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Siebentes Buch.
Die Sage von König Hrôlf Kraki (Stange) und seinen Kämpen.


1. Erzählung von Frôdhi.

Einst lebten zwei Brüder und Söhne eines Königes, Halfdan und Frôdhi, und jeder von ihnen beherschte sein Reich. König Halfdan war freundlich und leutselig, aber König Frôdhi war überaus streitsüchtig und gehässig. König Halfdan hatte drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter; die hiess Signy, und war das älteste Kind und vermählt mit dem Iarl Sæwil. Seine Söhne jedoch, Hrôar und Helgi, waren noch jung. Regin hiess der Erzieher derselben, und er liebte die Knaben sehr. Nicht weit von der Burg lag ein Eiland, worauf ein Mann wohnte, der Wîfil hiess, und er war ein Altersgenosse König Halfdan's. Wîfil hatte zwei Hunde, der eine hiess Hopp, aber der andere Hô. Wîfil war reich, und wohlerfahren in alten Sagen, wenn man es an ihm suchte. Nun sass König Frôdhi in seinem Reiche, und er beneidete sehr seinen Bruder, den König Halfdan, dass er allein über Danland herschen sollte, und er meinte, dass ihm kein gleich guter Erbtheil zugefallen sei. So sammelte er denn eine Schaar Volkes, segelte nach Danland und kam dahin, als die Nacht dunkelte, und verwüstete Alles durch Brand und Rauch. König Halfdan gieng ihm mit schwacher Wehr entgegen und ward ergriffen und getödtet; aber seine Begleiter flohen. Hierauf musste die ganze Besatzung der Burg dem Könige Frôdhi huldigen; wer sich weigerte, den liess er auf verschiedene Weise quälen. Regin konnte den Helgi und Hrôar flüchten, er führte sie auf das Eiland zu Wîfil, und sie beklagten sehr ihren Schaden. Da sagte Regin, sie würden hier geborgen sein, wenn Wîfil sie vor König Frôdhi bewahren wollte. Wîfil erwiderte hierauf: »Hier ist mit einem starken Strick zu ziehen, und es gehört viel dazu, den Knaben zu helfen.« Er nahm sie jedoch und barg sie in ein Erdhaus, und sie waren daselbst meist die Nächte hindurch, aber am Tage liefen sie hinaus und in den Wald des Mannes, denn das Eiland war zur Hälfte mit Wald bewachsen; und so trennten sie sich von Regin. Regin hatte grosse Güter in Danland, Weib und Kinder, und er sah für sich keinen andern Ausweg als sich dem König Frôdhi zu unterwerfen und ihm den Eid der Treue zu schwören. Nun legte König Frôdhi ganz Danland unter sich, bezog Steuern und Abgaben, und die Meisten fügten sich dem Zwange, denn König Frôdhi war der unfreundlichste aller Männer, und auf gleiche Weise besteuerte er auch den Iarl Sæwil. Als alles dieses eingerichtet war, ward König Frôdhi missmuthig, weil er nicht die Knaben Helgi und Hrôar finden konnte. Und er forschte nun nach ihnen nach allen Seiten hin, in der Nähe und in der Ferne, nordwärts und südwärts, ostwärts und westwärts, und er verhiess Allen grosse Gaben, die ihn auf die Spur der Knaben bringen würden, aber diejenigen, die sie verbergen würden, bedrohte er mit allerhand Qualen; aber Niemand konnte dem Könige über sie etwas mittheilen. Da liess er das ganze Land durch Weissagerinnen und kluge Männer durchforschen, und er liess durchsuchen das Land auf und nieder, die Eilande und die Klippen; aber sie fanden sie nicht. Nun liess er Zauberer suchen, welche Alles auszuspüren wussten, wenn sie wollten. Aber sie sagten ihm, dass sie nicht in dem Lande erzogen würden, und doch wären sie nicht fern dem Könige. König Frôdhi sagte: »Weithin haben wir nach ihnen geforscht, und ich glaube nicht, dass sie hier in der Nähe seien; aber ein Eiland ist hier in der Nähe, das wir nicht genau durchforscht haben, und Niemand wohnt daselbst ausser einem armen Manne.« »Dort forscht zuerst, sagten die Zauberer, denn grosser Nebel und Dunst liegt über jenem Eilande; und nicht leicht wird es sein, das Haus des Mannes dort zu durchsuchen, und wir halten ihn für schlau, und nicht immer ist er sichtbar.« Der König erwiderte: »Dort will ich noch einmal nachforschen, und es sollte mich wundern, wenn der arme Fischer allein es gewagt hätte, diese Knaben zu verbergen.«

