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Sechstes Buch.


1. Harald Hilditand.

Also beginnet die Sage von Harald Hilditand, dem Wiederhersteller des Reiches der Dänen. Borkar hiess ein Häuptling in Skâne. Er war ein kühner und streitbarer Mann, im Seekampfe und in der Landschlacht gleich tüchtig. Man erzählt, dass Borkar im Heere Alf's, des Sohnes Sigar's, des Königs der Dänen, gewesen sei, als dieser auszog gegen Alfhild, die Tochter Sigward's, des Königes der Gauten, sie fieng und sich mit ihr vermählte, und dass er sich mit der Grô, einer Kampfgenossin der Alfhild, vermählt habe. Beider Sohn sei Harald gewesen, den man Hilditand zubenannte. Nach Andern jedoch war Harald nicht der Sohn, sondern der Enkel Borkar's. Sie behaupten, Halfdan, der Sohn Borkar's von Skâne und der Drôtt, der Tochter Regnwald's, des Königes von Norwegen, habe ihn erzeugt mit Guridh, der Tochter Alf's und folglich Enkelin Sigar's, des Königes der Dänen. Welche dieser Behauptungen die Wahrheit für sich habe, lassen wir dahingestellt sein.

Da Harald ein Knabe von seltener Schönheit und von hervorragender Grösse war und alle seine Altersgenossen an Stärke übertraf, so begabte ihn Ôdhin damit, dass kein Schwert ihn verletzen sollte; Harald dagegen gelobte ihm alle Streiter, die er im Kampfe erlegen würde. Schon vor seiner Geburt soll sein Vater Halfdan, der gern einen Sohn gehabt hätte, sich nach Uppsala begeben, den Ôdhin befragt und den Bescheid erhalten haben: er werde seinen Wunsch erfüllt sehen, sobald er den Schatten seines von ihm im Kampfe getödteten Bruders versöhnt habe Es ist Hildigêr gemeint. Man sehe die Sage von Halfdan und Guridh.. Halfdan gehorchte, und bald erhielt er einen Sohn.

Harald's erster Kampf jedoch trug ihm nur Spott, nicht Ruhm ein. In der Schlacht nämlich, die Halfdan gegen Weset auf Seeland schlug, betheiligte sich auch Harald und seine Mutter Guridh. Als nun Halfdan von Weset erschlagen ward, nahm Guridh ihren Sohn, um ihn zu retten, auf ihre Schultern. Die feindlichen Bogenschützen hätten diess nun zwar hindern können, allein sie liessen die Frau mit ihrer Bürde ungehindert davon eilen. Nur einer machte sich das Vergnügen, da Harald gerade ihm recht nach Wunsche den Hintern zukehrte, nach dieser Scheibe einen Pfeil abzusenden, der denn auch sein Ziel nicht verfehlte. So hatte denn Harald seiner Mutter zwar seine Rettung, jedoch auch den Spott der Krieger, der ihn traf, zu danken.

Zu seines Vaters Andenken liess er das Verzeichniss von dessen Thaten in einen Fels bei Blekingen einhauen Der berühmte aber nicht mehr ganz lesbare Runenstein bei Blekingen ist gemeint.. Später, als ihm hinterbracht ward, dass Weset zu Skâne seine Vermählung feiere, gieng er als Bettler verkleidet dahin und bestürmte nach Beendigung des Gelages während der Nacht, als Alle trunken schliefen, mit einem Balken das Brautgemach. Weset sprang, darüber ergrimmt, hinaus und schlug ihn so stark auf den Mund, dass er ihn zweier Zähne beraubte. Deren Verlust ersetzte ihm jedoch später ein unerwarteter Hervorbruch der Backenzähne, und zufolge dieses Umstandes, zumal weil die neuen Zähne bedeutsam hervorragten, erhielt er den Beinamen Hilditand, auf deutsch: Kampfzahn.

Als Weset durch ihn gefallen war, bemächtigte er sich der Herschaft über Skâne, gieng darauf nach Jütland und tödtete Hadhern, von dessen Tode jetzt noch der Name einer Stadt Kunde giebt Hadersleben, alt: Hadhares leiba (Hadher's Nachlass).. Darauf erlegte er den Hunding und Hrôdhrîk, bemächtigte sich Hleidhra's Der alte Königsstuhl auf Seeland, wovon die Beherscher Dänemarks einst auch die Hleidhrakönige hiessen. und stellte so das zerrissene Reich der Dänen wieder her. Als er nun bald darauf erfuhr, dass Âsmund, der Beherscher der Wîk, während seiner Kriege von seiner älteren Schwester seines Reiches beraubt worden sei, so erzürnte ihn die Frechheit dieses Weibes so, dass er mit einem einzigen Schiffe nach Norwegen gieng, um Âsmunde Hülfe zu bringen. Als der Kampf heftigst tobte, wandte er sich, mit einem Purpurmantel bekleidet und das Haar mit goldgestickter Binde geschmückt, gegen den Feind; denn er schien im Felde der Waffen seines Glückes so gewiss zu sein, dass er in einem bei Gastmahlen gebräuchlichen Gewande sich unter die Kämpfenden zu mischen kein Bedenken trug. Und das Glück täuschte ihn nicht; denn obwohl er ungerüstet und nur mit dem Königsmantel bekleidet seiner kampfgerüsteten Schaar in das Getümmel des Streites voranschritt, so prallten doch alle gegen ihn geworfenen Geere, als wären sie ohne Spitze, von ihm ab. Als die Feinde jedoch den Kämpfer ohne Kampfgewand erblickten, staunten sie erst, dann aber griffen sie aus Scham über die Verachtung ihn um so grimmiger an; Harald jedoch, der unverletzt blieb, fällte sie entweder oder trieb sie in die Flucht. So stellte er seinen Freund Âsmund, dessen Schwester im Kampfe gefallen war, in seiner Herschaft wieder her. Die Belohnungen, die ihm Âsmund anbot, lehnte er ab, weil ihm, wie er sagte, der Ruhm Lohn sei; er zeigte sich also eben so gross in der Verschmähung von Geschenken, wie in der Verdienung derselben. Er erwarb sich hierdurch bei Allen nicht geringere Bewunderung seiner Enthaltsamkeit als seiner Tapferkeit, und bewies dadurch, dass er Ruhm, nicht Gold durch den Sieg erlangen wollte.

Inzwischen war der König von Schweden Alfher gestorben. Er hinterliess drei Söhne, Ôlâf, Ingi und Ingeld. Ingi begnügte sich jedoch nicht mit dem väterlichen Erbe, sondern er überzog die Dänen, um sein Reich zu vergrössern. Als Harald sich nun an Weissager wandte, um den Ausgang des Krieges zu erfahren, trat ihm ein einäugiger Greis von ungewöhnlicher Grösse entgegen, der, in einen rauhen Mantel gehüllt, sich als Ôdhin zu erkennen gab und sich als wohlerfahren im Kriegswesen erwies. Er lehrte ihn nämlich das Heer in Rotten, je zu hundert Mann eintheilen, befahl ihm zu Lande zu kämpfen und das gesammte Heer in je drei Harste zu theilen, von denen jeder zwanzig Mann enthalten solle, der mittlere aber sei immer um zwanzig Mann weiter auszudehnen. Auch solle er das Heer in der Gestalt eines Keiles, die zurückgenommenen Flügel aber auf beiden Seiten in getrennten Bogen schräg aufstellen. Die Reihen jedes Keiles solle er aber so ordnen, dass die Spitze von zweien gebildet werde; jede der folgenden Reihen sei dann um einen Mann zu vermehren. Und so habe er fortzufahren, bis die hinterste Reihe an die Flügel sich anschliesse, deren jeder zehen Reihen haben solle. Hinter diesen Keilen solle er dann die mit Bogen bewaffnete Jugend aufstellen, und in deren Rücken die Schaar der Greise, auf dass sie die etwa wankenden Kampfgenossen durch ihre von Alters her bekannte Tapferkeit ermuthigten. Die Haufen der Schleuderer habe er je nach der Beschaffenheit des Ortes schicklich anzufügen, auf dass sie den Feind aus der Ferne schädigen könnten. Hinter ihnen fänden dann Leute jedes Alters und Standes, ohne Berücksichtigung ihrer Beschaffenheit, ihre Stelle. Uebrigens sei der hinterste Schlachthaufen gleich dem ersten durch drei Keile zu unterbrechen, die in gleicher Weise zu gliedern seien Diese Schilderung der Heeraufstellung ist nicht recht deutlich. Der Geistliche scheint von der Sache doch keine klare Vorstellung gehabt zu haben. Man vgl. übrigens die Sage von Hadding, wo Ôdhin ähnlichen Rath erheilt.. Käme es jedoch zum Seetreffen, so solle er einen Theil der Flotte absondern, welcher, sobald er die Schlacht beginne, die feindlichen Schiffe einzuschliessen habe. Den erhaltenen Rath befolgend, besiegte und tödtete er den Ingi und Ôlâf, die sich zum Kriege verbunden hatten, in Schweden selbst, indem er ihnen zuvorkam; ihrem Bruder Ingeld jedoch, der Krankheit vorschützte und um Waffenstillstand durch Gesandte bat, gab er Frieden, auf dass nicht die Tapferkeit, welche trauriger Lage Rechnung zu tragen gelernt hatte, dem zu Boden liegenden Glücke beschwerlich falle. Später jedoch bekriegte er ihn, gereizet durch den beleidigenden Raub seiner Schwester; allein da der Kampf unentschieden blieb, nahm er ihn in seine Freundschaft auf, indem er es für besser hielt einen Bundesgenossen zu haben als einen Feind.

Bald darauf vernahm er, dass zwischen Ôlâf, dem Könige der Thrœnder, und den Jungfrauen Stikla und Rusila ein Kampf über das Recht zur Herschaft entscheiden solle. Da nun ihm der weibliche Uebermuth zuwider war, zog er dem Ôlâf zu Hülfe, nahm jedoch ein Gewand, welches seine hervorragenden Zähne verbarg, und bekriegte die Jungfrauen. Beide fielen und gaben durch ihren Fall zweien Hafen den Namen. Er wiederholte dabei den früheren Beweis seiner Tapferkeit, indem er, nur mit einem Hemde bekleidet, die unbewaffnete Brust den Wurfgeschossen darbot. Die Siegesgabe, die Ôlâf ihm reichte, wies er zurück und bewies dadurch seine Uneigennützigkeit. Darauf zog er wider den friesischen Seeräuber Ubbo, der die Küsten Jütlands oft verheerte und eine Menge Volkes erschlug; da er ihn jedoch mit den Waffen zu bewältigen nicht vermochte, so liess er ihn durch die Hände seiner Krieger ergreifen und warf ihn in Fesseln. Später gab er ihm jedoch seine Schwester zum Weibe und unterwarf sich mit seiner Hülfe die Völker des Rheines, deren tapferste Krieger er in sein Heer aufnahm. So verstärkt überzog er die Slaven und nahm deren Fürsten Duk und Dal gefangen, da er sie ihrer Tapferkeit wegen nicht tödten wollte.

Mit ihnen verbündet verheerte er Aquitanien, gieng von da nach Britannien, besiegte den König der Humbrer und steckte die kräftigsten Jünglinge des Volkes unter sein Heer. Der tüchtigste derselben trug den Namen Orm; diesen setzte er über sie. Der Ruf dieser Thaten zog eine Menge von Kämpen aus allen Ländern unter seine Fahne, und so kam es, dass der Schrecken seines Namens jede feindliche Bewegung anderer Reiche hinderte. Niemand wagte ohne seine Bewilligung auf der See zu erscheinen; denn den Dänen gehörte damals die Herschaft über Land und Meer.

Zu dieser Zeit starb König Ingeld in Schweden und hinterliess einen Sohn, Hring, den Harald's Schwester geboren hatte. Hring war noch ein Knabe, und so gab ihm Harald Beschützer, die zugleich sein väterliches Reich ihm zu bewahren hatten. So waren alle Länder durch Harald bezähmt, und er lebte nun fünfzig Jahre in Frieden. Dass seine Krieger jedoch nicht in Trägheit und Weichlichkeit versänken, übte er sie unausgesetzt in den Waffen. Sie wurden dadurch ausgezeichnete Kämpen und waren gewohnt, den Gegner stets mit unfehlbarem Hiebe an die Stirne zu schlagen. Ward einer von ihnen an die Stirne geschlagen und zuckte er dabei mit den Augenlidern, so ward er fortgejagt und verlor den Sold.

