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Amerika

Amerika hat mich von früher Jugend an sehr angezogen und beschäftigt. Namentlich interessierte mich das dortige Deutschtum, und ich habe schon in meinen Kinderjahren deutschamerikanische Zeitungen zu erwischen gesucht; der Verlauf meines Lebens hat solche Eindrücke bestärkt und vertieft. In Amerika wurde zuerst eins meiner Bücher in eine fremde Sprache übertragen, bald empfing ich auch von gebürtigen Amerikanern manche Anzeichen der Anerkennung meines Strebens; eine solche Teilnahme mußte mir im Gegensatz zur Gleichgültigkeit der deutschen Gelehrtenkreise besonders wohltun Unter den Zeichen freundlicher Teilnahme möchte ich namentlich den regelmäßigen Briefwechsel mit Rev. Test in Richmond, Indiana, anführen. Er schrieb mir u. a. über meinen »Kampf um einen geistigen Lebensinhalt« im Jahre 1896: You are certainly a thinker with an authentic message and mission to your contemporaries in the interest of the supreme and eternal verities; and I trust you may long live to fight it out on the line.. Eine eigentümliche und anziehende Aufgabe erhielt ich durch den mir persönlich bekannten Dr. J. M. Rice in New York: es galt, für das von ihm geleitete Forum allmonatlich einen von deutschen Gelehrten geschriebenen und deutsche Probleme behandelnden Artikel zu liefern; ich mußte diese Einrichtung mit besonderer Freude begrüßen, da sie auf die Dauer ein besseres gegenseitiges Verständnis der beiden großen Völker ergeben hätte; leider hat die Sache aber nur ein paar Jahre gedauert; ich hatte den Eindruck, daß der Ausbruch des spanischen Krieges und das Anwachsen einer imperialistischen Strömung in Amerika einer näheren Beschäftigung mit deutschen Fragen wenig günstig war.

