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Fünfunddreißigstes Kapitel.

Die Waffe hier wird einen Feldherrn schrecken,
Trotz seiner Siege und in seinem Zelt.
Den Fürsten auf dem Thron, den Kirchenfürsten
Wird sie, wie heilig auch sein Amt, erreichen
Und treffen, ständ' er auch an dem Altar.

Altes Schauspiel.

Von dieser Zeit an bekam Alles eine neue Thätigkeit am Hofe und beim Heere des Herzogs von Burgund. Man sammelte Geld, man hob Soldaten aus, und wartete nur auf bestimmte Nachrichten über die Bewegung der Eidgenossen, um den Feldzug zu beginnen. Obgleich jedoch Karl dem äußeren Anschein nach so thätig war als je, meinten doch die, welche sich in seiner unmittelbaren Umgebung befanden, er entwickle nicht mehr denselben gesunden Verstand oder die Schärfe des Urtheils, die sie vor den Unfällen an ihm bewundert hatten. Er war noch Anfällen von mürrischer Schwermuth unterworfen, wie sie Saul heimsuchten, und gerieth in furchtbares Rasen, wenn man ihn aus derselben wecken wollte. Sogar der Graf von Oxford schien die Gewalt verloren zu haben, welche er früher über ihn ausgeübt. Karl zeigte sich im Allgemeinen dankbar und gütig gegen ihn, fühlte sich aber doch augenscheinlich gedemüthigt, wenn er sich erinnerte, daß ein Fremder seinen unmächtigen und gedrückten Zustand mit angesehen hatte; auch fürchtete er so sehr, man möchte vermuthen, der Graf von Oxford leite seine Plane, daß er oft den Rath desselben blos verwarf, um seine geistige Unabhängigkeit zu erweisen.

In diesen wunderlichen Launen wurde er noch durch Campo-Basso befestigt. Dieser schlaue Verräther sah, daß sich die Macht seines Herrn ihrem Untergang zuneigte, und beschloß, als Hebel dabei zu dienen, um sich Ansprüche auf einen Theil der Beute zu verschaffen. Er betrachtete Oxford als einen der besten Freunde und geschicktesten Rathgeber, die dem Herzog anhingen; er glaubte in den Blicken desselben zu lesen, daß der Graf seine verrätherische Absicht durchschaut habe, und darum haßte und fürchtete er ihn. Vielleicht, um selbst in seinen eigenen Augen die abscheuliche Treulosigkeit zu beschönigen, mit der er sich trug, stellte er sich daneben, als wäre er gegen den Herzog außerordentlich böse, wegen der Bestrafung einiger Plünderer aus seinen italienischen Banden. Er glaubte, dieselbe sei auf Oxfords Rath verhängt worden, und vermuthete, dieser habe die Maßregel in der Hoffnung unterstützt, es werde sich herausstellen, daß die Italiener nicht blos für ihre, sondern auch für Rechnung ihres Befehlshabers geplündert. Ueberzeugt, daß Oxford feindliche Gesinnungen gegen ihn hege, würde Campo-Basso schnell Mittel gefunden haben, Jenen aus dem Wege zu räumen, wenn es Oxford nicht selbst für klug erachtet hätte, einige Vorsicht zu beobachten; und die Herren von Flandern und Burgund, die ihm aus denselben Gründen zugethan waren, aus denen ihn der Italiener verabscheute, wachten über seine Sicherheit mit einer Sorgfalt, von welcher er selbst nichts wußte, welche aber die Erhaltung seines Lebens möglich machte.

Es war nicht wahrscheinlich, daß Ferrand von Lothringen seinen Sieg lange unbenutzt lassen würde; aber die Schweizer Eidgenossen, welche seine Hauptmacht bildeten, bestanden darauf, daß die ersten Unternehmungen in Sawoien und im Waadtlande stattfinden müßten, wo die Burgunder viele Besatzungen liegen hatten. Diese konnten nicht so leicht oder schnell zur Uebergabe gebracht werden, wenn sie auch keinen Entsatz erhielten. Da überdieß die Schweizer, wie die meisten Soldaten jener Zeit, welche ihre eigene Heimath vertheidigten, aus einer Art von Landwehr bestanden, so kehrten nach dem Siege die Meisten von ihnen heim, um ihre Ernte einzubringen und ihre Beute an sicheren Orten niederzulegen. Dieses verhinderte Ferrand, der mit allem Eifer eines jungen Ritters an Verfolgung seines Sieges hing, vor dem Monat December 1476 eine vorrückende Bewegung zu machen. Unterdessen wurden die Truppen des Herzogs von Burgund, um das Land einigermaßen von seiner Last zu erleichtern, an verschiedenen Orten seines Gebiets untergebracht, und Alles aufgeboten, um die neu Ausgehobenen für den Krieg einzuüben. Der Herzog würde, wenn man ihn sich selbst überlassen hätte, den Kampf beschleunigt, seine Macht wieder gesammelt und sich auf das Schweizergebiet geworfen haben; aber obschon er bei der Erinnerung an Granson und Murten schäumte, war doch das Andenken an diese Unfälle noch zu neu, um einen solchen Feldzugsplan zu gestatten. So vergingen Wochen, und man war schon weit im December, als eines Morgens, während der Herzog bei einer Berathung saß, Campo-Basso plötzlich eintrat. Seine von außerordentlicher Freude belebte Miene bildete einen seltsamen Abstand gegen das kalte, regelmäßige und feine Lächeln, mit welchem er gewöhnlich seine größte Freude ausdrückte. »Guantes,« sagte er, »Guantes (ein Trinkgeld) für meine gute Nachricht, wenn's Euer Gnaden beliebt.«

