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Einundzwanzigstes Kapitel

Gleichmütig hatte Dinny von dem jungen Mann Abschied genommen. Jetzt aber stand sie mit bebenden Nerven vor Angelas Tür. Noch nie hatte sie mit Wahnsinnigen zu tun gehabt und stellte sie sich daher um so schrecklicher vor. Dieselbe ältliche Magd ließ sie ein. Mrs. Forest sei bei Hauptmann Forest, ob Miß Cherrell nicht hinauf ins Empfangszimmer kommen wolle? Dinny folgte ihr und wartete in demselben Raum, in dem Forest Jeanne eingesperrt hatte. Sheila kam herein und rief: «Hallo! Wartest du auf Mutti?», dann verließ sie wieder das Zimmer. Endlich trat Angela ein; ihre Miene verriet das Bestreben, sich zu sammeln und über die eigenen Gefühle klarzuwerden.

«Verzeih, Liebe, ich sah gerade mit ihm Zeitungen durch. Ich gebe mir alle Mühe, ihn so zu behandeln, als sei nichts geschehn.» Dinny ging auf sie zu und streichelte ihr den Arm.

«Aber es wird nicht von Dauer sein, Dinny, es ist bestimmt nicht von Dauer.»

«Laß mich zu dir kommen und bei dir bleiben. Du kannst es ihm so darstellen, als hättest du mich schon vorher eingeladen.»

«Ach Dinny, das kann schrecklich werden. Ich weiß nicht, was ich mit ihm anfangen soll. Er hat solche Scheu davor, auszugehen und jemandem zu begegnen. Und doch will er auch nicht mit mir irgendwohin fahren, wo niemand etwas von der Sache weiß. Er will auch keinen Arzt sehn und sich nichts sagen lassen. Er will überhaupt niemanden sehn.»

«Mich wird er sehn und sich so an Gesellschaft gewöhnen. Übrigens wird er diese Scheu nach einigen Tagen verlieren. Soll ich also meine Sachen holen?»

«Wenn du wirklich so herzensgut sein willst!»

«Eh ich wiederkomme, werd ich's Onkel Adrian mitteilen. Heute vormittag ist er ins Sanatorium gefahren.»

Angela trat zum Fenster hinüber und blieb dort mit dem Rücken zu Dinny stehn. Plötzlich wandte sie sich um: «Dinny, mein Entschluß ist gefaßt. Ich laß ihn nicht im Stich. Wenn ich irgendwie zu seiner Genesung beitragen kann, will ich's tun.»

«Gott helfe dir!» sagte Dinny. «Auf mich kannst du zählen.» Dann ging sie, da sie weder Angelas noch ihrer eignen Selbstbeherrschung länger traute, und stieg die Treppe hinab. Als sie draußen am Fenster des Speisezimmers vorüberkam, fühlte sie wieder, wie ein Gesicht mit flackernden, brennenden Augen ihr nachstarrte. Auf dem ganzen Rückweg grollte sie der Vorsehung, die dem Menschen solch tragisches Los bereitet.

Fleur erklärte beim Lunch: «Wozu machst du dir solche Sorgen, Dinny? Wart ab, was geschieht. Ein wahres Glück, daß Onkel Adrian solch ein Heiliger war. Dieser Fall beweist wieder deutlich, wie wenig das Gesetz uns helfen kann. Nimm an, Angela hätte die Scheidung durchgesetzt; das hätte Forest nicht im mindesten gehindert, schnurstracks zu ihr zurückzukehren, und sie verhielte sich auch nicht anders zu ihm als jetzt. An den rein menschlichen Beziehungen kann das Gesetz nichts ändern. Liebt Angela Onkel Adrian?»

«Ich glaube nicht.»

«Bist du davon überzeugt?»

«Nein, das bin ich nicht. Ich finde es schwierig genug, zu ergründen, was in mir selbst vorgeht.»

«Da fällt mir ein, dein Amerikaner hat dich angeklingelt. Er will uns besuchen.»

«Mag er doch. Ich werde bei Angela sein.»

Fleur sah sie schlau an.

«Soll ich also auf den Seemann wetten?»

