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Zwanzigstes Kapitel.

Die Geschichte eines philosophischen Vagabunden, der Neuheit sucht, aber seine Zufriedenheit verliert.

Nach dem Abendessen machte Mistreß Arnold das höfliche Anerbieten, ein Paar Bediente auszusenden, um das Gepäck meines Sohnes abzuholen. Anfangs schien er es abzulehnen; doch als sie darauf bestand, war er einzugestehen genöthigt, daß ein Stab und ein Felleisen die einzige Habe wäre, deren er sich auf Erden rühmen könne. »Du hast mich arm verlassen, mein Sohn,« rief ich, »und kehrst arm zurück, wie ich sehe; doch zweifle ich nicht, daß Du Dich gut in der Welt umgesehen hast.« – »Ja, lieber Vater,« versetzte mein Sohn. »Doch dem Glücke nachzureisen, ist nicht die Art, es zu erlangen; auch habe ich seit Kurzem dieses Streben aufgegeben.« – »Die Erzählung ihrer Abentheuer müßte sehr unterhaltend sein, sollte ich denken,« sagte Mistreß Arnold. »Den ersten Theil derselben habe ich bereits oft von meiner Nichte gehört. Wenn Sie uns auch das Uebrige mittheilen wollten, würden Sie die Gesellschaft sehr verbinden.« – »Madame,« erwiederte mein Sohn, »glauben Sie mir, das Vergnügen beim Zuhören wird nicht halb so groß sein, als meine Eitelkeit beim Erzählen. Doch kann ich Ihnen in meiner ganzen Geschichte kaum ein einziges Abentheuer versprechen, da ich nicht von dem erzählen kann, was ich gethan, sondern nur von dem, was ich sah. Das erste Mißgeschick meines Lebens, welches Ihnen Allen bekannt ist, war groß. So tief es mich aber auch schmerzte, so konnte es mir doch nicht gänzlich den Muth rauben. Niemand hat sich mehr der Hoffnung hingegeben, als ich. Je unfreundlicher mir das Glück in der Gegenwart erschien, desto mehr erwartete ich in Zukunft von demselben, und da ich mich am Boden des Rades befand, so konnte mich jeder neue Umschwung nur heben, aber nicht tiefer sinken lassen. Ich ging daher an einem schönen Morgen nach London, ohne für den nächsten Tag zu sorgen, und froh wie die Vögel, die am Wege ihr Lied zwitscherten. Es tröstete mich der Gedanke, daß London der wahre Ort sei, wo Talente jeder Art Auszeichnung und Belohnung erwarten könnten.

»Als ich dort ankam, lieber Vater, war meine erste Sorge, Deinen Empfehlungsbrief an unsern Vetter abzugeben, der sich in nicht viel bessern Umständen befand, als ich. Mein erster Plan war, wie Du weißt, Unterlehrer an einer Schule zu werden, und ich fragte ihn deshalb um Rath. Unser Vetter hörte meinen Vorsatz mit wahrhaft sarkastischem Lächeln an. Ja, rief er, das ist wahrhaftig eine schöne Laufbahn, die man Ihnen da vorgezeichnet hat. Ich bin selber Unterlehrer an einer Kostschule gewesen, und will gehängt sein, wenn ich nicht lieber Unterschließer in Newgate gewesen wäre! Früh und spät mußte ich auf den Beinen sein; der Director schnitt mir finstere Gesichter; seine Frau haßte mich wegen meiner Häßlichkeit; die Schulknaben plagten mich, und nie durfte ich das Haus verlassen, um auswärts höflichere Leute auszusuchen. Sind Sie aber auch gewiß, daß Sie für die Schule passen? Ich will Sie ein wenig examiniren. Sind Sie eigens zu dem Geschäfte erzogen? – Nein. – Dann taugen Sie nicht für die Schule. Haben Sie die Blattern gehabt? – Nein. – Dann taugen Sie nicht für die Schule. Können Sie den Knaben das Haar schneiden? – Nein. – Dann taugen Sie nicht für die Schule. Können Sie mit noch Zweien in einem Bette schlafen? – Nein. – Dann taugen Sie nicht für die Schule. Haben Sie guten Appetit?– Ja. – Dann taugen Sie nimmermehr für die Schule. Mein Freund, wenn Sie ein anständiges bequemes Gewerbe treiben wollen, so verdingen Sie sich auf sieben Jahre als Lehrling bei einem Messerschmied, um das Schleifrad zu drehen. Aber vor dem Schulmeisterleben hüten Sie sich. Doch, fuhr er fort, Sie sind ein junger Mann von Geist und Kenntnissen, was meinen Sie dazu, wenn Sie wie ich Schriftsteller würden? Gewiß haben Sie in Büchern gelesen, daß Männer von Genie bei diesem Handwerk verhungert sind; doch kann ich Ihnen jetzt wohl vierzig alberne Kerle in London zeigen, die dabei im Ueberflusse leben, sämmtlich ehrliche Leute von gewöhnlichem Schlage, die ruhig und gedankenlos ihren Weg fortgehen, über Politik und Geschichte schreiben und sich großes Lob erwerben. Leute, sage ich Ihnen, die, wenn sie das Schuhmacherhandwerk gelernt hätten, ihr Lebenlang Schuhe flicken würden, ohne je selber welche zu machen.

