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Drittes Kapitel.

Die Pferdediebe.

Innerhalb des sich weithin erstreckenden Swampes lag, wie die Farmer ganz richtig vermuteten, eine ziemlich umfangreiche Strecke festen Bodens, eine Insel, rings von ungangbarem Morast umgeben. Während im Sumpfe selbst nur die rote Zeder wuchs, trug dieses Eiland dieselben Baumarten, wie sie ringsum in den Wäldern sich erhoben. Von Bäumen und Büschen dicht eingehüllt lag hier auf einem Hügel eine ziemlich große Blockhütte und dicht daneben ein niedriges Stallgebäude, aus welchem das Scharren von Pferdehufen hervordrang. In der Hütte loderte ein helles Feuer empor und beleuchtete den wenig wohnlichen Raum, wie die Gestalten der Männer, welche um dasselbe, welches einfach in der Mitte auf dem festgestampften Boden brannte, saßen.

Einige roh gefertigte Stühle und Tische, welche ungeordnet umherstanden, dienten nicht dazu, das Innere behaglicher zu gestalten.

Neben den drei Männern, welche am verflossenen Abend bei Grover einkehrten, zeigte sich noch ein vierter, der sich durch eine auffallende Persönlichkeit auszeichnete. Eine kleine, fast zierliche Gestalt trug einen nicht unschönen Kopf, den schwarzes lockiges Haar bedeckte, aus dem mageren Angesicht, dessen Nase spitz hervorragte, blickten zwei dunkle, stechende Augen hervor, dies und das spitz zulaufende Kinn, vielleicht auch noch besondere Eigenschaften, mochten dem noch jungen Mann den Namen Iltis verschafft haben, unter dem man ihn am Muskegon kannte. Auch der kleine Fred wurde er genannt; wie sein eigentlicher Name lautete, wußte hier zu Lande niemand. Neben ihm lag die herkulische Gestalt des Messerhelden von gestern abend. Ruhig und mit einem gewissen Anstand saß auf einem Schemel der, welcher die höflichen Manieren in Grovers Behausung gezeigt hatte, und neben ihm ein breitschulteriger, untersetzter Geselle mit rohem, stumpfsinnigem Gesichtsausdruck, derselbe, den Jones zu spät als den berüchtigten Tyron erkannte.

Flaschen, Becher, Reste von Mundvorräten zeigten, daß die Bursche tüchtig getafelt hatten.

»Goddam!« murrte der Lange nach einer Weile, während alle geschwiegen, und faßte nach der rechten Schulter, »der Hund hat mir richtig den Arm fast verrenkt, ich spüre es noch.«

»Ich bedauere noch jetzt, daß ich deinem unsinnigen Verlangen, bei Grover einzukehren, nachgegeben habe, Morris –«

»Nenne mich nicht Morris,« schrie der Angeredete rauh, »ich bin John Harper aus dem Jackson County, ein ehrenwerter Bürger!«

»Nun ja, meinetwegen Old Nick Der Teufel. in Person,« sagte ruhig sein Nachbar, was dem Iltis ein helles Gelächter abnötigte.

»Laßt eure Narrheiten, sonst nehme ich einen von euch am Kragen und schüttle ihm die Seele aus dem Leibe,« schrie Morris, und setzte hinzu: »Verdammt, meine Achsel.«

»Daß ich deinem Verlangen, bei Grover einzukehren, nachgegeben habe,« fuhr gelassen der andre fort, »denn es hätte uns alles verderben können!«

»So? Mußten nicht die Pferde getränkt werden, wenn sie in der Nacht noch laufen sollten – he?«

»Und mußte nicht der ehrenwerte Bürger aus dem Jackson County etwas Whisky einladen, nachdem er seine volle Flasche unterwegs in großer Eile geleert hatte?«

»Daß uns der Teufel auch die schuftigen Farmer in den Weg führte,« brummte der Angeredete, »wer konnte denn vermuten in dem einsamen Store zehn solcher Langbüchsen zu finden?«

»Ich will dir was sagen, Morris, der Whisky bereitet dir ein schlechtes Ende. War ich nicht, so hatte dich der Konstabel, der dir dicht auf den Fersen war, vorgestern in seinen Klauen.«

» Damned his eyes!« knurrte der Lange. »Muß früher aufstehen, wer John Morris fangen will.«

»Ei, jetzt bist du wieder Morris, ehrenwerter Bürger aus dem Jackson County?«

»Laß den Unsinn, Burton. Ich ärgere mich schon lange, daß ich in diese verdammte Gegend gekommen bin. Wer diesen blutigen Konstabel nur auf meine Fährte gebracht hat?«

»Du bist seit der Sache am Kalamazoo eine sehr gesuchte Persönlichkeit, und ganz Michigan beeifert sich, wie ich mit Interesse wahrgenommen habe, dem Sheriff deine nähere Bekanntschaft zu vermitteln.«

Mit einem schweren Fluche rief Morris: »Laß das gut sein, Burton, oder ich renne dir mein Messer in den Leib, ehe du Amen sagen kannst.« Diesmal brauste er wirklich in wilder Wut empor.

»Ich will dir nur zu Gemüte führen, Mann, daß du durch dein wildes Saufen und Toben dich und womöglich uns alle in Gefahr bringst. Kam ich nicht dazwischen, als der brave Konstabel dir nahe genug war und ich ihn mit der unschuldigsten Miene von der Welt in den April schickte, als er mich nach dem einsamen Reiter fragte, so hättest du jetzt eiserne Armbänder. Es war ein Glück, daß der Mann mich nicht kennt.«

»Würde sich höllisch gefreut haben, deine Bekanntschaft zu machen,« murrte Morris.

»Möglich, jedenfalls brachte ich ihn von deiner Spur ab,« erwiderte Burton ruhig.

Hierauf schwieg Morris und schnitzte eifrig mit seinem Messer an einem Stück Holz.

Tyron äußerte nach einigem Schweigen: »Geht mir das Schicksal von Battle nah, muß es nicht klug angefangen haben, um so den blutigen Hunden in die Fänge zu geraten.«

»War alles geschehen, Bill,« sagte der Iltis, »was geschehen konnte. War nicht möglich, ihn aus dem Gefängnis zu holen, mußten den Sheriff bestechen. Gelang auch, ich habe dann Tom Battle selbst über den Muskegon gesetzt. Wie die Bursche auf seine Spur gekommen sind, wie es ihnen gelang, den so erfahrenen Tom, der ihnen so manche Nase gedreht hat, zu fassen, ist mir ein Rätsel. Sprachen gestern abend davon, die Muskegonmänner in Grovers Store, konnte aber nur wenig davon, des Windes wegen, verstehen.«

»Hättest uns auch warnen können, dort einzukehren,« meinte Burton.

