Emile Zola
Der Zusammenbruch
Emile Zola

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2

In dichtem Nebel blies der Hornist Gaude beim ersten Tagesgrauen auf der Hochebene von Floing mit aller Kraft zum Wecken. Aber die Luft war so mit Feuchtigkeit durchtränkt, daß die fröhlichen Klänge erstickten. Und die Mannschaften der Kompagnie, die nicht einmal mehr den Mut gehabt hatten, ihre Zelte aufzuschlagen, sondern sich in die Zeltbahnen gewickelt zum Schlafen in den Dreck gelegt hatten, wachten gar nicht auf; sie lagen mit blassen, von Ermattung und Schläfrigkeit verhärteten Gesichtszügen schon wie Leichen da. Man mußte sie einzeln aufrütteln und ihrem Nirwana entreißen; wie Auferstandene erhoben sie sich, leichenblaß, die Augen mit Schrecken vor dem Leben erfüllt.

Jean hatte Maurice geweckt.

»Was denn? Wo sind wir?«

Verstört sah er um sich und erblickte nichts als ein graues Meer, in dem die Schatten seiner Kameraden zu schwimmen schienen. Auf zwanzig Meter voraus konnte er nichts unterscheiden. Da er jede Möglichkeit verloren hatte, sich zurechtzufinden, wäre er nicht imstande gewesen zu sagen, auf welcher Seite Sedan läge. In diesem Augenblick aber schlug irgendwoher aus der Ferne Geschützdonner an sein Ohr.

»Ach ja, heute sollen wir ja fechten ... Um so besser, dann gibt's Schluß!«

Stimmen um ihn her sagten dasselbe; es lag wie eine düstere Genugtuung, wie Erlösung von einem Alpdruck in ihnen, daß sie nun endlich die Preußen sehen sollten, die sie ja suchten und vor denen sie schon soviel tödlich lange Stunden flohen! Nun sollten sie also auf sie schießen und sich endlich der Patronen entledigen, die sie von so weither geschleppt hatten, ohne eine einzige abzubrennen. Diesmal, das fühlten alle, war die Schlacht unvermeidlich.

Aber von Bazeilles her tönte das Geschütz immer lauter, und Jean horchte im Stehen.

»Wo schießen sie?«

»Wahrhaftig!« antwortete Maurice, »mir kommt's vor, als wäre es nach der Maas hinüber ... Aber der Teufel soll mich holen, wenn ich 'ne Ahnung habe, wo ich bin!«

»Höre, Junge,« sagte der Korporal, »du gehst mir nicht von der Seite, denn das muß man verstehen, wenn man nicht böse eins abkriegen will ... Ich habe das ja schon gesehen und will die Augen für dich und mich offenhalten.«

Die Korporalschaft fing indessen an zu brummen, weil sie sich ärgerte, daß sie nichts Warmes in den Magen zu bringen hatte. Keine Möglichkeit, ein Feuer anzuzünden ohne trockenes Holz und bei dem Dreckwetter! In demselben Augenblick, in dem die Schlacht begann, trat die Magenfrage gebieterisch, entscheidend wieder an sie heran. Helden waren sie vielleicht, aber erst kamen ihre Bäuche. Essen war ihr einziges Bedürfnis; und mit welcher Liebe schäumten sie den Topf an den Tagen ab, wenn es schöne Suppe gab! Wie kindisch, blindwütig waren sie, wenn es mal an Brot fehlte!

»Wenn's nichts zu essen gibt, kann man nicht fechten,« erklärte Chouteau. »Gottes Donnerwetter soll mich erschlagen, wenn ich heute mein Fell dran wage!«

Der Umstürzler kam bei dem langen Teufel von Anstreicher, diesem Schwätzer vom Montmartre, wieder durch, bei dem Kneipengelehrten, der seine paar hier und da aufgepickten verständigen Gedanken durch die Vermischung mit den schauderhaftesten Eseleien und Lügen verdarb.

»Haben sie uns übrigens nicht mit ihren Erzählungen von den verhungerten und todkranken Preußen veralbert, die nicht mal ein Hemd auf dem Leibe hätten und die man in dreckigen Lumpen wie Bettelvolk auf den Straßen fände?« fuhr er fort.

Loubet begann als richtiger Pariser Straßenbengel, der sich mit allen möglichen kleinen Geschäften der Hallen auf den Straßen herumgetrieben hatte, zu lachen.

»Ach Quatsch! Wir hier klappen vor Elend zusammen, und man sollte lieber uns einen Sou geben, wenn wir in unsern zerplatzten Pantinen und unsern beschissenen Klatern daherkommen. ... Und dann ihre großen Siege! Reizende Spaßvögel, wahrhaftig, wenn sie uns vorerzählen, Bismarck wäre beinahe gefangen worden und ein ganzes Heer wäre in einen Steinbruch geschmissen ... Nein, die haben uns schön veralbert!«

Pache und Lapoulle hörten mit geballten Fäusten zu und nickten wütend mit dem Kopfe. Auch andere ärgerten sich, denn die Wirkung der ewigen Lügen der Tageszeitungen war endlich verhängnisvoll geworden. Jedes Zutrauen war ertötet, sie glaubten nichts mehr. Die Einbildungskraft dieser großen Kinder, die zuerst so reich an außerordentlichen Hoffnungen gewesen war, verfiel nun in ganz närrische Spukträume.

»Verflucht nochmal, das war nicht dumm!« fing Chouteau wieder an, »das ist doch klar, wir sind eben verkauft ... Das wißt ihr alle ganz genau.«

Lapoulle geriet mit seiner bäuerlichen Einfalt bei diesem Wort jedesmal ganz außer sich.

»Verkauft! Oh, müssen das Beester sein!«

»Verkauft, wie Judas seinen Herrn verkauft hatte«, flüsterte Pache, dem Erinnerungen an die Heilige Geschichte in den Sinn kamen.

Chouteau triumphierte.

»Das ist doch ganz einfach, mein Gott! Wir wissen ja die Summen... Mac Mahon hat drei Millionen gekriegt und die andern Generale jeder eine, dafür, daß sie uns hierher geschleppt haben... Letzten Frühling haben sie das in Paris abgemacht; und heute nacht haben sie eine Rakete abgeschossen, um ihnen das Zeichen zu geben, daß alles fertig wäre und daß sie uns holen könnten.«

Maurice wurde übel bei der Dummheit dieser Erfindung. Dank seiner Vorstadtkodderschnauze hatte Chouteau ihm zuerst Spaß gemacht, ihn beinahe gewonnen. Aber jetzt hielt er es mit diesem Wortverdreher nicht länger aus, dem schlechten Arbeiter, der jede Beschäftigung begeiferte, um sie andern zu verekeln.

»Was schwatzen Sie solche Dummheiten?« schrie er. »Sie wissen ganz genau, daß das nicht wahr ist.«

»Was, nicht wahr?... Also das ist nicht wahr, daß wir verkauft sind?... He, sag' mal, du feiner Junge, gehörst du auch zu der Dreckbande von Schweinehunden, die uns verraten haben?«

Drohend kam er auf ihn zu.

