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Raubschützen

In den Dörfern zu den Felsfüßen des Berges Rachel und weiterhin am Saum seiner irrwischtollen Moore gingen damals noch die Sagen von dem Waldgrafen um. Der war dem flüchtigen Hirsch in den See nachgesprungen, hatte ihn schwimmend beim Geweih gepackt und mit dem triefenden Schwert gnädig den Fang gegeben; mit silbernem Netz hatte er dort droben gefischt und das weiße Wasserweib gefangen; einmal hatte er sich dem wilden Gejage entgegengeworfen und es gestellt; und während der zwölf Raunächte war er immer tot und kalt gelegen und hernach stets schreiend wie aus einem Schreckenstraum aufgefahren.

Diese Sagen irrten gleich uralten zersungenen Volksliedern wundersam entstellt von Mund zu Mund, unzusammenhängende, zerflatternde Berichte, deren ungewisses, düsteres Gefunkel scheu die Schleier des nahenden Vergessens durchzuckte. Sie schienen bang und für immer an der verschatteten, trotzigen Landschaft zu haften und das plumpe Blut der Leute zu durchschauern, die dort hausten.

Das Dorf Finsterreut war mit seine abschüssigen Wiesen und den spärlichen Hütten, die verwahrlost und verräuchert die Reste einer eingegangenen Glashütte darstellten, an den Südhang des Gebirges hingestreut. Man erreichte es von dem Städtlein Grafenau aus, das selber entlegen genug war und von dessen Wildnisnähe sein Wappen redete, darin ein Bär zu schauen war, der wohlgemut über eine Zingelmauer kroch.

Von dem Dorf Finsterreut erzählte man schwänkischerweise, es würde dort keiner vom Weibe geboren, sondern man wiege dortzulande neun Jahre lang ein hartbuchenes Scheit in einer Wiege, und hernach verwandte es sich in einen Menschen. Und wahrhaftig waren diese Wildniskinder herb und hart und knorrenzäh gewachsen, einsilbig wie die schwarzen Bäume rings, verschlagen und räuberisch gleich den Füchsen der nahen Felsenei, gewalttätig und schwer zu berechnen. Niemals bedurften sie eines Arztes; zerstochen und verbeult nach ihren grimmigen Raufhändeln, leckten sie sich wie Hunde die Wunden und gesundeten von selber. Sie gebaren und starben einsam wie das Getier der umringenden Dickichte.

Die Finsterreuter hatten nur so viel Grund zu eigen, soweit der Regen ihnen vom Dach tröpfelte. Das Waldhandwerk, das sie trieben, ernährte sie nicht, doch verschmähten sie es, in einer der neu aufgetanen Glashütten sich ein bequemlicheres Brot zu suchen. Sie hielten sich in anderer Weise schadlos.

Auf ihren Bergen wucherten die Bäume oft so dicht beieinander, dass sie kaum Raum für ihr Wachstum fanden, und ihre Kronen waren derart ineinander verkraust und verfilzt, dass die Tannen, die man schlug, nicht umfallen konnten, sondern im nachbarlichen Geäst hängen blieben.

Und durch diese ungestüme Einöde schlenzten Hirsche und taten sich nieder und kühlten sich im Moos, das Reh sprang mit rischen Läufen aus den Hecken, auf dem Moor spreizte sich der abenteuerliche Birkhahn und tanzte und hüpfte, und die Hasen soffen aus den dunkeln, hastigen Bächen.

Zwar holten sich auch die Männer aus den Schönbrunner Häusern und die Glasmacher von Guglöd gern heimlich ein Wildbret aus diesen weitläufigen Forsten, doch die von Finsterreut genossen den anrüchigsten Ruf. Und mit Recht. In ganzen Rotten wilderten sie am Rachel und im Hochwald von Plattenhausen, und selbst der verschriene Gipfel des Lusen schreckte mit der teuflischen Wildheit seines Zerfalles das verwegene Volk nicht zurück, von dem man sagte, sie äßen mehr Rehfleisch als Brot.

»Lauter Galgenkraut!« murrten die Förster. Und im Umland spottete man: »Finsterreut! Dreizehn Häuser, vierzehn Diebe!«

Keiner von den Männern des Dorfes war unbescholten, in jedes dieser mit unbändigen Bärten bewaldeten Gesichter hatte schon der Strafrichter misstrauisch geforscht. Doch kam in Finsterreut niemald fremdes Gut abhanden, und nachts verriegelte man dort die Türen nur wegen der gefährdeten Jungfern und nimmer aus Furcht vor Dieben. Sie alle waren untereinander nach Sippe und Blut verwandt, und sie alle hassten sich und neideten einander jeden Schuss und hielten doch dabei nach außen hin zusammen wie die Ringe einer eisernen Kette. Also wilderten sie seit Menschengedenken und verzehrte fröhlich das Wildbret, und niemand fand die Kraft und die Schneid, gegen diesen Unfug einzuschreiten.

Das geschah erst in der Zeit, als das struppige Geschlecht der Bären im Gebirg erlosch, als die unermesslichen Forste zum ersten Mal genau vermessen wurden und die Behörte ordnend und pflanzend und rechnerischer als früher in das eigenwüchsige Dahindämmern dieser Aböde eingriff. Von München her entsandt, ritt der Oberforstmeister mit blitzendem Sporn durch die Wälder, beschaute sie und ergrimmte über das üppige Unwesen der Strauchschützen. An die elfenbeinerne Waldaxt an seiner Hüfte schluf er und rief, nun müsse ein schärferer Wind durch den Bayerischen Wald wehen, dem heimlichen Treiben der Raubschützen müsse unbarmherzig und entscheidend gesteuert werden, und das lose Gesindel dürfe nimmer den Stand an Hochwild vermindern und die Wildban verderben.

Der alte Schoißengeyer, wohlbelobter Förster im Rachelwald, hatte bisher den Finerreutern viel durch die Finger gesehen, und es mehr darauf angelegt, die ihm anvertrauten Waldungen in gutem Stand zu erhalten, für jeden gefällten Baum einen neuen zu pflanzen und, wie es die neuen Verordnungen heischten, die Schlagorte auch mit fremden, nützlichen Holzarten zu besäen. Jetzt erhob er sich auf einmal schroff gegen die Wilderer.

Der erste, den er auf warmer Tat ertappte, war der Wolf Aufsess. Das Gesicht mit Ruß beschmiert, den Bart unter der zugeknöpften Joppe, damit er nicht hindere, lüpfte der hagere, hochgeschossene Mensch eben das erlegte Reh, wie schwer es wiege. Da stand der Förster mit seinen vier Buben hinter ihm. »Du hast dich schon lang nimmer gewaschen«, spottete der Schoißengeyer und riss ihm den Kugelstutzen aus der Hand. Der Überrumpelte fluchte: »Glühend sollst du umgehen nach deinem Tod!« Als er sich heftig wehrte, drehten ihm die Försterbuben den rechten Arm aus der Schale und banden ihm die Hände hinter dem Rücken fest. Hernach wuschen sie ihm an einem eiskalten Brünnlein das geräucherte Gesicht. Jetzt erkannten sie ihn. Sie fesselten ihm auch die Füße, so dass er wie ein gebundener Stier nur mit kurzen Schritten gehen konnte, und trieben ihn gegen Grafenau.