»Wäre auch geschehen, hattest es nur zu verdammt eilig, deinen Toddy zu nehmen. Muß meine Visage in möglichster Entfernung von diesen Leuten halten, kennen mich zu genau.«

»Konnte gefährlich werden, fuhr mir in die Glieder, als ich die Bursche sah. Mußte noch der Morris wegen einer elenden Rothaut Streit beginnen. Was, zum Teufel, konnte dich veranlassen, mit dem betrunkenen Indianer anzubinden? Konnte uns an den Hals gehen.«

»Seitdem mir der tückische Hund, dieser Peschewa, den Laufpaß gegeben hat, habe ich eine Wut auf die rote Rasse, die bei jeder Gelegenheit losbricht. Der Bursche war sicher ein Ottawa.«

»Der Ottawahäuptling ist, wie du selbst sagst, nur dem Drucke gewichen, den man von Lansing aus auf ihn ausgeübt hat, sonst ist uns der Mann gewogen; wenn der die Räuberfaust in die Tasche steckt, geschieht es nur höchst unfreiwillig.«

»Soll mich nicht wundern,« warf der Iltis mit der hellen Knabenstimme, welche ganz zu seiner Persönlichkeit paßte, ein, »wenn die Roten bald wieder von sich hören lassen.«

»Wie ist das?« fuhr Morris empor, »haben sie die blutige Lektion vergessen, die sie vor drei Jahren erhielten?«

Der Iltis zuckte die Achseln: »War oben am Mackinaw, habe Freunde dort und habe da so ein Liedlein pfeifen hören, die roten Männer stecken die Köpfe zusammen und halten geheime Ratsversammlungen.«

»Ich habe ein ganzes Jahr bei den roten Schuften zugebracht, als es mir im Süden zu heiß wurde, der Peschewa nannte mich seinen Freund, bis der rote Hund mir endlich rund erklärt: ich müsse fort. Wenn dein Liedlein die Wahrheit sagt, und unwahrscheinlich ist mir das nicht, dann wird sich der gute Peschewa wohl wieder nach mir und meiner Büchse sehnen.«

»Kann schon sein.«

»Ist immer ein guter Unterschlupf da oben für den Notfall, man darf's mit den roten Burschen nicht verderben.«

»Siehe gestern abend,« sagte Burton.

»Gestern abend überkam mich gerade die Wut auf das undankbare Gesindel, als ich nach langer Frist wieder eine Rothaut erblickte.«

»Es war ein Glück, daß die Sache so ablief, sonst hätten die Farmer am Ende uns und besonders Tyron etwas genauer angesehen, und das hätte uns Unannehmlichkeiten bereiten können.«

»Ein weiteres Glück, daß niemand Tyron kannte.«

»Der Jones hat mich mehrmals scharf fixiert, aber er mußte mich wohl nirgends unterzubringen. Jammert jetzt vielleicht nach mir und seinen schönen Pferden,« lachte roh der, von dem die Rede war.

»Prachttiere,« schrie Morris, »besonders der Rappe, der ist in Detroit seine tausend Dollars wert. Ha, haha, das war ein Meisterstück vom Iltis.«

»Ist eine Freude für mich, mit Gentlemen zusammen zu arbeiten.

Aber was sagt ihr zu diesem Unterschlupf hier, he? Sucht so etwas in den Staaten.«

»Ja, der Platz ist gut genug,« sagte Burton.

»Verdanken wir dem armen Battle, Gott sei seiner Seele gnädig,« setzte er in lästerndem Tone hinzu, »der hat den Platz ausfindig gemacht, und wir, er, Tyron, ich und die guten Bursche, welche nicht mehr sind, haben das alles hier hergerichtet. Hat zwei Jahre jetzt leer gestanden, habe erst alles wieder einrichten müssen. Von allen Lebenden kennen nur zwei, Tyron und ich, die Furten.«

»Ist'n Hauptplatz, kalkuliere, man kann sich Monate hier halten–«

»Wenn genügend Mundvorrat da ist und keiner die Furten entdeckt, gewiß.«

»Das soll schwer werden.«

»Wie hat denn Battle diese Insel entdeckt?«

»Der hat eines Tages auf der Jagd hier einen Hirsch durchwaten sehen und ist ihm nachgeritten, dem verdanken mir diese unangreifbare Feste.«

»Möchte wissen, ob sie uns schon auf der Ferse sind.«

»Denke nicht,« sagte Iltis. »Ist fraglich, ob jemand von Jones heute zum Pferche kommt, und wenn es geschehen ist, ehe sie Leute zusammenholen, die sich uns nachwagen dürfen, vergeht Zeit, denn wenn sie auch bis zum Muskegon unsern Weg ziemlich leicht ermitteln können, soll es ihnen doch von dort aus schwer werden, der Spur weiter zu folgen. Aber wenn sie sie auch finden, ehe sie herankommen, sind wir längst am Pine River und lachen die Muskegonmänner aus.«

»Will euch was sagen,« nahm Burton das Wort, »sind diese Farmer immerhin geschickte Waldleute, welche einer Spur zu folgen wissen, aber weit mehr als sie ist der Indianer zu fürchten, der doch sicher zu ihnen gehört.«

»Ist ein verkommener Kerl, der Rote, kenne ihn, ist mitunter tagelang betrunken, und eine Rothaut, die den Rum nicht lassen kann, ist dem Teufel mit Haut und Haar verfallen, der Bursche ist sicher heute so betrunken wie gestern.«

»Ich muß gestehen, ich wünschte, wir waren am Pine River, und jedenfalls müssen mir mit Tagesgrauen fort. Mich sollte es nicht wundern, wenn sie uns bereits auf der Ferse sitzen,« sagte Burton.

»Wenn sie uns verfolgen und bereits diesseits des Muskegon sind, so werden sie mit der Nacht gelagert und Feuer angezündet haben, und vom Dache des Hauses können wir meilenweit über den Wald hinsehen. Komm, überzeuge dich, da ist die Leiter,« er wies auf eine solche, welche am Ende des Raumes bis zu dem hohen Dachfirst hinaufführte, »hier ist ein scharfes Glas,« und Iltis reichte ihm ein kleines Teleskop, »steig hinauf, öffne die Luke und halte Umschau.«

»Gut,« sagte Burton und stieg die Leiter hinan.

Oben öffnete er die Luke und schaute sich, das Glas vor dem Auge, um.

Plötzlich stieß er einen Ruf aus, der die andern aufspringen machte.

»Was gibt's?« schrie der Iltis.

»Komm herauf.«

Gewandt wie ein Eichhorn kletterte der dann die Leiter empor und drängte oben neben Burton seinen Kopf durch die Luke.

»Dort,« sagte dieser und mies nach der Gegend hin, wo die Furt begann.

»Gib mir das Glas!«

Er lugte eifrig hindurch und erkannte deutlich die von dem Feuer schwach erleuchteten Baumwipfel.

»Verdammt meine Seele,« sagte er in schrillem Tone, »die Hunde sind da und haben die Stelle, wo die Furt beginnt.«

»Kann nicht zufällig ein Jäger sein Feuer dort angezündet haben?«

»Sieh dir den Umkreis des Lichtscheins an, das sind mindestens drei, vier Feuer, die Schurken müssen in starker Zahl ausgerückt sein.«

»Kommt einmal herunter und laßt mich hinauf,« schrie Morris, »ich will mir den Fall einmal ansehen.«

Die beiden kamen herab, und der lange Bursche stieg hinauf.

Nachdem er gleich den andern die Stelle gemustert, kam er wieder herab.

