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Im englischen Garten.

Ein einzigmal hatte Joachim Rabesam, des Herz sich geballt hatte, wie eine zornige Faust, um sich nie wieder zu öffnen, einen Augenblick lichteren Erkennens. Er liebte den riesigen Park Münchens wie eben ein Mensch, der von der Kultur nicht mehr völlig hinaus kann. Der Wald verlangt das ganze Leben, die Hingabe jeglichen andern Denkens: was ein rechter Jäger ist, der hat der ganzen Welt entsagt und pfeift auf ihre Theatereien. Aber so weit war Joachim niemals gekommen; er brauchte die aufstachelnde Nähe der Stadt. Bis zum Parke war er gelangt; bis zum Ausflug. Bis zur gänzlichen Waldverlorenheit nicht mehr. Und der Park rief ihm zu: siehst du nicht, was mir fehlt?

Eine eigene Schwermut, eine nicht gleich zu begreifende Ödnis war über ihm, und lange währte es, bis Joachim Rabesam inne ward, daß die jungen Männer fehlten. Die er haßte, wenn sie laute, freche Rudel bildeten, die er beneidete, und denen er beinahe zärtlich nachsah, wenn sie einsam und sinnend ihren Lebensweg begannen, sie, – das tiefste, das glühendste, das heiligste, was Deutschland hatte. Mancher, der schöner und besser war als er, war draußen und gab sich in lodernder Hochglut hin. Und Joachim stelzte in hagestolzer Sicherheit durch diese Alleen, die sonst vor jungem Liebesglück und junger Sehnsucht zitterten, in denen Größe und Umwälzung geplant wurde, und in denen jetzt die jungen Mädchen paarweise und sehr verträumt dahingingen und ihn mit eigentümlich stillen Augen maßen. Es war ihm nicht angenehm …

Die Zukunft Deutschlands gab sich her. Er, der seinem Lande nie etwas gegeben hatte und ihm nie etwas geben würde, er versagte sich. Einen Augenblick brannte sein versteintes Herz, als hätte es die Sonne angeleuchtet. Aber gleich darauf biß er die Kinnlade aneinander. Es war ja doch dieselbe Gesellschaft, die seine Ehre zernagt und sein vertrauendes Leben zerstört hatte. – »Ich – und die Menschen.« Die Wand blieb stehen.

Und die Angst, mit den Verdorbensten zusammen in der Kaserne schlafen zu müssen, viel Gemeinheit zu hören und von rohen Kerlen wie ein Hund auf den Pfiff dressiert werden zu sollen, diese Todesangst vor ihnen, vor jenen gänzlich andern, »den Menschen«, (unter die er geraten war, weiß Gott wie) fraß in ihm weiter. Nicht den Tod fürchtete er, sondern das Leben mit andern. Nicht das zerreißende Eisen, sondern das banale Wort der vielen! Sich selber nicht mehr gehören: Es war eine schneidende Angst. Und mit dieser Seelenangst in den Augen sah er seine Bäume an, die, jeder, so fest auf ihren eigenen Wurzeln standen und sterben durften, wenn man sie von ihnen abriß.

Er wußte, daß jeden Tag seine Einberufung kommen konnte. So bereitete er sich auf den Tod. – Aber auf einen einsamen Tod.

Einmal ging er mit Verene Magelon durch diese langsam gilbenden Alleen, denn es war Sonnenwende schon lange vorüber. Sie war träumerisch. Etwas reifte in ihr. Sie wußte nicht was. An Joachims Seite ging sie nur mehr wie im Schatten einer lieben Erinnerung aus unruhigen Tagen. Sie verlangte ihn nicht mehr; sie war froh, daß der Einsame zu ihr redete, aber froh deshalb, weil ihm dabei leichter wurde. Ähnliches sagte sie ihm auch jetzt.