Der Wolf Aufsess lehnt an der Schranke der Gerichtsstube und lächelte höhnisch. Der Richter brauste ihn an: »Sie haben nicht zu lächeln!« – »Geht dich das was an?« brüllte der Wilderer. Die Augen quollen ihm heraus wie einem Gewürgten, er ergriff das Kruzifix am Tisch und holte gegen den Richter aus. Die Amtsdiener fielen ihm in den Arm. Er hub an zu toben und schlug einen von ihnen mit dem Kreuz zu Boden.

Das kam ihm bitter zu stehen. Er musste ein paar Jahre zu Straubing hinter den eisernen Stangen büßen. Und das Gerücht erscholl, dass man ihm im Zuchthaus die Wildschützenkappe aufgesetzt habe; um die Stirn einen schmiedeisernen Reif, daran ein Hirschgeweih befestigt sei, also müsse er uner den anderen Sträflingen sitzen und das Spinnrad drehen.

Als der Schoißengeyer am Morgen nach jenem hitzigen Gerichtstag aus der Försterei trat, sah er auf der Blitzfichte neben seinem Haus eine blutige Rehdecke hangen. Ein waghalsiger Kletterer hatte sie dem Jäger zu Schimpf und Schande droben angebracht. Der Schoißengeyer schnitt ein Gesicht wie zehn Teufel und schoss die Haut herunter.

Fortan streifte er Tag und Nacht durch die Forste und beschlich die Wilderer und legte die grobe Hand manchem unversehens ins Genick, der einen Hirsch aufbrach oder mi dem rauchenden Roh aus der Staude lugte, ob das Wild in seinem Feuer gestürzt sei. Und so betrat er die Männer von Finsterreut, den Timotheus Rauhut, genannt der Timusel, den Sepp Windschiegl, den Blasi Murr, den Staches Sumpringer, den Karl Boxleitner, den Hannes Fux, den Frumentus Neidel, genannt der Stößel, den Xaver Kagerer und alle die andern und lieferte sie vor das Gericht. Sie leugneten wie die Wetterhexen oder verfangen allerlei Ausreden, ihre Dieberei in ein milderes Licht zu rücken, saßen geduldig und reuelos ihre Strafe ab und kamen, weil sie sich in der Gefangenschaft willig und bescheiden betrugen, bald wieder heim. Sie waren überzeugt, dass ihnen das Gericht ein himmelschreiendes Unrecht zugefügt habe. und den Schoißengeyer, der ihre Lust störte und das urgewesene Volksrecht der freien Birsch leugnete, hassten sie bis aufs Blut.

Nur den Kaspar Grindl erwischte der Förster nicht, und er wusste doch, dass dieser der schädlichste und gierigste aller Jagdnarren von Finsterreut war. Es hieß: auf hundert Schritt schieße der Kaspar Grindl einem Schwefelholz das rote Hütlein herunter. Und in jungen Jahren soll er den Jäger von Pürstling umgelegt haben, mit Speck soll er nach ihm geschossen haben, dass diesem davon das Gewand brennend worden und er an furchtbaren Brandwunden gestorben ist. Aber der Kaspar Grindl war ein Duckmäuser, zu beweisen war ihm nichts. Seit die Glashütte aufgelassen worden war, betrieb er die Weberei. Sein Gesicht war alraunisch verfratzt, die Augen brannten tief in den umrunzelten, rotentzundenen Löchern, seine Haare waren verfilzt und schmierig, seine Beine krumm.

Doch hatte er eine sehr schöne Tochter. Man munkelte, das Hannerl sei gar nicht sein Blut, sondern das Kind eines fürstlichen Jägers, der einmal an den Hängen des Rachel gebirscht hatte. Sie war von einer schwermütigen Anmut und weiß wie eine Klosterfrau.

Der Wolf Aufsess hatte seine Strafe abgesessen. Er schien vom Spinnhaus nicht heimgekehrt zu sein, nirgends ließ er sich blicken. Dennoch lag der Schoißengeyer Nacht für Nacht auf der Lauer und wartete auf ihn.

Und einmal standen die zwei sich gegenüber. Bei der »Blauen Säule« war es, einem Grenzpfahl, darum zwei Bänder in schiefen Ringen gemalt waren, das eine blau, das andere weiß. Bucklig und runzlig hing der Mond am Himmel. Der Wolf Aufsess hatte die Haare über der Stirn gestutzt, sein Gesicht war blass und mager, sein Bart kohlschwarz. Alle zwei rissen die Büchsen an die Wangen und feuerten. Alle zwei fehlten einander und sprangen hinter die Bäume, sich voreinander zu decken. Und jeder schlich, von einer Hundsangst geschüttelt, im Schutz des Waldes und der Dunkelheit davon.

In der nächsten Nacht ging der Schoißengeyer, zornig über sich selbst, wieder hin zur »Blauen Säule« und wollte sehen, wie es geschehen, dass seine Kugel den andern nicht getroffen habe. Trüb und dunstig schimmerten die Sterne, der Farn war unruhig, als ob ein Tier drin wäre. Der Förster lehnte sich an den Pfahl, das Blut knackste ihm im Ohr, Untermenschliches regte sich in ihm. Und plötzlich steht der Todfeind wieder vor ihm.

Äußerster Schreck zuckt den beiden durch die Knochen. Jeder fährt vor dem andern zurück, springt zurück, sucht Schutz, wirft sich ins Moos. Richtet sich spürend auf. Hebt die Büchse. Zielt. Lange ist es totenstiell. Einmal seufzt der Wald tief auf. Dann donnert es das Gebirge an.

Der Anton, der älteste Sohn des Schoißengeyer, hörte in jener Nacht nur einen einzigen Schuss fallen. Als er ahnungsvoll zur Grenzsäule eilte, fand er den Vater und den Wolf Aufsess, beide ins Herz getroffen.

Er schrie ein paar Holzhacker wach, die im Wald schliefen. Auf Ästen aufgebahrt, trug man die stöhnenden Männer zu Tal. Sie stießen auf die Hütte des Kaspar Grindl, sie war en einer engen Schlucht erbaut, im Sommer sah keine Sonne hinein, im Winter kein Mond. Nur ein einziges Bett war in der Stube. In kopflosem Entsetzen riss das Hannerl das Leintuch herunter, dass es nicht blutig werde. Der Kasper Grindl kicherte mit einer Bosheit, wie sie oft sehr alten Leuten eigen ist, und ließ die Sterbenden auf dasselbe Stroh betten. Da lagen sie ohne Besinnung nebeneinander und röchelten. Und einmal warf sich der Wolf Aufsess im Todeskampf wie ein Fisch herum, und nun kehrten die zwei Gesicht gegen Gesicht, und es schien ihnen noch einmal bewusst zu werden, was sie einander angetan, und sie bohrten die verglasenden Blicke ineinander und knirschten sich an, und das war so schauerlich, dass einer von den Holzknechten schrie: »Um Himmels willen, tut sie auseinander!«

