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Ernst Schulze

1789 – 1817

Der einst gefeierte Dichter der »Bezauberten Rose«, für die er kurz vor seinem Tode, der mit 28 Jahren erfolgte, einen Preis erhielt, ist auch der Lungenschwindsucht erlegen.

Über die Entwicklung des Leidens wissen wir nicht viel. Mit 17 Jahren bezog er bereits die Universität Göttingen, wo er sich nach Beendigung seiner Studien habilitierte. Der Tod seiner Braut, Cäcilie Tychsen, der Tochter des Göttinger Orientalisten, machte ihn schwermütig. Seine Gesundheit wurde schwankend. Er setzte alle Kraft zu, um seine dahingeschiedene Geliebte in einem größeren Gedicht zu feiern. Doch mußte er bald (1814) unter die Reihen der Freiwilligen, und konnte erst nach seiner Rückkehr an die Vollendung dieses Gedichtes gehen, dem er den Namen »Cäcilie« gab. Diesem folgte dann ein zweites, die oben genannte »bezauberte Rose«. Kaum war Schulze von einer Fußreise an den Rhein (1816) zurückgekehrt, als er von einer schon lange keimenden Brustkrankheit indem Grade befallen wurde, daß er kaum noch zu seinen Eltern nach Celle, seinem Geburtsort (22. März 1789), reisen konnte, wo er bereits am 29. Juni 181 7 verschied.

In Schulzes Tagebüchern und Briefen, die zum ersten Mal Hermann Marggraf (Leipzig 1855) herausgegeben hat, wird im Jahre 1813 (S. 170 f) von Brustschmerzen gesprochen, zu denen Schulze immer eine Anlage gehabt habe. Diese sog. rheumatischen Schmerzen, die als wahrscheinliche Folgen der militärischen Strapazen angesehen wurden, obwohl dabei ein quälender Husten bestand, sind wohl sicherlich als Zeichen der Lungenschwindsucht zu betrachten. (S. 205.)

Ende November hatte Schulze in der Nacht »einen heftigen Blutsturz, wahrscheinlich infolge eines sich öffnenden Lungengeschwürs«. (S. 343.) Die Behandlung leitete der erfahrene Hofrat Johann Friedrich Stromeyer (1750 bis 1830).

Schulze's letzter Brief, der aus Göttingen vom 8. Mai 1817 datiert ist (Deutsche Dichtung, Bd. 16, S. 293), berichtet, daß, als ihn der Brief des Frl. Auguste von Egloffstein erreichte, er ihn nicht weit »vom Rande des Grabes« traf, »um welches ich nach einer achtwöchentlichen Schifffahrt mit großer Anstrengung meines Piloten, des Hofraths Stromeyer, jetzt endlich herumgesteuert bin, oder, um nicht Jean Paulisch, sondern deutsch zu reden«, erst jetzt »durch die Hülfe meines Arztes und meiner guten Natur auf der Genesung von einem gefährlichen, rheumatischen Brustübel, welches mich seit beinahe zwei Monaten ans Bett und Sopha gefesselt hat.«

Stromeyer war einer der beliebtesten Praktiker von Göttingen, so daß ihn G. F. L. Stromeyer (Erinnerungen eines deutschen Arztes. Hannover 1875. Bd. I, 111 f) den Dr. Heim von Göttingen nennt. Niemand wurde krank, zu dem er nicht gerufen wurde. Weil er die Göttinger nicht im Stich lassen wollte, ließ er sich auf Reisen nicht ein. Neben dem Hausarzt betreute den kranken Dichter sein Freund Bergmann, der auch Arzt war; dieser bemerkt, daß die von der Mutter ererbte Anlage zur Lungenschwindsucht sich nach der Rheinreise ausgebildet habe. »Den Hauch, der so süß durch seine Stanzen weht, hätte er jetzt lieber für einen freien Hauch aus seiner freien Brust vertauscht.« (S.341.) So kam Schulze »mit allen Zeichen eines schon fortgeschrittenen Lungenübels« in Celle an.

»Seinen Mut und seine Hoffnung konnte sein Siechtum nicht beugen; er zeigte sich auch während seiner letzten Krankheit meist heiter und gesprächig.« (S. 344.)

Am 29. Juni 1817 begrub man ihn in Celle, während Cäcilie Tychsen in Göttingen ihre Ruhe fand. Ihr dort heute noch vorhandenes Grab schmücken Verse von Schulze (vgl. Erich Ebstein, Erinnerung an Cäcilie Tychsen, in: Die Spinnstube. 1925. Nr. 5, S. 78), während sein eigenes Grab schon lange verwahrlost daliegt. (Marggraff S. 346.) Prophezeiend hatte der Dichter (dritter Gesang der »Bezauberten Rose«) ausgerufen:

»Dies Lied kann nur der arme Sänger geben,
Sein letztes ist's, er gibt sein letztes gern,
Und wirst du einst, wer es gesungen, fragen,
Wer weiß dir dann auch nur sein Grab zu sagen?«

Zum Schluß mag hier darauf hingewiesen werden, daß ungedruckte und bisher unbekannte Stücke aus dem Nachlaß Ernst Schulze's unter Nr. 261/2 des Kataloges von Hiersemann (1920) Nr. 477 auftauchten. Die Stücke gingen nach Amerika und der Schweiz, ohne daß ich die Namen der jetzigen Besitzer erfahren konnte.


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