Weiter erhielt ich im Jahre 1906 aus Amerika, d. h. von den dortigen Deutschen, eine herzliche Aufforderung, nach New York zu kommen und überhaupt zu dortigen deutschen Kreisen zu sprechen. Es hatte aber zunächst manche Schwierigkeit, jener Einladung zu folgen. 1912 aber erfolgte eine offizielle Einladung durch die preußische Regierung, als Austausch-Professor nach Amerika zu gehen. Ich habe mich zunächst dagegen gesträubt, da ich eine Störung meiner wissenschaftlichen Pläne dadurch befürchtete, aber Frau und Tochter haben mich bald bewogen, jene Einladung gern anzunehmen. Es wurde von Berlin aus alles sorgsam und umsichtig eingerichtet, und so schifften wir drei uns guten Mutes nach Amerika ein. Die Ozeanreise war nicht stürmisch, nur etwas mehr als einen Tag habe ich selbst ein wenig darunter gelitten, sonst aber empfand ich sehr den unvergleichlichen Zauber einer solchen Ozeanreise mit ihren gewaltigen Eindrücken. Die Enfahrt nach New York war großartig. Die Zollschwierigkeiten wurden dank meiner Pässe rasch überwunden. Irgendwelche Begrüßung vom deutschen Konsulat fehlte trotz des Hinweises in den Zeitungen; es waren drei Amerikaner, die mich freundlichst begrüßten. Ich habe überhaupt gefunden, daß von amtlicher Seite wenig für deutsche Gelehrte geschah. Persönlich bin ich wohl mit dem englischen Botschafter Lord Bryce, nicht aber mit dem deutschen Botschafter in nähere Beziehung gekommen. Merkwürdig war auch der offizielle Empfang im Gegensatz zu Berlin: In Berlin pflegte der Kaiser die Antrittsvorlesung des Austausch-Professors anzuhören und sich eingehend mit den Herren zu unterhalten; auch für ihre Wohnung wurde im voraus bestens gesorgt. Als ich in Cambridge eintraf, war natürlich meine erste Aufgabe, mich dem Präsidenten Lowell persönlich vorzustellen. Er empfing mich freundlich, erwähnte aber in keiner Weise irgendwelche Feierlichkeit zu meiner Einführung, sondern meinte einfach: Sie können gleich anfangen. Auch war man in Cambridge nicht erbaut darüber, daß ich von Anfang an erklärt hatte, meine amtlichen Vorlesungen nur in deutscher Sprache zu halten. Diese Vorlesungen selbst haben mich aber sehr erfreut. Die eigentlichen Privatvorlesungen hatten eine beschränkte Zuhörerzahl, es waren etwa 20 Studenten, ähnlich stand es mit meinen philosophischen Übungen; aber die Hörer waren sehr bei der Sache, und es hat sich ein sehr herzliches Verhältnis zwischen uns entwickelt; schließlich mußten wir uns alle zusammen photographieren lassen. Anders stand es bei den öffentlichen Vorlesungen. Hier wurde nur eine Stunde wöchentlich angesetzt, diese Stunde aber durch die Blätter verkündet. So versammelte sich hier ein großes Publikum aus den besten Ständen von Boston, ich habe viele Zeichen freundlicher Teilnahme aus diesen Kreisen empfangen. Auch die gesellschaftlichen Beziehungen gestalteten sich sehr angenehm. In der ersten Zeit wurden wir drei auf eine Reihe von Tagen im Hause von Professor Edward Moore in gütigster Weise aufgenommen. Später wohnten wir in einem großen Hotel in Boston. Von den Gelehrten stand ich namentlich dem leider so früh verstorbenen Münsterberg nahe. Er und die Seinigen haben alles getan, uns den dortigen Aufenthalt angenehm zu machen. Ein großer Vorteil jenes Bostoner Aufenthaltes war die Nähe des Ozeans, wir konnten uns dort angesichts der Wellen ergehen und hatten namentlich bei eintretender Abenddämmerung wunderbare Bilder von der großen Stadt und ihrem Hafen. Von Boston aus habe ich nach dortiger Sitte eine Reihe von Vorlesungen an verschiedenen Orten gehalten. Besonders wertvoll war uns der gewaltige Eindruck des Niagara, dessen weiteren Lauf wir unmittelbar in einer Privateisenbahn verfolgen durften. Unser Bostoner Aufenthalt ging mit dem Januar zu Ende. Wir haben uns dann nach New York begeben, wo uns im sogenannten Deutschen Haus der Columbia-Universität ein eignes Heim zur Verfügung gestellt wurde. Die gewaltige Stadt mit ihrer herrlichen Lage fesselte uns sehr. Auch sind wir dort in sehr verschiedene Kreise gekommen, selbst in die der hohen Finanz, die uns übrigens sehr freundlich und nicht protzig aufnahmen. Die akademischen Kreise begrüßten mich und die Meinigen sehr freundlich. Präsident Butler gab mir und Bergson, der damals gleichzeitig mit mir einige Vorlesungen hielt, ein solennes Diner, das höchst anregend verlief und uns beide in lebhafte Gespräche führte (wir sprachen dort englisch). Auch ein großer Rout wurde uns zu Ehren gegeben; jeder von uns beiden war dabei von einer großen Schar von Herren und mehr noch von Damen umgeben und mit Fragen bestürmt. Frau und Tochter sorgten genügend dafür, daß ich dabei keinen Hunger und Durst hatte; schlimmer ging es Bergson, der ohne Begleitung war und sich vor den Damen nicht retten konnte; ich habe ihn schließlich mit Gewalt aus jenem Kreise herausgeholt und für sein leibliches Wohl gesorgt.

