Friedrich von der Trenck
Des Freiherrn von der Trenck seltsame Lebensgeschichte
Friedrich von der Trenck

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Achtes Kapitel

Kaum war ich sechs Wochen in Moskau, so ereignete sich eine Begebenheit, die ich hier erzählen kann, weil von den Hauptpersonen dieser gespielten Rolle niemand mehr lebt als ich allein. Niemand wird glauben, daß ich ein Weiberfeind war; ich würde mich in diesem Falle des Lebens unwürdig glauben. Aus Liebesgeschichten entstanden vielmehr alle meine Glücks- und Unglücksfälle. Nie war ich ein Freund des Wechsels; auch in der Liebe war ich zu aller Verführung der Unschuld, zum Betrug, zur Unbeständigkeit unfähig. Sogar in feuriger Jugend floh ich alle tierischen Ausschweifungen, suchte mir etwas für mich allein, oder ward gesucht, und genoß in allen Ländern, wo ich war, die Freude der Liebe und der Freundschaft zugleich, die ich beide zu erwecken, zu erhalten, auch zu verdienen wußte. Weder in London, Paris, Rom, Venedig, noch Berlin, hat mich gewiß niemand in liederlichen Häusern noch Gesellschaften gesehen.

Bei einer großen Tafel in Lord Hyndfords Palaste saß ich neben dem schönsten Mädchen des Landes, von einer der ersten Familien, das eben einen sechzigjährigen, fast 300 Pfund wiegenden russischen Minister in ihrem siebzehnten Lebensjahre heiraten sollte. Ihr Auge verriet mir, daß ihr Herz mich an die Stelle ihres feisten Bräutigams wünschte. Ich war kühn, beklagte ihr Schicksal – und erhielt mit Erstaunen die Antwort: »O Gott! können Sie mich von diesem Unglück erretten? Ich tue alles, was Sie wollen.« – Man urteile, wie einem Manne meiner Gattung, im 24. Jahre, bei einer solchen Erklärung zumute war. – Der Gegenstand war göttlich schön – die Seele, das Herz noch ganz Unschuld: eine Fürstin aus den ersten Häusern. Aber das Verlöbnis war bereits bei Hofe geschehen, und kein anderes Mittel zum Besitze als Flucht, Entführung und alle mögliche Gefahr. – Der Ort war nicht günstig zur Unterredung; genug, unsere Seelen waren schon vereinigt. Ich forderte Gelegenheit zur näheren Erklärung und schon am folgenden Tage wurde sie mir im Troitzergarten bestimmt. Wie unruhig verstrich die wartende Nacht! Das schlaue Mädchen hatte alles so gut veranstaltet, daß wir durch Hilfe ihrer Kammerjungfer, die eine Georgianerin war, über drei Stunden ganz frei und allein miteinander sprechen konnten.

Wie geschwinde verflossen diese! Wie viele tausend Trauerstunden im Magdeburger Gefängnis hat mir aber die Erinnerung und der Wiedergenuß dieser glücklichen drei Stunden versüßt! Ein ehrfurchtswürdiges Mädchen, mit schauderndem Haß gegen ihren künftigen Mann erfüllt, die sich mit weinenden Augen, mit feurigem Temperament und mit der ersten unwiderstehlichen Empfindung einer auflodernden Liebe, mit unbegrenztem Vertrauen meiner Leitung, meinen Armen, meiner Willkür überließ, und zwar mit der Bedingung, daß ich sie entführen und von ihrem verabscheuten Bräutigam retten sollte.

Unser ewiges Bündnis ward geschlossen, und von diesem glücklichen Tage an hatte ich offene Gelegenheit, durch Beistand ihrer treuen Georgianerin und durch einen Eingang in ihren Garten, ganze Nächte in ihrer entzückenden Gesellschaft zuzubringen.

Die Abreise des Hofes von Moskau nach Petersburg war aber erst für das nächste Frühjahr bestimmt und der Hochzeitstag mit ihrem Ungeheuer schon für den 1. August beschlossen. Von Moskau ist es aber unmöglich, aus dem Reiche zu entfliehen, und wenn wir es wagten, so war unser Unglück unvermeidlich. Die Vernunft und die Lage der Sache zwang uns zur Geduld.

Indessen war fest beschlossen, daß wir in Petersburg keinen Tag aufschieben wollten, um uns in einem Lande auf ewig zu vereinigen, wohin keine Nachspähung uns verfolgen könnte.

Dem fatalen 1. August konnten wir auf keine mögliche Art trotz aller Ränke ausweichen. Die Hochzeit ward mit Pracht vollzogen: die Braut aber blieb mein, und der Bräutigam lag im Lehnstuhle, denn im Bett konnte der Speckwanst gar nicht liegen.

Meine Freundin wußte auch die Sache so listig einzurichten, daß mir der Zutritt ebenso offen blieb, als in ihrer Mutter Hause. Sie hatte ihr Schlafzimmer so gewählt, daß ich in allerhand Gestalten mich demselben nähern konnte, und zwar selten durch die Türe, wo Portier und Schildwachen standen, wohl aber durch das Fenster, das gegen den Garten zu auf fast ebener Erde war, den Zutritt fand.

