Bertha von Suttner
Eva Siebeck
Bertha von Suttner

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XI.

Am folgenden Tage erfuhr Eva, daß Ralph früh Morgens in Geschäften nach Wien abgereist sei und zwei oder drei Tage dort verbleiben würde. Er hatte übrigens durch seine Mutter Eva ausdrücklich sagen lassen, daß – wenn sie in seiner Bücherei sich zu beschäftigen wünsche – ihr der Zutritt und Aufenthalt in seinem Arbeitszimmer vollkommen freistehe.

Von dieser Erlaubnis machte sie gern Gebrauch. Gleich nach dem Frühstück begab sie sich in den »Theaterflügel«, wie Ralphs Wohnung noch immer benannt wurde. – Daß sie König selber missen mußte, war ihr eine große Enttäuschung – sie hatte sich vom Augenblick des Erwachens an darauf gefreut, ihn wieder zu sehen; der nächst annehmbare Ersatz dafür war nun der gebotene: in seinen Zimmern weilen zu dürfen; dieselben erschienen ihr als der interessanteste Raum des ganzen Schlosses; die Bücher, die Kunstschätze, die Reiseerinnerungen – eine ganze Welt! Mit Robert hatte sie an diesem Morgen nur ein paar Worte gewechselt. Die Trennung der Schlafzimmer war ausgeführt und als etwas ganz Unerhebliches hingenommen worden; wenigstens machte keiner von Beiden eine Anspielung darauf. Das war nun der Weg der Entfremdung – – wohin würde der noch führen? Eva hatte wohl oft gelesen und gehört, daß viele Eheleute von einander gehen oder auch neben einander ganz erkaltet und ohne Gemeinschaft leben; gewöhnlich tritt solches jedoch erst nach Jahren ein – und sie noch nicht fünf Monate verheirathet! ... Je nun – wenn dies, ob früher oder später – wenn dies das Ende sein sollte, so war es beinahe besser, daß es früher gekommen; wenigstens würde sie sich an ihre Lage gewöhnen und ihre Glücksansprüche darnach herabstimmen können. Sonderbar: sie vermochte gar nicht, die Lage als gar so betrübend aufzufassen, wie sie eigentlich war. Wenn sie darüber nachdachte, so entwich aus ihrem Geiste Roberts Bild, und damit schwand die Erwägung der ehelichen Mißstände; statt jenes Bildes drängte sich ihr ein anderes auf – freundlich, vertrauenerweckend – das Bild Ralphs. Ihr neugewonnenes Bewußtsein, daß ihr der liebe König theuer war, und daß sie auch seine innige, schirmende Neigung besaß, dieses Bewußtsein empfand sie als etwas Bereicherndes. Es war ihr, als hätte sie gestern, in irgend welchem Versteck einen Schatz gefunden, der nun ihr sicherer Besitz war. Doch sie vermied, über die Sache viel nachzudenken – gerade so als wäre der Deckel des Versteckes wieder vorgeschoben, und als wolle sie einstweilen die Vorräthe nicht zählen und nicht betrachten. Und es war besser so; denn hätte sie die sanftfunkelnden Goldstücke angefaßt, vielleicht hätte sie, mit einem Schrei des Entsetzens, das weißglühende Metall wieder fallen lassen ...

Seit drei Stunden weilte sie in Ralphs Arbeitssaal. Die Zeit war ihr mit Traumesschnelle verflogen. Auch hatte sie sich nichts weniger als einsam gefühlt. Der Geist des Abwesenden schwebte in diesem Raume, jedes Einrichtungsstück trug den Stempel seines Wesens; die Atmosphäre, von Leder-Büchern und Ixora, dem gewissen Ixora-Duft geschwängert, weckte die Erinnerung an ihn. Und von seinem ganzen reichen, erfahrungsvollen Leben enthielten die Gegenstände rings eine stumme Chronik. Was er gegrübelt, davon erzählten die vielgelesenen, mit Randglossen versehenen Denkerwerke; was er geliebt, davon sprachen die Bildnisse mancher schönen Frauen – darunter unzählige Aufnahmen von einer; und was er in der Welt gesehen, das berichteten all die aus fernen Zonen stammenden fremdartigen Dinge. Ach, wenn sie auch so ferne Gegenden hätte durchstreifen können – dachte Eva seufzend – aber an der Seite eines solchen Reisenden wie dieser – was könnte sie da alles lernen, genießen! Reisen mit Jemand, der von jedem neuen Eindruck nur den Ausdruck hat: »Wie fad!« – war keine Lust. Mit einem Solchen hingegen, der die neuen Eindrücke gierig sucht, der sich so sehr daran erfreut, daß er von allerorts Erinnerungen und Andenken nach Hause bringt – da müßte das Weltdurchwandern eine Wonne sein. Und gar nicht nöthig, daß der ideale Reisegefährte Gatte oder Geliebter sei – auch so ein freundschaftliches, verwandtschaftliches Verhältniß wie das, in welchem sie zu König stand – er war ja sozusagen ihr zweiter Vater –, würde genügen, ihr Herzensbedürfniß zu befriedigen. Die sinnliche Seite des Verkehrs zwischen Mann und Weib, davon hatte sie ohnehin – durch Roberts lieblose Art, zu lieben– nur Enttäuschendes, Abstoßendes erfahren. Tausendmal beglückender ist doch solch lautere, hingebende, geist- und herzausfüllende Zuneigung, in die sich auch nicht ein Funke erotischer Begierde mischt ...