Der Aufenthalt in New York gab mir auch volle Gelegenheit, mich über das deutsche Leben in Amerika näher zu unterrichten. Freilich bestand für mich wegen Zeitmangel keine Möglichkeit, mich nach dem Westen zu begeben, wo ich mehr deutsches Leben angetroffen hätte. Was ich aber im Osten traf, war vom deutschen Standpunkt aus wenig erfreulich. In Boston bestand ein deutscher Verein, und als ich dort einmal über die weltgeschichtliche Bedeutung des deutschen Geistes sprach, war der Saal übervoll. Aber die Freunde sagten mir, daß sich selten eine größere Zahl an den deutschen Bestrebungen beteilige; charakteristisch war es auch, daß sich in unserem großen Hotel keine einzige deutsche Zeitung befand, und daß ich dort Mühe hatte, mir die New Yorker Staats-Zeitung zu besorgen. Das war ja nun in New York besser, deutsche Zeitungen konnte ich hier zur Genüge erhalten, aber im Gesamtleben spielte das deutsche Leben doch auch hier eine recht bescheidene Rolle. Man merkte kaum, daß in New York mehrere hunderttausend Deutsche waren. Ungünstig für die Erhaltung des deutschen Elements wirkte bei den Städten, daß, während früher die Deutschen geschlossener wohnten und mit den andern Bewohnern weniger in enge Beziehungen kamen, die modernen Verkehrsverhältnisse derartige Unterschiede stark verwischt und die verschiedenen Bevölkerungselemente bunt durcheinander gewürfelt haben. Auch die Volksschulen, die sogenannten Public Schools, haben sehr dazu beigetragen, alle Unterschiede aufzuheben. Ein Hauptgrund der Kraftlosigkeit des deutschen Lebens war der Mangel eines Zentrums für das deutsche geistige Leben. Auch die Söhne der Deutschen wurden unwillkürlich in die englische Denkweise, ja in die Terminologie hineingetrieben. Ich selbst erlebte den charakteristischen Fall, daß der philosophisch sehr begabte Sohn einer hochstehenden deutschen Familie im gewöhnlichen Leben die deutsche Sprache vollauf beherrschte und sich überhaupt als ein Deutscher fühlte, aber in große Schwierigkeiten geriet, sobald er technisch philosophische Fragen mit mir besprach. Wie die Verhältnisse in Amerika waren, lag die Gefahr nahe, die deutsche Denkweise als eine subalterne zu behandeln. Dagegen hätte weit mehr von Deutschland selbst getan werden müssen. Man hätte durch deutsche hochgebildete Lehrer, auch durch die Förderung kleiner Bühnen, regelmäßiger Vorträge usw. sehr viel mehr wirken können, um das deutsche Leben zusammenzuhalten und sein Kulturbewußtsein zu heben. Die offiziellen Behörden aber taten so gut wie nichts für dieses Ziel, und auch unsere heimische Presse hat sich viel zu wenig dieser wichtigen Sache angenommen. Wir müßten regelmäßige Korrespondenten zwischen Deutschland und Amerika besitzen; so aber blieb aller Austausch zufällig, und die einheimischen Deutschen pflegten sich der Deutschen in Amerika nur zu erinnern, wenn es irgendwelche Sammlung zu veranstalten galt. Die Austausch-Professoren aber haben bei der Kürze ihres Aufenthaltes wenig dafür wirken können; diese Einrichtung müßte wesentlich anders gestaltet werden, wenn sie nicht mehr dem Schein, als der Sache dienen sollte. Daß die Austauschprofessur uns persönlich mit einer Fülle tüchtiger und liebenswürdiger Männer und Frauen zusammenführte, ist eine andere Sache. – Übrigens wurde ich in New York ebenso freundlich aufgenommen wie in Cambridge, obschon ich dort nicht Austauschprofessor war; der bloße Titel macht in Amerika wenig aus. Von New York aus haben wir weitere Ausflüge gemacht, und ich habe an verschiedenen Orten Vorlesungen gehalten, so z. B. in Philadelphia und in Baltimore.