So lebten wir ungefähr drei Monate im ungestörten Glücks- und Freudenhafen, allein mit den Anstalten zu unserer künftigen Flucht beschäftigt. Sie gab mir allen Schmuck, auch etliche tausend Rubel, die sie im ledigen Stande besaß, nebst den Hochzeitsgeschenken ihres Gemahls allgemach in Verwahrung, und wir sehnten uns nur nach der Petersburger Reise, um alles Verabredete zu vollziehen, das auch unfehlbar erfolgt wäre, wenn mein widriges Schicksal mich nicht abermals den tödlichsten Streich, der nur zu erdenken möglich war, hätte empfinden lassen. Meine Freundin hatte einst mit mir in dem Hause der Kanzlerin L'Hombre gespielt. Sie klagte sehr über Kopfschmerzen, bestellte mich den folgenden Tag nach dem Troitzergarten, drückte mir beim Einsteigen in den Wagen die Hand außerordentlich stark – und seit diesem Augenblick habe ich sie nur auf der Totenbahre wiedergesehen.

Sie war eben in der Nacht in Phantasien geraten, kam auch nicht wieder zu Verstande, und starb am sechsten Tage, da eben die Blattern ausbrechen wollten. Sie hatte in ihrer Raserei alle unsere Liebeshändel entdeckt, nur mich um Hilfe und Rettung von ihrem Ungeheuer angerufen, und kurz gesagt, das edelste Geschöpf der Erde starb. – Ich verlor alles, was möglich zu verlieren ist, und mußte nunmehr auch alle meine Entwürfe ändern.

Die Geschichte mit dieser Dame ward in Moskau ziemlich ruchbar: der dicke Herr Gemahl hat mich aber nicht den mindesten Unwillen merken lassen.

Das, was ich von ihr in Händen hatte und mir mit vollem Rechte zufiel, betrug im Werte an 7000 Dukaten. Lord Hyndford und Graf Bernes sprachen mir Eigentumsrecht zu, und ihr Herz hatte mir gewiß mehr zugedacht.

Nun folgte aus dieser Begebenheit sogleich eine andre, die für mein Glück weit wichtiger war.

Die Gräfin Bestuscheff war die klügste und geschickteste Dame des damaligen Hofes. Sie entschied viele Staatssachen, und ihr zwar arglistig und eigennützig, aber dabei schwach und klein denkender Gemahl war nur der Namensträger ihrer unumschränkten Gewalt, weil die mehr als gute Elisabeth vieles unbedenklich ihrem Ministerium überließ. Es war also die Gräfin damals eigentlich die wichtigste Person in der Monarchie, auf die besonders alle Augen der fremden Minister gerichtet waren.

Uebrigens war ihr Ton gebieterisch, ihr Betragen majestätisch, und sie war die einzig verheiratete Dame, von der gesagt wurde, daß sie ihrem Manne treu sei; vielleicht weil sie als eine geborene Deutsche klüger und vorsichtiger als die russischen Damen zu genießen wußte. Wie ich aber in der Folge erfuhr, war ihre Tugend nur eine Folge des Stolzes und der Kenntnis des Nationalcharakters. Der Russe will herrschen, will von seiner Sklavin Geld, Vermögen und demütige Dankbarkeit: findet er Widerstand, so droht er gleich mit Prügeln oder dem Manne das Geheimnis zu entdecken. Fremde durften unter Elisabeths Zepter gar nicht, ohne vom Kanzler aufgeführt, weder bei Hofe, noch in Gesellschaft erscheinen. Ich und der Kammerjunker Sievers, wir waren damals die einzigen Deutschen in russischen Diensten, welche die Erlaubnis halten, überall einzutreten. Meine besondere Protektion, die ich vom englischen und österreichischen Gesandten genoß, gab mir doppelte Vorteile dazu, und der seltsame Vogel wird am meisten gesucht, auch bewundert.

Graf Bestuscheff war unter der vorigen Regierung russischer Resident in Hamburg: in dieser kleinen Gestalt hatte er die junge schöne Witwe des Kaufmanns Böttger geheiratet. Unter Elisabeths Zepter stieg er bis zur Würde des ersten und mächtigsten Staatsministers: Madame Böttger wurde also die erste Dame in Rußland. Sie war zur Zeit, da ich sie kannte, im 38. Jahre, folglich keine Schönheit mehr, aber ein liebenswürdiges, aufgewecktes Weib, das einen durchdringenden Verstand besaß, keinen Russen leiden konnte, die Preußen besonders protegierte, und vor deren Haß damals jedermann zitterte.

