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Achtes Kapitel.
Zwei Kontrakte.

Ihr seid also damit einverstanden, daß ich das Wort führe und ermächtigt bin, in unser aller Namen zu unterhandeln?

Der Schauplatz ist wieder das dem Leser schon bekannte Verandazimmer im Hotel Trafalgar, und die Personen – – nun, sie sind das unzertrennliche Triumvirat jener modernen Wikinger, deren Abenteuer zwischen Europa und Afrika ich auf diesen Blättern besungen habe.

Monk sah mich und Holt fragend an.

Ja, so lautet die Abmachung, antwortete ich.

Und du Holt, gibst mir auch Vollmacht – – oder ziehst du vor, selbst mit dem Grafen zu sprechen?

Nein, das will ich lieber dir überlassen; aber – aber –

Du brauchst nicht weiter zu sagen, was du meinst; denn es handelt sich doch darum, daß die Grundlage für die Friedensunterhandlungen darin bestehen soll, daß du deine Eroberungen behältst, oder nicht?

Holt lachte: Ja, das meinte ich – nichts anderes.

Monk läutete nach dem Diener und ersuchte ihn, den wartenden Herrn hereinzuführen.

Graf Silva erschien mit dem Anstand eines Weltmannes, begrüßte uns alle und nahm dann den angebotenen Platz ein.

Mein Geschäft gilt dem Besitzer der Lustjacht »Fram«; welchem von Ihnen, meine Herren? – –

Wir gehören alle zur Besatzung des Kutters, fiel Monk ein; aber ich bin ermächtigt, in aller Namen das Wort zu führen, wenn Sie, Herr Graf, eine Erklärung von uns wünschen.

Ich werde gleich zur Sache kommen, – der Graf sprach französisch und mit dem Tonfall eines Parisers – was ich wünsche, ist, daß mir meine Tochter, die mir entführt wurde, ausgeliefert wird.

Ihre Tochter – oder besser gesagt, Ihre Stieftochter – hat sich freiwillig unter unsern Schutz begeben; es hängt also von ihrem eigenen Willen ab, ob sie zu Ihnen zurückkehren will oder nicht.

Ich bin ihr gesetzlicher Vormund und verlange sie zu sprechen; wo ist sie?

Sie befindet sich als Gast im Hause des englischen Admirals hier in Gibraltar.

Der Spanier schien bei dieser Mitteilung unangenehm überrascht zu sein. Er stand auf und machte einige Schritte durch das Zimmer.

Ich werde Ihnen die Sache erleichtern, mein Herr, fuhr Monk fort. Ihr Geschäft gilt weniger Ihrer Stieftochter als uns selber; Sie möchten gerne in Erfahrung bringen, wie wir uns die Kenntnis gewisser Angelegenheiten, die Sie betreffen, zunutze machen wollen – nicht wahr?

Es ist möglich, war die schnelle Antwort; aber in jedem Falle beabsichtige ich Sie, meine Herren, zur Rechenschaft zu ziehen für die Art und Weise, in der Sie es passend gefunden haben, sich in meine Angelegenheiten zu mischen.

Graf Silva! So richten Sie nichts aus, war Monks ruhige Antwort. Wenn wir uns in Ihre Sache gemischt haben, so machten Sie jedenfalls den Anfang durch Ihre Einmischung in die unsrige – wir genießen noch die Erinnerung an das angenehme, nächtliche Zusammentreffen auf dem »Ozean«.

Ach, was kümmert uns jetzt der »Ozean« und diese Geschichten! Es ist weder Ihnen noch der Besatzung, jenes Schiffes etwas Schlimmes widerfahren, wenn auch die Leute in ihrer törichten Furcht das Schiff verließen – – – Nein, was ich vorzubringen habe, ist, daß Sie sich in den Besitz eines Geheimnisses gesetzt haben, welches für das Schicksal meines Vaterlandes Bedeutung hat – ein Geheimnis, welches –

Das Gesicht des Grafen war bleich vor Gemütsbewegung; er durchmaß das Zimmer mit großen Schritten.

