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3. Fisch, Schildkröte, Eber

Der indische Mensch hat Mühe, sich dem Schoße des Unbewußten zu entringen und die Blüte seines Ichs und seiner Welt über die Tiefe der Wasser emporzuheben. Ein Gleichnis des Buddha deutet darauf hin. Die Lehre des Buddha gibt sich als Erziehung zu alldurchleuchtender Bewußtheit, und der Buddha vergleicht die Menschen in ihrer unterschiedlichen Reife, seine Lehre zu ergreifen, mit Lotosknospen in verschiedenen Wachstumsstadien: die einen stehen auf kurzen Stengeln noch nahe am Grunde, andere schon höher im Wasser und schwanken auf schlankem Halse – knospenhaft sind sie alle und schlummern in sich selbst. Manche aber erreichen den Spiegel und schweben über ihm, die Kelche dem Lichte öffnend. Seltene Geister gleichen diesen letzten, sie können die Lehre fassen, die im Erwachen zum Licht das erleuchtende Erlöschen von Welt und Ich heraufführt; die anderen leben dämmernd dahin im Lebenstraume, umfangen von der Flut des Unbewußten.

Platon lehrt im »Phaidon«, der Luftraum sei ein Meer, und die Menschen auf der Erde leben am Grunde dieser Wassertiefe, daher können sie das Licht der Ideen, die wie Gestirne am Firmamente, an ihrem überhimmlischen Orte strahlen, nur trüb und gebrochen empfangen, wie Wesen, die unter Wasser leben, das Sonnenlicht. Auch die Veden lehren, der Himmelsraum über der Erde sei ein gewaltiges Meer – so spricht die Seele, die sich wie ein Fisch von weltträchtigen Wassern des Unbewußten ihrer Tiefe umfangen fühlt. Wie einst das Leben aus dem nährenden Meer aufs Trockene stieg und sich Füße schuf, darauf zu wandeln, Lungen, die ätherische Luft zu atmen, und Schwingen, sich in sie aufzuheben, hat die Seele ihren Gang aus der flutenden Tiefe des Unbewußten mählich ins Trockene des Bewußtseins, ins ätherisch Schwebende des vogelgleichen Geistes genommen. Der indische Mythos zeigt sie auf frühen Stufen dieses Weges.

Das gestaltlose Dunkel der Tiefe, das mit sich selbst von seinen Ausgeburten trächtig ist, birgt so viele Gefahren in sich wie die trockene Sphäre und wie der unfruchtbare Ätherraum, der nur den Wohlbeschwingten, Vogelgleichen auf Zeit zu tragen vermag. Es bedroht immer wieder die Blüte, die es aus sich trieb. Kaum schickt sich Brahma an, die lautere Ordnung seines weltumfassenden Bewußtseins als idealen Stand der Welt zu entfalten, da entsteigen auch die beiden Dämonen den Ohren Vischnus und wollen im titanischen Rausch ihrer Kraft, was eben erst aufblüht, ungeschehen machen. Von der Helle des Bewußtseins her, die erst im Begriff ist, sich zu entfalten, muß die nahrhafte Tiefe, die es ausgebar und wie eine Insel schwimmender Blüten trägt, dämonisch dunkle Gewalt scheinen, wenn sie herauflangt, um seine Entfaltung im Keime zu gefährden.

Immer wieder wird dieses Gegenüber des Weltaufgangs sein: die Weltordnung oder die weltwaltenden Götter, die in ihr herrschen und wirken, bedroht von der zerreißenden Gewalt des Dämonischen, die ihnen gegenübertritt – und immer wieder langt die Hand des unbeteiligt schlummernden Gottes, der all das als seine Ausgeburt nur zu träumen scheint, zu traumhafter Länge sich ausreckend, hinein in den Zwist der Weltkräfte, um ihn auf Zeit zu schlichten. Diese welterhaltende Gebärde des überweltlich Göttlichen ist Vischnu mit seinem immer erneuten Herabsteigen (Avatara) in die bedrohte Welt; um dieses über die Weltalter sich wiederholende Wunder kristallisiert der Mythos, soweit er um Vischnu, den Erhalter, kreist und um die Erhaltung der Welt. Ihr mähliches Ende aber, die Abendschatten ihres Lebenstages beherrscht Schivas dunkle Gestalt.