»Da ich fand, daß bei dem Lehreramte nicht viel herauskomme, so beschloß ich, seinen Vorschlag anzunehmen, und da ich vor der Literatur die höchste Achtung hatte, so begrüßte ich die Antiqua Mater in Grubstreet mit Ehrfurcht. Ich hielt es für rühmlich, einen Pfad zu betreten, auf dem Dryden und Otway vor mir gewandelt. In der That betrachtete ich die Göttin dieser Region als die Mutter alles Vortrefflichen, und obgleich der Verkehr mit der großen Welt den Verstand aufklärt, so hielt ich doch die mich umgebende Armuth für die Nährerin des Genies. Von diesen Betrachtungen erfüllt, und einsehend, daß von dem entgegengesetzten Gesichtspunkte aus noch das Beste zu sagen sei, beschloß ich, ein Buch zu schreiben, welches durchaus neu sein sollte. Mit einigem Scharfsinne stellte ich drei paradoxe Sätze auf. Freilich waren sie falsch, aber neu. Die Juwelen der Wahrheit waren schon so oft von Andern zur Schau gestellt worden, daß mir nichts weiter übrig blieb, als schimmernde Dinge, die sich in der Entfernung eben so gut darstellten. Euch, ihr Mächte des Himmels, rufe ich zu Zeugen an, welche eingebildete Wichtigkeit meine Feder regierte, während ich schrieb! Ich zweifelte nicht, daß die ganze gelehrte Welt sich erheben werde, um mein System zu bestreiten; da war ich aber gerüstet, der ganzen gelehrten Welt entgegen zu treten. Gleich dem Stachelschwein saß ich in mich selbst zusammengezogen da, eine Federspitze auf jeden Gegner gerichtet.«

»Wohl gesprochen, mein Sohn,« bemerkte ich; »und welches war der Gegenstand Deiner Abhandlung? Hoffentlich entging Dir nicht die Wichtigkeit der Monogamie? Doch ich unterbreche Dich. – Erzähle weiter! Du gabst also Deine paradoxen Sätze heraus; gut, und was sagte die gelehrte Welt zu Deinen Paradoxen?«

»Lieber Vater,« erwiederte mein Sohn, »die gelehrte Welt sagte gar nichts zu meinen Paradoxen – ganz und gar nichts. Jeder war damit beschäftigt, seine Freunde und sich selber zu loben, oder seine Feinde zu verdammen. Unglücklicherweise hatte ich weder Freunde noch Feinde, und so wurde mir die grausamste Demüthigung zu Theil, nämlich Vergessenheit.«

»Als ich eines Tages in einem Kaffeehause über das Schicksal meiner Paradoxen nachdachte, kam ein kleiner Mann in's Zimmer und setzte sich in den Verschlag mir gegenüber. Aus einem einleitenden Gespräche merkte er, daß ich dem Gelehrtenstande angehöre, zog ein Packet Pränumerationslisten hervor, und bat mich, auf eine neue Ausgabe des Properz zu subscribiren, den er mit Noten herausgeben wolle. Auf diese Bitte erwiederte ich, daß ich kein Geld habe, und dieses Geständniß führte ihn zu der Frage, von welcher Art meine Erwartungen wären? Da er fand, daß meine Erwartungen nicht größer waren, als meine Börse, so rief er: Ich sehe wohl. Sie sind noch sehr unbekannt mit der Stadt. Ich will Ihnen in dieser Hinsicht einige Anweisungen geben. Sehen Sie diese Pränumerationslisten. Von diesen Pränumerationslisten habe ich zwölf Jahre sehr bequem gelebt. Sobald ein Edelmann von seinen Reisen zurückkehrt, ein Creole von Jamaika ankommt, oder eine reiche Wittwe von ihrem Landsitze, so werfe ich sogleich meine Subscriptionsangel aus. Zuerst belagere ich ihre Herzen mit Schmeichelei, und dann rücke ich mit meinen Pränumerationsgesuchen heraus. Wenn sie sogleich bereitwillig subscribiren, so bitte ich außerdem um ein Honorar für die Dedication. Erhalte ich auch das, so täusche ich sie noch einmal durch die Vorspiegelung, daß ich ihr Wappen vor dem Werke in Kupfer stechen lassen will. So lebe ich von der Eitelkeit der Menschen, fuhr er fort, und lache sie obendrein noch aus. Doch unter uns gesagt, bin ich jetzt schon etwas zu wohl bekannt, und es sollte mir lieb sein, wenn Sie mir Ihr Gesicht ein wenig borgen wollten. Eben ist ein vornehmer Edelmann aus Italien zurückgekehrt; doch sein Portier kennt mein Gesicht. Wenn Sie aber dies Gedicht hintragen wollten, so setze ich mein Leben zum Pfande, daß wir unsern Zweck erreichen, und wir theilen dann die Beute!«