Ihr Umgang war so, wie er gegen Russen in ihrer Lage sein mußte: hochmütig, zurückhaltend und mehr satirisch als liebreich. Sie zeigte mir bei allen Gelegenheiten ganz besondere Achtung: ich war zur Tafel eingeladen, so oft ich wollte, hatte auch die vorzüglichste Ehre, oft allein mit ihr und mit dem Oberstleutnant Oettinger Kaffee zu trinken, wobei sie mir allezeit zu verstehen gab, daß sie mein Verständnis mit der jungen Knesin N*** bemerkt habe. Ich leugnete allezeit standhaft, obgleich mir Geheimnisse vorgehalten wurden, die sie von niemand als von meiner Freundin selbst konnte ausgekundschaftet haben. Meine Verschwiegenheit gefiel, wogegen der Russe gern prahlt und großspricht, wenn er das Glück hat, einer Dame zu gefallen.

Sie wollte mich glauben machen, daß sie uns in Gesellschaft nachgespäht, unsere Augensprache verstanden, und unser Geheimnis längst erraten habe. Ich wußte aber nicht, daß die Kammerjungfer meiner Freundin bereits wirklich in ihre Dienste getreten und schon längst eine von ihr bezahlte Kundschafterin war.

Ungefähr acht Tage nach ihrem Tode geschah der Hauptauftritt, wo mich Ihre Exzellenz in ihr Zimmer nach dem Essen zum Kaffee führte. Immer bedauerte sie meinen Schmerz, meinen Verlust. Sie äußerte einen so lebhaften Anteil an meinem Schicksale, daß ich an dem Eindruck nicht zweifeln konnte, den ich auf ihr Herz gemacht hatte. Die Gelegenheit ereignete sich bald, mich dessen zu versichern; aus ihrem Munde erfuhr ich, was sie für mich empfand. Unsere Vereinigung war in einem Augenblicke geschlossen. Bescheidenheit, Treue und Verschwiegenheit waren die Bedingungen, und feuriger bin ich in meinem Leben nicht geliebt worden, als von dieser scharfsichtigen Frau, die mich ganz an sich zu fesseln wußte.

Behutsamkeit war hier die Hauptsache; sie wußte aber schon Gelegenheit zu finden. Der Kanzler schätzte mich und vertraute mir wirklich alles. Er gab mir sogar Arbeit in seinem Kabinette. Ich war den ganzen Tag im Hause, und nunmehr war kein Gedanke mehr, daß ich zum Regimente als Rittmeister gehen sollte. Man bestimmte mich für Staatsarbeit; der erste Schritt sollte die Kammerjunkerstelle bei Hofe sein, welche in Rußland schon sehr bedeutend ist, und kurz gesagt, meine Aussicht in die Zukunft war so glänzend als möglich.

Bald ward man meinen Kredit im Hause des ersten Ministers gewahr, und die auswärtigen Gesandten suchten meine Bekanntschaft und Freundschaft. Herr von der GoltzDer Gesandte Friedrichs des Großen am Petersburger Hof. tat wirklich alles mögliche, um mich zu gewinnen, fand aber einen ehrlichen Mann.

Eben damals fing man an, nach der russischen Allianz zu buhlen. Preußens Untergang sollte geschmiedet werden; alle Höfe arbeiteten, und niemand kannte Ministerial- und Familienparteien besser als ich bei diesem Hofe.

Niemand hatte gewiß in so kurzer Zeit bessere Gelegenheit, alle Geheimnisse eines Staates zu entdecken als ich, besonders unter der Anleitung eines Hyndford und Bernes, unter der Regierung einer guten, aber kurzsichtigen Monarchin, deren erster Minister Graf Bestuscheff ein schwacher Kopf war, dessen ganzen Willen seine witzige und herrschsüchtige Frau unumschränkt lenkte, die hingegen aus wirklich rasender Liebe für mich, für einen Fremden, den sie erst seit etlichen Monaten kannte, alle ihre Wohlfahrt aufgeopfert hätte. Man konnte sie damals mit vollem Rechte als die wirkliche Regentin von Rußland betrachten. Friede und Krieg war in ihrer Hand, und wenn ich klüger und weniger aufrichtig gewesen wäre, dann hätte ich mir in solcher Lage Schätze sammeln und sie in Sicherheit bringen können. Sie war freigebig wie eine Königin, und obgleich sie in einem Jahre über 100 000 Rubel für ihren liederlichen Sohn an seine Schuldner bezahlen mußte, wovon der Vater nichts erfuhr, so hätte ich für mich doch noch mehr auf die Seite legen können. Die Hälfte von den Geschenken, die sie mir gewaltsam aufdrang, habe ich gewiß ihrem Sohne geliehen und auch verloren. Eigennutz war nie mein Fehler, und je reicher ich war, desto mehr verwendete ich im Wohltun an Hilfsbedürftige, wurde betrogen und vergaß mich oft selbst dergestalt, daß ich Mangel litt.

In diesem Wohlstande, in dieser glänzenden Lage und Aussicht, in meinem 24. Lebensjahre, zeigte mir nun das Schicksal abermals seine Tücke. Mein Glück in Rußland mißfiel dem großen Friedrich, der mir nunmehr in allen Winkeln der Erde nachspähte, und dem mein Betragen in Moskau für sein Interesse verdächtig schien.

