Friedrich der Große
Gedichte
Friedrich der Große

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Reime wider einen Arzt, der einen armen Gichtkranken durch eine Schwitzkur fast umgebracht hätte

(Juni 1749)

Nein, jetzt widerruf ich alles,
Was mein Spott gesündigt hat:
Nah und fern, in Dorf und Stadt –
»Ehre der Arzneikunst!« schall' es!
Groß, ja groß ist Hippokrat!
Denkt, was seine Allmacht kann,
Wahrlich, es ist ein Mirakel:
Dieser Leib hier, er zerrann,
Neue Formen nimmt er an,
Fließt, o grausiges Spektakel,
Wie ein Bächlein mir hindann!
Seht, schon werd' ich eine Quelle,
Und ich sickre und ich rinne,
Bis ich mir im Tal gewinne
Meinen Strom so klar und helle.
Ja, hinein! Für immer sollen
Meine Wellen mit den seinen
Sich vereinen,
Selig mit ihm weiterrollen.
Mag's durch Wiesenlande sein,
Oder auch durch Himmelsstriche
So wie Libyens fürchterliche,
Glutendürre Wüstenein –
Meint ihr, daß ich von ihm wiche?
Ob er niederwärts von steilen
Bergen schäumt in Donnerfällen,
Oder seine raschen Wellen
Zu des Weltmeers Schoße eilen;
Oder ob ein Fürst sich endlich
Schlau den Wanderburschen einfängt
Und mit Künsten gar umständlich
Seiner Wasser Triebkraft einzwängt,
Daß er, mannigfach verzweigt,
Als ein lust'ger Springquell steigt –
Mir soll's gleich sein – immerhin
Segn' ich meines Schicksals Gunst:
Meiner Wandlung Hochgewinn
Bleibt, daß ich jetzt sicher bin
Vor der Ärzte Kunst!

Auf einem Lager aus Holunderblättern und Blütendolden ruht mit der Nachtmütze auf dem Kopf der Kranke; ein Fliederblatt bildet das Deckbett, aus dem – ist es quälender Albdruck oder der in den Fieberphantasien erscheinende Arzt? – ein kleiner Unhold mit Hut und Mantel einherstolziert, während andere mit Fischflossen und -schwänzen darunter hervortauchen: die Wirkung des schweißtreibenden Flieders, vor dem die Geister der Krankheit entweichen.


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