Josef Wenter
Monsieur, der Kuckuck, der Sonderbare
Josef Wenter

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Fahrt in die Bläue

Jickikikikick!«

Der Gauch schrak auf aus federleichtem Morgenschlaf. Noch war mondgrüne Dämmerung. Nebel geisterten da und dort.

»Jickikikick!«

Sehr weit her kam dies Schäkern. Kam es von hoch oben? Oder aus einem entlegenen Tal herauf?

Er lauschte. Gesträubt, in einer seltsamen und verwirrten Erregung saß er. 122

»Kurrh«, sagte er; fahler Schauer flog über das Gefieder. Kalt wurden die Kiele in der Haut.

»Kurrh!«

Aber die Gauchin schwieg.

Ihm stockte das Geläut im Halse. Fürchtete er sich vor seiner Stimme? Er wußte es nicht. Aber das Geschäker hatte er nicht mehr gehört, seit er halbnackt und blind bei den Bachstelzen weilte. Damals war ihm behütlich und warm geworden, wann er es vernahm. Jetzt wurde ihm kalt davon. Er machte schlank und äugte umher. Nichts!

Kälte und Tau schüttelte er aus dem Gefieder, trippelte auf dem Ast umher. Ihm war unfroh, seit er das Schäkern gehört hatte. Keiner der Vogelleute verstand ihn, mit keinem redete er und mochte keinen leiden, wenn er auch keinem etwas zuleide tat. Die Männer seines Geschlechts haßte er, obwohl er noch keinen erblickt hatte. Es schien ihm, daß es hauptsächlich um dieses fernen Schäkerns willen schön sei, zu leben. Aber das schwieg jetzt und war nicht aufzufinden. Er war auf einmal nicht mehr stolz, nicht mehr froh, nicht mehr kühn, nicht einmal mehr recht hungrig; nur allein. Die Welt gefiel ihm nicht mehr; er fand das Geschäker nicht.

»Kurrh! Ich werde wandern«, sagte er. Wohin das wußte er nicht. Mißlaunig fraß er einen Nachtfalter, der sich in der Borke zum Tagschlaf niedergelassen hatte. Der war mager und feucht. Es gab keine Leibspeisen mehr. Er flog auf und schwang sich ein wenig durch den Wald. Das Fliegen machte ihm keine Freude. Er landete auf 123 einer Eberesche. Der grauende Tag hatte ihm den roten Fleck im schwarzen Wald gezeigt.

»Beerenfresser!« höhnte er und kam sich herabgekommen vor. Die roten Dolden bogen sich unter ihm, daß er rüttelnd pickte. Davon wurde ihm warm. Dann ging die Sonne auf.

»Hurrh!«

Eine Zeisigfamilie ließ sich auf der Esche nieder. Der Gauch versteckte sich im Gelaub.

»Zizizerie! Zizizerieri!« Ungeheures Geschwätz hob an. Alle redeten durcheinander.

»Bist du müde?«

»Ja, sehr!«

»War eine frische Reise heut nacht!«

»Hab' noch Tau im Bürzel!«

»Setze dich an die Sonne!«

»War aber schön, im Mond zu fliegen!«

»Hab' ihn zum ersten Mal gesehen!«

»Habe den großen See wieder erkannt, den wir im Frühling überflogen haben!«

»Ach, wie gut, daß wir über die hohen Berge weg sind!«

»Dummes Kind! Jetzt kommen erst die höchsten!«

»Woher soll er denn das wissen? Ist ja oben in der Heide geboren!«

»Sind die sehr hoch?«

»Wir nehmen euch in die Mitte, dann merkt ihrs gar nicht!«

»Kalt wird es sein auf den Bergen, die wir morgen überfliegen. Dort rastet der Winter, bevor er in unsere Sommerländer steigt.«

»Brrr! Es ist ja hier schon kalt genug!« 124

»Ach, ich mache die Schneeberge, ohne zu rasten!«

»Hab dich nicht so, Vetter! Einmal geht dir auch der Atem aus!«

»Warten wir hier auf die Vettern von den Vorbergen?«

»Nein! Die sind gewiß schon fort. Habe keinen Schnabel gehört!«

»Habt ihr die Störche gehört heute nacht?«

»Och, das war ein Lärmen! Ich hab' mich so gefürchtet!«

»Waren ja so hoch, daß wir nicht einmal ihren Wind gespürt haben!«

»Wo sind die jetzt?«

»Rasten heute in den Sümpfen hinterm letzten Gebirg. Morgen übers Meer, übermorgen schon am blauen Fluß!«