Ôli's Jugendkämpfe.

Ôli war der Sohn Sigward's, den ihm Harald's Schwester geboren hatte. Um diese Zeit überkam ihn die Lust, von den Marken Norwegens nach Danland zu gehen, um seinen Oheim kennen zu lernen. Da er nun zuerst zu Harald's Hofmännern gehörte und nach dem schwedischen Kriege sogar König der Dänen ward, so halte ich es für angemessen, was man von seinen Thaten weiss, kurz mitzutheilen. Die ersten fünfzehen Jahre seines Lebens brachte er unter seines Vaters Augen im Vaterhause zu, und es übersteigt fast alle Erfahrung, wie sehr er sich durch seine Begabung an Geist und Leib auszeichnete. Sein Blick z. B. war so gewaltig, dass er einzig durch die Schärfe seines Blickes einen Feind zu beugen vermochte, wozu Andere der Waffen sich bedienen müssen, und dass er die Tapfersten durch die eindringende Schärfe seiner Augen schreckte. Als er einst vernahm, dass Gunni, der Beherscher der Thelemark, und sein Sohn Grîm den Wald, den man Ethaskôg nennet, und der durch Gesträuch überaus dicht verwachsen und durch Thäler sehr schattig ist, Raubes wegen besetzt halte, gerieth er darüber in Zorn, verlangte von seinem Vater Ross, Hund und gemeine Bewaffnung, die Jugend bescheltend, welche die zur Tapferkeit geeignete Zeit in Trägheit zubringe. Als er, was er begehrte, erhalten hatte, durchforschte er den genannten Wald auf das sorgfältigste und entdeckte dabei die dem tiefen Schnee eingedrückten Fusstritte eines Menschen. Diese Spur verrieth ihm den Weg des Räubers. Er folgte derselben, überstieg einen steilen Berg und stiess sodann auf einen Fluss von bedeutender Grösse. Hier endete die Fussspur und so beschloss er über den Strom zu setzen. Aber die Gewalt der Strömung, die in mächtigen Wogen schnell dahin rauschte, schien den Uebergang ihm zu verwehren; denn die im Strome häufigen Felsklippen hemmten den Lauf des Wassers und verwandelten dasselbe in weissen Schaum. Die Begierde jedoch, schnell hinüber zu kommen, tilgte in Ôli's Herzen alle Furcht vor der Gefahr, und so durchritt er die Strudel, da die muthig gebändigte Furcht und die tollkühn verachtete Gefahr nichts als schwierig erscheinen liess, wonach seinem Herzen gelüstete. Als er glücklich hinüber war, gerieth er in enge Schluchten, die von allen Seiten durch Sümpfe umschlossen waren; in das Innere derselben jedoch leicht zu gelangen hinderte ein vorgeschobener Damm. Als er sein Ross darüber gebracht hatte, sah er seinen Weg durch zahlreiche Ställe versperret. Er gieng hinein, trieb eine Menge Rosse hinaus und bemühte sich seinen Gaul gehörig unterzubringen. Bei diesem Geschäfte jedoch ward er von Toki, einem Knechte Gunni's, den die Keckheit des Ankömmlings verdross, grimmig angefallen. Diesen Gegner jedoch betäubte er schon durch einen Stoss des vorgehaltenen Schildes, indem er es für unwürdig erachtete, ihn mit dem Schwerte zu bekämpfen. Er ergriff ihn darauf, zerbrach ihm die Glieder und warf ihn quer auf das Haus, woraus er so eilig hervorgestürmt war. Durch diesen Schimpf fühlten sich Gunni und Grîm bitter gekränket; sie stürzten sich also, aus verschiedenen Hintergebäuden hervorbrechend, gleichzeitig auf Ôli, indem sie seine Kräfte seinem Alter nach gering achteten. Aber sie wurden von ihm alsbald tödlich verwundet, und als sie ihre Kräfte rasch schwinden fühlten, brach Grîm in folgende Worte aus, obwohl er kaum mehr zu athmen vermochte, und seine Stärke ihm gänzlich entwichen war:

Mag auch verletzt der Leib uns sein,
(mit Blutes Strom' entströmt die Kraft)
in gebrochener Brust
das Herz sich kaum noch heben:

Doch soll uns Ruhm durch rüst'ge That
den letzten Hauch erheitern noch;
nie kühnern Kampf
die Kämpen sollen kennen!

Ja, trotziger Kampf mit Kämpen soll,
wenn uns der Brand die Brust geheilt,
noch lautestes Lob,
des Ruhmes Kranz, erringen!

Des Geeres Stich erst stechen soll
das stolze Haupt dem herben Feind',
das schwirrende Schwert
die Händ' ihm dann verhauen;

Dass, wenn uns Hel die Hall' erschliesst,
zu gleichem Ort' uns Ôli folg';
die brennende Brunst
zusammen uns versenge!

So sprach Grîm. Durch seinen unbesiegten Geist ward auch der Vater angereget, und des tapferen Sohnes Muth noch mehr anreizend durch seine Zustimmung, begann er also:

Klaffen offen auch der Adern Gänge,
fleckt das Blut auch unsre bleiche Stirne,
flieht dahin auch flüchtig unser Leben,
und verlassen uns des Leibes Kräfte:
soll als Kühne doch der Kampf uns zeigen,
dieser letzte vor dem langen Gange!
Nicht so rasch soll unser Ruhm verrauschen,
unsre Namen wird die Nachwelt nennen.
Stechen erst wir nach des Stolzen Haupte,
seinen Arm auch unser Eisen wunde:
leicht die Hände dann wir hauen werden!
Auf denn! Fröhlich unsre Leiber fressen
eines Brandes Brunst dann mag!

Hierauf strengten sie sich mit allen ihren Kräften an, um Ôli so nahe als möglich zu kommen. Sie rutschten auf den Knieen ihm entgegen, um, selbst sterbend, zugleich auch ihren Feind zu tödten. Sie achteten den Tod gering, wenn sie den, der sie tödtete, zum Begleiter haben könnten. Den einen jedoch erschlug Ôli selbst, den andern erwürgte sein Hund. Aber auch für ihn war der Sieg nicht unblutig; denn, bisher unverletzt, ward er an der Brust verwundet. Da er jedoch seine Wunde von seinem Hunde fleissig lecken liess, ward er bald heil, und auf dass er seinem Siege Glauben erwerbe, hieng er der beiden Räuber Leichen an den Galgen, so dass man sie weithin erblicken konnte. Darauf bemächtigte er sich ihres Lagers, und vergrub die darin gefundene Beute, um sich ihrer später zu bedienen.

Zur selben Zeit wagten es die Brüder Skati und Hialli in ihrem frechen Uebermuthe schöne Jungfrauen ihren Eltern zu entreissen und sie zu ihren Kebsen zu machen. So hatten sie denn auch beschlossen, Ôlâf's, des Königes von Wermland, Tochter Êsa zu rauben, und sie entboten dem Vater, wenn er ihnen die Jungfrau nicht überlassen wolle, so solle er entweder selbst für ihre Keuschheit kämpfen, oder ihnen einen andern Kämpfer gegenüber stellen. Als Ôli davon hörte, freute er sich über die Gelegenheit zum Kampfe und gieng in Bauernkleidung in Ôlâf's Burg. Hier nahm er unter den gemeinen Leuten seinen Platz, und als er den König und die Seinen in grosser Betrübniss erblickte, näherte er sich dem Sohne des Königes und fragte, warum alle so traurig wären. Der Sohn des Königes sagte ihm, was seine Schwester von den gewaltigen Brüdern zu befürchten habe, wenn nicht bald ein Kämpfer für sie dazwischen träte. Ôli fragte hierauf, welchen Lohn derjenige zu gewärtigen habe, der sein Leben für die Jungfrau wage. Darüber befragte der Knabe nun seinen Vater Ôlâf, und dieser verhiess dem Vertheidiger der Jungfrau die Hand derselben. Dieses Wort vermehrte Ôli's Begierde nach dem Kampfe und trieb ihn auf die Walstätte. Nun hatte aber die Jungfrau es in ihrer Gewohnheit, dass sie stets unter die Gäste sich mischte, um die Gesichter derselben mit scharfen Blicken zu beschauen, damit sie um so sicherer das Wesen und die Sitten der Aufgenommenen erkenne. Es wird sogar behauptet, dass sie aus den Gesichtszügen und anderen Zeichen der Beschaueten ihre Abkunft erkannt und bloss durch die Spürkraft ihrer Blicke Edele von Unedelen unterschieden habe. Als sie nun ihre forschenden Blicke auf Ôli richtete, ward sie durch die ungewöhnliche Schreckkraft seiner Augen tief erreget und stürzte halbtodt auf die Erde nieder. Als aber die Kraft ihr allmälig wiederkehrte, und ihr Geist sich freier zu bewegen begann, versuchte sie den Jüngling noch einmal anzublicken, aber sie sank wiederum nieder, sei es nun aus Leibesschwäche oder Gemüthsbewegung. Sie machte zum dritten Male den Versuch, ihre niedergeschlagenen Augen zu erheben, und zum dritten Male sank sie zur Erde nieder und vermochte nun weder ihre Augen zu bewegen noch ihre Füsse zu beherschen. Ihr Vater Ôlâf, darüber erstaunt, fragte sie, was ihr denn widerfahren sei und weshalb sie so vielmal zu Boden gesunken. Sie bekannte darauf, dass sie des Gastes grausiger Blick erschreckt habe; er stamme sonder Zweifel von Herschern ab, und wenn er der Räuber vermessenes Gelübde zu nichte mache, sei er ihrer Hand ganz und gar würdig.

Darauf hin ward Ôli von Allen gebeten– ein Hut bedeckte nämlich völlig sein Antlitz–, dass er die Hülle entferne, sein Gesicht offen zeige und sich zu erkennen gebe. Da hiess er alle die Betrübniss bannen und frohen Muth tragen, enthüllte die Stirne und zog aller Blicke auf sich, denn seine Schönheit erregte allgemeine Bewunderung. Sein Haupthaar war blond und glänzend, und er war darauf bedacht seine Blicke zu mildern, dass die ihn Anschauenden nicht in Furcht geriethen. Die Hoffnung, der Bedrängniss ledig zu werden, verbannte bald alle Trauer; alles tanzte und sprang und die Hofleute schienen vor Freude fast zu bersten. Jetzt ward sogleich ein Zechgelage angestellt, und Alles nahm andere Gestalt an; keine Spur der früheren Niedergeschlagenheit war bemerkbar. So hatte die freundliche Verheissung des Gastes alle Furcht verscheucht.

Inzwischen kamen plötzlich Hialli und Skati mit zehen Knechten herbei, um die Jungfrau abzuholen; sie erfüllten die Burg mit wildem Geschrei und forderten den König sofort zum Kampfe auf, wofern er das Mädchen ihnen nicht zu Handen stelle. Ihrem Toben trat Ôli jetzt unerwartet mit der Erklärung entgegen, dass er den Kampf aufnehme, und er fügte nur die Bedingung hinzu, dass Niemand hinterlistig ihn, den kämpfenden, von hinten anfallen solle. Er, der Eine, streckte hierauf mit dem Schwerte Logdhi die zwölf nieder und vollbrachte eine That, grösser als man sie von einem Jünglinge erwarten konnte. Zur Kampfstätte aber hatte er ein mitten in einem See liegendes Eiland bestimmt, auf dass kein Entkommen möglich wäre.