Eines Morgens erwachte Wîfil und sagte: »Manches ist erkennbar an der Fährte und dem Fluge Spur der wilden Thiere und Flug der Vögel., und grosse und mächtige Folgerinnen Die Fylgjur sind eigentlich Schutzgeister der Helden; hier müssen es diejenigen Frôdhi's sein, denn es dient zu seinem Schutze, wenn er die Knaben finden und tödten kann. sind hieher auf das Eiland gekommen; stehet auf, ihr Halfdan's Söhne, Hrôar und Helgi, und haltet euch diesen Tag in meinem Walde!« Sogleich liefen sie in den Wald. Nun kam es so, wie Wîfil es vorausgesehen hatte. König Frôdhi schickte Leute auf das Eiland, und sie forschten überall nach den Knaben, fanden sie aber nirgends. Der Mann schien ihnen sehr verschlagen zu sein; sie fuhren also unverrichteter Sache hinweg und sagten dem Könige, dass sie nichts da finden könnten. »Schlecht werdet ihr geforscht haben, sagte der König, und jener Mann ist schlau; fahret nun dahin auf demselben Wege, so dass der Mann sich nicht vorsehen kann sie zu flüchten, wenn sie dort sind.« Sie thaten wie der König gebot, und fuhren wiederum auf das Eiland. Wîfil sagte zu den Knaben: »Nicht ist euch hier Sitz bereitet, verbergt euch im Walde, so schnell ihr könnt.« Und die Knaben thaten so. Hierauf drangen die Mannen des Königes ein und verlangten Haussuchung, und Wîfil öffnete ihnen Alles, aber sie fanden Niemand auf dem Eilande, wo sie auch suchten, und so fuhren sie wieder heim und sagten es dem Könige. König Frôdhi sagte: »Man soll nicht mehr mit Laubsegel fahren Etwas mit unzureichenden Mitteln unternehmen. Segel aus Laub können wenig helfen. zu diesem Manne, ich will morgen früh selbst zu dem Eilande fahren.« Und so geschah es. Wîfil erwachte aber sehr betrübt, und er sah, dass man schleunigst auf Rath zu denken habe; und er sagte zu den Brüdern: »Ihr sollet wohl aufmerken! Wenn ich laut rufe meine Hunde Hopp und Hô, so lauft zu euerm Erdhause und habet euch das als Zeichen, dass nicht Friede auf dem Eilande sein wird, und bringet euch in Sicherheit dort; denn Frôdhi, euer Sippe, ist nun selbst auf der Ausspürung, und er trachtet nach euerem Leben mit allerhand Schlichen und Kriegslisten, und ich weiss nun nicht, ob ich euch werde beschützen können.« Wîfil gieng hierauf an den Strand, und des Königes Schiff hatte gerade auch gelandet. Er that, als ob er das nicht sehe, und richtete seine Augen so fest auf sein Vieh, dass er weder den König noch dessen Mannen zu beachten schien. Der König liess ihn greifen und vor sich führen. »Du bist ein gewaltig listiger und sehr schlauer Mann, rief er ihm zu, sage du mir, wo die Söhne des Königs sind, denn das weisst du!« »Heil euch, Herr! antwortete Wîfil, haltet mich nicht, denn der Wolf will mein Vieh zerreissen. Und zugleich rief er laut: Hopp und Hô, helft dem Viehe, denn ich kann das nicht thun.« »Was rufst du da?« fragte der König. »Meine Hunde heissen so, antwortete Wîfil. Aber suchet nun, Herr, wo es euch gefällt, ich glaube nicht, dass ihr die Königssöhne hier findet, und sehr wundert es mich, dass ihr meinet, ich werde Jemand vor euch verbergen.« »Du bist wahrlich ein Schlaukopf, sagte der König, und doch werden sie nicht anderswo sich verbergen können, da sie ja früher hier waren, und es könnte leicht geschehen, dass du um dein Leben kämest.« »Das steht bei euch, sagte Wîfil; ihr habt ja schon früher auf diese Insel hergesandt, aber nicht um so zu thun.« Der König sagte darauf: »Ich kann dich nicht tödten lassen, und doch glaube ich, dass du übel berathen seiest.«

Darauf fuhr der König unverrichteter Sache heim, und Wîfil rief nun die Knaben und sagte ihnen, dass sie nicht länger hier sein könnten. »Ich will euch senden zu Sæwil, euerem Verwandten, und ihr werdet kluge Männer werden, wenn ihr lange lebt.«