»Weißt du, ich muß dir wohl mal erst sagen, mein Herr Bourgeois, daß wir mit dir auch noch fertig werden, ohne auf deinen Freund Bismarck zu warten.«

Auch die andern fingen nun an zu brummen, und Jean glaubte dazwischenkommen zu müssen.

»Ruhe! Den ersten, der sich rührt, melde ich!«

Aber Chouteau grinste ihn an und gröhlte. Er kümmerte sich auch noch um seine Meldung! Er würde fechten oder nicht, wie es ihm paßte; und man brauchte ihm gar nicht erst dumm zu kommen, denn er hatte seine Patronen nicht bloß für Preußen. Nun die Schlacht begann, schmolz der Rest von Manneszucht, der bis dahin noch durch die Furcht aufrechterhalten war, dahin: was könnte man ihm denn tun? Er würde ausreißen, sowie er genug davon hätte. Und er wurde grob und hetzte die andern gegen den Korporal auf, der sie vor Hunger sterben ließe. Ja, es war nur seine Schuld, wenn die Korporalschaft seit drei Tagen nichts zu essen hatte, während die Kameraden Suppe und Fleisch gehabt hätten. Aber der Herr hatte sich mit dem seinen Jungen da bei Mädels herumgetrieben. Man hätte sie in Sedan wohl gesehen.

»Du hast das Geld der Korporalschaft durchgebracht; wag's doch mal und behaupte das Gegenteil, du altes Leckermaul!«

Dadurch verschlimmerte sich die Lage. Lapoulle ballte die Fäuste, und Pache, der trotz seines Sanftmutes vor Hunger den Verstand verlor, verlangte Erklärungen. Der Vernünftigste war noch Loubet, der mit seiner pfiffigen Miene zu lachen anfing und meinte, es wäre doch zu dumm, wenn Franzosen sich gegenseitig auffräßen, solange noch Preußen da wären. Er liebte keine Auseinandersetzungen, weder mit der Faust noch mit Flintenschüssen, und indem er auf die paar hundert Francs anspielte, die er als militärischer Ersatzmann bekommen hatte, fügte er hinzu:

»Ne wirklich, wenn sie glauben, daß mein Fell mir nicht mehr wert ist als das! ... Ich werde ihnen schön was verabreichen für ihr Geld!«

Aber Jean und Maurice waren durch diese letzten albernen Angriffe gereizt und entschuldigten sich mit einer heftigen Erwiderung, als eine starke Stimme durch den Nebel tönte:

»Was ist da los? Was ist da los? Was sind das für dreckige Hanswurste, die sich da kabbeln?«

Und Leutnant Rochas erschien mit seinem vom Regen ausgewaschenen Käppi, an seinem Rocke fehlten die Knöpfe, und seine ganze magere, schlotterige Gestalt befand sich in einem bejammernswerten Zustande von Vernachlässigung und Elend. Trotzdem hatte er aber seine siegesgewisse Keckheit beibehalten, seine Augen leuchteten und sein Schnurrbart sträubte sich in die Höhe.

»Herr Leutnant, hier sind Leute, die herumschreien, wir wären verkauft...« antwortete Jean ganz außer sich. »Jawohl, unsere Generäle hätten uns verkauft...«

Rochas' engem Schädel erschien dieser Gedanke an Verrat durchaus keine ganz unnatürliche Erklärung für alle die Niederlagen, die er nicht zugestehen wollte.

»Na ja! was geht das die denn an, ob sie verkauft sind?... Ist das ihre Sache?... Das hindert doch aber nicht, daß die Preußen nun da sind und daß wir ihnen eine 'runterhauen wollen, daß sie dran denken sollen.«

In der Ferne bei Bazeilles hinter dem dichten Nebelschleier kam das Geschütz gar nicht mehr zum Schweigen. Und mit einer großartigen Gebärde reckte er den Arm vor.

»Nicht wahr? diesmal geht's los!... Nun wollen wir sie mal mit dem Kolben nach Hause jagen!«

Für ihn war alles ausgewischt, seit er Geschützdonner hörte: die Langsamkeit und Unbestimmtheit ihrer Märsche, die Entmutigung der Truppen, das Unglück bei Beaumont und schließlich die Todesqual dieses letzten, erzwungenen Rückzuges auf Sedan. War denn der Sieg nicht sicher, nun es endlich zum Schlagen kam? Er hatte nichts vergessen und nichts zugelernt, er blieb bei seiner prahlerischen Mißachtung des Feindes, seiner vollständigen Unkenntnis neuerer Kriegsverhältnisse in der hartnäckigen Sicherheit, ein alter Soldat aus Afrika, der Krim und Italien könne nicht geschlagen werden. Das wäre wirklich zu komisch gewesen, in seinem Alter noch mit so etwas anzufangen!

Ein plötzlicher Lachausbruch riß ihm förmlich die Kinnbacken auseinander. Und dann gab er eines der Zeichen von Zuneigung von sich, die ihm die Anbetung seiner Leute verschafften, trotz aller Rippenstöße, die er zuweilen austeilte.

»Hört mal, Kinder, anstatt zu zanken wäre es besser, ihr nehmt mal einen Schluck... Ja, ich will euch einen ausgeben, und ihr trinkt auf meine Gesundheit.«

Er zog aus der tiefen Tasche seines Rockes eine Flasche Branntwein und setzte mit triumphierender Miene hinzu, das wäre das Geschenk einer Dame. In der Tat hatte man ihn am Tage vorher am Tische einer Kneipe in Floing sich sehr unternehmend gegen eine der Kellnerinnen benehmen sehen, die er auf den Knien hielt. Jetzt lachten die Soldaten gutherzig und hielten ihre Eßnäpfe hin, in die er ihnen lustig einschenkte.

»Auf unsere guten Freundinnen müßt ihr trinken, Kinder, wenn ihr eine habt, und auf das Wohl Frankreichs... Was anderes weiß ich nicht, es lebe die Freude!«

»Das ist wahr, Herr Leutnant! Auf Ihr Wohl und aufs Wohl aller Welt!«

Alle tranken versöhnt und wurden wieder warm. Das war nett, dieser Tropfen so in der Morgenfrische, wenn es gegen den Feind gehen sollte. Auch Maurice fühlte es sich durch die Adern rinnen, wie es ihn wärmte und in die Halbtrunkenheit der Einbildung versetzte. Warum sollten sie die Preußen auch nicht schlagen? Sparte nicht jede Schlacht mancherlei Überraschungen auf, bewahrte die Geschichte nicht manches Beispiel dafür auf, wie die Welt über einen unerwarteten Glückswechsel in Erstaunen geraten war? Und der Teufelskerl fügte noch hinzu, Bazaine sei auf dem Marsche, vor Abend noch werde er erwartet; ach! die Vereinigung sei ganz sicher, das wußte er von dem Adjutanten eines Generals; und wenn er auch nach Belgien zeigte, um die Richtung anzugeben, aus der Bazaine käme, Maurice überließ sich doch einer dieser Aufwallungen von Hoffnung, ohne die er nicht leben konnte. Vielleicht käme es jetzt doch zur Genugtuung.

