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Erweiterung meines Wirkens über Deutschland hinaus

Daß ich im Auslande verhältnismäßig mehr Anerkennung fand als in Deutschland, das hatte einen guten Grund. Ich habe mich stets als einen guten Deutschen gefühlt, und ich habe auch im Auslande dem Recht der deutschen Sprache nicht das mindeste vergeben, aber mein Hauptproblem war übernational, es erstreckte sich über alle Völker und Kulturkreise. Es galt, das gegenwärtige Leben von einer starken Unwahrhaftigkeit zu befreien, an der es leidet, und eine innere Erhöhung, ja Umwälzung des menschlichen Lebensstandes zu fördern; dafür aber fand ich mehr Wärme und mehr Unbefangenheit bei verschiedenen auswärtigen Völkern als in Deutschland.

Wohl die intimsten Beziehungen habe ich zuerst zu Finnland gewonnen. Es waren zunächst zwei jüngere Gelehrte, Castren und Boldt, mit denen ich in eine engere Beziehung trat, und die mich bald durch ihre Tüchtigkeit und ihre geistige Energie lebhaft anzogen. Sie haben auch bald ein Interesse für meine Gedankenwelt bekundet und in größeren Artikeln niedergelegt. Dann aber kam ein besonderer Anlaß, für Finnland einzutreten. Das Land war vom Zarismus schwer unterdrückt; Freunde von Finnland hatten die Hoffnung, durch Vorstellungen an den russischen Kaiser auf Milderung des Druckes zu wirken. Für diese Sache habe auch ich mit einem kleinen Kreis aus verschiedenen Ländern eifrig gewirkt; die deutsche Adresse ist von Jena ausgegangen. Die Sache hatte keinen äußeren Erfolg; die Überreichung jener von den ersten Gelehrten und Künstlern aller Kulturvölker unterschriebenen Adresse wurde verweigert; aber zur inneren Stärkung des Landes hat sie unverkennbar gewirkt; nichts ist trauriger, als wenn ein zweifelloses Unrecht die übrige Menschheit gleichgültig findet. Seitdem bin ich in dauernder Beziehung mit Finnland geblieben, und ich habe in der deutschen Presse vielfach zur Förderung Finnlands geschrieben. Von Finnland habe ich im Jahre 1909 auch eine liebenswürdige Einladung des Senats zur Abhaltung einer Anzahl von Vorträgen erhalten, der ich aber damals beim besten Willen nicht folgen konnte. – Weitere wissenschaftliche Einladungen erhielt ich sodann 1903 von Holland durch die dortigen Studenten; sie wollten mich gern über religionsphilosophische Probleme hören; so habe ich damals in Utrecht, Amsterdam und Leiden gesprochen, dort wohltuende Eindrücke empfangen und bleibende freundschaftliche Beziehungen gewonnen.


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