»Was ist uns für ein Glück zu Theil geworden?« fragte der Herzog, »ich glaubte, es habe den Weg zu unserer Thüre vergessen.«

»Es ist aber doch wieder zurückgekehrt – mit Euer Gnaden Erlaubniß – und sein Füllhorn ist voll der köstlichsten Gaben; es ist gekommen, seine Früchte, seine Blumen, seine Schätze auf das Haupt des Fürsten auszuschütten, der in ganz Europa am würdigsten ist, sie zu empfangen.«

»Der Sinn von dem Allem?« sagte der Herzog Karl, »Räthsel sind für Kinder.«

»Der einfältige, junge Tollkopf Ferrand, der sich von Lothringen nennt, ist aus den Bergen hervorgebrochen an der Spitze eines unordentlichen Haufens von Taugenichtsen, wie er selbst; und was meint Ihr – ha, ha, ha! sie überschwemmen Lothringen und haben Nancy eingenommen – ha, ha, ha!«

»Meiner Treu', Herr Graf,« versetzte Contay, erstaunt über die lustige Laune, mit welcher der Italiener einen so ernsthaften Gegenstand behandelte, »ich habe selten einen Narren lustiger über einen schlechteren Spaß lachen gehört, als Ihr, ein verständiger Mann, über den Verlust der ersten Stadt in der Provinz lacht, um die wir kämpfen.«

»Ich lache,« erwiderte Campo-Basso, »mitten in den Lanzen, wie mein Streitroß – ha, ha! – bei Trompetenschall wiehert. Ich lache auch über die Vernichtung des Feindes und die Theilung der Beute, wie die Adler ihre Freude über ihren Antheil am Raube ausschreien; ich lache« – –

»Ihr lacht,« sagte der Herr von Contay mit steigender Ungeduld, »wenn Ihr die Freude für Euch allein habt, wie Ihr nach unseren Verlusten bei Granson und Murten gelacht habt.«

»Still, Herr!« rief der Herzog. »Der Graf von Campo-Basso hat die Sache so angesehen, wie ich. Der junge, irrende Ritter wagt es, aus dem Schutz seiner Berge hervorzutreten, und des Himmels Fluch treffe mich, wenn ich den Schwur nicht halte, daß das nächste Schlachtfeld, auf dem wir uns treffen, einen von uns Beiden todt erblicken soll. Es ist jetzt die letzte Woche im alten Jahr, und vor dem Dreikönigstag werden wir sehen, ob er oder ich die Bohne im Kuchen findet. – Zu den Waffen meine Herren; laßt augenblicklich unser Lager abbrechen und unsere Truppen gegen Lothringen vorrücken. Schickt die italienische und albanische leichte Reiterei voraus und die Stratioten, um die Gegend zu säubern – Oxford, du wirst in diesem Feldzug die Waffen tragen, nicht wahr?«

»Gewiß,« entgegnete der Graf. »Ich esse das Brod Eurer Hoheit; und wenn die Feinde einbrechen, so verlangt meine Ehre, daß ich für Euer Gnaden fechte, wie wenn ich Euer geborner Unterthan wäre. Mit Eurer Gnaden Erlaubniß werde ich einen Herold mit einem Briefe an meinen alten, freundlichen Wirth, den Landammann von Unterwalden absenden, und ihn mit meiner Absicht bekannt machen.«

Der Herzog gab bereitwillig seine Zustimmung dazu; der Herold wurde also abgeschickt und kam in wenigen Stunden zurück, so nahe standen sich die Armeen. Er brachte einen Brief von dem Landammann, worin dieser in höflichem und sogar gütigem Tone sein Bedauern darüber aussprach, daß Umstände eingetreten wären, welche ihn zwängen, mit den Waffen in der Hand seinem Gast gegenüber zu treten, gegen den er eine so hohe persönliche Achtung hege. Derselbe Bote hatte auch Grüße von der Familie Biedermann an ihren Freund Arthur und einen besonderen Brief zu überbringen, der an diesen gerichtet war, und also lautete:

