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Genossenschaftswesen

Das Problem des sozialistischen Aufbaus auf dem Lande ist die Reform der Landwirtschaft auf der Grundlage des maschinellen, genossenschaftlichen Großbetriebs. Für die breite Masse der Bauern besteht der einfachste Weg dahin in Genossenschaftsbildung, wie es Lenin in seinem Werk »Über Genossenschaftsbildung« beschrieben hat. Dies ist der enorme Vorteil, den die proletarische Diktatur und das Sowjetsystem dem Bauern geben. Nur eine wachsende Industrialisierung des Ackerbaus kann die breite Grundlage für dieses sozialistische Genossenschaftswesen, für diesen Kollektivimus geben. Ohne eine technische Revolution in der ganzen Art der Produktion – das heißt, ohne landwirtschaftliche Maschinen, ohne Wechselwirtschaft der Fruchtarten, ohne künstliche Düngung usw. – ist kein erfolgreiches und umfassendes Arbeiten in der Richtung auf ein wirkliches Genossenschaftswesen im Ackerbau möglich.

Genossenschaftliches Einkaufen und Verkaufen wird aber nur dann ein Weg zum Sozialismus sein, wenn 1. dieser Vorgang unter dem unmittelbaren wirtschaftlichen und politischen Einfluß der sozialistischen Elemente, besonders der Großindustrien und der Gewerkschaften, Platz greift, und wenn 2. dieser Vorgang des genossenschaftlichen Kaufens und Verkaufens in der Landwirtschaft allmählich auch zu einem genossenschaftlichen Wirtschaften selbst führt. Der Klassencharakter der ländlichen Genossenschaften wird nicht nur durch das numerische Gewicht der verschiedenen Gruppen der zusammenarbeitenden Bauernschaft, sondern viel stärker durch das relative ökonomische Gewicht derselben bestimmt. Es ist die Aufgabe der Partei, darauf zu achten, daß ackerbauliches Genossenschaftswesen eine wirkliche Union der armen und der mittleren Bauerngruppen darstellt, und eine Waffe in dem Kampf dieser Elemente gegen die wachsende wirtschaftliche Macht des Kulaks ist. Wir müssen planvoll und beharrlich das ländliche Proletariat auf den Weg des Aufbaus der Genossenschaften hindrängen.

Ein erfolgreicher genossenschaftlicher Aufbau läßt sich überhaupt nur auf der Grundlage einer möglichst großen Unabhängigkeit der zusammenarbeitenden Bevölkerung denken. Eine wirkliche Union der Genossenschaften mit den großen Industrien und dem proletarischen Staat verlangt eine geregelte Leitung der genossenschaftlichen Organisationen unter Ausschluß aller bureaukratischen Regierungsmethoden.

Durch das unverkennbare Abweichen der Parteileitung von dem echten bolschewistischen Kurs auf dem Lande und ihr Bestreben, den wohlhabenden Bauern und den Kulak zu unterstützen, ist es mehr als jemals notwendig geworden, an die Worte unseres Parteiprogramms zu erinnern. Nach einer unzweideutigen Betonung der Wichtigkeit, die eine Union mit dem Mittelbauern für uns hat, stellt unser Programm klar und deutlich fest: »In ihrem ganzen Arbeiten auf dem Lande stützt sich die russische kommunistische Partei wie früher auf die proletarischen und halbproletarischen Bauernkräfte. Sie organisiert sie vor allem zu unabhängigen Kräften, indem sie Parteikerne in den Dörfern schafft, Organisationen der Armen, eine besondere Art von Gewerkschaften für die proletarischen und die halbproletarischen bürgerlichen Elemente usw.; indem sie sie durch alle nur möglichen Mittel mit dem städtischen Proletariat verbindet und sie dem Einfluß der bäuerlichen Bourgeoisie und der Kleinbesitzerinteressen entzieht.«


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