Folgender Streich widerfuhr mir, den ich umständlich vortrage, weil er im ganzen Reiche und bei allen auswärtigen Ministern öffentlich bekannt wurde und damals viel Bewegung bei Hofe machte.

Lord Hyndford bat mich einst, ich möchte ihm den Riß von Kronstadt schön zeichnen und in Ordnung bringen. Er gab mir dazu den gestochenen Grundriß und drei andere gezeichnete Pläne von Kauffahrtei-, Kriegsschiffen und abgetakelten oder sogenannten Mittelhäfen, mit Benennung eines jeden Schiffes.

Dies geschah ohne allen Verdacht noch Gefahr, weil der Hafen von Kronstadt kein Geheimnis ist, und seine gravierte Zeichnung in allen Läden zu Petersburg öffentlich verkauft wird, auch weil England Rußlands engster Verbündeter war. Lord Hyndford sitzt eben bei Betrachtung meiner Arbeit, als Herr von Funk, der sächsische Gesandte, sein Hausfreund, zu ihm eintritt; er zeigt ihm meine Zeichnung, Funk ersucht ihn, ihm die Kopierung zu erlauben, die er persönlich verrichten wolle. Hyndford gibt ihm einen Plan, der mit meinem Namen gezeichnet war.

Funk trägt ihn nach Hause, und da er etliche Tage nachher mit der Kopierung beschäftigt ist, so kommt Herr von der Goltz, der preußische Minister, der unweit seines Hauses wohnte und öfters freundschaftliche Besuche abstattete, zu ihm; Funk trägt kein Bedenken, zeigt ihm meine Arbeit, und beide bedauern, daß der König einen brauchbaren Mann an mir verloren habe.

Nun bittet Goltz den Funk, er möchte ihm erlauben, diesen Riß auf ein paar Tage nach Hause zu nehmen, um den seinigen nach diesem auszubessern.

Funk, der selbst der edelste Menschenfreund, der rechtschaffenste Mann war und nichts Böses vermutete, der mich zugleich brüderlich liebte, auch in allen möglichen Fällen meine Gesellschaft suchte, gab ihn ohne Bedenken her.

Kaum hatte ihn Goltz in der Tasche, so fuhr er zum Kanzler, dessen Schwäche er kannte, und gab vor, die Hauptabsicht seines Vortrages sei, ihn zu überzeugen, daß ein Mensch, der einmal seinem Vaterlande, seinem Könige untreu war, welcher ihn mit Wohltaten überhäufte, auch gewiß für seinen Eigennutz einen jeden Monarchen betrügen werde, der ihm etwas anvertraue. Nun rückte er näher zum Zwecke; er sprach von der allgemeinen Achtung, vom unbegrenzten Zutritt, den ich binnen weniger Monate im ganzen Reiche dadurch erhalten hätte, daß ich als Kind und Hausfreund des Bestuscheffschen Kabinetts angesehen würde.

Endlich, da der Kanzler mich in allem verteidigte, suchte er ihn durch Eifersucht aufzubringen und erzählte ihm, daß man überall von meinen geheimen Zusammenkünften, sogar im Schloßgarten, mit seiner Gemahlin ungescheut spräche.

Kurz gesagt, der Kanzler geriet in Unruhe und Zorn. Gleich zog er meine Zeichnung von Kronstadt aus der Tasche, mit den Worten: »Ew. Exzellenz nähren eine Schlange am Busen. Hier, diesen Plan habe ich gegen Bezahlung von 200 Dukaten vom Trenck aus Dero Kabinette kopiert erhalten. Der böse Mann wußte, daß ich zuweilen mit dem Oberstleutnant Oettinger im Kabinett arbeitete, der den Bau und die Reparation aller russischen Festungen unter sich hatte. – Der Minister sah, erstaunte und geriet in Mut, sprach sogleich von Prozeß und Knute. – Goltz erwiderte, ich hätte zuviel große Freunde, – man würde mich gewiß ausbitten, und dann wäre das Uebel ärger. Es wurde also beschlossen, mich heimlich aufzuheben und mit aller möglichen Vorsicht nach Sibirien zu schicken.

Nun schwebte ein Wetter über meinem unschuldigen Kopfe, da ich in der stolzesten Ruhe und Zufriedenheit ein glänzendes, sicheres Glück erwartete; und nur Gottes gerechte Vorsehung, oder ein ebenso glücklicher Zufall rettete mich vom Verderben.

Kaum war Goltz siegreich aus dem Palaste getreten, so ging der aufgebrachte Kanzler, der Zorn und Rache gegen mich im erbitterten Herzen entschieden hatte, in das Kabinett seiner Frau, warf ihr mit Erbitterung meinen Umgang vor und erzählte ihr die Goltzsche Denunziation. Sie besaß mehr Scharfsicht als ihr Mann und merkte gleich, daß ein Betrug dahinter stecke, weil sie mein Herz kannte, auch besser als jemand wissen konnte, daß ich keiner elenden 200 Dukaten bedurfte.