So erhielt er die Jungfrau zum Lohne seines Sieges. Er vermählte sich mit ihr, und sie gebar ihm einen Sohn, den er Ômund nannte. Nicht lange darauf beurlaubte er sich bei seinem Schwäher, um zu seinem Vater zurückzukehren, da er vernommen hatte, dass seine Heimat auf Geheiss des Häuptlinges Thorri von Tosti, Wiktimar und Leothar dem Seltsamen bekriegt würde, um mit ihnen zu streiten. Er begnügte sich mit einem einzigen Gefährten, der als Weib verkleidet war. Als er von Thorri's Behausung nicht mehr weit entfernt war, verbarg er sein Schwert in einem Stabe und hiess seinen Begleiter das Gleiche thun. Bevor er die Halle betrat, bemalte er sein Gesicht, so dass er einem alterschwachen Greise ähnlich war. Als man ihn nach seinem Eintritte fragte, wer er wäre, sagte er, er sei bei Sigwarde Bettlerkönig gewesen; dessen Sohn Ôli jedoch habe ihn aus Hass so lange gequält, bis er ausgewandert sei. Sogleich begrüssten ihn eine Schaar Höflinge mit dem Namen »König«, und vor ihm niederknieend begannen sie zum Spott die Hände ihm darzureichen. Er gebot ihnen nun, was sie zum Scherze gethan hatten, als im Ernste gethan gelten zu lassen, riss sein Schwert aus dem Stabe und griff den Häuptling an. Wirklich schloss sich ein Theil der Höflinge an Ôli an, sie nahmen den Scherz für Ernst und brachen nicht die Treue, die sie im Spotte gelobt hatten; die meisten jedoch traten auf Thorri's Seite. Der Ausgang des Streites im Hause ward dadurch anfänglich zweifelhaft, zuletzt jedoch erlag Thorri den Waffen sowohl der Seinen als auch der Fremdlinge; Leothar jedoch, tödlich verwundet, gab dem Ôli, den er als eben so schlau wie thatkräftig kennen gelernt hatte, den Beinamen des Rührigen, fügte aber als Weissagung hinzu, er werde durch eben denselben Trug umkommen, dessen er sich gegen Thorri bedient hätte; und diese Weissagung erwahrte sich auch später, da er wirklich durch die Hinterlist seiner Herdgenossen umkam. Mit diesen Worten verschied Leothar.

So vermochte demnach des Sterbenden letztes Wort des Siegers Tod vorher zu verkündigen; denn Sterbende haben, wie man sagt, einen sicheren Blick in die Zukunft. Solche That vollbrachte Ôli, bevor er seinem Vater unter die Augen trat; er wollte nicht eher sich ihm zeigen, als bis er sein Haus befriedet hatte. Sigward übergab ihm nun die Herschaft über das Meer, und er vernichtete sofort siebenzig Seekönige in einem Seetreffen, worunter Birwill und Hwirwill, Thôrwill, Nef und Ônef, Radwardh, Rand und Erand die berühmtesten waren. Sein Ruf wuchs dadurch und verbreitete sich weithin über alle Lande, so dass eine Menge Kämpen, die alle durch ihre Tapferkeit berühmt waren, an ihn sich anschloss. Auch Jünglinge zügellosen Geistes wurden durch Ruhmbegierde angeregt, sich unter seine Fahnen zu schaaren. So kam endlich auch der alte Starkadh zu ihm und ward mit höchster Ehre von ihm aufgenommen. Er würdigte ihn seines vertrautesten Umganges, aber das gereichte ihm später zum Verderben. Auf ein solches Heer gestützet, zähmte er den Uebermuth der benachbarten Könige, und sein Ruhm stieg so, dass keiner mehr einen anderen zu bekriegen wagte. Hierauf gieng er zu König Harald und trat später in die Dienste Hring's, des Königes von Schweden.

König Harald fällt durch Ôdhin im Kampfe gegen König Hring.

König Harald hatte unter seinen Dienstleuten einen Mann, der Brûni hiess Ein Beiname Ôdhin's.. Er allein war aller seiner Rathschläge theilhaft und besass in Allem das Vertrauen des greisen Königes. Auch König Hring hielt viel auf ihn, und so war er der Vermittler in allen Unterhandlungen der beiden Könige. Harald's Vertrauen aber verdankte er gemeinsamer Erziehung und Jugendlust. Nun geschah es, dass er auf einer seiner Reisen in den Wellen eines Stromes umkam, worauf Ôdhin seinen Namen und seine Gestalt annahm und durch hinterlistige Einflüsterungen die beiden Könige in Feindschaft brachte Offenbar spätere Ansicht, da Brûni schon von Anfange an eben Ôdhin ist..

Seine Schlauheit, wenn er darauf sann, Feindschaft zu stiften, war so gross, dass er selbst diejenigen entzweite, welche durch die Bande der Freundschaft und des Blutes verbunden waren; ja er erweckte einen solchen Hass in ihnen, dass er nur durch Kampf und Krieg gestillt werden konnte Ôdhin war auch Gott des Krieges und darum auch Stifter der Feindschaften.. Zuerst also zeigten sich nur stille Misshelligkeiten zwischen Hring und Harald, aber bald brach durch den beiderseitigen Eifer der laute Zwiespalt aus und Beider Völker wurden davon ergriffen. Als die Feindschaft Beider offenkundig war, verwandten sie sieben Jahre auf die Rüstung zum Kriege. Manche jedoch behaupten, dass Harald keinesweges aus Hass oder Neid noch aus Herschbegierde den Kampf gesucht habe, sondern nur, weil es sein Wunsch gewesen sei, den Tod im Kampfe zu finden. Denn weil er seines Alters oder seiner Strenge wegen, wie er glaubte, seinem Volke zur Last geworden war, und weil er das Schwert den Qualen einer Krankheit vorzog, wollte er lieber in der Schlacht als im Bette sterben, um einen seinen Thaten entsprechenden Lebensausgang zu haben. Auf dass er also seinen Tod denkwürdiger mache und mit grösserem Geleite zu Ôdhin's Halle gehe, suchte er sich so viele Gefährten zu verschaffen und sann auf Gründe zum Kriege Die Richtigkeit dieser Ansicht der Sage beweiset auch Hring's Benehmen nach Harald's Falle.. Darum also war er so begierig nach dem eigenen Tode und nach dem Anderer, und damit auf beiden Seiten gleich viele fielen, richtete er es so ein, dass beide Theile gleich stark zum Streite kämen; doch bewilligte er seinem Gegner eine Anzahl Streiter mehr, weil er wollte, dass Hring siegen solle.

Diesen Kampf mit den Schweden hat Starkadh, der auch eine Hauptstütze desselben war, zuerst in dänischer Sprache geschildert, jedoch mehr für das Gedächtniss als für die Schrift D. h. es gab Lieder auf diese berühmte Schlacht, die Starkadh, wie man annahm, verfasst haben sollte.. Seinem Gedichte entnehme ich die Namen der berühmtesten Häuptlinge und Kämpen in beiden Heeren; die Menge der Streiter jedoch kann nicht angegeben werden, da ihre Anzahl nicht genau bekannt ist. Zuerst also nenne ich die Kämpen, die auf Harald's Seite kämpften, und dann diejenigen, die für Hring die Waffen trugen.

Haralde folgten als Heergesellen
Swein und Sambar, auf Sieg begierig,
Elli und Salgardh, Ambar der Starke,
Hrôdhgeir im Barte, Hrati aus Fiun Fünen..

Skalk von Skâne, Skordh der Rothe,
Alf, Aggi's Sohn, Ölwir der Breite,
Gnepi der Alte, Gardhstang's Wächter Gardhstang, mir unbekannte Stadt.),
Blend aus Thyle, Brand der Vollmund.

Im Heerschiff' aber Hleidhra suchten
Tyrfing, Thôrny, Tatar, Hialti,
stattlichen Leibes, stark von Handen,
hochgemuthe, harte Kämpen.

Aus Hleidhra kamen Hortar und Borri,
Belgi, Bêgadh, Bâri und Toli;
aber von Slei Meerbusen. der Segler Tummi,
Haki mit der durchhauenen Wange.

Wisma führte, die Waffenfrohe,
die muntere Maid mit Mannes Herzen,
der schlaubeherzten Slaven Kämpen,
zum Morde der Männer mit Muth gerüstet Die später genannten sind theils skandinavische Wîkinge, die zu Jómswîk (auf der Insel Wollin, welche bei den Skandinaviern Jóm hiess) wohnten. Wäre der genannte Toki der berühmte Palna-Toki, einer der Haupthelden von Jómswîk im 9ten Jahrhundert, so hätten wir einen Fingerzeig für das Alter des Gedichtes..

Tolkan und Ymi, Toki von Jómswîk,
Dal der Dicke, Dûk der Slave,
Barri, Gnizli, Billing, Thôrulf,
Ôtridh der Junge und andere viele.

Aber die Heidh hundert brachte
kühner Männer zum Kampfgetümmel,
Grîmar, Grenzli, Gêr den Liwen,
Hama und Hungêr, Humbli, Biari.

Die Führer nur des Volkes nenn' ich,
die besten einzig der Borderstürmer;
oft sie alle in ernsten Kämpfen
mit sicherer Hand den Sieg erfochten.

Der Wêbiörg Später heisst sie Wegdhbiörg. folgten, der Waffen froh,
Bô, Brâm's Sohn, Brat der Jüte,
Orm der Angle, Ubbo der Friese,
Ari Einauge, Alf und Gotar.

Mit Schuppen die Brust sie zum Schutze hüllen,
ihre Lenden schmücken lange Schwerter;
am Arme sie den Erzschild tragen,
die kühnen Streiter, kampfgewärtig.

Auf den Rücken jedoch die Recken werfen
der Schilde Last, den Schutz verschmähend,
wenn die Bordzertrümmerer mit beiden Händen
die schweren Schwerter schwingen wollen.

So schreiten sie, den Schirm verachtend,
dem Feind' entgegen, die fehdekühnen.


Haralde ferner noch helfen wollten
Hômi und Hôsa, Hasting, Thulhûn Das ist wohl Hûn aus Thule, zur Unterscheidung von einem andern Hûn?,
Hythin der Schlanke, Harald der Rothe,
Dâhar Grönski der Grönländische (Norweger)., und Dolg der Freche.

Aus Hatland kamen die hochgesinnten,
Hâr, Her, Lêwar, Hödhbrodd der Freche,
aber aus Îmland Unni, Nefi,
Hun und Nehi, Harald der Blonde.

Auch vom Norden her kamen Nothgestalden Kampfgenossen.,
kühne Kämpen, zu der Könige Thinge Versammlung.,
Borri und Haki, Bessi der Schwarze,
Sigmund und Serkir, die Söhne Bêmi's.–

Aber mit Hring' in den Heerstreit eilten
Ulf, Windâs, Agbi, Eyl der Schieler,
Gotar und Hildi, Guti Alfs Sohn,
Stûr der Starke und Stên vom Wjensee Wenersee heut.;

Gerdh der Flinke, Grôm von Wermland
und die der Norderelf nahe wohnen,
Saxi, Fletir und Saligoth,
Thordh der Nicker, Thröndir Grossnas;

Grundi, Ôdhi, Grindir, Towi,
Koll und Brahi, die Kampfgenossen,
Hrôkar der Schwarze, Högni der Witzbold:
den Namen ihm die Nachbarn gaben.

Die Mannen sich nicht an die Menge reihten,
im Sonderharste Harst – Schaar. nach Sieg sie rangen;
mit ihnen Hrani, Hyls Erzeugter,
Liuthguthi, Swên mit der langen Glatze;

Hrêthyr der Habicht, Hrôlf der Schwelger,
Hring, Atli's Sohn, Harald von Thôdhn,
Walstên von Wîk, Wîwil der Kühne,
Thôrolf der Träge, Thengil der Stolze;

Hûn und Sölwi die Hochgemuthen,
Birwil der Bleiche, Burgar und Skumbar:
das waren Hringes Herdgenossen,
die kühnen Kämpen dem Könige folgten.

Aber aus Thelemark zu dem Thinge kamen
die Wackersten alle der Waffenträger,
die Muthigsten traun aus der Männer Volke,
ernste Kämpen und nicht übermüthig:

Thôrlêwar der Stäte, Thôrkell von Gutland,
Gretir der Grimme im Graus der Schlachten,
Haddir der Harte und Hroldar Gliedlein,
begierig alle den Geer zu werfen.