*

Der Anton Schoißengeyer trat als Förster in die Nachfolge seines Vaters. Er war ein baumstarker Mann und trug trotz seiner jungen Jahre einen harten, gesträubten Bart an der Drossel wie ein Elch. Er hoffte, es durch seinen Amtseifer weiter zu bringen als sein Vater, und das Bild des Oberforstmeisters aus München mit der elfenbeinernen Art, den hohen, bis über die Knie gezogenen Spornstiefeln und den blitzenden Rosen auf den Achselklappen des aus feinem grünen Tuch verfertigten Frackes schwebte in seinen Träumen. Also hockte er bis spät in die Nacht in der Kanzlei, beschrieb mit seiner sorgfältigen Schreift die Menge des Schlagholzes und dessen Abhau, Verkauf und Abfuhr peinlich genau bis auf den letzten Splitter, eilte dann, sein junges Weib allein lassend, in die Wildflur hinaus, ertappte einen Pechler, der einen Stamm im verbotenen Wald anriss, und pfändete ihm die Hacke, beschlich einen Wildfischer am Ohebach oder einen Zundersammler, der gegen das Verbot Steigeisen benützte, eine Buch zu erklettern, und zeigte sie alle beim Forstamt an. Den Sepp Windschiegl schoss er an, un der trug die Kugel dann im Fleisch mit sich bis zu seinem unseligen Hingang.

Als der Anton einmal in der Nähe des Sees sich durch das Gestrüpp kämpfte, schlug ihm der beizende Rauch eines Holzfeuers entgegen. Hinter einem einsiedlerischen Stein, der weit abgerollt war von dem Mutterfelsen, flackerte es, und an dem Brand kauerte der Bali Murr und weidete gemächlich eine Rehgeiß aus. »He, Blasi, bist du auch bei der Zunft?« rief der Förster. Der Wilderer hob schnell den Stutzen. Der Schuss, ganz aus der Nähe abgegeben, sengte dem Anton den Bart. Einen Augenblick stand er wie blind. Dann legte er das Gewehr an und hielt scharf hin. Ein Gesicht starrte ihn an, verzerrt in schrecklicher Erwartung; die Stirnfalten darauf standen alle senkrecht. Dann wankte der Blasi Murr ein paar Schritte ins Gehölz und prasselte zusammen. Er hatte genug.

Eilends stieg der Förster talab, die Sache zu melden und Leute herauf zu schicken. Mitten in der Nacht, mitten im dicksten Wald kam ihm jemand entgegen. Der einem in der Nacht begegnet, ist ein Feind. Der Kasper Grindl war es. Sein gealtertes Haupt ähnelte einem bösen, klugen Vogelkopf. Die zwei schauten sich an, wie sich zwei hungrige wilde Tiere messen. »Was tust du da, Kasper?« – »Dürres Holz will ich lesen, Förster!« – »Hüt dich, du spitzfindiger Fuchs! Droben hab ich einen umgelegt, die Seele sitzt neben ihm im Gras. Der Blasi ist es, der deine Tochter hat heiraten sollen. Willst du ihm das Reh abnehmen? Dem Dieb die Leiter halten? Lump!« Der Förster schwieg. Der Alte war zu scheuen, er konnte mehr als Brot essen. Man redete ihm nach, er schieße mit venezianischem Pulver, das keinen Lärm gebe.

Die Gerichtsherren fanden den Blasi Murr im Gebüsch, den erstarrten Finger noch am Züngel des Gewehres. Zu seinen Häupten saß das Hannerl stumm wie ein Tier, das sein totes Verwandtes dämmernd betrauert.

Die Rächer warteten.

Einmal nach einer stürmischen Nacht war der Förster in den Schnee hinausgegangen, die umgeworfenen Stämme zu verzeichnen. Der Tag glitt vorüber, es dämmerte, und er war noch nicht daheim. In ahnungsvoller Ungeduld ging ihm sein Weib ein Stück Weges entgegen. Ihr Leib war schwer von dem kommenden Kind. Der Mond brach blutrot auf, so rot hatte sie ihn ihr Lebtag nicht gesehen. Dabei sanken mächtige, stille Flocken.

Sie stellte sich für eine Weile in einer Kapelle unter. Das Dornenherz vor den Rippen, hing drin der Heiland, den Mund wie zum Keuchen offen, blutig den gespaltenen Bart, die Arme waagrecht gespannt, die Hände um die Nägel gefäustet. Herabhängende Streifen Leinwand flatterten unruhig in der Zugluft und bedeuteten die Haut, die ihm die Henker vom Leib geschunden. Grausam offen klaffte die Seitenwunde. Darein hatte jemand einen schmutzigen, zerknitterten Zettel gesteckt. Die Försterin zog ihn heraus und las. Darauf war geschrieben: »Gerechter Gott, lass den Förster recht bald hin werden! Auf dem Brett soll er liegen und nicht leben und nicht sterben dürfen!«

Sie jagte durch den tiefen Schnee heim. Mit fiebernden Fingern zerriss sie den Zettel und betete: »Gott! Gott! Du sollst nur die guten Bitten hören!«

Sie verriegelte alle Türen. Niemand war heute im Haus, die jungen Schwäger nicht, nicht einmal ein Hund. Sie war allein mit dem ungeborenen Kind.

Einmal war ihr, als klage ein ferner Hund. Mit einem Kugelstutzen bewaffnet, bezwang sie ihre tödliche Angst, öffnete ein Fenster und hielt eine Laterne gegen die Finsternis. Das müde, gelbliche Licht drang nicht zu den ungewissen Dingen durch. Sie rief. Die Finsternis erwiderte nicht.

Dann saß sie aufrecht im Bett und glaubte vor lauter Warten vergehen zu müssen. Die Uhr schlug Stunde für Stunde. O welch ein grausames Gerät ist doch eine Uhr! Draußen schrien die Stockeulen. Der Sturm hob an und legte sich wieder.

Gegen drei Uhr morgens regte es sich draußen. Es waren nicht die Füße ihres Mannes. Fremdes war draußen, Grässliches. Am Tor machte es sich zu schaffen. Es murmelte, drohte. Es tat, als wolle es das Tor aufbrechen. Dann entfernte es sich.

Die Försterin kniete hinter dem Bett. Sie wähnte, ihre Angst müsse das Kind in ihr töten. In ihr Grauen tappte endlich, endlich ein Hahnenschrei.

Erst im späten Morgendämmern wagte sie es, die Haustür aufzuriegeln. Da stürzte etwas über sie herein, was daran gelehnt war. Ein Mensch! Der Förster! Blutig und tot sank er ihr in die Arme. Wie der Ecce-Homo sah er aus. Die Augen waren ihm ausgestochen.

Zur nämlichen Zeit kam der Ludwig, einer der Brüder des Försters, von einer Tanzmusik heim. Er fand den Ermordeten und das halb irrsinnige Weib. Er legte den Bruder auf den Tisch. Der Tod hatte den Anton gestreckt, und er sah viel länger aus als im Leben. Er sah aus wie ein Riese.

Der Ludwig ahnte, warum sie dem Toten die Augen ausgenommen hatten. Der Glaube des Volkes sagt: in dem gebrochenen Blick hafte als letzter Eindruck das Bild des Mörders und stehe darin wie in einem Spiegel. Und dieses verräterische Spiegelbild hatte man aus dem Weg geschafft.

