Franz Dingelstedt
Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters
Franz Dingelstedt

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Letzte Liebe

Quien no ama, no vive.

I

        Die Sonne sinkt. Ein brechend' Mutter-Auge
Hängt sie noch einmal auf der stillen Erde
Und zittert in des See's durchglühten Wogen.
Ja, dräng' Dich an sie, Welten-Kind, und sauge
Den Segen auf, eh' er verdunkelt werde,
Und eh' an dem erstarrten Himmelsbogen
Die Nacht kommt aufgezogen.
Auch meine Sonn', ich fühl' es, neigt zum Ende;
So möge Dich ihr letzter Strahl verklären!
Ob ich die Kraft, die schwindende, verschwende,
Was thut's? Sie kann ja doch nicht ewig währen.
Ein Bild noch – Deins! – will ich in Glorie fassen
Und lächelnd als Vermächtniß hinterlassen.

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