Der Kanzler war aber nicht zu besänftigen, und meine Arretierung blieb beschlossen.

Sofort schrieb sie mir ein Billett, ungefähr folgenden Inhalts:

»Freund! Es droht Ihnen ein großes Unglück, schlafen Sie heute nicht zu Hause; bleiben Sie in Sicherheit bei Lord Hyndford, bis zu näherer Aufklärung.«

Ich las – – erschrak über den Inhalt – – zeigte ihn Lord Hyndford. – – Mein Herz, mein Betragen war vorwurfsfrei. Wir vermuteten also eine Verräterei meines Verständnisses mit der Kanzlerin – eine Wirkung der Eifersucht; und Mylord befahl mir zu meiner Sicherheit in seinem Hotel zu bleiben, bis sich das Rätsel würde entwickelt haben.

Wir stellten Kundschafter in der Nacht bei meiner Wohnung auf; nach Mitternacht wurde nach mir gefragt, und der Polizeimeister visitierte wirklich das Haus.

Gegen zehn Uhr früh fuhr Lord Hyndford zum Kanzler, um Kundschaft einzuziehen. Kaum war er eingetreten, als ihn Bestuscheff schon mit Vorwürfen überfiel, daß er ihm einen Verräter in das Haus geführt habe. »Was hat er getan?« war die Frage. – »Er hat dem preußischen Minister einen geheimen Plan von Kronstadt aus meiner Kanzlei treulos kopiert und ihm denselben für 200 Dukaten zugesteckt.«

Hyndford erstaunte; er kannte meine ganze Seele. Er selbst hatte von mir an Geld und Geschmeide über 8000 Dukaten Wert in Verwahrung. Er wußte, daß ich kein Geld achtete, kannte auch die Quelle, aus der ich nach Gefallen schöpfen konnte.

Nun fragte er: »Haben Ew. Exzellenz diese Zeichnung des Trenck wirklich gesehen?« – »Ja, Herr von der Goltz hat sie mir vorgezeigt.« – »Ich möchte sie auch sehen; ich kenne des Trenck Arbeit. Ich bin Bürge für ihn, daß er kein Schelm sein kann. – Hier steckt eine Intrige verborgen. – Ich bitte, lassen Sie den Herrn von der Goltz mit seinem Kronstädter Risse hierher rufen. Der Trenck ist in meinem Hause; ich schütze ihn nicht, wenn er ein Betrüger ist, gleich soll er hier erscheinen.«

Der Kanzler schrieb an Herrn von der Goltz ein Billett: er möchte ihn gleich besuchen, auch die bewußte Zeichnung mitbringen. Goltz roch den Braten – wußte als ein schlauer Fuchs vermutlich schon, daß der Polizeimeister mich nicht erhascht hatte und ich in Sicherheit war. Er erschien also nicht und brachte Entschuldigung vor. Indessen trat ich in das Zimmer.

Hyndford fuhr mich mit britischem Trotze an und fragte: »Trenck! Sind Sie ein Betrüger? So verdienen Sie meinen Schutz nicht: Sie sind hier ein Staatsgefangener. Haben Sie dem Herrn von der Goltz den Riß von Kronstadt verkauft?« – Man urteile, was ich hierauf antwortete. – Hyndford fing an, sich aufzuklären, nachdem ihm der Kanzler den ganzen Goltzschen Vortrag mit kaltem Blute erzählt hatte. Man ließ mich abtreten und den Herrn von Funk rufen. Sobald er in das Zimmer eintritt, fragt Hyndford: »Freund, wo haben Sie meinen Riß von Kronstadt, den mir der Trenck kopiert hat?« – Funk stammelte: »Ich will ihn gleich holen.« – Hyndford fragte: »Auf Ehre, ist er bei Ihnen zu Hause?« – »Nein, Mylord! Ich habe ihn dem Herrn von der Goltz auf etliche Tage zur Kopierung geliehen.« –

Hyndford bebte vor Neugierde der Entwicklung entgegen, erkannte sogleich den gespielten Streich, erzählte dem Kanzler den Vorgang, daß nämlich dieser Plan ihm gehöre und er ihn dem Herrn von Funk geliehen habe. Er verlangte einen Vertrauten aus der Staatskanzlei mit. Der Kanzler befehligte den ersten Sekretär; mit diesem, mit Herrn von Funk und dem holländischen Gesandten, Herrn von Schwardt, der eben von ungefähr dazu kam, um den Kanzler zu sprechen, fuhren sie zum Herrn von der Goltz. Bei dem Eintritte in sein Zimmer forderte Funk den Riß von Kronstadt zurück. Er brachte ihn hervor, und Funk stellte ihn dem Lord Hyndford zurück.