Diese Gedanken, wenn auch nicht so bestimmt ausgedrückt, lagen Evas Empfinden zu Grunde. Sie war auf die Neigung, die in ihr Herz gedrungen, um daselbst immer stärker anzuwachsen, förmlich stolz und wehrte diesem Anwachsen nicht. Sie fühlte sich dadurch gehoben und wie veredelt. Es erinnerte sie an jene Zeiten ihrer ersten Jugend, wo sie an der Seite ihres Vaters von Begeisterung für große Ideale durchglüht, wo sie vom Leben erwartete, daß es sie mit solchen Helden zusammenführen würde, wie sie in den Gestalten ihrer Lieblingsdichtungen kennen gelernt. Und das erfüllte sich jetzt, denn Ralph – war er nicht so hoch und frei in seinem Geist wie ein Marquis Posa – nicht ein Denker wie Hamlet, nicht gütig und liebenswürdig wie – – sie durchforschte ihr ganzes Repertoire, um für diese letzteren Eigenschaften einen passenden Träger zu finden, aber nein: gütig und liebenswürdig wie Ralph – war Ralph allein ...

»Ah, da bist Du! Ich such' Dich überall.« Es war Robert. Er hielt ein schwarzumrandetes Papier in der Hand. »Schau her, was die Post eben für eine Nachricht gebracht hat.« Er überreichte ihr die Traueranzeige und warf sich in einen ihm gegenüber stehenden Schaukelstuhl.

Eva entfaltete das Blatt: Tiefgebeugt vor Gram gab die Unterzeichnete Nachricht von dem Ableben ihres unvergeßlichen Gatten, Friedrich von Borowetz, k.k. Oberst u.s.w., welcher nach kurzem Leiden u.s.w. am so und so vielten (vier Tage zurück) selig in dem Herrn entschlafen war.

»Dorina Wittwe!« rief Eva, »da muß ich doch gleich ein paar Zeilen –«

»Halt, ehe Du schreibst ... Das ist's ja, was ich Dir sagen wollte: meinst Du nicht, daß es freundschaftlich von Dir wäre, wenn Du sie einladen würdest, hierher zu kommen? Die arme Gredl wird jetzt Trost brauchen.«

»Ich glaube nicht, daß ihr Mann sie besonders glücklich gemacht, und daß sie ihn gar heftig betrauern wird.«

»Wenn auch; so ein plötzlicher Todesfall ist immer schrecklich – hier würde sie sich zerstreuen ... Schreib ihr, daß sie auf ein paar Wochen nach Großstetten kommen soll.«

»Bin ich berechtigt, Einladungen zu machen?«

»Ich habe schon mit der Großmutter darüber gesprochen. Sie ist ganz einverstanden.«

»Gut – so will ich auch noch ihre Einwilligung nachholen und dann die Aufforderung abschicken. Jedoch, wie bist Du auf diese Idee gekommen? ... Mir ist Dorina eine langjährige Freundin gewesen – aber Du kennst sie ja kaum?«

»Ja ... weißt Du, mein Weiberl – ich bin ihr dankbar ... denn in ihrem Hause haben wir uns ja kennen gelernt, nicht wahr? Also, indirekt, war sie die Begründerin unseres Glücks – nicht?«

Er stand auf und näherte sich der Wand, um sich in die Betrachtung eines Gemäldes zu vertiefen. »Das ist doch ein hübsches Bild, diese Diana, was?«

Eva hatte mit Staunen die früheren Worte ihres Mannes vernommen: wie ungewohnt und sonderbar kam doch aus seinem Munde diese Anspielung auf seine Liebe zu ihr, auf ihr beiderseitiges Glück! Und welch unechter Ton hatte auch aus diesen Worten hervorgeklungen – gerade so, wie wenn man eine Messingspielmarke, die ein Goldstück vorstellt, auf den Tisch wirft. Er selber mußte über die Falschheit seiner Rede betroffen und verlegen gewesen sein, da er sie so schnell abgebrochen, um das hundert Mal gesehene Bild zu besprechen und zu bewundern.

Jetzt ging er ein paar Schritte weiter und blieb vor einem Regal neben dem Schreibtisch stehen, um in den darauf liegenden Monats- und Flugschriften zu blättern.