Die zerreißenden Kräfte voll Lust und Gewalt, Dumpfheit und Stumpfsinn, die Brahmas Ordnung gefährden und den lauteren Weltleib mählich trüben bis ins Nächtig-Schwarze, verkörpern sich am mächtigsten im Geschlecht der dämonischen Widergötter (asura), den ewigen Gegenspielern der Götter (sura). Ihre titanische Machtlust und Selbstbesessenheit zerfetzt immer wieder die göttliche Ordnung in allen Welten und ruft den überweltlichen Vischnu herbei, mit wechselnden Gestalten in die Welt hinabzusteigen, um den göttlichen Weltwaltern die Herrschaft zurückzubringen, die ihre dämonischen Halbbrüder ihnen entrissen haben. Diese Kämpfe zwischen Göttern und Dämonen, die Niederlagen der Götter und ihr schließlicher Triumph mit Hilfe des überweltlich Göttlichen – Vischnu oder Schiva – bildet das Epos kosmischer Weltgeschichte. Seine ersten Gesänge spielen im kosmischen Raume, die späteren auf der Erde; in ihnen wird die Menschenwelt zum Schauplatz kosmischer Entscheidungen, Götter und Dämonen haben sich in Menschen verlarvt, und das menschliche Herz wird zur Bühne göttlicher Geheimnisse und ihrer Offenbarung.

Die anfänglichen Verleihungen, mit denen der überweltliche Vischnu in die leibhafte Maya seiner Welt hinabsteigt, sind Tiergestalten: Fisch, Schildkröte, Eber und Löwenmann. Zwei Lebensformen des wäßrig-kaltblütigen Bereichs, Fisch und Schildkröte, stehen am Beginn. Ein Mythos erzählt, wie Brahma sein göttliches Wissen zur Weltgestalt ausbreiten will, aber die beiden Dämonen entreißen es ihm und fahren damit zur Tiefe. Da fleht Brahma zum schlafenden Allgott, daß er ihm helfe, sein demiurgisches Amt zu erfüllen. Unmächtig, in sich selber fortzuschreiten zur vollen Bildung von Ich und Welt, ruft das Bewußtsein, bildungswillig aber von den unteren Fluten sich selbst entrissen und fortgeschwemmt, die obere Gewalt des Ganzen an, ihm beizustehen gegen die Dämonie der Tiefe, die ihre Entfaltung zurücknehmen will. Da taucht der Allgott als riesiger Fisch ins unergründliche Meer und holt das heilige Wissen wieder herauf, das Maß und Ordnung der Welt umfaßt: die Veden, magische Kraft, gestaltig als Wort, bannend als Spruch, wirksam als Brauch. Dieses Wissen, ein geistig geformtes, lehrt den Menschen, sich in bewußtem Handeln zu behaupten gegen die Dämonie des Alls außen und innen, die formenträchtig und proteusgleich gestaltentauschend immer wieder beschworen und gebannt sein will, soll nicht das frühe Ich von ihrem Schwalle überschwemmt zerschmelzen.

Der Fisch ist Bewohner und Zeichen der Wasser ganz und gar; die Schildkröte ist das amphibische Wesen, mit ihr steigt das wäßrige Leben ans Land, aber sie ist im Flüssigen zu Haus wie auf dem Festen als Läufer. Als erstes greifbares Gebilde hebt sich der Lotos »Erde« aus den Wassern. Erde ist die feste Grundlage, auf der etwas wachsen und sich aufbauen kann, sie ist das Zeichen für ein Stetes, auf dem das Bewußtsein in Welt und Ich als etwas in sich Dauerhaftes gründen kann, wenn es sich als gestaltige Ordnung aus der gestaltlosen Tiefe hebt – aber diese Blüte droben im Hellen wäre schlecht gesichert, trüge nicht Vischnu selbst in Gestalt der urweltlichen Schildkröte am Grunde der Tiefe die Erde auf seinem breiten Schilde.