»Worauf warten wir denn noch, Herr Leutnant?« erlaubte er sich zu fragen. »Wir marschieren ja noch nicht!«

Rochas machte eine Handbewegung, wie um zu sagen, es sei noch kein Befehl dazu da. Nach einer Pause fragte er dann:

»Hat niemand den Herrn Hauptmann gesehen?«

Kein Mensch antwortete. Jean fiel es ein, daß er gesehen hatte, wie er sich nachts in der Richtung auf Sedan entfernte; aber ein kluger Soldat muß den Vorgesetzten außerhalb des Dienstes nicht immer sehen. Er schwieg und sah, als er sich umdrehte, einen Schatten an der Hecke entlang kommen.

»Hier kommt er«, sagte er.

Tatsächlich war es Hauptmann Beaudouin. Er setzte alle durch die Sauberkeit seines Anzuges in Erstaunen, seine Uniform war abgebürstet, seine Schuhe gewichst, was von dem jammervollen Zustande des Leutnants außerordentlich abstach. Zudem lag noch so etwas wie eine gewisse gefallsüchtige Sorgfalt auf ihm, liebevolle Fürsorge haftete seinen weißen Händen und seinem aufgezwirbelten Schnurrbart an, ein unbestimmter Duft von persischem Flieder, so daß es nach dem gut eingerichteten Ankleidezimmer einer niedlichen Frau roch.

»Aha!« spottete Loubet, »der Hauptmann hat sein Gepäck wiedergefunden!«

Aber niemand lachte, denn sie wußten, es war nicht mit ihm zu spaßen. Sie verabscheuten ihn, weil er sie sich vom Leibe hielt. Ein Korinthenkacker, wie Rochas sagte. Nach den ersten Niederlagen sah er geradezu beleidigt aus; und das von allen vorausgesehene Unglück kam ihm besonders unzeitig vor. Als überzeugtem Bonapartisten war ihm ein gutes Vorwärtskommen sicher, zumal er sich auf verschiedene Salons stützen konnte; nun sah er sein ganzes Glück hier in den Dreck fallen. Es hieß, er besitze einen sehr netten Tenor und habe ihm auch schon viel zu verdanken. Übrigens war er nicht ohne Kenntnisse, wenn er auch von seinem Beruf nichts verstand und einzig und allein gefallen wollte; aber er war recht tapfer, wenn es darauf ankam, allerdings ohne übermäßigen Eifer.

»Was für ein Nebel!« sagte er nur, innerlich froh, daß er seine Kompanie wiedergefunden hatte; denn er suchte sie schon eine halbe Stunde voller Furcht, sie verloren zu haben. Sofort rückte nun das Bataillon vor, denn es war endlich der Befehl dazu gekommen. Es mußten wohl neue Nebelschwaden aus der Maas aufgestiegen sein, denn sie marschierten fast nach dem Gefühl inmitten einer Art weißlichen Taues, der sich als leichter Regen niederschlug. Und da hatte Maurice eine packende Erscheinung, nämlich die des Oberst von Vineuil, der plötzlich zu Pferde unbeweglich an einer Straßenkreuzung blaß und riesengroß wie das Marmorbild der Verzweiflung dastand, das Tier schaudernd in der Kälte des Morgens und die Nüstern weit offen dort unten gegen den Geschützdonner hin gerichtet. Aber zehn Schritte hinter ihm schwebte hoch in der Luft die bereits aus ihrem Überzeug genommene Fahne des Regiments, die ein diensttuender Unterleutnant trug, und in den weißen, hin und her schwebenden Dünsten erschien sie ihm auf diesem traumhaften Hintergründe wie ein Sinnbild des Ruhmes, das zitternd verschwinden wollte. Der goldene Adler war mit Feuchtigkeit beschlagen, während die dreifarbige Seide, in die die Namen ihrer Siege eingestickt waren, verblaßt, verräuchert und von alten Wunden durchlöchert war; und nur das an das Fahnenband geheftete Kreuz der Ehrenlegion verlieh dem verblaßten Ganzen durch seine schmelzgezierten Arme lebhafteren Glanz.

Fahne und Oberst verschwanden, von einer neuen Welle verschlungen, und das Bataillon rückte immer weiter vor, ohne zu sehen wohin, wie in feuchte Watte eingehüllt. Es war einen Abhang heruntergegangen, und jetzt ging es über einen schmalen Weg wieder bergauf. Dann ertönte der Befehl: Halt! Und da standen sie, das Gewehr bei Fuß, die Schultern vom Tornister beschwert, ohne rühren zu dürfen. Sie mußten sich auf einer Hochebene befinden; da man aber auf zwanzig Schritt noch nichts sehen konnte, war durchaus nichts zu erkennen. Es war sieben Uhr und der Geschützdonner schien näherzukommen, neue Batterien feuerten von der andern Seite, von Sedan herüber, näher und näher heran.

»Ach, ich werde heute fallen!« sagte der Sergeant Sapin ganz unvermittelt zu Jean und Maurice.

Seit dem Wecken hatte er den Mund noch nicht geöffnet und schien in Träumereien versunken mit seinem winzigen Gesicht mit den schönen großen Augen und der kleinen spitzen Nase.

»Ist das ein Einfall!« rief ihm Jean wieder zu. »Wer kann vorher sagen, was man abkriegt? ... Wissen Sie, für manche gibt's gar nichts, und doch gibt's was für alle Welt.«

Aber der Sergeant nickte mit dem Kopfe wie zum Ausdruck unbedingter Gewißheit.

»Oh, mir ist's, als wäre es schon vorbei ... Ich falle heute.«

Köpfe fuhren nach ihm herum und man fragte, ob er das im Traume gesehen hätte. Nein, er hatte überhaupt nicht geträumt; er fühlte nur, daß es so wäre.

»Und doch ist es eigentlich zu dumm, denn ich wollte heiraten, wenn ich jetzt nach Hause käme.«

Von neuem irrten seine Augen umher und er überblickte sein Leben. Als Sohn kleiner Kolonialwarenhändler in Lyon war er von seiner Mutter, die er verloren hatte, verzogen worden; mit seinem Vater hatte er sich nicht verstehen können, und so war er trotz seines Widerwillens beim Regiment geblieben und hatte sich auch nicht loskaufen lassen; und während eines Urlaubes war er mit einer seiner Kusinen zu einem Einverständnis gekommen, da er den Glauben ans Dasein wiedergefunden hatte, und machte nun glücklich mit ihr Pläne für einen kleinen Handel, den sie mit Hilfe der paar Kröten ihrer Mitgift errichten wollten. Er hatte guten Unterricht im Schreiben, Rechtschreibung und Rechnen genossen. Seit einem Jahre lebte er nur noch in der Freude über diese Zukunft.