»Rudolph Donnerhügel wünscht sehr dem jungen Kaufmann Arthur Philipson eine Gelegenheit zu Beendigung des Handels zu verschaffen, welcher zwischen ihnen in dem Schloßhof zu Geierstein unabgemacht blieb. Er trägt um so größeres Verlangen darnach, als er weiß, daß der genannte Arthur ihm eine Beleidigung zugefügt und ihm die Zuneigung eines gewissen Mädchens von Stande geraubt hat, für welche er, Philipson, nichts ist und nichts werden kann, als ein gewöhnlicher Bekannter. Rudolph Donnerhügel wird Arthur Philipson zu wissen thun, wann sie unter angemessenen und gleichen Verhältnissen auf neutralem Grund zusammentreffen können. Unterdessen wird er bei Scharmützeln so oft als möglich in den ersten Reihen zu finden sein.«

Des jungen Mannes Herz schlug heftig, als er die Ausforderung las. Der gereizte Ton derselben zeigte den Gemüthszustand des Schreibers, und bewies deutlich, daß Rudolphs Plan in Bezug auf Anna von Geierstein gescheitert war; die Zuschrift verrieth auch, daß er den Verdacht hegte, Anna möchte ihre Neigung dem jungen Fremden zugewandt haben. Arthur fand Mittel, eine Erwiderung an den Schweizer abgehen zu lassen, in welcher er ihn versicherte, mit wie vielem Vergnügen er seinen Befehlen entgegensähe, wäre es nun vor der Linie oder wo es sonst Rudolph gut däuchte.

Die Armeen kamen einander unterdessen ganz nahe, und die leichten Truppen geriethen manchmal in's Handgemenge. Die Stratioten aus dem Gebiet von Venedig, eine Art von Reiterei, die der türkischen glich, versahen damals bei dem burgundischen Heere den Dienst von solcher, und hätten sich dazu vortrefflich geeignet, wenn auf ihre Treue zu zählen gewesen wäre. Der Graf von Oxford bemerkte, daß diese Leute, welche unter Campo-Basso's Befehl standen, immer die Nachricht zurückbrachten, der Feind sei in großer Unordnung und in völligem Rückzug. Ueberdieß erhielt man durch sie die Mittheilung, daß sich verschiedene Personen nach Nancy geflüchtet hätten, gegen welche der Herzog von Burgund einen besonderen Haß unterhielt, und die er vor Andern in die Hände zu bekommen wünschte. Dieses vermehrte um Vieles den Eifer des Herzogs, den Platz wieder zu erobern, und es war unmöglich, seine Hitze zu bemeistern, als er erfuhr, daß Ferrand und dessen Verbündete bei der Kunde von seiner Ankunft einen Ort nahe bei der Stadt, St. Nikolas genannt, besetzt hätten. Der größere Theil der burgundischen Räthe sowohl als der Graf von Oxford widersetzten sich seinem Plan, eine feste Stadt zu belagern, so lange ein furchtbarer Feind nahe genug stände, um sie zu entsetzen. Sie stellten dem Herzog die geringe Anzahl seiner Truppen, die Strenge der Jahreszeit und die Schwierigkeit vor, Lebensmittel beizuschaffen; sie drangen in den Herzog, nachdem er eine Bewegung gemacht, wodurch der Feind zum Rückzuge genöthigt worden wäre, sollte er jedes entscheidende Einschreiten bis zum Frühling verschieben. Zuerst suchte Karl diese Gründe zu bestreiten und zu widerlegen; als ihn aber seine Räthe daran erinnerten, daß er sich und seine Armee in dieselbe Lage bringe, wie bei Granson und Murten, wurde er wüthend, der Schaum trat ihm vor den Mund, und er antwortete blos mit Flüchen und Verwünschungen, daß er vor dem Dreikönigstag Meister von Nancy sein wollte.

Demzufolge setzte sich das burgundische Heer vor Nancy in einer starken Stellung fest, welche durch das Bette eines Flusses geschützt und von dreißig Kanonen unter Colvins Leitung gedeckt war.

Nachdem er durch diese Anordnung des Feldzugs seinen Eigensinn befriedigt, schien der Herzog dem Andringen seiner Räthe etwas mehr nachzugeben und für seine persönliche Sicherheit zu sorgen. Er gestattete dem Grafen von Oxford und seinem Sohn nebst zwei oder drei seiner Hausbeamten, lauter Leuten von geprüfter Treue, in seinem Zelt zu schlafen, ohne daß man deßhalb die gewöhnliche Wache verminderte.