Der göttliche Fisch, ganz Geschöpf der Wasser, meistert die Dämonie des eigenen Elements; die Schildkröte, amphibisch den Wassern und der Erde vertraut, erhebt sich schon aus dem gestaltlosen Tiefenschoß – der Eber gehört der Erde. In einem anderen Mythos taucht ein Dämon »Goldauge« aus der Tiefe herauf und entführt die kaum geschaffene Erde, die Feste, auf der das kommende Weltspiel mit den Menschen und ihren Göttern vor sich gehen soll – aber auf Brahmas Gebet taucht Vischnu als Eber ins Meer und trägt die Erde wieder an seinem Hauer empor. Wie nahe ist es diesem indischen Bewußtsein, wieder verlorenzugehen an die Tiefe, die es ausgebar, und wie sehr bedarf es eines Wunders, einer Gebärde des allumfassenden Ganzen, sein Aufblühen zu bewahren.

Der Eber ist das Tier des Sumpfes, er ist auf dem Festen zu Haus, wie in Schlamm und Feuchte. Er ist schon Warmblüter und ganz Kind der Erde; aber er ist noch ihrem wäßrig morastigen Teile vertraut und stürzt sich lustvoll in die Tiefe des Weltmeers, um die Erde heraufzuholen. Er bildet den endgültigen Übergang des Lebens aus der Sphäre der Wasser zur Erde.

Ganz dem Bereich der Erde und der Warmblüter gehört die nächste Gestalt, mit der Vischnu in die Welt hinabsteigt: der Löwenmann. In ihm verschlingt sich bereits Menschliches mit Tierischem: indes die anderen Avataras ganz als Tiere geschaut werden oder in amphibischer Verquickung von Tier und Menschenleib, ist der Löwenmann ein Wunder und gewolltes Monstrum: eine göttliche Mannsgestalt mit Löwenhaupt und Löwenpranken, die ihr wie eine mächtige Maske übergestülpt sind. Schon in den frühen drei Tierformen, wie die Kunst sie bildet, ist das Menschliche da, bald nur im Ausdruck, bald spielend zur Hälfte der Tiergestalt sich entwindend und noch innig mit ihr verschmolzen, aber beim Löwenmann hat sich der göttliche Riese in die Wildheit des Raubtiers vermummt und stellt die blutgierig zerreißende Gewalt des warmblütigen Lebens dar.

Wie aus verschiedenen Schöpfungstagen, an denen zuerst die kalte Wut der stummen Fische, ihr blindes mitleidloses Einander-sich-Verschlingen hervorgetreten ist, dann, nach Übergängen, die heiße Gewalt des warmen Blutes im reißenden Löwen, schließlich die lichtere Kraft des Menschen, gebändigt in ihrer kreatürlichen Dämonie und selbst berufen, diese Dämonie ringsum zu bändigen, – wie aus verschiedenen Schöpfungstagen sind hier Fisch, Amphibium, Warmblüter und Mensch beieinander als ein sinnbildliches Erinnern an Stufen des Lebens, mit denen es im Mutterleibe der Welt heranwuchs. Diese Tierzeichen sind auch Erinnerungsbilder der frühen Bewußtseinsstadien, die unser Ich auf dem Wege zu seiner Welt außen im Mutterleibe innen durchläuft; da spielt es Fisch und Amphibium, ehe es Warmblüter wird, und endlich Mensch, endlich reif, dem feuchten Schoße zu entsteigen und aus dem Innenmeer des Fruchtwassers, das Keim und Knospe gewiegt hat, heraufzutauchen und menschhaft über die Erde zu wandeln. Daher folgten den Tiergestalten, mit denen der Allgott anfangs in die Welt steigt, um die Dämonie der eigenen Tiefe, die er ausgebar, zu bändigen, wenn sie das Aufblühen der Welt bedroht, Menschengestalten, in die er sich verlarvt.