Er schauerte zusammen und schüttelte sich, wie um aus seiner Zwangsvorstellung herauszukommen, während er ganz ruhig wiederholte:

»Ja, es ist zu dumm, heute falle ich.«

Niemand sprach mehr, und die Spannung dauerte fort. Man wußte sogar nicht mehr, ob man dem Feinde den Rücken oder die Stirn zukehrte. Von Zeit zu Zeit kamen unbestimmte Geräusche aus dem in Nebel gehüllten Unbekannten: das Rollen von Rädern, Getrappel großer Massen, der weit entfernte Trab von Pferden. Es waren das Bewegungen im Nebel verborgener Truppen, die Entwicklung des ganzen siebenten Korps, das seine Gefechtsstellungen bezog. Seit ein paar Augenblicken aber schien es, als würden die Nebelschwaden leichter. Wie Tüllfetzen flog es in die Höhe, einzelne Ausschnitte der Umgebung wurden sichtbar, allerdings noch trübe, etwa wie das ernste Blau tiefen Wassers. Und da in einem dieser Lichtblicke zogen wie ein Gespensterzug die Regimenter der Chasseurs d'Afrique an ihnen vorüber, die einen Teil der Division Margueritte bildeten. Hochaufgerichtet in ihren Sätteln trieben sie mit ihren kurzen Jacken und den breiten roten Gürteln ihre Pferde vorwärts, kleine, unter ihrem Riesengepäck halb verschwindende Tiere. Erst eine Schwadron, dann wieder eine; und so schienen sie alle in dem feinen Sprühregen wegzuschmelzen, aus dem Ungewissen kommend, um wieder in ihm zu verschwinden. Sie waren zweifellos nur im Wege und wurden weiter weggeschickt, weil man nichts mit ihnen anzufangen wußte, genau wie es auch im Beginn des Feldzuges gewesen war. Als Aufklärer waren sie kaum jemals verwendet worden, und sowie die Schlacht sich entwickelte, führte man sie aus einem Tal ins andere spazieren, denn sie waren zu kostbar und unnütz.

Maurice sah zu ihnen hinüber und dachte an Prosper.

»Sieh,« murmelte er, »vielleicht ist er auch da hinten.«

»Wer denn?« fragte Jean.

»Der Bursche aus Remilly, weißt du, dessen Bruder wir in Oches trafen.«

Aber die Jäger waren vorbei, als wieder ein heftiger Galopp ertönte, ein Stab, der den abschüssigen Weg ins Tal hinabsauste. Diesmal erkannten Jean und Maurice ihren Brigadegeneral Bourgain-Desfeuilles, der heftig den Arm schwenkte. Endlich hatte er sich also herabgelassen, aus dem Wirtshause zum Goldenen Kreuz aufzubrechen; seine schlechte Laune drückte deutlich genug seinen Ärger darüber aus, daß er so früh hatte aufstehen müssen, und das unter so jammervollen Unterkunfts- und Nahrungsverhältnissen.

Seine Donnerstimme tönte klar herüber.

»He! Gottsdonnerwetter! Mosel oder Maas, endlich ist doch das Wasser da!«

Der Nebel stieg indessen in die Höhe. Genau wie in Bazeilles war es wie das plötzliche Sichtbarwerden eines Bühnenbildes hinter dem langsam zum Bühnenhimmel emporschwebenden Vorhang. Heller Sonnenschein rieselte vom blauen Himmel herab. Und sogleich erkannte Maurice nun auch, wo sie gelegen hatten.

»Ah, wir sind auf der Algier-Ebene...« sagte er zu Jean. »Siehst du auf der andern Seite des Tales uns gegenüber das Dorf, das ist Floing, und da unten das ist Saint-Menges; und noch weiter, das ist Fleigneur... Dann ganz im Hintergrunde da im Ardennerwalde die mageren Bäume am Horizont, das ist die Grenze...«

Mit ausgestreckter Hand fuhr er fort. Die Algier-Hochebene, eine etwa drei Kilometer lange Fläche rötlichen Grundes, fiel sanft vom Garennegehölz nach der Maas hin ab, von der sie durch Wiesen getrennt wurde. Hier hatte General Douay das siebente Korps voller Verzweiflung über den Mangel genügender Leute zur Verteidigung einer so ausgedehnten Linie aufgestellt und um sich fest gegen das erste Korps anzulehnen, das rechtwinklig zu ihm den Givonnegrund vom Garennegehölz bis nach Daigny besetzt hielt.

»Nicht wahr? ist das großartig, ist das großartig!«

Und Maurice drehte sich herum und fuhr mit der Hand am Horizont entlang. Vor der Algierebene entfaltete sich das ganze gewaltige Schlachtfeld gegen Süden und Westen; zunächst Sedan, von dem man die die Dächer überragende Zitadelle sah; dann Balan und Bazeilles in einem hartnäckigen trüben Dunst, im Hintergrunde schließlich die Hügel des linken Ufers, den Liry, die Marfée, die Croix-Piau. Aber vor allem dehnte sich der Blick nach Westen gegen Donchery aus. Die Maasschleife umschloß mit ihrem blassen Bande die Halbinsel von Iges; und jetzt konnte man hier auch ganz genau sehen, wie die enge Straße nach Saint-Albert entlang lief zwischen dem Ufer und einem steil abfallenden Hügel, der weiterhin von dem Gehölz von Seugnon gekrönt war, einem Ausläufer des Waldes von la Falizette. Bei dem Kreuzweg oben auf dem Hügel ging der Weg nach Vrignes-aux-Bois und Donchery ab.

»Siehst du, dort hinten hätten wir auf Mézières zurückgehen können.«

Genau in dieser Minute fiel der erste Schuß von Saint-Menges her. In der Tiefe trieben noch Nebelfetzen einher, und es war nichts zu erkennen als eine unbestimmte, sich gegen den Paß von Saint-Albert hinziehende Masse.

»Ach, da sind sie!« rief Maurice wieder und ließ gefühlsmäßig die Stimme sinken, ohne die Preußen näher zu bezeichnen. »Jetzt sind wir abgeschnitten, es ist aus.«

Es war noch nicht acht Uhr. Der Geschützdonner, der nach Bazeilles hinüber sich verdoppelte, machte sich jetzt auch im Osten, im Givonnegrunde, hörbar, den man nicht sehen konnte; das war der Augenblick, in dem die Gruppe des Kronprinzen von Sachsen sich beim Austritt aus dem Chevaliergehölz vor Daigny an das erste Korps heranmachte. Und als nun das elfte auf dem Marsche gegen Floing befindliche preußische Korps das Feuer auf die Truppen General Douays eröffnete, da war die Schlacht in vollem Umfange von Süden bis Norden auf einem Durchmesser von mehreren Meilen im Gange.

Der nicht wieder gut zu machende Fehler, den man beging, indem man sich nicht während der Nacht auf Mézières zurückzog, war Maurice zu vollem Bewußtsein gekommen. Die Folgen aber blieben auch ihm einstweilen noch unklar. Nur ein unbestimmtes Gefühl von Gefahr ließ ihn die benachbarten Höhen, die die Algierhochebene beherrschten, mit Unruhe betrachten. Wenn man keine Zeit mehr zum Rückzug hatte, warum konnte man sich dann nicht entschließen, diese Höhen zu besetzen und den Rücken gegen die Grenze zu lehnen, um für den Fall, daß man dazu gezwungen würde, nach Belgien übertreten zu können? Zwei Punkte erschienen vor allem drohend, die Kuppe des Hattoy oberhalb Floing zur Linken und der Kalvarienberg von Illy mit seinem Steinkreuz zwischen zwei Linden zur Rechten. General Douay hatte am Tage vorher den Hattoy durch ein Regiment besetzen lassen, das sich aber beim ersten Tagesgrauen zurückgezogen hatte, weil es zu sehr in der Luft hing. Der Kalvarienberg von Illy würde wohl vom linken Flügel des ersten Korps verteidigt werden. Dies Gelände dehnte sich zwischen Sedan und dem Ardennerwalde aus, weit und kahl, von tiefen Tälern durchzogen; und der Schlüssel lag ersichtlich dort am Fuße des Kreuzes zwischen den beiden Linden, von wo man die ganze umliegende Gegend bestreichen konnte.