Den Förster erfasste Furcht vor der steinernen, unerschütterlichen Ruhe des Aufgebahrten. Er fürchtete sich vor dem irrsinnig schwätzenden Weib, vor der Einöde, vor der ganzen Welt. Das Gewehr im Anschlag, rannte er durch das Dorf Finsterreut gegen Zwiesel, um dort bei dem Forstamt die dienstliche Meldung von dem jähen Ausgang des Bruders zu erstatten.

Die Försterin verschwand aus der Gegend.

Ungefähr neun Wochen danach fanden böhmische Grenzwächter bei der Ahornsäge ein Körblein mit Kinderwäsche im tauenden Schnee. Und einer gewahrte in der Nähe einen Fuchs, der im Schnee scharrte. Sie verscheuchten ihn und entdeckten eine erfrorene Frau. In ein enges Schneeloch versunken, die Kittel über dem Kopf, die Hände vor dem Gesicht, hatte sie sich wohl vor Ermattung nimmer herausarbeiten können. stehend hatte sie sterben müssen.

In der Mordsache waren alle Männer von Finsterreut vorgeladen worden. Wie eine Schar Wallfahrer zogen sie in der Gerichtsstadt ein. Nur der Timotheus Rauhut war nicht dabei.

Als der Kasper Grindl in den Gerichtssaal tret, bekreuzte er sich ehrfürchtig.

»Warum wildert ihr?« fragte der Richter. »Ihr wisst doch, dass das Dieberei ist!«

Der Kasper Grindl nahm für die andern das Wort und sagte demütig und dabei listig ausweichend: »Es gibt Leute, die meinen, dass das Wild nicht für die großmächtigen Herren und für die Grünfräcke aufwächst, sondern dass es der Herrgott für die armen, hungernden Mäuler im Wald erschaffen hat.«

»Schweigen Sie, Grindl!« rief der Richter. »Gestehen Sie lieber, dass Sie den Mörder kennen!« – »Wie soll ich ihn kennen?« erwiderte der Alte weinerlich. »Bin ich dabei gewesen? Ich bin ein notiger Weber, und mein sitzendes Gewerb lässt es nicht zu, dass ich heimlich jagern geh. Die Gichtadern rebellieren in mir, und ich bin ganz krumm und matt. Ich bin ein alter, unvermöglicher Mann. Lasst mir meine Ruhe!«

Die Männer von Finsterreut ließen die Unterlippen hängen und schauten harmlos drein und konnten dennoch ihre Verschlagenheit nicht verhehlen. Sie alle beschwuren die Unschuld des Timosel. »Wollt ihr den Teufel weißbrenne, ihr untreuherzig Volk?« wetterte der Richter. Sie schwuren hochbeteuerlich, reckten die rechte Hand mit gegabeltem Finger steilauf und die Finger der hinter dem Rücken versteckten Linken gegen die Erde, dass ihr Eid, wie ein kalter Blitz abgeleitet, ihnen nicht an Leib und Seele schade.

Es kam nichts an den Tag. Doch blieb der Verdacht an dem Timotheus Rauhut klebe, der seit der Mordnacht wie von der Erde verschluckt war.

Der Timurel irrte wie ein verfolgter Wolf durch die Wildnis, dabei die Wälder jenseits der Grenze vorziehend, wo er sich sicherer fühlte. Die Hirten sahen den grauäugigen Ödgipfel des Lusen lauern und sich den stockfinsteren Bart kratzen. Seine zerlumpten Kleider hingen wie Zunderfetzen an ihm herunter. Auch traute er sich nicht, ein Feuerlein zu schüren, damit es ihn nicht verrate mit Rauch und Ruch. Drum schlug er das Wildbret mit einem Knüttel, bis es mürb wurde, und aß es roh. Das raue Fleisch blieb ihm im Magen liegen, obwohl er Tannenharz fraß wie ein kranker Fuchs. Oft hungerte ihn sehr, und er schrie in gewitterigen Nächten in die Finsternis, das wilde Gejage möge ihm ein Trumm eiskaltes Geisterfleisch herunterwerfen.

Etliche Male stahl er dem Stierhüter von Pürstling das mit Schimmel beschlagene, elende Brot aus der Hütte. Der Hirt kam bald dahinter und drohte und fluchte in den Wald hinein. Der Wilderer hörte es und lachte sich ins Fäustlein.

Und einmal schlick er sich wieder zu der Hütte, die er verlassen glaubte. Es war ein sterbenstrüber Tag, die Stiere sanden unbeweglich wie versteinerte Gespenster im Nebel, die Augen starr auf den Schleicher gerichtet, und der Timusel fühlte, wie Rache das Herz selig macht, und er legte seine Notdurft in die Pfanne ab, darin der Hirt seinen Sterz zu rösten pflegte. Bei diesem Geschäft überraschte ihn der Hirt, und er erschlug im Verlauf einer plumpen Rauferei den Timotheus Rauhut mit der Hacke, band die Leiche dann auf einen Stier, schaffte sie weit weg von seinem Weideplatz und vergrub sie im Moor unter einer Fichte.

So ist der Timusel ohne Beicht und ohne Trost mitten in seinen Missetaten hingefahren.

Der Ludwig Schoißengeyer wurde Förster. In ihm woben die alten Geschichten von Wildererschlachten und Nachtunholfen, die die Großmutter erzählt hatte, und machten ihn unjägerlich verzagt. Die blutigen, leeren Augenhöhlen des Bruders verfolgten ihn. er nahm sich vor, gespannt und behutsam zu leben, den Finger immer an dem Züngel der Flinte, und so weit es nur anging, sich gütlich mit den zweibeinigen Wölfen von Finsterreut zu vertragen. Aber was hilft aller kluge Vorsatz, aller Witz und Wille, wenn der Teufel seine Karten darein mischt!

Einmal scheuchte der Ludwig zwei vermummte und vermäntelte Kerle auf und versprengte sie. Als er bemerkte, dass sie einem herrlichen Achterbock das Licht ausgeblasen hatten, übermannte ihn der Zorn, und er schoss ihnen nach.

In derselben Nacht kam der Kasper Grindl übel zugerichtet nach Hause, verbeult, hinkend und aus der Nase schweißend. Auf der Flucht hatte er sich ein Bein gebrochen. Er tat den falschen Bart ab, stillte sich das Blut mit einem Zunderfleck und drückte auf die Beule, die seine Stirn entstellte, eine kalte Messerklinge. Inzwischen musste das Hannerl auf das Dach steigen und zwei Schindeln herausziehen. Die Schindeln band er mit einem Strick um das gebrochene Bein und versteifte es also. In der nächsten Nacht wilderte er schon wieder.

Als der Förster Ludwig damals von einem Dienstgang heim ging, stand gerade der Mond auf. Das feurige Ungeheuer stak mit seinem Unterleib noch im Wald, indes die obere Hälfte sich wie eine grelle Kuppel über den Wipfeln wölbte. Dunkel sannen die Schluchten in sich hinab. Die Bäume erhoben ihr rätselvolles Flüsterspiel. Ein Bach grollte.

