Heinrich Sohnrey
Friedesinchens Lebenslauf
Heinrich Sohnrey

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17.

Pfingskuchenbacken.

DDas Pfingstfest stand vor der Thür, und die jungen Burschen guckten mit prüfenden Blicken nach den blanken Birken im Holze. Welch ein Blühen, Leuchten und Duften, Singen und Klingen in der Unendlichkeit der Pfingstwelt! Allvernehmbar rauschte die Freude. Selbst die Finken und Stare, die in unserem Lindenbaume nisteten, waren in festlicher Stimmung; deuchte es mir doch, als hätten sie sich nie zuvor so sangesfreudig und so verträglich gezeigt wie an diesem wonnevollen, wonneahnenden Pfingstsonnabend. Nur bei uns Lindenhüttenkindern wollte die Pfingstfreude nicht in Fluß kommen. Wir standen 159 unter der Linde und sangen nicht und sprangen nicht. Verstohlen blickten wir ins Dorf hinab, und jedesmal, wenn wir den blauen Atemhauch eines Backofens gewahrten und Mädchen und Frauen mit braunen, lieblich zu uns heraufduftenden Smandkuchen über die Straße eilen sahen, befiel uns eine ordentliche Verzagtheit.

Auch unsere Mutter verhielt sich so eigen still. Als alles blitzblank gescheuert und kaum noch ein Handschlag zu thun war, wandte sie ihr Gesicht von uns weg und seufzte.

Wir hatten kein Weizenmehl, daß wir hätten Pfingstkuchen backen können.

Bis Pfingsten und auch noch eine Strecke über Pfingsten hinaus war immer eine besonders »klamme« Zeit. »Ist die Kirsche rot, so ist die größte Not,« sagten unsere Eltern, und sie waren herzensfroh, wenn sie in dieser Zeit immer das nötige Brotkorn bezahlen konnten. Für »weißes« Mehl hatte es nun zu jener Pfingstzeit gar nicht mehr langen wollen. Die Mutter hätte ja bei ihrem Bruder gewiß einen Scheffel Weizen oder einen Kumpf Weizenmehl geborgt gekriegt; allein »weißes« Mehl zu borgen, das war ganz und gar gegen ihre Natur, eben weil es keine unbedingte Notwendigkeit war. 160

Um die Vesperzeit, bei 4 Uhr, kam der Vater mit Hanfrieder vom Holzhau heim. Des Festes wegen hatten sie heute ausnahmsweise so früh Feierabend gemacht.

Da schien es der Mutter auf einmal ganz himmelangst zu werden: der Vater und der Junge kamen von schwerer Arbeit heim, von stillem Verlangen erfüllt – und sie konnte ihnen nicht 'mal mit dem kleinsten Stück Kuchen aufwarten! – Das war wohl eine große Bitternis für das Mutterherz.

Jetzt aber ist etwas Wunderbares zu berichten. In ihrem Eifer, zu rüsten und zu reinigen, fiel unserer Mutter plötzlich der alte Siedekessel ein, der, wenn er nicht im Gebrauch war, auf der unteren Böhne stand. Es war ein altes Erbstück und wurde ganz besonders in Ehren gehalten. Sollte also auch ein festliches Gesicht bekommen, und Hanfrieder sprang die Leiter hinauf, um ihn herunterzuholen. Damit er auch 'mal den Tag und die Linde sähe, bemerkte der Vater dazu.

Als Hanfrieder den Erbkessel aufgehoben hat, bricht er in einen hellen Ruf aus, der mir heute noch in den Ohren liegt. Da sehen wir ihn auch schon wieder die Leiter herabsteigen und trauen unseren eigenen Augen nicht, denn statt des Erbsiedekessels trägt er einen prallen »Pucken« 161 auf der Schulter. »Den hab' ich unterm Kessel gefunden«, jauchzt er und läßt den Sack dicht vor der fast ganz starr dastehenden Mutter zu Boden sinken.