Wieder ertönten drei Schüsse. Dann kam eine ganze Salve. Diesmal hatte man eine Rauchwolke von einem kleinen Hügel links von Saint-Menges aufsteigen sehen.

»Na ja!« sagte Jean, »jetzt kommen wir dran.«

Es geschah indessen nichts. Die Mannschaften, die immer noch unbeweglich das Gewehr bei Fuß dastanden, hatten indessen kein anderes Vergnügen, als sich die schöne Anordnung der zweiten Division anzusehen, die vor Floing aufgestellt war und deren linker hakenförmig angeordneter Flügel sich gegen die Maas wendete, um einen Angriff von dieser Seite her abzuwehren. Nach Osten hin entwickelte sich die dritte Division bis zum Garennegehölz unterhalb von Illy, während die erste bei Beaumont geschlagene in zweiter Linie stand. Die Pioniere hatten über Nacht an Befestigungswerken gearbeitet. Selbst als das Feuer der Preußen schon begann, hoben sie noch Unterstände aus und bauten Schulterwehren.

Unterhalb von Floing ertönte jetzt plötzlich Gewehrfeuer, das übrigens sofort erstickt wurde, und die Kompanie Beaudouin erhielt Befehl, sich dreihundert Meter zurückzuziehen. Sie kamen jetzt in ein riesiges viereckiges Kohlfeld, als der Hauptmann mit seiner kurzen Art rief:

»Alles niederlegen!«

Sie mußten sich hinwerfen. Die Kohlköpfe waren reichlich mit Tau befeuchtet; ihre dicken, goldgrünen Blätter hielten die Tropfen fest, so daß sie wie klare, glänzende, dicke Brillanten aussahen.

»Visier vierhundert Meter!« rief der Hauptmann wieder.

Maurice lehnte nun den Lauf seines Chassepots auf einen Kohlkopf, den er vor sich hatte. Aber so platt auf der Erde sah man nichts mehr: das Gelände dehnte sich in wirrer Unterschneidung mit grünen Blättern vor ihm aus. Und er stieß den rechts neben ihm liegenden Jean mit dem Ellbogen an und fragte ihn, was sie da sollten. Jean, der erfahrene, zeigte ihm auf einer benachbarten Anhöhe eine Batterie, die gerade eben auffuhr. Offenbar waren sie hier zur Deckung dieser Batterie hergeschickt worden. Von Neugierde ergriffen, stand Maurice auf, um zu sehen, ob nicht Honoré mit seinem Geschütz auch dabei wäre; aber die Reserveartillerie stand noch hinten im Schutz einer Gruppe von Bäumen.

»Herrgott!« brüllte Rochas, »wollen Sie sich wohl hinlegen!«

Und Maurice lag noch nicht wieder, als eine Granate pfeifend über ihn hinwegfuhr. Von jetzt an hörten sie gar nicht mehr auf. Sie schossen sich nur langsam ein, die ersten fielen weit über die Batterie hinaus, die nun ihrerseits auch zu schießen anfing. Außerdem platzten viele Geschosse auch gar nicht, sondern gruben sich so in die weiche Erde ein; und da gab es zunächst nicht endenwollende Späße über die Ungeschicklichkeit der Sauerkrautfresser.

»Na ja!« sagte Loubet, »das geht ja nicht los, denen ihr Feuerwerk!«

»Sie haben sicher draufgeschifft!« fügte Chouteau spottend zu.

Leutnant Rochas mischte sich auch mit hinein.

»Wenn ich euch doch gesagt habe, daß diese Erzdummköpfe nicht mal ein Geschütz richten können.«

Aber eine Granate platzte zehn Meter vor ihnen und bedeckte die Kompagnie mit Erde. Während aber Loubet sich noch dicke tat und den Kameraden riet, sie sollten ihre Bürsten aus den Tornistern holen, wurde Chouteau blaß und schwieg. Er hatte noch kein Feuer gesehen, Pache und Lapoulle übrigens auch noch nicht, niemand aus der Korporalschaft außer Jean. Die Augenlider klappten über den etwas trübe werdenden Augen, die Stimmen klangen hoch, als ob sie ihnen in der Kehle steckenblieben. Maurice behielt noch genügend Selbstbeherrschung, um sich zu zwingen, Untersuchungen anzustellen; noch war er nicht bange, denn er hielt sich noch nicht für gefährdet; er empfand nur ein gewisses Unbehagen in der Magengegend, während ihm das Blut aus dem Kopfe zurückströmte und er sich unfähig fühlte, zusammenhängend zu denken. Seine Hoffnung stieg indessen zu einer Art Trunkenheit, seit er die schöne Ordnung der Truppen bewundern konnte. Er kam soweit, daß er gar nicht mehr an dem Siege zweifelte, wenn man nur erst mal mit dem Bajonett an den Feind herankäme.

»Sieh!« sagte er leise, »hier ist's voll von Fliegen!« Dreimal war es ihm schon so vorgekommen, als ob ein Bienenschwarm vorbeisummte.

»Nein, nein,« sagte Jean und lachte, »das sind ja Kugeln!«

Wieder zog es wie leichtes Summen von Flügeln vorbei. Die ganze Korporalschaft drehte jetzt voller Aufmerksamkeit die Köpfe danach herum. Unwiderstehlich fühlten sich die Leute gezwungen, sich umzudrehen, sie konnten nicht ruhig liegenbleiben.

»Hör' mal,« sagte Loubet zu Lapoulle, um sich über seine Einfalt lustig zu machen, »wenn du eine Kugel kommen siehst, brauchst du nur so den Finger vor die Nase zu halten; das zerschneidet die Luft und die Kugel fliegt rechts oder links vorbei.«

»Aber ich sehe sie ja gar nicht«, erwiderte Lapoulle,

Ein riesiges Gelächter platzte rund um ihn her los. »Oh, der Döskopf sieht sie gar nicht... Sperr' doch deine Lichter auf, Idiot!... Siehst du, da ist eine... sieh, da wieder eine... hast du die denn nicht gesehen? Die war doch grün.«

Und Lapoulle riß die Augen auf und hielt den Finger vor die Nase, während Pache nach dem Skapulier fühlte, das er bei sich trug und es am liebsten in die Länge gezogen hätte, um es sich wie einen Panzer vor die Brust zu hängen.

