Friedrich der Große
Gedichte
Friedrich der Große

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Abschied an die Franzosen und die Reichsarmee

(6. November 1757)

Lebt wohl, ihr großen Helden, stolzgebläht,
Die Könige zu zerschmettern ihr gedachtet,
Hierher gesandt von Frankreichs Majestät,
Die herrisch mich zu unterjochen trachtet.
Lebt wohl, Turpin! Ihr, Broglie und Soubise!
Und du auch, Sachse, dessen Heldentaten
Wie einst am Timok krönte Frau Sottise,
Obwohl ergraut, doch besser nicht beraten.

Ach, welch ein Schauspiel voller Lust und Pracht
Vermögen Heldenleiber zu bescheren,
Wenn auf der Flucht vor unsrer Waffen Macht
Sie ihres Rückens Anblick uns gewähren.
Wer also sie gesehn, zag und erschreckt,
Des Name ist mit ewigem Ruhm bedeckt.

Erlaubt, daß ich euch im Vertrauen sage,
Daß ich, nachdem so vieles mir mißglückte,
Den schönen Lorbeer dieser Niederlage,
Den ich bei der Begegnung mit euch pflückte,
Verdanke eures Körpers schönstem Teil,
Verdanke eurer Rückwärtskonzentrierung.
Solange es der himmlischen Regierung
Gefällt, mir solche Helden auf den Weg zu senden,
O mögt ihr stets das Antlitz von mir wenden,
Dem menschlichen Geschlecht zum Glück und Heil!

Wer möcht' es wohl in Wahrheit glaubhaft finden,
Daß wir just darauf unsern Ruhm begründen?
Du siehst, zum Krieg nicht tüchtig noch geboren,
Solch einen Körperteil, und das beweist,
Wie es in blumenreicher Sprache heißt,
Daß du Bellonas Auserwählter seist,
Von Mars zum Lieblingssohn erkoren.

O launenhaftes, närrisches Geschick,
Entscheiden läßt du ihn der Staaten Glück!
Kehrt er im wildesten Getümmel sich
Ganz ungeheißen um und geht zurück,
Dann läßt die Siegesgöttin uns im Stich;
Bellona nützt geschwind den Augenblick,
Um einen Thron zu brechen, zu zerschmettern,
Der Trotz zu bieten schien den schlimmsten Wettern.

Ihr Eintagshelden, wandert in die Fern',
Ihr parfümierten und geleckten Herrn!
Begrabt euch denn in eures Hauses Räumen;
Dort mögt ihr von galanten Taten träumen!
Ihr stolzen Pompadourschen Koryphäen,
Wohlan, laßt eure Siegesbanner wehen –
Nur mög' an andern Orten es geschehen.
Doch soll ich euch, falls ihr den Haß bewahrt,
Mit meinen Neidern brüderlich gepaart
Auf dieser Kampfesstätte wiedersehen,
Erwarte stets ich Gaben gleicher Art.

Ich seh' euch, ruhmbedeckte Feldherrn, scheiden
Aus diesem Land, wo euch Gefahren drohten,
Von diesen Triften, diesen fetten Weiden –
Mein letztes Lebewohl sei euch entboten

Die nach der Schlacht bei Rotzbach flüchtenden Franzosen und Reichsvölker.


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