»Ach, wie schrecklich schnell!«

»Tja, wir sind nur kleine Schwirrer! Aber mit den Staren nehmen wir's auf!«

»Seid hinter den Bergen vorsichtig, Kinder!«

»Sind wir! Sind wir!«

»Schön bei uns bleiben!«

»Ja, ja, ja!«

»Dort ist die Luft voll starker Spinnennetze!«

»In den Gebüschen kleben die Äste. Dann bleibt man dort und verliert Federn und Leben!«

»Oder wird in ein Häuschen gesperrt und muß für den Menschen singen!«

»Böser Mensch! Böser Mensch!«

»Ho, wer sitzt da?«

»Einer mit langem Schwanz und gelben Augen!«

»Vorsicht! Laßt mich schauen!« 125

»Der Kauz hat keinen Schwanz, aber der Graue hat gelbe Augen!«

»Aha! Ein Gauch! Ein Gauch!«

»Hallo, hallo, ein Gauch! Ein Gauch!«

»Kuckuck! Eierdieb! Nestschänder! Vogelbetrüger! Kerl! Kerl! Kerl!«

»Gauch! Gauch! Gauch! Zizizirit! Zeziritit!«

Der Lärm lockte andere Beerenliebhaber auf die vielgeliebte Esche.

»Tök, tök! Gack, gack! Didix! didix! Scherr! Tscherr!«

Der Baum bog sich unter der Last der Vogelleute, die sich jetzt niederließen.

»Didix! Didix! Wo ist der Gauch!«

»Da, da, da! Hier! Hier! Zizirit!«

»Tök, tök! Heraus mit ihm! Soll abfahren!«

»Tscherr! Gehört längst hinter die Berge! Nicht in die Beeren!«

»Gack, gack! Habe einen aufgezogen! Harte Arbeit und kein Dank!«

»Und keine eigenen Kinder im Sommer!«

»Und jetzt gar in unseren Beeren!«

»Fort, fort! Gauch! Räuber! Dieb! Gack, Tscherr! Didix!«

Monsieur strich lautlos ab. Es fiel ihm nicht ein zu streiten. Kam einer nahe, so tat er mit dem Schnabel, als ob. Aber der war viel zu weich, das wußten alle Vogelleute. Und ihm lag nichts an Feindschaft und noch weniger an Freundschaft.

»Kurrh!«

Schlank war er im Walde verschwunden. 126

Aber auch die Zeisige mußten fort. Erst einer, dann zwei, drei. Hurrh! Schimpfend und zeternd stob der Schwarm davon. Die Drosseln verstanden keinen Spaß. Diese Esche war ihre Herbstfreude, die sie selbst dem Urhahn mißgönnten, falls er einmal auf dem stärksten Ast baumte. Den ganzen Sommer über behielten sie den Baum in Sicht, und wenn einer kam und meldete: »die Esche macht rot!«, dann suchten sie Schlafbäume in deren Nähe, um keine Beere zu versäumen. –

»Bhüet! Bhüet!«

Hoch her, aus dem stummen Reich der Wetterzirbe, flötete es und machte, daß die Höhen höher, die Täler tiefer und die Wälder stiller wurden.

Der Gauch erinnerte sich, daß er das schon gehört hatte, als er noch zu Hause war. Gesehen hatte er keinen dieser Leute, die eine so große Flöte haben, daß man sie vom Fuß der Kalktürme bis ins Menschenland hinunter vernimmt. Er schwang sich aufwärts.

»Bhüet!« . . . Ganz nahe!

Monsieur äugte vorsichtig. Der Mann mit der Flöte konnte bösartig sein. Zwar, die Raubleute hatten keine Flöten; die schrien gell. Aber ihn haßten auch die sanften Wäldler, wie er hatte erfahren müssen. Und dann, wenn der Mann ein Kerl war und dazu noch haßte, vielleicht auch reißend flog – Monsieur hielt sich versteckt. Aber er sah niemand.