Es fehlten noch drei Tage bis Weihnachten, als der Herzog sich vor Nancy lagerte, und gerade an diesem Abend entstand ein Lärm, der die Furcht für seine persönliche Sicherheit zu rechtfertigen schien. Es war um Mitternacht, und Alles im herzoglichen Zelte war zur Ruhe gegangen, als das Geschrei: »Verrath! Verrath!« sich erhob. Der Graf von Oxford zog sein Schwert, ergriff ein neben ihm brennendes Licht, stürzte in des Herzogs Gemach und fand ihn in der Mitte desselben ganz nackt, aber mit dem Degen in der Hand, dastehen. Er hieb so wüthend um sich, daß der Graf Mühe hatte, seinen Streichen zu entgehen. Auch die Diener eilten herbei mit gezogenen Wehren und die Mäntel um den linken Arm gewickelt. Als der Herzog sich etwas beruhigt hatte und sich von Freunden umgeben sah, erzählte er ihnen in der lebhaftesten Erregung, daß die Diener des geheimen Gerichts aller getroffenen Vorsichtsmaßregeln und der Wachen ungeachtet, Mittel gefunden hatten, in sein Zimmer einzudringen. Von ihnen wäre er unter Androhung der härtesten Strafen aufgefordert worden, in der Christnacht vor der heiligen Vehme zu erscheinen.

Die Umstehenden hörten diesen Bericht mit Erstaunen an, und Einige von ihnen wußten nicht, ob sie die Sache als Wirklichkeit oder als Erzeugniß der reizbaren Einbildungskraft des Herzogs betrachten sollten. Aber die Ladung fand sich auf dem Nachttisch des Herzogs, nach der Vorschrift auf Pergament geschrieben, mit drei Kreuzen unterzeichnet und mit einem Messer auf den Tisch befestigt. Auch ein Holzsplitter war aus dem Tisch gehauen. Oxford las die Aufforderung mit Aufmerksamkeit. Sie benannte wie gewöhnlich einen Platz, wohin der Herzog unbewaffnet und ohne Begleitung zu kommen beschieden war, und von dem aus er dann, wie die Schrift besagte, an den Sitz des Gerichts geleitet werden sollte.

Karl gab, nachdem er den Zettel eine Zeitlang betrachtet, seinen Gedanken Worte.

»Ich weiß, aus welchem Köcher dieser Pfeil herrührt,« sagte er. »Er ist von einem entarteten Edelmann abgeschossen, einem abtrünnigen Priester und dem Genossen von Hexenmeistern, Albert von Geierstein. Wir haben gehört, daß er unter dem bunten Haufen von Mördern und Geächteten steckt, die der Enkel des alten Geigers in der Provence um sich versammelt hat. Aber beim heiligen Georg von Burgund! Weder Mönchskappe noch Soldatenhelm oder Verschwörersmütze werden ihn retten nach einer Beleidigung, wie diese. Ich will ihn der Ritterwürde entsetzen und an den höchsten Thurm in Nancy hängen lassen. Seiner Tochter soll die Wahl bleiben, zwischen dem gemeinsten Troßknecht in meiner Armee und dem Kloster der Büßerinnen.«

»Welches auch Eure Plane sein mögen, gnädiger Herr,« sagte Contay, »so wäre es gewiß besser, Schweigen zu beobachten. Denn wir können aus diesem letzten Vorfall abnehmen, daß mehr Leute zuhören, als wir wissen.«

Der Herzog wurde über diese Andeutung betroffen, und schwieg oder murmelte doch blos Flüche und Drohungen zwischen den Zähnen, während die genauesten Nachforschungen nach dem angestellt wurden, der in sein Schlafgemach eingedrungen war. Aber sie blieben umsonst.

Der Herzog setzte sein Suchen fort, denn er war gereizt über eine Kühnheit, die alle Gränzen dessen überschritt, was bisher die geheimen Gesellschaften gewagt. So viel und so große Furcht sie auch einflößten, nie war noch ein Versuch von ihnen gemacht worden, einem Fürsten zu Leibe zu gehen. Eine zuverlässige Abtheilung Burgunder ward beordert, in der Christnacht die in der Ladung bezeichnete Stelle (die Vereinigung von vier Kreuzwegen) zu bewachen, und Alle gefangen zu nehmen, die sie daselbst treffen würden und ergreifen konnten. Der Herzog schrieb immer den erlittenen Schimpf Albert von Geierstein zu. Man setzte einen Preis auf seinen Kopf, und Campo-Basso, der jede Gelegenheit ergriff, um seinem Herrn zu schmeicheln, versprach, daß seine Italiener, die in dergleichen Geschäften hinreichende Erfahrung besäßen, den straffälligen Freiherrn todt oder lebendig liefern würden. Colvin, Contay und Andere lachten insgeheim über die Zusagen des Italieners.

»So schlau er ist, wird er doch eher den wilden Geier aus den Wolken herunterlocken, als Albert von Geierstein in seine Gewalt bekommen,« sagte Colvin.

Arthur, welchen die Worte des Herzogs um Anna von Geierstein und ihretwegen auch um ihren Vater nicht wenig besorgt gemacht hatten, athmete freier, als er seine Drohungen so leicht aufgenommen sah.

Es war am zweiten Tage nach diesem Lärm, als Oxford das Lager Ferrands von Lothringen zu besichtigen wünschte, denn er hegte einige Zweifel an der Genauigkeit der Berichte über die Stärke und Stellung desselben. Er erhielt die Zusage des Herzogs zu diesem Vorhaben, und dieser machte ihm und seinem Sohn dabei zwei herrliche Pferde von großer Kraft und Schnelligkeit zum Geschenk, welche er selber sehr hoch schätzte.