«Nein. Setz dein Geld auf alte Jungfer!»

«Aber meine Liebe! Undenkbar!»

«Ich seh nicht ein, was man durch die Ehe gewinnt.»

Fleurs Antwort war ein kurzes, bittres Lächeln.

«Wir können nun einmal nicht stillstehn, Dinny. Zumindest tun wir's nicht; ledig sein ist zu langweilig.»

«Du bist eben modern, Fleur, ich bin mittelalterlich.»

«Nun, dein Gesicht erinnert wirklich an die Frauen der Frührenaissance. Doch die alle sind der Ehe nicht entronnen. Gib dich nur ja keiner Täuschung hin, früher oder später wirst du doch des Alleinseins müde.»

Dinny sah ihre so kühl und sachlich denkende Base an und war über ihren Scharfsinn erstaunt.

«Fleur, was hast denn du durch die Ehe gewonnen?»

«Zumindest bin ich jetzt ein ganzes Weib, meine Liebe», gab Fleur trocken zurück.

«Weil du Kinder hast?»

«Die sind zwar, wie man hört, auch ohne Ehe möglich, aber unwahrscheinlich. Für dich, liebe Dinny, ganz ausgeschlossen. Davor bewahrt dich dein Ahnenkomplex. Wirklich alte Familien neigen zur Fortpflanzung auf legitimem Weg, sonst wären sie eben nicht wirklich alt.»

Dinny runzelte die Stirn.

«Ich hab die Möglichkeit eines unehelichen Kindes nie in Erwägung gezogen. Ich hätte tatsächlich unüberwindliche Bedenken dagegen. Da fällt mir übrigens ein: Hast du dem Mädchen eine Empfehlung gegeben?»

«Jawohl. Warum soll sie nicht Mannequin werden? Schlank genug ist sie ja dazu. Ich prophezeie der knabenhaften Figur noch ein Jahr, dann – denk an meine Worte! – werden die Röcke wieder länger und die Formen wieder mehr gerundet.»

«Ziemlich entwürdigend, nicht wahr?»

«Was denn?»

«Nun, dieses Wechseln von Gestalt, Haar und so weiter.»

«Ein Glück für die Wirtschaft. Wir geben uns in die Hände der Männer, um sie in unsre zu kriegen. Philosophie des Weibchens.»

«Dieses Mädchen hat wohl nicht viel Aussicht, als Mannequin anständig zu bleiben?»

«Mehr, als sie jetzt hat. Vielleicht findet sie sogar einen Gatten. Aber ich hatte nie Lust, mir über die Moral meiner Mitmenschen den Kopf zu zerbrechen. Du denkst natürlich nur dran, eurer Familie Condaford zu erhalten; na, ihr habt es ja auch schon seit Wilhelm dem Eroberer. Übrigens, hat dein Vater für den Fall seines Ablebens Vorkehrungen gegen die Erbschaftssteuer getroffen?»

«Aber Fleur, er ist doch noch nicht so alt.»

«Allerdings, aber wir sind sterbliche Menschen. Hat er außer dem Landsitz noch Vermögen oder Einkommen?»

«Nur eine Pension.»

«Ist schlagbarer Wald vorhanden?»

«Der Gedanke, Wald niederzuschlagen, ist mir in die Seele zuwider. Zweihundert Jahre Wachstum und Lebenskraft, und in einer halben Stunde ist alles dahin. Diese Vorstellung ist einfach empörend.»

«Aber liebe Dinny, am Ende bleibt ja doch nichts übrig, als zu verkaufen und abzuholzen.»

«Wir werden uns schon irgendwie forthelfen», erklärte Dinny kurz. «Condaford geben wir nie und nimmer aus der Hand.»

«Vergiß nicht, du mußt jetzt mit Jeanne rechnen!»

Dinny richtete sich kerzengrade auf. «Die täte es bestimmt auch nie. Die Tasburghs sind eine ebenso alte Familie wie wir.»

«Schön, aber Jeanne ist ein ungemein entschlossener Charakter, wer weiß, wie sie sich noch weiter entwickelt. Die findet sich nie damit ab, zu vegetieren.»

«Das Leben in Condaford ist kein Vegetieren.»