Nun ich euch nenne Norwegs Streiter:
Thrœndir von Thrôndheim, Thoki von Mœre,
Hrafn der Weisse, Haswar der Braune,
Biarni und Blîdhar, Biörn aus Sogni;

Findar von Fiörd, von Fâlu Bersi,
Sigwardh Eberhaupt, Sumbar der Alte,
Erik der Heftler, Alstên, Harki,
Ruthar und Rauwi, die raschen Kämpen;

Erling der Rothe, Ari die Natter:
das waren Helden, hochgesinnte,
die da Schwerter zu schwingen wussten,
Kühne zu fällen im Kampfgetümmel.

Aber aus Jadhar der Edlen viele
das Kampffeld suchten kühngemuthet:
Ôdh der Angle, Alf der Waller,
Einar der Dicke, Îwar der Treue.

Aus Thule kamen nach Thaten gierig
Mâr der Rothe aus Midfridhi,
Grombar der Alte, Gram im Brunnwald,
Grîm aus Skerburg bei Skahafyrki,

Berghar der Sänger, Brahi und Rankil:
Alle sie waren eines Sinnes:
Feinde zu fällen im Fechtgewühle,
um langdauerndes Lob zu werben.

Nicht die Schwächsten fürwahr der Schweden kamen
zum Ehrenkampfe: Âr und Bakki,
Keklu-karl und Krôk der Rauhe,
Gûdhfast und Gummi aus der Gislamark,

Ingwi und Ôli, Alwer, Folki,
Elrîk's Söhne; sie alle waren
Frey's des Freundlichen frohe Sippen,
und des Tröstlichen treu'ste Diener.

Den Edlen allen er Ahnherr war,
und Stammvater der stolzen Helden;
zu Rath und That sie rüstig waren,
die Hring dem Herscher jetzt helfen wollten.

Am meisten sie galten dem Machtgestrengen,
ihnen vor Allen er vertraute;
als die Nächsten aber ich nennen soll
Sigmund den Salmann Einer der Verträge amtlich fertigt und Güter übergiebt. für Sigtûns Bürger,

Frosti Galgenarm, den freudigen Streiter,
Alf den Stolzen von Uppsala,
der den Bogen zu beugen wusste,
und in Gefechten zuvorderst kämpfte.

Aber Ôli dem Allbereiten
der Seekönige sieben folgten,
rüstig zur Hand und Rathes kundig,
kühne Kämpen, kampfberühmte,

Holtyr und Hendil, Holmâr, Læfi,
Hamar der Keeke, Hundolf Breitmaul,
Regnwald der Reusse, Râdbard's Neffe:
dem Führer sie freudig zur Fehde kamen;

Sigwald der Reiche die Salzfluth furchte
mit eilf Kielen der Orlogschiffe;
aber Læfi leitet sein Langschiff sorglich,.
das lichte, goldbenagelte, durch Leinwandsegel.

Thrîrîkar fährt zum Thinge der Fürsten,
mit gewundenem Gransen die Wogen spaltend;
Tryggvir und Gorwil getrennt sie segeln,
zwölf der Schiffe jeder zwanglos leitet. Saxo giebt das Verzeichniss der Führer beider Heere zwar in ungebundener Rede, allein schon die Namen beweisen, dass dasselbe einem Gedichte entnommen ist. Die altnordischen Dichter lieben solche Herzählungen.


Im Ganzen zählte man in Hring's Flotte zwei tausend fünfhundert Schiffe; die Flotte der Gauten aber verbarg die schwedische im Hafen Garn. Hring selbst führte das Landheer; aber Ôli war über die Flotte gesetzt. Den Gauten ward angezeigt, wann und wo ihre Flotte der schwedischen entgegenkommen sollte. Zwischen Wîk und Werend war der Ort zur Vereinigung bestimmt. Da konnte man weit und breit das Meer von den Schiffen durchfurcht sehen, und die an den Masten ausgespannten Segel liessen die See nicht erblicken. Schon hatte die schwedische Flotte, die durch den Wind begünstigt war, die Kampfstätte erreicht, während die dänische durch feindlichen Wind gehemmt ward. Hring schiffte seine Schaaren aus und liess zugleich das von ihm herangeführte Landheer schaarenweise sich zum Treffen aufstellen. Sie begannen auf dem Gefilde sich breiter zu gestalten, so dass der eine Flügel bis nach Werend reichte. Der König umritt sein Heer, dessen Reihen durch die Beschaffenheit des Ortes in Unordnung gekommen waren, stellte die Kampftüchtigsten und Bestbewaffneten unter Ôli, Regnwald und Wîwill im Vordertreffen auf, und vertheilte die übrigen Schaaren auf beide Flügel. Den rechten stellte er unter den Befehl Ingwi's, der Söhne Elrik's und Tryggvi's, den linken aber übergab er dem Læfi. Besonders die dichten Schaaren der Kuren und Aesthen jedoch bildeten die Flügel und die Gewalthaufen. Zuhinterst stunden die Schleuderer.

Inzwischen war die dänische Flotte nach siebentägiger Fahrt, da günstigerer Wind eintrat, gen Kalmar gekommen. Weithin war das Meer durch die Schiffe bedeckt, und die von den Rahen getragenen Segel liessen den Himmel nicht erblicken, denn die Eisten und Slaven und sieben tausend Sachsen hatten die Flotte verstärkt. Den skânischen Kriegern jedoch, die auf dem Festlande daher kamen, waren Führer und Wegweiser beigegeben worden. Als den harrenden Schweden das dänische Heer sich näherte, befahl Hring den Seinen ruhig zu stehn, bis Harald seine Schlachtordnung gebildet habe, und nicht früher sollten die Schlachthörner erschallen, als bis sie den König neben den Fahnen auf dem Streitwagen erblicken würden; er hoffe, sagte er, dass ein Heer bald weichen werde, dessen Führer blind sei. Ausserdem werde Harald, da er noch im höchsten Alter von der Begierde nach fremder Herschaft erfasst worden sei, sich gewiss eben so thöricht als blind erweisen. Wenn er seine Jahre in Erwägung zöge, so würde er sich mit dem Grabe begnügen, statt Eroberungen machen zu wollen. Die Schweden hätten also für die Freiheit, das Vaterland, die Kinder zu kämpfen; der Feind habe aus Uebermuth und Frechheit den Krieg unternommen. Im Uebrigen wären auf des Feindes Seite nur wenige Dänen; die meisten seien Sachsen und andere verweichlichte Völker. Die Schweden und Nordmannen sollten daran gedenken, um wie viel den Deutschen und Slaven das nordische Volk immer überlegen gewesen sei. Zu verachten sei ein Heer, welches mehr aus einer schlotternden Menge von Menschen denn aus kräftigen Kriegern zusammengesetzt sei. Durch diese Worte entzündete er nicht wenig die Gemüther der Streiter. Aber Brûni, von Harald die Schlachtreihen aufzustellen beauftragt, bemühte sich den Keil zu bilden, stellte die Heidh auf die rechte Seite, den Haki auf die linke, der Wisma aber übergab er das Heerbanner. Harald aber, auf dem Streitwagen aufrecht stehend, beklagte sich mit lauter Stimme darüber, dass Hring seine Wohlthaten mit Beleidigungen ihm vergelte. Von dem werde er mit Krieg überzogen, der ihm sein Reich zu verdanken habe. Hring berücksichtige weder den Greis noch schone er des Oheims; nur seine Begierde und sein Zorn, nicht aber die Verwandtschaft oder Gutthätigkeit habe bei ihm Geltung. Die Dänen sollten sich daran erinnern, dass sie immer durch Siege über Fremde Ruhm erlangt hätten, und dass sie mehr gewohnt wären den Nachbarn zu gebieten als ihnen zu gehorchen. Nie sollten sie zugeben, dass der Glanz eines solchen Ruhmes durch die Frechheit eines oft besiegten Volkes geschmälert, noch dass die Herschaft, die sie ihm, dem Jünglinge, erworben hätten, dem Greise entrissen werde.

Hierauf erschallten die Hörner und der Kampf begann auf beiden Seiten auf das heftigste. Man hätte glauben mögen, dass der Himmel auf die Erde nieder stürze, dass Wälder und Fluren versinken, dass Alles sich unter einander wirre und dass Alles zugleich seiner Vernichtung zueile. Denn als man die Wurfgeschosse zu schleudern begann, erfüllte das Schwirren derselben Alles mit unglaublichem Getöse. Der Dunst der Wunden spannte am Himmel plötzlich eine Wolke aus, und der Tag ward durch den Hagel der Geschosse verdunkelt. In Strömen ward da Blut vergossen. Von den ermüdeten Leibern floss der Schweiss und weithin ward das Geklirr der Schwerter gehört. Hier nun sagt Starkadh, welcher diese Schlacht zuerst in vaterländischer Sprache besungen hat, dass er, in der vordersten Reihe kämpfend, Haralds Häuptlinge Hûn und Elli, Hort und Burghar niedergestreckt und der Wisma die Rechte abgehauen habe. Ferner seien Rôi, Gnepja und Gardhar, von ihm in der Schlacht verwundet, umgekommen. Diesen habe er dann Skalks Vater, den er jedoch nicht nennt, zum Geleite gegeben. Endlich habe er Haki, den Tapfersten der Dänen, zu Boden gestreckt, sei jedoch von ihm ebenfalls verwundet worden, und zwar so, dass ihm die Lunge aus der Brust hervorgetreten und der Nacken mitten durch gehauen worden sei. Auch sei ihm ein Finger ab der Hand geschlagen worden, und seine lange klaffenden Wunden hätten weder vernarben noch heilen wollen Solche Verwundungen kann begreiflich nur Sarkadh ertragen ohne zu sterben.. Gleicher Weise bezeugt er, dass die Schildmaid Wegdhbiörg Oben heisset sie Wêbiörg. wider den Feind streitend den Kämpen Sodh erlegt habe, dann aber sei sie, indem sie sich gegen andere Streiter gewandt habe, von Thôrkil aus Thelamark mit einem Pfeile durchschossen worden. Mit solcher Kraft hätten die Gutten Alter Name für Gauten und Dänen. nämlich ihre Bogen gespannet, dass die Pfeile auch durch die Schilde gedrungen wären. Brünnen und Helme seien von ihnen gleich unbewaffneten Leibern durchschossen worden. Inzwischen hatte Ubbo der Friese, der gewandteste Streiter Haralds und vor Anderen durch hohen Wuchs sich auszeichnend, ausser eilf Kämpfern, welche er in den Reihen verwundete, fünfundzwanzig der streitbarsten Männer getödtet; alle waren Schweden oder Gauten. Darauf sprang er in den dichtesten Haufen der Feinde und trieb mit Geer und Schwerte die sich aus Furcht zerstreuenden Schweden hierhin und dorthin. Bald wäre die Flucht allgemein geworden: da beschlossen Hagdir, Roldar und Gretir, in Tapferkeit wetteifernd, den Kämpen anzugreifen und das Verderben Aller mit eigener Gefahr zu wenden. Aber aus Scheu ihm sich zu nahen, wagten sie es nur ihn aus der Ferne mit Pfeilen zu beschiessen. So fiel Ubbo, den Niemand Stirn gegen Stirn zu bestreiten wagte. Hundertvierundvierzig Pfeile hatten seine Brust getroffen, bevor er todt zu Boden sank. Jetzt erst erlitten die Dänen durch die Thrœnder und Dalakarlen eine ungeheure Niederlage; denn durch die Kraft der Bogenschützen ward die Schlacht so blutig, und nichts war den Dänen verderblicher.