»O Himmel,« rief ich, »ist dies die Beschäftigung unserer heutigen Dichter? Können Männer von ausgezeichneten Talenten sich so bis zur Bettelei erniedrigen? Können sie ihren Beruf so herabsetzen, daß sie um ein Stück Brod ein so entehrendes Gewerbe treiben?«

»Nein, lieber Vater,« versetzte er, »ein wahrer Dichter kann niemals so niedrig handeln; denn wo Genie, da ist auch Stolz. Die Kreaturen, die ich beschreibe, betteln nur in Reimen. Wie der wahre Dichter um des Ruhmes willen jedem Drangsal Trotz bietet, so fürchtet er sich auch vor Verachtung, und nur die, welche des Schutzes unwürdig sind, erniedrigen sich so sehr, um ihn zu erbetteln.«

»Zu stolz, um mich zu solchen Niederträchtigkeiten herzugeben, und doch in zu beschränkter Lage, um einen zweiten Versuch zu wagen, um Ruhm zu erlangen, sah ich mich genöthigt, einen Mittelweg einzuschlagen und ums Brod zu schreiben. Doch war ich zu einem Gewerbe nicht passend, wo der Fleiß allein einen günstigen Erfolg sichern kann. Ich konnte das heimliche Verlangen nach Beifall nicht unterdrücken, und verschwendete meistens meine Zeit, indem ich danach strebte, meinen Arbeiten Vollendung zu geben, die daher nur wenig Raum füllten, während ich mich weit vortheilhafter mit kleinen Schriften von einträglicher Mittelmäßigkeit hätte beschäftigen sollen. Meine kleinen Abhandlungen wurden daher unbeachtet und ungekannt von dem Strome der Zeitschriften mit fortgerissen. Das Publicum hatte mehr zu thun, als die Einfachheit und Gewandtheit meines Stils, oder den Wohlklang meiner Perioden zu beachten. Ein Blatt nach dem andern wurde der Vergessenheit übergeben. Meine Aufsätze verloren sich unter Abhandlungen über die Freiheit, unter morgenländischen Erzählungen und Schriften über die Heilmittel gegen die Hundswuth. Philanthos, Philalethes, Phileleutheros und Philanthropos schrieben sämmtlich besser, als ich, weil sie schneller schrieben.«

»Jetzt gesellte ich mich nur zu Schriftstellern, die wie ich bittere Erfahrungen gemacht hatten, und die einander lobten, beklagten und schmähten. Die Freude, die wir an den Werken jedes berühmten Schriftstellers fanden, stand in umgekehrtem Verhältnisse zu ihrem Verdienst. Ich bemerkte, daß mir die Talente Anderer nicht gefallen wollten. Meine unglücklichen Paradoxen hatten jene Quelle des Trostes gänzlich ausgetrocknet. Ich vermochte weder mit Vergnügen zu lesen, noch zu schreiben, denn Vorzüge Anderer waren mir zuwider, und das Schreiben war mein Handwerk.«

»Mit diesen finstern Betrachtungen beschäftigt, saß ich eines Tages auf einer Bank im St. James Park, als sich mir ein vornehmer junger Mann näherte, der auf der Universität mein vertrauter Bekannter gewesen. Wir begrüßten einander mit einiger Verlegenheit, da er sich der Bekanntschaft mit einem so ärmlich aussehenden Menschen fast schämte und ich mich fürchtete, von ihm zurückgewiesen zu werden. Doch meine Besorgniß schwand bald, denn Eduard Thornhill war im Grunde ein gutmüthiger Bursche.«

»Was sagst Du, Georg?« fiel ich ein – »Thornhill! War das der Name? Gewiß kann es Niemand anders sein, als mein Gutsherr.« – »Ei,« rief Mistreß Arnold, »ist Herr Thornhill denn ein so naher Nachbar von Ihnen? Er ist seit langer Zeit Hausfreund bei uns, und wir erwarten nächstens einen Besuch von ihm.«

»Meines Freundes erste Sorge war,« fuhr mein Sohn fort, »mein Aeußeres durch einen sehr schönen Anzug von seinen eigenen Kleidern zu verbessern, und dann wurde ich halb als Freund, halb als Untergebener mit zu Tische gezogen. Mein Geschäft bestand darin, ihn auf Auctionen zu begleiten, ihn in guter Laune zu erhalten, wenn er sich malen ließ, auf der linken Seite neben ihm im Wagen zu sitzen, wenn der Platz nicht durch einen Andern besetzt war, und ihn bei einem lustigen Streiche behülflich zu sein, wenn ihn dazu die Lust anwandelte. Außerdem hatte ich wohl noch zwanzig andere kleine Geschäfte im Hause. Ich mußte unaufgefordert manche kleine Dinge besorgen, den Korkzieher stets bei mir führen, bei allen Kindern des Kellermeisters Gevatter stehen, singen, wenn es mir geheißen wurde, durfte nie übler Laune sein, stets unterthänig, und zufrieden, wenn es möglich war.«