Ich halte fest daran, daß Sie und Ihre Leute begonnen haben, Gewalt gegen unsere Landsleute und uns selber anzuwenden, daß man brave norwegische Seeleute mißhandelt und ihr Eigentum zerstört hat. –

Der Graf blieb stehen und erhob die Hand: Der Zufall fügte es, daß wir genötigt waren, das Kommando über das Schiff zu ergreifen. Wir suchten an Bord desselben Zuflucht, um so schnell als möglich die Küste Afrikas zu erreichen, da unser Dampfschiff auf offener See untergegangen war, und wenn auch die Leute, mit denen ich zusammen war, sich etwas roh und undiszipliniert benahmen, so versprach mir doch ihr Anführer, daß der Besatzung des Schiffes nichts Uebles widerfahren solle. Wie schon gesagt, es war ihre törichte Furcht, die sie zum Verlassen des Schiffes bewog. Als Sie dann an Bord kamen, tat ich ebenfalls alles, um Blutvergießen zu hindern; gerade deshalb überredete ich die Schmuggler – ich meine die Leute, mit denen ich zusammen war, – sich zu verbergen und Sie in der Nacht zu überwältigen.

Aber Ihre Leute bemächtigten sich unseres Kutters »Fram«.

Es waren zwei ungehorsame und eigensinnige Männer, die es gegen meinen Befehl taten. Sie befanden sich schon drunten im Kutter, ehe ich es hindern konnte.

Jedenfalls verursachten Sie den Untergang des Schiffes »Ozean«. Das hat den Eigentümer und Führer desselben in Armut gestürzt, da sich die Versicherungsgesellschaft zu bezahlen weigert, indem sie behauptet, der Eigentümer habe das Schiff ohne Notwendigkeit verlassen.

Der Graf machte eine verächtliche Handbewegung. Meinen Sie etwa, daß ich oder der hohe und gerechte Herr, dessen Sache ich diene, brave Seeleute ihres Eigentums berauben wollen? Es sind in diesem Augenblick bei einer Bank in Christiania 100 000 Pesetas deponiert worden – soviel ich weiß, ein gut Teil mehr, als der Wert des Schiffes beträgt – mit der Weisung, sie dem Eigentümer und der Besatzung des »Ozean« auszuzahlen.

Wir drei sahen einander überrascht an. Ich flüsterte Monk ins Ohr: Das ist ein Ehrenmann, setz ihm nicht zu hart zu!

Holt nickte zustimmend.

Der Graf fuhr fort: Aber was bekümmern wir uns um das Geld, obschon, Gott soll's wissen, Don Car – – ich wollte sagen, wir selber genügend Verwendung dafür hätten! Aber verflucht sei der Tag, an dem wir unsern Fuß auf das norwegische Schiff gesetzt haben, und die Stunde, die uns und Sie, meine Herren, zusammenführte! – –

Sie sind nicht sehr höflich, Herr Graf!

Entschuldigen Sie! Ich wollte Sie nicht beleidigen; aber Sie wissen nicht, was Sie getan haben! Sie haben eine große und gerechte Sache zum Scheitern gebracht, Sie haben einen edlen Monarchen daran verhindert, sich in den Besitz des Thrones seiner Väter zu setzen – und Spanien von dem Joch zu befreien. – – Vielleicht wäre es am besten gewesen, wenn ich den Rat Velascos befolgt hätte, damals, als wir Sie an Bord des Schiffes in unserer Gewalt hatten. »Wir wollen sie über Bord werfen!« sagte er. »Das ist eine zähe Rasse; lassen wir sie am Leben, so gönnen sie sich weder Ruhe noch Rast, bis sie uns aufgespürt und sich gerächt haben – diese Menschen aus dem Norden sind nicht so träge wie unsere Landsleute, sie verfolgen ihr Ziel, wäre es auch durch Feuer und Wasser.« – –

Der Graf war bleich vor Aufregung. Er sprach wie jemand, der mit sich selber spricht; er sah keinen von uns an, sondern ließ sich auf einen Stuhl niederfallen und hielt die Hand vor die Augen.

Plötzlich erhob er sich und starrte Monk ins Gesicht: Haben Sie der spanischen Regierung schon Mitteilung gemacht?

Wir haben noch niemandem unser Abenteuer an der afrikanischen Küste erzählt, antwortete Monk ernst, ausgenommen dem englischen Admiral, und er hat versprochen zu schweigen bis – auf weiteres. Wir mußten eine Zuflucht für Ihre Stieftochter suchen und konnten ihn nicht darüber in Unkenntnis lassen, wenn er unsere Bitte erfüllen und die Dame in sein Haus aufnehmen; sollte.

