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Den 16. Februar 1810.
Hygea wiegte Dich, Dir lächelte Cythere,
      
 Der Atropos entfiel, an jenem Tag, die Schere,
      
 Der Dich ins Leben rief. Dir reichte das Geschick
      
 Der Czaaren Diadem. Doch alle Kaiserehre
      
 Hielt nicht Dein Herz von dem Begehre
      
 Nach einem Myrtenkranz auf Weimars Flur zurück,
      
 Der Dir den Reiz des Morgensterns gewähre
      
 Und auf dem Gang zur lieblichsten Mystik 
      
 Die Schatten um Dich her verkläre.
      
Dein schönes Leben liegt vor meinem Seherblick,
      
 Wie zu Arkadien ein duftend Blumenstück
      
 In seiner eignen Atmosphäre.
      
 Was könnt' ich Dir vom 
      Zevs, – gält in der Sternenlehre
      
 Sein altes Ansehn noch – zu so viel Erdenglück
      
 Mehr als Bestand erflehn? Wenn ich der Mufti wäre,
      
 Fleht' ich's vom Mahomet, und ständ' ich im Verkehre
      
 Mit Roms verjagtem Greis, fleht' ich als Katholik
      
 Es von den Puppen aller Hochaltäre;
      
 Doch da nun bald mein Stern auf Luthers Lichtgang mich
      
 Gen Himmel führen wird, zu den geheimen Räthen,
      
 Die etwa droben sind, wirksamer dann hoff' ich
      
 Des Volkes Stimme dort, und Deines mütterlich
      
 Gerührten Herzens, zu vertreten;
      
 Und zu der Rebe, die schon Deinen Carl und Dich
      
 Umrankt, noch einen Sproß der Liebe zu erbeten
      
 Als keiner markiger, auf Deutschlands Erdenstrich,
      
 Der Würde seiner Abkunft glich,
      
 Und der, nach Euern spät erreichten Ruhestätten,
      
 Fortkeimend, wie die Saat auf Edens Blumenbeeten,
      
 Nicht früher, als die Welt, verblich.
      
 Noch schweift mein leiblich Aug' in die azurne Ferne,
      
 Noch freut es sich des Tags, der heute mich bescheint,
      
 Sieht wie die bunte Welt, – sieht wie das Chor der Sterne
      
 Zu meinen Wünschen sich vereint.
      
 Ihr Zeugniß steht mir auf die Brust geschrieben,
      
 Nah hat der Hesperus dem frostigen Planet,
      
 Den wir bewohnen, mit den Trieben
      
 Uns zu erfreu'n und uns zu lieben,
      
 Sich Deinem Feste zugedreht;
      
 Der Sonne Kern wirft auf sie beide
      
 Fruchtspendend sein erhabnes Licht,
      
 Und Hoffnung einer nahen Freude
      
 Färbt ihr erröthendes Gesicht. 
      
 Denn, treten seiner Gluth die zwei Geschwister näher,
      
 Wie heute, strömt Gedeihn ins Land,
      
 Und jeder fromme Sternenseher
      
 Drückt seinem Bruder froh die Hand.
      
 Täuscht mich nicht meine Himmelskarte
      
 Und alle Sternendeuterei,
      
 Glaub ich, daß schon der längst erharrte
      
 In seine Bahn getreten sey,
      
 Und selbst der Mönch auf Gotha's Warte
      
 Stimmt meiner schönen Ahnung bei.