Es leuchtet wie lauter Gold aus dem Sacke, und wie wir genauer hinsehen, ist's ein Haufen Weizen, und es liegt ein Glanz darauf, als wäre es eitel Gold. Einen Scheffel mochte es gut messen.

»Ist das Hexenwerk?« kam's endlich über die Lippen der Mutter.

»Fast sollte man es glauben,« murmelte der Vater.

Niemand wußte, wie der Weizen unter den Kessel gekommen war.

Da hob der Vater wieder an: »Lebte die Mühlengrabenweesche noch, würde ich sagen, sie wäre es gewesen, die den Weizen unter den Kessel gehext.« Man konnte es seinem Gesichte ansehen, wie er dieses meinte.

Die gute Mühlengrabenweesche war nun freilich schon vor zwei Monden ins Grab getragen worden; an sie konnte also in diesem Falle nicht gedacht werden.

Wie wir aber noch von der Verblichenen sprachen, stürzte unser Lorchen herbei und rief: »Ich weiß es, ich weiß es! Ich hab's gesehen: 162 die Mühlengrabenweesche hat den Sack voll unter den Kessel gelegt, als sie das letzte Mal in unserem Hause war. Ich bin ganz allein gewesen.«

Die Mutter zog Lorchen vor sich. »Ist's auch gewiß wahr, Kind?«

»Ganz gewiß ist's wahr!« beteuerte die Schwester und that sich nicht wenig zu gute auf ihr Geheimnis. »Die Weesche hat es mir aber streng verboten, euch was zu sagen; wenn ich den Mund nicht hielte, wollte sie mir keinen Apfel wieder geben. Hernach als sie tot war, habe ich den Sack ganz vergessen.«

Heiße Thränen der Dankbarkeit wurden der seligen Weesche nachgeweint. »Gott, setze die Gute auf den besten Stuhl im Himmelreich!« betete die Mutter, und ihr Antlitz leuchtete vor Freude und Wonne.

Was meint ihr, sollte diese unsere Freude und Wonne der Weesche im Himmel wohl zu gute gekommen sein? I, das leidet ja gar keine Frage! Also nun hatten wir Weizen die Fülle und konnten Pfingstkuchen backen. Aber es lag noch ein weiter Weg zwischen dem Weizen und dem Pfingstkuchen: der Weg zur Mühle jenseits des Berges im Thale. Über eine Stunde war es bis dahin. Der Vater krauete sich hinterm Ohr und sah die Mutter an, wie wenn er sagen wollte: 163 Mit dem Pfingstkuchenbacken kann's nun doch nichts mehr werden.

Da machte unser »Großer« zwei große Schritte und rief, ganz Feuer und Flamme: »Für mich ist die Mühle keine Stunde hin. Eh' die Glocke neun schlägt, bin ich mit dem Mehle zweimal zurück.«

»Ei Junge«, rief die Mutter »dann ist um Mitternacht der Kuchen gar! – Aber der Scheffel wird dir auf die Länge zu schwer werden, und bei Nacht und Nebel so allein zu gehen im Holze . . .«

Jetzt drängte ich mich an Hanfrieder und flüsterte ihm ins Ohr, er möge mich mitgehen lassen. Er hielt unter meinen Geschwistern am größten auf mich, und ich wollte ihm zeigen, wie ich bereit war, alle Gefahr mit ihm zu teilen.

Die Eltern wollten erst Einwendungen machen; doch Hanfrieder nickte mir zu und sagte: »Ich nehme unseren Schiebkarren, dann geht's ganz leicht. Bergauf muß Friedesinchen ziehen, bergunter setzt sie sich auf. Husch – sind wir wieder hier.«

Da ließen uns die Eltern gewähren.

Wir mochten kaum zum Dorfe hinaus sein, als Bornriekens Hannepate herüber kommt, mit zwei auseinandergeklappten großen Kuchenstücken 164 in der Schürze. Gleich nach ihr hat auch Frohnhöfers Dortchenpate über die Hecke geguckt und ebenfalls zwei prächtige Smandkuchenstücke aus der Schürze genommen. Nicht etwa, weil wir keinen Kuchen gebacken hatten – denn das wußten sie drüben ja noch gar nicht – sondern weil es so Sitte ist, daß sich die nächsten Verwandten und getreuen Nachbarn, wenn sie Kuchen backen, gegenseitig ein Stück bringen.