Und was wollen Sie nun tun? Das Gesicht des Grafen war ruhig; aber er konnte seine Spannung nicht unterdrücken.

Wir sind geneigt, ein Uebereinkommen zu treffen. Es kommt auf Sie an, ob Sie es annehmen wollen.

Teilen Sie mir die Bedingungen mit.

Sie, Herr Graf, geben Ihre Zustimmung zu der Heirat Ihrer Stieftochter und Mündel mit Leutnant Holt, der dort steht – einem unserer bravsten und tüchtigsten Seeoffiziere. Wir unsererseits verpflichten uns, Ihren Namen mit keiner Silbe zu erwähnen, noch aus andere Weise Ihre Teilnahme an dem Unternehmen der Carlisten zu verraten.

Die Verlobung ist wohl schon deklariert, und ich soll nur noch meinen Segen zu dieser Ehe geben; der Graf lächelte bitter. Aber wenn ich einwillige, was wollen Sie dann mit dem Geheimnis der afrikanischen Küste beginnen?

Wie ich Ihnen schon gesagt habe, kennt der englische Admiral die Sache; er kann auf die Dauer ein Geheimnis nicht verbergen, welches die Existenz einer England freundlich gesinnten Regierung gefährdet; was wir aber versprechen können, ist, daß Ihr Name vollständig verschwiegen wird. Den Zufluchtsort an der marokkanischen Küste müssen Sie natürlich aufgeben.

Der Graf trat ans Fenster und starrte eine Weile auf die Bucht hinaus; dann wandte er sich gegen uns: Gut, ich nehme das Uebereinkommen an; glauben Sie jedoch nicht, daß ich es meiner Person halber tue. Wenn es meinem hohen Herrn und der gerechten Sache helfen könnte, so würde ich jeden Augenblick bereit sein, ins Gefängnis oder in die Verbannung zu gehen. Aber jetzt handelt es sich darum, daß ein allfälliger, künftiger Sieg unserer Sache von meinem freien Verkehr abhängt. Ich will Ihnen nicht verhehlen, daß wir für diesmal den Versuch aufgeben müssen. Alle unsere Munition liegt an Bord der alten Bark, die Sie wohl drüben im marokkanischen See gesehen haben – wir haben nur einen Teil der Waffen in Spanien ans Land gebracht – und ich sehe voraus, daß Kapitän Santa Marina bald – –

Aber können Sie nicht vorher die Sachen mit der Jacht fortbringen?

Mit der Jacht! Unsere beiden Dampfer sind verunglückt!

Beide?

Ja, beide – der eine wurde leck auf hoher See und wir mußten ihn verlassen – damals, als wir an Bord des norwegischen Schiffes kamen; der andere – Sie kennen ihn ja – scheiterte vor drei Tagen vor Mazighan. Die verwünschten Engländer betrogen mich mit diesen Jachten. Sie wurden mir als neue Fahrzeuge mit vierzehn Knoten Schnelligkeit verkauft, und nachher zeigte es sich, daß es alte Rumpfe waren, die kaum auf zehn Knoten gebracht werden konnten.

Sie verunglückte also, nachdem sie uns verfolgt hatte?

Der Kessel sprang leck bei der gesteigerten Heizung und die Jacht strandete gerade vor der Stadt Mazighan – es war am Morgen, nachdem – – –

Sie versucht hatten, den »Fram« in den Grund zu bohren.

Sie tun mir unrecht! Hören Sie mich an: der Mann, dessen ich mich bisher zu bedienen genötigt gewesen bin, der Anführer der Schmuggler, Ve – – – nun, der Name tut nichts zur Sache – und seine Leute wollten Ihren Kutter in den Grund bohren. Ich tat, was ich konnte, um es zu verhindern. In dem Augenblick, als sie ihr Vorhaben ausführen zu können glaubten, wurde ich als Gefangener in meiner eigenen Kajüte bewacht; ich lachte sie aus, als sie mir nachher erzählten, daß die Jacht nur eine Laterne an einer Stange überfahren habe – wie sie sagten.