»Das sind sie sicher. Alle Wetter, die haben's eilig. Was nun?«

»Zwei Dinge gibt's, entweder harren wir hier aus, bis sie sich verzogen haben, oder gehen mit dem ersten Tagesgrauen durch die Furt nach Osten davon.«

»Hier ausharren? Wie lange denn? Ohne Nahrung für Mensch und Tier? Unsinn! Das haben wir von deiner verwünschten Schlauheit. Hätten wir, wie ich vorschlug, den Muskegon weiter oben wieder gekreuzt, so wären wir jetzt in Sicherheit und erreichten zur rechten Zeit den Pine River; dort sollten die Burschen uns suchen, ich hätte ihnen eine Nase gedreht, und wenn sie uns dicht auf den Hacken gewesen wären. Verdammt, wir sitzen in der Falle.«

Die vier Gesellen zeigten bedenkliche Gesichter, selbst die rohe Physiognomie Tyrons hatte sich verändert.

»Du bist natürlich immer der Kluge!« schrillte der Iltis. »Wie sie nur so rasch die Spur entdeckt haben und sogar die Furt, es ist doch nichts versäumt worden.«

»Wir sitzen in der Falle,« knirschte Morris, »verdammt sei dein Sumpf, verdammt seien deine Indianerkunststücke, die niemand täuschen, hätte ich nur meinen Gaul genommen und meinen Weg allein fortgesetzt.«

»Da wärest du deinem Freund, dem Konstabel, in die Fänge gelaufen,« lachte der Iltis höhnisch.

»Schweig, Grünschnabel,« schrie ihn Morris an, »ich treibe dieses Handwerk länger als du –«

»Und noch ein andres, wie am Kalamazoo –«

Morris stieß einen gotteslästerlichen Fluch aus und zog das Messer, blitzschnell hatte auch der gewandte Iltis sein breites Bowieknife herausgerissen, und die beiden wären handgemein geworden, wenn nicht Burton und Tyron sich auf sie geworfen, der erstere auf Morris, der andre auf den kleinen Fred, und sie zurückgedrängt hätten.

»Seid ihr wahnsinnig?« sagte Burton, der den starken Morris kaum zurückzuhalten vermochte.

»Den mach' ich kalt, der mir noch einmal die Geschichte am Kalamazoo vorwirft.«

»Komm an!« schrie der Iltis mit vor Wut funkelnden Augen, »mein Messer erspart dir den Strick.«

Von neuem wollte Morris auf ihn los: »Du hast uns hier in die Falle gelockt –« als Burton den Revolver zog und nachdrücklich sagte: »Ich schieße euch beide nieder wie räudige Hunde, wenn ihr jetzt nicht Frieden haltet.« Dies brachte die wütenden Gesellen etwas zu sich.

»Seid ihr wahnwitzig, daß ihr jetzt, wo draußen die Gefahr lauert, aufeinander losgeht wie zwei Kampfhähne? Das Messer fort, Morris, du auch, Iltis, es ist Zeit zu beraten, wie wir den Hals aus der Schlinge ziehen. Gebt Frieden, Männer, ist keine Zeit, sich die Kehlen abzuschneiden.«

Widerwillig ließen die beiden Gegner vom Streite ab und steckten die Messer in die Scheiden, ähnlich zwei bissigen Hunden, welche durch eine starke Hand getrennt worden sind.

»Was nun?« sagte Burton, »was nun, Iltis? Du hast uns in die Schlinge gebracht, wie bringst du uns heraus?«

»Ich habe euch gut geführt, mir haben früher oft wochenlang hier in Sicherheit gehaust, als Battle noch lebte, was werft ihr mir vor, ich hätte euch in die Falle gelockt?«

»Nun, gleichviel, jetzt sind wir drin, wie kommen mir heraus? Sprich, Mann.«

»Wie sie uns nur auf die Fährte gekommen sind? Wir haben wohl ein dutzendmal dieses Kunststück gemacht, ohne entdeckt zu werden, und uns wochenlang hier aufgehalten.«

»Ja, ihr hattet Mundvorrat und Pferdefutter und konntet's aushalten, wir werden ausgehungert, denn die gehen von der Furt, die sie sicher entdeckt haben, denn sonst würden sie nicht gerade dort lagern, auch wochenlang nicht fort, dafür kenne ich sie. Die bringen womöglich das ganze Land auf die Beine und umstellen den Sumpf oder kommen sogar durch die Furt. Was beginnen wir, Iltis?«

»Wir wollen hinaus und die Hunde bei ihrem Feuer zusammenpfeffern, lebendig sollen sie mich nicht haben!« schrie Morris. »Führ uns hinaus, Grünschnabel, dann wollen wir dir verzeihen.«

»Was meinst du, Iltis, können mir hinaus?«

»Jetzt bei der Nacht, durch den Sumpf? Unmöglich, das hätte nicht einmal Battle, der jeden Baumstamm hier kannte, gewagt. Ich finde selbst bei Tageslicht nur mit Mühe den Weg. Will nicht im Sumpfe ersticken.«

»Das geht also nicht, das sehe ich ein. Was aber tun?«

»Entweder wir bleiben morgen noch hier und warten ab, ob sie sich nicht verziehen –«

»Das geht nicht,« sagte Morris, »die Pferde werden matt und sie erwischen uns dann erst recht.«

»Oder,« fuhr Iltis fort, »wir müssen mit Tagesgrauen, sobald ich nur die Zeichen sehen kann, durch die Ostfurt davon auf jede Gefahr hin.«

»Dann fort mit Tagesgrauen,« knurrte Morris, »und kommen sie an, soll mancher ins Gras beißen. Höllischer Sumpf!«

»Was meinst du, Tyron?« fragte ihn Burton.

»Dabei ist nichts zu machen, als so rasch als möglich in den Wald zu gehen. Müssen wir fechten, na, dann wird sich's zeigen.«

»Es wird das richtige sein, dünkt auch mich, es ist von zwei Gefahren die kleinere. Also Iltis, sobald du deinen Weg erkennen kannst, fort. Nur vorher die Pferde ordentlich getränkt, daß sie laufen können.«

Finster und wortlos setzten sich die Burschen wieder um das Feuer. Morris untersuchte sorgfältig seine Büchse und seinen Schießbedarf, Burton saß ruhig und nachdenklich da, der lebhafte Iltis sprang von Zeit zu Zeit auf, lief hinaus, sah nach den Sternen, um die Zeit zu erkunden, kletterte zu der Luke empor, um nach dem Feuerschein zu spähen, oder tränkte die Pferde. Tyron streckte sich gelassen zum Schlafe aus.

*

Noch ehe sich der erste Tagesschimmer im Osten zeigte, erhob sich der Indianer, trat zu Grover und weckte ihn, ein Gleiches tat er dann mit Jones und Weller.

»Zeit zu reiten,« sagte er. Die Männer erhoben sich dann sämtlich, nahmen rasch einen Schluck aus der Feldflasche und einen Imbiß, während der Konstabel nach der Furt ging und die dort Wache haltenden Männer befragte. Nichts war diesen aufgestoßen, ruhig war die Nacht verlaufen.

Er ging dann zurück, versammelte alle um sich und sagte: »Schlage vor, Männer, teilen uns. Lassen vier Leute hier an der Furt, und wir andern reiten den Sumpf ab. Sind sie drin, sollen sie uns nicht entgehen.«

»Ist recht!« sagten die Männer, »wollen so tun.«

Hierauf wurden noch zwei von ihnen nach der Furt abgesandt, um sich den andern dort im Versteck anzuschließen und den Uebergang zu bewachen.