«Nur nicht gleich so kratzbürstig, Dinny! Ich meine es ja nur gut. Ich wünsche gewiß nicht, daß man euch je aus Condaford vertreibt, ich möchte ja auch nicht, daß mein Kit je Lippinghall verliert. Michael ist doch ein närrischer Kauz, er sagt, wenn er eine der Wurzeln des Vaterlandes ist, dann tut ihm das Vaterland leid. Na, das sind so Dummheiten. Niemand weiß so gut wie ich», fügte sie plötzlich ernst hinzu, «was für ein goldnes Herz Michael hat.» Dann schien sie Dinnys überraschten Blick zu gewahren und fuhr hastig fort: «So darf ich wohl den Amerikaner von der Liste der Freier streichen?»

«Jawohl, fünftausend Kilometer zwischen mir und Condaford – danke!»

«Da solltest du den armen Kerl wenigstens nicht länger zappeln lassen, er hat mir anvertraut, du seist sein Ideal.»

«Nur das nicht noch einmal hören müssen!» schrie Dinny.

«Ja, tatsächlich, und er fügte noch hinzu, er sei ganz vernarrt in dich.»

«Was bedeutet das schon?»

«Vermutlich ziemlich viel bei einem Mann, der ans andre Ende der Welt geht, die Wurzeln der Zivilisation zu entdecken. Die meisten Leute liefen ans andre Ende der Welt, um diese Entdeckung zu vermeiden.»

«Sobald Huberts Affäre erledigt ist», erklärte Dinny, «mach ich mit Hallorsen Schluß.»

«Da wirst du den Schleier nehmen müssen – den Brautschleier, mein ich. Er wird dir sehr gut stehn, Dinny, wenn du, den Seemann zur Seite, unter Orgelklängen die Dorfkirche durchschreitest, in der der Adel versammelt ist.»

«Ich werd überhaupt nicht heiraten.»

«Na schön! Sollen wir inzwischen Adrian anrufen?»

Aus Adrians Wohnung kam die Botschaft, er werde um vier Uhr zu Hause sein. Sie ließen ihm sagen, man erwarte ihn in Michaels Haus. Dann ging Dinny auf ihr Zimmer ihre Sachen packen. Als sie um halb vier wieder herunterkam, sah sie auf der Truhe in der Halle einen Hut liegen, dessen Krempe ihr bekannt vorkam. Sie wich zur Treppe zurück, da hörte sie eine Stimme: «Ah, das trifft sich großartig! Ich fürchtete schon, Sie nicht hier zu finden.» Dinny reichte Hallorsen die Hand und führte ihn in Fleurs Salon. Zwischen den Rokokomöbeln sah er wieder unerhört männlich aus.

«Ich wollte Ihnen nur erzählen, Miß Cherrell, was ich in Ihres Bruders Sache inzwischen getan habe. Mit unserm Konsul in La Paz kam ich überein, der Diener Manuel solle unter Eid aussagen, daß der Hauptmann mit dem Messer angegriffen wurde, und er möge uns dann dieses Zeugnis telegraphieren. Wenn Ihre Landsleute vernünftig sind, muß das die Angelegenheit klären. Dieser Narretei muß ein Ende gemacht werden, und wenn ich ein zweitesmal nach Bolivien müßte!»

«Vielen, vielen Dank, Professor!»

«Na, für Ihren Bruder tu ich alles. Ich hab ihn jetzt so lieb, als wär er mein eigener.»

Diese vielsagenden Worte klangen so schlicht und warm, so herzlich, daß Dinny sich neben ihm ganz klein vorkam.

«Sie sehn jetzt nicht mehr so gut aus», bemerkte er plötzlich. «Haben Sie Kummer? Sagen Sie mir's doch, dann werd ich ihm ein Ende machen.»

Dinny erzählte ihm von Forests Heimkehr.

«Diese schöne Frau! Sie tut mir leid. Aber vielleicht hat sie ihn lieb, dann wird es mit der Zeit ein Trost sein, daß sie ihn zu Hause hat.»

«Ich werde bei ihr wohnen.»