»Es ist alles so ernst«, begann sie. »Ich bin bisher gegangen wie im Traum. Ich habe nicht gehört, wie diese Zeit inständig und immer neu nach unserer Tiefe ruft. Herr Lukas hat das oft gesagt, aber ich habe es nie begriffen. Ich habe meinen Bräutigam sterben lassen, und nicht erkannt, daß ich darüber nachzudenken hätte, warum dieses bewußte und geregelte Hirn ausgestrichen worden ist, das sich Weg und Ziel so mannhaft klar vorgezeichnet hatte.

»Hätte er doch, wie Herr Lukas will, immer nur den Weg angesehen, es wäre kein Ausstreichen gewesen, sondern ein Ziel, dies Ende. Jetzt sieht sein ganzes Leben abrupt aus. Und das meine erst recht.

»Ich habe gemeint, bei Ihnen sei das Geheimnis, und ich habe Sie sehr lieb gehabt. Auch das ist jetzt einer ganz eigentümlichen – ich möchte fast sagen, einer Verwesung anheimgefallen. Ich gehe neben Ihnen, ich denke für Sie nach, ich denke für mich nach. Ich, ich denke! Was sagen Sie dazu? Ich bin kein Kind der Triebe mehr! Ach, was habe ich für Sie geschwärmt! Heute bin ich Ihnen ein guter Freund, der Ihnen sagen kann, ich war in Sie verliebt.«

Joachim Rabesam neigte den Kopf. »Ich habe es gewußt. Und Sie haben nicht gewußt, daß auch ich Sie geliebt habe, Magelon. Geliebt, wie ein Dieb. Denn ich sah immer so scharf, wie Sie leider jetzt auch beginnen. Unsere Zeit ist großer, dummer Leidenschaften nicht mehr recht fähig, Magelon. Der Mensch sollte nicht denken; er sollte leben. Wir aber denken, selbst wenn es uns hinreißt, zu lieben. Sie sind vor lauter Gescheitheit nie zu einer Liebe gekommen, Magelon. Auch mich haben Sie nur solange geliebt, als ich Ihnen rätselhaft war. Darum habe ich Ihnen so ziemlich alles gesagt, was mich Ihnen enthüllen konnte. Und ich habe es vorausberechnet, daß Sie von mir abfallen würden, wie ein satter Blutegel, wenn ich keine aufregende Neuigkeit für Sie mehr war.

»Ich will Ihnen nicht wehe tun, mein Mädchen. Daß ich Ihnen sage, ich habe sehr um Sie gelitten, das wird Ihnen ja doch schmeicheln. Aber Sie waren immer ein hungriges Kind der Sensationen und alles haben Sie außen gesucht; nichts in sich selber. Die neugierigen und phantasievollen Frauen aber, Magelon, das sind die treulosen Frauen.

»Ich bin alt. Graue Haare am Ehegatten sind magisch anziehende Negativpole für alle Verführer. Die Jugend flammt auf beim Anblick solch eines Besitzers und will ihn nur schnell berauben, wenn das Weib zu schön ist für ihn. Und schön sind Sie, Magelon. Ergreifend schön wären Sie, wenn Sie auch ergreifend tief gewesen wären!

»Es werden, wenn dieser Krieg zu Ende ist, alle die kommen, die sich geopfert haben; – ich habe mich versagt. Es werden kommen die, welche braun, männlich, aufrecht und unbezwinglich geworden sind. Ich gehe gebeugt. Es würde so viel Jugend, so viel Kraft, Schönheit und geweihte Nachdenklichkeit zurückkommen, daß Joachim Rabesams Kampf um sein schönes, junges Weib von vorneherein verloren gewesen wäre.

»Und, Magelon, zu alledem, was mir die Menschen getan hüben, auch das noch? Alles hätte ich auf Sie gesetzt, – alles hätte ich verloren. Da behalte ich lieber mich selber; des bin ich wenigstens sicher.«

Verene Magelon ging langsam, beinahe müde neben ihm. Er hatte sie geliebt. Darum war sein Herz ihr geöffnet gewesen. Und jetzt redete er ebenso zu Birgid Halfström …

»Sie werden sich selber gar nicht behalten«, sagte sie vor sich hin mit gesenktem Gesichte. »Denn alles, was Sie an mir anzweifeln, trifft bei Birgid nicht zu. Sie wissen, daß die treu sein muß.«

Joachim Rabesam erwiderte kein Wort; aber sein braunes Antlitz schien dunkler geworden zu sein.