»In diesem Ehrenposten blieb ich indessen nicht ohne Nebenbuhler. Ein Seecapitain, der zu dieser Stelle geschaffen zu sein schien, suchte mich bei meinem Patron zu verdrängen. Seine Mutter war bei einem vornehmen Herrn Wäscherin gewesen und dadurch hatte er frühzeitig am Kuppeln und an Stammbäumen Geschmack gefunden. Da dieser Herr es zur Hauptaufgabe seines Lebens machte, mit Lords bekannt zu sein, obgleich er von mehrern wegen seiner Dummheit war entlassen worden, so fand er doch Viele, die eben so einfältig waren, wie er selber, und die seine Zudringlichkeit gestatteten. Da Schmeicheln sein Handwerk war, so trieb er sie so leicht und gewandt als möglich; ich aber benahm mich linkisch und steif dabei, und da meines Patrons Neigung zur Schmeichelei täglich zunahm, ich aber stündlich seine Fehler mehr und mehr kennen lernte, so wurde ich immer abgeneigter, mich seinem Willen zu fügen.«

»Mehr als einmal war ich entschlossen, dem Capitain freiwillig das Feld zu räumen, als mein Freund Veranlassung fand, sich meines Beistandes zu bedienen. Dies war nichts Geringeres, als daß ich mich für ihn mit einem Herrn duelliren mußte, dessen Schwester er angeblich beleidigt. Ich fügte mich diesem Gesuche bereitwillig, und obgleich ich einsehe, lieber Vater, daß Du diese Handlung mißbilligen wirst, so konnte ich sie doch als eine unerläßliche Pflicht, die ich seiner Freundschaft schuldig war, nicht verweigern. Ich übernahm die Sache, entwaffnete meinen Gegner und hatte bald danach das Vergnügen, zu finden, daß jene Dame eine liederliche Dirne war und der Bursche ein Kuppler und Gauner. Dieser Beweis der Freundschaft wurde mir durch die wärmsten Versicherungen der Dankbarkeit vergolten. Da aber mein Freund in wenigen Tagen London verlassen mußte, so sah er kein anderes Mittel, mir zu dienen, als daß er mich an seinen Oheim, Sir William Thornhill, und an einen andern Edelmann von hohem Range empfahl, der eine Stelle bei der Regierung bekleidete. Als er abgereist war, bestand meine erste Sorge darin, seinen Empfehlungsbrief zu seinem Onkel zu bringen, einem Manne, der wegen seines trefflichen Charakters mit Recht allgemeine Achtung genoß. Ich wurde von seinem Bedienten sehr höflich empfangen, denn das Wohlwollen der Herrschaft pflegt immer auf die Dienerschaft überzugehen. Ich wurde in ein großes Zimmer geführt, wo Sir William bald zu mir kam, und ich ihm mein Gesuch vortrug und das Schreiben überreichte. Als er es gelesen und einige Minuten geschwiegen hatte, rief er: Nun, mein Herr, sagen Sie mir doch gefälligst, was Sie für meinen Neffen gethan haben, um eine so warme Empfehlung zu verdienen? Doch ich glaube, ich errathe Ihre Verdienste. Sie haben sich für ihn geschlagen und erwarten dafür eine Belohnung, daß Sie das Werkzeug seiner Laster gewesen. Ich wünsche von Herzen, daß meine jetzige Verweigerung eine kleine Strafe für Ihr Vergehen sein möge; doch noch mehr wünsche ich, daß Sie dadurch zur Reue möchten bewogen werden. – Ich ertrug diesen harten Verweis geduldig, da ich fühlte, daß ich ihn verdiente. Meine ganze Hoffnung beruhte nun auf dem Briefe an den hohen Staatsbeamten. Da die Thüren des Adels stets von Bettlern belagert sind, die mit ihren Bittschriften einzudringen suchen, so war es keine leichte Sache, Zutritt zu erhalten. Nachdem ich aber die Dienerschaft mit der Hälfte meines zeitlichen Vermögens bestochen hatte, wurde ich endlich in ein geräumiges Zimmer geführt, nachdem mein Schreiben Seiner Herrlichkeit schon früher war überreicht worden. Während dieses ängstlichen Harrens hatte ich Zeit genug, mich umzusehen. Alles war großartig, prächtig und geschmackvoll eingerichtet. Die Gemälde, die Möbeln, die Vergoldungen flößten mir eine ehrfurchtsvolle Scheu ein und gaben mir einen hohen Begriff von dem Besitzer. Ach, dachte ich bei mir selber, wie groß muß der Besitzer all dieser Dinge sein, der die Staatsgeschäfte mit seiner Hand leitet, und dessen Haus die Hälfte der Schätze eines Königreichs zeigt, gewiß muß sein Geist unermeßlich sein! Während dieser ehrfurchtsvollen Betrachtungen hörte ich einige feste Schritte. Ach, das wird der große Mann sein! Nein, es war nur das Kammermädchen. Bald darauf hörte ich nochmals Fußtritte – dies muß er sein! Nein, es war nur des großen Mannes Kammerdiener. Endlich erschienen Se. Herrlichkeit wirklich. Sind Sie, sagte er, der Ueberbringer dieses Briefes hier? Ich antwortete durch eine Verbeugung. Ich ersehe daraus, fuhr er fort, so viel, daß – Doch in demselben Augenblick überreichte ein Bedienter ihm eine Karte, und ohne weiter auf mich zu achten, ging er aus dem Zimmer und überließ es mir, mein Glück nach Muße zu verdauen. Ich sah ihn nicht wieder, bis ein Bedienter mir sagte, daß Se. Herrlichkeit auf dem Wege zu seiner Kutsche sei, die vor der Thür halte. Ich eilte sogleich hinunter und vereinigte meine Stimme mit noch drei oder vier Andern, welche ebenfalls Bittschriften eingereicht hatten. Doch Se. Herrlichkeit ging uns zu rasch, und hatte eben mit großen Schritten den Kutschenschlag erreicht, als ich ihm zurief, ob ich nicht eine Antwort zu erwarten habe. Jetzt war er in den Wagen gestiegen und murmelte eine Antwort, wovon ich, nur die Hälfte hörte, und die andere Hälfte von dem Rollen der Wagenräder übertäubt wurde.«