Nun sagte der Staatssekretär und Hyndford zugleich: »Wir bitten, uns auch den Riß von Kronstadt zu zeigen, den Ihnen Trenck verkauft hat.« – Hier war seine Bestürzung unbegrenzt. – Hyndford drang auf eine kategorische Erklärung mit britischem Trotze für die Ehre des Trenck, den er für einen ehrlichen Mann halte. Hierauf sagte Herr von der Goltz:

»Ich habe den Befehl von meinem König, zu verhindern, daß der Trenck sein Glück in Rußland mache, und habe die Pflicht eines Ministers erfüllen wollen.«

Hyndford spie vor seinen Füßen auf die Erde und sagte ihm mehr, als ich hier zu schreiben wage. Und mit dieser Nachricht kamen die vier Herren zum Kanzler zurück. Ich ward vorgerufen, – alle wünschten mir Glück, umarmten mich, entdeckten mir das Rätsel, und der Kanzler selbst versprach mir Belohnung, mit dem schärfsten Befehl, den Gesandten nicht zu beleidigen, weil ich im ersten Feuer des Schmerzes, der gerechtesten Rache und der öffentlich siegenden Tugend drohte, dem Herrn von der Goltz auch vor dem Altar den Hals zu brechen.

Ich ward besänftigt und speiste zu Mittag bei dem Kanzler. Am folgenden Tage schickte mir der Kanzler ein Geschenk von 2000 Rubel in das Haus, mit dem Befehl, mich bei der Monarchin zu bedanken, die mir dies Pflaster für die unschuldig erlittene Verfolgung als ein Zeichen ihrer besonderen Gnade schickte.

Das Geld achtete ich zu der Zeit nicht, aber die liebreichste Monarchin der Welt machte mich durch ihre bezaubernde Menschenliebe alles vergessen. Die Geschichte wurde in ganz Moskau bekannt, und Herr von der Goltz erschien weder in Gesellschaft, noch bei Hofe. Die Kanzlerin beschimpfte ihn persönlich auf eine Art, die ich hier aus Bescheidenheit nicht melden will.

Was weiter vorgegangen ist, weiß ich nicht. Nach meiner Entfernung aus Rußland wurde Goltz krank und starb an der Auszehrung. Requiescat in pace.

Sicher aber ist dieser böse Mann schuld an allen meinen in der Folge noch erlebten Unglücksfällen gewesen. Ich wäre in Rußland einer der ersten Männer im Staatsgebäude geworden; Bestuscheff selbst wäre gewiß nicht in das Unglück geraten, das ihm und seiner Familie einige Jahre nach dieser Begebenheit begegnete. Ich selbst hätte gewiß niemals das dem Trenckschen Namen so gefährliche, so fatale Wien wiedergesehen; durch Vermittlung des Petersburger Hofes würde ich auch meine in der Folge ererbten großen slawonischen Güter gewiß nicht verloren haben. Ich hätte angenehme und ruhmvolle Tage statt der Wiener Verachtung und Verfolgung erlebt, auch gewiß nicht zehn Jahre im Magdeburger Kerker geschmachtet . . . Die Folge meiner Erzählung wird das aufklären. Sicher ist aber, daß ich bis zu diesem Vorfalle nie den mindesten Haß gegen mein Vaterland noch gegen den Monarchen empfand, auch bei keiner mir wirklich günstigen Gelegenheit mich dazu verleiten ließ.

Wie wenig kannte der große Friedrich mein Herz! Er hatte mich, ohne daß ich ein Verbrechen begangen hatte, unglücklich gemacht, mich zum Kerker nach Glatz unverschuldet, auf bloßen Argwohn gegründet, verurteilt . . . ich floh aus demselben nackt und bloß. Er konfiszierte mir mein väterliches Erbteil. Nicht zufrieden mit diesen Drangsalen, wollte er mir auch nicht gönnen, daß ich in einem andern Reiche glücklich werden sollte.

Aufgebracht über den Goltzschen Streich hätte ich aber damals mein Vaterland in eine Wüstenei verwandelt, falls die Gelegenheit sich zum Willen gefügt hätte. Ich leugne auch gar nicht, daß ich von diesem Augenblicke an in Rußland alles mögliche tat, um die Absichten des kaiserlichen Gesandten Grafen Bernes zu befördern, der mein einmal angefachtes Feuer zu ernähren und mich zu brauchen wußte.

Kaum fing ich an, tiefer in die Geheimnisse einzudringen, so entdeckte ich bald alle Faktionen am Hofe, und daß Bestuscheff und Apraxin wirklich schon in preußischem Solde standen, um der österreichischen Partei die Wage zu halten.