Da reichte ihm Verene Magelon die Hand hin. »Ich bin nicht eifersüchtig«, sagte sie. »Birgid ist besser als ich. Und Sie sind rettungslos verloren, Herr Joachim, wenn Sie sich nicht an einen, nur an einen einzigen Menschen auf Erden anklammern. Die Frauen sind mehrmals zu Ihnen gekommen. Ich wie ein neugieriger Besuch, sagen Sie? Es hätte was Besseres werden können. Die Krankenschwester aus Schweden hat aber in ihrem ganzen Leben nichts anderes gekannt, als Mitleid und Hilfe für andere. Wenn die zu Ihnen kommt, so ist es Gottes Hand, der Ihnen den letzten Engel schickt.«

Magelon hatte einen Ernst gefunden, als sie so sprach, wie ihn nur die tiefen Tage geben konnten, in denen der ganze Erdteil elend war. Dann ging sie. Als sie geschieden war, senkte Joachim das dunkle Antlitz unter dem ergrauenden Haar noch nachdenklicher und tiefer. Lange stand er so.

Als er aber wieder aufsah, merkte er abermals, daß die Jugend, die schöne, helle, laute Jugend gänzlich in den schwermütigen Alleen fehlte. Und durch sein verwundetes, gekränktes und stolzes Herz zuckte das furchtbare Mißtrauen, daß diese Mädchen ihn nur jetzt ansehenswert finden müßten; jetzt, wo der Vergleich fehlte, wo der Mann eine seltene Sache geworden war. Und jetzt, wo das Leben tief geworden war. Sobald es wieder leicht und hell war, galt das ernste und in sich geneigte Herbstlaub nicht mehr. Die Blütezeit kam wieder: sie mußte ihn dahinwehen wie ein vorjähriges Blatt!

Und wenn die Halfström auch nur ein einzigmal einen Seufzer erstickt neben ihm, wenn ihr ein anderer gefiel, – er war sich zu stolz für diesen Seufzer. Geradeaus wollte er ihr das sagen und sie von sich schrecken. Er hatte ja Testament zu machen in diesen Tagen.


Joachim Rabesam hatte die Zähne zusammenbeißen müssen in der Nähe von Verene Magelons unruhiger und neugieriger Schönheit, die aus Hell und Dunkel seltsam gemischt war. Neben dem klargoldenen Mädchen aus Schweden ging er aber wie in der Septembersonne; dankbar, zufrieden, abschiednehmend. Die Magelon brauchte ihn. Die Halfström wartete ganz still, ob nicht er sie brauchte. Neben der Magelon kam man auf Gawans Weg; die Abenteuer dieser Erde verhieß ihre kleine, zuckende Hand. Mit Birgid kam man an den Gral. Das wußte er sehr gut und zum erstenmal sah er, mit einer andächtigen Scheu, zu dem wunderbar ruhigen Mädchen empor, das durch die vielen Männer hindurchging, um jedem alles, aber nichts anderes zu sein, als Helferin. Sie hatte des armen Ottokar schmerzzerwühlte Locken an ihrer reinen Brust lehnen gehabt und war ihm wie eine Mutter geblieben in ihrer unberührten, nordischen Seele. Sie hatte an O'Briens Bette gesessen und ihm von Herrn Rabesams wunderbarer Milde erzählt, bis auch er ruhig war; sie verband täglich den alten Lukas und pflegte sein seit zwei Jahren; sie kam gefügig und hilfreich zu dem verkämpften Joachim, als dieser litt. Jedem war sie, was sie nur immer zu sein vermochte. Niemals irgend einem untreu, immer sich selber treu.

Joachim stand an seinem Fenster und sah auf seine Hecke aus wildem Wein hinüber, die dort, am Eckbalkon, aus ihrem Kübel fern von der Erde wuchs und früher rot geworden war, als alle andern Ranken am Boden. Er sah sie und sann.

