Theodor Fontane
Fünf Schlösser
Theodor Fontane

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1810, 11 und 12

Die »Finance« und die Finanzprojekte. – Steuerpläne. –
Einkommensteuer. – Blasenzins (Branntweinsteuer). –
Stempeledikt. – Direkte oder indirekte Steuern? –
Immer neue Abgaben, immer neue Theorien, immer neue
Probiererei. – Vermögenssteuer

Liebenberg, 1810

Die gute Aufnahme, die Danckelmann bei dem Könige gehabt hat, ist mir um so angenehmer, als die »Finance« (worunter von H. immer alles Finanzministerielle versteht) fast durchgängig einen insolenten Eigendünkel zutage legt. Alles wollen sie wissen, wobei denn doch manche Unwissenheit und mancher dumme Streich mit drunterläuft. Ob Minister von Hardenberg, als er in Schlesien war, über alles genaue Nachricht hat einziehen können, stehe dahin; wenn er seine Nachrichten bloß von der Finanz- und Polizeibehörde bekommen hat, so ist er gewiß nur halb unterrichtet. Du wirst in Breslau wohl erfahren haben, ob er dort mit Landeseinwohnern, Banquiers, Zuckerfabrikbesitzern etc. Unterredungen gehabt hat, und da läßt sich denn aus den Leuten, die er befragt hat, urteilen, was zu erwarten steht. – Von den Finanzprojekten hört man weiter nichts, als daß eine Landakzise dem Schuldenfonds gewidmet werden soll, wobei nicht bloß viel Ungerechtigkeiten vorkommen werden, sondern auch zu befürchten steht, daß es eine bleibende Last sein wird. Warum man nicht die ganze Bevölkerung in fünfundzwanzig Klassen nach einer in jeder Stadt und in jedem Dorfe durch den Landrat und zwei Volkskommissarien anzufertigenden Skala einteilt und für die unterste Klasse ⅓ Taler, für die oberste aber 500 Taler als Steuer festsetzt, weiß ich nicht. Diese Operation ist die leichteste und in der Erhebung die wohlfeilste. Die Zeit verläuft mit Projektieren, die Zinsenrückstände vermehren sich, und ich fürchte ein Chaos. Wie es im Winter werden soll, wer von den Prinzessinnen bei Hofe repräsentieren und Damencour annehmen wird, weiß noch niemand. Das wäre indes das Geringste. Wenn nur die Neuerungsherren nicht so despotisieren dürften. Sie fahren oft an und werden von Privaten zurechtgewiesen, was aber in ihren Plänen nichts ändert.

 
L., 5. Mai 1810

Ich habe manches Unangenehme zu tun. Zunächst geht es hier über die Einrichtung der Einkommensteuer her, nachdem man achtzehn Monate lang darüber gebrütet hat. Wir werden recht methodisch ausgeschält, denn ich glaube fest, daß man mit der Vermögenssteuer nur deshalb zurückhält, um erst durch Anleihen Geld zu bekommen.

 
L., 19. Mai 1810

Ich bin immer noch mit der lieben Einkommensteuer beschäftigt, dessen Reglement in vielen Punkten so unbestimmt ist, daß wenige es verstehn. Das Ganze läuft auf eine Prellerei hinaus und wird durch die Oberaufsicht des Königlichen Commissarii, des von der Regierung zu ernennenden Commissarii und des Domainendeputierten einfach in die Hände der Finanziers gespielt, was schon daraus erhellt, daß diese Steuer auch die Verpflegung der drei besetzten Festungen betrifft, während sie doch lediglich zu Tilgung der Landesschulden verwendet werden sollte. Sodann ist es absurde, daß wir auf dem Landtage ganz vor kurzem erst ein neues Comité zu Regulierung der Schulden und der Einkommensteuer wählen mußten und daß es nun wieder eingehen und ein anderes gewählt werden soll, alles unter dem Vorgeben, daß auch die Rustikaleigentümer und Laßbauern repräsentiert werden sollen. Und doch ernennen diese nicht die Eigentümer, sondern die Regierung, um offenbar die Stimmen für sich zu haben. Der ganze Zweck ist die Untergrabung der den Finanziers so lästigen ständischen und städtischen Repräsentation. Nun werden funfzehn im Comité sein, in dem sonst nur acht waren. Alles, was zu unserer sogenannten Verbesserung geschieht, ist eine französische Nachäffung, die für uns paßt wie die Faust aufs Auge. – Was Du mir von den üblen Finanzzuständen von U. sagst, tut mir leid. Überhaupt beklage ich alle Gutsbesitzer, die auf Spekulation guter Zeiten teuer gekauft haben.