Sie sind ein Ehrenmann, Herr Graf! Holt trat hervor und bot ihm seine Hand. Empfangen Sie in jedem Falle mein Versprechen, daß Ihre Stieftochter ein Heim finden soll in dem fernen Lande, das sie nun zu ihrer Heimat gewählt hat, und kann die Liebe und Treue eines Mannes sie glücklich machen, so soll sie es werden.

Der Graf nahm Holts Hand und schüttelte sie.

Wohl habe ich mir bisher immer gedacht, daß das Glück eines Mädchens vor einem größeren Zweck in den Hintergrund treten müsse. Aber nun bin ich doch erfreut darüber, daß ich nicht mein Gewissen damit belasten muß, auch ihre Zukunft geopfert zu haben. – – Leben Sie wohl, meine Herren. – – Hätte mein König zehn solche Männer wie Sie in seinen Diensten, so würde Spanien bald wieder seinen rechtmäßigen Herrscher besitzen.

Er stand auf, um zu gehen.

Warten Sie einen Augenblick, mein Herr! Monk zog seine Uhr heraus. Benützen Sie lieber diesen Weg durch den Garten; auf der Hoteltreppe könnten Sie leicht einem Ihrer Landsleute begegnen, dem – Sie besser aus dem Weg gehen.

Wohl Kapitän Santa Marina?

Ja.

Ein Schatten von Unruhe glitt über das Gesicht des Grafen: Ich habe Ihr Wort – –?

Ja, Sie haben unser Wort; nur ist es besser, wenn Sie diese Begegnung vermeiden.

Das Gesicht des Grafen nahm wieder seinen ruhigen Ausdruck an: Ich zweifle nicht. Ein Versprechen ist im Norden heiliger als im Süden. – – Die Papiere, die meine Stieftochter und ihr Vermögen betreffen, sollen Ihnen zugestellt werden, sobald ich sie bei meinem Bankier in Cadiz abgeholt habe. Leben Sie wohl, meine Herren!

Wir sahen ihn nicht wieder.

* * *

Ein Diener öffnete die Türe: Kapitän Santa Marina!

Der Kapitän war in voller Uniform, der glänzenden Paradetracht der spanischen Marineoffiziere. Er schüttelte unsere Hände: Ich komme von dem englischen Admiral – mein Schiff liegt hier auf der Reede – er benachrichtigte mich davon, daß die norwegischen Herren mir wohl eine wichtige Mitteilung zu machen hätten, sodaß ich mir die Freiheit nahm, Sie um eine Unterredung zu bitten.

Sie ahnen wohl, um was es sich handelt? Monk führte noch immer das Wort.

Das dunkle Gesicht des Kapitäns drückte Spannung und Erwartung aus; er erhob sich unwillkürlich von dem Stuhl, den wir ihm angeboten hatten:

Sie haben das Nest der Carlisten entdeckt?

Und wenn es so wäre?

Dann ist es Ihre Pflicht, mir als Vertreter der spanischen Regierung vollständigen Aufschluß zu geben!

Wir sind nicht in Spanien und es kann uns niemand zwingen.

Das Gesicht des Offiziers verfinsterte sich.

Ich glaubte, daß es die Pflicht eines jeden Gentlemans wäre, dazu beizutragen, daß Räuber und Verschwörer ihre wohlverdiente Strafe – –

Auf diese Weise richten Sie nichts aus, Herr Kapitän! Monk blieb ruhig auf seinem Stuhl sitzen und rauchte seine Zigarre. Wir wünschen selbst darüber zu bestimmen, was wir Ihnen sagen wollen und was nicht, und es muß uns gestattet sein, zu entscheiden, was für uns als Gentlemen paßt.

Der Kapitän hatte sich wieder gesetzt und starrte finster zu Boden. Endlich sah er mit einem leichten Lächeln auf:

Ich kenne Ihr Abenteuer in San Roque. Wenn ich mir den Umstand dazu denke, daß gegenwärtig eine junge spanische Dame im Haus des Hafenadmirals als Gast weilt, so werden Sie begreifen, daß Sie ganz in der Hand haben, was verhehlt oder nicht verhehlt werden soll. Graf Silva – –

Wenn der Name des Grafen noch ferner erwähnt wird, so ist unser Gespräch zu Ende! Monk sah den Kapitän ruhig an.

Sie wollen also dem Verschwörer helfen?

Wir wollen nicht den Ruin eines Mannes verursachen, von dem wir nichts Böses wissen, außer, daß er für eine Sache kämpft, welche er selbst für heilig hält.

