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Hundertundvierundvierzigstes Capitel.
Von dem jetzigen Zustande der Welt.

Man liest von einem gewissen König, daß sein Reich in eine plötzliche Umwälzung gerieth, daß sich das Gute in Schlechtes, die Wahrheit in Falschheit, die Stärke in Ohnmacht und das Recht in Unrecht verkehrte. Als nun der König sich über diese Veränderung verwunderte, fragte er vier sehr weise Philosophen um den Grund derselben, und diese Philosophen begaben sich nach einer weisen Berathschlagung zu den vier Thoren der Stadt, und jeder von ihnen schrieb drei Ursachen daselbst an. Der erste schrieb: Macht ist hier Recht, daher hat das Land kein Gesetz; Tag ist Nacht, darum hat das Land keine Straße; Flucht ist der Kampf, darum ist keine Ehre im Lande. Der zweite schrieb: Eins ist zwei, darum ist das Land ohne Wahrheit; Freund ist Feind, deshalb fehlt dem Reiche die Treue; Schlecht ist gut, darum gebricht es dem Lande an Frömmigkeit. Der dritte schrieb: die Vernunft hat Zügellosigkeit bei sich, darum hat das Reich keinen Namen mehr; ein Dieb ist ihm vorgesetzt, darum ist das Land ohne Geld; die Schnecke will ein Adler seyn, darum ist keine Vorsicht in unserem Vaterlande. Der vierte schrieb: der Wille ist unser Rathgeber, darum ist das Land schlecht berathen; der Heller fällt das Urtheil, darum wird das Land schlecht regiert; Gott ist todt, deshalb ist das ganze Land mit Sündern angefüllt.


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