 
L., 24. Juni 1810

Es heißt, die Einkommensteuer werde nun ganz beseitigt werden. Die Schuldenmasse aller Provinzen soll in eine Staatsschuld verwandelt und diese dann durch eine Konsumtions- und Familiensteuer abgetragen werden.

 
L., 8. Januar 1811

Über unsere neue Finanzeinrichtung hört man allerlei, welches nicht zur Ehre derer gereicht, die die betreffenden Edikte gemacht haben. Die Erhebung des Blasenzinses (Branntweinsteuer) ist verschoben, und es bleibt bei der Getreideakzise. Hätte man den Blasenzins forcieren wollen, so müßten alle ländlichen Brauereien eingehen und man hätte einen Ausfall von mehreren 100 000 Talern gehabt. Das Stempeledikt hat noch mehr Widerstand gefunden. Es soll deshalb umgearbeitet werden. Meiner Meinung nach müßte man's aber bei solcher Umarbeitung nicht bewenden lassen, sondern die, die solchen Unsinn ausarbeiteten, einfach fortjagen. Denn sie haben durch ihre Überspanntheiten den König und den Minister kompromittiert. Man kann diese Menschen nicht bewegen, direkte Steuern einzurichten und das Defizit durch indirekte zu decken. Es muß alles indirekt sein, denn das Indirekte kann man nicht nachrechnen. Sodann ist es zu tadeln, daß man dem Lande nicht das Schuldenquantum sagt, welches solche Steuern notwendig macht. Überall sieht man in Geldsachen wenigstens eine Wendung zum Despotischen, und das böse Gewissen leuchtet aus mancher Phrase hervor. Man will gern alles à la français hudeln; der deutsche Sinn kann aber noch nicht ganz unterdrückt werden.

 
19.Januar 1811

In Berlin ist jetzt eine Ständezusammenkunft, die das Drückende der neuen Abgaben vorstellen wird. Unterdessen hält der Staatskanzler einen sogenannten Landtag von selbstgewählten Deputierten. Ich seh einer kompletten Konfusion entgegen, und wenn der Minister nicht die uns französierenwollenden Novitätenkrämer aus der Regierung verweist und andre, gemäßigter denkende Leute zu Arbeitern nimmt, so wird ohne die gewaltsamsten Maßregeln nichts einkommen oder wenigstens nicht das, was man erhofft. Gott weiß, wie dieser Mengelmus auseinanderkommen wird! Ich habe mich von der Deputation nach Berlin freigemacht. In meinen Jahren habe ich nicht Lust, mich zu ärgern und meine kurze Lebenszeit mit Geschäften auszufüllen, die weder günstigen Erfolg noch Ehre versprechen.

 
4. Februar 1811

Ob die Versammlung der Stände viel ausrichten wird, weiß ich nicht, ich vernehme aber, daß das Hauptpetitum dahin geht: den Etat der Schuld einsehen zu dürfen. Zur Begründung dieser Forderung haben sie angeführt: »Sie wüßten, daß viel aufgebracht werden müsse und wären auch willig und bereit zu großen Opfern. Allein die neuen Abgaben, die doch eigentlich mit der Schuldenabführung aufzuhören hätten, wären so angelegt, daß sie permanent zu bleiben scheinen, wogegen sie Vorstellung erheben müßten.« Mir ist gesagt, der Staatskanzler habe an der böhmischen Grenze eine Zusammenkunft mit dem Exminister von Stein gehabt und von diesem die Projekte eingezogen, die nun zutage gekommen sind. Ich bin geneigt, dies zu glauben, denn letzterer hatte beständig eine Menge Reformideen und unter diesen auch die General-Konsumtionssteuer, die er mir schon früher als eine große Hilfe vorschlug. Ich habe manches Mal mit ihm darüber disputiert. – Warum in dem Stempeledikte keine Abänderung kommt, begreif ich nicht; es kann durchaus nicht bestehen, und dem Staatskanzler sind darüber unumstößliche Beweise vorgelegt worden. Ladenberg, Raumer, Pechhammer sind dem Publikum sehr verhaßt, denn sie sind es, die all das Drückende ausgeheckt haben.