Als da nun der blinde Harald das Wehgeschrei der Seinen hörte, erkannte er, dass den Feinden das Glück hold sei. Wie er nun so auf seinem Streitwagen da stund, fragte er den Brûni, der in böser Absicht das Geschäft des Wagenlenkers versah, in welcher Weise Hring sein Heer aufgestellt habe? Brûni antwortete mit höhnisch lächelndem Munde: Hrings Streitmacht kämpfe als Keil gestaltet. Als der König diess vernahm, begann er zu beben und fragte höchst erstaunt, woher denn Hring diese Art der Heeraufstellung kenne, da ja Ôdhin selbst der Erfinder und Lehrer derselben sei, und Niemand weiter als er von ihm in dieser Sache Anleitung erhalten habe. Da Brûni diese Frage nicht beantwortete, gerieth der König auf den Glauben, Ôdhin sei es, der seinen Wagen lenke, und der ihm früher freundliche Gott habe jetzt fremde Gestalt angenommen, um Hülfe entweder zu gewähren oder zu entziehen. Er fiel daher sofort auf seine Knie und begann ihn anzuflehen, dass er den Dänen, denen er bisher immer hold gewesen sei, auch jetzt diesen letzten Sieg verleihe und dadurch seine Wohlthat dem Anfange gemäss vollende, und er gelobte ihm zugleich alle, die im Kampfe fallen würden. Aber Brûni liess sich durch sein Flehen nicht bewegen, sondern stiess plötzlich den König von dem Wagen hinab auf die Erde, entriss ihm seine Streitkeule und erschlug ihn mit seiner eigenen Waffe. Um den Wagen des Königs herum lagen aber unzählige Leichname, so dass der Haufen der Erschlagenen die Spur der Räder unsichtbar machte und bis an die Wagendeichsel reichte. In Hrings Heere waren zwölf tausend Edele gefallen, aber auf Haralds Seite gegen dreissig tausend, die Menge des gemeinen Volkes ungerechnet.

Als Hring Haralds Tod erfuhr, gab er das Zeichen vom Kampfe abzustehn. Darauf schloss er Frieden und Bündniss mit den Feinden, indem er sagte, dass sie, führerlos, den Kampf nutzlos verlängern würden. Darauf befahl er den Schweden, unter den Leichenhaufen Haralds Leib zu suchen, damit der König der gebührenden Bestattung nicht ermangele. Einen halben Tag brachten sie mit diesem Geschäfte zu. Endlich fanden sie Haralds Streitkeule und dann auch seinen Leichnam, und König Hring verfügte die Bestattung. Er liess das mit goldenem Sattel geschmückte Ross, worauf er sass, an Haralds Streitwagen spannen und weihete es seinem Ruhme. Darauf sprach er seine Gelübde und zugleich die Bitte aus, dass Harald auf diesem Rosse seinen Todesgenossen vorausreiten und bei Ôdhin den Freunden und den Feinden fröhliche Sitze erwirken möge. Hierauf liess er den Leichbrand rüsten und befahl den Dänen, das vergoldete Schiff ihres Königs in die Lohen zu werfen. Indem nun das Feuer den Leichnam verzehrte, bat er die trauernden Häuptlinge und mahnte sie dringend, Gold und was jedem das beste dünke, zu Ehren eines so grossen und so berühmten Königes in die Gluth zu werfen. Auch liess er die Asche Haralds in einen Grabtopf verschliessen und sie nach Hleidhra führen, wo sie nach königlichem Gebrauche nebst Ross und Wagen bestattet ward. Durch dieses ehrenvolle Benehmen gegen seinen Oheim erwarb er sich die Gunst der Dänen und verwandelte den Hass der Feinde in Zuneigung. Sie baten ihn die Trümmer des Reiches der Heidh zu übergeben, auf dass nicht die Feinde zum plötzlichen Angriffe sich vereinigten. Er trennte hierauf Skâney von Danland und übergab diess Land dem Ôli; Seeland aber und die anderen Theile des Reiches untergab er der Heidh. So gieng die Herschaft der Dänen auf die Schweden über, und das war das Endergebniss der grossen Brâwallaschlacht.


Ergänzende Erläuterung.

Nach Münchs »Det norske Folks Historie« II, mit den nöthigen Ergänzungen aus den isländischen Quellen.

Mit Haralds Tode endet die Herschaft der dänisch-gothischen Hleidhrakönige oder der Skiöldunge. Die nordgermanischen Sweonen, d. h. die Schweden, erlangen das Uebergewicht, und es beginnen nach Hrings Tode unter seinem Sohne Ragnar Lodhbrôk die Fahrten der Wîkinge, welche einen grossen Theil von Europa: England, Nordfrankreich und Süditalien nach und nach eroberten und umgestalteten. Die im ganzen Norden berühmte Brâwallaschlacht, die grösseste, die der skandinavische Norden kennt, wenn sie auch die Schilderungen einer späteren Zeit bedeutend übertreiben, fällt in eines der Jahre zwischen 715 und 730. Von der hier nach dem Dänen Saxo gegebenen Darstellung weichen norwegische und isländische Erzählungen, z.B. die Ynglingasaga und andere in Einzelnem bedeutend ab; und da sie zum Theil auch weit reicher sind, so will ich das Wichtigste daraus kurz mittheilen; ich bemerke nur noch, dass sämtliche Darstellungen ohne Ausnahme auf dem alten Liede beruhen, welches man dem Starkadh zueignete, aber da dieser ein mythisches, riesenhaftes Wesen zur Schau trägt, ohne Zweifel mit Unrecht; es müsste denn sein, dass Starkadh selbst erst später zum Riesen umgestaltet worden sei, was nicht unwahrscheinlich ist.

Ingwar hiess ein König von Swîthiod Schweden., sein Sohn hiess Ânund. Unter ihm hatte Swîthiod Friede und Gedeihen. Durch die Wälder liess er Wege hauen und wo waldlose Triften sich fanden, liess er sie anbauen und so entstunden grosse Harden. Auch die anderen Wege verbesserte er und man nannte ihn deshalb Brauta Ânund Strassen-Ânund.. In jeder Grossharde baute er einen Königshof, er aber reiste im Lande auf Bewirthung umher. So entstunden in Swîthiod die Hardekönige und Ânund war ihr Oberherr. Einer derselben war Swipdag der Blinde, und er herschte über Tiundaland, wo Uppsala liegt. Er war Pflegevater Ingialds, des Sohnes Ânunds. Zur Zeit des Mitwinterblôts Opfer im Mittwinter. versammelten sich die Könige in Uppsala. Eines Winters, als Ingiald sechs Jahre alt war, kam dahin König Ingwar von Fiadrundaland Westmannland., und mit ihm kamen Alf und Agnar , seine Söhne, und sie stunden in Ingialds Alter. Als nun aber Ingiald bei den Spielen mit ihnen unterlag, klagte er es weinend seinem Ziehvater, und Swipdag sagte, dass es eine grosse Schande für ihn sei. »Aber es soll anders werden«, sagte er, nahm das Herz eines Wolfes und gab es Ingialde zu essen, wodurch dieser boshaft und grausam ward. Ânund fiel im Kampfe gegen seinen Bruder Sigurdh bei Himinfiall und Ingiald ward nach ihm König. Da ihm nun die Hardekönige im Wege stunden, so sann er darauf sie zu vernichten, und er veranstaltete deshalb ein grosses Erbbier Gelage zum Antritte des Erbes. zum Andenken an seinen Vater und erbaute einen neuen Saal, der seinem Königssaale an Pracht gleichkam, und um die sieben Könige darin zu bewirthen, liess er sieben Hochsitze aufstellen und er nannte ihn den Saal der sieben Könige. Alle die Könige, die Jarle und andere Häuptlinge wurden zum Gelage entboten und es kamen Ingwar nebst seinen Söhnen Alf und Agnar, Forsniall, König von Nerike, König Algaut von Westgautland, Ingialds Schwäher, und andere; aber König Granmâr von Südermannland kam nicht. Da also nur sechs Könige da waren, blieb ein Hochsitz leer. Auch für das Gefolge der Könige war in dem Saale gebänket, aber in dem Uppsal Ingialds tranken seine Hofmänner und seine Kämpen. Ingiald sass an den Stufen des Hochsitzes, bis der Bragabecher hereingetragen ward So war es Sitte. Der Bragabecher ward zum Angedenken an Einen getrunken, und dabei wurden Gelübde gethan, irgend eine ruhmbringende That zu thun.. Nun aber erhob er sich, um den Becher zu empfangen und sein Gelübde auszusprechen, und er gelobte, sein Reich nach den vier Weltgegenden hin um das Zwiefache auszudehnen oder zu sterben. Hierauf leerte er das Trinkhorn und bestieg sodann den Hochsitz. Als nun Abends die meisten trunken waren, sandte er Swipdags beide Söhne mit einer Schaar von Kriegern nach dem neuen Saale, um ihn zu umringen und in Brand zu stecken. So kamen die sechs Könige mit ihrem Geleite um; denn die durch Flucht sich zu retten gedachten, wurden sogleich niedergemacht; Ingiald aber nahm nun die Reiche der sechs Könige in Besitz.

Als König Granmâr diess erfuhr, erkannte er, dass er auf seine Sicherung bedacht sein müsse. Da geschah es, dass der Seekönig Hiörward, ein Ylfing, nach Swîthiod kam. Er landete im Mörkefiörd, Granmâr aber entbot ihn samt seinem Gefolge zu sich, und Hiörward nahm die Einladung freudig an. Nun hatte Granmâr eine Tochter, die hiess Hildigunn und war sehr schön. Am Abende gieng sie herum und reichte den Gästen das Bier. Mit einem grossen Silberbecher trat sie vor Hiörward, der Granmâr gegenüber auf einem Hochsitze sass, und bot ihm den Trank mit den Worten : »Heil euch allen vom Stamme der Ylfinge! Willkommen seid ihr beim Bragabecher für Hrôlf Krâki!« Hiörward jedoch erfasste mit dem Becher zugleich ihre Hand und bat sie, neben ihm zu sitzen. Sie erwiderte, es sei nicht Brauch der Wîkinge, mit Weibern zu trinken, worauf er sagte, der Brauch der Wîkinge binde ihn nicht und er wolle sie bei sich haben, und sie sass nun den ganzen Abend an seiner Seite. Am nächsten Morgen warb er um die Jungfrau, und sie ward ihm verlobt unter der Bedingung, dass er da bleibe und Granmâr sein Reich vertheidigen helfe, da er keinen Sohn habe. Im Herbste nun sammelte Ingiald ein Heer, um Granmâr und Hiörward zu bekriegen. Sie rüsteten sich demnach ihm zu begegnen, und es kam ihnen zu Hülfe König Högni von Ostgautland, Granmârs Schwäher, und sein Sohn Hildir. Ingiald landete in Granmârs Reiche und zog landeinwärts, Granmâr, Hiörward und Högni giengen ihm entgegen. Ingiald ward geschlagen, weil alle seine Streiter aus Fiadrundaland, Allundaland, Nerike und Westgautland auf die Schiffe giengen und nicht kämpfen wollten. Ingiald selbst ward wund und Swipdag fiel mit seinen beiden Söhnen. Später traten die Freunde Beider dazwischen und redeten zur Sühne; so kam der Friede zu Stande.

Zum Sommersblôt zog Granmâr gen Uppsala, der Blôtspan Ein Span, der beim Opfer (Blôt) gebraucht worden und dessen man sich bediente, die Zukunft zu erforschen. aber verkündete ihm seinen nahen Tod. Wirklich überfiel im Herbste darauf Ingiald Granmârn und Hiörwarden auf der Insel Sile, tödtete sie durch Feuer und unterwarf sich Granmârs Reich. Högni kämpfte zwar wider ihn, vermochte jedoch nur sein eignes Reich zu behaupten. Endlich aber überlistete Ingiald noch zwölf Könige: er schwur ihnen Frieden und erschlug sie darauf alle. Durch seine Frevelthaten ward ihm der Name Ildrâdi (Brandstifter) gegeben. Er beherschte nun den grössesten Theil von Swîthiod und hatte mit der Gauthild, seinem Weibe, einen Sohn Ôlâf und eine Tochter Âsa.

Um diese Zeit herschten in Skâney und Reidgotland (Jütland) zween Brüder, Gudhröd und Halfdan der Schnelle, Söhne Waldars des Skiöldings. Gudhröd sass ruhig daheim, aber Halfdan führte weithin Krieg. Gudhröd vermählte sich mit der Âsa, Ingialds Tochter, welche böse war wie ihr Vater. Sie überredete ihren Mann den Bruder zu tödten, und brachte darauf ihn selbst um. Ingiald trachtete nun, sich Skâney zu unterwerfen, er vermochte es jedoch nicht; denn Îwar, Halfdans Sohn von Môald der Feisten, wehrte es ihm. Îwar war ein starker und sehr listiger Mann. Er gieng nach Skâney, sammelte ein Heer und zog damit nach Swîthiod. Ingiald war gerade bei einem Gelage auf dem Hofe Reining, der auf einem Eilande im Mälarsee liegt. Er ward überrascht und sah, dass er gegen Îwar's Uebermacht nicht siegen könne; und da er dem ganzen Volke verhasst war, hätte ihn auch nicht Flucht gerettet. Er beschloss also, freiwillig mit der Âsa sein Leben zu enden, machte seine Leute trunken und zündete darauf die Halle an. So starb durch Feuer der Viele durch Feuer getödtet hatte.