Manchmal wurde sein Herz voll und flügge wie ein schwellendes Luftschiff. Dann dachte er an Birgid. Er glaubte, es hübe ihn dahin, dies späte Glück!

Die Frauen! Sie, die weichen, die tröstenden, jetzt griffen sie nach ihm, da er glaubte, alles wäre zu Ende? Für ihn hatten die Menschen so lange Zeit nichts als Haß und Gemeinheit und Gift gehabt! Und nun: zwei so schöne Frauen, die beiden schönsten, die er je gesehen hatte, und er, – der alte Kerl! Wie Föhnwind umspülte ihn das! Er und Birgid Halfström, deren man sicher war! Gab es das noch?

Er sah seine augustspäten Wildweinranken drüben an; die ließen ein Blatt nach dem andern fallen.

Und ihm wurde kühl; eine große, abendliche Angst bohrte in ihm. Sie war gemischt aus der Sorge, in die übeldampfende, laute Kolonne hineinrücken zu müssen, und aus dem Gefühl: deine Einsamkeit geht ja auch so zu Ende; – der Friedhof ist näher und näher.

Da gingen unten zwei Menschenkinder vorüber, als wären sie einig. Birgid Halfström mit Kantilener. Kantilener sah leidend aus, aber Birgid redete so leise und schwesterlich und gut zu ihm, daß es sich ausnahm, als wäre sie ihm gänzlich hingegeben. Und hochauf brannte das Herz des Einsamen.

Er begann zu leiden. Eifersucht fraß an ihm. Er sagte sich zwar im Selbsterkennen: aha, jetzt springst du, weil man dir die Wurst etwas höher hält? Jetzt beginnt sie, dich zu reizen! Aber es half nichts, daß er seinen aufgepeitschten Zustand nach der Theorie seines Bruders von den Willensströmungen und ihren automatisch entstehenden Gegenpolen ganz klar zerlegte. Er litt und begehrte doch.

Nahm er jetzt die feine, klare Halfström an den Händen, so hatte ihn die Erde auf das anmutigste wieder zu sich gezogen, und er wurde Mensch mit Menschen. Es war das letzte Almosen des Glücks und sein schönstes. Wandte er sich ab, so ging er Satans einsame Bahn, des Widersachers, der immer behauptet, die Eins und das Ich, sie wären der Mittelpunkt der Erde.

Und an einem Morgen ging er mit dem schönen und gütigen Mädchen dieselben Wege, auf denen ihm Verene Magelon, so seltsam ernst geworden, gesagt hatte: »Versäumen Sie das Glück nicht.«

Die Halfström war ruhig. Der schlanke, braune Mann gefiel ihr, aber das kam ihr nicht so nahe, wie es einer Südländerin ergangen wäre. Ihre Sinne waren still; es war mehr ihr gutes Herz, welches ein Mitleid ohnegleichen umschloß. Das war stärker, als der erst keimende Gedanke, sie selber könnte glücklich werden; – oder sehr unglücklich, neben solch einem Menschen!

Aus dem freien und guten Gewissen heraus, das gar keine Mißdeutung zu fürchten hatte, war ihr offenes Wort an Herrn Joachim ergangen: »Ich gäbe alles drum, wenn ich Ihnen helfen könnte.« Jetzt durften beide frei sprechen, und es war sonderbar, sie konnte es. Joachim nicht.

Er fragte sie: »Sie sind heute mit dem Kantilener unter meinem Fenster vorbeigegangen?«

»O«, lächelte sie. »Ohne Absicht. Ich wollte Sie nicht eifersüchtig machen und dachte nicht daran, daß Sie uns sähen.«

»Dachten Sie nicht daran, daß ich dort oben wohne?«

»O ja. Ich hätte am liebsten emporgewinkt. Aber es fiel mir ein, daß Sie um diese Zeit nie zu Hause wären.«