 
L., 16. Februar 1811

In Berlin wird nun wegen unserer Finanzen gehörig gedoktert. Wir sollen jetzt womöglich alles decken, obgleich all die enormen Anleihen, die vordem in Frankfurt, Kassel etc. ohne unser Wissen gemacht und in Polen vergeudet worden sind, uns nichts angehn, sondern dem zur Last fallen, der die Schuld gemacht hat. Die Finanzprojektierer müssen wohl selbst von dem geringen Zutrauen, welches sie dem Publikum einflößen, überzeugt sein, denn es ist erstaunlich, wie vielerlei Federn sie zu ihrer Verteidigung in Bewegung setzen. Auch Hermbstädt mußte den Blasenzins verteidigen, aber in seinem Elaborat ist vieles ausgelassen, was diesen Zins so drückend macht.

 
L., d. 4. Mai 1811

Da ich während A.s Anwesenheit in Berlin hier viele Beschäftigungen hatte, hab ich nicht hinreisen können. Daß er nicht sehr erbaut ist von dem, was er dort gesehn und gehört hat, wundert mich nicht; es paart sich dort so viel Überspanntes mit so vielem Kleinlichen, daß es einen anekelt. Darum vermeid ich auch soviel wie möglich, dort zu sein, zumal ich bloß in die Klasse der Alten gehöre, die höchstens als gutmütige Imbeciles angesehen werden.

 
L., d. 30. Nov. 1811

In der »Finance« ist alles schwankender denn je. Die Distriktempfänger und ihre Unteraufseher gehen mit dem 1. Dezember ein, die Dorfeinnehmer aber bleiben und liefern ihren Empfang an die Städte-Akzise-Kassen ab. Mit dem 1. Januar soll dann ein neuer, noch unbekannter Modus eingeführt werden. Es ist mehr wie toll, mit einer Nation derartige Proben auf ihre Kosten zu machen. Doch so geht es überall. Wie hat Euch das Manifest des österreichischen Hofes gefallen? Eine solche Bekanntmachung setzet immer voraus, daß man vorher schwach gewesen ist oder Dummheiten begangen hat, deren Vorrückung man fürchtet. Das Gewebe des Despotismus wird immer durchsichtiger, und am Ende werden alle Souverains sich gefallen lassen müssen, ein Parlament anzunehmen. Welches Gott bald wolle eintreten lassen!

 
L., d. 17. Dez. 1811

Das Edikt wegen Umschmelzung der Groschen ist allen nicht wuchernden Menschen angenehm. Endlich, denk ich, werden wir mit dem Münzwesen in Ordnung kommen.

 
Liebenberg, 1. Juni 1812

Es scheint wohl, daß des Königs Abwesenheit benutzt worden ist, um uns mit Publikation des schönen Einkommenedikts von dem Kapitalwerte des Eigentums zu erfreuen. Ich glaube nicht, daß diese widersinnige Maßregel durchgehen oder bestehen kann, denn außer der Ungerechtigkeit des Angriffs auf das Kapital der Untertanen ist es für die Wohlhabenden auch nicht möglich, das zum ersten Termin geforderte bare Geld aufzubringen. ich, für meine Person, werde mich nicht übereilen, etwas zu zahlen, während ich sonst immer der erste zu sein pflegte. Möchte wohl wissen, welcher neue Faiseur dieses Edikt ausgebrütet hat! Es ist nur zu glaublich, wenn versichert wird, daß der Herr Staatskanzler von den Handlungen seiner Bureauoffizianten keine oder doch nur eine sehr oberflächliche Notiz nimmt.

