Friedrich der Große
Gedichte
Friedrich der Große

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Ode an die Preußen

Alles dankt ihr eurem eignen Werte,
Ihr, des Schlachtengottes Lieblingskinder,
Lorbeerstolze Völkerüberwinder,
Alles, alles eurem Heldenschwerte;
          Laßt nicht rosten eure Waffen,
          Nicht in Selbstzufriedenheit
          Euren Mannessinn erschlaffen,
          Bleibt, ihr Preußen, die ihr seid!

Bangte nicht in Hellas' Heldentagen
Vor Athen das ganze Morgenland,
Da ein männlich Wagen, freudig Schlagen
Ging mit Herrscherweisheit Hand in Hand?
          Asiens Völkerwogen fanden
          An den Griechen Damm und Wehr,
          Xerxes' Hoffart ward zuschanden,
          Und zunicht sein Riesenheer.

Doch im Schatten ihrer großen Taten
Schossen alle Laster geil ins Kraut,
Recht ward schnöde für Gewinn verraten,
Feigheit ward im Rat der Männer laut;
          Längst war ihre Wehrkraft worden
          Kleiner Niedertracht ein Raub,
          Und der neue Held vom Norden
          Warf sie lachend in den Staub.

Mag der Blitzstrahl auch das Auge blenden,
Der das tiefe Schwarz der Nacht zerreißt,
Wenn durch Finsternisse allerenden
Seine jähe Flammenfährte gleißt –
          Ach, ein Augenwink nur trennet
          Werden und Vergehn zu Nichts;
          Eh' der Blick ihn recht erkennet,
          Schwand das Wunder seines Lichts.

Flammenmächtiger auf hohen Wegen
Herrscht der Sonne Lichtbeständigkeit,
Strömt hernieder ew'gen Leuchtesegen,
Sprengt das Eis, erlöst vom Winterleid;
           Und ihr lautrer Strom der Gnaden
           Wirkt beseelend und erhält
           Auf den fernsten Schöpfungspfaden
           Alles Leben in der Welt.

Wie der Feuerborn der Weltenhelle
Aus der Schöpfung Herzen sich ergießt,
Bleibt er auch die starke Lebensquelle,
Die ohn' Ende fließt und überfließt;
           Alles muß davor erbleichen:
           Färbt der Morgenwolken Saum
           Purpurglut, die Sterne weichen
           In den dunklen Weltenraum.

Bleibt auch ihr, ihr Preußen, kraftbeständig,
Laßt die Sonne euch ein Vorbild sein,
Wahrt den jungen Waffenruhm lebendig,
Nicht auf halbem Wege haltet ein;
           Lehrt's den Zweifler und Verächter:
           Ehre bleibt nicht kinderlos,
           Rechte Tugend trägt Geschlechter
           Neuer Tugenden im Schoß!

Nimmer läßt des Himmels Haß und Tücke
Stolze Reiche schmachvoll untergehn;
Nirgend stand's im Buch der Weltgeschicke:
Also nur, nicht anders soll's geschehn!
           Winkt dem klaren Geist Vollbringen,
           Scheitert blinder Unverstand;
           So Gedeihen wie Mißlingen –
           Beides liegt in unsrer Hand.

Mannestaten ohnegleichen schichten
Zu dem Bau des Reiches Stein auf Stein;
Hört denn, Helden! Ehren, sie verpflichten:
Hüter eures Werkes müßt ihr sein!
           Rastlos, rastlos, Sturmgefieder!
           Ist's zur Höh' auch nicht mehr weit.
           Säumst du einmal, sinkst du nieder –
           's ist das Los der Sterblichkeit!

Doch vergeht auch nicht des höhren Ruhmes:
Wie ihr im Triumphe aufwärts steigt,
Krönt euch jede Zier des Menschentumes,
Wenn ihr milden Sinn und Großmut zeigt!
           Die bezwungnen Feinde sollen
           Mehr denn eurem Mut im Streit
           Eurer höhren Sittlichkeit
           Ehrfurcht und Bewundrung zollen.

Ein Mann wälzt mit Anspannung aller Kräfte einen schweren Steinblock bergaufwärts. So mahnt Friedlich die Preußen, nicht zu erlahmen, bevor sie den Gipfel ihrer Macht und Größe erreicht haben.


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