Rochas war stehengeblieben und rief in seiner Spaßmacherweise:

»Kinder, die Granaten dürft ihr ruhig grüßen! Die Kugeln, das ist nicht nötig, davon gibt's zu viele.«

In diesem Augenblicke zerschmetterte eine Granate einem Mann in der ersten Reihe den Kopf. Er konnte nicht einmal mehr einen Schrei von sich geben; nur ein Aufspritzen von Blut und Gehirnmasse, das war alles.

»Armer Teufel!« sagte einfach der Sergeant Sapin ganz ruhig und sehr blaß. »Nun der Nächste.«

Aber man hörte nichts mehr, Maurice litt ganz besonders unter dem Höllenlärm. Die Batterie neben ihnen schoß ohne Unterbrechung, und von dem fortgesetzten Rollen bebte die Erde; die Mitrailleusen zerrissen die Luft mit einem noch viel weniger zu ertragenden Geräusch. Sollten sie lange so mitten unter den Kohlköpfen liegen bleiben? Sie sahen und hörten nichts mehr. Es war unmöglich, sich auch nur die geringste Vorstellung von der Schlacht zu machen; war es denn wohl wirklich eine große Schlacht? Jenseits der kahlen Felder konnte Maurice nur den runden, bewaldeten Kopf des Hattoy erkennen, sehr weit weg und noch leer. Übrigens zeigte sich in der ganzen Runde kein Preuße. Nur Rauchwolken erhoben sich, um einen Augenblick im Sonnenschein zu schweben. Und als er den Kopf wandte, bemerkte er zu seinem höchsten Erstaunen auf dem Grunde eines abgelegenen, von jäh abfallenden Wänden geschützten Tales einen Bauer, der in aller Gemächlichkeit sein Feld bestellte und seinen mit einem großen weißen Pferd bespannten Pflug niederdrückte. Wozu einen Tag verlieren? Weil sie dort fochten, würde das Getreide doch nicht aufhören zu wachsen und die Welt zu leben.

Von Ungeduld übermannt, stand Maurice auf. Mit einem einzigen Blick übersah er wieder die Batterien von Saint-Menges, die sie beschossen, und vor allem den von Saint-Albert herführenden Weg schwarz von Preußen, ein undeutliches Gewimmel auf sie hereindringender Horden. Aber schon packte Jean ihn bei den Beinen und brachte ihn unsanft wieder auf den Boden.

»Bist du verrückt? Willst du wohl hier bleiben!«

Auch Rochas fluchte.

»Wollen Sie sich wohl hinlegen! Wer schickt mir bloß solche Schafsköpfe her, die sich totschlagen lassen, ehe sie den Befehl dazu haben!«

»Herr Leutnant, Sie liegen ja auch nicht!« erwiderte Maurice.

»Ja, mit mir ist das was anderes; ich muß doch wissen, was los ist.«

Auch Hauptmann Beaudouin stand tapfer aufrecht. Aber ihn verband nichts mit seinen Mannschaften und er brachte die Lippen nicht mehr voneinander; es sah so aus, als könne er nicht ruhig mehr auf einer Stelle stehenbleiben, denn er trippelte von einem Ende des Feldes zum andern.

Weiteres Warten, nichts geschah. Maurice erstickte unter dem Gewicht seines Tornisters, der ihm in dieser auf die Dauer so peinlichen liegenden Stellung Rücken und Brust zusammenpreßte. Es war den Leuten dringend anempfohlen, den Tornister nur im äußersten Notfall abzulegen.

»Sag' mal, müssen wir hier so den ganzen Tag liegen bleiben?« fragte er Jean schließlich.

»Möglich... Bei Solferino lagen wir fünf Stunden lang in einem Wurzelfelde mit der Nase auf der Erde.«

Als praktischer Kerl fügte er dann noch hinzu:

»Was klagst du denn? Hier haben wir es doch nicht schlecht. Es ist immer noch Zeit, sich mehr auszusetzen. Laß nur, jeder kommt dran. Wenn wir uns alle gleich im Anfang totschlagen lassen, gibt's ja keine mehr für den Schluß.«

»Oh!« unterbrach Maurice ihn heftig, »sieh mal den Rauch da auf dem Hattoy... Sie haben den Hattoy genommen, jetzt wird der Tanz fein losgehen!«

Während eines Augenblicks hatte nun seine angespannte Neugierde, in die sich jedoch ein Schauer seiner früheren Furcht wieder hineinmischte, etwas Nahrung. Seine Blicke wandten sich nicht mehr ab von dem runden Kopfe, der einzigen Bodenerhöhung, die er sich bei seiner Augenhöhe über die Flucht der weiten Felder erheben sah. Der Hattoy war viel zu weit entfernt, als daß er die Bedienung der Batterie hätte erkennen können, die die Preußen dort gerade aufstellten; und er sah tatsächlich nur bei jeder Entladung eine kleine Rauchwolke über einer Reihe von Büschen, die ihm die Stücke selbst verdeckten. Wie er es im Gefühl gehabt hatte, war die Besetzung dieser Stellung durch den Feind, nachdem General Douay ihre Verteidigung aufgegeben hatte, eine ernste Sache. Sie beherrschte die umliegenden Hochebenen. Die Batterien, die jetzt ihr Feuer auf die zweite Division des siebenten Korps eröffneten, schwächten diese sofort empfindlich. Jetzt hatten sie sich eingeschossen, und die französische Batterie, neben der die Kompanie Beaudouin lag, verlor Schlag auf Schlag zwei Mann ihrer Bedienung. Ein Einschlag verwundete sogar einen Mann der Kompanie, einen Schreiber, dem der linke Hacken weggerissen wurde und der nun in einer Art plötzlichen Wahnsinns wütende Schmerzensschreie ausstieß.

»Viech, sei doch still!« brüllte Rochas ihn mehrmals an.

»Ist denn da noch Vernunft drin, um etwas Wehweh am Fuß derartig zu brüllen?«

Der Mann wurde plötzlich ruhig und schwieg; er verfiel in eine stumpfsinnige Unbeweglichkeit, seinen Fuß in der Hand.

Und der fürchterliche Artilleriezweikampf ging weiter, wurde schlimmer über die Köpfe der liegenden Truppen hinweg auf den traurigen versengten Feldern, auf denen in dem brennenden Sonnenschein kein lebendes Wesen zu erblicken war. Nur der Orkan der Vernichtung tobte donnernd über diese Einsamkeit hinweg. Stunden würden so hingehen, und das würde nicht aufhören. Aber schon ließ sich die Überlegenheit der deutschen Artillerie erkennen; ihre Granaten mit Aufschlagzündern platzten auf die Riesenentfernung fast alle, während die französischen Granaten mit Brandsatz viel zu kurz flogen und sich sehr häufig in der Luft entzündeten, ehe sie ans Ziel kamen. Und in dem Wirbel, vor dem man sich hätte in die Erde einwühlen mögen, gab es keinen andern Schutz, als sich recht klein zu machen. Nicht mal den Trost, die Trunkenheit, sich durch Gewehrfeuer zu betäuben; denn auf wen sollten sie schießen? Sie sahen ja noch immer keine Menschenseele an dem leeren Horizont.