Jetzt brachte Îwar ganz Swîthiod und Gautland unter sich; auch herschte er über den fünften Theil von England, über einen Theil des Sachsenlandes und über ganz Austarrîke Die nördlichen Striche Russlands.. Deshalb ward er Wîdfadhmi, der Weitfassende, zubenannt. Zu Hleidhra auf Sælund herschten zu dieser Zeit zween Brüder, Rœrek (Hrôdhrik) und Helgi der Tapfere. Rœrek sass daheim, aber Helgi heerfahrtete jeden Sommer. Er warb um die Audha, Îwars Tochter, die ihn gleichfalls liebte, aber Îwar versagte ihm die Jungfrau unter dem Vorwande, dass Audha sich für zu gut halte. Auf den Rath seiner Freunde bewarb sich nun Rœrek um Audha, und er gewann sogar seinen Bruder Helgi zum Brautwerber. Dieser schiffte nach Swîthiod und erhielt die Jungfrau, obgleich sie ihm nur widerwillig folgte. Sie gebar dem Rœrek einen Sohn, der Harald geheissen ward. Er war schön und, als er drei Winter alt war, grösser von Wuchs denn andere Knaben von zehn Jahren, und da er zween grosse, goldfarbige Vorderzähne hatte, bekam er den Zunamen Hilditand Bei Saxo ganz anders erzählt, der von allem Vorhergehenden nichts weiss und der Harald zu einem Sohne Borkars und der Drôtt macht..

Während eines Sommers fuhr Îwar mit seinem Heere von Swîthiod nach Reidgotaland und legte bei Sælund an. Er sandte einen Boten an Rœrek und entbot ihn zu sich. Audha jedoch warnte diesen vor der Hinterlist ihres Vaters und erinnerte ihn an den Traum, der ihm nach ihrer Deutung Gefährdung durch Îwar gedrohet habe Ihm hatte geträumt: er stünde bei einem Walde, vor welchem ein ebenes und schönes Feld lag. »Und da sah ich einen Hirsch auf dem Felde stehn, und aus dem Walde kam ein Leopard, dessen Haar mich wie Gold däuchte. Der Hirsch durchbohrte das Thier mit seinem Geweihe und es fiel todt nieder. Darauf kam ein grosser Drache geflogen, der ergriff sogleich den Hirsch mit seinen Klauen und zerriss ihn. Dann sah ich eine Bärin und es folgte ihr ein junger Bär. Auch diesen wollte der Drache fressen, aber die Bärin vertheidigte ihn, und da erwachte ich.« Man sieht leicht, der Hirsch ist Rœrek, der Leopard Helgi, der Drache Îwar, die Bärin Audha, der junge Bär Harald.; allein Rœrek liess sich nicht abhalten und gieng auf das Schiff zu Îwar. Îwar stellte sich zuerst, als sähe er ihn nicht, und als er von ihm zu einem Gelage entboten ward, lehnte er die Einladung ab. Als Grund gab er an, er habe gehört, dass Helgi und Audha in einem unerlaubten Verhältnisse zu einander stünden, und dass alle Welt sagte, Harald wäre Helgis lebendiges Abbild. Solchen Schimpf müsse er rächen oder die Audha an Helgi abtreten. Rœrek war darüber sehr erstaunet; nie hatte er etwas davon gehört; dennoch liess er sich von Îwar überreden und beschloss auf dessen Rath, den Helgi zu tödten. Hierauf segelte Îwar weiter. Als Helgi zur Zeit der Ernte heimkam, zeigte sich Rœrek überaus unfreundlich und böser Laune. Helgi schlug ihm vor, zur Zerstreuung Kampfspiele anzustellen, und Rœrek ergriff hierauf, ohne ein Wort zu erwidern, Helm, Brünne, Schwert und Geer und ritt hinaus. Helgi folgte ihm, während des Kampfspieles aber ersah Rœrek sich den Vortheil und durchstach seinen Bruder mit dem Geere. Alle dabei Gegenwärtigen erschraken darob und fragten ihn, warum er solches gethan habe. Er sagte ihnen, Helgi habe sein Weib verlockt; aber Alle schalten diese Beschuldigung eine Lüge. Als nun aber Audha den Mord erfuhr, ahnte ihr sofort, dass ihres Vaters Truglist solches bewirkt habe; sie nahm daher ihren Sohn Harald und ritt von einer Menge Kriegern begleitet von dannen. Bald darauf kam auch Îwar zurück, und als er Helgi's Mord erfuhr, sagte er, es sei ein Frevel und er wolle seinen Freund Helgi rächen. Er hiess seine Leute die Waffen nehmen, überfiel Rœrek, der ihm entgegen ritt, in einem Walde und erschlug ihn. Îwar forderte jetzt die Herschaft und Niemand wagte es, sie ihm zu verweigern. Allein Audha hatte inzwischen ein Heer gesammelt und zog wider ihn: da schiffte Îwar, der sich zu schwach fühlte, heim nach Swîthiod.

Als nun der Winter kam, nahm Audha alles Gold und andere Kleinode, die sie haben konnte, und schiffte Alles nach Eygotaland Die Insel Gothland.; mit dem Frühlinge jedoch fuhr sie nebst ihrem Sohne, von vielen Häuptlingen geleitet, ebenfalls dahin und von da nach Gardarike Russland., wo König Râdbard herschte, und sie hatte grosses Gut bei sich. Sie fand bei ihm freundliche Aufnahme und Schutz, und als er nach einiger Zeit um sie warb, entschloss sie sich mit Haralds Beistimmung Die Mutter stund nach germanischem Recht in der Mund (tutela, daher Mündel und mündig) des Sohnes nach dem Tode des Vaters. Haralds Einwilligung zur Wiedervermählung war also nothwendig. Dagegen hatte Audha's Vater nichts darein zu reden, da er ja bereits seine Mund auf ihren ersten Gatten übertragen hatte., sich mit Râdbard zu vermählen. Sie that diess aber, auf dass ihr Sohn, wenn er herangewachsen sei, hülfbereite Freunde habe; denn beide waren heimathlos, da Îwar gleich nach ihrer Flucht das Reich der beiden Brüder unter sich gebracht hatte.

Îwar gerieth in grossen Zorn, als er von dieser Vermählung Kunde erhielt, obwohl er rechtlich nichts dazu zu sagen hatte. Er beschloss Râdbarden zu bekriegen und sammelte ein gewaltiges Heer, womit er gen Osten segelte. Er gieng durch Karjalaboten (die finnische Bucht) und gelangte dort an die Mark des Reiches seines Gegners. Hier lagerte er und in der Nacht hatte er einen merkwürdigen Traum, als er in seinem Schiffe schlief. Er sah, wie ein grosser Drache vom Meere her flog und seine Farbe schien ihm wie Gold, und es blitzte von ihm gegen den Himmel, als ob die See mit Kraft sich bewege, und es leuchtete über alle Länder in seiner Nähe; und ihm nach flogen alle Vögel, so viele ihrer in den Nordlanden waren. Und er sah ferner, wie eine grosse Wolke vom Norden her aufstieg, und ihr folgte grosser Regen und Sturmwetter, so dass es ihm däuchte, als ob alle Wälder und alles Land in diesem Wasser flösse, welches von oben herab regnete unter Blitzen und Feuerlohen. Und als der grosse Drache von der See an das Land flog, da kam ihm entgegen der Regen und das Unwetter und so grosses Dunkel, und darauf erblickte er weder den Drachen noch die Vögel weiter, aber er hörte lautes Getöse von den Blitzen und dem Ungewitter, und alles zog südwärts und westwärts um das Land, so weit als sein Reich sich erstreckte. Und es däuchte ihn dazu, als wären seine Schiffe zu Walen Walfischen. geworden und sie schwämmen hinaus in das Meer, und da erwachte er.

Man erkennt deutlich, der Traum ist ein Bild der Brâvallaschlacht und ihrer Folgen. Der Drache mit den Vögeln bezeichnet den Harald mit seinen Begleitern; die Wolke und das Unwetter mit dem Regen und den Blitzen den Sigurdh Hring und seine Schweden und Nordmannen. Dann folgt der Kampf und Haralds Untergang, und die Verwandlung der Schiffe in Wale ist eine Andeutung der nun beginnenden Wîkingzüge, die in alle Meere sich verbreiten.

Aber eigenthümlich ist die Art und Weise, wie sich Îwar seinen Traum deuten lässt; darum stehe sie hier.

Der König hiess herbeiholen seinen Erzieher Hördh, dass er ihm den Traum deute. Hördh kam, blieb aber auf einem Hügel am Ende der Schiffbrücke stehn, während der König auf dem erhöheten Hintertheile des Schiffes lag und seine langen Haare auflöste, indess er ihm den Traum erzählte. Er war übellaunig und sagte: »Komm an Bord, Hördh, und deute meinen Traum.« Hördh erwiderte, er werde nicht kommen, »und es ist nicht Noth, deinen Traum zu deuten; selbst kannst du wissen, was er meinet, und es ist sehr glaublich, dass bald die Reiche sich zu Dänemark und Schweden gestalten werden, und du wirst nun zur Hel hinabgehn, der du alle Reiche unter dich zu legen gedenkest. Aber du weisst nicht, dass du sterben wirst und deine Feinde das Reich nehmen werden. Ich bin jedoch zu alt, um Träume zu deuten.« Der König sagte hierauf: »Komm hieher und sage deine üblen Weissagungen.« Hördh versetzte: »Hier will ich stehn und von hier aus will ich reden.« Der König fragte ihn darauf: »Wer war Halfdan der Schnelle unter den Âsen?« Hördh entgegnete: »Er war Balder, den alle Götter beweinten, und dir ungleich.« »Du sprichst wohl, sagte der König: aber komm hieher und sage deine Nachricht.« Hördh jedoch erwiderte: »Hier will ich stehn und von hier will ich reden.« Der König fragte nun: »Wer war Hrœrek unter den Âsen?« Hördh antwortete: »Er war Hœnir, der furchtsamste der Âsen, und doch dir feind.« »Wer war Helgi der Tapfere unter den Âsen?« fragte der König. Hördh erwiderte: »Er war Hermôd, der beherzteste aller, und doch dir unnütz.« Der König sprach: »Wer war Gudhrödh unter den Âsen?« Hördh antwortete: »Er war Heimdall, der dümmste aller Âsen, und doch dir feind.« Nun fragte Îwar: »Wer bin ich unter den Âsen?« Hördh entgegnete: »Du wirst der Lindwurm sein, jener schlimmste, der Midgardswurm heisset.« Sehr zornig rief da der König: »Wenn du mir meinen Tod verkündest, so sage ich dir, dass du nicht länger leben wirst; denn ich kenne dich, wo du auch stehst, schamlosester der Thursen!« »So komm du denn näher, Midgardswurm, und versuchen wir uns an einander!« Da sprang der König aus der Kajütte, und er war so ergrimmet, dass er über Bord sprang. Aber Hördh stürzte sich vom Berge hinab in das Meer, und das sahen die Männer, welche in des Königes Schiffe die Wache hatten, und sie bemerkten, dass keiner von Beiden wieder herauf kam.

Darauf blies man dem Volke zum Landgange und da erfuhr das ganze Heer den Tod des Königes. Da gieng man zu Rathe, was man mit dem grossen Heere beginnen solle, da Îwar todt war und Niemand mit Râdbard Streit hatte, und man kam überein, dass Jedermann heimführe, sobald der Wind günstig wäre. So endete diese Heerfahrt; jeder segelte heim zu seinem Lande.