»Was doch mein Herr Vater für Zeugs zusammenliest: »Urania – astronomische Rundschau« – » La revue philosophique« – »Die Boden-Reformfrage und Henry George« – »Athenäum« – No, ich küß die Hand – das ist ja alles zum Auswachsen fad! Und im Grunde thät er besser, sich mehr um seine Wirthschaft zu kümmern. Mit rationellen Verbesserungen könnte Großstetten viel höhere Einkünfte liefern, hat mir der Verwalter gesagt, aber für so was fehlt dem großen Reisenden und Gelehrten der Sinn und die Zeit.«

Jetzt wandte er sich zu dem Schreibtisch und schlug die Mappe auf; er nahm ein darin liegendes Briefblatt zur Hand.

Eva stürzte auf ihn zu:

»Du wirst doch nicht!« rief sie, ihn am Arme fassend.

Er schüttelte sie ab.

»Was ist denn weiter? Da, schau her, ein Brief von der Russin – ich kenne die Schrift. Und das hier,« er nahm ein zweites Blatt hervor »das ist seine Schrift; ein angefangener Brief, wie es scheint: »Theures Wesen! Du meines Lebens letzte und leidenschaftlichste Liebe – Du sollst erfahren, daß der Sturm in meinem Herzen –«

Eva riß ihm das Blatt aus der Hand, warf es in die Mappe zurück und klappte diese zu.

»In meiner Gegenwart wirst Du den Frevel nicht begehen,« rief sie, ganz bleich vor innerer Erregung. »Das wäre eine Gemeinheit.«

»Oho, mäßige Deine Ausdrücke. Und jetzt will ich justamend – gieb her.«

Er wollte sie fortdrängen, sie hielt aber den Ellbogen auf die Mappe gedrückt, den Oberkörper darüber zurückgebogen, wie zur Schutzwehr.

»Gieb her, hab' ich gesagt, oder ich –«

Aber er vollendete nicht. Mit den Achseln zuckend entfernte er sich einen Schritt. »Meinetwegen,« sagte er in seinem gewohnten langsamen Tone. »Bin nicht neugierig. Und eigentlich auch beruhigt. Wenn die Herrschaften per Du sind, so haben sie offenbar schon ein Verhältniß, und geheirathet wird nicht – das ist die Hauptsach'. Im Uebrigen ist mir's egal, ob es in seinem Herzen stürmt oder hagelt. Ich geh' jetzt und lass' Dich mit dem Sturmbrief allein ... ich wette, Du wirst ihn selber lesen ... Sag mir's dann, falls eine Heirathsgefahr drin angedeutet ist – denn gegen das müßten wir uns mit Händen und Füßen wehren. Großstetten ist kein Majorat – wenn ich noch zehn Geschwister bekäme, müßte ich mit Zehnen theilen – wär das etwa ein Spaß?«

Er war schon bei der Thüre, dann sich umwendend: »Du, vergiß nicht, der Borowetz zu schreiben – heute noch.«

Eva war wieder allein. Ihr Athem ging heftig – das Geheimnis, welches ihr hier ausgeliefert war, was hätte sie nicht gegeben, es zu ergründen! Aber die Versuchung, den Brief weiter zu lesen, kam ihr keine Sekunde lang. Das skrupellose Beginnen des Andern hatte ihr zu viel Verachtung eingeflößt, als daß sie im Stande gewesen wäre, sich selber die gleiche Handlung auch nur zuzumuthen. Im Gegentheil: damit Robert nicht etwa zurückkehre und sich des Briefes bemächtige, verschloß sie die Mappe in ein Schreibtischfach und nahm den Schlüssel zu sich.

Uebrigens, was sie bereits erfahren hatte, was die Anfangszeilen jenes Schreibens zu errathen gaben, war schon viel, bestürzend viel. Ralph war nicht freien Herzens; Ralph schrieb an ein Weib, dem es gelungen, in seinem Herzen einen Sturm zu wecken ... und neben diesem Blatt lag ein Brief Liubas – so wußte Eva eigentlich Alles.

Doch sie wollte sich noch genauere Gewißheit verschaffen. Sie beschloß, zu Liuba hinüberzufahren und sie auszuforschen. Dieselbe hatte ihr ja schon am ersten Tag ihr Vertrauen beinahe aufdrängen wollen; nun würde sie, wenn darum gebeten, doppelt mittheilsam sein.

Diese Idee wollte Eva ohne Verzug ausführen – nur so konnte sie Beruhigung finden. Sie verließ den »Theaterflügel«, gab Befehl, daß angespannt werde, und zwanzig Minuten später war sie auf dem Wege nach Dornegg.