»Fangen wir denn nicht endlich an zu schießen?« sagte Maurice immer wieder ganz außer sich. »Hundert Sous würde ich geben, wenn ich einen sehen könnte. Das ist ja zum Verzweifeln, so beschossen zu werden und nicht antworten zu können.«

»Warte, das kommt wohl noch«, sagte Jean friedlich.

Aber ein Galopp zu ihrer Linken ließ sie den Kopf drehen. Sie erkannten General Douay, der von seinem Stabe gefolgt herankam, um sich von der Festigkeit seiner Truppen unter dem furchtbaren Feuer von Hattoy her zu überzeugen. Er schien befriedigt und gab einige Befehle, als seitlich aus einem Hohlwege der General Bourgain-Desfeuilles auch noch dazukam. Dieser letztere, der reine Hofsoldat, trabte inmitten des Geschoßhagels unbekümmert dahin; er hatte den Kopf voll von seinen afrikanischen Angewohnheiten und hatte nichts zugelernt. Er schrie und gebärdete sich wie Rochas.

»Ich erwarte sie, jeden Augenblick erwarte ich sie Mann gegen Mann.«

Dann erkannte er General Douay und ritt auf ihn zu.

»Herr General, ist das wahr, die Verwundung des Marschalls?«

»Ja, unglücklicherweise... Ich bekomme gerade eben einen Brief von General Ducrot, in dem er mir schreibt, der Marschall habe ihn als den bezeichnet, der den Oberbefehl der Armee übernehmen soll.«

»Oh! Also General Ducrot ist es... Und was sind seine Befehle?«

Der General machte eine verzweifelte Handbewegung. Seit gestern fühlte er, daß das Heer verloren sei; vergeblich hatte er darauf gedrungen, die Stellungen von Saint-Menges und Illy zu besetzen, um sich den Rückzug auf Mézières zu sichern.

»Ducrot nimmt unsern Plan wieder auf, alle Truppen sollen sich nach der Hochebene von Illy zusammenziehen.« Und er wiederholte seine vorige Bewegung, wie um anzudeuten, daß es zu spät sei.

Der Lärm der Geschütze verschlang seine Worte, aber ihr Sinn gelangte doch ganz klar zu Maurices Ohren, der darüber ganz verstört war. Was? Marschall Mac Mahon verwundet, General Ducrot an seiner Stelle Oberbefehlshaber, das ganze Heer auf dem Rückzuge nach dem Norden von Sedan? Und von diesen ernsten Tatsachen wußten die armen Teufel von Soldaten, die sich hier totschlagen ließen, nichts! Und dies schreckliche Spiel baute sich also nach der Laune einer neuen Leitung auf dem Gelingen eines Zufalls auf! Er fühlte, wie die Truppen ohne Führer, ohne Plan, in jedem Sinne »aufgezogen«, in Verwirrung, in endgültige Unordnung verfielen; die Deutschen dagegen gingen in ihrer Geradheit unverrückt auf ihr Ziel los, mit uhrwerkmäßiger Genauigkeit. General Bourgain-Desfeuilles hatte sich schon wieder entfernt, als General Douay, der gerade eine neue Meldung von einem mit Staub bedeckten Husaren erhielt, ihn heftig zurückrief.

»Herr General! Herr General!«

Seine Stimme klang vor Überraschung und innerer Bewegung so laut, so donnernd, daß sie den Lärm der Artillerie übertönte.

»Herr General, Ducrot befiehlt nicht mehr, Wimpffen ist es! Ja, er ist gestern mitten in die Flucht von Beaumont hineingekommen und hat de Failly als Führer des fünften Korps ersetzt... Er schreibt mir, er habe einen Brief aus dem Kriegsministerium erhalten, der ihn für den Fall, daß der Oberbefehl frei werde, an die Spitze der Truppen stelle... Es geht nicht weiter zurück; der Befehl lautet, unsere ersten Stellungen wieder zu nehmen und zu behaupten.«

General Bourgain-Desfeuilles hörte mit großen runden Augen zu.

»Herrgott nochmal! das hätten wir doch wissen müssen!« sagte er endlich. »Mir ist's übrigens wurscht!«

Und er jagte davon, wirklich im Grunde ganz unbekümmert, denn er sah den Krieg nur als ein Mittel an, um schleunigst Divisionsgeneral zu werden, und beeilte sich nur, damit dieser dumme Feldzug möglichst rasch zu Ende ginge, da er ja so wie so recht wenig zur Zufriedenheit der ganzen Welt ausfiel.

Da brach unter den Leuten der Kompanie Beaudouin ein mächtiges Gelächter los. Maurice sagte nichts, aber innerlich stimmte er mit Loubet und Chouteau überein, die ihrer Verachtung durch Spott Luft machten. Hü! Hott! lauf', wohin's dir paßt! So also verstanden sich die Führer untereinander! Sie steckten alle unter einer Decke. Wäre es nicht das beste, man legte sich hin und schliefe, wenn man solche Führer hatte? Drei Oberbefehlshaber in zwei Stunden, drei Schlauköpfe, die nicht mal wußten, was denn eigentlich los war, und ganz verschiedene Befehle gaben! Nein wahrhaftig, das war genug, um den lieben Gott selbst in Wut zu bringen und ihm den Mut zu nehmen! Und wieder wurden die verhängnisvollen Anschuldigungen von Verrat laut: Ducrot und Wimpffen verlangten ebensogut ihre drei Millionen von Bismarck wie Mac Mahon.

General Douay war allein vor seinem Stabe in einer unendlich traurigen Träumerei haltengeblieben; er hielt den Blick auf die preußischen Linien in der Ferne gerichtet. Lange beobachtete er den Hattoy, von dem her die Granaten zu seinen Füßen niederfielen. Nachdem er sich dann zur Hochebene von Illy gewandt hatte, rief er einen Offizier heran, um einen Befehl an die Brigade des fünften Korps zu überbringen, die er am Abend vorher vom General von Wimpffen verlangt hatte und die seine Verbindung mit dem linken Flügel General Ducrots darstellte. Und sie hörten ihn noch ganz deutlich sagen:

»Wenn die Preußen sich des Kalvarienberges bemächtigen, können wir uns hier keine Stunde länger halten, wir werden dann nach Sedan hineingedrängt.«

Beim Abreiten verschwand er mit seiner Begleitung an einer Biegung des Hohlweges, und das Feuer verdoppelte seine Stärke. Man hatte ihn offenbar bemerkt. Die Granaten, die bis dahin nur von vorn gekommen waren, fingen nun auch querüber von links her an zu regnen. Das waren die Batterien von Frenois und eine andere nahe der Halbinsel von Iges aufgestellte, die nun ihre Salven mit denen vom Hattoy kreuzten. Die ganze Algierhochebene wurde von ihnen bestrichen. Nun wurde die Lage der Kompanie furchtbar. Die Mannschaften, die sich bis dahin mit Beobachtung der Dinge vor ihnen beschäftigt hatten, fühlten nun diese neue Beunruhigung im Rücken und wußten nicht, wie sie sich ihr entziehen sollten. Schlag auf Schlag wurden drei Mann getötet und zwei heulten verwundet.

Jetzt fand nun auch der Sergeant Sapin den erwarteten Tod. Er hatte sich umgewendet, sah eine Granate kommen, konnte ihr aber nicht mehr ausweichen.

