelle: » Hoc in studio excelluit quidam Petrus Berchorius, Pictaviensis, ordinis divi Benedicti, qui peculiari libro Gesta Romanorum, necnon Legendas Patrum, aliasque aniles fabulas allegorice ac mystice exposuit.« anders bedeuten, als:
»in diesem Studium zeichnete sich auch ein gewisser Petrus Berchorius aus Poitou, eine Benedictiner, aus, der in einem besondern Buche die Thaten der Römer, so wie die Legenden der Väter, und andere dergleichen Ammenmährchen allegorisch und mystisch erklärt hat.«
Denn erstlich muß sich necnon, das hier doch wie überall = et, etiam ist, auf etwas schon Vorausgegangenes beziehen, was gerade zu unmöglich ist, wenn man Gesta Romanorum als Apposition zu peculiari libro ansieht, wo es dann gar keinen Sinn hat und überflüssig ist, zweitens hätte Glassius in diesem Falle entweder gesagt libro, gestis Romanorum, oder libro de gestis Romanorum, und drittens ist ja eben jenes liber peculiaris sein Reductorium super bibliam, das ihm doch auf alle Fälle eher eine Stelle unter den Schrifterklärern sichert, als jene Gesta romanorum, die dem Glassius doch auf alle Fälle hier viel ferner lagen, wenn jener sie auch wirklich verfaßt hätte, und ein Buch sind, welches nur ganz entfernt einige Bibelstellen zu erklären sucht. Die Ursache des ganzen Mißverständnisses ist offenbar der Ausdruck » Gesta Romanorum«, dessen sich Glassius bedient hat; hätte er geschrieben: res gestas Romanorum, so würde es auf jeden Fall Warton nicht eingefallen seyn, auf diese vage Notiz hin dieses Buch dem Berchorius zuzuschreiben. Umgedreht nennt unsere Gesta Neander Orb. terrae p. 47. wirklich Historia Romana.
Allein es ist noch ein anderer eben so wichtiger Grund übrig, diese Annahme von uns zu weisen, nehmlich der, daß wirklich der Verfasser, oder vielmehr der Compilator dieses Buches von einem Nachahmer der Gesta citirt wird und zwar von dem anonymen Verfasser des Dialogus creaturarum. Dieser, der Mehreres aus ihnen entnommen hat, (s. o. unt. d. Anmerk.) spricht c. 68. dialogus de pigorda et alieto also:
» Habebant enim antiqui principes affectum erga inferiores sicut luculenter exprimitur in eorum gestis. Unde Elimandus in Gestis Romanorum narrat de trajano qui cum adscendisset ad bellum festinanter, quaedam vidua flebiliter occurrit dicens: obsecro, ut sanguinem filii mei innocentis perempti vindicare digneris. Cumque Trajanus, si sanus reverteretur, vindicare testaretur, vidua dixit: et quis mihi hoc praestabit, si tu in proelio interibis. Respondit, qui post me imperabit; cui vidua: et tibi quid proderit, si alter mihi justitiam fecerit? Et Trajanus: utique nihil. Cui vidua: nonne, inquit, tibi melius est, ut tu mihi justiciam facias et per hoc mercedem accipias, quam alteri hanc transmittas. Tunc Trajanus pietate commotus de equo descendit et innocentis sanguinem vindicavit. Idem dum quidam filius Trojani per urbem equitando nimis lascive discurreret, filium cujusdam viduae interemit. Quod cum Trajano vidua lacrimabiliter exponeret, ipsum suum filium, qui hoc fecerat, viduae loco filii sui defuncti tradidit et magnifice ipsum dotavit.«
Offenbar wird hier der Verfasser unseres Buchs Elimandus genannt und würde nur der Einwurf gemacht werden können, daß diese Geschichte in unsern Gestis nicht mehr vorkomme, allein:
α) werden nicht blos in diesem Dialog. creatur. mehrere Geschichten aus den Gestis citirt, die man jetzt vergeblich darin suchen würde, (z.B. c.38. heißt es: Legitur in Gestis Romanorum quod Augustus cesar minimi cibi erat, panem et pisciculos minutos et caseum bubulinum manu pressum et ficus appetebat vescebaturque quocunque loco et tempore, quodcunque stomachus desiderasset. Et non solum continentia gulae vigebat in viris, sed etiam in feminis solita fuit, ne in aliquod dedecus prolaberentur: quia vicina sunt sibi venter et genitalia. Dicit Augustinus: venter mare aestuans cito despumat in libidinem.« -- c. 64.: »Prout de libertate Titi imperatoris scribitur in Gestis romanorum, qui statuerat, ne accidentem ad eum postulandi gratia sine spe habendi dimitterent. Et interrogantibus amicis suis cum plura polliceretur, quam praestare posset, responditque, ideo quia non oportet quemquam a sermone principis tristem discedere. Item legitur de Trajano in Gestis Romanorum quod cum arguerent eum amici, quod in omnes ultra quam imperatorem deceret, esset communis, scilicet de condescendendo omnibus, respondit Trajanus, se velle esse ad omnes talem, qualem quisque optasset eum invenire), sondern auch anderwärts, wie z. B. Chaucer seine Man of lawes tale aus denselben genommen zu haben gesteht, indem er sagt ( Works ed. Urry p. 49. und bei Anderson British Poets. T. I. p. 50.): In the old Romane gestes men my find Maurices life, i bere it not in mind, obgleich wir heut zu Tage diese alte Quelle des englischen versificirten Romans Emare (s. darüber meine Allgem. Lit. Gesch. Bd. III. 1., p. 284. sq.) nicht mehr darin entdecken können.