In die Wagenecke zurückgelegt, grübelte sie über die Sachlage nach. Ralphs Schicksal ging ihr nahe. Das war ja ganz natürlich. War er ihr nicht so theuer wie ein Vater? ... Und eifersüchtig? Nun ja – es ließ sich nicht leugnen, ein Körnchen Eifersucht war in ihrem Gefühl enthalten; aber das war ja wieder ganz natürlich: sind Töchter, sind Eltern nicht auch eifersüchtig? Würde der Verlust dieses Freundes für sie nicht den Verlust ihres besten Lebenstrostes bedeuten, und war diese Freundschaft – deren sie sich noch vor einer Stunde als ihres werthvollsten Besitzes gefreut – war die nicht ganz und gar gefährdet, wenn er einer Andern seine Liebe weihte, wenn er etwa auf dem Punkte stand, sich wieder zu vermählen? .. Würde da nicht all sein Denken auf die Geliebte, auf die Braut sich richten – und die Neigung zu der armen Schwiegertochter ganz in den Hintergrund treten? Und gerade jetzt hätte sie so der Theilnahme, der Stütze, des Trostes bedurft; sie war ja so allein. Wieder um eine Meile weiter war der Abgrund aufgerissen, der sie von Robert trennte. In dieser letzten Stunde hatte er von Neuem so häßliche Charakterseiten, so niedrige Gesinnungen gezeigt, daß ihr immer mehr vor ihm graute. Als er vor sie hingetreten, mm den von ihr vertheidigten Brief zu fordern: »Gieb her, oder ich –« hatte da seine Hand nicht schon gezuckt, wie um zum Schlage auszuholen? O hätte er sie nur geschlagen! Das wäre ein Scheidungsgrund ... Doch nein – keine Scheidung ... dann wäre sie ja Ralph Siebecks Tochter nicht mehr ...

Der Wagen hielt vor dem Schlosse. Ein Diener eilte herbei.

»Gräfin Liuba zu Hause?« fragte Eva, ehe sie ausstieg.

»Die Frau Gräfin sind heute früh nach Wien gefahren. Soll ich nachfragen, ob Ihre Durchlaucht empfangen?«

»Nein, nein, ich war nur gekommen, um die junge Gräfin ... Kehren Sie um,« befahl sie dem Kutscher.

Auf der Rückfahrt begann es in ihrem Herzen zu stürmen. In Wien! ... Liuba war mit demselben Zug nach Wien gefahren, wie Ralph – dort verbrachten sie den Tag zusammen... Jetzt sagte er es ihr wohl mündlich, was in dem unabgesandten Briefe niedergeschrieben stand: »Du bist meines Lebens letzte, leidenschaftliche Liebe.« Und sie – die ja so gern Romane las, mit Titeln wie » Folle d'amour« sie konnte jetzt selber in solch närrischem Romane schwelgen – die verrückte, die leichtfertige, die antipathische, antipathische, antipathische Person! ...

Zu Hause zog sich Eva – abermals Kopfschmerz vorschützend – in ihr Zimmer zurück und ließ den ganzen Tag Niemand vor.

Am nächsten Morgen klopfte Robert an die Thür seiner Frau.

»Kann man herein? Ich bringe Dir zwei Briefe.«

Eva, welche bereits aufgestanden war, bejahte.

»Da,« sagte Robert eintretend und ihr ihre Briefe überreichend. »Der eine ist von Donna, der andere, vom Vater – was kann der Dir zu schreiben haben? Unter Anderm – hast Du gestern die Einladung an Donna abgeschickt?«

»Noch nicht – ich hatte noch keine Gelegenheit mit der Großmama zu reden. Sehen wir, was sie schreibt ... Der Schlag hat ihn getroffen – nicht mehr zum Bewußtsein gekommen – – sie weiß nicht, was sie zunächst thun werde.«

»Nun, hierherkommen. Du mußt ihr heute noch schreiben. Nun, und was für Nachricht vom Vater?«

»Lieber Robert, ich muß Dich bitten, mich um den Inhalt von an mich adressirten Briefen nicht auszuforschen.«

»O, ich bin nicht neugierig. – Du warst gestern in Dornegg, hab' ich gehört. Was giebt es dort Neues?«

»Ich habe Niemand angetroffen.«

»Warum liesest Du Deinen Brief nicht?«

»Es hat keine Eile.«

»Du, Eva – neugierig bin ich zwar nicht – aber ich versteh' keinen Spaß. Diese Heimlichkeiten zwischen Dir und meinem Vater sind mir gar nicht recht. Ich kann mir's schon denken: Du klagst ihm vor, über mich. Das ist recht gänsehaft von Dir. Je mehr Du thust, um mich bei ihm in Ungnade zu bringen, desto weniger wird er sich ein Gewissen daraus machen, wieder zu heirathen und dann ... Mit Einem Wort – ich duld's nicht. Lies mir augenblicklich den Brief vor.«

Eva stand an eine Kommode gelehnt; sie warf den Brief in die halboffene Schublade, verschloß dieselbe und steckte den Schlüssel in ihre Tasche.

»Ich gehorche keinen Befehlen,« sagte sie.

