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Zweite Familie: Spitzhörnchen ( Tupayae)

Eine zweite Familie bildet Peters aus den Spitzhörnchen ( Tupayae ). Die wenigen Arten, welche man kennt, vertreten zwar mehrere Sippen, ähneln sich aber ebensowohl in ihrer Gestalt wie in ihrem Wesen. Wie der deutsche Name andeutet, wiederholen sie innerhalb ihrer Klasse gewissermaßen die Eichhörnchen, wenn auch ihre Aehnlichkeit mit diesen nur eine oberflächliche sein kann. Ihr Kopf spitzt sich in eine lange, an der stumpfen Spitze gewöhnlich nackte Schnauze zu; der Leib ist gestreckt, der Schwanz lang oder sehr lang, buschig, zweizeilig behaart, der Pelz dicht und weich. Ihr Gebiß besteht aus 38 bis 44 Zähnen, unter denen die Eckzähne, weil sie kürzer als die Schneidezähne sind, auffallen; der Schädel ist lang, der Jochbogen in der Mitte durchbohrt, das Schienbein von dem Wadenbein getrennt. In der Wirbelsäule zählt man außer den Halswirbeln 13 rippentragende, 6 bis 7 rippenlose, 2 bis 3 Kreuz- und 25 bis 26 Schwanzwirbel. Die Augen sind groß, die Ohren länglich abgerundet, die Glieder regelmäßig, die Füße nacktsohlig, die fünf Zehen getrennt und mit kurzen Sichelkrallen bewaffnet. Das Weibchen hat vier Zitzen am Bauche.

Die Spitzhörnchen bewohnen Hinterindien und den indischen Archipel. Sie sind echte Tagthiere, welche ihre Räubereien im Angesichte der Sonne ausführen. Ihr Kleid kennzeichnet sie als Baumthiere; denn es ähnelt immer der Farbe der Aeste, ist also entweder braun oder olivengrünlich. Hierin eben ist eine Aehnlichkeit mehr zwischen ihnen und den eigentlichen Eichhörnchen begründet, sie erinnern jedoch auch durch ihre Bewegungen an diese, und die Eingeborenen ihrer Heimat haben für sie und die Eichhörnchen nur eine Benennung.

 

Unsere Abbildung macht uns mit der größten Art der Familie, der Tana ( Cladobates Tana, Sorex glis, Tupaya und Hylogalea ferruginea) bekannt. Die Mitglieder der Sippe, welcher sie zugehört, kennzeichnen sich durch buschigen, zweizeilig behaarten Schwanz, große vorspringende Augen, mäßig große abgerundete Ohren, das aus 38 Zähnen bestehende Gebiß und einen die Augenhöhlen hinten abschließenden dünnen Knochenring. Die Tana zeichnet sich vor den übrigen außer ihrer Größe durch den langen Schwanz aus, und trägt ein dunkelbraunes, ins Schwarze ziehendes Fell, welches auf den Unterseiten einen röthlichen Anflug zeigt und am Kopfe und an der Schnauze mit Grau gemischt erscheint. Die Kehle ist röthlichgrau; der Hinterkopf hat eine graue Querbinde; auf dem Rücken verläuft ein dunkelbrauner Längsstreifen. Die einzelnen Haare des Rückens sind grau und dunkelbraun geringelt. In der Größe kommt die Tana unserem Eichhörnchen am nächsten; ihre Leibeslänge beträgt 25 Centim., die des Schwanzes 20 Centim.

siehe Bildunterschrift

Tana ( Cladobates Tana). [1/3] natürl. Größe.

Ueber die Lebensweise wissen wir ungemein wenig. Die Tana ist ein rasches, behendes, höchst munteres Thier, welches seine langen, gebogenen Nägel vortrefflich zu benutzen versteht und fast mit der Gewandtheit der Affen klettert. Ihre Nahrung besteht aus Kerbthieren und Früchten, welche sie ebensowohl im Gezweige wie auf dem Boden zusammensucht. Eine verwandte Art ist gezähmt worden und hat sich an Milch und Brod gewöhnt, war jedoch stets unruhig und belferte jeden an, der ihr in den Weg trat. Den größeren Theil des Futters suchte sie sich selbst, und da sie frei im Hause herumlaufen durfte, hatte sie dasselbe bald von allen Kerbthieren gereinigt. Ungeachtet dieser Erfahrung hat man bis jetzt vergeblich versucht, ein Spitzhörnchen lebend nach Europa überzuführen.


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