Hierauf stiegen alle zu Pferde, und Grover, Jones, der Graf, Heinrich, Athoree und noch zwei der Farmer, Miller und Warton, ritten rechts ab, während die übrigen unter Führung des Konstabel sich nach links wandten, um so den Sumpf zu umkreisen.

Schon war es Tag und der Weg gut zu erkennen.

Der Sumpf streckte sich weit von Osten nach Westen aus und Grover mit seinen Begleitern umritt das nähere Ende nach Osten zu. Sie hielten sich so nahe an das Wasser, als der Boden es erlaubte, mußten aber doch häufig in den Wald abbiegen, um gefährlichen Stellen auszuweichen.

Etwa eine Stunde mochten sie so geritten sein, als der Indianer einen Schrei ausstieß, den Arm schwenkte, seinem Pferde die Hacken gab und rasch voransprengte.

»Huppih! Huppih!« stieß Jones gellend seinen Jagdruf aus, »wir haben sie, wir haben sie!« und gab dem Gaul die Sporen.

»Halt! halt! Männer,« rief der besonnenere Grover, »laßt uns die Sache betrachten, kalkuliere, wird nichts schaden.«

»Vorwärts, vorwärts! alter Biber, mir haben sie, wir haben sie!« Und er sprengte dem Indianer nach.

Die andern hielten bei Grover und betrachteten die Spur, die direkt aus dem Sumpfe auf das Land führte.

»Die Spur ist frisch,« sagte der Wirt, »die kann kaum eine Stunde alt sein.«

»Also noch eine Furt haben die Halunken hier? Na, dann nach. Freunde, hier ist kein Irrtum möglich, wir haben sie vor uns. Werden gleich sehen, welchen Weg sie nahmen.«

Auch er gab jetzt seinem Pferde die Sporen und in wilder Hast ritten sie auf der Spur, die nach Nordost, das ist dem Muskegon zu, führte, einher.

Bald gewahrten sie, in eine Lichtung einreitend, den Indianer und Jones, welche quer vor ihnen in entgegengesetzter Richtung einherritten.

»Sie haben die Spur verloren,« sagte Grover.

Gleich darauf hielten sie vor einem breiten, aber seichten Bache, welcher nach Süden zu floß.

»Sie sind ins Wasser gegangen, und die beiden suchen, wo sie es etwa verlassen haben,« bemerkte Grover zu dem Grafen. Indem sprengte auch Athoree schon heran.

»Bach hinunter, Grover, nicht hinauf!« rief er diesem zu.

»Weißt du, wo dieser Bach mündet, John?« fragte der Wirt.

»Läuft in Muskegon weit unter Dewilscreek.«

»Sie wollen sicher den Muskegon gewinnen und müssen dann bald den Bach verlassen, sie müssen nach Ost und der Bach läuft südlich.«

Schon jagte auch Jones heran.

»Hast du sie, John?«

»Bach hinunter,« sagte er lakonisch.

»Huppih! Nach!« schrie der erregte Mann und wollte davonsprengen.

»Ein Wort, Jones!«

»Rasch, Mann, rasch!« Aber er zügelte doch den Gaul, trotz seines Verfolgungseifers.

»Einen Augenblick Ueberlegung. Nicht zu hitzig, Jones, kommen noch zeitig genug an; wir haben sie vor uns, geht im Wasser nicht rasch von dannen.«

»Haben schon kostbare Zeit verloren, Grover, bring mich durch deine Ruhe nicht zur Verzweiflung.«

»Höre eins. Wollen die Schufte augenscheinlich wieder über den Muskegon, müssen bald aus dem Wasser heraus und nach Osten. Werden gleich die Spur haben. Ist der Muskegon mit Pferden nur oberhalb der Schnellen zu überschreiten, müssen deshalb bis über diese hinaus reiten. Kalkuliere, ist richtig, teilen uns, ein Teil trabt direkt zu den Stromschnellen, sind dann früher da als die Diebe, der andre folgt der noch warmen Spur.«

»Magst recht haben, alter Grover, ich bleibe auf der Spur, reitet ihr zum Flusse, ich treibe sie euch zu. Kommt mit mir. Freunde,« rief er den beiden Farmern zu, und alle drei sprengten dem Laufe des Baches nach, das Ufer entlang davon.

»Habe ich recht, John?«

»Hast recht, Grover, müssen Diebe in Prairie jagen, dann sicher.«

»Du kannst uns führen?«

»Gerade wie Pfeil, dort der Fluß über die Felsen läuft,« und er deutete mit der Hand auf eine Stelle des Horizontes nach Osten zu.

»Wenn Jones in seiner Wut nur nicht in eine Falle gerät, sobald sie wahrnehmen, daß sie verfolgt werden?«

»Jones klug, Grover, wird Augen auftun?«

»Wollen wir hoffen. Also voran, John. Kommen Sie, Herr Graf, jetzt werden Sie bald die Büchsen knallen hören.«

In schnellem Tempo ging es nun vorwärts, in so gerader Richtung, als die Bodengestaltung nur erlaubte, durch den Wald, über Lichtungen, an kleinen Seen vorüber, oft in dem welligen Gelände hügelauf, hügelab. Der Indianer führte sie mit wunderbarer Sicherheit.

Es war ein für Tier und Mensch überaus anstrengender Ritt, und wiederholt mußten sie halten, um die Tiere verschnaufen zu lassen. Doch da die Verfolgten dieselben Hindernisse zu überwinden hatten und wegen der mitgeführten Rosse weniger schnell den Weg zurücklegen konnten, so war alle Aussicht, daß sie vor den Räubern am Muskegon anlangen würden. Sie mußten endlich langsam reiten, da die Pferde erschöpft waren. Während sie durch eine kleine Savanne ritten, wo zwischen dem vergilbten vorjährigen Grase der junge Nachwuchs emporsproßte, berührte ihr Ohr ein dumpfes Brausen.

»Was ist das, John?« fragte Grover.

»Wasser fällt über Stein.«

»Oho, so sind wir ja da! Kalkuliere, sind die ersten am Muskegon.«

Sie ritten weiter, erreichten den Wald, der sich nur als schmaler Streifen bis zum Flusse hin darstellte, und erblickten bald den Strom.

»Du hast uns trefflich geführt, John,« sagte Grover. »Was sagt Ihr, Fremder, zu einer solchen Probe von Ortssinn? Der Indianer hat uns, ohne auch nur einen Augenblick zu zögern, in fast gerader Richtung hierher geführt.«

»Es ist bewundernswert.«

Sie hielten. Einige hundert Schritte unterhalb der Stelle, wo sie standen, lief der Fluß eilig auf eine weitere Strecke in ziemlich starkem Fall zwischen Felsen hindurch und erfüllte die Ufer ringsum mit seinem Brausen.

»Was ist nun deine Meinung, John?«

»Haben Muskegon gesehen, gehen zurück an Waldsaum, liegen dort hinter dicken Baum, warten, bis kommen, können von dort aus schießen.«

»Also komm.«

Sie ritten die kurze Strecke zurück, stiegen ab, banden die Pferde an Bäume und suchten sich in geringer Entfernung voneinander Verstecke, von denen aus sie die Savanne noch ziemlich weit übersehen konnten.