»Du hast mir Gehorsam geschworen.«

»Formsache – wie Dein Eid der Liebe.«

»Himmel, Herrgott, bist Du fad! Behalt Dir Deinen Brief. Szenen machen ist meine Sache nicht.«

Und er ging zur Thür hinaus.

Eva schob den Riegel vor. Sie wollte – um Königs Brief zu lesen – vor Störung sicher sein. Was konnte er ihr zu sagen haben? O, gewiß nicht Angenehmes! Ihre Hand zitterte, während sie mit der Scheere den Umschlag aufschnitt ... Vielleicht eine Verlobungsanzeige? vielleicht die Nachricht, daß er sich wieder auf den Weg nach einem fernen Erdtheil gemacht?

Letzteres war richtig gerathen. Ralph schrieb:

»Lebewohl, Evinka – ich begebe mich auf weite Reisen. Wann ich zurückkomme, ist unbestimmt – kaum vor zwei Jahren. Aber ich bitte Dich, den Andern gegenüber über diese meine Absicht zu schweigen. Meine theure Mutter, von der ich mich diesmal nur schwer trenne, darf von der Dauer meiner Abwesenheit nicht so unvermittelt erfahren. Daß ich so plötzlich – und ohne jemand etwas zu sagen, davon gefahren, geschah aus zwei Gründen. Einmal wollte ich den Vorstellungen und Bitten meiner Mutter entgehen, die ihr Möglichstes gethan hätte, um mich zurückzuhalten; zweitens – ist es eine Flucht.

»Meine Freundschaft und die Stütze, welche Dir dieselbe in schwierigen Lagen, in trüben Stunden bieten könnte, soll Dir durch die Entfernung nicht entzogen sein. Wenn Du Rath und Beistand brauchst – schreibe mir; wenn Du Dein Herz ausschütten willst – schreibe mir. Meine Adresse wird Dir immer bekannt gemacht. Bis übermorgen finden mich noch Briefe hier, Hotel Munsch.«

Eva bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen und weinte bitterlich. Scheiden thut weh. Ihr war, als sollte die Welt nunmehr für sie entvölkert sein, als bliebe ihr Niemand – Niemand. Die letzten Zeilen des Abschiedsbriefes boten zwar noch einen Trost: seine Freundschaft sollte ihr auch von der Ferne als Stütze dienen; aber es giebt Entfernungen, die so groß sind, daß kein Laut, kein Zeichen sie zu durchdringen vermag, – und als so weit entfernt betrachtete Eva das Reich, in welches König nun entflohen war: das Reich der Liebe zu einer Anderen. Er war mit Liuba fort; mit Liuba, »seines Lebens letzte und leidenschaftlichste Liebe« (diese Worte wiederholte sie laut), vereint; was war da noch für Eva übrig? Wenn diese ihm lange Ergüsse schriebe, wie würde ihn das langweilen, ermüden ...

Die Kammerjungfer klopfte an die Thür.

»Ich bitt', Frau Gräfin. Ein Bote aus Dornegg hat ein Billet gebracht.«

Eva öffnete und nahm die Botschaft in Empfang. Es waren ein paar Zeilen von Liuba, in welchen diese schrieb, daß sie gestern Abend, von Wien zurückkommend, mit Bedauern vernommen, einen lieben Besuch versäumt zu haben, und daß sie selber in den nächsten Tagen nach Großstetten zu kommen gedenke. Zum Schluß fügte sie Grüße an verschiedene Familienglieder bei, unter anderen auch an Ralph.

Von Evas Herzen fiel ein Stein. Ihre ganzen Berechnungen waren also irrig gewesen. Liuba war nicht mit König nach Wien gefahren; sie wußte nicht einmal, daß er von Großstetten abwesend sei. Seine Abreise, die Trennung: das war wohl geblieben; aber wenn er allein an das Kap der guten Hoffnung ginge, so würde er ihr näher sein, als wenn er mit Liuba nur zwei Stationen weit gefahren.

»Du, Eva,« sagte Robert, als die ganze Familie um das Gabelfrühstück versammelt war, »ich habe der Großmutter schon von Deinem Wunsch gesprochen.«

»Welchen Wunsch?« Eva erinnerte sich nicht, einen solchen geäußert zu haben.

»Na, Deine liebste Freundin, die Borowetz hierher zu bitten.«

»Ja, ja,« fiel die alte Gräfin Siebeck ein. »Es ist sehr schön von Dir, daß Du Deiner von einem Schicksalsschlage getroffenen Jugendfreundin Trost und Zerstreuung bieten willst ... Ich stelle Dir gern das gelbe Gastzimmer zur Verfügung.«

»Lade sie nur ein,« bekräftigte Fräulein Ottilie; »erstens ist es Höflichkeit, zweitens, warum denn nicht? Und drittens wird uns etwas heitere Abwechselung auch nicht schaden.«

»Was die Heiterkeit anbelangt,« meinte Irene, »so kann man von einer seit drei Tagen verwittweten Frau wohl keine Luftsprünge erwarten.«

»Weißt Du, was Du thun solltest, Eva?« sagte Robert: »Fahre selbst nach Krems und hol' Dir die Dorina ab – das wird das Freundlichste sein.«

Eva blickte ihren Mann überrascht an. So angelegentlich hatte sie den Alles »so fad«, »so egal« findenden Robert noch niemals eine Sache vertreten sehen. Sie grübelte jedoch nicht weiter darüber nach; ihre Gedanken waren nicht bei Robert.