Hrôar war da zwölf Winter alt, aber Helgi zehn,, und doch war er von ihnen der grössere und stärkere. Sie fuhren nun hinweg, und nannten sich, wohin sie auch kamen oder Männer zur Rede trafen, der eine Ham, der andere Hrani. Die Knaben kamen zu Iarl Sæwil und waren daselbst eine Woche, bevor sie mit dem Iarl ihres Aufenthaltes wegen redeten. »Geringen Mannkauf mannkaup dicitur, ubi ad supplendum occisi locum occisor recipitur. Also ist der Sinn: Wenn ihr den König tödtet, so seid ihr mir ein schlechter Ersatz für ihn., glaube ich, habt ihr; aber ich spare nicht die Nahrung für euch um vorübergehender Dinge wegen.«

Hier weilten sie nun eine Zeit lang, und sie waren sehr unumgänglich; nicht wusste man, von welchen Männern sie wären, noch das Geschlecht derselben. Der Iarl beachtete sie nicht, und sie bewiesen ihm keine Bekanntschaft ihres Vortheils halber. Einige Männer sagten, sie wären bei Geissen auferzogen worden, und verspotteten sie, weil sie immer vermummt waren, denn sie nahmen niemals ihre Hüte ab, und Manche glaubten, dass sie Geisshirten wären. Sie waren daselbst bis an den dritten Winter. Eines Tages entbot König Frôdhi den Iarl Sæwil zum Gelage, und er hatte da besondere Ahnung, dass er die Knaben verberge der Verwandtschaft wegen. Der Iarl bereitete sich nun zur Fahrt, und er nahm starkes Geleite. Die Knaben verlangten mit ihm zu fahren, der Iarl aber sagte, dass sie nicht mit fahren sollten. Signy, die Frau des Iarls, fuhr auch mit ihm. Ham, der eigentlich Helgi war, nahm sich ein ungezähmtes Ross zum Reiten, ritt dem Volke nach, sah aber nach dem Schwanze und geberdete sich ganz und gar thöricht. Hrani, sein Bruder, nahm sich ein anderes Reitthier, sass aber recht darauf. Der Iarl sah nun, dass sie ihm nachgeritten kämen, und dass sie nicht die Rosse zu lenken verstünden; denn diese liefen rückwärts und vorwärts unter ihnen, und Hrani verlor seinen Hut. Diess gewahrte Signy, ihre Schwester, und sie erkannte sie sogleich, und sie weinte bitterlichst. Der Iarl fragte, warum sie weine. Da sprach sie also:

»Zu einigen Aesten alle sie wurden,
die stolzen Eichen, der Stamm der Skiöldunge;
meine Brüder seh' ich auf Bären Bär bezeichnet als wildes Thier hier das wilde Ross. sitzen,
aber Sæwil's Recken auf Sattelthieren.«

Der Iarl sagte: »Wichtige Nachricht ist das, und lass' sie nicht herankommen.« Er ritt da zurück zu ihnen und gebot ihnen heim zu reiten, und beschalt sie sehr, so dass es viele gute Männer hörten. Die beiden Knaben entfernten sich sofort; aber er sprach so, weil er wollte, dass Niemand möchte aus seinen Worten entnehmen, wer diese Knaben wären. Sie eilten nun hinweg, wollten aber nicht zurückkehren, und ritten nur auf heimlicheren Wegen. Sie kamen zum Gelage, und liefen hin und her in der Halle, und einmal kamen sie dahin, wo Signy, ihre Schwester, sass. Sie raunte ihnen heimlich zu: »Gehet aus der Halle, denn klein ist euere Kraft!« Aber sie gaben nicht Acht darauf. König Frôdhi aber hatte das Gelage angestellt, weil er nach den Söhnen König Halfdan's wollte spüren lassen, und er versprach demjenigen grosse Ehre zu erweisen, der ihm von ihnen Nachricht geben könnte. Nun war eine Wahrsagerin hergekommen, die Heidh hiess; diese bat König Frôdhi, dass sie ihn ihrer Kunst geniessen lasse und ihm künde, was sie in Bezug auf die Knaben zu sagen wisse. Er richtete ihr eine treffliche Mahlzeit an, und setzte sie auf einen hohen Zaubersessel. Der König fragte da, ob sie etwas sehe in Betreff der Knaben. »Denn ich weiss, sagte er, dass nun Manches dir vorkommen wird, und ich weiss, dass du grosses Glück hast; antworte mir also schleunigst, Zauberin!« Sie schlug da ihre Kinnladen von einander und gähnte sehr; darauf sprach sie:

»Zween sind inne, nicht zweifle, König!
Trauen ich nicht den Trotzigen will,
die beim Ofen zu äusserst sitzen.«

