Friedrich der Große
Gedichte
Friedrich der Große

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Antwort an Voltaire

(9. Oktober 1757)

Glaubt mir, wenn ich heut Voltaire,
Herr des eignen Schicksals war',
Sollte das Notwendige
Mir vollauf genügen,
Und das Glück, das unbeständige,
Könnte mir entfliegen –
Lachen würd' ich drob, wie er!
Weiß ich doch an meinem Teile,
Wie der Reiche Mißbrauch treibt
Und die öde Langeweile
Stets das Los des Großen bleibt;
Kenne auch der Pflichten Bürde,
Schmeichelreden ohne Würde.
Wohlbekannt
Ist mir all der eitle Tand,
Der uns plagt im Fürstenstand.
Nicht nach Ruhm steht mir der Sinn,
Ob ich König auch und Dichter bin.

Läßt mich erst der Schnitt der Parzenschere
In das dunkle Schattenreich entschweben,
Schiert mich da die zweifelhafte Ehre,
Im Erinnrungstempel fortzuleben?
Was sind tausend Jahr Geschichte neben
Einem sel'gen Augenblick?
Aber lächelt uns denn das Geschick?

Holde Lust und sanfter Frieden,
Frohsinn, schlicht und herzenswarm,
Hat von je der Großen Prunk gemieden:
Freigeboren, hat der holde Schwarm
Stets der süßen Trägheit sich gesellt,
Statt der Pflicht, die uns in Ketten hält.

Also schuf das flüchtige Glück bis heut
Mir noch nie den kleinsten Kummer:
Ob es lockt und ob es dräut,
Friedlich bleibt doch stets mein Schlummer,
Und ich huldige ihm nicht.
Aber jeder Stand hat seine Pflicht,
Und wir müssen an dem Amt, dem schweren,
Wenn es gilt, den ganzen Mut bewähren.

Mag Voltaire in seiner Klause,
Dort, wo Treue fromm und rein
Goldner Zeiten noch zu Hause,
Friedsam sich der Tugend weihn,
Wie es Plato uns gebot –
Ich, von Schiffbruch rings umdroht,
Trotzen muß ich dem Verderben
Muß als König denken, leben, sterben.

Die lorbeergeschmückte Trompete – ein Sinnbild der Kriegspoesien des Könige.


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