»Das ist eine gute Idee,« stimmte die Großmutter bei. »Fahre nach Krems, und zwar heute noch. Bei dieser Gelegenheit kannst Du – da Du Dich doch ein paar Stunden in Wien aufhalten mußt – dem Ralph eine Post von mir ausrichten. Ich habe nämlich ein paar Aufträge an ihn. Das Beste ist, ich gebe Dir einen Brief mit. Freilich könnte ich diesen durch die Post schicken, aber da erhielte er ihn erst morgen, und wer weiß, ob er morgen nicht schon zurückkommt. Ich hoffe und wünsche es, daß er so bald als möglich komme – ich kann es gar nicht sagen, wie sehr mir seine Nähe abgeht – so lange habe ich ihn schmerzlich entbehren müssen ... ich glaube, wenn er nochmals eine so weite Reise unternähme, jetzt, wo ich schon so alt bin, ich würde mich schnell zu Tode härmen.«

Diese Worte thaten Eva weh. Wenn die arme alte Frau geahnt hätte, was der Brief enthielt, den sie heute vom König erhalten ... Wer weiß, ob – wenn er seine Mutter so hätte reden hören – ob er seinem Vorhaben nicht untreu geworden wäre? Er hatte schon einmal, auf Evas Zureden, den Abreiseplan aufgegeben – wer weiß, ob nicht wieder? Und heute war er noch in Wien zu treffen, Hotel Munsch –

»Gut, ich bin dabei,« beschloß sie laut diesen Gedankengang, »ich will noch heute nach Wien – nach Krems fahren, meine Freundin abholen.«

»Das ist schön von Dir,« sagte Robert. »Der nächste Zug geht um 3 Uhr; ich will sogleich dafür sorgen, daß der Wagen –«

»Du begleitest doch Deine Frau?«

»Nein, Großmutter, ich kann nicht. Heute Nachmittag haben wir Sitzung im landwirthschaftlichen Klub; ein Wanderlehrer soll einen Vortrag halten, und ich habe versprochen ... Die Eva kann ganz gut allein fahren – oder mit der Kammerjungfer.«

»Nicht nöthig – ich bediene mich am liebsten allein.«

»Auch recht – wie Du willst.«

Und dabei blieb es. Eva fuhr am selben Nachmittag nach Wien, ohne Begleitung. Sie war sehr froh, daß Robert nicht die Idee gehabt, mitzukommen; er würde sie gezwungen haben, direkt nach Krems zu fahren, und sie beabsichtigte, heute in Wien zu bleiben, um ihre Mission – König zurückzubringen – auszuführen. Was sie zu ihm sagen würde, wie sie es anfangen sollte, seinen gefaßten Entschluß rückgängig zu machen, das wußte sie noch nicht; darüber legte sie sich keine Vorsätze zurecht; es war ihr nur darum zu thun, ihn zu sehen, zu sprechen – und sie hatte die Ueberzeugung, daß sie ihren Zweck erreichen werde.

Es war halb fünf Uhr Nachmittags, als ihr Fiaker unter dem Thore des Hotels Munsch einfuhr.

Der Portier öffnete den Schlag, und ein Bediensteter nahm Tasche und Kofferchen vom Kutschbock herab. Eva stieg aus.

»Ist Graf Siebeck – mein Schwiegervater – zu Hause?« fragte sie den Portier.

Dieser warf einen Blick auf die mit den Zimmerschlüsseln behangene Tafel.

»Nein, Frau Gräfin.«

»Aber doch noch nicht abgereist?«

»Nein; ich glaube, der Herr Graf beabsichtigt morgen oder übermorgen fort zu fahren. Befehlen ein Zimmer im ersten Stock?«

»Ja. Und sobald mein Schwiegervater nach Hause kommt, lassen Sie es mir melden.«

Der Kellner zeigte den Weg über die Treppe und öffnete ein Zimmer mit der Aussicht nach der Kärnthnerstraße. Er legte das Gepäck nieder. »Befehlen sonst etwas?«