Der König sagte: »Was sind das für Knaben, oder sind es die, die man geflüchtet hat?« Sie antwortete:

»Sie weilten lange auf Wîfils Eiland,
und hiessen dort nach der Hunde Namen
Hopp und Hô.«

Indem aber warf ihr Signy einen Goldring zu; sie ward froh über die Gabe, und will nun ablenken. »Wie ward mir nur? sagte sie, und alles ist Lüge, was ich sagte, und meine ganze Weissagekunst trog sich.« Der König sagte hierauf: »Ich will dich schon zur Aussage bringen, wenn du nicht das für dich Beste nehmen willst, und ich weiss es dann genauer als vorher in der grossen Volksmenge, was du sagest; aber weswegen ist Signy nicht auf ihrem Sitze? und es kann sein, dass hier Warge Warg bezeichnet jedes reissende Thier, besonders den Wolf; dann auch den gesetzlich Verbannten. Der König will sagen, dass ihm Signy eben so feindlich gesinnt sei, wie ihre Brüder. mit Wölfen zu Rathe gehen.« Dem Könige ward gesagt, Signy wäre krank geworden von dem Rauche, der aus dem Ofen aufgestiegen sei. Iarl Sæwil bat sie aber, aufzusitzen und sich tapfer zu halten, »denn Manches kann die Knaben am Leben erhalten, und lass' nicht an dir erfinden, was du denkest; denn wir können unter diesen Umständen ihnen nicht helfen.« König Frôdhi drang nun heftig in das Zauberweib, und gebot ihr die Wahrheit zu sagen, wenn sie nicht gefoltert sein wolle. Sie sperrte da gewaltig das Maul auf, und der Zauber ward ihr beschwerlich; sie sagte dann:

»Ich sehe, wo sitzen die Söhne Halfdan's,
Hrôar und Helgi, mit Heile Beide:
die werden Frôdhi's Ferchblut Ferchblut = Herzblut. nehmen,

wenn dem nicht schnell vorgebeugt wird; aber das wird nicht geschehen«, sagte sie, und darauf sprang sie herab vom Weissagestuhle und sagte:

»Ham und Hrani haben helle Augen;
doch überkühn sind die Edelinge.«

Hierauf liefen die Knaben hinaus in den Wald mit grosser Furcht. Regin, ihr Erzieher, merkte die List, und es deuchte ihn etwas Grosses darum. Aber den Heilrath gab ihnen die Weissagerin, dass sie sich sollten in Sicherheit bringen, indem sie aus der Halle lief. Nun gebot der König seinen Leuten aufzustehen und nach ihnen zu spüren. Regin leschte da alle Lichter in der Halle, und es hielt sich nun Mann an Mann, weil Einige wollten, dass die Knaben entkämen, und damit gelangten jene in den Wald. Der König sagte da: »Nun kamen sie mir nahe, und es mögen hier Manche sein, die mit ihnen es halten, und grimmig will ich das rächen, sobald ich Musse habe. Aber nun wollen wir trinken den Abend hindurch, denn jene werden froh sein, dass sie entkommen sind, und werden nun zunächst darauf denken sich zu retten.« Da gieng Regin zu den Schenken, und er trug das Bier in Menge herbei und manche Andere, seine Freunde, mit ihm, so dass da der Eine quer über den Andern niederfiel und einschlief.

Die Brüder sind nun im Walde, wie vorher gesagt ward; und als sie da eine Zeit lang gewesen waren, sahen sie, dass ein Mann auf sie zu geritten kam. Sie erkannten bald, dass es Regin, ihr Erzieher, war; sie wurden seiner Ankunft froh, und begrüssten ihn freundlich. Er nahm jedoch ihren Gruss nicht an, sondern ritt wieder dahin zurück, woher er gekommen war. Das wunderte sie, und sie beredeten sich darüber, was das wohl zu bedeuten habe. Nun kehrte Regin um zu ihren Hengsten und geberdete sich zornig, als ob er mit ihnen kämpfen wollte. Da sagte Helgi: »Ich glaube nun zu wissen, was er will: deshalb geberdet sich unser Erzieher so, weil er nicht dem Könige Frôdhi seine Eide brechen will, und er will deshalb nicht mit uns reden, aber doch will er uns gern helfen.« Darauf ritten sie ihm nach. Nicht weit von der Halle des Königes stund ein Wald; und als sie dahin kamen, da sagte Regin zu sich selbst: »Wenn ich einen wichtigen Streit mit König Frôdhi hätte, so würde ich diesen Wald anzünden.« Er sprach nichts weiter. Da sagte aber Hrôar: »Was will er damit sagen?« »Das will er, antwortete Helgi, dass wir zur Halle reiten sollen, und sie in Brand stecken bis auf einen Ausgang.« »Wie werden wir das können, wir beiden Knaben, sagte Hrôar, der König hat die Uebermacht.« »Doch soll es geschehen, sagte Helgi, und wir werden es einmal wagen müssen, wenn wir unsern Harm rächen wollen.« Und so thaten sie. Zunächst gieng Iarl Sæwil aus der Halle, und alle seine Mannen; er sagte da: »Lasst uns das Feuer vermehren und den Knaben Hülfe leisten, ich habe keine Verpflichtung gegen König Frôdhi.« König Frôdhi hatte zwei Schmiede, welche Wölunde Wölund, deutsch Wieland, war der berühmteste, kunstreichste Schmied des nordischen Alterthumes. Sein Vater ist der Riese Wate, sein mit einer Walkyre erzeugter Sohn der berühmte Witege. in ihrer Kunst waren, und Beide hiessen War. Auch Regin holte sein Volk aus dem Hause, seine Freunde und Sippen.

