Franz Dingelstedt
Lieder eines kosmopolitischen Nachtwächters
Franz Dingelstedt

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IV

            Auf diesen Felsen möcht' ich Hütten bau'n,
Ein treuer Gast dem abgeschiedenen Eiland,
Nicht um nach Süden, heimathwärts, zu schau'n,
So wie gen Ithaka der Dulder weiland,
Nein, um des Festlands dürres Einerlei
Im Meereshauch auf ewig zu vergessen;
Hier weht das Banner Albions, und frei
Hat hier von je ein freies Volk gesessen.

Laßt mich willkomm an Eu'rem Heerde sein,
Als Bürger grüße Jeder mich, als Bruder,
Legt in die schwache Rechte mir hinein
Statt eines Wanderstabs ein tüchtig' Ruder,
Lehrt auf den Dünen mich den Robbenfang
Und andere Kiel' als Gänsekiele führen;
Müd' war ich's, bei'm Allmächtigen, schon lang,
Sie täglich sonder Ziel und Rast zu rühren!

Gieb mir die Hand, du schönes Fischerkind,
Sei du mein Weib, mein Engel, meine Muse,
Auf daß ich werde, was die Deinen sind,
Ein wack'rer Lootsen-Mann in blauer Blouse;
Streich mir die alten Falten von der Stirn
Und die Gedanken-Runzeln aus den Brauen,
Fortan soll nur dein Kuß, du schmucke Dirn',
Und Arbeitsschweiß auf diesen Schläfen thauen.

Hinein in's Bad! des Staubes letzten Rest,
Daß ihn hinweg der Schaum der Welle spüle!
Wie dehnt die Brust, so enge, so gepreßt,
Sich selig aus in dieses Morgens Kühle!
Den alten Adam tauch' ich opfernd ein,
Du, weihe, Meer, mich selbst zum neuen Loose,
Laß mich gesund und dein auf ewig sein,
Wenn ich entsteige deinem Mutterschooße!


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