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20. April.

Die schönen Tage gehen zu Ende, bald ist alles vorüber, und ich mag machen, was ich will, alle meine einsamen Traumstündchen enden mit Thränen, ich weiß selbst nicht, weshalb.

Ich setze mich auf meinen Diwan wie sonst, ich denke an die nämlichen Sachen wie sonst, aber über was ich gestern noch so lustig gelacht habe, daß ich den Kopf in die Kissen steckte, damit niemand es hörte, das macht mich heute traurig. Wieder lege ich zwar mein Gesicht in die Kissen, aber wenn ich nachher mit der Hand darüberstreife, ist der Stoff feucht, und dann erst weiß ich, daß ich geweint habe.

Was für eine abscheuliche Scene die Tante uns gemacht hat, und wie mir es das Herz zusammenschnürte! Ich hatte solche Angst, Graf Peter könnte böse werden.

Glücklicherweise hat der Doktor alles wieder ins Geleise gebracht, aber mein Patient ist seither ein bißchen verändert, zurückhaltend, ernsthaft und vielleicht trägt er es mir doch ein wenig nach, und das thäte mir so leid.

Nur noch eine Woche bleibt er hier. Du lieber Gott, ich habe nie gedacht, daß er so geschwind gesund werden könnte; es ging furchtbar schnell. Das heißt, nicht die Krankheit ist mir zu kurz, nur sein Hiersein. Ich dachte mir immer, er würde viel länger in Erlan bleiben und auch … ich habe eben nie geglaubt, daß es so ausgehen würde. Jetzt weiß ich das Ende: Niemand kümmert sich um Colette, einmal zur Thür hinaus, wird er nicht mehr an sie denken und sie wird wieder allein sein, viel einsamer noch als bisher, denn es ist ja auch viel dunkler in einem Raume, der erleuchtet war und aus dem man die Lichter wegnimmt.

Ganz im innersten Herzenswinkel ist immer noch ein eigensinniges Fünkchen thörichter Hoffnung. Was und worauf ich hoffe? Ich kann es nicht sagen, aber ein feines Stimmchen sagt, daß ich noch gerächt werden werde. Ach, aber wann? Am Ende überhaupt nicht hienieden.

Herr von Civreuse ahnt zum mindesten nichts von all diesen Gedanken; in seiner Nähe bin ich so heiter wie er, und das kostet mich nicht einmal besondre Anstrengung. Ach, in dem Zimmer ist mir ja so wohl! Das übrige erfahren nur die beiden Vertrauten, mein Kissen und mein Heft – wenn ersteres alles weiß, wird's zum Trocknen an den Kamin gelegt und dann kommt das zweite an die Reihe, dessen Rand auch etwas zu erzählen weiß, denn ganz in Gedanken schreibe und male ich immer wieder zwei Buchstaben darauf, immer die nämlichen, bald verschlungen, bald einzeln, und vorhin habe ich sogar seinen ganzen Namen auf meine linke Hand geschrieben, auf jeden Fingernagel einen Buchstaben und auf den letzten, auf den vom Daumen zwei.

Das hat drollig ausgesehen, und erst habe ich lachen müssen, dann ist wieder so eine dumme, jetzt alleweil auf der Lauer liegende Thräne drauf gefallen, und die Tinte hat sich verwischt – so verwischt sich ja alles!

Zeichnung: E. Bayard

»In die Rinde habe ich mit meinem kleinen Dolch den Namen eingeschnitten.«

Gestern habe ich meine Lieblingsbuchstaben dauernder eingeschrieben. Ich bin in den Park gelaufen, ganz bis ans Ende, bis zu der großen Tanne, unter der ich so viel geträumt habe und auf die ich letzten Sommer oft geklettert bin, um nach dem »Abenteuer« auszuschauen, in deren Rinde habe ich mit meinem kleinen Dolche den Namen eingeschnitten. Auf andre Art kann man einem Baume nicht wohl anvertrauen, wie's einem zu Mute ist, und doch sollte er es wissen.

Als ich nach Hause kam, fielen mein nasses Kleid und die schmutzigen Stiefel meinem Kranken auf.

»Sie waren ausgegangen?« hat er gefragt.