Nach der Sitte hätte also unsere Mutter ebenfalls Kuchen hinüberbringen müssen, wenn auch keine so großen Stücke, wie die Paten sie gebracht hatten.

Die beiden gutherzigen Frauen würden sicher gescholten haben, hätten sie jetzt erst unsere Not erfahren, gescholten wie manchmal schon: »Aber Kathrin-Sophie, hättest du uns nicht 'n Wort gönnen können?«

Unsere Mutter war deshalb hänflingsfroh, daß sie ihnen unsere Not nicht zu enthüllen brauchte, ihnen vielmehr mit vergnügtem Gesicht sagen konnte: Der Müller hätte uns im Stich gelassen, könnten daher erst über Nacht backen.

Darin war sie nun einmal eigentümlich, unsere Mutter; aber unser Vater hatte, wie wir schon früher durchscheinen sahen, ganz den gleichen Zug in seinem Charakter, der lag überhaupt so im 165 Lindemannscharakter, und darin mag es auch begründet sein, daß in der Lindenhütte nie ein Bettler groß geworden ist. –

In fröhlichem Trabe hatten wir den einstündigen Weg zurückgelegt, und noch lange vor der »Eulenflucht« kamen wir in der Mühle an.

Der Müller trat gerade in die Hausthür, und Hanfrieder fragte gleich, wie lange es wohl dauern möchte, bis der Weizen gemahlen wäre?

»Mittwoch nach Pfingsten könnt ihr 'mal wieder fragen!« ist des Müllers Antwort, und er macht dazu ein Gesicht wie ein vollgefüllter Mehlsack. Hanfrieder, der kreidebleich geworden ist, bittet und fleht; aber nicht zu erweichen ist der Müller. Schüttelt unser Bitten und Flehen wie Mehlstaub von seinem Brusttuche und wendet uns den Rücken.

Zerknirscht stehen wir da. Das Wasser braust, die Räder klappern so laut und lustig – und wir sollten nun doch keinen Pfingstkuchen backen können? Ich weine meine bittersten Thränen, und da brichts auch aus Hanfrieders Augen hervor. Wir dachten nicht an uns, sondern an unsere Eltern, besonders an die Mutter, die ganz gewiß nicht ahnte, daß die junge Freude schon wieder in den Brunnen gefallen war. 166

Und wir starrten vor uns hin und hörten fort und fort das Rauschen des Wassers, das Klappern der Räder, das Schrillen des Mahlglöckchens. Da schallt's aus dem Tosen und Tönen heraus:

»In einem kühlen Grunde,
Da geht ein Mühlenrad;
Mein' Liebchen ist verschwunden,
Das dort gewohnet hat.«

Ein bestaubter Bursche trat auf uns zu: »Ei so traurig, Leute?«

Hanfrieder klagte ihm unser Leid, und er hörte mit gespitztem Munde zu. Dann sah er sich um, ob nicht etwa der Müller hinter ihm stände. »Müßt euch schon darein geben, denn was der Meister sagt, davon beißt die Katze kein Haar.«

Nach den Worten, die er so laut gesprochen hatte, daß sie drinnen im Hause gehört werden konnten, zwinkerte er mit den Augen und winkte.