β) als findet sich auch gerade diese unter des Elimandus Namen citirte Geschichte in dem Buche, aus welchem mehrere andere Erzählungen in die Gesta übergegangen sind, nehmlich im Dolopathos (in den Extraits p. 225. sq.), wie sich aus der Analyse v. Loiseleur Deslongchamps Essai a. a. O. p. 131. sq. ergeben wird: II y eut jadis à Rome un roi puissant, qui attaqué par ses ennemis, assembla tous ses vasseaux et se mit en marche pour defendre ses états. II était accompagné de son jeune fils qui chevauchait, ayant un autour sur le poing. L'armée passa devant la maison d'une femme veuve et très pauvre; elle n'avait qu'un fils qui le nourrissait de son labeur. Ce dernier possédait une seule poule, qu'il aimait beaucoup. Le fils du roi ayant perçu la poule qui cherchait sa pâture, lança son autour sur cette proie qui fut bientôt saisie par l'oiseau carnassier. Le fils de la veuve craignant pour la vie de sa poule, tua l'autour. Le fils du roi eu fut tellement irrité, qu'il tira son epée et fendit la tête au fils de la veuve. Celli-ci voyant son enfant mort, courut près du roi et navré de la plus affreuse douleur, elle demanda vengeance: Je n'avais que lui, dit-elle, tu dois m'écouter. Le roi fut juste et débonnaire, il répondit: Je marche contre mes ennemis et j'ai dans ce moment beaucoup d'affaires; si tu veux attendre mon retour, je te promets une bonne justice. -- Et si tu ne reviens pas, repliqua la veuve, qui me la fera? Mon successeur, dit le roi. Mais la veuve reprit: II n'aura cure des malheurs advenus sous ton règne; rends-moi justice à l'instant; Dieu t'en saura gré, car je suis veuve et pauvre. Le roi s'arreta donc et quand il sut que son fils était le coupable, il dit à la veuve: Ton fils était ton seul appuis, si tu veux, je te donnerai le mien ou je le condamnerai à mourir. La veuve ayant réfléchie qu'en prenant la vie du jeune prince, elle ne rendrait pas son fils à l'existence, consentit à rester pres du roi qui la combla de bienfaits.«
γ) stimmen die im Dial. creatur. aus den Gestis Rom. unter á citirten, aber jetzt nicht mehr in denselben aufzufindenden Geschichten so ganz mit der Fassung und Haltung der noch vorhandenen, daß kein Zweifel seyn kann, daß sie ursprünglich einer und derselben Arbeit angehört haben.
