Georg Bötticher
Alfanzereien
Georg Bötticher

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Der Werwolf.

        Zu Hindenburg im märk'schen Land
Das Haus von einem Bauern stand.
Der sich zu nächtlich-später Stund'
In einen Werwolf wandeln kunnt.
Als solcher schnauzt' er jedermann,
Der sich ihm nahte, wütend an
Und that so wild und fürchterlich,
Daß alles scheu beiseite wich.
Vor einem einz'gen Wesen nur
Verlor er seine Wolfsnatur:
Vor seinem Weib. Der war bekannt,
Wodurch der Werwolf wird gebannt.
Ein Nachbar hat sie einst belauscht,
Just als der Werwolf, stark berauscht,
Zu später Nacht ist heimgekommen:
Da hat sie ihn beim Schopf genommen
Und ist, ihn schleifend an den Haaren,
Durchs Zimmer hin und her gefahren
Mit fortgesetztem, lautem Schrein:
»Willst du noch mal zum Branntewein?!«
Der Wolf, der hat geächzt: »Nein, nein!«
Bis sich zuletzt das grause Tier –
Der Nachbar sah's mit Staunen schier –
Gewandelt in ein Lämmlein weiß,
Das sanft gewedelt mit dem Steiß . ..
Dies ist vor grauer Zeit geschehn.
Indessen muß man zugestehn:
Auch heute noch – das weiß der Kenner
Giebt's solche Werwolfs-Ehemänner.

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