»Terrrrr!«

»Aha! Der Grüne! Gleich wird er lachen! Das wird lustig sein! Wahrscheinlich wird er mich 127 hetzen! Aber ich mache mir nichts daraus! Bin dem Grauen entwischt!«

»Terrr!«

Der Gauch äugte in die Richtung, aus der das kam. Er wartete auf das helle Grün, das einen der schwarzen Stämme abrutschen würde. Nichts!

»Wie kommen Sie hierher?«

Monsieur wurde schlank vor Schreck. Was war das für eine dunkle und gespenstische Stimme! Aber er sah niemand. Saß der hinter dem Stamm? Aber er konnte doch nicht durchs Holz sehen.

»Mich wundert, daß Sie noch hier sind!«

Monsieur schlüpfte auf einen Ast, der glatten Abflug zuließ.

»Haben Sie keine Angst!« klang es dunkel und unheimlich. »Im Herbst hetze ich keinen aus Ihrer Familie. Da haben meine Eier längst Schnäbel und essen Waldameisen, weit von mir!«

Dem Gauch ward sehr unbehaglich. Ganz auf die Astspitze trippelte er und äugte ängstlich.

»Kurrh!« sagte er dann erstaunt.

Eine alte Föhre, die nur mehr die halbe Krone reckte. Das andere hatte der Blitz zerschellt, Schnee und Föhn hatten sie dann umgebracht. Morsch war sie und krallte trotzige Wurzeln um riesige bemooste Kalktrümmer. In halber Höhe war ein Loch und aus dem Loch schaute einer heraus, der hatte gelbe, ungesellige Augen und einen gewaltigen Schnabel. Jetzt sah der Gauch eine wunderschöne, rote Haube.

»Doch der Grüne?« 128

Klatsch! Erst ob auf. Vor Schreck. Der Mann war aus dem Loch geschlüpft, kohlschwarz und groß wie eine Krähe.

»Bleiben Sie sitzen! Ich tue Ihnen nichts!«

Die Stimme klang jetzt nicht mehr gespenstig; eher traurig, wie sie Leuten zu eigen ist, die in großen Höhen einsam leben.

Monsieur schämte sich seiner Angst. Aber es war jetzt einmal so mit ihm bestellt, daß ihn alles aus seiner hochmütigen Ruhe schreckte. Unrast war in ihm, irgend ein dunkles Vorhaben, das ihn unstät machte und besorgt. Er wußte nicht, was es sei.

»Haben Sie Eßbares in Ihrem Loch?« fragte er, mehr aus Verlegenheit, und zwang sich zu Herrentönen.

»Nein, ich schlafe da mit meiner Frau«, sagte der Schwarzspecht. »Sie ist zu den Vogelbeeren hinunter.«

»Die Drosseln sind dort!«

»Oh, wir vertragen uns mit den Waldleuten!«

Monsieur schaute auf den gewaltigen Schnabel und dachte, daß der die anderen verträglich stimme; aber er sagte nichts.

»Ich mußte unsere Wohnung ein wenig ausbessern. Die Kinder haben sie übel zugerichtet.«

»Haben Sie da beide Platz?«

»Natürlich! Meine Frau schläft mit dem Schnabel gegen Morgen, ich gegen Abend, Sie ist deshalb auch immer früher wach, weil sie den Morgenwind riecht.«

»Sind Sie schon lange da?« 129

»Ich habe fünfmal den Wald hier blühen gesehen. Dann kam die große Krankheit des Menschen. Da sind wir fort.«

»Des Menschen?«

»Ja! Davon wissen Sie aber nichts. Ich sehe es Ihrem Schnabel an, daß Sie noch keinen Winter alt sind. Ich kenne es Ihren Schwingen an, die noch keinen Meerflug gemacht haben; und Ihre Augen haben noch nicht den Glanz, den Ihre Männer und Frauen durch die Liebe bekommen.«

Monsieur plusterte sich unruhig. »Sie haben auch gelbe Augen!«

»Ja! Aber ich habe seit zwölf Märzen eine Frau. Unsere Augen schauen nicht so wie die der Gauche, die immer lieben und nie eine Frau haben.«

Wieder plusterte Monsieur sich. Unrast lief unter den Kielen durch die Haut.