Hieraus folgt, daß, da, wie ich oben bewiesen zu haben glaube, die ganze Annahme über des Berchorius Verfasserschaft lediglich auf einem Mißverständnisse beruht, wir bei diesem Elimandus als Verfasser oder Compilator der Gesta stehen bleiben müssen. Wer dieser Mann gewesen ist, wissen wir freilich nicht, allein vermuthlich war er ein Mönch und zwar entweder ein Deutscher oder ein Engländer, wie sich aus einigen Anglicismen, auf die ich gleich kommen werde, ergiebt. Man könnte jedoch seinen Namen Elimandus für corrumpirt aus Helinandus annehmen, umsomehr als auch dieser im Dialog. Creatur. an einer andern Stelle citirt wird ( Dial. 62. heißt es: » ut narrat elynandus historiographus de Julio: qui cum de senatore creatus esset Imperator et obsecrante senatu ut filium suum augustum cesarem secum nominaret, ait: sufficere numquid debet, ut ego ipse invitus regnaverim, cum non meruerim? principatus enim non sanguini debetur sed meritis«) und diese Stelle eben so fabelhaft klingt, als die übrigen aus den Gestis Rom., ebenso die Geschichte verdreht, wie diese, und endlich in seiner Chronica nicht vorkommt, also aus einem andern Buche desselben genommen worden seyn muß, endlich auch dem Helinand am Meisten die Sammlung derartiger Mährchen und Legenden, so wie solcher fabelhafter Geschichten zuzutrauen seyn dürfte, da er dergleichen sogar eine Menge in seine Chronik eingerückt hat, allein dem widerspräche nur, wenn cap. 145. Albertus Stadensis citirt wäre, der bekanntlich seine Chronik 1256 abschloß, indem Helinandus bereits 1227 starb. Doch könnte man auch hier aus ?) p. 293. annehmen, daß eben diese Geschichte erst später interpolirt und hinzugefügt sey, zumal da bekanntlich die ältesten Handschriften und Ausgaben weit weniger Capitel enthalten (in der Ausg. v. 1473. nur 152), und müßte sich dieses durch ein Vergleichen derselben, welches dem neuen Herausgeber, dem gelehrten H. Professor Keller vorbehalten seyn dürfte, da es hier weder der Raum noch der Zweck dieses Buches gestattet, ermitteln lassen. Es könnte zugleich cap. 97. mit als ein, wenn auch schwacher Beweis für ihn angeführt werden, wo der Verfasser sich auf ein anderes Buch Chronica bezieht, welches das eigentliche Werk des Helinand sein könnte. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, daß erstlich unsere Gesta, wie wir sie jetzt vor uns haben, durchaus als eine Compilation, oder doch wenigstens als ein mit mancherlei spätern Aggregaten, Zusätzen und Interpolationen versehenes Werk erscheinen, denn c. 19., 35., 39. u. c. 95. ist geradezu auf ein älteres Werk unter demselben Titel durch das Citat: legitur in Gestis Romanorum hingewiesen, und zweitens nicht Albertus Stad., sondern Magnus a. jen. St. gemeint ist. Es würden sich demnach folgende Punkte für den Ursprung des Buches feststellen lassen:
»der eigentliche Verfasser, wahrscheinlich der Mönch Helinand, hat zwar ein solches Mährchen- und Legendenbuch unter dem Titel Gesta Romanorum abgefaßt, allein dasselbe liegt jetzt in einer vielfach interpolirten und veränderten Gestalt vor uns.«
Dafür spricht aber:
α) die große Verschiedenheit der Handschriften und Ausgaben von einander, die sich theils in den einzelnen Worten und Sätzen, theils aber auch in Hinzufügung oder Weglassung dieser oder jener Geschichte in einer oder der andern ausspricht.
β) die angebliche Existenz zweier von einander ganz unabhängigen Redactionen der Gesta, von denen die eine nur in einer in England vorhandenen englischen Uebersetzung oder Version in 101 Capiteln vorliege (bekanntlich theilen Douce T. II. p. 366-422. und Swan T. I. p. LIX. sq. d. abweich. Gesch. mit.). Denn weit entfernt anzunehmen, daß dieses wirklich zwei verschiedene Werke sind, glaube ich vielmehr, daß sowohl die englische Redaction, als auch die deutschen Gesta, mögen sie nun in Versen oder in Prosa verfaßt seyn, sich eher dem ursprünglichen Originale nähern und aus diesem übersetzt sind, die lateinischen Gesta aber die meisten Zusätze erfahren haben, wenn auch auf der andern Seite zugegeben werden muß, daß auf die beiden übrigen Redactionen das Buch der 7 weisen Meister einen größern Einfluß ausgeübt hat. Daß übrigens die englischen Gesta gewiß keine bloße Nachahmung der lateinischen sind, wie Douce T. II. p. 363. annimmt, folgt schon aus der Uebereinstimmung von beinahe fünf Sechstheilen derselben mit andern Erzählungen der lateinischen und deutschen Gesta, so daß, wenn man jene für eine bloße Nachahmung der lateinischen erklären wollte, dasselbe auch von den deutschen Gestis gesagt werden müßte, die auch theils eine Partie anderer in den lateinischen nicht vorhandenen Erzählungen enthalten, theils einzelne anders erzählen, theils endlich, was vorzüglich bei den aus der Grimmschen Handschrift mitgetheilten der Fall ist, wieder mit mehreren der englischen Redaction eigenthümlichen Erzählungen stimmen, also wieder für eine Nachahmung dieser oder umgekehrt angesehen werden müßten. Darum scheint mir auch Dunlop Hist. of fiction T. II. p. 142 bis 152. das Richtige getroffen zu haben, der die englische Redaction nicht für eine Nachahmung, sondern nur für eine kürzere Redaction des lateinischen Werkes erklärt (s. a. Dibdin Bibliogr. Decam. T. I. p. CCI. sq.).