»Ja, ich habe einen kleinen Gang gemacht,« sagte ich.

Wenn er wüßte, was für einen!

 ,

Graf Peter an Jacques.

»Mein Freund, Du bist ein Dummkopf!

»Weshalb mir dieser klassische Briefanfang, den vor dreihundert Jahren Heinrich IV. seinem treuen Sully schrieb, heute ins Gedächtnis und in die Feder kommt? Ohne Zweifel, weil eine Aehnlichkeit vorhanden und Du in diesem Punkte wenigstens jener Krone aller Minister gleichst!

»Ernstlich gesprochen, Jacques, diesmal hat mich Dein Brief in Harnisch gejagt! Meiner Treu'! Ich dächte doch, über die Jahre der Thorheit hinaus zu sein; ich weiß, was ich fühle und was ich will, und Deine Scherze haben keine Spur von gesundem Menschenverstand.

»Mein Puls ist in Ordnung, mein Kopf frei, mein Herz kühl und fröhlich, was Du auch behaupten magst, und bei meinen Befreiungsplänen für das Burgfräulein steckt auch absolut kein Hintergedanke.

»›Dich in Dinge mischen, die dich nichts angehen,‹ sagst Du, ›dir eine Unzahl von Plackereien und Scherereien auf den Hals ziehen, dir möglicherweise von einem Notar sagen lassen, du möchtest deine Nase nicht in fremder Leute Angelegenheiten stecken, und das alles für ein Wesen, das dir vollkommen gleichgültig sein soll? Lieber Freund, das klingt mehr als unwahrscheinlich, und du kannst mir um so weniger zumuten, an deine Selbstlosigkeit zu glauben, als ich von dir weiß, daß sie jung und hübsch ist. Weg mit den Redensarten: gib es zu, erkläre dich und heirate sie, das ist doch wahrhaftig das einfachste.‹

»Mein armer Jacques, Du willst die Entschlüsse vom Baume schlagen, wie man Nüsse herunterschlägt; was Dir das ›Einfachste‹ scheint, wäre in meinen Augen eine Heldenthat und Du verstehst Dich ganz und gar nicht auf die Sache.

»Ich will diese Befreiungsthat doch nicht als Geschäft, nicht um eines Lohnes willen betreiben; ich kämpfe um die Ehre, aus Liebe zur Kunst, wie ein alter Ritter, und Du wirst zugeben müssen, daß, wenn die Paladine von weiland, die ihren schützenden Arm über ›Witwen und Waisen‹ breiteten, sich verpflichtet gefühlt hätten, jegliche Gefangene, die sie befreiten, zu heiraten, jeder von ihnen in den Besitz eines Harems gelangt wäre und die Moral mit dieser ganzen schönen Einrichtung in einem halben Jahre hätte aufräumen müssen.

»Bedenke doch, daß ich meine abenteuerliche Fahrt erst unternehme, und laß meinen ritterlichen Degen nicht schon auf der ersten Station zum häuslichen Bratspieß herabsinken. Die edle Klinge hüpft in der Scheide beim Gedanken an die Thaten, die sie noch verrichten soll, und haßt nichts mehr als müßiges Hängen in häuslichem Frieden.

»Wenn Du übrigens in dem Blondkopfe einen so kampfeswerten Preis siehst, weshalb kommst Du nicht, ihn für Dich zu erringen? Im Vertrauen gesagt, Fräulein Colette liebt Dich schon. Sie hat mir selbst gesagt, daß Sie das fühle, und hätte ich nicht immer Angst vor Deinen dummen Streichen, so würde ich Dich längst von ihren wohlwollenden Gesinnungen in Kenntnis gesetzt haben. Jetzt hast Du einen Wink erhalten, spute Dich, und ich werde Dich in Schloß Erlan einführen!

»Damit wollen wir aber die Sache abgethan sein lassen, ich bitte Dich darum, sie verstimmt mich. Ich habe kaum mehr eine ganze Woche hier auszuhalten, mache Du nicht, daß ich dem vortrefflichen Doktor mein Wort breche und mich eher aus dem Staube mache! Einen Streit vom Zaune zu brechen, kann doch auch nicht Deine Absicht sein, und so laß mich mit Deinen gefühlvollen Weissagungen in Ruhe!