Ich kann diesen Rückblick auf die ganze Zeit nicht abschließen, ohne der vielen freundschaftlichen Beziehungen zu gedenken, welche uns geboten wurden. Es waren Männer und Frauen mit verschiedenen Interessen, aber sie alle begegneten uns in liebenswürdiger Weise und suchten uns den Aufenthalt angenehm zu machen. Von mehreren Universitäten wurde ich honoris causa promoviert, so in Syracuse zum Dr. of human letters, von der Columbia-Universität zum Dr. of letters, von der New York University zum Dr. of law. Auch verschiedene Lectureships wurden mir angetragen, so in Boston am Lowell-Institute, so in New York die Deems Lectureship; größere Zyklen von Vorlesungen hielt ich im Smith College in Northampton und in Schenectady. Ich hätte noch viele weitere Einladungen erhalten, wenn es mir möglich gewesen wäre, den Westen zu besuchen. Übrigens möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß auch die kanadischen Universitäten Montreal und Toronto mir freundliche Einladungen sandten. Auch führten meine philosophischen Bestrebungen zu festeren Verbindungen, so wurde eine Eucken-Assoziation in New York gebildet, ein Eucken-Klub in Gettysburg am Lutheran College begründet usw.

Viele interessante Persönlichkeiten wurden mir persönlich bekannt, so Roosevelt und Carnegie. Mit Roosevelt hatte ich ein sehr anregendes Gespräch über den amerikanischen Idealismus und seine Zukunft, er erwies dabei eine bedeutende geschichtliche Bildung; über Deutschland sprach er damals in freundlicher Weise. Charakteristisch erschien mir ein Gespräch mit einem weltgewandten Finanzmann über die Möglichkeit eines schon damals die Gemüter bewegenden Krieges; er meinte, es bestehe dafür nicht die mindeste Gefahr: »Wir geben das Geld dazu nicht, und ohne das können die Staaten nichts machen«. In einem anderen Kreise wurde die Behauptung aufgestellt, Deutschland würde in 20 Jahren das reichste Land der Erde sein!

Bemerkenswert war mir auch die dortige Stellung der Frauen. Gewisse Äußerlichkeiten der Sitte werden beachtet, aber sie nehmen keinen großen Platz ein. Das aber glaubte ich zu bemerken, daß die Frauen in den höheren Ständen oft die Männer an Bildung übertreffen; die überwiegend geschäftliche Tätigkeit kann leicht den Bildungstrieb der Männer hemmen; dazu pflegen die Frauen in jenen Kreisen mehr zu reisen und mannigfache Eindrücke in sich aufzunehmen. Oft fand ich ein lebhaftes Interesse der Frauen für die großen Lebensfragen des menschlichen Geschickes. Namentlich zwei Fragen sind mir immer wieder begegnet: »Sind wir unsterblich?« und »Haben wir einen freien Willen?« Freilich verlangte man dabei oft eine zu summarische Antwort. In den ersten Kriegsjahren habe ich verschiedene Briefe von mir persönlich unbekannten Damen erhalten, worin diese versicherten, daß sie über den Krieg anders dächten als die Männer, und daß sie vor dem Mut und vor der Tapferkeit der deutschen Soldaten die aufrichtigste Hochachtung hätten.

Der persönlichen Liebenswürdigkeit, welche ich und die Meinigen in Amerika erfuhren, entsprach nicht vollauf die überwiegende Behandlung der deutschen Verhältnisse durch die dortige Presse. Das Urteil bewegte sich vielfach in schroffen Gegensätzen. Einmal glaubte man auf Deutschland als auf ein unfreies Land herabsehen zu dürfen, man hielt sich dabei oft an Kleinigkeiten des Lebens; zugleich aber hatte man große Sorge, Deutschland möchte zu stark und auch zu reich werden. Auch traute man uns manche, wenn nicht militärische, so doch wirtschaftliche Pläne zu. Namentlich war man bedenklich wegen unseres Einflusses auf Südamerika. Ein dortiger Kollege fragte mich, wir hätten wohl unter unseren Studenten sehr viele Südamerikaner. Ich erwiderte, sie wären seltene Ausnahmen. Er wunderte sich darüber und meinte: »Nun ja, Sie haben ja doch die Absicht, Südamerika sich zu unterwerfen«; daraus erklärte er den vermeintlichen Zustrom der Studenten. Überhaupt herrschte in Amerika eine große Unkenntnis der europäischen und namentlich der deutschen Verhältnisse. Ungünstig war es auch, daß unsere radikale Presse die deutschen Zustände recht schwarz zu malen liebte; sie dachte nur an das Inland, nicht an die Wirkung auf die anderen; das hat uns sehr geschadet. Jedenfalls wäre es bei solcher Lage und bei vielfacher Verkennung der deutschen Absichten unbedingt notwendig gewesen, daß von diplomatischer Seite mit größter Energie die Stimmung verbessert und ein inneres Verhältnis der beiden Länder ausgebaut wurde. Notwendig war im besonderen die Begründung einer großen deutschgesinnten Zeitung in englischer Sprache, denn nur mit Hilfe dieser Sprache konnte man den nötigen Einfluß gewinnen; sodann bedurfte es dringend eines deutschen Telegraphenbüros, welches unmittelbar alle Irrtümer, ja Lügen gewisser Londoner Blätter zerstören konnte. Ich habe diese Überzeugung sofort auch nach Berlin berichtet und eine Denkschrift darüber eingereicht, um jene Forderungen eingehend zu begründen. Eine Wirkung war nicht ersichtlich; wir haben jedenfalls durch unser diplomatisches Ungeschick uns sehr geschädigt. –