Es hatte sich aller bis auf den Indianer die Aufregung bemächtigt, welche einem solch ernsten Zusammentreffen vorherzugehen pflegt, trotzdem die beiden deutschen Krieger in zwanzig furchtbaren Schlachten mit einem tapferen Gegner gerungen hatten. Auch Grovers fleischiges, breites Gesicht zeigte nicht ganz den gewöhnlichen Gleichmut, aber er hielt seine lange Büchse wie zwischen eisernen Klammern in den starken Händen. Der Indianer behielt seine gewöhnliche stoische Ruhe bei.

Zu Heinrich sagte, während sie sich ihre Plätze aussuchten, der Graf: »Heinrich, dies ist eine Sache, die uns eigentlich wenig kümmert, zu der wir nur als Zuschauer mitgeritten sind, wir wollen deshalb nur die Waffen brauchen zum Schutze unsres Lebens oder des der andern. Wir schießen auf die Pferde der Verfolgten und nur im Notfall auf sie selbst, und auch dann ist es genug, wenn wir sie kampfunfähig machen.«

»Zu Befehl, Herr Graf. Es sind grimmige Spitzbuben, auf die wir lauern, nicht wahr?«

»Wie die Leute sagen, sind es sämtlich gefürchtete Mörder und Diebe. Besonders einen von diesen Gesellen müssen mir womöglich lebendig zu bekommen suchen, den, mit dem ich bei Grover das Rencontre hatte, es soll ein ruchloser Verbrecher sein.«

»Gut, Herr Graf.«

»Also wir handeln, wie es der Augenblick gebietet, und töten nur in Notwehr.«

Dann warteten sie lautlos der Dinge, welche kommen sollten.

Wald und Savanne lagen in tiefem Schweigen und nicht ein Lüftchen regte sich, nur das dumpfe Brausen der Stromschnellen berührte das Ohr.

So lagen sie, die Augen nach der Savanne und dem fernen Waldsaum gerichtet, wohl eine Stunde lang da, als plötzlich der Knall einer Büchse von links her schwach zu ihrem Ohre klang.

Sie griffen zu den Waffen und machten sich schußfertig. Da – noch ein Schuß und noch einer.

»Bei Jove,« brummte Grover, »der tolle Jones kämpft mit den Schurken. Wäre ich doch bei ihm geblieben, kann ihm schlecht bekommen, dem Hitzkopf, sind ihrer nur drei gegen vier gute Büchsen.«

Sie hatten sich schon beim ersten Schusse erhoben und standen, durch Bäume gedeckt, zum Kampfe bereit da.

Jetzt brausen auf zu rasendem Laufe angespornten Pferden vier Reiter aus den Büschen, ihnen gegenüber auf die Savanne, dem Waldsaum zu, wo der Hinterhalt lauert.

Noch ist die Entfernung zu weit, um zu feuern.

Sie kommen mit großer Schnelligkeit näher, Grover liegt im Anschlag, seine lange Rifle an den Baum lehnend. Der Mann ist aufgeregt und sein Finger berührt unabsichtlich den Drücker. Krach – entlud sich die schwere Waffe – ohne daß die Kugel ein Ziel findet.

» Damned my eyes!« flucht er grimmig, »schäme dich, Grover, zitterst wie ein Knabe, der zum erstenmal auf einen Hirsch anlegt,« macht sich aber sofort daran, die Büchse wieder zu laden.

Die Reiter stutzen – halten, sie sind immer noch außer Schußweite.

Drei ledige Rosse brechen drüben aus dem Walde, es sind Pferde von Jones.

Die Verfolgten haben augenscheinlich eine kurze Beratung gehalten – jetzt wenden sie und reiten in wilder Flucht dem Norden zu.

»Zu Pferde!« ruft Grover, der durch sein Mißgeschick in grimmige Wut versetzt war, und in größter Eile besteigen alle die Rosse.

»Warum du schießen, Grover?« fragt der Indianer.

»Weil ich ein Esel bin. Vorwärts! Das muß ausgeglichen werden, sonst lacht mich ganz Michigan aus, so lange ich lebe.«

Kaum ritten sie in die Savanne, als von derselben Seite, von welcher die Verfolgten gekommen waren, auch Jones mit dem einen seiner Begleiter aus dem Walde brach und in vollem Rosseslauf mit lautem Huppih! und seine Büchse schwingend den Flüchtigen nachsetzte.

Als er an die Gruppe herannahte, schrie er Grover zu: »Wir haben sie, Grover – sie nehmen die Prairie, wir haben sie – Huppih!«

»Wo ist Miller?« fragte Grooer, – Miller war der zweite Begleiter von Jones – »ist er verwundet?«

»Nein, er fängt die Pferde ein. Huppih! Huppih!« Und die abgematteten Rosse strengen ihre letzten Kräfte an. Die Tiere der Verfolgten sind noch mehr erschöpft, die Verfolger kommen näher, doch schon sind die eilends Flüchtenden dicht am Walde.

Der Graf reitet neben Heinrich und fragt: »Trägt deine Büchse bis zu den Bäumen dort?«

»Ja, Herr Graf.«

»So halte und schieße eines der Pferde an.«

Heinrich zügelt sein Roß, und kaum steht es, so entlädt sich auch seine Büchse und eines der Pferde stolpert, eilt aber doch mit den andern weiter.

»Gut gemacht, Deutscher!« schreit Jones dem, nachdem er mit Blitzesschnelle geladen, heranjagenden Deutschen zu.

Jetzt winkt der Indianer mit der Hand und ruft: »Halt! Halt!« Sie halten.

Eben verschwinden die gehetzten Diebe in dem Dickicht.

»Was heißt das, Indianer?« fragt Jones. »Was gibt's?«

»Willst du Kugel im Leibe haben, Jones? Werden gleich schießen.«

»Du hast recht, Rothaut; das kommt von der Wut. Es wäre kindisch, alter Grover, gegen den Wald dort anzureiten. Die Schurken legen sich natürlich in den Hinterhalt und schießen uns herunter, als ob wir Sperlinge wären.«

»Hierher reiten,« sagt Athoree und lenkt sein Roß gegen eine Bodenanschwellung, welche gegen Kugeln vom Walde her Deckung bietet. Da blitzt auch schon eine Büchse auf, doch die Entfernung ist für die Rifle noch zu groß, nur eine matte Kugel pfeift an ihnen vorüber.

»Jones,« sagt hastig der Indianer, »du oben auf Hügel schleichen, legen in Gras.«

»Was willst du tun?«

»Will nach Wald sehen, ob Morris fortreitet,«

»John, das ist gewagt.«

»Denke, sie reiten schon jetzt, wollen uns nur glauben machen, daß mit Büchse im Anschlag.«

»Dann geh mit Gott.«

Der Indianer warf sich zu Boden und glitt mit der Gewandtheit und Schnelligkeit einer Schlange durch das hohe dürre Gras, während Jones der Graf und Heinrich abstiegen und die Bodenanschwellung hinaufkrochen, um sich dort mit den Büchsen im Anschlage im Grase niederzulegen und den Wald zu beobachten, während Grover und der Farmer unten die Pferde hielten.