Es bleibt nur noch übrig, einige Worte über die Latinität dieses Buches zu sagen, weil Douce a. a. O. hieraus auf das Vaterland des Verfassers schließen zu können gemeint hat, da auf eine sonderbare Notiz bei Reiffenberg Introd. zu Ph. Mouskes. T.I. p. CLXXXII. »L'auteur du Renard contrefait, posterieur à l'an 1314 Martin Franc, qui au XVe siecle rima le Champion des dames et les Gesta Romanorum etc.« aus Mangel an weitern Beweisen doch wohl nichts zu geben seyn dürfte, wenn sich seine Autorschaft nicht vielleicht gar nur entweder auf eine versificirte oder prosaische Uebersetzung derselben in französischer Sprache beziehen soll. Der ganze Styl des Buchs ist ein höchst erbärmliches Mönchslatein, bei welchem jedoch noch folgende Eigenheiten, die ich aus einer Menge von Beispielen auswähle, hervortreten:
1) Fast immer ist die deutsche Partikel »daß, damit« durch quod übersetzt, von ut finden sich dagegen nur wenig Beispiele, z. B. c. 66., 80., 119. Hier könnte man nun an einen Gallicismus, entstanden durch die falsche Version der Absichtspartikel que denken, zumal da sich auch keine Beispiele vom Accus. c. Infinitivo vorfinden, gerade wie im Französischen und Deutschen, welcher letztem Sprache auch Constructionen wie c. 12 »in tantum quod videbatur ei, nisi sitim extingueret, moreretur«; c. 92.: et dixerunt: si occideretur masculus, vir moreretur; et si occideretur serpens femella, uxor moreretur; c. 150.: Plinius narrat, quod sit quaedam terra etc.; c. 151.: ei proposuit quomodo in lepram incurreret si eam cognosceret, offenbar entnommen sind. Uebrigens steht auch oft z. B. c. 60. und c. 80 zu Anfänge, wie im Französischen beim Gebrauch des Imparfait in der oratio obliqua der Indicativus, wo nach dem Deutschen und Lateinischen der Conjunctivus gesetzt werden sollte.
2) sind offenbar Germanismen: c. 1.: currebat post eam; c. 13.: habeo tibi aliqua secreta dicere; c. 56. quidam princeps erat, qui multum delectabatur venari und domine deus; c. 57.: morte mori; c. 60.: habilis in currendo und ludere cum pila; c. 65.: rex semel de una civitate in aliam transitum fecerat; c. 66.: foras exivit und sedebat in platea juxta istud: in sudore vultus tui; c. 71.: robustus in corpore; c. 72.: si securus essem quod; c. 76.: de quacunque infirmitate curabant; c. 78.: cum quo pulchram prolem habebat; c. 79.: si -- circa collum domini mei pedes ponerem; c. 80.: ad quandam aquam veniebant -- pro tunc mortem non meruit; c. 119.: cordam permitte descendere.
3) Anglicismen c. 4.: in virum habere; c. 7.: in haeredem accipere; c. 29.: pro lege statuit; c. 28.: mitte pro illo juvene; so auch c. 81.: miserunt pro milite; c. 69.: carpentarius; c. 75.: quas tribus ducibus maritavit; c. 76.: respiciens a longe; c. 80.: lecti ornati pro angelo et eremita; c. 115.: foresta ebenso 119. u. applausum ei fecit; c. 124.: a quo feudatus erat; c. 132.: physicus; c. 146.: galea.
4) Gallicismen: c. 6.: der Gebrauch von quando (= quand) in: quando prius dixisti; c. 10.: fecit fieri duos annulos; c. 13.: per brachium eam accipit; c. 54.: Imperator Fridericus unam portam marmoream construxit; c. 56.: in mensa collocari fecit; c. 73.: solidus; c. 76.: super mensam posuit; c. 80.: miles omnia necessaria propter Dei amorem ei dedit et non habuit nisi etc. -- ad Deum vos recommendo; c. 118.: interrogavit si aliquis fldelis ibi maneret; c. 59. ribaldus.