Sobald des Herzogs Wille dem italienischen Grafen mitgetheilt wurde, äußerte er die größte Freude darüber, daß ihm der Beistand von Oxfords Alter und Erfahrung bei einer solchen Rekognoscirung zu Theil werden sollte, und wählte etwa hundert auserlesene Stratioten aus, die er, wie er sagte, schon vor der Nase der Schweizer zu Scharmützeln ausgesendet hätte. Der Graf zeigte sich sehr zufrieden mit der raschen Art, in der die Leute ihre Pflicht erfüllten und einige Abtheilungen der Reiterei Ferrands vor sich hertrieben und zerstreuten. Am Eingange eines etwas abschüssigen Thales erklärte Campo-Basso dem Engländer, daß sie sich eine vollständige Uebersicht von der Stellung des Feindes verschaffen könnten, wenn sie bis an's andere Ende desselben zu gelangen vermöchten. Zwei oder drei Stratioten ritten voran, um den Engpaß zu untersuchen, kehrten zurück und besprachen sich mit ihrem Führer in der Landessprache. Dieser behauptete, der Durchgang sei sicher, und lud den Grafen von Oxford ein, ihn zu begleiten. Sie durchzogen also das Thal, ohne einen Feind zu erblicken, und als sie auf eine Ebene, den von Campo-Basso angedeuteten Ort, gelangten, sah Arthur, der sich bei den Stratioten und nicht bei seinem Vater befand, wirklich in der Entfernung einer Viertelstunde das Lager des Herzogs Ferrand; aber ein Trupp Reiter sprengte in diesem Augenblick aus demselben hervor und ritt eilig gegen die Thalmündung zu, aus der sie eben hervorgekommen waren. Er stand im Begriffe sein Roß zu drehen und davon zu reiten, da er aber die große Schnelligkeit des Thieres kannte, glaubte er es wagen und einen Augenblick halten bleiben zu können, um sich das Lager genauer zu betrachten. Die Stratioten in seiner Begleitung warteten seinen Befehl zum Rückzug nicht ab, sondern eilten fort, wie es ihre Pflicht war, wenn sie von einer überlegenen Macht angegriffen wurden.

Unterdessen wurde Arthur gewahr, daß der Ritter, welcher der Anführer der heranrückenden Schaar zu sein schien, auf einem gewaltigen Roß saß, unter dem der Boden zitterte. Derselbe führte den Bären von Bern auf dem Schild, und hatte das Ansehen und die ungeheure Gestalt Rudolph Donnerhügels. Als der Reiter seinen Trupp halten ließ, die Lanze einlegte und langsamen Schritts allein auf ihn zukam, wie um ihm Zeit zu seinen Vorbereitungen zu lassen, überzeugte sich Arthur, daß er wirklich den Schweizer vor sich hatte. In einem solchen Augenblick eine Ausforderung anzunehmen, war gefährlich, aber sie zurückzuweisen, wäre schimpflich gewesen. Arthurs Blut kochte bei der Vorstellung, einen unverschämten Nebenbuhler zu züchtigen; es freute ihn in's Geheim, daß ihr Zusammentreffen zu Pferde ihm einen Vortheil über den Schweizer verschaffte, denn er selbst war vollkommen bekannt mit dem Verfahren bei Turnieren, und konnte vermuthen, daß Rudolph weniger erfahren darin sein würde.

Sie rannten, nach dem Ausdruck der Zeit, mannhaft unter'm Schilde gegen einander. Die Lanze des Schweizers streifte den Helm des Engländers, gegen welchen sie gerichtet war, während Arthur mit seinem Speer auf die Mitte vom Leibe des Gegners zielte. Der Stoß war so richtig geführt und wurde von der vollen Kraft des Anlaufs so gut unterstützt, daß er nicht nur den am Halse des unglücklichen Kriegers herabhängenden Schild, sondern auch noch eine Brustplatte und ein Panzerhemd durchbohrte, welches derselbe darunter anhatte. Die Stahlspitze der Waffe ging dem Ritter sodann durch den ganzen Leib, und wurde blos durch das Rückenstück des Reiters aufgehalten, der köpflings vom Pferde stürzte, als hätte ihn der Blitz getroffen. Donnerhügel wälzte sich noch zwei- oder dreimal auf dem Boden herum, riß mit den Händen die Erde auf und lag sodann da, ein entseelter Leichnam.

Nun entstand ein Geschrei der Wuth und des Schmerzes unter den Gewappneten, deren Reihen Rudolph einen Augenblick zuvor verlassen, und Mehrere unter ihnen senkten die Lanzen, ihn zu rächen. Aber Ferrand von Lothringen, der selber zugegen war, befahl, den siegreichen Kämpen gefangen zu nehmen, ihm jedoch kein Leid zuzufügen. Dieser Befehl wurde vollzogen, denn Arthur hatte nicht Zeit, sich zur Flucht zu wenden, und Widerstand wäre Unsinn gewesen.