In der Nähe des Wehres brauste und brüllte es so stark, daß man kaum sein eigenes Wort verstehen konnte. Aber den freundlichen Mühlburschen verstanden wir trotzdem. »Wenn's so bei euch ist,« fing er an, »dürft ihr natürlich ohne Mehl nicht nach Hause kommen.« Er klopfte sich aufs Knie, daß der Mehlstaub hoch aufwirbelte, und sann einen Augenblick nach. »Der 167 Meister hat die Kolik und geht darum früh in die Butze – und wenn er liegt, so liegt er feste. Und ich verspreche euch: Sowie seine Seele in der Butze ist, ist euer Weizen im Trichter – so gewiß ich Ludwig Hagenfried heiße.« Wir sollten nur vorangehen, damit uns der Müller nicht mehr sähe. »Spätestens um zehn Uhr sollt ihr mit dem Mehle abziehen können. Ich bringe euch das Mehl ins Holz,« sagte er. »Muß so wie so ins Holz heute Nacht – na, Junge, du weißt doch, wer 'n Schatz hat, hat in der Pfingstnacht auch in den Birken zu thun.« Er machte einen lustigen Hopser und sang in das Brausen des Wassers hinein:

»Sie hat mir Treu' versprochen,
Gab mir 'nen Ring dabei;
Sie hat die Treu gebrochen,
Das Ringlein sprang entzwei.«

Es fiel mir auf, daß der Bursch so lustig von dem Treubruch singen konnte; er dachte wohl gar nicht an das, was er sang. –

In diesem Augenblicke trat ein schlankes Mädchen aus der Hausthür. Sie legte die Hand über die Augen und spähte umher. Als sie uns gewahrte, kam sie rasch einige Schritte näher und rief, daß es einen hellen Klang gab: »Ludwig, Ludwig – das Glöcklein schrillt! Und der Vater 168 schilt.« Sie kam aber nicht näher, sondern lief mit klingendem Lachen ins Haus zurück. Ludwig Hagenfried sah ihr strahlenden Auges nach, warf sich flink unsern Sack über die Schulter, winkte uns zu und sprang fort.

Wir zogen erleichterten Herzens waldaufwärts und glaubten es wohl zu wissen, was für einen Schatz Ludwig Hagenfried sein eigen nannte. »Der kann wohl lachen,« meinte Hanfrieder, »aber einen braveren Burschen giebt's auch nicht – und ich gönne ihm sein Glück von Herzen.«

»Ach, ich wollte, Hanfrieder, du hättest auch so 'n reichen, schönen Schatz, dem du einen Maibaum bringen könntest!« ließ ich mich hören.

Er lachte und sagte: »Ich muß mich erst noch ein paar Jahre an den Wind halten. Jetzt hängt mein Schatz noch am Löffelbrette.«

Wir setzten uns dicht an den Holzrand unter das herabhängende Gezweige einer alten knorrigen Hainbuche und sahen den Rehen zu, die nicht weit von uns auf einer Breite blühender Esparsette ästen. Da fing aber der Fuchs zu brauen»Dei Voß bröuet« sagt man bei aufsteigendem Nebel. an, und in dem rings aufquellenden Nebel, in den 169 die Nacht ihren Schleier webte, verschwand Thal und Tier.

Krampfhaft an den Bruder mich klammernd, keuchte ich: »Siehst du nicht die funkelnden Augen in der Luft!«

Lachend antwortete er: »Das sind ja die Johanniswürmchen, die wollen uns leuchten, daß wir den Weg sehen können!«

Noch eine bange Frage nach der anderen preßte mir das Grauen aus; doch Hanfrieder wußte jedesmal eine so überzeugende und beruhigende Antwort zu geben, daß sich das Grauen allmählich verlor.

Es mochten zwei Stunden hin sein, als wir den Mühlburschen kommen hörten; er pfiff das Lied, das er vorhin gesungen hatte.

Ich hatte ein Gefühl, als wäre ich aus Kerker und Banden erlöst; wir wußten nicht, wie wir ihm danken sollten.