Der Ludwig hielt sich mitten auf dem Waldweg zwischen zwei zarten Radspuren. Da war es heimlich, da konnte ihm nichts Böses an. Er glaubte an die wilde Jagd, darin die Hühnergeier schreien und glutzüngelnde Hetzhunde schrellen und der Teufel auf zwei zusammengewachsenen Rössern dahersaust. Ach, die Wildnis war beileibe nicht so geisterleer, wie die neue Zeit es einem einreden wollte: es gab etwas!

An der alten Bildföhre hing ein Brett, darauf war der Tod als Wildschütz gemalt, den Stutzen im Anschlag und auf einen Jäger lauernd. Der Ludwig ging schnell vorbei. Er mochte dieses Bild nicht leiden. Der schwere Duft des Harzes betäubte ihn. Ein zornig geripptes Baumgespenst trat plötzlich aus dem Dunkel. Irgendwo klagte ein brünstiges Tier. Der Hund funkelte droben am Himmel.

Einmal was es dem Förster, als klatsche im Finstern jemand in die Hände. Und dann wieder schrie ein Rabe wie in Ängsten auf. Zu so ungewöhnlicher Stunde. Oder krächzte eine gepeinige Seele im Fegfeuer?

O diese schwarzen Wälder, diese feindlich finstern Bäume! Was wollen sie von ihm? O wäre er doch etwas anders geworden als ein Jäger! Wäre er doch lieber ein Waldtier geworden? Das ist weniger gefährdet, das wittert die Gefahr eher als ein Mensch.

In der Ferne klang es plötzlich, als hacke jemand Holz. Wer hatte hier in der Nach derlei zu schaffen? Schlugen zwei Bäume gegeneinander? Nein, die Luft lag still, der Wind war zu Neste gegangen. Oder hackte ein Geist? Dem Förster setzte bei diesem Gedanken der Atem aus. Und was für ein Laut war das jetzt gewesen? Hatte ein Stein gestöhnt? Fürchteten sich die Steine auch so wie ein Mensch?

Er spürte im Genick, als belauere ihn ein Verborgener. Hastig kehrte er sich um. Niemand war da. Niemand. Der Nachtwald war so licht, alle Läublein, alle Nadeln hätte man zählen können. Niemand war zugegen, nur eine Blume. Aber die drohte.

Plötzlich schrak er hoch auf. Aus dem Jungwald drüben hob sich der Lauf einer Büchse und zielte nach ihm. Er stand gelähmt, der Schauder rieselte an ihm herunter. Wie scharf der Unbekannte drüben zielte! Wie ewigkeitslang! Oh, schösse er doch einmal! Es wäre eine Erlösung.

Mit einem rasenden Satz war der Förster hinter einem Baum. Er riss das Gewehr an die Wange.

Das Rohr drüben zielte und regte sich nicht.

Schmächliche Blendung! Es war nur ein Ast, der kerzengerade Ast einer Fichte, der gegen ihn gerichtet war. Der Ludwig seufzte auf. O wenn jemand gewusst hätte, wie schimpflich feig sein Herz eben gewesen war!

Im selben Augenblick ging es wie der Schlag eines fallenden Baumes auf seinen Schädel nieder.

Ein hagerer Mensch neigte sich über ihn und horche an seinem Atem. Dann drehte er den Erschlagenen um, dass er mit dem Mund auf dem Gras lag.

Ein anderer hinkte daher, kniete neben dem Ludwig hin und hub an, dem Toten mit einem Gebet zu helfen. »Herr, verleih ihm die ewige Ruhe!« murmelte er.

Dann stutzte der Beter. »Stössel, meiner Seel', er zieht noch Atem!« sagte er.

Sie packten den Ohnmächtigen und schleiften ihn fort.

Man fand den Leichnam in einem Bach nahe dem Hohenbrunner Wald. Wer der Mörder gewesen, wurden niemals ruchbar.

Bei dem Begräbnis des Försters trug der Frumentus Neidel, genannt der Stössel, das Kreuz voran. Mit scheinheilig geneigtem Kopf stand er an dem offenen Grab, seine roten Augen, seine gelben Zähne funkelten.

*

Die Forstbehörde erkannte nun, dass die Finsterreuter es darauf anlegten, die Förster im Wildbezirk am Rachel auszutilgen, auf dass sie freies Spiel hätten und in ihrem Treiben ungestört blieben. Uns so wagte man höheren Ortes es nimmer, einen einzelnen Beamten in das einöde Forsthaus zu setzen, sondern man tat die beiden jüngsten Söhne des alten Schoißengeyer hinein, den Sepp und den Xaver, befahl ihnen, alle Dienstwege tunlichst zu zweien zu machen, und schärfte ihnen äußerste Vorsicht ein.

Der Sepp und der Xaver schwelten in einem feurigen Hass gegen das Dorf. Vater und Brüder wollten sie rächen. Sie taten den Finsterreutern allerlei Abbruch, sie erlaubten ihnen nimmer, Bäume zu Zaun- und Zimmerholz und für allen andern Bedarf des Hauses zu fällen, wie es früher immer gestattet gewesen war. Der Xaver rief ihnen zu: »Keinen Zweig dürft ihr mit abbrechen, und wenn ihr auch für jede Nadel daran einen Taler zahlet!«

Hatten die beiden in den Wäldern zu schaffen, so ging immer einer von ihnen mit rückgewandtem Gesicht. Sie waren viel schlauer, viel schneller und lautloser als je Vater und Brüder gewesen. Wie die Lüchse birschten sie sich an die Wilderer heran, nahmen ihnen die Stutzen weg und stießen die Verhassten vors Gericht.

Im Winter knallten sie den Frumentus Neidel nieder. Aus Notwehr. So gaben sie im Verhör an. Den Bart im Sturm gesträubt und rauchschnaubend wie ein Hirsch, hatte der Neidel den Herzschuss empfangen. Sein schwarzes Blut rann in den Schnee und gefror.

Niemand im Dorf trauerte um ihn, er war allen unheimlich gewesen. Schon als kleiner Bube hatte er im Spiel seine Mutter mit dem Kugelstutzen erschossen. Er hatte das Wild verfolgt, als ob er es gehasst hätte, und man behauptete, er habe das Blut der verendenden, noch zuckenden Tiere aus der Wunde gesoffen. Er hatte meist einsam und selten nur in der Gesellschaft des Kasper Grindl gewildert.

Jetzt lag er tot im Schnee. Es war eine Nacht voll wütenden Frostes, das Eis knarrte in den Bächen.

In der verqualmten Wirtsstube tümmelten die Wilderer und redeten von dem, der aus ihrer Mitte genommen worden war. Sie hatten ihn gescheut. »Wenn er auf den Grugelhahn gezielt hat, ist einem immer gewesen, als wolle er sich von dem Vogel abkehren und den Stutzen gegen seinen Nachbar richten«, sagte der Wirt. »Der Neidkopf hat uns anderen jedes Stück Wildbret missgönnt.«

Sie kamen auf allerlei wunderbare Begebenheiten zurück.