Nach ganz kurzer Frist trat Athoree ganz offen aus dem Walde hervor und winkte mit der Hand. Schnell bestiegen die Abgesessenen die Pferde wieder und Athorees Roß mit sich führend, bewegten sie sich eilig auf den Indianer zu. Dieser sprang in den Sattel und sagte dabei: »Wie ich denken, er gleich weiter reiten – er nehmen Prairie, ihn jetzt fassen.«

So rasch es anging, eilten sie in breiter Front durch den Wald.

Graf Edgar hatte einigen riesenhaften, wahrscheinlich von einem Sturm entwurzelten Baumstämmen ausweichen müssen und war dadurch, daß er gezwungen ward, sie zu umreiten, wohl an hundert Schritte ins Hintertreffen gekommen. Niemand, selbst sein treuer Heinrich nicht, hatte ihn innerhalb der belaubten Wälder vermißt.

Während die andern bereits in die Prairie einritten und sich nach ihren Opfern umsahen, weilte der Graf noch im Walde.

Als er an einer uralten Eiche vorbeiritt, sprang plötzlich Morris dahinter hervor, faßte mit der einen Hand die Zügel und stieß gleichzeitig mit der messerbewehrten Rechten nach dem jungen Manne.

So plötzlich und unerwartet dieser Angriff auch war, so führte der ebenso gewandte als entschlossene Offizier doch einen so kräftigen Stoß mit dem Kolben seiner Büchse nach der Brust des Angreifers, daß dieser zurückwankte und sein Messer den Grafen nicht erreichte.

Morris, ein riesenstarker und zugleich behender Mann, ließ das Messer fallen, faßte mit beiden Händen des Grafen Bein und riß ihn, ehe er auch nur Maßregeln zur Abwehr treffen konnte, herab, so daß er zur Erde stürzte und ihm die Büchse entfiel. Augenblicklich war der Graf aber wieder auf den Beinen und faßte den Gegner fest mit beiden Händen.

Ein wildes Ringen entstand. Der Jüngling besaß außergewöhnliche Körperkraft und er wußte, es galt das Leben; aber sein zur Verzweiflung getriebener Gegner, welcher sich durch die Verwundung seines Pferdes des letzten Rettungsmittels beraubt fand, war ihm überlegen, das fühlte er.

»Hallo! Herr Graf! Herr Graf! Hallo!« ertönte Heinrichs Stimme in nicht großer Entfernung.

Todesangst verdoppelte bei dem Nahen eines zweiten Feindes des Banditen herkulische Kraft und er schleuderte den jungen Mann mit solcher Wucht zu Boden, daß er fast betäubt dalag, unfähig, sich gleich wieder zu erheben. Dann ergriff er seine Büchse, haschte mit wenig Mühe des Grafen Roß, schwang sich darauf und ritt davon, als eben Heinrich sein Pferd auf den Schauplatz drängte. Nur die im Angesichte des Feindes gebotene schnelle Flucht und die Notwendigkeit, einen Schuß in der Büchse zu haben, verhinderten es, daß er dem Grafen eine Kugel zusandte. Mächtig erschrak Heinrich, als er seinen Herrn am Boden liegen sah, und sprang aus dem Sattel.

Doch schon erhebt sich Graf Edgar. »Sei unbesorgt, Heinrich, es ist mir außer einigen Quetschungen nichts geschehen,« und erzählt dem erregten Mann, wie der Bandit in überfallen hatte

Der Jäger half dann dem Grafen auf sein Pferd und führte es durch den Wald nach der Prairie, wo die andern harrten.

Ein Schrei der Wut ließ sich hören, als der junge Offizier den Ueberfall und diesen Ausgang mitteilte.

» Damned his soul!« schrie Jones.

»Ist der größte Schurke entkommen. Was nun? Sollen mir dem Morris nachsetzen oder die Hunde vor uns jagen?«

»Geh, Jones,« sagte der Indianer, »fechte in der Prairie – Athoree wird der Fährte des Morris folgen.«

»Skalpiere den Hund, John, und du sollst ein Faß Rum haben.«

Schon ritt der Indianer in den Wald zurück.

»Vorwärts, Männer, hinter den Dieben her.«

»Ich will die Jagd mitmachen, Heinrich, auf deinem Pferde, bleibe du hier, wir holen dich wieder ab, lange kann es nicht dauern,« sagte der erregte Graf.

»Ich würde zurückbleiben, Herr.«

»Nein, mein Blut ist warm, ich will reiten, besser als hier im Walde sitzen und meine Quetschungen fühlen.«

Von den Verfolgten war bei der Bodengestaltung, man bezeichnet sie im Lande als rollende Prairie, im Augenblick nichts zu erblicken, sie ritten deshalb die höchste Erdanschwellung, die sich ihren Augen darbot, hinan, um Umschau zu halten. Der Graf schloß sich ihnen an, während Heinrich besorgt am Waldessaum zurückblieb.

Auch von oben war nichts zu erspähen, die Gejagten hielten sich wohlweislich in den leichten Einsenkungen des Bodens.

»Vorwärts, Männer, Huppih!« rief Jones, der jetzt die Führung übernahm, »vom nächsten hohen Punkte aus müssen wir sie sehen,« und fort galoppierten sie, so rasch die Pferde laufen konnten.

Ein scharfer Nordwind hatte sich erhoben, der sie, ihnen ins Gesicht blasend, eisig anwehte. Aber vorwärts, vorwärts, die wildeste Jagdlust war erwacht.

Wiederum leiteten sie ihre Pferde nach Zurücklegung einer großen Strecke eine Bodenanschwellung hinan, und »Huppih! dort sind sie, die Hunde!«

In der Ebene, die sich vor ihnen ausbreitete, sahen sie jetzt deutlich die drei Flüchtlinge, welche sich nach verschiedenen Richtungen hin bewegten.

»Sie haben sich getrennt, aber das soll ihnen nichts helfen. Ich nehme den links, Grover, du den in der Mitte und Morton den andern.«

»Nein, laß uns zusammenbleiben, Jones –« aber schon sprengte jener dem Gegner, den er sich erwählt hatte, nach. Die Flüchtenden waren kaum eine Meile weit vor ihnen und konnten bald erreicht sein, und dann mußten die Büchsen sprechen.

Während sie so vorwärts ritten, erschien zu ihrer Linken Morris auf des Grafen Pferd am Horizont, und nach kurzer Frist hinter ihm der Indianer, dessen gellender Schlachtruf bis zu ihnen herüberdrang. Aber das Pferd des Grafen, welches der Mörder ritt, war augenscheinlich kräftiger, als das des Indianers.

Der Nord brauste immer stärker.

Plötzlich verschwanden die drei, welchen Jones, Grover und der Graf nacheilten, vom Erdboden, nur Morris war von den Verfolgten noch sichtbar, hinter ihm der Indianer.

Grover hielt mit seinen Begleitern und rief mit Stentorstimme Jones zu, gleichfalls zu halten.

»Dort, quer vor uns, muß eine sich lang ausdehnende Senkung sein, und wir laufen ins Feuer der Schurken, wenn wir uns unvorsichtig nahen. Jones! Jones! Halt! Da seht, der Indianer gibt die Verfolgung auf, er hält, er wendet sogar; was ist das, er winkt uns zu, zurückzureiten? Bei Jove, er jagt zurück! Was ist das?«

Eine leichte, kaum bemerkbare Dunstwolke zeigte sich an dem Rande, hinter welchem die drei Räuber verschwunden waren.