»Ah, da kommt's«, sagte er bloß.

Sein kleines Gesicht mit den schönen großen Augen sah nur tief traurig, aber nicht erschreckt aus. Sein ganzer Leib lag offen. Dann begann er zu jammern.

»Oh, laßt mich nicht hier, bringt mich doch zum Verbandplatz, bitte, bitte... bringt mich doch weg!«

Rochas wollte ihn zum Schweigen bringen. Ganz roh wollte er ihm zuerst sagen, daß man mit so einer Wunde den zwei andern Kameraden keine unnützen Scherereien mehr mache. Dann überkam ihn das Mitleid:

»Mein lieber Junge, warten Sie einen Augenblick, bis die Krankenträger kommen und Sie mitnehmen.«

Aber der Unglückliche fuhr fort; er weinte jetzt vor Kummer darüber, daß er den Traum seines Glückes mit seinem Blute dahinfließen fühlte.

»Bringt mich doch weg, bringt mich doch weg...«

Und Hauptmann Beaudouin, dem seine Klagen die so schon aufsässigen Nerven vollends in Aufruhr brachten, rief zwei Freiwillige vor, um ihn in ein kleines benachbartes Gehölz zu bringen, in dem sich ein fliegender Verbandplatz befinden mußte. Mit einem Satze waren Chouteau und Loubet, ehe die andern soweit waren, hochgesprungen und hatten den Sergeanten der eine bei den Schultern, der andere bei den Füßen gefaßt; und in raschem Trabe trugen sie ihn fort. Unterwegs fühlten sie aber, wie er steif wurde und mit einer letzten Zuckung seinen Atem aushauchte.

»Sag' mal, der ist ja tot,« sagte Loubet. »Wir wollen ihn liegen lassen.«

Chouteau drängte ihn wütend vorwärts.

»Willst du wohl laufen, Schafskopf! Ich werde den hier schon liegen lassen, daß sie uns gleich zurückholen!«

So setzten sie ihren Lauf mit dem Leichnam fort bis an das kleine Holz; hier warfen sie ihn am Fuß eines Baumes nieder und entfernten sich. Sie wurden vor Abend nicht wieder gesehen.

Das Feuer verdoppelte sich, die benachbarte Batterie war um zwei Stücke verstärkt worden; und in dem wachsenden Lärm bemächtigte sich Maurices Furcht, närrische Furcht. Zuerst hatte er den kalten Schweiß, dies schmerzhafte Schwächegefühl in der Magengrube, gar nicht gehabt, dies unwiderstehliche Bedürfnis, aufzustehen und heulend im Galopp von dannen zu rennen. Auch jetzt handelte es sich bei ihm zweifellos nur um eine Wirkung seiner Betrachtungen, wie man das wohl bei verfeinerten, nervösen Veranlagungen findet. Aber Jean hatte ihn beobachtet und packte ihn mit starker Hand; er hielt ihn stramm neben sich nieder, denn er las diese Aufwallung von Feigheit in dem Flackern seiner trübe werdenden Augen. Ganz leise schalt er ihn väterlich aus und versuchte mit heftigen Worten sein Schamgefühl zu erwecken, denn er wußte, daß man den Leuten mit Fußtritten wieder Mut einflößen kann. Auch andere zitterten so. Pache standen die Augen voller Tränen, und er jammerte unwillkürlich leise vor sich hin wie ein Kind, das sein Weinen nicht unterdrücken kann. Lapoulle hatte ein Unglück; sein Eingeweide entlud sich derartig, daß er die Hosen herunterriß, ehe er die benachbarte Hecke gewinnen konnte. Man verulkte ihn und warf ihm Hände voll Erde vor die Blöße, die er Kugeln und Granaten preisgab. Viele wurden von ihm angesteckt und erleichterten sich unter tollen Scherzen, die allen wieder Mut machten.

»Verdammter Feigling!« sagte Jean wieder zu Maurice, »du willst doch wohl nicht krank werden wie die da... Ich haue dir eine in die Fresse, wenn du dich nicht gut hältst.«

Durch dies Anschnauzen machte er ihn wieder warm, als sie plötzlich in vierhundert Metern vor sich etwa zehn in dunkle Uniformen gekleidete Leute aus einem kleinen Holz herauskommen sahen. Das waren also endlich die Preußen, und sie erkannten nun auch ihre Pickelhauben, die ersten Preußen, die sie seit Beginn des Feldzuges auf Schußweite ihrer Gewehre zu sehen bekommen hatten. Andere Züge folgten dem ersten, und vor ihnen sah man kleine Staubwölkchen, die die Granaten vom Boden auffegten. Alles das war klar und scharf, die Preußen standen in feinster Deutlichkeit gezeichnet wie kleine, gut geordnete Bleisoldaten vor ihnen. Als die Granaten dann stärker zu regnen begannen, zogen sie sich zurück und verschwanden von neuem hinter den Bäumen.

Aber die Kompanie Beaudouin hatte sie gesehen und sah sie dort immer noch. Die Chassepots gingen von selbst los. Maurice brannte seinen zuerst los. Jean, Pache, Lapoulle, alle kamen ihm nach. Es gab keine Ordnung mehr, der Hauptmann wollte das Feuer stopfen; und er ließ erst auf eine kräftige Bewegung Rochas' davon ab, die besagen sollte, sie hätten diesen Trost nötig. Endlich schossen sie also und verwendeten ihre Patronen, die sie seit einem Monat herumschleppten, ohne eine einzige abzubrennen. Maurice vor allen wurde wieder munter, da seine Angst in diesen Entladungen Beschäftigung fand und durch sie betäubt wurde. Der Rand des Gehölzes blieb stumm; kein Blatt rührte sich, kein Preuße kam wieder zum Vorschein; und sie feuerten immer weiter auf die unbeweglichen Bäume.

Als er dann den Kopf hob, war er erstaunt, in ein paar Schritt Entfernung den Oberst von Vineuil auf seinem großen Pferde halten zu sehen. Mann und Roß unerschütterlich, wie von Stein. Das Gesicht dem Feinde zugekehrt, hielt der Oberst im Kugelregen. Die ganzen 106er mußten sich hier befinden, denn andere Kompanien lagen in den benachbarten Feldern, und das Gewehrfeuer nahm mehr und mehr zu. Und der junge Mann sah auch etwas weiter zurück die Fahne in dem starken Arm ihres Trägers, des Unterleutnants. Aber das war nicht länger das von den Morgennebeln durchtränkte Gespenst einer Fahne. In der brennenden Sonne strahlte der goldene Adler, die dreifarbige Seide leuchtete in lebhaften Tönen trotz der ruhmreichen Abnutzung durch viele Schlachten. Unter dem strahlend blauen Himmel flatterte sie im Winde des Geschützfeuers wie eine wahre Siegesfahne.

Warum sollten sie nicht siegen, nun sie sich endlich schlugen? Und Maurice und alle andern verbrannten wütend ihr Pulver im Feuer auf das entfernte Gehölz, in dem langsam und schweigend ein Regen von kleinen Zweigen niederfiel.


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