Friedrich der Große
Gedichte
Friedrich der Große

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Heldendenkmal

Euch Schatten, Euch, Ihr unbesiegten Helden,
Die manchen Gegner in den Sand gestreckt,
Weih' ich dies Lied: es soll der Nachwelt melden,
Wie Eure Mannheit sich mit Ruhm bedeckt.
Entlockt' ich je der Leier holdes Tönen,
Heut soll es Eure Heldengröße krönen!
Unsterblichkeit soll mir den Griffel leihn:
In bleibend Erz grab' ich die Namen ein;
Bezeugen will ich's, wie voll Kampfesglut
Den stolzen Kaiseradler Ihr bezwangt,
In wieviel Schlachten Ihr den Übermut
Der Feinde löwenmutig niederrangt.
Erlauchte Söhne Albrechts, den Geschossen
Des Feinds erlegen in dem Ehrenfeld:
Wie Ihr gelebt, hat Euch der Tod gesellt
Als Eures großen Ahnen würd'ge Sprossen,
Der für das Vaterland in tiefster Not
Dem Tode hundertfach die Stirne bot.
Finck, Schulenburg – um Euch nicht minder fließen
Die Tränen mir! Du braver Fitzgerald,
War's mir bestimmt, Dein brechend Aug' zu schließen?
Wieviel verhieß uns Deine Ruhmgestalt,
Als Mars, auf Deine Taten voller Neid,
Dich allzufrüh aus unsrer Mitte riß!
Dem Tode haben viele sich geweiht
In jenem Kampf, so lang und ungewiß!
Doch unerschrocken, treu dem Vaterland
Und unerschüttert hielten alle stand,
Zum Trotz Eugens erprobten Veteranen,
Die stets den Sieg geknüpft an ihre Fahnen,
An denen Östreich keinen Halt mehr fand.

Von Euch nun laßt mich, ruhmbedeckte Helden,
In Preußens zweitem Siegesgange melden.
Auch Euch, Ihr Tapfren, brachte nichts zum Wanken,
Nicht der Verrat an Preußen, Bayern, Franken,
Den Sachsen übte in geheimer Tücke,
Als es des Bundes fromme Schwüre brach,
Des Neides voll, erschreckt von unsrem Glücke.
Da flüchtete sein Heer zur eignen Schmach,
Uns Unheil sinnend; denn bedrohlich naht
Der Lothringer der Elbe – doch mit Blut
Gerötet wälzt zum Meer sich ihre Flut,
Verkündend Eure ew'ge Ruhmestat.
Du, liebster Rothenburg, dem Tod verfallen –
Welch Bild des Schreckens! Daß ein Wunder werde,
Fleht' um den Freund ich zu den Göttern allen,
Und Mars rief Dich zurück auf diese Erde.
Die Feinde spürten Deines Armes Wucht,
Dein brechend Aug' erlabte ihre Flucht;
Werdeck und Buddenbrock, sie setzten nach,
Bis auf dem Todesfeld ihr Herze brach.
Bald sammelt' Östreich in geschäft'gem Werben,
Und hundert Völker schworen uns Verderben.
Die Erde wimmelte von ihren Scharen;
Schon nahten unterm Adler der Zäsaren
Kroaten, Sachsen, Deutsche und Barbaren.
Voll kecken Hoffens kamen sie zum Siegen
Aus Böhmens Bergeswall herabgestiegen,
Vom Wahn betört, sie hätten leichtes Spiel,
Wir stünden schon mit unsrer Kraft am Ziel.
Kaum dachten sie an Kampf, und übereilt
Ward da im Geist die Beute schon verteilt!
Welch edles Blut verrann an jenem Tag,
Als Düring, Truchseß und Schwerin erlag!
Ruhmvoller Tod, du warst des Neides wert!

Doch sieh, was braust heran mit blankem Schwert?
Dragoner sind's – Halbgöttern zu vergleichen,
Von deren Wucht zersprengt die Feinde weichen;
Gefangene und Fahnen ohne Zahl
Sind ihrer Wundertaten Ehrenmal.
Wie wenn die Wogen, aufgewühlt von Stürmen,
Sich schäumend an dem Meeresstrande türmen –
In ihrem Anprall brechen sie die Dämme,
Entwurzeln Wälder, Haus und Hof versinkt,
Das weite Land bedeckt ihr Flutgeschwemme,
Das all die bleichen Flüchtenden verschlingt –
So habt Ihr, stolze Helden, unbezwungen
An diesem Ruhmestag den Sieg errungen!
Doch, ach, Ihr Tapfren, in dem wilden Morden
Ist überströmt von Blut der Lorbeer worden!

