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Schluss

Der indische Mythos ist die Feier des Weltlaufs als Entfaltung der Maya des Allwesens; in ihm begegnet sich das Verfallensein des Menschen an den Bann der Welt mit Erkenntnis, die aus ihm entrückt: in der Sprache seiner Sinnbilder begegnet sich das Weltkind, das nach dem Geheimnis seines Lebensrätsels fragt, mit dem Wissenden, der ihm den Weg zu seiner Lösung weist. Ein Buch, das ihn nacherzählt, ist ein absichtsloser Einweihungsgang, wie jedes Ding, jede Begegnung im Leben einweihende Kraft besitzt: jede Schwelle birgt Geheimnis, in jedem Baum am Wege steht die Möglichkeit des Baumes der Erleuchtung. Ein Bild, ein Hinweis oder Zeichen, ein halbes Wort, ein ganzer Spruch: und das war schon alles; ein Schon-Vorüber ist die Form aller Einweihungen. Bei ihnen wird viel gezeigt, wenig erklärt, und das Wenige gern in einem nicht erschöpfenden Sinne – die Spitzen, die unversehens ins Tiefe treffen können, sollen nicht von Worten abgestumpft werden.

Vollständigkeit ward nicht angestrebt, die Absicht des Buches ist, durch Indiens eigene Worte mehr zu geben, als es selber ermißt. In Einweihungen wirkt die Gnade oder Erleuchtung durch ein Vermittelndes: die Symbole; wer sie darreicht, braucht ihrer Bedeutungsfülle sowenig mächtig zu sein, wie wer von ihnen angeleuchtet ist, vermeinen darf, in den Besitz ihres ganzen Geheimnisses getreten zu sein. Die Träume des indischen Genius sprechen von demselben Schatz, den unsere Tiefe, ihrer selbst unkund, bewegt, sie sind eine Stimme von fern, die uns auf ein Wesenhaftes hinweist, das unsere tägliche Nähe in sich birgt und uns verhehlt.


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