Sophie Mereau
Amanda und Eduard
Sophie Mereau

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Vier und zwanzigster Brief.

Amanda an Eduard.

O Du bist krank, Eduard! Du bist es noch immer! Dein Brief trägt unverkennbare Spuren Deines zerrütteten Zustandes. Weh mir, daß ich so Dich wissen und entfernt von Dir bleiben muß! Diese innre Nothwendigkeit bei aller äussern Freiheit ist das Schrecklichste, was sich fühlen läßt, ist die größte Qual meines Lebens! – Ich möchte, wie Clärchen, als sie Egmont im Kerker weiß, und ihn nicht retten kann, ich möchte gebunden sein, an allen Gliedern gelähmt, lieber, als so frei herum gehn zu können, und doch fern von Dir bleiben zu müssen! – O! jetzt – bei dem heiligen Gefühl der Liebe, beschwöre ich Dich – schone Dein! gedenke des liebenden Herzens, dessen Qualen Dein Werk sind. Verbanne alle Schwärmereien, bändige Deine Phantasie, bedenke, daß mit der Gesundheit auch die Freude, mit dem Leben die Hoffnung verfliegt. – Wie heftig bist Du in Allem – o! sei ruhig, vertraue dem Herzen der Geliebten, der Du Alles bist, laß uns der Zeit vertrauen, die das Verworrene still lösen wird. Noch hab' ich selten an unsre Zukunft gedacht, und wohin das alles wol führen sollte. Fragst Du den Strom, wohin er seinen Lauf zu nehmen gedenkt? Allmächtig wogt er dahin, wie Naturgesetz und Kraft es ihm gebieten. – Wie nahe, wie lebendig hat mich noch heute Dein Andenken umschwebt! einsam gieng ich in den dunklen Gängen des Gartens! sehnsuchtsvoll breitete ich meine Arme aus, und nannte leise Deinen geliebten Namen. Ach! da war es mir, als müßte ich Dich aus Deiner Ferne zu mir herüberziehen, und mir ward wohl und weh bei dieser Täuschung. – Und nun noch einmal, Eduard! einzig Geliebter! schone Dein Leben, Deine Gesundheit! – Julie ist zurückgereist; Albret ist krank; ich bin allein – o! wenn Du meine Unruhe kenntest!


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