Als man ihn vor Ferrand führte, hob er das Visir und sagte: »Ist es recht, gnädiger Herr, einen Ritter zum Gefangenen zu machen, weil er gegen einen Mann, der ihn gefordert, seine Pflicht gethan hat?«

»Beklaget Euch nicht, Herr Arthur von Oxford,« entgegnete Ferrand, »ehe Euch Unrecht geschieht – Ihr seid frei, Herr Ritter. Euer Vater und Ihr waret meiner königlichen Tante Margarethe ergeben, und wenn sie schon feindliche Gesinnungen gegen mich hegte, so lasse ich doch Eurer Treue gegen sie Gerechtigkeit widerfahren. Aus Achtung vor ihrem Andenken, die ihr Erbe verloren hatte, wie ich selbst, und meinem Großvater zu Liebe, der, wie ich glaube, Etwas auf Euch hielt, gebe ich Euch die Freiheit. Aber ich muß auch für Eure Sicherheit während Euerer Rückkehr in das burgundische Lager sorgen. Auf dieser Seite des Berges sind ehrliche und aufrichtige Leute, aber auf der andern gibt es Verräther und Mörder. – Ihr, Herr Graf, werdet, denk' ich, unseren Gefangenen gerne außer Gefahr sehen.«

Der Ritter, an welchen Ferrand diese Wort richtete, ein großer, stattlicher Mann, setzte sich in Bewegung, um Arthur zu begleiten, während dieser gegen den jungen Herzog von Lothringen die Empfindungen aussprach, welche das ritterliche Benehmen desselben in ihm erregte. »Lebt wohl, Herr Arthur von Vere,« sprach Ferrand. »Ihr habt einen wackeren Kämpen getödtet, und mir den nützlichsten und anhänglichsten Freund. Aber die Sache ging offen und ehrlich von Statten, mit gleichen Waffen und vor der Linie; das Unglück kam über den, der zuerst die Fehde begann.« Arthur verbeugte sich bis zum Sattelknopf. Ferrand erwiderte den Gruß und so schieden sie von einander.

Arthur und sein neuer Gefährte waren eine kurze Strecke aufwärts geritten, als der Fremde also anfing: –

»Wir sind schon einmal Reisegenossen gewesen, junger Mann, doch Ihr erinnert Euch meiner nicht mehr.«

Arthur wandte die Augen auf den Reiter, und als er bemerkte, daß der Kamm, welcher den Helm schmückte, die Gestalt eines Geiers hatte, fingen sonderbare Vermuthungen an, in seinem Kopfe aufzusteigen. Sie bestätigten sich, als der Ritter den Helm öffnete, und die düsteren und strengen Züge des Priesters von der St. Paulskirche sichtbar wurden.

»Graf Albert von Geierstein!« rief Arthur.

»Derselbe,« versetzte der Graf, »obgleich Ihr ihn in anderem Gewand und Kopfputz gesehen habt. Aber die Tyrannei treibt alle Männer in die Waffen, und so habe auch ich sie mit Erlaubniß und auf Befehl meiner Oberen wieder aufgenommen, nachdem ich sie lange bei Seite gelegt hatte. Ein Krieg gegen Grausamkeit und Unterdrückung ist heilig, wie der, welcher in Palästina geführt wird und in welchem auch Priester Waffen tragen.«

»Mein Herr Graf,« sagte Arthur mit Wärme, »ich kann Euch nicht früh genug bitten, zu der Schaar Ferrands von Lothringen zurückzukehren. Hier seid ihr in Gefahr, und weder Stärke noch Muth kann Euch Etwas nützen. Der Herzog hat einen Preis auf Euern Kopf gesetzt; und die Gegend zwischen hier und Nancy wird von Stratioten und leichten italienischen Reitern durchschwärmt.«

»Ich spotte ihrer,« antwortete der Graf. »Ich habe nicht so lange in den Stürmen der Welt, unter Ränken im Krieg und Frieden gelebt, um von so gemeinen Händen zu fallen – überdieß seid Ihr ja bei mir, und ich habe so eben gesehen, daß Ihr Euch wie ein Edelmann zu betragen versteht.«

»Für Eure Vertheidigung, gnädiger Herr,« erwiderte Arthur, der bedachte, daß sein Gefährte der Vater Anna's von Geierstein war, »würde ich mein Bestes versuchen.«

»Was, junger Mensch!« versetzte der Graf Albert mit spöttischem Ernst, wie er seinem Gesicht eigen war; »wolltet Ihr den Feind des Herrn, unter dessen Fahnen Ihr dienet, gegen seine gemietheten Söldner unterstützen?«