Preußen, dein Heldenstamm wird nie vergehn,
Wird in den Lagern phönixgleich erstehn
Und in Gefahr sich ewig neugebären!
Doch die Besiegten quält ihr Rachbegehren;
In Böhmens finstren Bergesschluchten brüten
Sie Listen aus; Verderben sinnt ihr Wüten;
Doch nicht an Mut, an Zahl nur überlegen
Sind sie: ihr arges Netz zerreißt der Degen.
Du Wedell, ein Achill, Goltz, ein Ulyß –
Mit Tränen netzt der Sieger Eure Gruft –
Ihr überwandet jedes Hindernis!
Trotz Feuerschlünden, trotz Gebirg und Kluft,
Vulkanen und Gefahren ungeahnt,
Durch zwanzig Völker, gegen Euch vereint,
Habt Ihr Euch kühn den Siegesweg gebahnt!

Doch welche neue Heldenschar erscheint?
Sie hält die Wacht im Feld bei Schnee und Eis,
Dem Lothringer zum Trotz, der uns erneut
Zur Winterszeit mit Schwert und Brand bedräut.
»Auf, nach Berlin! Das sei des Zuges Preis!«
So ruft er: »Laßt es uns in Asche legen,
Daß es, ein zweites Troja, untergeht!
All seine Schirmer sind in blut'gen Schlägen
Längst von des Todes Sense hingemäht.
Ihr bestes Blut verrann; sie sind ermattet;
Mit ihren Helden ward ihr Ruhm bestattet.
Zur Rache! Auf! Die Stunde ist gekommen!«
Kaum hat das Preußenheer dies Wort vernommen,
Eilt es in edlem Zorn zu neuem Ringen,
Und wieder schenkt Fortuna ihm Gelingen.
Nicht Berge, Schluchten, Ströme nicht und Wald
Im Sachsenland gebieten ihm ein Halt!
Fest steht der Feind, von starkem Wall umtürmt,
Natur und Kunst vereint sind zu bezwingen.
Da werden Berge, eisumstarrt, gestürmt,
Die Schwert und Feuer und der Tod beschirmt.
Im Siegeslauf stürzt Bredow jählings nieder –
Halt! grimmer Tod, gib uns den Tapfren wieder!

Der stolzen Feinde Hoffen ist vernichtet;
Auf Dresden ist die wilde Flucht gerichtet.
Weh! Polenz, Rintorf, Kleist, die Ihr die Schlacht
Für uns gewannt ums Opfer Eures Lebens:
Wer hat das Mörderwerk an Euch vollbracht?
Der Feind ist fort, sein Wüten war vergebens,
Und Preußen triumphiert! Nicht Felsenwände,
Nicht Eis und Schnee, der Feinde dichter Hauf
Hielt unser Heer im Siegesdrange auf:
Viktoria gab den Ruhm in seine Hände!

Nun ruft die Heimat, die Euch dumpf betrauert,
Ihr Retter, Euch zurück in heißem Sehnen,
Und wie sie noch von Eurer Fährnis schauert,
Netzt sie den blut'gen Lorbeerkranz mit Tränen.
Ja, edle Schatten, diesen Schmerzensschrei
Habt Ihr verdient, und Eurer Tugend sei
Der heiße Dank, den wir Euch schulden, gleich!

Seid so wie dieses heldische Geschlecht
Und hegt die Ehre, einfach, rein und echt,
Getreu der Pflicht, an hohen Taten reich!
Für Haus und Herd trotzt Ehre der Gefahr,
Und wer des Vaterlandes Retter war,
Gilt Göttern gleich; sein schlichter Heldensinn
Gibt für die Heimat gern sein Leben hin.
So fiel Leonidas für Griechenland
Und hielt im Paß der Thermopylen lange
Der Welterobrer wildem Siegesdrange
Mit einem Häuflein Todgeweihter stand.
So ist auch Decius für Rom gefallen.
Jedoch den höchsten Heldenruhm von allen,
Ihr Preußensöhne, habt Ihr Euch erworben,
Da ruhmvoll Ihr fürs Vaterland gestorben.
Und Euer Name dauert in der Welt,
Solange bis das letzte Leben endet,
Solange wie vom hohen Himmelszelt
Die Sonne ihre Strahlen niedersendet!

Nach siegreicher Attacke bläst der Trompeter zum Sammeln.


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