»Sind Sie dem Kantilener gut?«

»Ich muß wohl. Er ist ja auch gut.«

»Er ist auch noch nicht alt, und er ist schön.«

»Er ist unglücklich, Herr Rabesam. Ein unglücklicher Mann ist immer schön.«

»Ja, richtig; Sie halten auch mich für unglücklich.« Es war merkwürdig, die Stimme des armen Verbannten klang immer härter. Es war, als wollte er das Mädchen erst zwingen und demütigen, ehe er ihr sagte: »Du, geh mit mir!« Und er fuhr fort: »So sind Sie mir wohl auch nur gut, weil ich unglücklich bin?«

»Jetzt, ich weiß das nicht«, sagte die Halfström sehr verlegen und verfiel dabei wieder in ihre schwedische Aussprache des Deutschen, die sie schon seit einiger Zeit beinahe gänzlich abgelegt hatte. Unbewußt fühlte sie sich wieder schüchtern und fremd.

»Ich will Ihnen was sagen«, fuhr Herr Joachim grausam fort. »Mein guter Bruder verkündet, jedem Weibe sei vorbehalten, eines Wiedererlösers Mutter zu werden. Mir scheint aber beinahe, Sie armes Mädel haben sich in den Kopf gesetzt, sich obendrein noch kreuzigen zu lassen? Kreuzigen zu lassen an einem Unfruchtbaren. Und das dornigste und unerträglichste Holz ist Ihnen gerade gut genug für Ihre sonderbare Lust, sich zu opfern!«

»O,« sagte Birgid etwas verlegen; »ich bin nicht so pervers und – ich möchte ein wenig glücklich werden, ganz gerne.«

»Glücklich werden! Aha! Also doch wieder das verkappte Mütterchen!«

Bei diesen harten Worten wurden Birgids Augen ganz groß und erschrocken. »Ist das eine Schande?« fragte sie und wurde rot.

»In dieser Zeit?« rief der unselige Rabesam. »In dieser Zeit der Ohnmacht des einsam Geborenen? In dieser Zeit der Aneignung des Muttersohnes, nein, des Menschensohnes durch die Massen, die bloß durch große Kaufleute aufgehetzt wurden? In dieser Zeit, wo das Edelste um Erhöhung der Rentenwerte zu Tausenden hinstirbt? In dieser Zeit, die Blut fordert, weil sie zu viel Geld gefordert hat? Sie, Sie! – Ich sage es Ihnen: der Mann, der heute noch einen Sohn zeugt, nachdem er gesehen hat, was mit ihm geschieht, der ist ein bewußter Schuft!«

Die Halfström stand stille, leichenblaß.

»Und das Mädel, das solches Elend weiterpflanzen möchte,« schrie Joachim sie an, »das ist eine Gans, der eben Eierlegen über alles geht, und der nicht einmal der Gott des Alten Testaments, wie er in diesen Tagen los ist, helfen kann mit Pech und Schwefel!«

Um die Lippen der Schwedin zuckte es heftig, fast unbezwinglich. Aber sie brachte ihre sanften Züge dennoch zur Ruhe und sagte kein anderes Wort als:

»Leben Sie wohl, armer Herr Rabesam.«

Und sie ging. Zornig sah ihr Herr Joachim nach. »Gans, unverbesserliche Gans. So schön sie ist!«

Die Halfström aber sah sich nicht mehr um, wie er immer noch hoffte. Da erschrak er in all seinem Zorne doch ein wenig. »Diese Weiber sind wie ein, wie ein …«, er suchte nach einem ganz verächtlichen Worte für die Sehnsucht nach Mutterschaft und kehrte sich um.

Aber sein Herz bäumte sich gegen ihn selber mit übermäßigem Schmerze empor.

... »Jetzt hab ich das Mädel verloren! Jetzt hab ich das Weib verloren, das letzte und beste, über die ganze, weite Welt hin. Und wenn ich noch eine suchen wollte, – es bliebe nur Geschmeiß; nach der da!

»Aber sich demütigen und mittun an der endlosen Kinderkriegerei? Nein.« Er wollte aussterben! Sein Bruder forderte das ja. –

Aber Joachim Rabesam ahnte nicht, wie sehr gerade er seines Bruders Lehre widerstritt.

Von diesem Tage an war Joachim Rabesam erst gänzlich verlassen.


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