Ich kenne die Eigentümlichkeiten und die Schwächen des amerikanischen Lebens zur Genüge, um kein unbedingtes Lob anzustimmen; aber ich muß voll anerkennen die Energie des dortigen Lebens, die Großzügigkeit des Unternehmens, die gegenseitige Hilfsbereitschaft, welche das amerikanische Leben durchdringt; in dieser Richtung hat das dortige Leben einen großen Stil. Grundverkehrt ist die oft von Deutschen geäußerte Meinung, man dürfe in Amerika nichts kritisieren, sondern müsse alles gut finden. Ich habe offen und entschieden auch auf die dortigen Schäden hingewiesen, und ich bin überall trotz jener Kritik freundlich behandelt worden; nur einen höhnischen Ton verträgt kein Volk, das auf sich selbst etwas hält.

Unser Aufenthalt in Amerika ging zu Ende. Noch einmal sahen wir die näheren Freunde zum Abschied bei uns, dann mußten wir uns trennen. Es war rührend, wie beim Besteigen des Dampfers, der uns nach Europa bringen sollte, der bekannte Schriftsteller Ralph Waldo Trine uns bis an das Deck begleitete und in lebhaftem Gespräch solange bei uns verblieb, bis der Kapitän ihn dringend aufforderte, das Schiff sofort zu verlassen, wenn er nicht nach Europa mitfahren wolle. Sinnig fanden wir die amerikanische Sitte, beim letzten Abschied den Scheidenden eine Guirlande zuzuwerfen, so daß jeder ein Stück davon zum Abschied erhielt.

Die Rückkehr nach Europa haben wir mit eigentümlichen Empfindungen angetreten. Viel Liebe und Freundschaft war uns erwiesen, und dabei war keine Aussicht auf ein Wiedersehen; der Abschied von einem ganzen Weltteil ist etwas anderes, als eine Reise in ein benachbartes Land. Die gewaltige Stadt New York machte bei dem Abschied im hellem Sonnenschein einen großartigen Eindruck, langsam versanken die mächtigen Bauten, und wir waren im Ozean. Wir hatten diesmal die südliche Route gewählt und haben das in keiner Weise bedauert. Unsere Reise war von prächtigem Wetter begünstigt, die Azoren waren aus nächster Nähe zu betrachten. Wir begrüßten herzlich die Küste von Europa, die einen durchgebildeteren Eindruck macht. Gibraltar im Frühlingsschmuck und mit seiner Blütenpracht war bezaubernd, dann ging es weiter über Algier, Neapel und schließlich nach Genua. Hier empfing uns unser jüngerer Sohn; wir haben dann eine herrliche Reise über die Riviera, den Mont Cenis, Montreux und nach Genf gemacht. In Genf war alle Zeit Hodler gewidmet, der uns seine künstlerischen Entwürfe zeigte und sich geistvoll über seine Kunst aussprach. Einen großartigen Abschluß gewährte uns der Thuner See mit seinen Alpenriesen, dann ging es über Basel nach Hause.

 


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