»Ich stand eine Zeitlang mit ausgestrecktem Halse da, in einer Stellung, als wollte ich die glorreichen Töne erhaschen, bis ich mich umsah und mich vor Se. Herrlichkeit Thür allein fand.«

»Meine Geduld war jetzt fast erschöpft,« fuhr mein Sohn fort. »Von den tausend Unwürdigkeiten, die mir begegnet waren, tief verletzt, war ich im Begriff, mich zu vernichten, und es fehlte mir nur der Abgrund, in den ich mich hätte stürzen können. Ich betrachtete mich als eins von jenen niedrigen Dingen, welche die Natur dazu bestimmt hat, in die Rumpelkammer geworfen zu werden, um dort unbekannt und unbeachtet unterzugehen. Ich hatte indessen noch eine halbe Guinee übrig, und dieser sollte das Schicksal selber mich nicht berauben, dachte ich. Um aber dessen gewiß zu sein, entschloß ich mich, sie sogleich auszugeben, so lange ich sie noch hätte, und dann das Uebrige dem Zufall zu überlassen. Als ich mit diesem Entschlusse weiter fortging, glänzte mir Herrn Crispe's Bureau sehr einladend entgegen. In diesem Bureau bietet Herr Crispe allen Unterthanen Sr. Majestät auf sehr gütige Weise dreißig Pfund aufs Jahr an, für welches Versprechen man bloß seiner Freiheit auf Lebenszeit entsagt und gestattet, als Sklave nach Amerika transportirt zu werden. Ich war erfreut, einen Ort zu finden, wo sich meine Furcht in Verzweiflung verwandeln könne, und trat mit der Demuth eines Pilgers in seine Zelle, denn so sah sein Geschäftslocal aus. Hier fand ich eine Menge armer Wesen, alle in derselben Lage wie ich, die auf Herrn Crispe's Ankunft warteten und ein treues Bild von der englischen Ungeduld darstellten. Es waren störrische Gemüther, die, mit dem Schicksal zerfallen, seine Tücke an sich selber rächten. Endlich kam Herr Crispe herunter, und unser Murren legte sich. Er würdigte mich eines Blickes, worin besonderes Wohlwollen zu liegen schien, und in der That war er der erste Mann, der mich seit einem Monate freundlich angeredet hatte. Nach einigen Fragen fand er, daß ich zu Allem in der Welt tauglich sei. Hierauf sann er eine Zeitlang über die besten Mittel zu meinem Fortkommen nach, und indem er sich vor die Stirn schlug, als habe erste gefunden, äußerte er, man spräche jetzt von einer Gesandtschaft der Synode von Pensylvanien an die Chickasag-Indianer, und er wolle seinen Einfluß benutzen, mir bei derselben die Stelle eines Secretairs zu verschaffen. Ich war vollkommen überzeugt, daß der Kerl log, und doch machte mir sein Versprechen Freude, denn es klang so herrlich. Ehrlich theilte ich daher meine halbe Guinee mit ihm, deren eine Hälfte zu seinen dreißigtausend Pfund kam, und mit der andern Hälfte beschloß ich mich in die nächste Schenke zu begeben und dort froher zu sein, als er.«