»Ich kenne den Menschen! Er ist nicht krank!« sagte er. »Er redet nur zuviel!«

»Er war sehr krank!« sagte der Schwarzspecht. Es klang traurig. »Bis zu uns herauf ist er im Fieber gestiegen und hat Jagd gemacht auf andere Menschen, hat die Berge umgeworfen und gelebt wie Fuchs und Murmeltier. Blauen stinkenden Dampf hat er mit dem Tag- und Nachtwind über die Berge geschickt und hat ein Getöse gemacht, daß alle Vogelleute und auch die Haarleute ausgezogen sind. Dann ist der Dampf verzogen und das Getöse hat aufgehört und wir sind wiedergekommen und haben die umgeworfenen Berge gesehen, und die ausgerissenen Bäume und die schwarzen Höhlen des kranken Menschen. Aber zuerst sind 130 die Dohlen dagewesen und die haben sich nicht geschämt und haben unseren toten Herren aufgegessen! Jetzt bin ich fünf Märzen wieder hier und habe zehn Söhne und fünf Töchter gehabt, die lange fort sind, und ich glaube, daß der Mensch wieder gesund ist, denn ich höre ihn wieder singen auf den grünen Bergwiesen, und in den Kalktürmen flötet er auch.«

»Kennen Sie die Dohlen?«

»Ich kenne sie. Aber ich kümmere mich nicht um sie, und sie kümmern sich nicht um mich. Es ist böse, wenn sich die Dohlen um jemand kümmern. Entweder ist er schon krank, oder er wird es bald. Die riechen das!«

»Ich möchte die Dohlen kennen lernen!«

»Kommen Sie mit mir! Ich wollte sowieso heute hinauf. Unter den Latschen habe ich gestern einen Bau roter Ameisen gefunden. Es war aber schon Dämmerzeit. Die großen Waldameisen sind schon selten, haben sich tief in die Erde gemacht, und es ist nicht leicht, den Bau aufzuhacken. Aber die roten kribbeln sehr angenehm auf der Zunge.«

In sausendem Fluge stürzte sich der Schwarzspecht in die Bläue, überflog eine finstere Felsschlucht, lachte auf eine Bergwiese hinunter, auf der die roten Flecke der Bickbeeren in der Sonne leuchteten, schoß dann steil aufwärts und krallte auf dem Stumpf einer vom Blitz geschwärzten Wetterzirbe.

Leichten Gefieders war ihm der Gauch gefolgt. Jetzt saß er äugend und mit offenem Schnabel atmend in einem verblühten Alpenrosenstrauch. 131

»Spitzige Luft!« sagte der Schwarzspecht. »Kribbelt in den Kielen! Was? Man behält den Schnabel gleich offen! Nicht, kleiner Gauch?«

Dann tat er den traurigen, schönen Flötenruf.

»Bhüet! Bhüet!«

»Klieè! Klieè!«

Hundertfach gellte das droben auf, daß Monsieur erschrocken sich duckte.

Jetzt haben Sie was Sie wollen!« sagte der Schwarzspecht. »Aber ich rate Ihnen, sich still zu halten, bis die Dohlenleute den Jagdruf tun. Dann hören und sehen die nichts mehr, und Sie können dann ganz nahe kommen. Ich habe jetzt zu tun.«

Er schlüpfte unter das schwarze Gestrüpp der Legföhren. Der Gauch sah bald da, bald dort die rote Mütze aus dem dunkelgrünen Busch leuchten.

»Klieè! Klieè!«

Monsieur schaute hinauf. Eine spitze Kalknadel stieß ins Blau. Gewaltige Felsrücken wölbten sich weit in die Ferne, schimmerten weiß in dünner zitternder Luft.

»Freie Leute«, dachte der Gauch und staunte über die herrlichen Kunststücke, die die Dohlen veranstalteten. Er sah sie eine Reihe machen, dann bog diese Reihe eine Schnecke; die schraubte sich hoch, daß die schwarzen Leute wie Mücken aussahen; dann kam plötzlich ein anderes Geschrei, und nun stoben sie einer Wolke gleich nieder, balgten sich in den Lüften, haßten sich zum Spiel, schossen kreuz und quer durcheinander und landeten lachend und johlend auf dem Kalkriff. Die Höhe schien höher, die Lüfte dünner, die Bläue blauer, die Felsen 132 schlanker und gewaltiger, und der Erdentag wurde unendlich vor solch berauschtem Tun.

