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Von Steinbach nach Grumbach ist's häufig geschehn,
Daß nächtens ein feuriger Mann ward gesehn,
Der trug einen Grenzstein, der schwer ihn gedrückt,
Dieweil er bei Lebzeit die Grenzen verrückt.
Und grausig ertönte sein Wimmern und Schrein:
»Wo setz' ich den Stein hin, den schrecklichen Stein?«
Einst hat sich von Grumbach in pechfinstrer Nacht
Der Steinbacher Schmied auf den Heimweg gemacht.
Mit Wanken und Schwanken durchzog er den Tann
Und traf da im Dickicht den feurigen Mann.
Der hub dann sogleich an zu wimmern und schrein:
»Wo setz' ich den Stein hin, den schrecklichen Stein?«
Der Schmied hatt' ein Räuschlein, doch hellen Verstand,
Weshalb er die Frage höchst einfältig fand.
Er brachte zunächst sich ins gleiche Gewicht
Und glotzte dem Feurigen dreist ins Gesicht.
Dann lacht' er: »Wohin? Was ein Esel du bist:
Natürlich dahin, wo er hergeholt ist!«
Der Feurige freudig versetzte sofort:
»O Dank! Hundert Jahr' schon erwart' ich dies Wort.
So nah' liegt's – und doch: 's ist die alte Geschicht':
Grad' auf das Nächste verfällt keiner nicht!
Nun bin ich erlöst. Gott lohn' es dir schön!« –
Nie hat man den Feurigen wiedergesehn. |