Der Staches Sumpringer erzählte, einmal habe die wilde Jagd über den Säumersteig getobt, der Himmel sei rauchig gewesen, der Wald habe schauerlich geächzt und der Weih geschrien im Sturm. Und wie der Nebel verwichen sei, sei die abgestorbene Wettertanne am Schächtenberg mit toten Hirschen, Rehböcken und Hasen über und über behangen gewesen, und auch ein Menschenarm sei an den Wipfel gebunden gewesen, und der alte Wildschütz Konrad sei seit jener Zeit einarmig herumgegangen, und sein Lebtag habe er es niemanden verraten, wie er um den Arm gekommen sei.

Hernach redete der Hannes Fux von einem fremden Raubschützen, den man vor schier fünfzig Jahren tot auf einer Felsplatte des Lusen aufgefunden hatte. Keiner kannte ihn, kein Verwandter meldete sich, kein Bruder, keine Mutter, kein Weib; es kam niemals auf, wer er gewesen war. Neben dem böhmischen Steig haben sie ihn begraben. Aber je um das siebente Jahr stößt die Leiche wieder an die Oberfläche, mit geschwärztem Gesicht, mit unversehrtem Leib. Man verscharrt sie schleunigst wieder. Es nützt nichts: nach sieben Jahren liegt sie wieder zutag. Sie ist gefroren.

Da dachten die Männer alle an den Frumentus Neidel. Der hatte oft geprahlt, seine Haus sei kugelfest, und man müsse ihn einmal mit einer eisernen Stange erschlagen, anders werde er nicht hin.

»Er hat zu uns gehört«, sagte auf einmal der Kasper Grindl, »und wir müssen die zwei kalt legen, die ihn auf dem Gewissen haben.«

Der Wirt, der gerade im Wetterkalender nachschaute, ob es bald wieder schneien werde, zuckte in die Höhe. »Red nicht alles so heraus, Grindl!« warnte er. »Tu es erst besser beißen!«

Der Alte lächelte abgefeimt: »Da sitzen wir schön warm in der Stube und saufen, und er muss allein draußen sein in der kalten Nacht.«

»Sollen wir ihn holen?« grinste der Hannes Fux.

»Es traut sich doch keiner von euch Hundsföttern!«

Der Hannes Fux fuhr in die Höhe. »Eine Latern her, Wirt!«

»Maria Birnbaum!« klagte der Wirt. »In mein Haus darf der Tote nicht! Lasst ihn liegen, wo er liegt!«

Der Hannes Fux lief mit der Laterne zur Tür hinaus.

»Die Toten soll man nicht aufstören«, sagte der Wirt beschwörend. »Wie mein Großvater mit dem Schuss im Bauch totgelegen ist, da hat ihn einer aus lauter Fürwitz gefragt: ›Mathes, erzähl uns was von drüben!‹ Da hat sich der Verstorbene langsam auf seinem Brett aufgesetzt und hat gesagt: ›Gott ist streng, aber gerecht!‹ Und er hat sich dann wieder langsam hingestreckt.«

Der Hannes Fux stürzte kreideweiß in die Stube. »Ich bin wieder da«, keuchte er. »Im Finstern hat mir etwas die Latern aus der Hand gerissen.«

Darauf schrie der Kasper Grindl, er gebe einen Eimer Bier zum Besten, wenn ihm einer den kalten Kameraden herschaffe. Jetzt machte sich der Sepp Windschiegl auf den Weg.

Nach einer Stunde kam er mit dem Frumentus Neidel am Rücken daher. »Beinhart ist er gefroren«, schnob er. »Kasper, zahl den Eimer!«

Er ließ die Leiche auf einen Stuhl nieder, und sie war in einer so günstigen Verkrümmung erstarrt, dass sie sich im Gleichgewicht hielt, und nun saß der Tote unter den Trinkern und Trunkene, als gehöre er zu ihnen. Er saß regungslos, Raureif im Bart, den Oberkörper feierlich steif, das Gesicht gräulich verzerrt, die Augen grell offen. Aus seiner Hosentasche pendelte eine breite Uhrkette, mit einem Anhängsel aus Hirschzähnen geschmückt; sie hatte einst dem Aton Schoißengeyer gehört.

Eine ziemliche Weile grauste den Männern vor diesem Gast. »Drückt ihm wenigstens die Augen zu!« flüsterte der Hannes Fux.

Aber als das Fass hereingerollt und angezapft wurde, da flog alle wieder eine wilde Laune an, sie ließen sich die schartigen Krüge mit Bier füllen, schwenkten sie und soffen einander zu und wurden immer toller. Der Windschiegl schmiss den Hit an die Decke und rief: »Ich bin heut mit aller Welt freund, nur mit den Jagern nicht!« Der Staches Sumpringer und der Karl Boxleitner tanzten mitsammen wie zwei plumpe Bräuhausrösser, der Hannes Fux sang, und der Apfel seiner dürren Gurgel stieg auf und nieder.

Auf einmal war Streit unter ihnen, der alte Neid um den Schuss und um das gefällte Wild flackerte hellauf, und mit heiseren Stimmen beschuldigten sie einander der schwärzesten Taten, in deren wüstem Kranz Mord und Totschlag nicht fehlten, und der Lärm wurde immer ärger, bis jeder Sinn darin unterging. Und niemand mehr achtete des gefrorenen Mannes, der wiedergekehrt zu sein schien, um abzurechnen, und dem allmählich das Eis von den Brauen sich löste und der starre Bart zu triefen anhub.

Der Sepp Windschiegl wollte sich in dem allgemeinen Geschrei verständlich machen, und als ihm dies nicht gelang, kletterte er auf den Tisch, stemmte die Hände auf die Bretterdecke über sich, legte den Kopf ins Genick und heulte wie ein Wolf empor. Dann kroch er wieder herunter, senkte die Stirn erschöpft und verzweifelt in den Sudel der Tischplatte und verharrte also.

Nun wurden auch die andern still, und sie stierten sich müde und verwundert an. Sie hörten, wie draußen der Hund den Mond angreinte und wimmernd verstummte. Und einer deutete auf den Toten und murmelte: »Da sitzt er, derweil seine Seele in der Hölle badet!«

Der Sumpringer versuchte zu spotten: »Wenn es Hirsche und Rehe in der Hölle gibt, wird es ihm drunten ganz gut gefallen.«

Und der Kasper Grindl fasste den Toten beim Rock und kicherte: »He, du eiskalter Bub, jetzt beicht einmal, wer den Förster Ludwig erschlagen hat!«

Wie ein Zittern flog es über den Leichnam, er regte sich, bog sich langsam, langsam vor und wölbte sich über den Tisch.

»Die Toten stehen auf!« schrie der Hannes Fux.

Furcht und Grausen stieß alle an. Schreiend drängten sie sich zur Tür hinaus und verstoben.

Nur der Kasper Grindl und der Wirt blieben. »Die Wärme hat den Stößel aufgetaut«, brummte der Grindl. »Hin ist hin!«

Der Wirt jammerte: »Du Sappermentskerl jagst mir mit deinen Narreteien das Gericht auf den Hals. Da rennen sie davon und lassen mich in der Suppe sitzen. Kasper hilf mir den Stößel hinschaffen, woher er gekommen ist!«

Sie legten den Leichnam auf einen Schlitten und zogen ihn in den Wald.