 
L., 6. Juni 1812

Das saubere Edikt, die dreiprozentige Abgabe vom Kapital betreffend, erregt allgemeines Mißvergnügen. Ein jeder sagt, es kann nicht bestehen, und was am sonderbarsten ist, niemand bekümmert sich ernstlich darum. Wer dieses Edikt fabriziert hat, konnt ich bisher nicht erfahren, es kann aber nur ein Tollkopf sein, wie wir deren leider mehrere haben. Denn wenn sich der Staat vom Kapital seiner Mitglieder erhalten will, so muß er sowohl wie der Particulier, der sein Kapital angreift, zugrunde gehen. Was ich von dem Staatskanzler denken soll, weiß ich nicht; alles soll durch seine Hände gehen, und doch kann er nicht den hundertsten Teil von dem durchlesen, was an ihn kömmt. Alles wird so verkehrt, so linkisch angefangen, daß das allgemeine Vertrauen zugleich mit dem Kredite sinkt.

 
L., 13. Juni 12

Noch ist uns im Kreise nichts hinsichtlich Erhebung der Vermögenssteuer angesagt worden, und doch soll am 12. Juli schon der erste Zahlungstermin sein. Es ergibt sich schon hieraus, wie elend die Direktion des Ganzen ist. Geld wollen die Dirigenten immerfort haben, und doch wissen sie nicht vernünftige Einrichtungen zu treffen. Im neu kreierten Königreich Italien sieht es freilich noch toller aus. Dort müssen fünfzig Prozent Grundsteuer entrichtet werden, ohne die droits réunis, Personal- und Gewerbesteuern zu rechnen, so daß der Grundeigentümer von 100 Talern Einnahme nur etwa dreißig Taler behält.

 
Berlin, den 16.Juni 1812

Meine Hoffnung, Glück auf dem Wollmarkte zu machen, ist bis dato vereitelt. Die Käufer wollen nichts geben, und es wird vielleicht zwei Drittel der guten Wolle aufgesöllert werden. Die Käufer verlassen sich darauf, daß man am 24. Juni, wegen des ersten Termins der Vermögenssteuer, unter allen Umständen Geld haben muß. Einen solchen Einfluß üben die Ministerialübereilungen auf den Handel aus. Denn Käufer waren genug da, selbst aus dem Auslande.

Wir sind wirklich in traurigen Händen. Unser Staatskanzler kann die Sachen nicht übersehen, und sein »Bureau« tut alles. Da sind wir denn zur Disposition der verschiedensten Räte, die dann wieder ihre Unterratgeber haben, allerhand unsaubere Schacherer, deren eingereichte Gutachten in den feinen Operationen zutage treten. Der Staatskanzler wird beschuldigt, daß er eine Liebesintrige mit Madame B. habe und daß sich nur hierauf des Hahnreis Einfluß gründe. Dieser Mann, den man nach Paris geschickt, um dort wegen unserer noch zu leistenden Lieferungen eine Übereinkunft zu treffen, versprach dreimal mehr, als wir leisten können. Der Kaiser selbst hat dies eingesehen, und Herr von Heydebrock, unser Gesandter in Dresden, der ihm ein wahres Tableau von unserem Zustande vorgelegt hat, ist wegen seiner Offenheit gelobt und an Daru verwiesen worden. Der General Dumas, dem die Geschäfte der Verpflegungsunterhandlung mit unserem Minister übergeben sind, soll über des B. übertriebene Versprechungen so aufgebracht gewesen sein, daß er dem Staatskanzler gesagt hat, während er auf B. hinzeigte: »Que vous êtes ou un fripon ou un imbécile.« So wird allgemein in der Stadt erzählt, und etwas Wahres ist gewiß daran.

 
L., 23.Juni 1812

Die Vermögenssteuer soll durchaus erhoben werden. Die Folge wird zeigen, ob das so gehen wird, wie man will. Die Urheber des Edikts will ich nicht nennen. Wir sind in den Händen von bloßen Schwindlern, die der große Haufe (freilich unter Schimpfen) anstaunt und die von allen vernünftigen Leuten aufs äußerste verachtet werden. Wenn die dreiprozentige Steuer durchgeht, so werde ich auch Karls Vermögen angeben und zahlen. Woher ich aber eine Summe von so vielen tausend Talern nehmen soll, weiß ich noch nicht. Besonders schändlich ist es, daß man in vielen Fällen die Papiere nur nach dem Cours nehmen will, so daß der Staat sein eigenes Papiergeld in Verruf bringt.