»Allmächtiger Gott! zurück! zurück! Der Wind weht scharf gegen uns, und die Schurken haben das dürre Gras angezündet. Zurück, Herr Graf, jetzt geht's ums Leben!«

Staunend sah Graf Edgar die furchtbare Aufregung des starken Mannes, folgte ihm aber, gleich dem andern Farmer, indem er sein Pferd wandte und es zur wahnsinnigen Eile anspornte.

Jones hatte gleichfalls den Rückweg angetreten.

Graf Edgar schien die Gefahr keineswegs so dringend zu sein, er wandte trotz des schnellen Rittes sogar den Kopf, und bemerkte freilich, daß die Rauchwolke sich verstärkt hatte.

Etwas vor ihm ritt schwerkeuchend Grover, unaufhörlich sein Pferd antreibend, drüben tat Jones augenscheinlich ein Gleiches.

Nur Pferde von dieser ungewöhnlich dauerhaften Rasse vermochten solche Anstrengungen zu ertragen. Fort ging's in wilder Flucht.

Der Wind sauste hinter ihnen her, gleich als ob er ihre Eile beschleunigen, oder mit den Pferden um die Wette rennen wollte.

Ein unangenehmer brenzlicher Geruch machte sich nach einiger Zeit bemerkbar, den der Sturm auf seinen Flügeln ihnen nachführte.

»Vorwärts! Vorwärts!« keuchte Grover.

Dennoch konnte es der Graf nicht unterlassen, einen Moment zu halten, und sich umzusehen.

Fast der ganze nördliche Horizont war bereits in Dunst gehüllt, und dichte Dampfwolken stiegen aus der Prairie auf, welche der Wind nach Süden fegte.

Wild flohen scheue Tiere an ihm vorbei, wie sie in der Prairie heimisch waren, und heiserer Vogelschrei klang aus der Luft herab.

Er wandte sein Roß und war bald wieder in der Nähe Grovers.

»Vorwärts! Vorwärts!«

Was war das? Jones, der rechts von ihnen ritt, war nicht mehr zu sehen, auch der Wald vor ihnen ward undeutlicher, immer undeutlicher.

»Vorwärts! Vorwärts!«

Der Rauch des Prairiefeuers, auf Sturmesflügeln einhergetragen, begann sie einzuhüllen. Er ward mit dem weiteren Umsichgreifen des Feuers stärker und stärker.

Weh, wenn er sie dichter umfing.

Weh, wenn das Feuer sie erreichte.

Undeutlich sah der Graf nur noch Grovers Gestalt vor sich, auch die Atmungswerkzeuge wurden durch den Dampf belästigt.

»Vorwärts, um Christi willen!«

Aber die Pferde brauchen nicht mehr angetrieben zu werden, sie erkennen die Gefahr, welche hinter ihnen einherstürmt, und Todesangst beflügelt ihren Lauf wie den der wilden Tiere, welche schattenhaft an ihnen vorüberhuschen.

Zwei, drei Minuten reiten sie in dichtem Dampfe.

Dem Grafen will es scheinen, er höre schon das Knistern der Flamme hinter sich.

Ist der letzte Augenblick gekommen?

»Herr Graf! Hallo! Hallo! hier!« klingt schwach Heinrichs Stimme an sein Ohr, der treue Jäger hat die Gefahr längst erkannt und gibt nach Jägersitte Anruf, damit die andern wissen, wo er stehe.

Bittere Angst um seinen Herrn verstärkte den Ruf.

»Heinrich!« schrie der Graf, so laut er konnte, »Heinrich!«

»Hallo! Hallo! hier! hier!« Da taucht im Dampf vor ihnen des Indianers dunkles Antlitz auf, welcher trotz der drohenden Gefahr ihnen entgegengeritten war.

Er ergriff des Grafen Pferd am Zügel, riß es nach rechts herum und rief Grover zu, ein Gleiches zu tun.

Einer Bodenerhebung ausweichend, waren die Tiere in eine Richtung schräg nach dem Wald hin geraten, was den Weg verlängerte und ihnen die Gefahr näher brachte.

»Hallo! Hallo!« ließ immerfort sich Heinrichs Stimme und immer deutlicher vernehmen.

Dieser Ruf und des Indianers tolle Verwegenheit, in den Dampf hineinzureiten, hatte ihnen Rettung gebracht. Endlich erscheinen schattenhafte Bäume – deutlicher – deutlicher meiden sie – da steht Heinrich – er stürzt auf den Grafen zu, faßt das Pferd am Zügel und zieht es in den Wald hinein. – Schon wenige Schritte in dem dichten Laubholz ist die Luft reiner, der Dampf weniger dicht. Bald können sie frei atmen, und langsam unter des Indianers Führung, der voranreitet, erreichen sie die Savanne jenseits des Waldes. Dampfwolken fliegen noch immer hoch über sie hin, aber hier unten hemmt das dichte Holz das Vordringen des Rauches.

Sie warfen sich von den zitternden Pferden auf das Gras, Grover, der Graf, auch der Farmer Morton, der sich an ihrer Seite gehalten hatte, sie sind so erschöpft, daß kein Wort über ihre Lippen bringt. Der Indianer hält noch hoch zu Roß neben ihnen.

Besorgt beugt sich Heinrich über seinen Herrn, dieser lächelt ihm beruhigend zu. Heinrich bietet ihm die Feldflasche und der Graf nimmt einen kräftigen Schluck Rum.

Grover ist zu erschöpft, um auch nur nach seiner Flasche greifen zu können, auch ihm bietet Heinrich die seinige.

»Wo ist Jones?« stöhnte der starke Mann nach einem kräftigen Schluck.

»Ist am Wald drüben – sicher.«

»Wird das Feuer hierher kommen, John?«

»Prairiefeuer gleich aus – Wald nicht brennen – zu naß. Sieh,« und er deutete nach oben, »schon weniger Rauch.«

Und in der Tat zogen die Dampfwolken schon lichter vor dem Nordwind einher.

Schweigend blieben die Männer noch eine Weile liegen.

Heller und heller wurde der Himmel, klarer und klarer die Luft, der Wind wehte bereits weniger heftig, und mit Entzücken sog die Brust den balsamischen Odem des Frühlingstages ein.