König Frôdhi erwachte nun in der Halle, und er schnaufte laut und sagte: »Ein Traum hat mir geträumt, Männer, und kein leichter; ich will ihn euch sagen. Mir träumte das, dass mir Jemand zuriefe und also spräche: »»Nun bist du heimgekommen, König, und deine Mannen««, und mir war, als ob ich antwortete, aber sehr erzürnt: Heim? Was? Und da war der Rufer mir so nahe, dass ich seinen Athem spürte, als er rief: ›Heim zur Hel! Heim zur Hel!‹ und davon erwachte ich.« Kaum hatte der König diess gesagt, da hörten sie, dass Regin draussen vor der Thüre der Halle also rief:

Regin ist aussen, und die Recken Halfdan's,
kühne Kämpen, das kündet Frôdhin.
War schlug Nägel, und War sie knöpfte,
aber Wahr den Wahrsamen Wahrnägel schlug! Der letzten Zeile liegt ein Wortspiel mit dem Namen der beiden Schmiede zu Grunde. Wahr bezeichnet wie der altnordische Name den, der sich zu wahren weiss. Einem Wahrnägel schlagen drückt aus: einem gegen Schaden Warnungen geben. Die Nägel knöpfen heisst: die Nägel mit einem Knopfe versehen.

Da sagten die Mannen des Königes, welche innen waren, das wäre eine thörichte Rede, dass Regin aussen wäre, oder dass die Schmiede des Königes schmiedeten Nägel oder anderes Geschmeide. Der König aber sagte: »Dünkt euch das keine Nachricht? Nicht wird es für uns dazu kommen; nun wird Regin uns das aus Furcht gesagt haben, und er hat mir einen Wink zur Vorsicht gegeben, denn er ist schlau und listig.« Der König gieng da zur Thüre der Halle, und er gewahrte, dass Feinde davor seien, denn die ganze Halle begann zu lohen. König Frôdhi fragte, wer den Brand gestiftet habe; sie antworteten ihm: Helgi und sein Bruder Hrôar. Der König bot ihnen einen Vergleich an; denn, sagte er, es schickt sich nicht für Verwandte, dass einer den andern tödte. Helgi rief ihm zu: »Niemand mag dir trauen; oder willst du uns weniger betrügen, als Halfdan, meinen Vater? Dafür sollst du jetzt büssen.« König Frôdhi eilte da aus der Thüre der Halle und zur Oeffnung seines Erdhauses, und strebte nach dem Walde hin um sich zu retten. Und als er zum Erdhause kam, da stund Regin davor, und nicht sehr friedlich. Der König eilte da zurück in die Halle und verbrannte darinnen, und vieles Volk mit ihm; auch verbrannte darin Sigridh, die Mutter der beiden Brüder, Helgi und Hrôar, weil sie sich hinauszugehen weigerte. Die Brüder dankten dem Iarl Sæwil, ihrem Sippen, und Regin, ihrem Erzieher, und allem Volke für die gute Hülfleistung, und gaben Vielen gute Gaben. Darauf nahmen sie Besitz von dem Reiche und allen Schätzen, die König Frôdhi hatte. Die beiden Brüder waren einander ungleich, was ihre Denkart betrifft. Hrôar war ein freundlicher und umgänglicher Mann, aber Helgi ein grosser Heermann, und alles Grössere schien ihm zu begegnen; und es gieng so fort eine Zeit lang. Hier endet die Erzählung von Frôdhi, und es beginnt die von Helgi und Hrôar, den Söhnen Halfdan's.


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