Merkwürdig hiebei ist besonders das Gespräch zwischen Îwar und Hördh. Unter letztem haben wir wohl eine verkappte Gottheit zu suchen; gerade so, wie sich unter Haralds Brûni Ôdhin verbarg, kann er auch dem Îwar als Hördh gegenüber getreten sein. Diess scheinet sogar Îwar's letzte Anrede »thrûdna thuss« zu bestätigen; denn thrûdnir ist ein Beiname Ôdhin's. Die Worte bedeuten eigentlich: du Riese unter den Ôdhinen, d. h. du trügerischester unter den Trügern; denn Ôdhin trog schliesslich alle, denen er früher Huld erwies, indem er bewirkte, dass sie im Kampfe fielen und zu ihm nach Walhall kämen.

Die Fragen Îwar's sind nicht gerade leicht zu deuten, aber auch sie scheinen mir zu beweisen, dass Îwar sehr bald wusste, wer in Hördh's Gestalt ihm gegenüber stund. Denn die Frage, welche Stellung ein gefallener Held unter den Göttern einnehme, kann doch wohl nur ein Gott beantworten. Weshalb aber Hœnir der furchtsamste, Heimdall der thörichtste aller Âsen genannt wird, weiss ich nicht, es müsste denn mit den Namen Wortspiel getrieben werden: hauns, wovon Hœnir abgeleitet ist, bedeutet niedrig, verächtlich, dann aber auch verachtend, höhnend, zornig; und an Heimdallr klingt heimskr, thöricht, an. Wenn endlich Îwar dem Midgardswurme, dem Iörmungandr, gleich gesetzt wird, so scheint diess auf seinen Landraub und seine anderen Frevelthaten Bezug zu haben.– Aber es ist Zeit, mit der Erzählung fortzufahren.

Als Râdbard die Kunde von Îwar's Tode vernahm, sandte er sofort Harald zum Heere, und der Theil desselben, der noch nicht abgesegelt war, rief ihn als König aus und nahm ihn mit nach Sælund, wo ihm das Volk sogleich huldigte. Darauf fuhr er nach Skâney, dem Erbe seiner mütterlichen Sippen, und auch hier ward er anerkannt. Darauf bezwang er Swîthiod und Jütland und setzte die von Îwar vertriebenen Könige wieder ein. Weil Harald aber nur fünfzehen Jahr alt war, so hatte er es schwer sein Reich zu beschützen. Da veranstalteten seine Krieger einen Zauber (seidh), dass kein Eisen ihn verwunden konnte, und fortan gieng er ungerüstet in den Kampf, ohne je verwundet zu werden. Zuletzt brachte er es dahin, dass alle Könige in Danland und Swîthiod ihm Steuern zahlten, und überall setzte er Könige und Jarle ein, die unter ihm die Gaue verwalten mussten. Ostgautland erhielt der Ylfing Hiörmund, Sohn Hiörward's, den Ingiald durch Feuer getödtet hatte.

Ôlâf, der Sohn Ingiald's, war aber von seiner Mütter zu Bôwi, ihrem Pflegevater, nach Westgautland gesandt worden, dass dieser ihn erziehe. Bôwi kam ihrem Wunsche nach und erzog ihn zugleich mit seinem Sohne Saxi Flettir. Als Ôlâf seines Vaters Tod erfuhr, warb er ein Heer und zog mit ihm nach Nerike, sein Vatererbe in Besitz zu nehmen; die Schweden jedoch hatten Ingiald's ganzes Geschlecht verbannt, und so musste Ôlâf weichen. Er wählte jetzt die Wälder zu seinem Aufenthalte, da wo die Klarelbe in den Wenersee fällt, und legte Dörfer an, wodurch er sich den Beinamen Tretelgja (Holzaxt) zuzog. Doch das Volk um ihn wuchs an Zahl, da der Uebermuth Îwar's Viele zur Flucht nöthigte. Aber die nächste Folge der Vermehrung der Bewohner Wermelands war eine Hungersnoth, und da das Volk dieselbe dem Zorne der Götter darüber zuschrieb, dass Ôlâf kein Blôtmann (eifriger Opferer) war, so beschloss dasselbe, um die Götter zu versöhnen, dem Ôdhin den König selbst zum Opfer darzubringen, dass er ihnen ein fruchtbares Jahr gebe. Diess geschah, aber ein Theil des Volkes wählte nun Ôlâfs ältesten Sohn Halfdan Weissbein zum Beherscher. Er unterwarf sich später die Sôlöer und Raumarike, vermählte sich mit der Âsa, der Tochter des Königes Eystein von Hedemarken. Sie gebar ihm einen Sohn, der Eystein genannt ward, und mit ihm gründete Halfdan später, als er auch Hedemarken, Thoten, Hadeland, Wermeland und das ganze Westfold sich unterworfen hatte, den Skiringssal in Westfold, woselbst er die Verehrung des Frey einführte. Er starb hochbejahrt und ward unter einem Hügel beigesetzt. Mit ihm beginnt die neue Reihe der Westfoldkönige.

Harald Hilditand war aber damals der mächtigste König im Norden; denn er beherschte die dänischen, gautischen und schwedischen Lande, und auch die Könige im östlichen Norwegen waren ihm dienstpflichtig. Er war ein besonderer Günstling Ôdhin's, und dieser selbst soll ihn die Eberstellung des Heeres (Svînfylking) gelehrt haben, wodurch er im Kampfe unbezwingbar ward. Seine Mutter Audha hatte jedoch dem Könige Râdbard einen Sohn geboren, der Randwer hiess, Randwer's Sohn aber war Sigurdh Hring.

Nachdem dieser auf einigen Heerzügen sich versucht hatte, gieng er zu seinem Oheime Harald, von welchem er freundlich aufgenommen ward. Er untergab ihm zuerst sein Heer, später aber ernannte er ihn zum Könige über Swîthiod und Westgautland, während er Danland und Ostgautland in eigner Hand behielt.

Lange Zeit lebten Harald und Hring in Freundschaft, zuletzt aber geriethen sie in Zwiespalt, und sie beschlossen nun den Krieg. Zur Rüstung gaben sie einander eine Frist von sieben Jahren. Es war aber Ôdhin selbst der Anstifter dieser Feindschaft, welcher die Gestalt Brûni's, eines Rathgebers Harald's, angenommen hatte und die beiden Könige entzweite; um den Tod vieler Männer zu bewirken. Andere jedoch sagen, das Harald's Kampfgenossen, als er vor Alter nicht mehr gehn konnte sondern stets im Bette lag, ihn für ungeeignet zur Herschaft hielten und zu Rathe wurden, ihn im Bade zu ersticken. Als er jedoch diess merkte, schlug er ihnen eine mehr königliche Weise, sein Leben zu enden, vor. Er wolle nämlich seinen Freund Hring zu einer Schlacht an der Mark beider Reiche entbieten, um in diesem Kampfe zu fallen. Diesen Vorschlag nahmen sie an, und so rüsteten sich beide Könige, und es nahmen so viele Völker an diesem Kampfe Theil, dass man im Norden von keiner grösseren Schlacht Kunde hat. Alle Beschreibungen dieses Kampfes aber beruhen auf einem alten Gedichte, welches man von je her dem Starkadh zueignete, der auch selbst ein Theilnehmer an diesem Kampfe war. König Hring aber sammelte sein Heer in Swîthiod und Westgautland, auch hatte er viel Volk aus Norwegen. Die Schweden und Nordmannen fuhren nun mit ihrem Heere um Stocksund und sie hatten 2500 Schiffe, aber König Hring ritt mit seinem Gefolge und den Westgauten um den oberen Eyrasund und nahm dann westwärts den Landweg zum Walde Kolmerk, welcher Swîthiod und Ostgautland scheidet. Und als König Hring nach Brâwik kam, da kam seine Flotte zu ihm, und er setzte seine Heerzelte zu Brâwall zwischen Wald und Bucht. König Harald jedoch sammelte sein Heer aus Danland, und ein grosses Heer kam ihm aus dem Ostreiche (Russland) und eines aus Kœnugard (Kiew) und von den Sachsen. Und als er sein Heer auf Sælund zu Sögja (Högja? oder Kögja?) gesammelt hatte und von Landeyri nach Skâney hinüber setzte, konnten die Männer auf den Schiffen hinübergehn: so war das Meer von seinen Schiffen bedeckt. Hierauf sandte er den Herleif mit dem Heere der Sachsen zu Hring, dass sie das Feld behaselten Das Schlachtfeld ward immer mit Haselstauden abgesteckt, und dadurch jedem Heere seine Stelle bezeichnet. und die Kampfstätte wählten und den Frieden aufsagten. Harald hatte aber sieben Tage gebraucht, bevor er mit dem Heere nach Brâwik kam. Nun bereiteten sich Beide zum Kampfe und stellten ihre Schaaren auf.

In Harald's Heere war ein Häuptling, der Brûni hiess. Er war der klügste aller Männer, die mit Harald waren. Ihm übertrug der König die Schaarung seiner Völker und die Stellung der Häuptlinge unter die Fahnen. Harald's Fahne aber stund mitten in der Heerordnung, und sein Gefolge umringte dieselbe. Bei Harald also stunden die Kämpen Swein, Sâm, Gnepi der Alte, Gardh, Brand, Blœng, Teit, Tyrwing, Hialti; das waren Harald's Skalden und Kämpen Die alten nordischen Könige nahmen ihre Skalden (Sänger) mit in den Kampf, auf dass sie, was sie besingen sollten, selbst sähen.. Zu dem Gefolge Harald's aber gehörten Hiört, Borgar, Beli, Barri, Beigadh, Tôki. Da war auch die Schildmaid Wisma und eine andere, Heidh, und jede derselben war mit grossem Heere zu Haralde gekommen. Wisma trug seine Fahne, und bei ihr waren die Kämpen Kâri und Milwa. Wêbiörg hiess aber eine Schildmaid, die mit grossem Heere vom Süden Gotlands zu Haralde gekommen war, und es folgten ihr viele Kämpen. Von ihnen allen aber war der bedeutendste und berühmteste Ubbi der Friese, dann Brât der Ire, Orm der Angle, Bûi, Sohn der Brâma, Ari der Einäugige und Geiralf. Der Schildmaid Wisma folgte ein grosses Wendenheer, und diese waren leicht kennbar, denn sie führten lange Schwerter und kurze Schilde. Auf dem andern Flügel Harald's stund die Schildmaid Heidh mit ihrer Fahne und sie hatte mit sich hundert Kämpen. Darunter waren die Berserke Grîm, Geir, Holmstein, Eysödhul, Hedhin der Schlanke, Dag Lifski und Harald Ôlâfssohn. Und es waren noch manche Häuptlinge bei Heidh auf dem Flügel. Auf dem anderen Flügel der Heerstellung war der Häuptling Haki, und es wurden Fahnen vor ihm getragen. Viele Könige und Kämpen waren bei ihm; da waren Alfar und Alfarin, die Söhne des Königs Gandalf's, und sie waren früher Harald's Gefolgsmänner. König Harald stund auf dem Wagen, weil er keine Waffen führen konnte, so dass er zum Kampfe gehn mochte. Er sandte den Brûni und die Heidh um nachzusehen, wie König Hring seine Schaaren aufgestellt habe und ob er kampfbereit sei. Brûni sagte, als er zurückkam: »Es scheint mir, als ob Hring und sein Volk wohl zum Kampfe bereit sei; er hat die Seinen wundersam aufgestellt. Sie haben die Eberstellung, und der Kampf mit ihnen wird schwer sein.« Da sagte König Harald: »Wer mag den König Hring diese Stellung gelehrt haben? Ich allein glaubte sie zu kennen, nur ich und Ôdhin. Oder will etwa Ôdhin nun schwanken in der Siegverleihung? So hat er früher nie gethan. Und ich bitte ihn, dass er das nicht thue; doch will er mir nicht den Sieg verleihen, so lasse er mich im Kampfe fallen mit meinem ganzen Heere, will er nicht, dass die Dänen den Sieg haben wie früher; und alle, die auf diesem Felde fallen werden, weihe ich dem Ôdhin.« Und es war so, wie Brûni gesagt hatte, Hring hatte sein ganzes Heer in die Eberstellung gebracht, und sie war dicht und gedrang, dass der Rüssel an der Brust war, und doch war sie so lang, dass das eine Horn bis zu dem Flusse reichte, der Ûâta heisst, das andere aber bis gen Brâwîk.