Er wehrte lachend ab und sagte: »Das ist doch Pflicht und Schuldigkeit im Leben, daß man sich einander 'n Gefallen erweist. Darum nur weiter kein Wort verloren!«

Indem hob Hanfrieder den Sack auf und spürte nun, daß das Mehl noch ebenso schwer war wie vorhin der Weizen. »Ludwig«, rief er, »hast du nicht geköpft?« 170

»Wahrhaftig, das habe ich ganz vergessen!« erwiderte der Mühlbursche in seiner leichtherzigen Art und lachte; »aber,« so suchte er Hanfrieder dann zu beruhigen, »der Meister wird seinem Schaden schon wieder nachkommen. Wenn bei ihm zwei Scheffel drei Köpfe geben, kann der dritte Scheffel wohl ganz gut einmal frei sein.«

Hanfrieder schwieg still; er war über diese Rechtfertigung betroffen. Mir dagegen verursachte der Mühlenkopf keine Gewissensbisse. Ich dachte, glaube ich, genau so wie der Mühlbursche; ich sah nichts Böses darin, daß der reiche Müller, der schon so viele Leute betrogen hatte, 'mal einen »Kopf« nicht kriegte. –

Ludwigs Gedanken waren indes schon bei ganz andern Dingen. Er zog eine Barte unter dem Kittel hervor, that einen Hieb in die Luft und fragte Hanfrieder, ob er auch einen Maibaum nötig hätte?

Hanfrieder scherzte, sein Schatz nähme lieber eine Tracht dürrer Reiser als einen grünen Maien.

In dem Eulenhorst auf der Höhe, durch den unser Weg führte, hatte Ludwig sich am Sonntage bereits einen Maibaum ausgesucht, wie er schöner in keinem Holze der Welt wäre. Und der müsse 171 morgen früh vor der Thür seiner Herzliebsten stehen.

Der Eulenhorst bildete den Grenzknoten der Gemarkungen von Hilgenthal, Volkerswalde und Brackenstein.

Aus dem Volkerswalder Gehölze drang plötzlich ein heller Juchzer; darauf hörten wir es auch aus Hilgenthaler und Brackensteiner Gebieten aufjauchzen. Da konnte sich auch unser Mühlbursche nicht mehr halten; er sprang, schwang die Barte um sich und stieß ein »Juch!« und »Juhu!« über das andere aus. Das war der machtvolle Ausbruch der Liebesfreude. Damals konnte man noch jauchzen, weil man die Maibäume nicht zu stehlen brauchte. Heute wird man in der Pfingstnacht gewiß niemand jauchzen hören. –

Endlich ging der Mond auf, und in vollem Glanze standen die weißen Birken da. Ein leises Zittern und Flüstern ging durch ihre Zweige. War es Wonne – war es Angst?

Ein seltsamer Zauber berührte mich, und statt schleunigst aufzubrechen und von dannen zu ziehen, liefen wir mit Ludwig Hagenfried eine Strecke in das Birkenholz hinein; doch verloren wir nur soviel Zeit, als eben nötig war, um zwei Arme voll schöner Maibüsche zu erlangen. 172

Diese Zweige banden wir auf unsern Mehlsack – und fort ging's in unaufhaltsamem Laufe.

Als wir aus dem Holze kamen, stand unser Vater vor uns. Diese Freude!

Kurz vor Mitternacht hielten wir vor der Lindenhütte. Unsre Mutter schob das Fenster auf, steckte den Kopf heraus und fragte mit beklommener Stimme: »Kinder, seid ihr da?« Wir jauchzten der Mutter zu, und da wußte sie, daß alles gut war.

Als der Lindenhüttenhahn zum erstenmale mit den Flügeln klatschte und seinen Weckruf ertönen ließ, trug unsere Mutter bereits den ersten Pfingstkuchen ins Stübchen. Als der Hahn zum zweitenmale krähte, kam auch unser Vater mit einem Kuchen herein. Und als der Hahn zum drittenmale krähte, hüpfte auch Bruder Hanfrieder mit einem Kuchen über die Schwelle. Und als der Hahn nun fortkrähte, rieb sich der Vater lachend die Hände und sagte: »Hör' auf, Hahnemann, und lüg' den Leuten nichts vor! Mehr als drei Kuchen sind's nicht geworden!«

»Aber auch drei Staatskuchen«! versicherte die Mutter freudestrahlenden Gesichts. »So 173 wundervoll ist mir das Kuchenbacken nie geraten. So schön hoch und so schön locker – nein, wahrhaftig, so wundervoll ist mir das Kuchenbacken nie geraten.« 174


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