Fisch, Raubtier und Mensch sind wie Stücke einer Bildergeschichte des frühen Menschen, wie Zeichen für Weltalter menschlichen Daseins, die nacheinander aufstiegen, wie diese Tiere in verschiedenen Weltzeiten des Mythos auftreten. Sie sind eine Kette von Symbolen, die Epochen menschlich-geschichtlichen Werdens spiegeln, in denen nacheinander die Gewalt hungernder Eingeweide, der Rausch des Blutes und die Aura des Menschentums sich als die vorherrschenden Kräfte menschlichen Daseins gaben.

Die Tiergestalten sind Erinnerungsbilder an frühgeschichtliche Werdegänge des Bewußtseins, die dem Inder noch nahe und verehrungswert sind, sie sind Erinnerungen des Bewußteins an sein Ringen, zu sich selbst zu kommen, und, noch ganz befangen von den gestaltlosen Wassern der Tiefe, die Blüte eigenen Lebens zu entfalten.

In den Mythen von Fisch, Schildkröte und Eber ist die Welt jeweils im Begriff, sich aus den Wassern ans Licht zu heben, aber der Vorgang, in dem sie sich entfalten will, löst alsbald ein Gegenspiel in sich aus, dämonische Kräfte erheben sich und wollen ihn aufhalten. Das magische Wissen ordnender Gestaltung, das sie rückwärts in den Schoß gestaltloser Tiefe entführen, die Erde, Anfang alles Weltgeschehens, die sie in den Abgrund reißen, bezeichnen, geistig das eine, sinnlich die andere, die Voraussetzung aller sich greifbaren Existenz – sie wird bedroht. Der weltentfaltende Aufgang des Bewußtseins, keimhaft aufbrechend, droht in sich zurückzugleiten, in die allesverschlingenden Wasser des Unbewußtseins, das Aufblühen der sich selbst greifbaren Welt droht in der Knospe zu stocken, die Gewalten der Tiefe, aus der es sich heraufhebt, wollen es wieder an sich nehmen. Das Ringen des Bewußtseins, seine Geburtswehen, mit seinem Gestaltigen sich selber greifbar zu werden, wie es sich dem Schoße der nächtigen Wasser des Unbewußten entringt und jeden Augenblick gefährdet ist, wieder in ihnen zu verschwinden – dieses Kindheitsgeschehen der Menschheit und des Menschen in seinem individuellen Aufgang wird hier als ein vorzeitlich-kosmisches Geschehen erinnert, wie es mikrokosmisch dem Menschen im Mutterleibe geschieht, wenn er leibhaft die Lebensformen der mythischen Tiere durchläuft.

In Brahmas weltschöpferischer Gebärde und was sie sinnbildlich festhält, das heilige Wissen oder die göttliche Erde, ist Drang, Geheiß und Notwendigkeit zu einem großen »Werde!« Ein Gestaltloses Unendliches will in ein endliches Gestaltenspiel aufbrechen, ein in sich Ruhendes will sich hinschießen lassen, geschehen lassen, aber es ist auch eine Gegendrift in der Tiefe, die es verhindern will. Alles Geschehen, womit Leben sich vorwärtsschnellt in seine Zukunft, birgt eine Gegendrift nach rückwärts unter seiner Störung nach vorn, und es bedarf jeweils des Wunders einer Tat, damit es vorwärts werde. Es bedarf einer Tat, die wir nicht wollen und nicht tun können – sie muß an uns geschehen. Wenn wir im Aufwachen sind, zeigt sich etwas in uns bereit, sich zu spannen und sich zu erheben und wirklich den Tag geschehen zu lassen, aber ein anderes in uns schließt blinzelnd die kaum gespaltenen Lider, es wäre bereit, immerfort zu schlafen, auf seinem dunklen Strome fort zu murmeln, sich wieder zu entgleiten und den Tag nicht geschehen zu lassen. Dieses Gegenspiel zwischen Verharren in Nichtgeschehen und der Bereitschaft, sich in ein unbekanntes Neues hinein geschehen zu lassen, ist eine Grundfigur, in der das Leben verläuft. Wir durchmessen die Lebensalter in naturhaften Selbstverwandlungen, mit Abschieden von gewohnten Formen, uns zu gebären, und sterben hin mit Neugeburten in ein anderes Verhalten, aber eine Gegendrift in uns will uns zurücksaugen, Kind zu bleiben und nicht Mann zu werden, jung zu bleiben und nicht alt zu werden, und es bedarf allemal eines geheimnisvollen höheren Anstoßes, aus einer alles in uns umfassenden, alles überhöhenden Größe, die jenseits der Maya unserer sich greifbaren, bewußten Kräfte steht und mehr als Brahmas lauterer Wille und reine Helle in uns ist, um uns hineinzuschleudern in neue notwendige Bestimmung.

