Theodor Fontane
Fünf Schlösser
Theodor Fontane

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Plaue a. H.

1. Kapitel

Plaue von 1414 bis 1620

(Kurfürstliche Zeit und Zeit der Saldern und Arnims)
 

1414, den 26. Februar, fiel die Quitzowburg Plaue ihren Belagerern, dem Burggrafen Friedrich und dem Erzbischof von Magdeburg, in die Hände, nachdem schon am Tage vorher Johann von Quitzow bei seinem Fluchtversuche gefangengenommen und in der Kirche zu Plaue in den Stock gesetzt worden war. Tags darauf einigten sich die Sieger über einen Befehlshaber, einen Schloßhauptmann, für das von ihnen gemeinschaftlich eroberte Schloß. Ihre Wahl bestellte dazu den Ritter Günzel von Bartensleben für die Dauer eines Jahres. Er mußte vor den Fürsten endlich geloben, »das Schloß getreulich bewahren und beschirmen zu wollen, zu beider Lande Nutz und Frommen«. Hierdurch wurde von dem früheren Plane, die Burg von Grund aus zu brechen, Abstand genommen. Aber schließlich erfolgte dies »Niederlegen« doch, nachdem ein von beiden siegreichen Parteien (Mark und Magdeburg) bei Gelegenheit neuer Eifersüchteleien angerufenes Schiedsgericht dahin entschieden hatte, daß die »Zubehörungen« von Plaue, will sagen alle Dörfer, Äcker, Forsten etc. zwischen der Mark und Magdeburg geteilt, die Befestigungswerke der Burg aber unverzüglich zerstört werden sollten. Was denn auch, so gut es sich tun ließ, ausgeführt wurde.

Der Ort Plaue blieb bei der Mark.

Von diesem Zeitpunkt an gab es keine Plauer Schloßhauptmannschaft mehr, weil das »Schloß«, das einer solchen als Voraussetzung diente, nicht mehr vorhanden war. An Stelle der Schloßhauptmannschaft trat nunmehr eine Amtshauptmannschaft mit dem Rechte der Zollerhebung. 1459 war es Georg von Waldenfels, dem, durch Kurfürst Friedrich Eisenzahn, ein PrivilegiumDas dem Georg von Waldenfels verliehene Privilegium knüpfte sich übrigens an allerlei Bedingungen, unter denen die Wiederherstellung des Schlosses die wichtigste war. Es heißt in der betreffenden Urkunde, daß das alte Schloß, »das sehr zerbrochen, verfallen und ungefestigt sei«, zu Nutz und Frommen der Herrschaft wie des Landes »wieder aufgebracht, gefestigt und gebaut und in gutem Zustande gehalten werden solle«. Dem allen unterzog sich der von Waldenfels auch wirklich und stellte den Bau (wenigstens partiell) wieder her, was sich insoweit ohne sonderliche Mühe tun ließ, als das vierzig Jahre früher angeordnete »Brechen und Schleifen« der vierzehn Fuß dicken Schloßmauern nur sehr unvollkommen ausgeführt worden war. Dies vergleichsweise Neue hieß nun zum Unterschiede von der ehemaligen Quitzowburg »der von Waldenfelssche Bau«, war aber im wesentlichen nichts anderes als das alte Schloß, das man in einem Einzelteile – der übrigens noch immer groß genug war – wieder fest und wohnlich gemacht hatte. verliehen wurde, kraft dessen er den Brücken- sowie Land- und Wasserzoll erheben durfte, mit dem Zusatze, »daß zwischen Brandenburg und Rathenow keine andere Brücke außer der Planer über die Havel führen, auch keine Fähre gehalten werden solle«.

Der Ertrag dieses Zolles war ein bedeutender, und die Plauer Brücke blieb, bis in unsere Tage hinein, eine von Pächtern viel begehrte Zollstätte. Der letzte dieser Pächter, wie hier vorgreifend erzählt werden mag, hieß Gerimsky, ein Original. Neben seinem Zollhause stand ein Schuppen und in diesem Schuppen ein immer gesatteltes Pferd. Weh dem Handwerksburschen, der, im vermeintlichen Schutz eines Platzregens oder mit Hilfe der Dämmerung, ohne Zoll über die Brücke zu kommen hoffte. Gerimsky warf sich auf seinen Klepper, jagte nach und ruhte nicht eher, bis er den Feind gestellt und im Unvermögensfalle gepfändet hatte. Dabei gab es nichts, was von ihm verschont worden wäre. Bei seinem Tode hinterließ er eine Truhe voll aufgestapelter Handwerksburschenmützen.

Plaue war kurfürstliches Amt und blieb es bis 1560, um welche Zeit es, wohl infolge beständiger Geldverlegenheiten des zweiten Joachim, pfundweise von Matthias von Saldern erstanden wurde. Die Witwe desselben stiftete später die Saldernsche Schule zu Brandenburg. 1577 ging Plaue (nunmehr durch Kauf) aus kurfürstlicher Hand in die Hände der Brüder Kurt und Behrend von Arnim auf Boitzenburg und Gerswalde über. Die Arnims besaßen es dreiundvierzig Jahre, welche Zeit, neben anderm, auch der Ausschmückung der Planer Kirche zugute kam. Ein alabasternes Epitaphium von hervorragendem Kunstwerte, mit Darstellungen aus der heiligen Geschichte: »Kreuzigung« (unten die Donatoren), schmückt jetzt den Altar. Die ursprüngliche Inschrift, die Auskunft geben würde, von wem es errichtet wurde, ist leider verlorengegangen. Unter den andern noch vorhandenen Grabsteinen ist nur der letzte, der dem Sohn und Erben Kurt von Arnims errichtet wurde, von Bedeutung. Er trägt folgende Inschrift: »1620 den 15. Juli ist der edle, gestrenge und ehrenfeste Leonhard von Arnim in Gott selig entschlafen, seines Alters 36 Jahre, 13 Tage. Des Seele Gott gnädig sei.«


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