 
L., 7. August 1812

Alles verschweigt man uns, was zur hohen Politik gehört. Das Auswärtige geht uns nichts an. Aber ebenso dumm erhält uns unsre Oberfinanzbehörde über den Zustand unsrer Bedürfnisse. Es wird nur frisch auf den Beutel geklopft, ohne zu sagen, wann es ein Ende haben soll. Alle unsre neuen Abgaben sind der Art, daß man sich wundern muß, wie die Verordnungen darüber ohne Scham haben niedergeschrieben werden können.

 
Den 11. August 1812

Die fünf Schimmelhengste aus Prinz Heinrichs Stall, von denen Du mir schreibst, werden wohl nicht ohne Fehler gewesen sein, sonst hätt er sie nicht verkaufen lassen. Denn gemeiniglich werden nur die alten und schlechten öffentlich ausgeboten. Sind es übrigens die gewesen, die ich früher vor seiner Kutsche gesehen habe, so passen sie zu meinen Schimmeln nicht, denn sie waren ganz weiß wie Papier. Zudem, da der Herr Staatskanzler, wie ich höre, auch von den Wirtschaftsreitpferden eine Luxussteuer erheben will, so trag ich Bedenken, neue Pferde zu kaufen, möchte vielmehr deren einige abschaffen.

 
L., 3. November 1812

Bei der Vermögenssteuer kommen immer neue Tollheiten zum Vorschein. Jetzt ist auf dem Tapet, daß die Amtleute, die Güter gepachtet haben, denen aber das Inventarium gehört, auch von diesem Inventarium noch eine besondere Steuer zahlen sollen, trotzdem bereits von dem ganzen Ertrage des Guts eine Steuer genommen wird. Das kommt mir so vor, wie wenn der Schmied einmal für sein Gewerbe bezahlt und dann wieder für seinen Hammer und Amboß. Eigentlich entstehen diese Zweifel aus der Dummheit mancher Kreiskommissarien, die über alles und jedes Anfragen stellen.

 
15. November 1812

Über die, wenn ich es geradezu sagen soll, unbescheidene Verordnung des Staatskanzlers, daß der zweite und dritte Termin der Vermögenssteuer am 21. Dezember zugleich bezahlt werden soll, herrscht ein allgemeiner Unwillen. Die Drohung der Exekution durch Gensdarmen wird ebensowenig helfen wie die Verordnung selbst. Kann man doch in Berlin das zum ersten Termin Fällige noch vielfach nicht zur Hebung bringen. Ich werde abwarten, was kommt. Mir widerstehn alle Gewalttätigkeiten, ich würd aber doch lachen, wenn unsere Faiseurs eine körperliche Admonition zur Besserung erhielten.

 
L., 24. November 1812

Es geht alles den gewohnten Gang, und wir werden nach wie vor mit Pferdelieferungen, Magazinlieferungen und Vermögenssteuer so gepreßt, daß ich am Ende für unangenehme Auftritte besorgt bin. Scharnweber besteht durchaus auf Einziehung der Patrimonialgerichte; noch aber widersteht ihm der Justizminister. Ich zweifle jedoch nicht, daß ersterer (Scharnweber) die Oberhand behalten wird. Er hat das Ohr des Staatskanzlers. Andere freilich behaupten, daß er mißvergnügt sei und von Abschied-Fordern gesprochen habe, weil von Bülow in einigen Angelegenheiten obgesiegt hat. Also ist das Reich in sich uneins.

Nachschrift. Eben erfahre ich, daß der Kriminalsenat die Herren von Bärensprung und Scharnweber wegen ihres bekannten Duells zu Kassation und zehnjähriger Festungsstrafe verurteilt hat. Ob der König das Urteil bestätigen oder beide begnadigen wird, wußte man noch nicht. Vermutlich wird letzteres geschehen, weil nun einmal der Scharnweber die Protektion des Staatskanzlers hat.


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