Wir selbst sind in immer neuen Stadien unseres Lebensganges die Schöpfung, die sich in Selbstverwandlungen geschehen lassen will wie der Lotos »Erde« aus den Wassern des Lebens geschieht mit allen Kämpfen, Lüsten und Leiden seiner Geschöpfe, und wie die lichte Kraft weltplanenden Wissens mit Brahma aus der Tiefe des Urwesens steigt, bereit und willens, die Welt geschehen zu lassen. Aber aus derselben Tiefe langt es dämonisch herauf, das Tagen der neuen Welt zu hemmen und ihre Neugeburt zurückzureißen in den stillen Grund des zeitlos Ereignislosen. Immer muß ein Wunder in uns geschehen, wie das Hinabsteigen des Überweltlichen in seine Welt, die Tat einer unnahbaren Größe in uns, die Spannungen schlichtet, Krämpfe löst und den Gang des Lebenstages weitertreibt. Sie ist zu erflehen, wie Brahma Vischnus Hineinsteigen in die Welt erfleht, aber ist nicht zu erzwingen, zu erwirken mit den greifbaren Kräften der Person. Was hilft Brahma sein eigenes Wesen: höchste Helle, gesammelte reinste demiurgische Kraft? Sie allein ist den Wehen und Krämpfen des Weltwerdens nicht gewachsen; die klare Notwendigkeit, ins Unbekannte hineinzuwachsen, die wache Bereitschaft, sich als werdende Welt geschehen zu lassen, stößt auf einen dämonischen Verharrungswillen, der vom weiterstrebenden Geschehen her vernichterische Bosheit scheint.

Ein göttlich Entrücktes in uns und der Welt schließt den Drang zum Sich-Ereignen und seinen Widerpart schillernd als zwei Seiten seines Wesens in sich und ist keiner untertan. Es muß immer wieder sein »Ja« zum neuen Tagen sprechen, daß es wirklich anhebe, wie es zu anderer Stunde sein »Genug« spricht und den müdgewordenen Weltentag im Dunkel seiner Nacht einschließt und überflutet. Das höchste überweltliche Wesen des Mythos, dem alles Dämonische so gut entwächst wie alles Göttliche in der Welt, langt immer wieder aus seiner ungreifbar entrückten Ruhe in die entfaltete Maya der Welt, erhaltend und rettend, strafend und vernichtend – eben ordnend –, um das Spiel der Kräfte wieder ins Gleichgewicht zu schwingen, auf daß der Gang der Welt über ihre Lebensalter hin weiterstampfe und nicht dämonisch stocke. Dieses Stocken als ein nicht Hingehenwollen, nicht Hinsterbenwollen in den notwendigen Selbstverwandlungen des Weltleibes und seines Gestaltentauschs, die Behauptung und Verfestigung der Ichgestalt auf Dauer, die Verkrampfung eines Ich in einen ihm erwünschten Weltzustand, um den das Wandelspiel anhalten soll – all das gilt dem indischen Mythos als eigentlich dämonisch und fordert Mal um Mal die weltordnende Gebärde des Überweltlichen heraus und zieht sie auf sich herab.


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