Die Kanzlerin selbst, die seit dem Goltzschen Streiche weit vorsichtiger mit mir umgehen mußte, sah als schlaues Weib alle Kunstgriffe ein, in die ihr Mann verwickelt war. Meine Begebenheit riß sie ganz von der alten Partei. Sie liebte mich mit Herz und Seele, entdeckte mir alle Geheimnisse ohne Rückhalt noch Mißtrauen, und blieb bis zu ihrem Unglück, das während meines Magdeburger Gefängnisses im Jahre 1758 erfolgte, allezeit meine beste Freundin und Korrespondentin. Hier steckte also der Schlüssel verborgen, wodurch ich alles, was bis zum Jahr 1754 und 56 gegen Preußen geschmiedet wurde, besser wußte, auch wissen konnte, als viele Minister der interessierten Höfe, die den projektierten Ausbruch ihrer geheimen Entwürfe ganz allein zu wissen glaubten. Wie manches hätte ich damals vorhersagen können!

Mein Vetter, der bekannte Pandurenkommandant, war am 4. Oktober 1749 in seinem Arrest auf dem Spielberg bei Brünn gestorben und hatte mich mit der Bedingung zum Universalerben gemacht, daß ich keinem andern Herrn als dem Hause Oesterreich dienen sollte.

Ich wollte aber von Wien nichts wissen. Das abscheuliche Beispiel meines Vetters schreckte mich, da seine Prozeßquelle und geleistete rechtschaffene Dienste niemand besser als mir bekannt waren, weil ich Augenzeuge seines Schicksals war. Graf Bernes stellte mir aber vor, daß das Vermögen meines Erblassers weit über eine Million betrage; daß die Monarchin mir durch seine Empfehlung und Unterstützung gewiß Gerechtigkeit werde widerfahren lassen, und daß ich für meine Person ja keine Feinde in Wien hätte. Besser sei es allezeit eine Million eigenes Vermögen in Ungarn zu besitzen, als in Rußland die glänzendste Aussicht zu haben, wo ich bereits so viel Glückswechsel gesehen und die Wirkungen der Familienkabalen kenne. Kurz gesagt: Er schilderte mir Rußland gefährlich und Wien als meinen nunmehr gesicherten Hafen. Er versprach mir seinen wirksamsten Beistand, weil sein Gesandtschaftsposten ohnedies in eben dem Jahre zu Ende lief, und fügte hinzu: wenn ich einmal reich wäre, dann könnte ich ja Rußland, Aegypten oder die Schweiz zum Wohnsitz wählen; überdies könne mich ja auch der König von Preußen nirgends weniger verfolgen, als in Oesterreich. In allen übrigen Ländern werde er mir Fallgruben zu legen Gelegenheit finden, was ich bereits in Rußland erfahren hätte. »Wie wäre es,« sagte er, »wenn die Kanzlerin Ihnen vom angedrohten Unglück keine Nachricht hätte geben können? Sie wären als der unschuldigste, rechtschaffene Mann nach Sibirien geschleppt worden!«

Alles dieses brachte mich zum Entschluß. Ich wollte aber, da ich noch ohnedies Geld in der Tasche hatte, bei Gelegenheit dieser Reise auch Stockholm, Kopenhagen und Holland sehen. Indessen wollte Bernes meine Ankunft in Wien melden und mir einen guten Empfang vorbereiten. Er forderte also meine Entlassung, um meine große Erbschaft anzutreten. Meine Freundin tat alles mögliche, mich zurückzuhalten, wich aber vernünftig meinen Beweggründen. Ich riß mich sozusagen gewaltsam aus ihren Armen, versprach auf Ehre nach Petersburg als Gast zurückzukommen, sobald ich meine Wiener Geschäfte in Ordnung gebracht hätte. Sie machte schon den Plan, daß ich durch ihre Vermittlung bei einer russischen Gesandtschaft gebraucht werden sollte, wo ich meinem Hofe die wirksamsten Dienste leisten könnte.

Ich reiste von Moskau nach Petersburg; dort erhielt ich durch den Wechsler Baron Wolf einen Brief von der Kanzlerin, der mich beinahe zurückkehren ließ. Sie schrieb in einem Tone, der mein ganzes Herz erschütterte. Sie suchte mich von Wien abzuschrecken und schloß einen Wechsel von 4000 Rubel zur Reise bei, falls ich meinem Eigensinne folgen und mein sicheres Glück mit dem Rücken ansehen wollte.

Ich hatte an Geld und Schmuck gegen 36 000 fl. bei mir, folglich schickte ich ihren Wechsel zurück und bat um ihr Andenken, um ihre Gnade und Hilfe für Fälle, wo ich sie etwa noch bedürfen könnte, – – hielt mich nur wenige Tage in Petersburg auf und reiste zu Land nach Stockholm. Von allen Gesandten hatte ich Empfehlungsschreiben bei mir.

Dort bedurfte ich keiner Empfehlung. Die Königin kannte mich noch als Schwester des großen Friedrich aus Berlin. Ich hatte die Ehre, sie als Braut 1743 bis Stettin als Offizier der Garde du Corps zu eskortieren. Ich erzählte ihr mein preußisches und russisches Schicksal ohne Rückhalt; sie widerriet mir aus politischen Ursachen allen Aufenthalt in Stockholm und blieb bis zum Tode meine gnädige Frau. Ich aber reiste sogleich weiter nach Kopenhagen, wohin mir Herr von Chaise, dänischer Gesandter in Moskau, auch Empfehlungen mitgegeben hatte. Ich blieb vierzehn Tage dort und segelte mit einem holländischen Schiffe von Helsingör nach Amsterdam.

