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Hundertundfünfundsechzigstes Capitel.
Ein anderes Beispiel von der Welt Verkehrtheit.

Man liest in dem Leben der Väter, daß ein Engel einem heiligen Manne drei Personen zeigte, die an dreifacher Albernheit litten. Der erste Mann machte ein Bündel Holz, und da er es wegen der allzugroßen Schwere nicht ertragen konnte, band er immer mehr auf. Der Zweite schöpfte mit vieler Mühe Wasser aus einem tiefen Brunnen vermittelst eines durchlöcherten siebartigen Gefäßes, und ruhte doch nicht es voll zu füllen. Der Dritte fuhr einen Balken auf einem Wagen, und wollte in ein Haus hinein, dessen Thor so eng und niedrig war, daß es durchaus unmöglich war, und doch hörte er nicht auf, sein Pferd zu schlagen und in die Seiten zu stechen, bis sie zusammen in einen tiefen Graben stürzten. Darauf sprach der Engel zu ihm: unter dem ersten Manne, den Du gesehen hast, kannst Du Dir die Leute vorstellen, welche Sünden begehen und von Tage zu Tage bis an ihr Ende meinen, daß sie dieselben noch ertragen können, und darum täglich mehrere, und immer mehrere hinzufügen, welche sie durchaus nicht mehr fortbringen können, bis der Tod plötzlich über sie kommt und ihre Seele zur ewigen Pein entführt und in den tiefen Höllenpfuhl taucht. Bei dem Zweiten, den Du Wasser aus einem tiefen Brunnen in ein Sieb schöpfen sahst, denke Dir die, welche gute Werke thun und doch mit ihnen sich kein Verdienst erwerben, weil sie voller Löcher, d. h. Sünden, sind, und was sie Gutes gethan haben, durch ihre Sündhaftigkeit wiederum zerstören. Durch den Dritten, der den Balken fuhr, werden die Machthaber der Erde bezeichnet, welche glauben, sie können mit weltlicher Hoffarth und Pracht in die Pforte des Himmelreichs kommen, aber behindert werden und der Hölle verfallen.


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