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Hundertundvierundsechzigstes Capitel.
Von der Welt Verkehrtheit.

Man liest in einem Buche von einer Unterredung Petri mit unserem Herrn Jesus Christus. Ich sah einst fünf Leute, welche ich für toll hielt. Einen sah ich Meersand so gierig verzehren, daß er ihm auf beiden Seiten wieder herausquoll, einen Andern, der über einer mit Pech und Schwefel angefüllten Grube stand, aus welcher ein unerträglicher Gestank kam, und mit allen seinen Kräften sich bestrebte jenen Geruch mit seinem Munde einzuziehen. Hierauf erschaute ich einen Dritten, der auf einem heißen Ofen lag, und dem diese fürchterliche Gluth noch nicht genug zu seyn schien, denn er bemühte sich die aus dem Ofen hervorsprühenden Funken zu haschen, um sie zu verzehren. Einen Vierten sah ich, der auf der Zinne eines Tempels saß, um den Wind aufzufangen, und den Mund beständig offen hatte, auf daß der Wind durch ihn durch gehen konnte. Einen Fünften endlich gewahrte ich, der jedes einzelne Glied seines Körpers, so gut es ging, in den Mund nahm, verzehrte, und Andere dabei verspottete. Jene fünf Menschen haben Viele gesehen und sich sehr verwundert, wie sie dergleichen Sachen machen konnten. Mein Lieber, bei dem ersten Mann, der Meersand verzehrte, können wir uns einen Habsüchtigen denken; bei dem Zweiten, der über der Schwefelgrube stand, die Schlemmer und Wollüstigen; bei dem Dritten, den Du auf einem Ofen liegen sahst, und dem eine solche Hitze noch nicht genug war, sondern der auch noch Feuer verschluckte, aber die, welche an Reichthum und Ehre alle Andern übertreffen, aber damit noch nicht zufrieden auch die Armen des Ihrigen berauben und sie durch Wucher auspressen; bei dem Vierten, der auf der Tempelzinne stand, aber die, welche das Gute nur thun, damit es die Leute sehen, und die Heuchler, die unter dem Scheine des Guten alles Böse verüben; und bei dem Fünften, der seine eigenen Gliedmaßen verzehrte, die, welche alle guten Werke der Geistlichen und heiligen Lehrer herabsetzen, und so viel an ihnen ist mißdeuten und falsch auslegen.


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