Ernst Barlach
Fragmente aus früherer Zeit
Ernst Barlach

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So, so scheint mir

Es scheint mir ein Gegensatz zu bestehen: innere Macht und Kraft. Vollkraft der Empfindung findet man nicht gerade bei denen, die viel erlebt haben, oder z. B. Helden können künstlerische Feiglinge sein. Die Viel-, Voll- und Großleber genießen viel, aber nicht tief. Genuß macht Freude, aber so viele sind überfüttert und an dem Besten erkrankt, nicht davon genährt und gestärkt. Es gibt eine Genuß-Fettkur, – man muß Asket sein, um mit ganzer Keuschheit die Freude zu empfinden. Schon das zweite Mal ist der Eindruck geringer, gar die Gewohnheit nimmt ihm sein Bestes, den Ehrfurchts-Glücks-Schauer, die Anbetung des wahren, allerverehrtesten Göttlichen: des Glücks.

Wer viel Glück sucht und begehrt, der treibt Lippenfrömmigkeit ohne Erbauung. Und wer das Glück durch Gewohnheit besudelt, sündigt an ihm und verfettet sein Innerstes entweder durch Überfütterung, oder er überreizt seine Genußkraft zu krankhafter Begier. Er wird blasiert gegen die Blume des edlen Bechers, er suchts im Rausch, in der groben Sensation.


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