Aber es steht nicht in Ihrer Macht, ihn zu retten; er wird bestenfalls auf Lebenszeit verbannt und sein Eigentum in Spanien konfisziert. – – Was ich weiß, genügt, um ihn wegen Hochverrats zu verurteilen.

Wenn Sie ein kluger Mann sind, so wird weder er selbst verbannt, noch sein Gut konfisziert.

Wie? Den Spanier verließ seine Selbstbeherrschung, er starrte ratlos von dem einen zum andern.

Hier ist nichts zu verhehlen, fuhr Monk fort. Unser Freund, Leutnant Holt, wünscht eine junge spanische Dame zu heiraten und zwar mit Zustimmung ihrer Angehörigen. Keiner von uns wünscht Geheimnisse zu benützen, in deren Besitz wir zufällig gekommen sind, um einen Mann zu vernichten, der so handelt, wie er es als seine Pflicht betrachtet. Wir sind keine Angeber und politischen Spione. Andererseits wünschen wir aber auch nicht, der spanischen Regierung Aufschlüsse vorzuenthalten, die sie gegen reaktionäre Versuche schützen können, Versuche, die wir Norweger nicht billigen. Kurz und gut: Sie sollen Gelegenheit erhalten, das Nest der Carlisten an der afrikanischen Küste auszuheben, aber nur unter der Bedingung, daß der Name des Grafen Silva nicht genannt wird – dies sichern Sie uns mit Ihrem Ehrenwort als spanischer Edelmann und Offizier zu.

Es steht mir frei, zu benützen, was ich von dem Grafen weiß, antwortete der Spanier stolz, und wenn Sie den Zufluchtsort dieser Räuber finden konnten, so wird mir das auch ohne Beihilfe gelingen.

Das können Sie versuchen, bis Sie alt und grau werden. Holt hatte sich plötzlich erhoben und ging mit ausgestreckter Hand auf den Spanier zu. Ich gebe Ihnen mein Wort als Seemann, daß nur der reinste Zufall Ihnen den Schlüssel in die Hand liefern kann – ein so guter Seemann und Offizier Sie auch sind. Geben Sie mir die Hand darauf, daß dem Grafen nichts Böses widerfährt, und ich werde Ihnen den Weg nach dem Zufluchtsort zeigen.

Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Spaniers.

Ich verstehe, daß hier der Ehekontrakt unterschrieben werden soll. Ich hätte nie geahnt, daß ich jemals die Tochter des Grafen Silva würde verheiraten helfen – – aber meinetwegen! Hier haben Sie meine Hand!

* * *

»Der spanischen Regierung ist seit längerer Zeit bekannt gewesen, daß auch in den südlichen Provinzen carlistische Propaganda in großem Stil betrieben wird, und daß nicht unbedeutende Waffenvorräte auf Rechnung der Carlisten eingeführt worden sind, ohne daß man dem Unwesen hat steuern können. In diesen Tagen ist es indessen einem energischen Seeoffizier, in dessen Hand die Regierung die Sache gelegt hatte, gelungen, den Zufluchtsort der Carlisten zu entdecken, der mit bewunderungswürdiger Schlauheit in einem bisher unbekannten Hafen an der marokkanischen Küste verborgen war. Große Vorräte an Waffen und besonders Munition waren dort aufgehäuft, um nach und nach in Spanien eingeführt zu werden. Eine carlistische Erhebung war jedenfalls nahe bevorstehend.

Es gelang zwar nicht, den Führer und seine Werkzeuge zu ergreifen, aber nachdem die Waffen konfisziert sind, müssen doch die carlistischen Versuche auf lange Zeit hinaus als vereitelt betrachtet werden. Der erwähnte Seeoffizier, dessen Name Santa Marina ist, wurde von der Königin zur Belohnung für seine Verdienste um die Regierung zum Admiral befördert.«

So lautete eine Notiz auf der ersten Seite der Pariser Ausgabe des »New-York Herald« vom 25. September 18.. –, von welchem ein Exemplar einige Tage später in einem Kuvert mit Monks Adresse nach Christiania gelangte.

Im Kuvert lag ferner eine Visitenkarte:

 

Don Antonio de Santa Marina y Perea,
Contra-Almirante.

* * *

 


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