»Als ich mich mit diesem Entschlusse entfernte, begegnete mir an der Thür ein Schiffscapitain, mit dem ich schon früher bekannt gewesen, und der es zufrieden war, mir bei einer Bowle Punsch Gesellschaft zu leisten. Da ich nie aus meiner Lage ein Geheimniß machte und sie auch ihm schilderte, versicherte er mir, daß ich am Rande des Verderbens stände, wenn ich auf die Versprechungen des Seelenverkäufers baute; denn er habe nur die Absicht, mich an einen Pflanzer zu verkaufen. Doch sollte ich denken, setzte er hinzu, Sie könnten sich durch eine weit kürzere Reise und auf anständige Weise Brod verschaffen. Folgen Sie meinem Rathe; mein Schiff segelt morgen nach Amsterdam. Was meinen Sie dazu, wenn Sie als Passagier mitgingen? Von dem Augenblick an, wo Sie landen, haben Sie nichts weiter zu thun, als den Holländern Unterricht im Englischen zu geben, und ich stehe Ihnen dafür, Sie werden Schüler und Geld genug haben. Ich setze voraus, daß Sie Englisch verstehen, setzte er hinzu, oder der Teufel müßte im Spiel sein! Ich bejahte es zuversichtlich, sprach aber mein Bedenken aus, ob die Holländer Lust haben würden. Englisch zu lernen. Er versicherte mir mit einem Schwure, daß sie in die Sprache ganz vernarrt wären, und auf diese Versicherung hin nahm ich seinen Vorschlag an und schiffte mich am folgenden Tage ein, um den Holländern in ihrem Vaterlande Englisch zu lehren. Der Wind war günstig und die Reise kurz. Als ich mit der Hälfte meiner beweglichen Güter meine Ueberfahrt bezahlt hatte, sah ich mich wie aus den Wolken gefallen als Fremdling in einer der Hauptstraßen von Amsterdam. In dieser Lage wollte ich keine Zeit verlieren, meinen Unterricht zu beginnen. Ich redete daher einige Vorübergehende an, deren Aeußeres mir vielversprechend schien; doch es war unmöglich, uns einander verständlich zu machen. Erst in diesem Augenblick siel es mir ein, daß ich, um den Holländern Englisch zu lehren, nothwendig vorher von ihnen Holländisch lernen müsse. Wie ich eine so in die Augen fallende Schwierigkeit hatte übersehen können, ist mir unbegreiflich; doch ist es nicht minder wahr, daß ich sie wirklich übersah.«

»Dieser Plan war also vernichtet, und ich dachte schon daran, wieder nach England zurückzusegeln, als ich zufällig einen irländischen Studenten traf, der von Löwen zurückkehrte. Unser Gespräch lenkte sich bald auf Gegenstände der Literatur; denn beiläufig gesagt, vergaß ich immer meine dürftigen Umstände, wenn ich Gelegenheit hatte, über dergleichen Dinge zu reden. Von ihm erfuhr ich, daß auf jener Universität nicht zwei Männer zu finden wären, die Griechisch verständen. Hierüber erstaunt, beschloß ich, sogleich nach Löwen zu reisen, um dort vom Unterricht im Griechischen zu leben. In diesem Vorsatze bestärkte mich Bruder Studio und gab mir zu verstehen, ich könne dadurch mein Glück machen.«

»Am nächsten Morgen machte ich mich keck auf den Weg. Jeder Tag erleichterte die Last meiner Habe, wie es einst Aesop mit seinem Brodkorbe ging; denn ich bezahlte den Holländern damit mein Nachtlager auf der Reise. Als ich in Löwen ankam, wollte ich mich nicht erst vor den untergeordneten Professoren bücken, sondern bot dem Rector selber meine Talente an. Ich ging zu ihm, ward vorgelassen und bot mich zum Lehrer der griechischen Sprache an, da es der Universität, wie man mir gesagt, an einem solchen fehle. Anfangs schien, der Rector meine Kenntnisse zu bezweifeln; doch ich erbot mich, ihn davon zu überzeugen, indem ich eine Stelle aus einem griechischen Autor, den er bestimmen möge, in's Lateinische übersetzen wollte. Als er sah, daß es mir Ernst damit war, redete er mich folgendermaßen an: Sehen Sie, junger Mann, ich habe niemals Griechisch gelernt, und ich könnte nicht sagen, daß mir je etwas gefehlt hätte. Ich habe den Doctorhut erhalten, ohne Griechisch zu verstehen. Ich erhalte jährlich zehntausend Gulden, ohne Griechisch zu verstehen. Das Essen schmeckt mir sehr gut, ohne Griechisch zu verstehen; und kurz, setzte er hinzu, da ich nicht Griechisch verstehe, glaube ich auch nicht, daß es zu etwas nützlich ist.«