Jones kam heran, sein Pferd führend: »Hallo, Grover! Wie steht's. Mann? Kalkuliere, habt ein Wettrennen gemacht.«

»War hart an uns, Jones, ist ein Fakt.«

»Sind heraus, Bill Grover, ist auch ein Fakt.«

»Wie gefiel's Euch, Fremder? Kalkuliere, habt so was in Eurem alten Deutschland nicht.«

»Nein, Herr, geht friedlicher bei uns zu.«

Jones, der trotz der mißglückten Jagd und der überstandenen Gefahr, da er sich wieder im Besitz seiner Pferde wußte, guter Laune war, lachte: »Ja, Mann, seid im alten Mich, an der Grenze, ist noch wildes Land, muß noch manches anders werden, ehe es aussieht wie bei Euch. Kalkuliere, war eine tolle Frolic, aber habt gesehen, wie es manchmal bei uns zugeht, müssen uns selbst unsrer Haut wehren gegen blutige Schurken und gegen die Elemente.«

Grover stieß einen kräftigen Fluch au«: »Daß die Hunde uns entkommen sind, Jones, jammerschade!«

»Kalkuliere, war nichts zu machen, Grover, nimm's kaltblütig. Mann, laufen uns doch noch in die Finger. Komm mal her, John,« lief er dem absteigenden Indianer zu und reichte ihm, als dieser herankam, die Hand, eine Ehre, welche der Indianer zu würdigen wußte: »Dir verdanken wir's, Rothaut, daß unsre Knochen nicht auf der blutigen Prairie verkohlen. Wenn deine indianische Nase nicht war, kamen wir bei dem Winde und dem Dampfe nimmer heraus. War dicht hinter uns, Grover, der Sensenmann. Will dir was sagen, John, wenn du Bill Jones einmal brauchen kannst, dann komm nur zu ihm, verstehst du? Und dann habe ich da noch ein altes Schießeisen zu Hause,« er meinte eine zwar alte, aber vortreffliche Waffe. »Hast oft geliebäugelt damit, wenn wir einmal zusammen jagten, die Rifle ist dein, John, kannst sie dir holen. Ist für deine Dienste gestern und heute.«

De« Indianers Augen funkelten in heller Freude, das war ein gar wertvolles Geschenk für ihn.

»Und wenn du das verdammte Saufen lassen könntest, dann wärest du ein ganzer Kerl.«

»Danke, Jones,« sagte er, »gute Rifle, freut sehr Jägerherz.«

»Daß die Bursche uns entkommen sind,« knurrte Grover, »ich hätte so gern einem von ihnen den Schädel eingeschlagen.«

»Sind Bestien,« sagte Jones, »verzweifelte Schurken, hatten Glück diesmal, aber entlaufen dem Galgen doch nicht. Seht Ihr, Fremder,« wandte er sich an den Grafen, »müßt nicht denken, daß wir unvorsichtige Leute sind, die sich blindlings in Gefahr begeben und andre mit hineinreißen. War das Feuer nicht möglich, wenn nicht der Wind nach Norden umgesprungen und so stark gewesen wäre. Waren auch zu nahe – hätten sonst ein Gegenfeuer anzünden können. Habt gesehen, selbst der erfahrene Indianer fürchtete solche Gefahr nicht. Freilich hatte seine Spürnase die Sache zuerst weg. Ich glaube, diese roten Leute riechen ebenso weit als sie sehen. He, John?«

»Riechen gut, riechen Dampf, sehen ihn – wissen, daß Gras anzünden. Reiten weg, nicht kämpfen gegen Feuer.«

»Richtig, da hört die Menschenkraft auf. Und dein Freund Morris ist dir entkommen.«

»Er besser Pferd, ihn noch einholen, später.«

»Will ich von Herzen wünschen.«

»Was ist nun zu tun, John?« fragte Grover.

»Reiten nach Haus, legen auf Ohr und schlafen!«

»Nichts mehr zu machen?«

»Prairie heiß – ganzen Tag noch – morgen noch – nicht weiter – Spitzbuben fort.«

»Ist ein Jammer, ist ein Jammer.«

»Kalkuliere, Fremder, ist eine andre Art Krieg, als Ihr da im blutigen Frankreich geführt habt? He?«

»Ja,« sagte der Graf, der jetzt, wo nach der Aufregung und heftigen Bewegung Ruhe eingetreten war, die unsanft zugefügten Verletzungen fühlte, welche die Folgen seines Ringens mit Morris waren, »sie entspricht dem Lande und seinen Verhältnissen. Aber ich sehe mit Freude, welch geschickte und tapfere Kämpfer auf diesem Boden erwachsen. Sind Männer hier.«

»Kalkuliere, sind,« lachte Jones, »wissen sich zu wehren.«

Heinrich, der, als er die Gefahr, welche seinen Herrn bedrohte, erst erkannte, in Todesangst die wilde Flucht vor dem Feuer mit angesehen hatte, eine Angst, die sich steigerte, als der Dampf die Reiter einhüllte, war körperlich frisch, aber immer noch sehr bewegt und beschäftigte sich mit rührender Treue um seinen Herrn, ihm kleine Dienste leistend, um sein Lager möglichst bequem zu machen, wiederholt nach seinem Befinden sich erkundigend, von den noch vorhandenen Vorräten anbietend, die aber der erschöpfte junge Mann ablehnte. Während er so um ihn beschäftigt war, traf sein Auge einen zierlichen Wapitihirsch, welcher sich etwa hundert Schritte von ihnen erhoben hatte und sicherte. Das Tier, wahrscheinlich auch vor dem Feuer entflohen und hier Rast suchend, stand schußgerecht. Eine schnelle Bewegung brachte die Büchse in Heinrichs Hand, sie lag an der Wange – ein Krach – hoch ansteigend fiel das Tier im Feuer.

Alle sprangen erschreckt empor.

»Was gibt's?« fragte hastig der Graf.

»Ein Hirsch, er liegt.«

Beruhigt setzten sie sich wieder und Jones lachte. »Das ist gut, den Braten können mir brauchen.«

Heinrich brach das Tier rasch auf, brachte die Beute heran und mit Hilfe des Indianers loderte bald ein Feuer empor und der Duft des schmorenden Hirschfleisches füllte einschmeichelnd die Luft.

»Hallo, Boys!« ertönte eine kräftige Stimme, »nennt ihr das Jagd machen?«

Es war Weller, welchem in einiger Entfernung seine Gefährten folgten.

»Hoho! der Konstabel, der hat den Braten gerochen – der hat eine Nase.«

»Habe wenigstens den Rauch des Feuers gesehen, aber ist gut, Leute, haben einen bärenmäßigen Hunger. Was war das für ein Dampf?«

Man gab ihm rasch Kenntnis von den Vorfällen.

»Schade, schade, daß die Schufte entkommen sind. Müssen rasch Botschaft an den White River senden und die Leute dort vor ihnen warnen. War nichts zu machen, Männer, haben getan, was wir konnten. Ist ein Fakt.«

Die von dem milden Ritt Erschöpften hatten sich bald wieder erholt und in kurzer Zeit saßen sie sämtlich um das Feuer und sprachen dem duftenden Braten kräftig zu.

»Jetzt,« sagte der Indianer, »Grover, gib Rum, Jagd aus.«

Von allen Seiten bot man ihm die Jagdflaschen, von denen einige noch gut gefüllt waren, an. Er nahm die von Grover und leerte sie in einem Zuge.

»Ah, Rum gut.«

»Na ja,« brummte Grover, »wenn wir zu Hause sind, wird's wohl wieder losgehen. Schade um den Mann.«

Sie ruhten aus und traten dann, nachdem auch Miller mit den aufgesammelten Pferden Jones' sich ihnen angeschlossen hatte, den Heimweg den Muskegon entlang an. Unterwegs wurden die Männer, welche an der Furt des Sumpfes Wache hielten, aufgenommen und dann am Ufer des Flusses die Nacht zugebracht. Am andern Tage trafen alle, erschöpft, aber sonst wohlbehalten, von der vergeblichen Jagd in der Heimat wieder ein.


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