Man wird also hieraus erkennen, daß es unmöglich ist aus den hier und da vorkommenden Idiotismen auf ein bestimmtes Vaterland des Verfassers zu schließen, wenn allerdings auch die meisten Stellen und Constructionen auf Deutschland als solches Hinweisen, um so mehr als die oben p. 292 sq. mitgetheilten Stellen gerade dieser Sprache angehören. Indessen könnten aber eben diese so verschieden vorkommenden Gallicismen, Anglicismen und Germanismen für meine oben geäußerte Vermuthung hinsichtlich der Interpolation und Ergänzung der alten Gesta in verschiedenen Ländern sprechen, zumal da auch die Moralisationes oft ganz verschieden in den Handschriften aussehen und von ganz verschiedenen Leuten gemacht zu seyn scheinen, wie es z. B. c. 156. vom Schachspiele der Fall ist, wo die Texte ganz von einander abweichen, da hier gerade dem Vorleser oder Erklärer der meiste Spielraum gelassen war, wie denn auch oben p. 292. sq. in dem mitgetheilten Deutschen Sprichworte, wie man sieht, eine bedeutende Variante vorliegt. Endlich spricht noch der Umstand dafür, daß die englischen Gesta gar keine Moralisation haben, woraus man sieht, daß dieselben dort mehr zur erbaulichen Unterhaltung als zur mystischen Exempelsammlung dienen sollten, was sich dort recht gut durch die zeitiger als bei uns auftauchenden Vorläufer der Reformation erklären läßt. Aus diesem Grunde sind sie auch von mir bei dieser Uebersetzung weggelassen worden. Schließlich bemerke ich noch, daß die sonderbaren Verdrehungen von antiken Namen und historischen Ereignissen nicht nothwendig für ein Zeichen der Unwissenheit ihres Compilators zu halten sind, sondern theils den Abschreibern gehören mögen, theils vielleicht absichtlich vorgenommen sind, um alte Begebenheiten dem gläubigen Laien mehr mundrecht und schmackhaft zu machen, theils endlich wirklich im Munde des Volks, aus dem doch die meisten Erzählungen recipirt zu seyn scheinen, also verändert und beinahe nicht mehr wieder zu erkennen, herumgetragen wurden. Ebenso ist es mit den Citaten, die sich oft nicht mehr wiederfinden lassen: hier gilt dasselbe, was man von vielen Büchern des Mittelalters sagen kann, sie citirten entweder nach schlechten Handschriften, w. z. B. den Plinius, oder hatten wirklich antike Schriften vor sich, die jetzt verloren sind, oder citirten absichtlich falsch, um ihren Berichten durch den Namen eines tüchtigen Gewährsmanns mehr Gewicht zu geben. Letzteres war endlich gewiß der Fall in Bezug auf den Titel, denn obgleich Warton T. I. p. CXLII. sq. mehrere ältere Arbeiten anzieht, die den Namen Gesta Romanorum führen, so scheint es mir doch ausgemacht, daß man unter dem Namen der Geschichte der Römer, eines Volkes, welches auch im Mittelalter noch Interesse genug erregte, um es wünschenswerth zu machen, seine Geschichte und Thaten kennen zu lernen, mystische und den katholischen Glauben unterstützen sollende Erzählungen unter die Geistlichen und gebildeten Laien einführen und verbreiten wollte.
Aeltere Untersuchungen, durch die aber die unsrigen nicht gefördert wurden und die sich mehr auf den Inhalt der Gesta beziehen, finden sich bei Schelhorn Amoen. Eccles. T. II. p. 796. sq. Götze Samml. auserles. Kanzelred. Magdeb. 1570. Bd. I. Vorr. p. 21-40. Schuler Gesch. d. Geschmacks in Predigt. Bd. I. p. 32. sq. Gemeiner Nachr. v. d. Regensburg. Stadtbibl. p. 184. sq. Dronke Beitr. z. Bibliographie. Coblenz 1837. H. I. p. 113-115. Gervinus Gesch. d. deutsch. Nat. Poes. Bd. II. p. 166. sq. Lessing Werke Bd. XXVII. p. 58. u. Leben Bd. III. p. 127-130. Eschenburg Shakespeare Bd. XIII. p. 404. u. Neue. Liter. Anzeig. 1807. p. 139. sq. Koch Compend. II. p. 273.