»Ich war jetzt zu weit von meiner Heimath entfernt, um an die Rückkehr zu denken, und beschloß daher weiter zu wandern. Da ich etwas Musik verstehe und eine erträgliche Stimme habe, so diente mir das, was ich ehemals nur zum Vergnügen angewendet, zu meinem Lebensunterhalt. Ich trieb mich unter den harmlosen Bauern in Flandern umher, so wie auch unter dem Theile der französischen Landleute, welche arm genug waren, um heiter zu sein; denn je ärmer sie waren, desto fröhlicher fand ich sie. Kam ich Abends in ein Bauerhaus, so spielte ich eins meiner lustigsten Lieder, und erhielt dafür nicht nur ein Nachtlager, sondern auch Unterhalt für den nächsten Tag. Einigemal wagte ich es auch, vor feinern Leuten zu spielen; doch sie fanden mein Spiel abscheulich und gaben mir auch nicht das Geringste. Dies war mir um so unbegreiflicher, da in besseren Tagen, wo ich die Musik nur aus Liebhaberei getrieben, mein Spiel Alle und besonders die Damen entzückt hatte. Doch da es jetzt mein einziges Hülfsmittel war, so wurde ich mit Verachtung empfangen, – ein Beweis, wie gering die Welt Talente anschlägt, durch die der Mensch sein Brod erwirbt.«

»Auf diese Weise kam ich nach Paris, und zwar in keiner andern Absicht, als mich dort etwas umzusehen und dann weiter zu gehen. Den Parisern sind die Fremden lieber, welche Geld, als die, welche Witz haben, und da ich mich weder des Einen noch des Andern rühmen konnte, so war ich eben nicht ihr Günstling. Nachdem ich vier oder fünf Tage in der Stadt umhergegangen war und das Aeußere der schönsten Häuser angesehen hatte, wollte ich diesen Sitz verkäuflicher Gastfreundschaft verlassen; doch als ich eben durch eine der Hauptstraßen ging, traf ich ganz unerwartet unfern Vetter, an den Du mich zuerst empfohlen. Dieses Wiedersehen war mir sehr angenehm, und ihm nicht minder, wie ich glaube, Er fragte nach der Veranlassung meiner Reise nach Paris, und sagte mir, daß er selber dahin gekommen, um Gemälde, Medaillen, geschnittene Steine und Antiken aller Art für einen Herrn in London aufzukaufen, der eben zu dem Besitze eines großen Vermögens gelangt sei und zugleich auch Geschmack mit erhalten habe. Ich erstaunte, daß unserm Vetter dieses Geschäft übertragen worden, da er mir oft versichert, daß er nichts von dergleichen Dingen verstehe. Als ich fragte, wie er sobald ein Kunstkenner geworden, versicherte er mir, nichts in der Welt sei leichter. Das ganze Geheimniß bestehe darin, sich genau an zwei Regeln zu halten. Erstens müsse man stets die Bemerkung machen, daß das Gemälde besser sein würde, wenn der Maler mehr Mühe darauf verwendet hätte, und zweitens müsse man die Werke des Pietro Perugino loben. So wie ich Ihnen einst in London Anweisung gab, wie Sie ein Schriftsteller werden könnten, will ich Sie jetzt in Paris in der Kunst unterrichten, Gemälde einzukaufen»«

»Ich ging diesen Vorschlag sehr gern ein, da er mir meine Lebensbedürfnisse verschaffte, und darauf beschränkte sich jetzt mein ganzer Ehrgeiz. Ich folgte ihm daher in seine Wohnung, verbesserte meine Kleidung mit seiner Hülfe und begleitete ihn bald darauf zu den Gemäldeauctionen, wo man auf die Einkäufe reicher Engländer rechnete. Ich wunderte mich nicht wenig über seine Vertraulichkeit mit Personen vom ersten Range, die ihn bei jedem Gemälde, bei jeder Medaille um sein Urtheil befragten und es als einen untrüglichen Maßstab des guten Geschmacks ansahen. Bei solchen Gelegenheiten wußte er auch meinen Beistand sehr gut zu benutzen. Befragte man ihn um seine Meinung, so zog er mich wichtig auf die Seite und befragte mich um meine Ansicht. Dann zuckte er die Achseln, machte ein sehr kluges Gesicht und kehrte mit der Versicherung zur Gesellschaft zurück, in einer so wichtigen Sache müsse er sein Urtheil zurückhalten. Zuweilen fand sich indeß Veranlassung zu einer zuversichtlichen Entscheidung. Einmal hatte er behauptet, das Colorit eines Gemäldes sei nicht zart genug, und ergriff einen zufällig in der Nähe liegenden Pinsel mit braunem Firniß, überstrich damit in Gegenwart der ganzen Gesellschaft kaltblütig das Gemälde und fragte dann, ob die Tinten jetzt nicht verbessert wären.«