»Daß eine noch erregbare Einbildungskraft, ein weniger abgenutztes Herz und ein Kopf voll blühender Illusionen hier ruhig geblieben wären, will ich nicht behaupten. Dieser seltsame Rahmen, die merkwürdige Vertraulichkeit, das Alleinsein und diese Augen!

»Es ist nicht meine Schuld, daß ich nicht zwanzig Jahre alt bin, Jacques, aber morgen werden es neun Jahre, daß ich es nicht mehr bin, und es gibt zwei Dinge, die nie wiederkehren: Jugend und Illusionen. Wenn Du mir die wieder geben kannst – bei meiner enttäuschten, ernüchterten Seele, ich falle Dir zu Füßen!

»Die letzten Tage verfließen uns recht angenehm; Fräulein von Erlan ist heiterer als je, und man muß und kann sich ihr gegenüber keinen Zwang auferlegen.

»Unter uns gesagt – Dir kann ich's ja gestehen – setzen mich diese vortreffliche Laune und volle Ruhe etwas in Erstaunen. Ich bin kein Geck und kein siegestrunkener Narr und ich überschätze mich gewiß nicht; aber ein klein bißchen Herzklopfen wäre ich am Ende doch wert, wenigstens erinnere ich mich einer Zeit, in der ich in dieser Richtung ausgezeichnet worden bin; offenbar ist man eben in Paris anspruchsloser als in Erlan.

»Uebrigens merke Dir, daß ich sehr entzückt darüber bin; der gegenteilige Fall hätte mich in Verlegenheit gesetzt, betrübt, mit Gewissensbissen belästigt, und ich erwähne die Thatsache nur, weil es mir eben erwähnenswert scheint, daß ein junges Mädchen, das mutterseelenallein, auf sich selbst angewiesen dahinlebt und der eines schönen Tages urplötzlich in Gestalt eines jungen, leidlich aussehenden Mannes ihr erster Roman vom Himmel fällt, denselben so auffaßt. Du wirst mir zugeben, daß dies auffallend ist, und wir können mit andrem Gerümpel auch die Fabel von der Leichtentzündbarkeit junger Mädchenherzen getrost über Bord werfen. Ich bin übrigens sehr geneigt, anzunehmen, daß bei Fräulein von Erlan ihr Uebermaß an Lebhaftigkeit als Sicherheitsventil für ihr Gemüt dient, und daß diese fortgesetzten Kraft- und Lebensäußerungen nach außen ihren Gedanken eine große Ruhe erhalten und ihrem Herzen sogar ein bißchen Dürre verleihen, was sich überdies auch aus ihrer freude- und liebearmen Kindheit zur Genüge erklären ließe.

»Wie dem auch sei, für beide Teile ist es am besten, so wie es ist, und wir verschönern uns die letzten Nachmittage durch die edle Kunst des Damspieles.

»Auch dieses in der Regel höchst friedliche Spiel erhält bei uns durch Gewitter Leben und Bewegung, denn Fräulein Colette liebt es durchaus nicht, geschlagen zu werden, und ich meinerseits habe nach den ersten Lektionen, wo ich ihre Anfängerschaft schonend behandelt habe, wieder meine gewohnte Spielweise aufgenommen und bin unter sechs Spielen fünfmal Sieger.

»Ihre Geduld, die gerade nicht von der unerschöpflichen Sorte ist, reißt unter diesen Umständen unfehlbar und sie bekommt Wutanfälle wie eine kleine Katze. Erst wird sie rot, dann runzelt sie die Stirn, klopft nervös auf den Tisch und schließlich, wenn sie ihre Lage ganz verzweifelt findet, wirft sie mit einem raschen Handgriff das ganze Spiel über den Haufen.