»Nein, ich danke.«

Sie blieb allein. Ohne noch Hut und Reisemantel abzulegen, ließ sie sich in einen der rothsammtenen Lehnsessel sinken, die rechts und links vom Kanapeetisch standen. Im Zimmer war es ziemlich dunkel: von der Straße tönte ununterbrochenes Wagengerassel herauf; die Athmosphäre war heiß und drückend. Ueber Eva war eine große Abspannung gekommen. Die hochgradige Erregung, in welcher sie seit mehr als vierundzwanzig Stunden sich befunden, welche sie durch den größten Theil der letzten Nacht wachgehalten und unter deren Herrschaft sie den Entschluß gefaßt, dessen Ausführung nun bevorstand – diese Erregung brachte jetzt ihre Rückwirkung hervor. Es war ihr in diesem Augenblicke, als wisse sie gar nicht mehr recht, was sie unternehmen wollte, als wäre es alles nicht recht wahr: daß Ralph fortreisen gewollt und daß sie gekommen sei, ihn zurückzuhalten... Nun war er nicht einmal da und, wer weiß, vielleicht kam er den ganzen Tag nicht nach Hause – was würde sie dann hier thun? In Großstetten glaubte man, sie sei auf dem Wege nach Krems – vielleicht wäre es auch noch Zeit, dorthin abzufahren, den Brief der Großmutter, für Ralph zurückzulassen und darauf zu verzichten, ihn zu sehen und vergebliche Bitten an ihn zu richten, – denn daß alle ihre Versuche vergeblich sein würden, dessen war sie jetzt fast sicher... Wie würde er ihre Kühnheit, ihre Zudringlichkeit auffassen? Was würde sie eigentlich sagen? Unmöglich, die Worte wieder zu finden, die sie sich während der Fahrt so oft wiederholt; ihrem durch dies Hin- und Hergrübeln abgematteten Geist waren auch die Gründe entfallen, welche sie sich vorgenommen hatte, geltend zu machen. Alles Denken stockte. War das auch ein unangenehmes Rädergerolle – ein ewiges Nähern und Entfernen des eintönigen Lärms. Doch – so einförmig auch der Lärm, so verschiedenartig die Veranlassung: jeder dieser rollenden Wagen eilte einem anderen Ziel entgegen – der eine zu dem Feste, der andere zu einem Todtenbett; der eine zum Zahnarzt, der andere zu einem Liebesstelldichein. Die Fahrenden wußten auch alle bestimmt, wohin und wozu – nur sie saß so da, ohne sich klar machen zu können, was sie wollte, was sie hoffte, was sie thun sollte. Sie verfiel nach und nach in ein ganz gedankenloses, mechanisches Hinhorchen auf den Straßenlärm, in ein beklemmtes Einathmen der mit dem eigenthümlichen Hotelzimmergeruch gefüllten Luft.

So lehnte sie seit ungefähr zwanzig Minuten in ihrem Fauteuil und war halb entschlummert, als das Geräusch der aufgehenden Thüre sie emporschreckte. Sie wendete den Kopf.

»König!«

»Also Du – richtig Du, Evinka,« rief Siebeck, näher tretend. »Ich wollte es gar nicht glauben ... Sag mir, wie kommst Du hierher, und allein?« Er nahm sie an der Hand, die er schüttelte. »Es ist doch kein Unglück geschehen?«

»Nein – aber es drohte ein solches, ein großes, und ich – bin gekommen, um zu versuchen, – das Unglück abzuwenden.«

Er setzte sich. »Erkläre mir – So sprich doch.«

»Mein lieber König, sei nachsichtig,« begann sie nach einigem Zögern. »Sei mir nicht böse! Ich weiß ja doch, daß mein Versuch ein vergeblicher sein wird. So zuversichtlich hatte ich's unternommen – aber seither ist mir diese Zuversicht ganz verloren gegangen, und ich komme mir so thöricht vor ... Du wirst mich belächeln und mir meine Bitte nicht erfüllen.«

»Eine Bitte? Und welche?« »Du sollst nicht fort!«

Er schüttelte den Kopf.

»Nein. Du sollst nicht fort – Deiner Mutter wegen. Du hast sie doch lieb, nicht wahr?«

»Selten hat ein Sohn seine Mutter lieber ... Aber sie und ich sind lange Trennungen gewohnt.«

»Sie hat keine Ahnung von Deinem Vorhaben, und heute früh sagte sie, daß, wenn Du noch einmal eine so weite Reise unternehmen würdest, jetzt, wo sie schon so alt ist, sie darüber zu Grunde ginge.«

»Das sind Uebertreibungen, Eva.«

»Ich weiß nicht – ich kann der Großmama nicht ins Herz schauen. Aber für mich kann ich sprechen, König ... mir bedeutet Deine Abreise ein großes, kaum zu tragendes Mißgeschick ... die bitterste Vereinsamung.«

»Vereinsamung?«

»O bleib, bleib!«

Sie streckte ihm flehend beide Hände entgegen. Er faßte dieselben, und durch diese Bewegung glitt sie von ihrem Sitz herab, so daß sie jetzt auf dem Teppich kniete und noch einmal wiederholte: »Bleib!«

Er zog sie zu sich heran, und ihr Kopf lag an seiner Brust.

