Friedrich der Große
Gedichte
Friedrich der Große

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An die Verleumdung

Wo ich wandle, wo ich schreite,
Unentrinnbar mir gesellt
Aus der Spuk- und Schattenwelt,
Bleibt ein Unhold mir zur Seite;
Mordgeschosse seine Blicke,
Und aus frechem Schandmaul quillt
Dem Gespenste bleich und wild
Stromweis gallenbittre Tücke,
's ist ein körperloses Wesen;
Nur durch Lüge, Niedertracht,
Hinterlist und Lust am Bösen
Wird dies Nichts zu einer Macht.

        Du unbändig Kind des Neides!
O, ich kenn' dich Feige gut:
An der Gier und an der Wut,
Nimmer satt des fremden Leides,
Nimmer satt von Missetat
        Und Verrat.
Deine Werke von dir sprechen,
Deine schamvergeßnen, frechen;
Deine Nattern von dir zeugen,
Die da Haß und Ingrimm säugen;
Kenne deines Schleiers Hüllen,
Der dein Haupt vermummt, den schrillen
Mißton deiner Lugtrompeten,
Wie sie in der Welt vonnöten
Jedem ungerechten Willen.

Deine Häßlichkeit verborgen
Hinterm Trug staatsmänn'scher Sorgen,
Hast du's frecher Stirn gewagt,
Wider Könige geklagt.
Und dein Haß hat wider mich
Alle Höfe aufgehetzt:
Welch ein Zorngeheul das jetzt
In der ganzen Runde setzt –
        Fürchterlich!
So wardst du zu guter Letzt
Seele aller Staatsminister,
Machst den Herrn mit deinen kranken,
Unheilvollen Nachtgedanken
Ihre hellsten Tage düster.

Und die schwirrende, behende
Menschenrede trägt die Fracht
Deiner Wut und Niedertracht
Weiter bis ans Weltenende;
Läßt vergiftet hinter sich
Jedes Land, ob dem sie strich!
Und Europa hungert drauf,
Schnappt und schluckt den eklen Brodem,
Famas giftig-brand'gen Odem,
Lüstern stets nach Neuem, auf.
Und die Welt, in Wahn versenkt,
Den du selbst ihr eingetränkt,
Nimmt für reine Wahrheit diesen
Lug, als wär' er klar erwiesen.

Doch dein Dolch, ob er dem Ruhme
Wunden schlägt – dem Heldentume
Wird er Wecker erst und Sporn!
Manchen hat der Neid zuletzt
Just zum Sieg hinangehetzt:
Durch! Da hemmt nicht Busch und Dorn,
Wunder tut der wackre Streiter –
Sieh, so wird er ein Gefeiter,
Ist dein Gift an ihm verlorn!
Und des großen Namens Glanz,
Du auf Größe so Erpichte,
Strahlt nun erst im rechten Lichte,
Und in Nacht versinkst du ganz.

Darum darf mich niemand schelten,
Blieb auch ich nicht unversehrt,
Weil ja allem, was man ehrt,
Deines Hasses Pfeile gelten –
Wer, der deiner Tücke wehrt?
Nicht Minerva mit dem Schrecken
Der versteinernden Gorgone!
Sei's der Zeit anheimgestellt,
Deine Bosheit vor der Welt
        Aufzudecken.
        Der wird's ohne
Alle Müh' dereinst gelingen,
Neu zu Ehren uns zu bringen.

Jetzt zu euch, heimtück'sche Brut,
Die ihr, euch mit Bosheit nährend,
An des Scheusals Brüsten ruht:
Schreit nur! Mischt nur immerwährend
Eurer Lügenstimmen Greul
In ihr wüstes Wolfsgeheul –
Eitles Mühn, so sinnentbehrend,
Gleich als peitschtet ihr mit Ruten
        Meeresfluten –
        Keift nur zu!
Fest im tiefsten Seelengrunde
Lebt mir in der bangsten Stunde
Unerschütterliche Ruh.

Noch so sehr gefälscht, entstellt,
Siegt zuletzt in dieser Welt
Wahrheit über jeden Wahn:
        Schließlich hat
Selbst der große Apostat
        Julian
Seinen Anwalt noch gefunden.
Hat der Haß sich überlebt,
Sind die Hasser all zur Ruh,
Neid und Eifersucht dazu
Aus der Welt hinweggeschwunden,
        Dann erhebt
Sich die Tugend unverkümmert.
Stets in neuem Ruhmeslichte
        – Also lehrt's die Weltgeschichte –
Echte Manneshoheit schimmert,
        Und zunichte
Wird das Neidwerk schnöder Wichte.

Der Geist der Verleumdung und Zwietracht, der lächelnden Antlitzes sein Wesen treibt, in seinen Händen den Palmzweig und das weiße Friedensbanner trägt, um dessen Stange sich indessen, seine Natur kennzeichnend, eine giftige Natter ringelt.


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