Arthur gerieth etwas außer Fassung über die Deutung, welche man dem bereitwilligsten Anerbieten seines Beistandes gab, und für welches er wenigstens Dank erwartet hatte; aber er sammelte sich augenblicklich wieder, und erwiderte: »Mein Herr Graf Albert, es hat Euch beliebt, Euch selbst der Gefahr auszusetzen und mich vor den Anhängern Eurer Sache zu schützen – ich bin gleichfalls verpflichtet, Euch gegen die von unserer Seite zu vertheidigen.«

»Das ist gut geantwortet,« sagte der Graf; – »aber ich denke, es ist dabei der kleine blinde Schelm im Spiele, von welchem die Minnesänger und Minstrels sprechen, und seiner Fürsprache habe ich vielleicht den großen Eifer meines Beschützers zu verdanken.«

Er ließ Arthur, der in nicht geringe Verlegenheit gerieth, keine Zeit zu einer Antwort, sondern fuhr fort: »Hört mich an, junger Mann – Eure Lanze hat heute der Schweiz, den Bernern und dem Herzog Ferrand ein großes Unheil zugefügt, Ihr habt ihnen den tapfersten Kämpen erschlagen. Aber für mich ist der Tod Rudolph Donnerhügels ein willkommenes Ereigniß. Wißt, je mehr man seiner Dienste bedurfte, mit desto größerer Zudringlichkeit verlangte er die Verwendung des Herzogs Ferrand bei mir, um sich die Hand meiner Tochter zu verschaffen. Und der Herzog selbst, der Sohn einer Prinzessin, erröthete nicht, zu fordern, ich sollte die Letzte meines Hauses – denn meines Bruders Familie besteht aus entarteten Zwittern – einem anmaßenden jungen Mann überlassen, dessen Oheim im Hause meines Schwiegervaters diente. Sie rühmen sich zwar einiger Verwandtschaft, aber ich glaube, diese war nicht rechtmäßiger Weise entstanden, obgleich Rudolph nicht ermangelte, sich darauf zu berufen, weil sie seine Absichten begünstigte.«

»Gewiß,« sagte Arthur, »war eine Verbindung bei der Ungleichheit in Bezug auf die Geburt und in jeder anderen Rücksicht zu widernatürlich, als daß davon die Rede werden konnte.«

»So lange ich lebe,« versetzte Graf Albert, »hätte eine solche Heirath nie vollzogen werden dürfen, und wenn ich die Braut sowohl als den Bräutigam hätte erdolchen und so mein Haus vor Entehrung bewahren müssen. Aber wenn ich – dessen Tage, dessen Stunden gezählt sind – nicht mehr sein werde, wer hätte dann einen kecken Freier abhalten sollen, trotz des Widerstandes und der Bedenklichkeiten eines allein stehenden Mädchens sein Ziel zu erreichen, da ihn die Gunst des Herzogs Ferrand unterstützte, der allgemeine Beifall seines Vaterlandes und vielleicht auch eine unglückliche Vorliebe meines Bruders Arnold?«

»Rudolph ist todt,« sprach Arthur, »möge ihm der Himmel seine Sünden vergeben! Wäre er aber noch am Leben, und setzte er seine Werbung um Anna von Geierstein fort, so würde er finden, daß er erst einen Kampf auszufechten hätte« – –

»Welcher jetzt entschieden ist,« antwortete der Graf Albert. »Nun, gebt wohl Acht, Arthur von Vere. Meine Tochter hat mir gesagt, was zwischen Euch und ihr vorgegangen ist. Eure Gesinnungen und Euer Betragen sind des edlen Hauses würdig, von dem Ihr abstammet, und ich weiß wohl, daß es unter die erlauchtesten in Europa gehört. Ihr habt freilich Euer Erbe eingebüßt, aber das ist auch mit Anna von Geierstein der Fall, und es wird ihr nur der Antheil von ihrer väterlichen Hinterlassenschaft bleiben, welchen ihr mein Bruder zuweist. Wenn Ihr mit ihr theilen wollt bis zu besseren Tagen – immer vorausgesetzt, daß Euer Vater seine Einwilligung dazu gibt (denn mein Kind soll sich in keine Familie gegen den Willen des Hauptes derselben eindrängen), so weiß meine Tochter, daß ihr meine Zustimmung und mein Segen zu ihrem Vorhaben nicht fehlt. Auch mein Bruder soll meinen Willen erfahren. Er wird meine Absicht billigen; denn wenn er schon gegen alle Gedanken an Ehre und Ritterthum abgestorben ist, so hat er doch noch Sinn für natürliche Gefühle, er liebt seine Nichte und ist Euer und Eures Vaters Freund. Was sagt Ihr dazu, junger Mann, wollt Ihr eine bettelarme Gräfin nehmen und mit ihr durch's Leben gehen? Ich glaube – ja, ich sage voraus (denn ich stehe so nahe am Rande des Grabes, daß ich einen Blick über dasselbe hinauswerfen zu können glaube), es wird ein Tag kommen, an welchem die Kronen derer von Vere und Geierstein von Neuem erglänzen, wenn ich schon lange mein dunkles und bewegtes Leben geendigt habe.«

Arthur warf sich vom Pferde, ergriff die Hand des Grafen Albert und war im Begriff, sich in Worte des Dankes zu ergießen; aber der Graf bestand darauf, daß er schweige.