»Als er sein Geschäft in Paris beendet hatte, verließ er mich, nachdem er mich mehrern vornehmen Herren sehr angelegentlich als einen jungen Mann empfohlen hatte, der als Hofmeister auf Reisen vorzüglich brauchbar sei. Bald darauf erhielt ich eine solche Stelle bei einem Edelmann, der seinen Mündel nach Paris gebracht hatte, um von dort seine Reise durch Europa fortzusetzen. Ich sollte der Hofmeister des jungen Herrn sein, doch mit der Weisung, daß es ihm stets erlaubt sein müsse, sich selber zu leiten. Mein Zögling verstand in der That die Kunst, mit Geld umzugehen, besser, als ich. Er war der Erbe eines Vermögens von ungefähr zweihunderttausend Pfund, welches ihm ein Oheim in Westindien hinterlassen, und um ihn in der Anwendung des Geldes geschickt zu machen, hatten ihn seine Vormünder bei einem Advocaten in die Lehre gegeben. Auf diese Weise war der Geiz seine hauptsächlichste Leidenschaft geworden. Alle seine Fragen auf der Reise handelten nur davon, wie man Geld ersparen, wie man am wohlfeilsten reisen und ob man nicht etwas einkaufen könne, um es bei der Rückkehr nach London mit Vortheil zu verkaufen. Merkwürdigkeiten, die man auf der Reise umsonst sehen konnte, war er immer zu betrachten bereit; doch wo man etwas dafür bezahlen mußte, sagte er stets, man habe ihn versichert, die Sache sei keineswegs sehenswerth. Niemals bezahlte er eine Rechnung, ohne dabei zu bemerken, das Reisen sei doch ungemein kostspielig, und bei alledem war er noch nicht einundzwanzig Jahre alt. Als wir in Livorno angekommen waren und einen Spaziergang machten, um den Hafen und die Schiffe zu besehen, erkundigte er sich, was eine Seereise nach England koste. Da man ihm sagte, dies sei eine Kleinigkeit im Vergleich mit den Kosten einer Reise zu Lande, so konnte er dieser Versuchung nicht widerstehen. Er bezahlte mir daher den kleinen Theil meines noch rückständigen Gehaltes und schiffte sich mit einem einzigen Bedienten nach London ein.«

»Jetzt war ich wieder auf der weiten Welt allein; doch damals war ich schon daran gewöhnt. Freilich konnte mir mein musikalisches Talent in einem Lande wenig helfen, wo jeder Bauer ein besserer Musiker war, als ich. Doch hatte ich mir inzwischen eine andere Fertigkeit erworben, die eben so gut meinem Zwecke entsprach, nämlich einige Gewandtheit im Disputiren. Auf allen auswärtigen Universitäten und in den Klöstern werden an gewissen Tagen philosophische Thesen gegen jeden auftretenden Opponenten vertheidigt, und wer mit einiger Geschicklichkeit opponirt, hat Anspruch auf ein Geschenk an Geld, auf eine Mahlzeit und ein Nachtlager. So schlug ich mich bis nach England durch, wanderte von einer Stadt zur andern, beobachtete die Menschen mehr in der Nähe und sah gleichsam beide Seiten des Gemäldes. Die Resultate meiner Beobachtungen sind indeß von keiner großen Bedeutung. Ich fand, die monarchische Regierungsform sei für die Armen, und die republikanische für die Reichen die beste. Ich bemerkte, daß in jedem Lande Reichthum die einzige Freiheit sei, und daß Niemand die Freiheit so sehr liebe, um nicht zu wünschen, daß seine Mitbürger ihren Willen dem seinigen unterordnen möchten.«

»Als ich in England ankam, war es mein Vorsatz, Dir, lieber Vater, zuerst meine kindliche Ehrfurcht zu bezeigen, und dann die erste Expedition, die ausgeschickt würde, als Freiwilliger mitzumachen. Auf der Rückreise änderte ich aber meinen Entschluß, als ich einen alten Bekannten traf, der zu einer Schauspielergesellschaft gehörte, die eben einen Sommerfeldzug durchs Land machen wollte. Die Gesellschaft schien nicht abgeneigt, mich als Mitglied anzunehmen; doch machten mich alle auf die Wichtigkeit meines Vorhabens aufmerksam. Das Publicum, sagten sie, sei ein vielköpfiges Ungeheuer, und nur gute Köpfe könnten demselben gefallen. Die Schauspielkunst sei nicht in einem Tage zu erlernen, und ohne gewisse durch Tradition überlieferte Kunstgriffe, die auf der Bühne, und zwar auf der Bühne allein, seit hundert Jahren üblich wären, dürfte ich mir nicht einbilden, zu gefallen. Die nächste Schwierigkeit war, welche Rollen man mir geben sollte, da schon alle Fächer besetzt waren. So wurde ich eine Zeitlang von einem Charakter zum andern getrieben, bis man mich endlich zu der Rolle des Horazio bestimmte, die ich, durch das Erscheinen der gegenwärtigen Gesellschaft unterbrochen, glücklicherweise zu spielen verhindert wurde.«


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