Felix Dahn
Die Bataver
Felix Dahn

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XXVI.

Einstweilen hatte sich der Triumphzug nach alter Sitte vor der Stadt – außerhalb des Pomeriums – auf dem Marsfeld geordnet. Sein Weg führte durch die Porta triumphalis in den Cirkus Flaminius, in welchem viele Tausende von Zuschauern Platz fanden, dann in die Stadt durch die Porta Carmentalis und über das Velabrum und das Forum boarium in den Cirkus Maximus, dann zwischen dem Palatium und dem Caelius hindurch auf die Sacra via und über das Forum auf das Kapitol.

Die Spitze des Zugs bildeten die höchsten Beamten und die Senatoren; es folgten die Tubabläser: darauf wurde die Beute getragen oder gefahren: sie war diesmal nicht sehr reichlich ausgefallen: den Germanen war nicht viel abzunehmen und über die nur zum Gehorsam zurückgeführten Gallier sollte ja nicht triumphiert werden: so hatte denn Vespasian bildliche Darstellungen herstellen lassen des gewaltigen vielhornigen Rheinstroms, der Sumpfwälder an der Lippe. Darauf wurden die goldenen Kränze getragen, welche die »dankbaren Städte Galliens« – Langres in seinem Schutt, Trier, Metz, Reims, Besançon – »ihrem Befreier Vespasian« dargebracht hatten. Glänzend gekleidete Jünglinge und Knaben, goldene und silberne Opferschalen in den Händen, geleiteten hierauf die Opfertiere: es war eine ganze Herde: einhundertundzwanzig weiße Stiere, deren vergoldete Hörner von Binden und Kränzen umflochten waren.

Es sollten nun folgen jene vornehmsten Gefangenen, die nicht als Sklaven verkauft, sondern zur größten Verherrlichung dieses Tages bestimmt waren: sie wurden, nachdem der Triumphator das Kapitol erreicht, in einem Kerker am Fuße desselben, bevor das Opfer begann, erwürgt wie Jugurtha oder mit dem Beil enthauptet wie Vercingetorix oder kürzlich erst der Judenführer Simon.

An solchen hervorragenden gefangenen Kriegern fehlte es diesmal nun völlig: von den Führern der Germanen war nicht Einer lebend in die Hände der Römer gefallen: – die zwölf zahmen Bären, die Cerialis angekauft hatte in den gallischen Rheinstädten, waren doch nur ein dürftiger sinnbildlicher Ersatz für Brinno oder Sido: deshalb eben sollte die gefangene Seherin hier das stolzeste Schaustück des Triumphes abgeben.

Hinter den Gefangenen waren aufgestellt die Liktoren des Triumphators in Purpurgewanden, Stäbe und Beil bekränzt; dann vierzig Kitharisten und Flötenbläser. Hinter diesen stand bereit, Vespasians gewärtig, der ganz vergoldete Triumphwagen, von Lorbeer umflochten, mit vier schneeweißen Rossen bespannt, umwogt von schönen, reich gekleideten Knaben, die kostbare Weihrauchgefäße schwangen, und von den gewaffneten Apparitores. Hinter dem Wagen hätte nun Cerialis als Legat des Triumphators schreiten sollen; statt seiner war jetzt aber hier den Söhnen Vespasians der Platz im Zuge bestimmt. Den Schluß bildeten die sieghaften Legionen: alle fünf, die Cerialis nach Gallien gebracht, waren zurückgeführt, dagegen die abtrünnig gewesenen dort belassen worden.

Diese Kriegsscharen, in ihren besten Rüstungen und Waffen, an Helmen, Feldzeichen und Speeren mit Kränzen geschmückt, weit über dreißigtausend Mann, boten eine stolz gewaltige Schau; aus ihren Reihen scholl, wie die Freiheit dieses Tages verstattete, manch Scherz- und Spottlied auf den sparsamen Imperator, auf den verliebten Cerialis und dessen Unauffindbarkeit in gar mancher Nacht.

 


 


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