«Prachtvoll von Ihnen! Ist dieser Hauptmann Forest gefährlich?»

«Das wissen wir noch nicht.»

Hallorsen griff mit der Hand in die Revolvertasche und zog eine kleine Pistole hervor.

«Stecken Sie das in Ihr Handtäschchen. Kleinstes Format. Ich hab es für meinen Aufenthalt in England gekauft, denn ich sehe, ihr tragt keine Flinten.»

Dinny lachte. «Danke, Professor, das Ding ginge bei mir nur im unrichtigen Augenblick los. Und selbst wenn ich in Gefahr geriete, wäre es doch nicht fair, gegen einen Irren die Waffe zu gebrauchen.»

«Ganz recht! Ich hab im Augenblick nicht dran gedacht, aber Sie haben recht. Menschen, die so vom Schicksal geschlagen sind, muß man mit aller erdenklichen Rücksicht behandeln. Aber gern seh ich es nicht, daß Sie sich in Gefahr begeben.»

«Warum denn nicht?» fragte Dinny herausfordernd – ihr war Fleurs Mahnung eingefallen.

«Weil Sie mir sehr teuer sind.»

«Wirklich reizend von Ihnen, Professor; aber eigentlich sollten Sie wissen, daß ich nicht auf dem Markt bin.»

«Jede Frau ist auf dem Markt, solange sie nicht heiratet.»

«Manche meinen, nachher ist sie es erst recht.»

«Ehebrüche halt ich für verwerflich», gab Hallorsen ernst zurück. «Gradheit und Ehrlichkeit fordre ich wie überall im Leben auch in den Beziehungen der Geschlechter.»

«Nun, Sie werden das hoffentlich finden.»

Hallorsen richtete sich auf. «Bei Ihnen, hoff ich. Ich habe die Ehre, Sie zu fragen, ob Sie Mrs. Hallorsen werden wollen. Bitte, sagen Sie nicht rundweg nein.»

«Wenn ich grad und offen sein soll, Professor, muß ich es tun.»

Seine blauen Augen wurden trüb vor Kummer. Dinny sah es – er tat ihr leid. Er trat etwas näher an sie heran. Wie riesengroß er war! Sie schauerte zusammen.

«Ist meine Herkunft dran schuld?»

«Ich weiß nicht, was dran schuld ist.»

«Oder sind Sie mir noch immer wegen Ihres Bruders böse?»

«Ich weiß nicht.»

«Darf ich hoffen?»

«Nein. Glauben Sie mir: ich fühle mich dankbar und geschmeichelt, aber es bleibt beim Nein.»

«Verzeihung, ist ein andrer Mann im Spiel?»

Dinny schüttelte den Kopf.

Hallorsen stand ganz still. Seine Miene schien zuerst verwirrt, dann hellte sie sich plötzlich auf.

«Ich vermute», sagte er, «ich hab für Sie noch nicht genug getan. Ich muß noch eine Weile dienen.»

«Das bin ich nicht wert. Ich empfinde eben nicht so für Sie.»

«Ich habe reine Hände und ein reines Herz.»

«Davon bin ich überzeugt. Ich bewundere Sie, Professor, aber lieben könnte ich Sie nie.»

Hallorsen trat wieder einen Schritt zurück, er schien unsicher zu werden. Dann verneigte er sich ernst. Wie prachtvoll stattlich er nur aussah, voll schlichter Würde! Beide schwiegen lange. Endlich sagte er: «Nun, da heißt es, sich bescheiden und nicht jammern. Verfügen Sie jederzeit über mich. Ich bleibe Ihnen stets ergeben.» Er wandte sich um und ging.