Da brauste aus weiter Ferne einer heran. Der mußte ein Riese sein! Er stöhnte in der Gewalt des Flugs, und sein Schatten geisterte schrecklich über das strahlende Gefels. Ein weißes, schimmerndes Flügelpaar hatte er ausgespreitet, das er nicht einmal bewegte. Der Gauch wußte, daß so nur die ganz stolzen Flieger tun durften, und daß auch diese, wenn der Wind wollte, einen Schwingenschlag machten. Aber dieser weiße Riese kümmerte sich nicht darum, was der Wind wollte. Nicht einen Schlag tat er, und hielt stolz den Schwanz gereckt, fächerte nicht. Keuchender Atem ging weiß von ihm.

Die Dohlen hatten einen Augenblick geschwiegen vor Erstaunen. Gestern hatten sie ihn gejagt, und vorgestern und alle Tage. Aber er war wieder da und durchstreifte ihr Gebiet, das sie dem Adler nur unwillig gönnen mußten.

Wütend stoben sie auf. Schreiend, gellend schraubten sie sich hoch. Hinter dem Riesen her hetzten sie, überflogen ihn leicht, stießen auf seine Schwingen, daß es einen hellen Ton gab.

Aber der Führer der schwarzen Leute, dessen Füße tief rot waren und der schon hier lebte, als die Schutthalde noch viel weniger Wald gefressen hatte, der wagte den Angriff, den gefürchteten, 133 schrecklichen Angriff aller Dohlenleute: den Stoß auf die Lichter. Hoch stieg er über den Kopf des Riesenvogels, tat ein paar gewaltige Flüge nach vorwärts und sauste wie ein Stein herunter auf den Kopf des Verhaßten.

Da faßte ihn der keuchende Atem des Gewaltigen. Er ward umhergewirbelt, Federn stoben auf, dann stürzte er klatschend auf die Schutthalde.

Schreiend ging die Wolke der schwarzen Leute nieder.

Der andere zog weit draußen über ein breites, goldgrünes Tal, schimmernden Schneebergen entgegen. Ein weißes Wölkchen dampfte hinter ihm im blauen Herbsthimmel.

»Sie machen sich nur wichtig! Aber sie haben keinen Ernst. Darum lernen sie nichts«, sagte der Schwarzspecht, der seine Mahlzeit beendet hatte.

»Was war das?« fragte der Gauch, noch immer schlank vor Staunen.

»Was es war, weiß ich nicht. Aber der Mensch sitzt drinnen. Als er noch krank war, hat er aus dem Ding Dampf gemacht auf andere Menschen. Das habe ich gesehen.«

»Der Mensch kann fliegen!« sagte Monsieur und staunte, staunte.

»Ach nein!« Der Schwarzspecht lachte gutmütig. »Er sitzt ja nur drinnen und hofft, daß er nicht herunterfällt. Er meint, er sei ein Flieger! Und ist nur ein Luftsitzer! Er wird sich die Füße abgewöhnen!«

»Krah! Krah!« Hundertfach scholl es herüber.

»Hören Sie? Das ist ihr Jagdruf! Kommen Sie! 134 Ich will Ihnen jetzt die Dohlen aus der Nähe zeigen.«

»Es sind sehr viele!« sagte Monsieur.

»Haben Sie Angst, kleiner Gauch?« lachte der Schwarzspecht. Es klang immer traurig, wenn er lachte.

Monsieur war schon aufgeflogen. Angst? Keineswegs!

Sie bäumten auf einer Föhre, die inmitten der Schutthalde verbissen gegen die Steine kämpfte.

Heiseres und spitzes Geschrei erfüllte die Luft. Dort balgten sich die Dohlen um die Leiche ihres Führers, der als Held gefallen war im Abwehrkampf um freie Luft.

»Seltsame Leute! Nicht wahr?« sagte der Schwarzspecht melancholisch.

Den Gauch würgte es.

»Leben Sie wohl!« Er strich ab.

»Bhüet! Bhüet!«

Schwermütig scholl die dunkle Flöte durch den schimmernden Mittag der Höhen.

 


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