Ernst Barlach
Fragmente aus früherer Zeit
Ernst Barlach

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Märzwetter

Lange nicht gehört, wie die Regentropfen aufs Fenster trommeln. Sie erzählen Geschichten, und der Wind fährt wohl dazwischen. Da ist es, wie wenn ein Redner in Eifer gerät oder das Schlucken hat: die Worte gruppieren [sich] falsch. Auf eine Scheibe kommt eine Flut, auf eine andre gar nichts. Ganze Sätze fallen auch in den Hof nebenan oder auf das Dach des Blumenmalers. Da können sie lange warten, bis man horcht, was sie erzählen. Die Tropfen sind nicht dumm, sie sind klares Himmelswasser, und ihre Sprache klingt nicht nach Gewäsch von Amateurphilosophen. Höchstens sind sie durch die Atmosphäre von Paris schon verunreinigt. Ihr Leben läuft zwischen Bergspitzen, Wolken und Nebeln. Weder nach dem ersten Diner, noch am Morgen, noch vorm Zubettgehen haben sie schlechte Launen. Sie streifen unterm Himmelsgewölbe lang; und oft sagt man, sie stimmen triste.


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