»Wir werden uns jetzt trennen,« sagte er. »Die Zeit ist kurz, der Ort gefährlich. Ihr seid für mich, aufrichtig gesprochen, weniger als Nichts. Hätte nur ein einziger der vielen ehrgeizigen Entwürfe, die ich verfolgte, mich zum Ziele geführt, so wäre der Sohn eines verbannten Grafen nicht der Eidam gewesen, den ich gewählt haben würde. Steht auf und setzt Euch wieder zu Pferde – der Dank ist unangenehm, wenn man ihn nicht verdient hat.«

Arthur erhob sich, stieg auf und suchte dem Grafen sein Entzücken in einer Weise verständlich zu machen, welche demselben weniger gleichgültig wäre. Er malte aus, wie seine Liebe zu Anna und die Sorge für ihr Glück seine Erkenntlichkeit gegen ihren Vater beweisen sollte; und als er wahrnahm, daß der Graf mit einigem Wohlgefallen auf die Schilderung ihres künftigen Lebens horchte, konnte er den Ausruf nicht zurückhalten: – »Und Ihr, gnädiger Herr – der Schöpfer alles dieses Glücks, wollt Ihr nicht der Zeuge und Theilnehmer desselben sein? Glaubt mir, wir werden streben, Euch die harten Schläge vergessen zu machen, welche Euch das Schicksal zugetheilt; und sollte ein Strahl eines günstigen Geschicks uns bescheinen, so wird es uns um so willkommener sein, wenn Ihr es mit uns theilet.«

»Laßt die Thorheiten!« erwiderte der Graf Albert von Geierstein. »Ich weiß, meine letzte Stunde ist nahe. – Hört und zittert. – Der Herzog von Burgund ist zum Tode verurtheilt, und die geheimen und unsichtbaren Richter, die im Verborgenen richten und rächen, wie die Gottheit, haben Strick und Dolch in meine Hände gelegt.«

»O! werft von Euch diese schmählichen Zeichen!« rief Arthur mit Begeisterung; »sie mögen Schlächter und gemeine Meuchelmörder suchen, um ein solch' Geschäft zu verrichten, und nicht den edeln Herrn von Geierstein damit beschimpfen.«

»Still, thörichter Knabe!« gab der Graf zur Antwort. »Der Eid, den ich geschworen, ist höher als dieser bewölkte Himmel, und tiefer gewurzelt als jene fernen Gebirge. Glaubt nicht, meine That sei die eines Meuchelmörders, obgleich eine solche durch des Herzogs eigenes Beispiel gerechtfertigt wäre. Ich sende keine Miethlinge, wie die niederträchtigen Stratioten, um ihm nach dem Leben zu trachten, ohne mein eigenes der Gefahr auszusetzen. Ich lasse seiner Tochter – die an seinen Verbrechen unschuldig ist – nicht die Wahl, eine schimpfliche Heirath einzugehen oder auf entehrende Weise der Welt zu entsagen. Nein, Arthur von Vere, ich suche Karl auf mit der Entschlossenheit eines Mannes, der sich gewissem Tode bloßstellt, um seinem Gegner das Leben zu nehmen.«

»Ich bitte Euch, sprecht nicht weiter davon,« sagte Arthur in großer Angst. »Bedenkt, ich diene für den Augenblick dem Fürsten, den Ihr bedroht.« – –

»Und Ihr seid verpflichtet,« unterbrach ihn der Graf, »ihm mitzutheilen, was ich Euch sage. Ich wünsche, daß Ihr es thut; und obgleich er schon eine Ladung des Gerichts unberücksichtigt gelassen hat, bin ich doch erfreut über eine Gelegenheit, mit der ich ihm selbst eine Ausforderung zugehen lassen kann. Sagt Karl von Burgund, daß er Albert von Geierstein beleidigt hat. Wer an seiner Ehre angegriffen wird, setzt keinen Werth mehr auf das Leben, und die Verachtung desselben macht ihn zum Herrn des Daseins seines Gegners. Rathet ihm, er soll sich wohl vor mir in Acht nehmen, denn Albert von Geierstein ist ein Meineidiger, wenn Karl im nächsten Jahre zweimal die Sonne über den fernen Alpen aufgehen sieht. – Und nun macht, daß Ihr fortkommt; ich sehe eine Truppenabtheilung unter burgundischer Fahne herannahen. Sie wird Euch Sicherheit gewähren, könnte aber die meine gefährden, wenn ich länger bleibe.«

Mit diesen Worten wandte der Graf von Geierstein sein Pferd und ritt davon.



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