Dinny hörte die Tür hinter ihm ins Schloß fallen und spürte ein leises Würgen in der Kehle. Sie empfand Schmerz, weil sie ihm Schmerz bereitet, aber auch eine gewisse Erleichterung, wie ein Mensch sie empfindet, wenn eine gewaltige Naturkraft – das Meer, ein Gewitter – ihm nicht länger Gefahr droht. Trotzig stand sie vor einem der großen Spiegel Fleurs und betrachtete ihr Bild so eingehend, als habe sie erst jetzt entdeckt, wie überaus verfeinert ihre Nerven seien. Was mochte nur diesem großen, schönen, kerngesunden Mann an ihr so gefallen, an diesem zarten, zerbrechlichen Geschöpf, das der Spiegel ihr wies? Er konnte sie ja mit dem kleinen Finger wegschnippen. Ob sie wohl darum vor ihm so zurückschrak? Die unabsehbar weiten Prärien, zu denen er gehörte, dieser hochgewachsene, starke, blühende Mann mit der tiefen, kraftvollen Stimme! Vielleicht komisch, vielleicht dumm – aber sie war vor ihm zurückgeschreckt! Sie paßte nur in den Kreis, dem sie entstammt war, nicht in jenes Land, nicht zu Leuten seines Schlags! Die Idee wirkte fast belustigend. Noch immer stand sie mit schiefem Lächeln da, als Adrian eintrat. Impulsiv wandte sie sich ihm zu. Bleich und matt sah er aus, zart, vergrämt, gehetzt – kein schärferer Gegensatz ließ sich zu dem frühern Besucher denken, keiner, der Dinnys erregte Nerven mehr beruhigt hätte. Sie gab ihm einen Kuß und erklärte: «Ich hab auf dich gewartet. Ich wollte dich noch einmal sehn, eh ich zu Angela übersiedle.»

«Ziehst du wirklich zu ihr?»

«Ja. Du hast sicher wieder keinen Lunch genommen, keinen Tee, noch sonst etwas.» Sie drückte auf die Klingel. «Coaker, Mr. Adrian möchte –»

«Kognak mit Soda, bitte.»

«Nun, Onkel?» fragte sie, als er getrunken hatte.

«Aus den Reden der Leute im Sanatorium wird man leider nicht klug. Ihres Erachtens müßte Forest in die Anstalt zurück. Doch warum soll er das, solang er sich vernünftig benimmt? Sie trauen seiner Heilung nicht; aber in den letzten Wochen konnten sie kein Zeichen von Geistesgestörtheit an ihm entdecken. Ich hab seinen Wärter abgepaßt und ausgefragt. Der scheint ein netter Kerl zu sein und meint, für den Augenblick sei Forest so gesund wie er selbst. Aber – und das ist eben der springende Punkt – schon einmal sei Forest drei Wochen lang normal gewesen und habe dann plötzlich einen Rückfall erlitten. Er meint: Wenn ihn etwas in Aufregung versetzt, Widerspruch oder sonst etwas, wird er wieder genau so toben wie vorher, vielleicht noch ärger. Wahrhaftig, eine entsetzliche Situation!»

«Hat er denn Tobsuchtsanfälle?»

«Ja. Ein dumpfes Wüten, mehr gegen sich selbst als gegen andre.»

«Wird man etwas unternehmen, ihn zurückzuholen?»

«Sie können ja nicht. Er ist freiwillig hingegangen. Ich sagte dir schon, Angela hat sich kein Attest ausstellen lassen. Wie geht es ihr?»

«Sie sieht müde aus, aber schön wie immer. Sie will, sagt sie, alles tun, um zu seiner Genesung beizutragen.»

Adrian nickte.

«Das sieht ihr ähnlich. Wunderbar mutig ist sie. Du auch, Liebe. Es ist mir ein wahrer Trost, dich bei ihr zu wissen. Hilary ist bereit, sie und die Kinder zu sich zu nehmen, wenn sie fort will; aber du sagst ja, sie will nicht.»

«Vorläufig will sie unbedingt bleiben.»

Adrian seufzte. «Lassen wir's also drauf ankommen.»

«Ach Onkel», rief Dinny, «du tust mir schrecklich leid.»

«Liebes Kind, ich bin das fünfte Rad am Wagen. Was liegt daran? Wenn nur der Wagen läuft! Ich darf dich nicht aufhalten. Du kannst mich jederzeit im Museum oder in meiner Wohnung erreichen. Leb wohl! Alles Gute! Die schönsten Grüße an sie, und berichte ihr alles, was ich dir gesagt hab.»

Dinny gab ihm einen Abschiedskuß und fuhr bald mit ihrem Gepäck zu Angela.


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