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Der Nobelpreis

Nun kam das Jahr 1908, dessen Verlauf mir die Zuerkennung des literarischen Nobelpreises brachte. Die Möglichkeit dieser Sache war wohl hier und da von schwedischen Freunden angeregt, aber sie erschien so unsicher, daß ich zunächst mich nicht damit zu beschäftigen hatte. Sicherer schien damals eine Berufung nach den schottischen Universitäten, wo ich religiös-philosophische Vorlesungen halten sollte; diese Sache hat sich aber später zerschlagen. Als ich 1908 zu kurzem Aufenthalt zum Philosophen-Kongreß nach Heidelberg kam, war ich selbst überrascht, wie viel und herzliche Teilnahme meine Bestrebungen in außerdeutschen Kreisen fanden. Besonders liebenswürdig zeigten sich die Franzosen. Es war deutlich, daß ich durch die Übersetzungen meiner Bücher in fremde Sprachen schon ein Publikum gewonnen und mir eine Unabhängigkeit vom deutschen gelehrten Publikum errungen hatte. Um jene Zeit wurde ich auch von der schwedischen Akademie der Wissenschaften zum auswärtigen Mitglied ernannt; sodann wurde ich auf Anregung des jetzigen Erzbischofs Söderblom als Erster zur Abhaltung von Vorlesungen für die Olaus Petri-Stiftung Olaus Petri hat die Luthersche Lehre in Schweden zum Siege geführt. in Upsala berufen. Schließlich kam am 14. November die Mitteilung der Verleihung des Nobelpreises. Wenn ich dabei einzelner Persönlichkeiten dankbar zu gedenken habe, so ist es an erster Stelle mein unvergeßlicher Freund Norström, dann aber auch die Herren Hjärne, der erste Historiker Schwedens, und Retzius, der ausgezeichnete Naturforscher, der mit gründlichster Forschung eine tiefe Welt- und Lebensanschauung verband.

Es kamen dann eine Reihe glänzender Festlichkeiten, welche die Teilnehmer auf die Höhe des Lebens führten; bei einem dieser Feste sprach der jetzige König eingehend mit mir über das lebhafte Interesse, das sein Vater, der König Oskar, meiner Philosophie, im besonderen meiner Religionsphilosophie, gewidmet habe; dieser hat manche Aufzeichnungen darüber hinterlassen, die sich aber fremden Augen entziehen.

Bemerkenswert war, daß die Zuerkennung jenes Preises fast mehr Zustimmung in der französischen Presse als in der deutschen fand. Ohne Zweifel waren manche von meinen Landsleuten erstaunt, mich unter jenen Preisträgern zu finden. Von mancher privaten Seite wurde mir aber viel herzliche Gesinnung erwiesen. So gedenke ich mit dankbarer Wehmut der herzlichen Worte, die Ernst von Wildenbruch bei diesem Anlaß an mich richtete; er selbst wäre besonders geeignet und berufen gewesen, jenen Preis zu empfangen, aber seine große Seele war frei von jedem Neid.


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