Zeichnung: E. Bayard

»Ich lehne mich dann würdevoll in meine Kissen zurück und versenke mich in Betrachtung der Balkendecke, bis sie ihre Fassung wieder erlangt hat, was meist nicht sehr lange auf sich warten läßt. Sie setzt alsbald die Steine wieder auf, schiebt mir das Brett hin und murmelt halblaut: ›Diesmal war's auch gar zu schlimm!‹

»Ueberzeugt, daß hierdurch alles erklärt und entschuldigt ist, streckt sie mir ihre kleinen Fäuste hin und wir ziehen, wer anfangen soll, worauf das Spiel ungefähr in derselben Weise wieder verläuft.

»Einmal wie das andre mache ich ihr den Vorschlag, einfach die Steine zu wechseln, was sie einmal wie das andre mit einem Ausdruck gekränkter Würde ablehnt, da sie offenbar dieses Glücksspiel mit den Händen viel angemessener und zweckentsprechender findet, und beim Beginn jeder Partie dringt sie leidenschaftlich in mich, sie doch ja nicht zu schonen und als ernsthaften Gegner zu behandeln.

Zeichnung: E. Bayard

»Ich, sklavisch an Verträgen hängend, gehorche, und fünf Minuten darauf stampft sie mit den allerdings zierlichen Füßen – das ist ja logisch!

»Eben vorhin hat es einen kleinen Kampf gegeben. Ich sah, wie sie sich festrannte, und so leid es mir that, war ich in der Lage, ihr zweimal hintereinander mit einem Steine vier Opfer entreißen zu müssen. Du kannst Dir denken, in welcher Gemütsverfassung sie war; ihre Zähne bohrten sich tief in die Unterlippe, daß kein Blutstropfen mehr darin zu sehen war, und mit dem hilflosen Blicke eines ungeschickten Schwimmers, der plötzlich den Boden unter den Füßen verliert, übersah sie ihre allerdings nicht sehr hoffnungsvolle Lage.

»Irgend eine fürchterliche Katastrophe voraussehend, zog ich schon vorsichtig den Finger zurück, als die Sache auf einmal eine ganz andre, höchst unerwartete Wendung nahm. Ihr Blick leuchtete plötzlich auf, die gequälte Lippe wurde aus ihrer drückenden Lage befreit, und den Finger nach einem beliebigen Steine ausstreckend, fing sie an, denselben in schräger Linie ganz energisch vorzuschieben, wobei allerdings meine Truppen etwas aus Reih und Glied kamen, ohne daß sie jedoch das beabsichtigt hätte oder heftig geworden wäre. Nicht der geringste Zug in ihrem Gesicht verriet, daß sie sich einer widerrechtlichen Handlung bewußt war; an dem Punkte angelangt, den sie sich zum Ziele gesetzt hatte, hielt sie inne und sagte mit dem vollkommensten Ernst: ›An Ihnen!‹

»›An mir? Ja, aber was machen Sie denn?‹ fragte ich.

»›Ich?‹ erwiderte sie mit köstlichem Selbstbewußtsein. ›Ich habe den Stein als Dame genommen. Wenn ich so fortspielen wollte, müßte ich ja verlieren, deshalb bin ich in der andern Richtung gefahren.‹

»Dieselbe kühne Verachtung aller Grenzen und Schranken auf jedem Gebiete und diese blindlings dem Impulse gehorchende Natur wären in einem Indianerstamme nicht übel am Platze – ich sehe sie vor mir unter einem Zelte, Federn im Haar, blühende Lianen um die Schultern, in Sprüngen mit ihren wilden Ziegen wetteifern und von ihrem treuen, für sie begeisterten Volke ›Vogelsang‹ oder ›Fliegender Pfeil‹ genannt.

»Einstweilen spielt der ›Fliegende Pfeil‹ noch Burgfräulein und Hausfrau und thut sein Möglichstes, um mich zu zerstreuen.

»Seit acht Tagen stehe ich auf. Benediktas breite Schulter dient mir als Krücke, und ich komme glücklich in einen Lehnstuhl, der ans Fenster gerückt wird. Mein immer noch in der Maschine steckendes Bein nimmt auf einem kleineren Stuhle Platz, und ich lerne von hier aus unter Fräulein Colettes Leitung Schloß, Hof und alles Interessante, was sich dem Auge bietet, kennen.