*

Das Hannerl sß auf der Türschwellt, scheitelte sich ihr hirschbraunes Haar und ließ ihre schönen, runden Augen blinken. Und die zwei jungen Försterburschen glotzten über den Zaun, zwirbelten die gelben Schnurrbärte verwegener in die Höhe und stolperten dann träumerisch davon.

Von der Stunde an waren sie Tag für Tag hart an dem Grindl seiner Hütte auf der Lausche. Der eine saß müßig auf einem Baumstrunk und pfiff andächtig vor sich hin, der andere brach Haselnüsse. Aus war es mit ihrem Amtseifer, sie trugen jetzt andere Sorgen.

Ein Spätsommertag war vorüber, die Sonne war ohne Gnade gewesen, und das Harz war von den Bäumen geronnen. Nun stiegen am Abend finstere Wolken auf, bleierne Gewittertürme. Es war zur Zeit des Schwarzmondes.

Der Sepp Schoißengeyer hatte seinem Bruder versprochen, ihn von der Diensthütte am Rachel abzuholen Er hatte sich einen Umweg erlaubt, an dem Haus des Grindl vorüber, und sich dabei viel Zeit gelassen.

Die Nacht nahm alles in ihr dunkles Gewand. Der späte Wanderer konnte nur mehr ahnen, was um ihn war. Da hielt er auf einmal das Hannerl im Arm.

»Wie kommst du daher in der stichblinden Nach?« fragte er misstrauisch. Sie stammelte: »Ich weiß nicht wie. Ich hab Preißelbeeren brocken wollen. Da bin ich wohl auf die Irrwurz getreten. Ich hab nimmer gewusst, wo oben und unten, vorn und hinten und rechts und links ist. Niedergekniet bin ich und hab gebetet, der Hirsch mit der brennenden Kerze zwischen den Hörnern soll kommen und mich weisen, wie er die verirrten Jäger weist!«

Ein ganz toller Blitz zuckte auf. Dann krächzte der Donner, und die Berge brüllten. Der Jüngste Tag schien aus der Finsternis brechen zu wollen. Doch kein erlösender Regen fiel in die Schwüle.

»Du feines Wildbret!« flüsterte der Jägersbursch. Es brauste ihm in den Adern. Das Hannerl hielt ihn umfasst und ließ ihn nicht frei. »Hannerl!« sagte er. Und dann wieder: »Hannerl!« Und nichts anderes. Eine kurze Weile öffnete sich droben der Himmel und brannte in allen Sternen.

Dann brach es wieder los. Ein Blitz fuhr nieder und suchte sich unter den Tannen eine brennende Braut.

Nach Mitternacht erst trennten sich die zwei Menschen. In dumpfer Trunkenheit trollte der Sepp dahin.

Als er zur Diensthütte kam, stockte er und biss sich vor Schreck in die Zunge. Aus dem Fenster glomm ein Schein. Der Bruder drin hatte die Läden nicht zugetan. Wie unvorsichtig! Und dann erstarb dem Sepp der Atem. Die Scheibe war zersplittert, zersplittert von einem Schuss. Drin im matten Licht einer niedergehenden Kerze sah er den Xaver leblos hängen an dem Stuhl, neben ihm am Fußboden eine dunkle Lache.

Da focht es ihn wie Wahnsinn an. Er rannte, rannte davon, Äste droschen auf ihn ein, Bäume sprangen ihm in den Weg, Sträucher dornten ihn an. Feindschaft, Feindschaft überall! Ein Schuss ging unter in der widergeilenden Nacht. Der Sepp brach in dem Feuer zusammen.

Als des Morgens die Sonne aufdrang, schauderte der Wald auf und mit ihm alle Wesen, die ihn bewohnten. Der Sepp erwachte aus seiner Ohnmacht und schleppte sich weit, weit dahin. Oft sank er nieder und kroch auf Händen und Knien. In einem fernen Forsthaus meldete er das Unheil.

Einige Tage nachher starb auch er.

*

Als die Sippe der Schoißengeyer ausgerottet war, versetzte man den Daniel Zirlnusser von der tirolischen Grenze her in die Rachelwälder. Der Oberforstmeister in München soll damals gesagt haben, einen bösen Grind müsse man mit einer scharfen Lauge waschen.

Dem neuen Förster flog das Gerücht voraus, dass er selber einmal ein störrischer Wildschütz gewesen sein, und man habe ihm das Handwerk nur legen können, indem man ihn in eine Försterei steckte.

»Er soll uns nur kommen! Wir leuchten ihm zurück«, prahlten die Finsterreuter. »Was richtet er mit uns aus? Er ist ein Auswendiger und kennt nicht Land und Leute. Die Schoißengeyer sind einheimisch gewesen, haben jeden Schleichweg gewusst, jeden Baum gekannt und jedes Kind, und haben doch dran glauben müssen.«

»In den Strohschober muss er sich vor mir verkrieche!« rief der Windschiegl.

»Ein gewester Wildbretschütz!« spotteten sie. »Das wird gut tun. Der Bär soll den Honig hüten!«

An einem Sonntag kam der Daniel Zirlnusser zum ersten Mal nach Finsterreut und schritt schnurstracks auf das Wirtshaus zu. Die Wilderer sahen ihn verwundert kommen, seit manchem Jahr hatte kein ehrlicher Forstmann mehr das anrüchige Haus betreten. »Teufel! Teufel!« brummte der Windschiegl. »Und nicht einmal den Stutzen tragt er mit sich!«

Der Daniel Zirlnusser ging wie ein Gebirgsmann, bedächtig und mit weiten Knien, er mochte schon viele steile Gamsberge und Steinbockfelsen bestiegen haben. Er trat in die Stube und begehrte einen Krug Bier. Da war alles still und lauernd, und die hageren Männer von Finsterreut duckten sich.

Er ließ sich mitten unter ihnen nieder. Sein Grünhütlein war spitzig und speckig, ein grauer Dachsbart schwankte dran, und er zog es ab und setzte es sich aufs Knie. Sein rostroter Schopf war hoch und steil wie die Krone eines Wiedehopfes.

Bieder schob ihm der Kasper Grindl seinen klebrigen Krug hin: »Da trink, Jager!« Der Zirlnusser stieß den Krug zurück und sagte mit halb geschlossenen Augen: »Willst du dir bei mir ein schönes Blümlein einlegen? Bevor ich mit dir sauf, muss ich dich erst kennen.«

Der Kasper Grindl fletschte vor Wut die Zähne. Es war ein lückenloses, festes, räuberisches Gebiss, was er da zeigte. »Du hast scharf Zähnt«, spottete der Förster. »Aber heutzutage ist das keine Waffe mehr. Gebissen hat man in uralter Zeit. Heut schießt man.

»Es kommt darauf an, wer besser schießt«, murmelte der Alte.

»Und wer zuerst schießt«, gab ihm der Zirlnusser zurück.

In dem Blick des neuen Försters hauste immer etwas Drohendes, langsam und schleichend gingen diese Augen in ihren Höhlen auf und nieder, während sie bei den Leuten von Finsterreut eilends hin und her schossen. Und diese drohenden Augen sahen gemächlich einen nach dem andern an.