»Du weißt nicht, worum Du bittest,« sagte er leise.

Ein paar Sekunden blieb sie unbeweglich – an diesem Plätzchen ruhte es sich gar so friedensvoll. Dann aber durchfuhr sie ein peinlicher Gedanke und sie richtete sich rasch empor.

»Vergebens, vergebens! ..« rief sie. »Du bleibst nicht und willst nicht bleiben, weil Du an Jene denkst, die Du Deines Lebens letzte und leidenschaftlichste Liebe nennst.«

Jetzt sprang auch er von seinem Sitze auf.

»Du hast in meiner Schreibmappe ...?«

»Nicht ich, nicht ich – Robert war es, der –«

»Was hatte Robert in meinem Zimmer zu thun? Nur Dir hatte ich Einlaß gestattet ... Du hast also jenes Blatt gelesen und kommst hierher zu mir, Eva! – Du unglückseliges, junges Weib – zu mir, der ich –« Seine Stimme stockte.

Er lehnte mit beiden Händen auf der Tischplatte und blickte zu Eva hinab, mit so brennendem Blick und so schmerzlichem Gesichtsausdruck zugleich, daß sie ein Schreckensschauer durchrieselte. Die Gluth des Blickes hielt sie für Zorn.

»Verzeih', verzeih'« murmelte sie. »Und glaub' mir, ich bin nicht schuldig – nur thöricht, thöricht und vermessen. Wie konnte ich hoffen, daß meine Bitte in's Gewicht fallen würde ... Du willst fort, wahrscheinlich mit ihr, die Deine letzte Liebe ist.«

»Mit meiner Liebe? Wer glaubst Du denn ... da waltet wohl ein Mißverständniß –«

»Wer? Ich habe keine Ahnung. Zuerst meinte ich, Liuba Dürrenberg, denn sie war zugleich nach Wien gefahren.«

»So? Davon wußte ich nichts. Und dann – auf wen fiel dann Dein Verdacht?«

»Mein Gott, ich kenne ja Deine Beziehungen nicht – konnte daher an keine bestimmte Person denken. Aber daß Du jetzt in Deinem schönsten Mannesalter leeren Herzens wärest, daß Du nicht durch die Gunst einer geliebten Frau beglückt wirst – das wäre mir nicht recht denkbar.«

»Und doch ist es so, Eva. Ich kann mich seit mehreren Jahren – seit mir der Tod ein theures Wesen entriß – keiner glücklichen Liebe mehr rühmen, und es fesselt mich keinerlei süßes Band.

»Jenes Schreiben also, von welchem ich nur die ersten Zeilen gelesen oder vielmehr gehört – an wen war es gerichtet?

Ralph gab auf diese Frage keine Antwort, sondern forderte Eva auf, ihm zu erzählen, wie sie zu der Kenntnißnahme des betreffenden Briefes gelangt sei.

Sie berichtete von der That Roberts und fügte hinzu, wie sie das Blatt vor fernerer Verletzung geschützt, indem sie die Mappe in ein Schubfach geschlossen – den Schlüssel habe sie mitgebracht – und erzählte dann auch weiter, aus welcher Veranlassung sie die Fahrt nach Wien unternommen hatte, nämlich um sich zu ihrer verwittweten Freundin nach Krems zu begeben. Daß sie jedoch nicht am selben Tage weitergefahren, sondern sich hier im Hotel aufgehalten, das habe sie gethan, um Ralph zu bewegen, wieder nach Großstetten zurückzukehren, oder doch, um – wenigstens – um ihn noch zu sehen ...

Nachdem sie ausgeredet, entfernte sich Siebeck einige Schritte und blieb nachdenklich in einer Fensternische stehen. Nach einer Weile kam er auf seinen vorigen Platz zurück:

»Heute kannst Du nicht mehr nach Krems fahren – es ist zu spät. Morgen bringe ich Dich selber zur Bahn.«

»Und Du? Du trittst dann Deine Reise an?«

»Was ich morgen thun werde, das lassen wir heute unerörtert. Vielleicht weiß ich's selber nicht. Es sei am heutigen Tage zwischen uns Beiden nicht mehr die Rede davon – das ist mein ausdrücklicher Wunsch, Eva. Laß uns jetzt ein paar schöne, ungetrübte Stunden verleben; denken wir nicht daran, ob dieselben einer langen Trennung vorangehen oder nicht; freuen wir uns dieser Frist – willst Du? Als ein paar heitre, gute Freunde. Wir haben einander ja so lieb, Klein-Eva, nicht wahr? als wären wir wirklich – Vater und Kind. Ich verlasse Dich auf eine Viertelstunde – habe noch ein Geschäft abzumachen – dann hole ich Dich ab, und wir fahren mit einander in den Sachergarten im Prater, – dort können wir speisen. Ich werde auch eine Loge besorgen – den Abend beschließen wir in der Oper.«


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