In Kopenhagen genoß ich die Freude, meinen alten echten Freund, den Leutnant von Bach anzutreffen, der meine Flucht aus dem Glatzer Gefängnis befördert hatte. Er lebte in Elend und hatte Schulden. Ich verschaffte ihm Protektion durch Erzählung seiner edlen Handlung an mir, schenkte ihm 500 Dukaten, und hierdurch hat er sein Glück dergestalt befördert, daß er mir noch im Jahre 1776 schriftlich herzlich dankte und 1779 als Oberster eines Husarenregiments in Dänemark gestorben ist.

Kaum war das Schiff, worauf ich mich befand, um nach Holland zu segeln, in der See, so erhob sich ein Sturm, der uns nach Verlust des Besanmastes und Bugspriets, auch einiger Segel, zwang, zwischen den Klippen bei Gothenburg Anker zu werfen, und unsere Rettung war ein besonderes Glück.

Hier lagen wir neun Tage, ehe wir in die offene See segeln konnten. Ich fand in dieser Zeit den angenehmsten Zeitvertreib für mich, nahm täglich zwei meiner Bedienten mit mir und fuhr mit der Schaluppe des Schiffes von einer Klippe zur andern, fing Seekrebse und Kabeljau, stach Rochen, schoß Enten und brachte alle Abend Provision, auch Schafmilch von den armen Bewohnern dieser öden Felsen für das Schiffsvolk.

Es war eine Hungersnot unter ihnen. Mein Schiffer hatte Korn geladen. Ich kaufte von ihm für etliche hundert holländische Gulden, teilte überall aus, wo ich herumfuhr, gab einem Priester, der selbst kein Brot hatte, und dessen Pfarre ihm nach unserem Gelde nicht 150 fl. eintrug, 100 Gulden für seine elende Gemeinde.

Hier genoß ich wirklich die echte, die reinste Wollust im Wohltun; ließ viel Geld zurück, das ich in Rußland so leicht, so angenehm gesammelt hatte, und wäre vielleicht arm geworden, wenn wir länger dort verweilt hätten.

Tausend Segen ward mir von diesem gutartigen Volke nachgewünscht, und lange hat man in Gothenburg von dem Trenck gesprochen, den der Sturm an die armen schwedischen Küsten trieb.

Beinahe hätte ich aber bei dieser edlen Beschäftigung mein Leben verloren. Ich hatte Getreide an eine bewohnte Klippe gebracht. Bei der Rückfahrt entstand ein Wind, der mich, weil ich das Steuer nicht gut zu führen wußte, gerade in die offene See hinaus trieb. Das Schiff war unmöglich zu erreichen; ich wollte lavieren, mein Bedienter war mit dem Segelumschlagen zu langsam, der Wind fing sich darin und überschlug die Schaluppe. Nun kam es mir abermals zustatten, daß mich mein Vater in der Jugend schwimmen lernen ließ. Mein treuer Bedienter half mir eine Steinklippe erreichen, und da mich der Wasserschwall sie nicht ersteigen ließ, und ich bereits müde war, gewann er das Ufer und half mir mit der Hand hinauf. In diesem Augenblick aber waren auch schon die guten Leute, die die Schaluppe umschlagen sahen, mit ihren Nachen zur Hilfe da.

Die guten schwedischen Klippenbewohner führten mich nun an das Schiff, brachten auch die Schaluppe wieder an Bord. Wir lichteten die Anker und segelten nach Texel. Hier sahen wir bereits die Einfahrt, auch die Lotsenschiffe, als sich abermals ein Sturm erhob, und unser Schiff bis in den Hafen von Bahus in Norwegen trieb, wo wir unbeschädigt einliefen, tags darauf wieder mit gutem Winde in See eilten und endlich glücklich in Amsterdam eintrafen.

Von Amsterdam reiste ich nach dem Haag. Lord Hyndford hatte mich an den britischen Gesandten daselbst, Lord Holdernetz, empfohlen, Bernes an den Baron Reischach, Herr von Schwardt an den Staats-Greffier Fagel, und vom Kanzler hatte ich ein Schreiben an den Prinzen von Oranien selbst.

Ich fand aber zu meinem Unglück im Haag schon Briefe vom Grafen Bernes, der mir den Himmel in Wien versicherte, und zugleich die hofkriegsrätliche Zitation zur Erbeserklärung dieser wichtigen Verlassenschaft beschloß. Er meldete mir zugleich, der Hof habe ihn auf seine Anfrage und Empfehlung versichert, daß mir aller Schutz, alle Gerechtigkeit in Wien widerfahren würde; er riet mir also, meine Ankunft zu beschleunigen, weil die bisherige Verwaltung der Trenckschen Güter mir gewiß wenig Nutzen verschaffen würde.



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