König Hring führte ebenfalls viele Könige und Kämpen mit sich zum Kampfe. Da war aber der vornehmste Mann bei ihm König Ali der Tapfere, der eine grosse Heermenge hatte, und viele andere berühmte Könige und Kämpen. Mit ihm war auch der Kämpe, der in den alten Sagen den grössesten Ruhm hat, Starkadh der Alte, der Sohn Stôrwerk's. Er war erzogen worden in Norwegen auf der Insel Fenring bei Hördhaland, und war weit umher gekommen und bei so manchen Königen gewesen. Auch viele andere Kämpen waren aus Norwegen zu diesem Kampfe gekommen, wie Thrand von Thrandheim, Thôrir von Mœri, Helgi der Weisse, Biarni, Haf, Fidh von Firdh, Sigurdh, Erling Snak (Schlange) von Iadhar, Saga-Eirîk , Holmstein der Weisse, Einar von Egdhir, Hrût der Schweifer, Odd der Weitgewanderte, Einar der Gewaltige, Îwar Vorgebirge. Aber Hring's des Königes Hauptkämpen waren Âki, Eywind, Egil der Schieler, Hildi, Gaut der Streiter, Tollus, Stein von Wæni, Styr der Starke. Eine Rotte für sich bildeten Hrâin Sohn der Hild, Swein Obenkahl, Hlaumbodi und Sôknarsôti, Hrockel die Stelze, Hrôlf der Weiberfeind. Eine andere bildeten Dag der Dicke, Gerdhar der Lustige, Dûk der Wende, Glum aus Wermland westlich der Elf, Saxi der Plünderer, Sali der Gaute. Von oben her aus Schweden waren gekommen Nori, Haki, Klos-Karl, Krôkar von Akri, Gunnfast, Glîsmak der Gute. Von Sigtûn aber waren gekommen Sigmund der Kaufstadtkämpe, Tolufrosti, Adils der Stolze von Uppsala (er gieng voraus den Fahnen und Schilden und stund nicht in der Heerreihe), Sigwald, der zu Hring mit eilf Schiffen gekommen war; Tryggwi und Twîwîwil waren aber mit zwölf Schiffen hergefahren, und Læsir hatte ein Jachtschiff, ganz besetzt mit Kämpen. Eirik der Antvogel hatte einen grossen Drachen, wohl bewehrt mit Heermännern. Auch aus Thelamark waren zu König Hring Kämpen gekommen, die gar nicht übermüthig waren, denn sie schienen Wortdehner und träge. Sie hiessen Thôrkel der Verdrossene, Thôrleif Ross, Hadd der Harte, Grettir der Krumme, Hrôald die Zehe. Auch war gekommen zu König Hring Rögnwald der Hohe, Râdbard's Neffe, der beste aller Kämpen. Er war der Tapferste auf dem Vordergransen und ihm zunächst kamen Tryggwi und Læsir und dann Alrek's Söhne und Ingwi. Sie waren Thiler und alle wollten am wenigsten gelten und glaubten, dass ihre Hülfe gering sein würde; aber sie waren gewaltige Bogenschützen.

Als nun die Heere bereit waren, liess man von beiden Seiten die Hörner blasen und sie riefen demnächst das Feldgeschrei. Dann giengen die Reihen wider einander, und der Kampf war so heftig und gross, dass, wie man in allen alten Sagen erzählt, in den Nordlanden nie ein Kampf stattfand, in welchem so grosse und so gute Männer fielen. Und als der Streit eine kurze Weile gewährt hatte, brach Ubbi der Friese aus Harald's Heere hervor und drang gegen den Rüssel der Heerstellung Hring's, und er hatte den ersten Kampf mit Rögnwald Râdbard's Neffen und es war ihre Begegnung sehr hart, und schreckliche Schläge mochte man da in dem Heere sehen, als diese Uebermüthigen an einander geriethen. Einer gab dem andern viele und grosse Schläge, aber Ubbi war ein so gewaltiger Kämpe, dass er nicht eher nachliess, als bis Rögnwald fiel, und damit endigte ihr Zweikampf. Zunächst sprang er gegen Tryggwi und tödtete ihn. Als Alrek's Söhne sehen, wie schrecklich er im Heere fährt, gehen sie wider ihn und schlagen sich mit ihm; aber er war ein so harter und grosser Kämpe, dass er Beide tödtete, und darauf erschlug er den Ingwi. Er stritt so heftig in dem Heere, dass Alles vor ihm fiel, und er fällte alle die, welche als die Tapfersten im Rüssel stunden, diejenigen ausgenommen, welche wichen und sich mit andern Streitern zu schaffen machten. Und als diess König Hring sah, reizte er sein Heer an, auf dass nicht Einer über Alle siege, da so sieggewohnte Männer bei ihm wären. »Aber wo ist der Kämpe Starkadh, der doch bisher immer den Schild höher trug? Gewinn' uns den Sieg!« Er antwortete: »Wir haben stark zu kämpfen, Herr, aber wir sollen darnach trachten den Sieg zu erringen, wie wir können; und da ist Ubbi, an dem sich ein Mann hinlänglich versuchen kann.« Auf des Königes Anreizung brach er hervor gegen Ubbi, und es ward da ein grosser Kampf zwischen ihnen mit mächtigen Schlägen und grosser Kraft, denn Beide waren übermüthig. Starkadh schlug ihm eine grosse Wunde, aber dafür empfieng er sechs Wunden und alle gross, und es däuchte ihn, er sei nie in solche Gefahr von einem Manne gekommen; doch weil die Heerreihen so dicht waren, so giengen Beide andere Wege, und so endete dieser Zweikampf. Darauf tödtete Ubbi den Kämpen Agnar, und er machte sich immer freie Bahn; er schlug mit beiden Händen, und sie waren blutig bis zur Achsel. So kam er endlich an die Thiler; als diese ihn sahen, sagten sie: »Nun bedürfen wir keiner anderen Stätte im Heere, um uns zu bewähren; lassen wir jetzt diesen Mann einmal unsere Pfeile versuchen, und so leicht es Allen scheinen mag an uns zu kommen, so wollen wir uns um so besser halten und als tapfere Männer uns erweisen.« Die besten der Thiler begannen nun auf ihn zu schiessen, Hadd, der Harte, und Hrôald, und sie waren so geschickte Schützen, dass sie zweimal zwölf Pfeile ihm in die Brust schossen. Diese Männer gaben ihm den Tod, aber zuvor hatte er erschlagen sechs Kämpen und eilf Kämpen schwer verwundet, und andere sechzehn Männer, welche zuvorderst in der Reihe stunden, den Schweden und Gauten erschlagen. Zu dieser Zeit wandte sich auch die Schildmaid Wêbiörg gegen die Schweden und Gauten: sie drang gegen den Kämpen Sôknarsôti, und so hatte sie sich gewöhnt an Helm, Brünne und Schwert, dass sie eine gewaltige Streiterin war, wie Starkadh der Alte sagt. Sie schlug gewaltig auf den Kämpen und versuchte sich lange; einen Schlag schlug sie ihm an das Kinn, und er schnitt entzwei die Kinnlade und das Kinn; er aber zog den Bart in den Mund und biss hinein, und hielt so das Kinn oben. So vollbrachte sie manche grosse Werke im Heere. Ein wenig später begegnete ihr Thôrkel, ein Kämpe König Hring's, und sie hatten harte Begegnung; aber er liess nicht ab, sondern tödtete sie mit vielen Wunden. In kurzer Stunde gab es da viele bedeutende Vorfälle, und die beiden Heere griffen einander heftiger an; Mancher auf beiden Seiten vergass der Heimkehr, oder empfieng doch Wunden. Nun griff Starkadh die Dänen an; zuerst wandte er sich gegen den Kämpen Hûn und erschlug diesen, und gleich darauf den Ella, der jenen rächen wollte. Dann griff er Borgar an und tödtete ihn nach hartem Kampfe. Er sprang nun mit geschwungenem Schwerte in die Reihen und tödtete zunächst den Hiört. Darauf begegnete ihm die Schildmaid Wisma, welche Harald's Fahne trug. Starkadh griff sie heftig an, sie aber rief ihm zu: »Nun, ist dir die Lust zu sterben gekommen? Jetzt sollst du deinen Tod finden, Riese!« Er antwortete: »Zuerst wirst du wohl sinken lassen die Fahne Harald's, des Königs!« und er schlug ihr die linke Hand ab. Da sprang Brâi, Sækalfs Vater, zwischen sie, um sie zu rächen; aber Starkadh hub sein Schwert wider ihn, und weithin im Heere mochte man nun sehen grosse Leichenhaufen durch den Fall der Kämpen. Bald darauf trat dem Starkadh Gnepja entgegen, ein grosser Kämpe, und sie hatten harten Streit, und Starkadh gab ihm die Todeswunde. Darauf tödtete er den Kämpen Haki, und er empfieng in diesem Kampfe viele grosse Wunden. Er ward in den Hals bis an die Schulterblätter hin gehauen, so dass man in die Brusthöhle sehen konnte, und vorn an der Brust hatte er auch eine grosse Wunde, so dass die Lunge herausfiel; auch verlor er einen Finger der rechten Hand. Und als König Harald sah so grossen Mannfall bei seinem Gefolge und seinen Kämpen, da sprang er auf von den Knieen, ergriff zwei Schwerter und trieb den Hengst heftig nach vorn, der vor seinen Wagen gespannt war. Er schlug mit beiden Händen um sich herum, und gab manchem Manne den Tod, obgleich er weder gehen noch zu Rosse sitzen konnte. Noch manche rühmliche That verrichtete der König in diesem Kampfe, doch jetzt ward er von einer Kolbe an das Haupt getroffen, wodurch ihm die Hirnschale zersplittert ward, und diese Wunde war sein Tod, und Brûni war es, der ihn tödtete. Als nun König Hring den Wagen Harald's leer sah und daraus entnahm, dass der König wohl gefallen sein würde, liess er die Hörner blasen und befahl dem Heere vom Kampfe abzulassen. Und als die Dänen dieses inne wurden, liessen sie auch vom Streite ab, und König Hring bot dem ganzen Heere Harald's Frieden an, und Alle giengen gern darauf ein. Am Morgen des andern Tages liess König Hring das Schlachtfeld durchsuchen nach der Leiche seines Freundes Harald, und es war ein so grosser Leichenhaufen, wo er lag, dass es Mittag ward, bevor man die Leiche fand. Da liess König Hring den Leib seines Freundes Harald nehmen, von Blute reinigen und nach altem Gebrauche stattlich ankleiden. Dann liess er denselben auf den Wagen legen, auf welchem König Harald in den Kampf gefahren war, und liess den Hengst vorspannen, den Harald, der König, sonst zum Kampfe ritt, und liess ihn die Leiche in den Hügel führen, und darauf ward der Hengst getödtet. Dann liess König Hring den Sattel nehmen, auf dem er selbst geritten war, und gab ihn dem Könige Harald, seinem Freunde, und bat ihn zu thun, was er wolle, nach Walhall zu reiten oder zu fahren. Darauf liess er ein grosses Trinkgelage rüsten, um seines Freundes Harald Auffahrt würdig zu begehen. Und bevor der Hügel wieder geschlossen ward, bat König Hring alle Häuptlinge und Kämpen, welche ringsherum stunden, hinzuzugehen und in den Hügel zu werfen grosse Goldringe und goldne Waffen zur Ehre dem Könige Harald; und darauf ward der Hügel völlig aufgeschichtet. Nun ward Sigurdh Hring König über Swîthiodh und Dänemark, und Harald war der letzte der Hleidhra-Könige, d. h. der Könige über das dänisch-gothische Reich.

Nur wenig ist dieser Erzählung beizufügen. Die Schilderung der Schlacht stimmt ziemlich genau mit dem Berichte Saxo's. In dem Verzeichnisse der Kämpfer auf beiden Seiten giebt es freilich einige Abweichungen der einen Erzählung von der andern, aber bei Saxo folgen sich die Namen mehr wie sie im alten Liede stunden, während die spätere isländische Erzählung darauf weniger Rücksicht nimmt. Auch die Formen der Namen sind nicht in Beiden dieselben; der Isländer giebt allen Namen isländische Form, während man bei Saxo die schwedischen Namen von den dänisch-gothischen unterscheiden kann.



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