»›Hier,‹ sagt sie zu mir, ›ist die Bibliothek, hier das Speisezimmer, dort die Kapelle und dort,‹ auf Trümmer weisend, ›waren die Salons, eine große salle des gardes, ein Betsaal und endlose Galerieen.‹

»Ruinen und Feststehendes, alles ist gleich schön; der Stil Ludwigs XIII. stellt sich hier in reichster Form mit seiner charakteristischen Mischung von Zierlichkeit und Strenge dar, und es finden sich einzelne Skulpturen, die mich in Entzücken versetzen und zu deren Besitz ich die Schloßherrin, die sie mit gewohnter Originalität beurteilt und schätzt, beglückwünscht habe.

»Wenn ich Dir noch erzähle, daß ich Fräulein Colettes dritte Liebe, ›Franzel‹, nun ebenfalls kennen gelernt habe, so wirst Du zugeben, daß alle Hoffnungen erfüllt sind und ich Erlan mit Ruhe verlassen kann.

»Es war ein herrlicher Tag gestern, trocken und heiter. Ein Fensterflügel war geöffnet und ich atmete die noch immer sehr frische, ziemlich scharfe Luft mit Wonne ein, als ich plötzlich meine junge Hüterin über den Hof gehen sah. Sie blickte herauf, winkte mir grüßend mit der Hand und lief auf eine Thür des Wirtschaftsgebäudes zu.

»›Ich will Ihnen Franzel zeigen,‹ rief sie herüber.

»Und einen Augenblick darauf erschien ein keuchendes, riesiges Tier, halb blind, mit hängendem Leibe, ungeheurem Widerrist, fürchterlich hoch und dünnbeinig, von gelblichweißer Farbe.

»Ohne sich an dieser ungewöhnlichen Häßlichkeit im geringsten zu stoßen, streichelte und hätschelte Fräulein Colette den alten Gaul zärtlich, sprach mit ihm und steckte ihm Brot und Zucker in solcher Menge und mit solcher Geschwindigkeit in das Maul, daß die alten Zähne nicht damit fertig werden konnten. Schließlich, als alles bewältigt war, rief sie mir zu: ›Sie geht noch ganz prächtig Trab; Sie sollen's gleich sehen.‹

»Sie warf dem Pferde eine Decke über, zerrte es an eine Steintreppe, schwang sich leicht wie eine Sylphide auf den breiten Rücken und brachte mit hellem Zurufe das Tier wirklich zum Traben. Allein bei jedem Pflastersteine stolperte es, der dicke Kopf wackelte vor Angst und das ganze Geschöpf ähnelte mit seinen dampfenden Nüstern jenem Tiere aus der Apokalypse, das, ich weiß nicht, was für einen Geist von dannen trägt.

»›Das ist ein halsbrecherisches Spiel,‹ rief ich der Reiterin zu.

»›Pah!‹ erwiderte sie. ›Wir kennen einander.‹

»Nach dem zehnten Rundgange glitt sie so rasch zur Erde, daß ich es anfangs für einen Sturz hielt, und dann wurde die Freundin unter ebenso zärtlichen Liebesbezeigungen, wie beim Herausführen, wieder in den Stall gebracht.

»Auf diese Art verkehrt sie mit den Tieren, und es ist eigentlich nicht zu verwundern, daß für die Menschen nicht viel Herz übrig bleibt.

»Höchst wahrscheinlich werde ich Dir nur vom Dorfe aus noch einmal schreiben. Ich habe im Sinne, mich noch ein paar Tage im dortigen Wirtshause aufzuhalten, um meinen Abschieds- und Dankbesuch im Schlosse zu machen, den Doktor aufzusuchen und Dir über meine nächsten Schritte Nachricht zu geben.

Zeichnung: E. Bayard

»Sie schwang sich leicht wie eine Sylphide auf den breiten Rücken des Pferdes.«

»Das Abenteuer ist zu Ende, wende das Blatt um. Was unser Wiedersehen betrifft, so wird es vermutlich in nicht allzu weiter Ferne liegen – ich habe nun so viele Schiffe versäumt, daß ich nicht übel Lust habe, noch eins ohne mich abdampfen zu lassen, um Dir in Deinem provinzialen Winkel die Hand zu drücken.«


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