Georg Bötticher
Alfanzereien
Georg Bötticher

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Zecher-Rat.

        Gab dir der Himmel edle Weine,
Nicht spende davon jedermann.
Noch wen'ger trinke sie alleine:
Pfui dem, der einsam schlemmen kann!
Es lohnt auch nicht, daß Fraun sie proben
Die klügsten Schönen, glaube mir,
Sie werden deine Weine loben,
Nie aber würdigen wie wir.
Doch weißt du sechs bis acht Gesellen,
Die dich und was vom Wein verstehn –
Dann zögre nicht, sie zu bestellen
Und laß die bess'ren Sorten sehn.
Das giebt ein reizvoll' Beieinander:
Des Weins, der Rede Doppelglut
Befeuern, schüren sich selbander
Und Gutes mundet doppelt gut. –
Hegst aber einen Freund vor allen
Im Herzen du – den lad' allein
Und hol' aus deines Kellers Hallen
Die edelste der Flaschen Wein.
Hier überspringe keck die Grenzen
Die du gezogen dir mit Fug:
Die beste, fernste der Crescenzen
Ist für den Freund grad' gut genug.
Das Letzte, Höchste zu genießen,
Taugt nicht ein größerer Verein,
Die reinste Lust, sie wird entsprießen
Dem keuschen Bunde nur von Zwein.
Des Freunds bedarf es, Aug' in Auge,
Kein andrer schafft dir das zu Dank,
Daß er zum Himmelssteg dir tauge,
Der sonngeküßte Firnetrank:
Dann steigt aus seinem Gold die hohe,
Die flammende Begeisterung,
In eure Herzen schlägt die Lohe
Und glüht sie wieder maienjung.
Da quillt und rauscht der Lebensbronnen
Wie eh'mals wieder frisch und rein
Und längst entbehrte Himmelswonnen
Schlürft mit dem edlen Trank ihr ein!

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