»Der Buckel graust mir, wenn ich an seinen Blick denke«, sagte der Wirt nachher zu seinem Weib.

Der Daniel Zirlnusser trank seinen Krug mit einem Zug leer und zahlte seine Zeche. Dann sagte er laut: »Alsdann, ihr Zigeuner, dass sich keiner mehr in der Nacht auf meiner Wildflur blicken lässt! Ich will euch auf die Eisen lugen. Kommt mir einer in die Klemme, so schraub ich ihm die Finger zusammen. Jeden von euch Nachtbuben will ich « Seine flammenden Augen redeten weiter.

Was er da sagte, strahlte wie Vogeldunst aus und traf und empörte alle.

Der Sepp Windschiegl lachte seinen Gesellen zu: »Der zeigt uns den Teufel im blauen Glas!« Und er stellte sich dem Förster in den Weg und grinste: »Mein Lieber, mit dir werden wir auch noch fertig!«

Da gab ihm der Zirlnusser eine zwiespännige Maulschelle, dass er an die Wand taumelte.

Sogleich funkelte es von Messern.

Der Förster gewann die Tür und rannte. Er rannte herrlich wie ein Rehbock. Die andern liefen ihrem blutenden Feind nach. Weit durch den Wald führte die Verfolgung.

Er erreichte die Hütte des Kasper Grindl, sprang hinein und verrammelte die Tür. »Wo ist der Stutzen?« schrie er das Hannerl an. »Her mit dem Stutzen, du Donnerhex!«

Zitternd holte sie das Gewehr aus dem Versteck hinter dem Webstuhl hervor. Er reckte es zum Fenster hinaus. Seine Sperbernase schnob. Da wagten die Finsterreuter es nicht, das Haus zu stürmen. In der blinden Wut ihrer Ohnmacht stießen alle die Messer ins Tor und ließen sie drin stecken.

Das mit Messern gespickte Tor wurde später von den Gendarmen auf einen Wagen geladen und lag als Beweisstück vor Gericht. Doch kam bei den Verhandlungen nichts zutage, den seltsamer Weise sagte der Förster gegen seine Feinde nicht aus, und als ihm die Finsterreuter gegenübergestellt wurden, starrte er sie mit seien drohenden Augen lange an und sagte schließlich, er kenne keinen.

Als der Kasper Grindl damals wider alles Erwarten ohne jegliche Strafe vom Gericht heimkam, sagte er zum Hannerl: »Du gehst heut Nacht zum Förster!«

»Willst du den Speck in der Hundshütte aufheben?« staunte der Windschlegl.

»Ich geh nicht zu ihm«, trotzte das Mädchen. »Es hilft nichts. Dem kann man nicht süß und nicht sauer singen. Der ist ganz kalt. Und ich fürcht ihn.«

Der Daniel Zirlnusser schien fortan das träumerische Leben eines Fuchses zu führen, er lungerte und sonnte sich vor seinem Haus, hörte dem grüblerischen Geläut einer Hummel zu, spielte wohl auch die Zither, stopfte sich die Pfeife und verspann sich in dem launischen Weg des Rauches, schlenderte durch die Wälder und pfiff den Vöglein zu und fuhr nicht aus dem Häuschen, wenn nachts ein fremder Schuss durch das Gebirg polterte. Es war, er habe seiner argen Drohung ganz vergessen, und die Finsterreuter waren mit der Art, wie er seines Amtes waltete, versöhnt.

Im Spätherbst aber hub es an.

Die Wälder keuchten und verschleierten sich, die Hirsche zogen mit ihren Brunstrudeln auf die Hochwiesen und forderten plärrend zum Zweikampf.

Der erste, der aus dem Forst nimmer heimkam, war der Sepp Windschiegl. Acht Tage lang wartete sein Weib auf ihn. Dann gab sie es auf. Er sei nach Amerika gereist, sagte sie und zog mit ihren schwarzköpfigen Buben fort zur Riedelhütte, wo ihre Verwandtschaft saß und Glas blies.

Dann verscholl der Hannes Fux.

Dann der Xaver Kagerer.

Dann der Karl Boxleitner.

Dann der Wirt.

Ohne Spur verschollen sie.

Der Förster klopfte an das Fenster des Einkehrhauses. »He, Wirtin, ist dein Alter auch übers Meer?« spottete er. Das Hemd stand ihm vor der Brust offen, und das Rothaar loderte dort wie krauses Feuer. In seinen Augen phosphorte es.

Einmal fand er auf dem Gebälk der Försterei mit roter Schrift geschrieben: »Der Zirlnusser ist der Mörder.« Er klopfte gleichmütig seine erloschene Pfeife aus, holt einen Hobel und schabte die Schrift weg.

Das Frühjahr kam. Der Urhahn sträubte den Bart und tanzte.

Da verscholl der Staches Sumpringer.

Die Männer des Dorfes gingen verstört. Jeder spürte die Todesflügel um sich. Sie gingen willenlos, zauberisch geleitet, wie ein Stück Treibholz von der Strömung geflößt wird zu einem unbegehrten Ufer oder weiter ins gestadeferne Meer. Sie schlichen nachts fiebernd in den Wald und kamen nimmer. Die Sippen der entrückten Wilderer flüchteten aus Finsterreut wie aus einem Pesthaus.

Auch die Wirtin verscholl. Sie hatte kühner gewildert als ihr Mann.

Der Kasper Grindl überlebte alle seine ehemaligen Spießgesellen. Aber er ließ das Weberschifflein feiern, seine Stirn war zerstört, und seine Finger beschrieben in der Luft immer wieder die Gestalt des Försters. Die Steinhaufen im Wald wühlte er auf und suchte die Rippen der Freunde, er schnüffelte in die hohlen Bäume, die Verwesung zu finden. Er fand nichts. Könnten doch die Raben reden! Könnten sie doch wie in den alten Heiligenbüchern krächzend die Mordtat melden!

Einmal ließ der alte Wilderer den Geistlichen holen und sich heuchlerisch von ihm zur letzten Wegfahrt vorbereiten. Die Hostie verschlang er nicht, sondern spuckte sie heimlich in seine Hand. Am nächsten Tag schoss er sie gegen die Sonne.

Das schöne Hannerl rannte ihm aus lauter Entsetzen davon. Wie einen Hund, den der Tollwurm quält, trieb es ihn herum.

Der Münchner Herren kamen inzwischen die unheimlichen Geschehnisse im Wald zu Ohren, und sie beriefen eiligst den Daniel Zirlnusser ab.

In jenen Tagen, da der Förster sich zum Abschied rüstete, kramte der alte Grindl einen Goldtaler herfür. »Du bist noch nie in eines Juden Hand gelegen«, redete er ihn an. »Eine Kugel gieß ich aus dir. Du weißt, wen du treffen musst. Ja, du triffst ihn, und wenn ich dich auch blind in den Rauchfang hinauf schieße.«

Mit ödem Magen und düstere Sprüche raunend, darin der gekreuzigte Heiland wie in einem Gebet stand, also goss er die Kugel.

Welk neigte sich der Sichelmond zum Grat des Waldes nieder, da schlich der letzte Mensch von Finsterreut mit der goldenen Kugel dahin, den Feind auszulöschen.

Und auch er verscholl.


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